Kettenspanner, eine Erklärungsbedürftige Anleitung
Ich habe einen Kettenspanner gekauft. Zu meiner Überraschung war ein Infoblatt/ Anleitung zum Einbau beigelegt.
Auszug: " Achtung !
1. Kettenspannergehäuse in Zylinderkurbelgehäuse einschrauben, Anzugsdrehmoment 15 Nm
2. Druckbolzen, Rasterfeder in das montierte Kettengehäuse schieben
3.Druckfeder und Verschlussmutter mit neuem Dichtring montieren, Anzugsdrehmoment 70 Nm"
Da diese Anleitung mit dem Hinweis " Achtung" versehen ist, muss ich annehmen, dass für den Hersteller von Bedeutung ist, die Hinweise zu befolgen.
Ich kann nicht die Sinnhaftigkeit des Vorgehens , insbesondere der Drehmoment-angaben erkennen.
Wenn ich das Kettenspannergehäuse zuerst mit 15 Nm einbaue und dann die Verschlussmutter mit 70 Nm anziehe, dreht sich spätestens das Kettenspannergehäse ab 15-20 Nm weiter. Am Ende sind beide Teile mit 70 Nm angezogen.
Die o.a. Vorgehensweise ist auch dadurch erschwert, dass für ein Drehmometschlüssel Einsatz kein Platz vorhanden ist. Es erscheint mir sinnvoller den Spanner an der Werkbank, mit 70 Nm zusammenbauen , dann erst in das Zylinderkopfgehäuse einschrauben und dann gut handfest festziehen.
Also, warum die " Achtung" ? Für mich nicht nachvollziehbar, oder habe ich etwas übersehen?
14 Antworten
S202 ist zu allgemein, um welchen Motor geht es?
Ich vermute, der Kettenspanner könnte eine Rückdrucksicherung haben, "Rasterfeder" deutet auf eine solche Funktion.
Wird der Spanner außerhalb des Motors zusammengebaut fehlt die Begrenzung durch den Gegendruck der Spannschiene und Kette, der Druckbolzen steht dann vollständig heraus.
Wenn eine Rückdrucksicherung (eine Art Ratsche) vorhanden ist kann der Druckbolzen nicht genügend zurückgeschoben werden. Ein mechanisch blockierter Druckbolzen beschädigt beim Eindrehen Spannschiene und Kette.
Wenn die Einzelteile in das bereits am Motor befindliche Gehäuse eingesetzt werden drückt die Feder den Druckbolzen nur bis zur Spannschiene und wird beim weiteren Anziehen mit korrektem Federdruck vorgespannt. Der Spanner stellt sich durch die Feder im Betrieb dem Verschleiß der Kette entsprechend nach, der Vorschub wird üblicherweise vom Öldruck unterstützt und Bewegungen gedämpft.
Mit einer Rückdrucksicherung wird schon ab Motorstart auch ohne Öldruck die Rückbewegung bei schlagender Kette begrenzt.
Gruß
Pendlerrad
vielen Dank für die Ausführliche Erklärung. Beinah hätte ich alles falsch gemacht!
Der Motor -> M 111 , Bujahr 1998 , c Klasse-122PS
Kettenspanner.> febi 01050 , SWAG 10 10 1400
Die Rückdrucksicherung ( Ratsche) kann ich nicht erkennen, ist sie im Druckbolzen integriert? Sonst sind keine Teile vorhanden, wo ich sie vermuten könnte.
In einem Internet-Angebot finde ich die Anleitung zum Febi-Spanner 01050 (kfzteile24)
Der Druckbolzen besteht aus einem gestuften Zylinder, am hinteren Ende liegt außen eine Ringfeder in einer breiten Nut. Die Nutbreite bestimmt den möglichen Verschiebeweg der Ringfeder. Ich vermute, dass im äußeren Gehäuse entsprechend zahnförmige Nuten eingearbeitet sind, so dass die Feder schrittweise nur zur Kette hin verschoben werden kann. Zum Zerlegen wird der Druckbolzen in Richtung Kette ganz herausgeschoben, nach der Montage des Gehäuses von außen wieder eingesetzt.
ABER:
Der Febi 01050 passt zu OE-Nummer A102 050..., der ist für den Motor 102.
Für den Motor 111 wäre es OE- Nr. A111 050 04 11, Febi 01382.
