Ist Geiz beim Reifenkauf wirklich geil?
Hallo,
letzte Woche ließ ich auf mein Auto neue Reifen montieren. Dabei stand ich natürlich vor der Wahl, ob der "wir verschenken Reifen und zahlen noch was drauf" online-Discounter oder doch der "ich bin etwas teurer, aber du bist alle Sorgen los" Reifenhändler um die Ecke den Zuschlag erhalten sollte.
So verglich ich erstmal die Preise im Internet. In letzter Zeit machen ja wieder etliche Discounter und Werkstattketten Werbung im Fernsehen und so schaute ich bei premio, A.T.U., reifen.com und tirendo nach dem von mir gewünschten Reifen Goodyear Vector 4 Seasons in 155/70 R13. Bei diesen Asphalttrennscheiben hat man ohnehin noch den Vorteil, dass sich die Preisdifferenz zwischen Internet und Händler in Grenzen hält.
Folgende Preise wurden ermittelt:
premio: 52,00 Euro
A.T.U.: 51,21 Euro
reifen.com: 50,40 Euro
tirendo: 44,99 Euro
Vorteil bei premio, A.T.U. und reifen.com ist, dass diese direkte Werkstätten betreiben, wo man die Reifen montieren lassen kann. Bei tirendo wird dafür ein Servicepartner benötigt. Meist ist dieser Servicepartner sogar selbst der örtliche Reifenhändler, da hätte ich aber schon ein blödes Gefühl dabei, wenn dort nicht seine eigenen Reifen montiert werden. Ich denke sogar, dass premio den Zuschlag erhalten hätte, allein die nächste Filiale wäre mehr als 15 km weit weg gewesen.
Ich habe mich letztendlich doch für den Reifenhändler um die Ecke entschieden. Warum? Bei den Discountern fand ich nur die Reifenpreise, nicht jedoch den Komplettpreis mit Montage, wuchten, Altreifenentsorgung usw., auch diesen erfährt man nur vor Ort und teilweise werden dabei wohl extra Gebühren erhoben, die selbstverständlicher Bestandteil des Reifenwechsels sein sollten. Des weiteren liest man öfters "Probleme mit Discounter XY", "alte Reifen geliefert bekommen", "Reifen nicht lieferbar trotz grüner Anzeige im Shop" usw., tatsächlich hatte ich einige dieser Probleme auch schonmal (alte und nicht lieferbare Reifen).
Der Preis, den der Reifenhändler für selbigen Reifen aufrief, betrug 70,21 Euro. Also 20 Euro mehr pro Reifen, als beim Discounter. Allerdings sehe ich dort vier steuerzahlende Mitarbeiter und weiß, wo das Geld hingeht und dass die nicht mit 400 Euro im Monat abgespeist werden. Nebenbei war der Reifensatz direkt verfügbar. Montage wäre unverzüglich möglich gewesen, da ich aber ohnehin davon ausging, dass ein Termin benötigt wird, war ich ohne Auto hingegangen. Mir wurde eine Gesamtrechnung über 308 Euro vorgestellt, mit der ich einverstanden war. Am nächsten Tag dann Montagetermin, alles ging reibungslos, die Reifen hatten DOT 3611, alles bestens. Die Mitarbeiter alle freundlich und kompetent und nebenbei war sogar ein Gespräch darüber möglich, was die Truppe selbst von Reifendiscountern hält. Sie haben dann gesagt, dass das schon Konkurrenz ist und ein paar Kunden wegzieht, aber sie wissen eben auch, dass trotzdem noch viele Fahrer zu ihnen kommen, weil sie einfach sofort das komplette Paket bekommen, ganz stressfrei und ohne Probleme. Und dafür investieren viele halt doch ein paar Euro mehr.
Ich kaufe natürlich auch mal Elektronik bei Amazon oder mein Essen im Supermarkt, aber bei den Reifen gehört eben auch der Service dazu und da ist sparen vielleicht gar nicht so gut.
Ich würde es tatsächlich auch wieder so machen und beim nächsten mal zum Reifenhändler vor Ort gehen, auch wenn das erst in drei Jahren sein wird. Geiz ist eben nicht immer geil. Wie sind eure Meinungen zu diesem Thema?
Beste Antwort im Thema
Hallo,
letzte Woche ließ ich auf mein Auto neue Reifen montieren. Dabei stand ich natürlich vor der Wahl, ob der "wir verschenken Reifen und zahlen noch was drauf" online-Discounter oder doch der "ich bin etwas teurer, aber du bist alle Sorgen los" Reifenhändler um die Ecke den Zuschlag erhalten sollte.
