Kettendurchhang und Federung. Mathegenies gefragt !

Um es mit Bodo Bach zu sagen: "Ich hätt' da mal gern a Problem:"

Ich habe jetzt mehrfach festgestellt, wie sehr sich der Durchhang (landläufig „Spannung“ genannt) einer Antriebskette verändert, wenn das Motorrad hinten einfedert, sprich, sich ein Brocken von meinem Kaliber drauf setzt.

Dass das daher rührt, dass Drehpunkt der Schwinge und Drehpunkt des Kettenritzels, also die Abtriebs- und die Schwingenachse auseinander liegen, ist mir klar.

Ich habe gerade eine 650er Enduro fertig- und deren Antriebskette eingestellt. Steht diese Enduro unbelastet auf dem Seitenständer und beträgt der Kettendurchhang etwa 40-50 mm (Differenz oberster und unterster Punkt) so ist die Kette straff, wenn ich die Sitzbank mit mehr als 100 Kilo belaste.

Ich frage daher die Mathegenies hier, wie man das erklärt bzw. auch berechnet. Ich war nie ein Mathegenie, aber irgendwie denke ich, dass die Distanz Abtriebs- Hinterachse am größten ist, wenn sich Abtriebs- Schwingen- und Hinterachse auf einer Linie befinden.

Das dürfte am ehesten im eingefederten Zustand der Fall sein.

Federt man den Hobel wieder aus, wandert die Hinterachse in einer Kreisbogenförmigen Bewegung aus dieser Flucht nach unten, wobei sich die Distanz Abtriebsachse zu Hinterachse verringert, oder liege ich da falsch ? Hat es auch etwas mit Größe von Ritzel und Kettenrad zu tun ? Aber die bleiben ja in allen Stellungen konstant...🙄

Ich denke, dass das minimale Werte sind, aber das müsste man doch errechnen können, wenn man die Distanz Abtriebsachse zur Schwingenachse und die von der SA zur HA hat. Die Länge der Tangente der Kreisbogenbewegung der HA beträgt fast 10 cm.

Andererseits benötigt man auch nur wenige mm am Kettenspanner um von 40 mm Spiel auf 70-80 zu kommen. Wenn die Kette der 650er bei Belastung ein Spiel von 30-40 mm hat, so ist der Durchhang in ausgefedertem Zustand schon fast dramatisch. 😰

Kann mir das jemand erklären, besser noch verklickern, wie man das berechnet ? 😕

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geil!

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Es ist wie immer eine Frage des "Quatschen wollens".

Japp. Deshalb sind wir hier.

Ich habe den ganzen Thread durchgelesen und hatte viel Spaß dabei. 🙂
Wie man den Kettendurchhang misst, steht in der Bedienngsanleitung. Wenn ich die nicht habe, rufe ich beim nächsten Händler an. Der sagt es mir. Will der mir nichts sagen, dann lehne ich die Karre an eine Wand, setze mich drauf und fühle mit dem Fuß, ob die Kette noch Durchhang hat. Vielleicht schaue ich vorher grob nach, wann Ritzel, Schwingenlager und Kettenrad auf einer Achse sind, um das besser einschätzen zu können.
Ich habe übrigens unter Anderem eine alte XT 250. Da habe ich den Durchhang auch so eingestellt.

Ich bin Ingeneur. Vielleicht einer mit einer praktischen Ader? Die Nockenwellenlager meiner Zephyr habe ich frei Nase mit der Ratsche angezogen. Der Motor hat inzwischen gute 150000 km runter.

Aber vielleicht habe ich auch ein verkehrtes Verhält nis zum Mopped. 😉

Zuweilen ist es hilfreich, mal nachzulesen, was der TE gefragt hat. Wenn also jemand tatsächlich den ganzen thread durchgelesen hat und dann mit praktischen Ratschlägen zum Ketten einstellen und Maße erfragen (die weiß ich ) kommt, hat er aber was falsch verstanden.
Ich habe nicht gefragt, wie man eine Kette richtig einstellt. Das muss mir keiner erklären. Auch wenn es sicher saukomisch aussieht, wie einer auf seinem an der Wand lehnenden Mopped hockt.
Ich stell mir das gerade bildlich vor.

Wer also aufmerksam gelesen hat, müsste bemerkt haben, dass mich das Verhältnis zwischen den wenigen mm, um die sich die Achsabstände ändern und dem sehr unterschiedlichen Durchhang interessiert hat. Und zwar nicht in der Praxis, das sieht jeder, der Augen im Kopf hat. Mich hat eben die mathematische Theorie interessiert. Sowas darf man doch mal fragen, wenn einen das interessiert ohne dass man gleich so angesehen wird, als wäre man zu doof eine Kette einzustellen. Das hat mit Interesse an Naturwissenschaften zu tun und nichts mit Schrauberei.