Gib doch bitte mal Deine FIN (Fahrgestellnummer) an.
Gruß
Pendlerrad
Hi Pendlerrad,
selten habe ich eine so gute und kompetente Erklärung erhalten. Ich glaube, ich kann jetzt die Arbeitsweise gut nachvollziehen und es freut mich, wieder etwas dazugelernt zu haben!
Gruß - Mussdochgehen
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welchen Motor hast Du? (FIN?)
Der Spanner für den M111 hat auch eine Rastenfeder, ist aber anders aufgebaut als der Spanner für den M102.
Zum Ausbau des Spanners muss die Kurbelwelle beim M111 auf 20° nach Zünd-OT erster Zylinder stehen. Markierung an Gradscheibe 20° nach OT und Spitzen der Einlassnocken erster Zylinder stehen schräg nach oben (durch Öleinfülldeckel sichtbar). In dieser Stellung ist das gezogene Kettentrum entspannt und die Kette springt ohne Spanner nicht über. Selbstverständlich darf der Motor ohne Spanner nicht verdreht werden.
Gruß
Pendlerrad
FIN -> WDB2020781F752361
Zulassung-> 05. 1998
Merkwürdig, der alte Kettenspanner und der Febi 01050 ( neu) sehen genau Identisch aus-
Ich bin jetzt ziemlich verunsichert.
"Zum Ausbau des Spanners muss die Kurbelwelle beim M111 auf 20° nach Zünd-OT erster Zylinder stehen."
Bevor ich den Alten ausgebaut habe, habe mich natürlich eingelesen . Es hieß immer 40° nach OT. War das jetzt ein Fehler, oder kann ich den Unterschied tolerieren.Da ich den Motor jetzt nicht mehr bewegen soll, hoffentlich steuere ich nicht auf eine Katastrophe zu.
Motor gemäß FIN ist definitiv 111.921. Kettenspanner soll A111 050 04 11 sein. (Febi 01382)
Bei diesem Kettenspanner gibt es hinten einen Deckel mit Dichtung, dieser enthält auch ein Kugelventil als Rücklaufsperre für das Motoröl aus dem Spanner.
In der Druckfeder sitzt ein zylindrischer Bolzen als Füllstück.
Der Druckbolzen hat nach meiner Kenntnis vorn noch einen eingeschobenen Zylinder mit Druckplatte, darin eine zweite Feder und ein weiteres Kugelventil. (Zeichnung aus MB-Werkstattunterlagen)
Nach den Bildern der Angebote von kfz24 sollte erkennbar sein, welchen Spanner Du tatsächlich in Händen hältst. Auf dem Bild zum Febi 01382 sieht man neben der Druckfeder das darin vorgesehene Füllstück und auch den Absatz zwischen Druckplatte und umgebenden Druckbolzen vorn kann man erkennen, an der Seite der Steuerkette sind es mit Gehäuse drei Teile.
Der Spanner für den M102 ist einfacher aufgebaut, zur Steuerkette hin sind nur das Gehäuse und der Druckbolzen sichtbar, hier nur zwei Teile.
Die Außengewinde zur Spannerbefestigung sind in der Länge so unterschiedlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Spanner für M102 (Febi 01050) beim M111 eingebaut sein kann.
Gruß
Pendlerrad
Was ich jetzt als gesichert festhalten kann.
Der Motor M 102 ist von 1980 bis 1996 verwendet worden,
M 111 ab 1996 bis 2002 ! Meiner ist 1998 zugelassen, also M 111 muss richtig sein .
Der Kettenspanner
alt wie neu hat keine OE-NR. eingestanzt bzw. irgendeine Markierung , eine OE Nr.: 01382 befindet sich nur auf der Rechnung und der Schachtel . In der Schachtel/Verpackung am Infoblatt steht aber die Bezeichnung febi 01050
Beide Kettenspanner, alt wie neu sehen vollkommen Identisch aus, alle Gewindemaße und Aufbau identisch.
Beide haben nur 2 Teile , auch der , der auf der Rechnung und Verpackung mit OE 01382 bezeichnet ist
Das würde bedeuten, ich habe einen A111 Motor, mit einem Kettenspanner mit 2 Teilen drinne und also nicht den benötigten 3 .Teiligen mit OE 01382?
Das Auto mit M111 Motor funktioniert seit 20 Jahren mit dem einfachen Kettenspanner( 2 teilig) für M102 Motoren.