So verglich ich erstmal die Preise im Internet. In letzter Zeit machen ja wieder etliche Discounter und Werkstattketten Werbung im Fernsehen und so schaute ich bei premio, A.T.U., reifen.com und tirendo nach dem von mir gewünschten Reifen Goodyear Vector 4 Seasons in 155/70 R13. Bei diesen Asphalttrennscheiben hat man ohnehin noch den Vorteil, dass sich die Preisdifferenz zwischen Internet und Händler in Grenzen hält.
Folgende Preise wurden ermittelt:
premio: 52,00 Euro
A.T.U.: 51,21 Euro
reifen.com: 50,40 Euro
tirendo: 44,99 Euro
Vorteil bei premio, A.T.U. und reifen.com ist, dass diese direkte Werkstätten betreiben, wo man die Reifen montieren lassen kann. Bei tirendo wird dafür ein Servicepartner benötigt. Meist ist dieser Servicepartner sogar selbst der örtliche Reifenhändler, da hätte ich aber schon ein blödes Gefühl dabei, wenn dort nicht seine eigenen Reifen montiert werden. Ich denke sogar, dass premio den Zuschlag erhalten hätte, allein die nächste Filiale wäre mehr als 15 km weit weg gewesen.
Ich habe mich letztendlich doch für den Reifenhändler um die Ecke entschieden. Warum? Bei den Discountern fand ich nur die Reifenpreise, nicht jedoch den Komplettpreis mit Montage, wuchten, Altreifenentsorgung usw., auch diesen erfährt man nur vor Ort und teilweise werden dabei wohl extra Gebühren erhoben, die selbstverständlicher Bestandteil des Reifenwechsels sein sollten. Des weiteren liest man öfters "Probleme mit Discounter XY", "alte Reifen geliefert bekommen", "Reifen nicht lieferbar trotz grüner Anzeige im Shop" usw., tatsächlich hatte ich einige dieser Probleme auch schonmal (alte und nicht lieferbare Reifen).
Der Preis, den der Reifenhändler für selbigen Reifen aufrief, betrug 70,21 Euro. Also 20 Euro mehr pro Reifen, als beim Discounter. Allerdings sehe ich dort vier steuerzahlende Mitarbeiter und weiß, wo das Geld hingeht und dass die nicht mit 400 Euro im Monat abgespeist werden. Nebenbei war der Reifensatz direkt verfügbar. Montage wäre unverzüglich möglich gewesen, da ich aber ohnehin davon ausging, dass ein Termin benötigt wird, war ich ohne Auto hingegangen. Mir wurde eine Gesamtrechnung über 308 Euro vorgestellt, mit der ich einverstanden war. Am nächsten Tag dann Montagetermin, alles ging reibungslos, die Reifen hatten DOT 3611, alles bestens. Die Mitarbeiter alle freundlich und kompetent und nebenbei war sogar ein Gespräch darüber möglich, was die Truppe selbst von Reifendiscountern hält. Sie haben dann gesagt, dass das schon Konkurrenz ist und ein paar Kunden wegzieht, aber sie wissen eben auch, dass trotzdem noch viele Fahrer zu ihnen kommen, weil sie einfach sofort das komplette Paket bekommen, ganz stressfrei und ohne Probleme. Und dafür investieren viele halt doch ein paar Euro mehr.
Ich kaufe natürlich auch mal Elektronik bei Amazon oder mein Essen im Supermarkt, aber bei den Reifen gehört eben auch der Service dazu und da ist sparen vielleicht gar nicht so gut.
Ich würde es tatsächlich auch wieder so machen und beim nächsten mal zum Reifenhändler vor Ort gehen, auch wenn das erst in drei Jahren sein wird. Geiz ist eben nicht immer geil. Wie sind eure Meinungen zu diesem Thema?
108 Antworten
touarech´s Rechenweg ist der Richtige: 100 € brutto = 80 € netto 20 € MwSt.
Das was Du gerechnet hast, nanimarc ist die Vorsteuer 😉
Die wird an den GH gezahlt die der dann ans FiAmt abführt die Differenz von 5 € führt dann der Händler ans FiAmt ab.
Touareschs Rechenweg war richtig (wenn man mal davon absieht, dass touaresch nur den deutschen MwSt-Satz von 19% angesetzt hat). Touaresch hat den Nettopreis ausgerechnet, den der Käufer bezahlt hat. Nanimarc kam von der anderen Seite und hat ausgerechnet, welchen Brutto-Einkaufspreis der Händler bezahlt hat. Der Brutto-EK des Händlers ist jedoch ohne Bedeutung, weil für den Händler die MwSt ja nur ein durchlaufender Posten ist: er bekommt sie vom Finanzamt erstattet.