Und genau deshalb habe ich ganz gezielt die "Mathegenies" gefragt.

Die passende Antwort kam von shnoopix. Damit wärs das eigentlich gewesen. Das ist wie stille Post hier. Jeder baut noch was dran und bald wird mir einer eine Kette empfehlen, weil er glaubt, ich hätte danach gefragt oder stellt anhand des Schriftbildes fest, dass meine Kette verzogen und unterschiedlich gelängt ist. 🙄🙄🙄
Natürlich stelle ich den Durchhang meiner Kette am belasteten Mopped ein. Da in meiner Schrauberbude immer was los ist, habe ich keinen Mangel an geeigneten Kumpels, die mich unterstützen und dazu noch nie einen Hobel an die Wand gelehnt.

Für Schrauben an Motoren, seien es Lagerböcke, Kopfschrauben oder sonstige, besitze ich mehrere Drehmomentschlüssel. Ich habe nichts gegen Hobbybastler. Aber von solchen "pi mal Daumen" - Methoden halte ich wenig. Bei einer Zefe mag das gut gehen. Bei großen Einzylindern - Stichwort "doohickey" - wirds gefährlich.

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Zitat:

Original geschrieben von Zottelc4


...

Ich bin Ingeneur. Vielleicht einer mit einer praktischen Ader? Die Nockenwellenlager meiner Zephyr habe ich frei Nase mit der Ratsche angezogen. Der Motor hat inzwischen gute 150000 km runter.

...

Dem

Ingenieur

ist nix zu schwör 😉

P.S.: Irgendwie haben wir es noch nicht geschafft, die Lieblingsstreitthemen "ABS" und "SSP" hier unterzubringen. Das muss doch gehen 😉

Ich finde mathematische oder pysikalische Erklärungen immer ganz toll, können aber auch zu Behinderungen des Lebens führen:
Habe vor ein paar Jahren meinem Bruder ein Klavier bis an die unterste Treppenstufe, einer in Vaals bei Aachen gelegenen WG mit einem Kumpel zusammen, angeliefert! Die Wg liegt wie gesagt in der ersten Etage und mein Bruder holte damals 6 weitere stattliche männliche Mitbewohner aus ihren Zimmern um uns beim Tragen über die freistehende in zwei 90 Grad Winkeln verlaufende Treppe in die erste Etage zu helfen.
Als dann alle versammelt waren, fing das Elend an! Angefangen vom Satz des Pythagoras über Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel und "geht ja garnicht" wurde eine Zigarettenlänge meinerseits herumdiskutiert! Als ich dann die Faxen dicke hatte kam die Order von mir......Klavier anheben....und es stand tatsächlich eine Minute später in dem Zimmer meines Bruders auf seinem Platz! 😉
Ergo der ganzen Angelegenheit.: Das Genie und der Praktiker.....ein unschlagbares Team.......😁

Hi Six!

Labern ist nunmal angenehmer und leichter als Klaviere😉

Eine Formel aber korrekt in der harten Wirklichkeit anzuwenden, ist geistige
(und manchmal körperliche) Knochenarbeit.

Lohnt sich meist erst bei mehrfacher Anwendung an verschiedenen Objekten.

Wie gut eine Formel ist, erweist sich erst im Feldversuch.

Aber hat man dann eine gefunden, die funzt und anwendbar ist, ist die Freude umso grösser.

Das ist mit simplem Herunterladen von App's absolut nicht vergleichbar!

@Moppedsammer
Das war nicht auf Dich bezogen. Ich hatte einfach Spaß beim Lesen, kenne solche Threads, die gnadenlos ausufern und wollte auch etwas dazu beitragen. Und den Hinweis auf den Drehmomentschlüssel konnte ich mir nicht verkneifen, hat ja auch funktioniert. Schon bin ich der Hobbyschrauber. 😛😛

Nichts für ungut, war nur Spaß.

...obwohl ich die Schrauben tatsächlich so angezogen habe und recht gut weiß, was ich tue. 🙂

Können wir langsam dazu übergehen und den optimalen Kardandurchhang diskutieren.

Interessanterweise will meine Sozia nicht mehr auf Moppeds mit Kette aufsteigen. Da kommt also einem Kettenantrieb-Anschaffungsverbot gleich. Scheixxe.