Wie gesagt , beide Spanner, alt wie neu, jetzt angeliefert sind vollkommen identisch.
Damit ist die Konfusion perfekt.
Nach meinem Gefühl , wenn beide identisch sind, kann ich auch weiterhin den für M102 vorgesehenen benutzen. Wenn es 20 Jahre so funktionierte , kann der nicht ganz falsch gewesen sein.
PS: " In der Druckfeder sitzt ein zylindrischer Bolzen als Füllstück."
Einen zylindrischen Plastikstift ( 0,8X30 mm) haben beide in der Druckfeder
Du bist für mein Gefühl zu ungenau in den Betrachtungen und Deinen Aussagen.
Der Füllstift kann wohl 30 mm lang sein, aber er ist eher 8 mm dick. (0,8 wäre dann cm, funktioniert in der Maßangabe von Dir so nicht).
Die Bilder zeigen die Unterschiede und ich bin sicher, dass ein Spanner für 102 im 111 nicht funktioniert.
Moi Pendlerrad,
" zu ungenau" , ich tue mein Bestes. wenn die Fachkenntnisse so unterschiedlich sind , leidet darunter auch die Kommunikation. und die Vorstellungsfähigkeit , um manche Dinge sofort zu erkennen. Wenn ein Kenner der Materie
von einem Ventil spricht und mit dem Wort auch gleich die Funktion beschrieben wird, sehe ich zuerst nur einen Loch , ohne die genaue Funktion der Bohrung zu kennen.
" vorn kann man erkennen, an der Seite der Steuerkette sind es mit Gehäuse drei Teile."
Was wird Mitgezählt, nur das was man sieht? Eingebaut oder ausgebaut und zerlegt Es sind eigebaut nur 2 Teile, Kettenspannergehäuse und die Verschlussmutter.
Obwohl die Verschlussmutter nicht mitgeliefert wurde, sie erscheint auch nicht auf dem beigelegten Infoblatt und auch nicht auf dem , von dir eingestellten Bild Nr.2. ( Bild Nr.2 -> Febi 01382)
Der Füllstift,..............ja, ein Tippfehler, natürlich 8 mm !
Ich bitte um Nachsicht, ich habe so einen Kettenspanner das erste Mal in der Hand, ich brauche selbst ein wenig Zeit, um mich mit der Materie vertraut zu machen.
Auf jeden Fall, ich danke für deine Mühe und Geduld. Ich gehe jetzt davon aus, M 111 braucht den Febi 01382, Bild Nr. 2. Ist auch vorhanden, wird jetzt nach der Anleitung, eingebaut.
Ich habe allerdings die Kette auf 40° nach nach OT , statt 20°. Ist es so noch tolerierbar oder korrekturbedürftig?
Alles gut, ist doch schön, dass Du jetzt den Kettenspanner identifizieren konntest und einbauen kannst.
Kurbelwelle oder Nockenwellen ohne Kettenspanner nicht verdrehen, die Kette sitzt vermutlich korrekt.
Kettenspanner einbauen, Zündkerzen ausbauen und dann Motor an der Kurbelbelwelle in Betriebsrichtung langsam durchdrehen.
Wenn kein Ventil auf einen Kolben stößt kannst Du die Zündkerzen wieder einbauen und einen Startversuch machen.
Die Grundstellung der Nockenwellen lässt sich nur nach Abbau des Zylinderkopfdeckels prüfen.
Der Motor wird wieder auf 20° Kurbelwinkel nach Zünd-OT 1. Zylinder gestellt.
Die vorderen Lagerdeckel der Nockenwellen haben je eine horizontale Bohrung, von hinten lässt sich ein Passstift (zur Not runde Seite Spiralbohrer) einschieben. Passt es zunächst nicht, nicht rückwärtsdrehen sondern langsam vor.
Wenn schon am Loch vorbei knapp 2 Umdrehungen vorwärts (wieder über Zünd-OT 1. Zylinder hinweg) und mit dem Stift erfühlen, bei welchem Kurbelwinkel es passt
Durch Kettenlängung darf Einlass nur 20 bis 30°, Auslass 25 bis 35° nach OT haben. Falschmontage um einen Zahn versetzt die betroffene Nockenwelle(n) um 20°.
Gruß
Pendlerrad
Den M102 gab es nie in der C-Klasse. Das war beim Vierzylinder immer der M111.