Insofern war nanimarcs Rechnung mathematisch richtig, aber irrelevant. Bei der Ermittlung des effektiven Rohertrags, den der Händler macht, ist allein der Vergleich der Nettopreise angemessen. Die Mehrwertsteuer geht an das Finanzamt; davon hat der Händler nichts. Bis hierhin hast Du recht, Schorre28.
Rein mathematisch haben touaresch und nanimarc beide richtig gerechnet; falsch ist allein Deine Rechnung, Schorre28. Du gehst nämlich davon aus, dass, wenn man auf einen Betrag X 20% draufaddiert und vom Ergebnis wieder 20% abzieht, dann wieder X herauskommen würde. Das ist aber leider nicht der Fall (und eine der schwierigsten Herausforderungen den Schülerchen zu erklären, denen ich hobbymäßig zuweilen Mathe-Nachhilfe gebe). Touaresch hat dies richtig gemacht; nanimarc kam von der anderen Seite, so dass sich ihm dieses Problem gar nicht erst gestellt hat.
Du kannst also nicht den Brutto-Betrag nehmen, davon 20% abziehen und hoffen, dann beim Nettobetrag zu landen. Es funktioniert nur andersrum: Nettobetrag + 20% = Bruttobetrag.
Bei einem Bruttokaufpreis von 100 € und einem Mehrwertsteuersatz von 20% ist der richtige Nettopreis daher nicht 80 €, sondern 83,33 € (denn 83,33 € + 20% = 100 €).
Ausgehend vom Bruttopreis kannst Du den Nettopreis bei einem MwSt-Satz von 20% berechnen, indem Du den Bruttopreis durch 1,2 teilst. Warum das so ist führe ich jetzt aber nicht weiter aus, sonst wird das hier eine Mathematiklehrstunde.
Zitat:
Original geschrieben von DeathAndPain
Touareschs Rechenweg war richtig (wenn man mal davon absieht, dass touaresch nur den deutschen MwSt-Satz von 19% angesetzt hat). Touaresch hat den Nettopreis ausgerechnet, den der Käufer bezahlt hat. Nanimarc kam von der anderen Seite und hat ausgerechnet, welchen Brutto-Einkaufspreis der Händler bezahlt hat. Der Brutto-EK des Händlers ist jedoch ohne Bedeutung, weil für den Händler die MwSt ja nur ein durchlaufender Posten ist: er bekommt sie vom Finanzamt erstattet.Insofern war nanimarcs Rechnung mathematisch richtig, aber irrelevant. Bei der Ermittlung des effektiven Rohertrags, den der Händler macht, ist allein der Vergleich der Nettopreise angemessen. Die Mehrwertsteuer geht an das Finanzamt; davon hat der Händler nichts. Bis hierhin hast Du recht, Schorre28.
Rein mathematisch haben touaresch und nanimarc beide richtig gerechnet; falsch ist allein Deine Rechnung, Schorre28. Du gehst nämlich davon aus, dass, wenn man auf einen Betrag X 20% draufaddiert und vom Ergebnis wieder 20% abzieht, dann wieder X herauskommen würde. Das ist aber leider nicht der Fall (und eine der schwierigsten Herausforderungen den Schülerchen zu erklären, denen ich hobbymäßig zuweilen Mathe-Nachhilfe gebe). Touaresch hat dies richtig gemacht; nanimarc kam von der anderen Seite, so dass sich ihm dieses Problem gar nicht erst gestellt hat.
Du kannst also nicht den Brutto-Betrag nehmen, davon 20% abziehen und hoffen, dann beim Nettobetrag zu landen. Es funktioniert nur andersrum: Nettobetrag + 20% = Bruttobetrag.
Bei einem Bruttokaufpreis von 100 € und einem Mehrwertsteuersatz von 20% ist der richtige Nettopreis daher nicht 80 €, sondern 83,33 € (denn 83,33 € + 20% = 100 €).
Ausgehend vom Bruttopreis kannst Du den Nettopreis bei einem MwSt-Satz von 20% berechnen, indem Du den Bruttopreis durch 1,2 teilst. Warum das so ist führe ich jetzt aber nicht weiter aus, sonst wird das hier eine Mathematiklehrstunde.
Hallo,
Eine sehr interessante und auch noch witzige Antwort.
Die hat mir sehr gefallen.
Seelze 01
Zitat:
Original geschrieben von DeathAndPain
*loooooooooooool*
Jupp, hast recht. Keine Ahnung, warum ich x0,8 gerechnet habe, bei der dt. MwSt. geht das automatisch, dass ich /1,19 rechne. 😁
Ich schieb das mal auf die Uhrzeit 😉