Es hat einen Freund auf die Fresse gelegt als sich seine Kette ums Kettenblatt gewickelt hat.
Das hat sie nicht so gut verkraftet.
Das war aber nix mit falscher und meist zu hoher Spannung, sonder der Fachbetrieb hatte die Distanzhülsen vertauscht.

Da es hier grau und kalt ist und zudem für heute noch Eisregen angesagt wird , blieb ich zuhause und habe mal etwas genauer den Kettendurchhang in Abhängigkeit der Kettenlängung berechnet. Heraus kam eine kleine Exceltabelle zum Runterladen.
In dieser Tabelle muss man nur den Abstand Ritzel-Kettenrad (w) und die Kettenlängung eingeben.
Die Kettenlängung kann einerseits durch Dehnung der Kette im Laufe des Betriebs erfolgen oder eben "indirekt" durch das Einfedern der Schwinge. Durch das Einfedern verändert sich die Geometrie der umlaufenden Kette, wodurch sie rein vom notwendigen Umfang her "zu lang" wird. (Was ja hier bereits ausführlich behandelt wurde).

Es geht bei dieser Tabelle nur um das Anschaulich machen, dass kleine Längungen bereits relativ grosse Durchhänge verursachen. Eine Längung von lediglich 5 mm macht so schnell einen Durchhang von ca. 30 mm aus.
Ob das wirklich beim Einstellen hilft, lass ich mal dahingestellt 😉

Ist ganz einfach, wenn man die Formel kennt, aber deren Herleitung ist recht kompliziert und für nen Laien wohl nicht zu durchschauen.

Wie Du richtig erkannt hast, brauchst Du nur den Abstand von Aufliegepunkt der Kette an den Ritzeln zu wissen, Abstand der Achsen wäre ein Näherung, die bei dem riesigen Kettenrad viel zu grob wäre.
Tja, und dann musst Du nur die Kettenlänge zwischen diesen zwei "Befestigungspunkten" im Vergleich zum Luftlinieabstand dieser beiden Punkte kennen, tja, und dann muss Du eine komplizierte Formel wissen (aufgelöst ist die dann auch kurz und einfach, aber das Bücherl ist irgendwo im Keller und auswendig kenne ich die Formel nicht, findeste aber sicher bei Wikipedia, wenn die noch nicht pleite gegangen sind) ...
Und diese Formel wird das Ergebnis liefern, dass die Kette im Form einer Cosinus-Hyperbolicus Funktion (nicht "Diabolicus"😁, editiert , dasselbe Thema hatte ich bei sich unter Druck straffenden Bremsschläuchen schonmal angesprochen (hast wiedermal nicht aufgepasst oder mit dem Nachbarn geschwätzt, gell ? 😁), weswegen ABS bei langen Bremsschläuchen wie beim Mopped kaum sinnvoll schnell regeln kann), ist also bei weitem kein Kreissegment, nur bei ganz ganz flachen Durchhängen.
Falls Dich die Mathe dahinter interessiert, man nennt dies Variationsrechnung und (Euler-)-Lagrange-Formalismus, die Emmi Noether hat da auch mit rumgebastelt, also schon hunderte von Jahre alt, also nicht etwa moderne Forschung ... wuhahahaha, die mathe aus dem 16.jh von Gauß und Co. ist ja schon 99,999%  editiert

Das klassische Lehrbuchbeispiel Nummero Uno ist exakt der Kettendurchhang (die Kette ist ja nicht elastisch), oder auch die Skischanze für nen anderen klassischen Fall der Energieminimierung wofür, also für den Energiesatz in komplexen Fällen, dieser Formalismus ursprünglich entwickelt wurde, anno 1600selbisgmal oder gar noch früher.

Natürlich musst Du beim Mopped dann die zwei Durchhänge (uneingefedert minus eingefedert voneinander abziehen, um den uns interessierenden Durchhang zu erhalten ..., und für obere Kettenhälfte und untere Kettenhälfte wird jeweils was anderes rauskommen, weil die Aufliegepunkte unterschiedliche Abstände haben.

Aber wieso das ganze ? Ich hocke mich drauf und hopse bisserl drauf rum, und wenn die Kette dabei gerade eben nicht ganz "straff" wird, sollte es wohl "okää" sein.

editiert - ab sofort gibt es keine Verschwörung mehr auf MT

twindance/MT-Moderator

Vielen Dank für Deine Erklärungen. Ohne Dich hätte ich jetzt nicht gewusst, was ich da in Excel zusammengeschustert habe 🙄

...*Seufz* Lasst das Ding doch bitte nach unten durchsacken. Ist seit dem dritten oder vierten post abgevespert.

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