Ist ABS gefährlich?

Hallo Leut,
wollt Euch meinen Blog-Beitrag über ABS nicht vorenthalten:

2016 kommt EU-weit die ABS-Pflicht für alle Motorräder. Nun stellt sich die Frage: Rettet dieser Beschluss Bikerleben und reduziert Verletzungen oder ist dies wieder nur ein Komödienparagraph à la Gurkenkrümmung?

Meine Erfahrung auf zwei Pneus sagt mir: „Warum nicht schon früher? Macht doch das Bremsen um Welten kontrollierbarer!“. Ein bisschen Bücherschmökern befiehlt meiner Beurteilungskompetenz: „Nicht genügend! Bitte setzen!“ So einfach, wie es sich die klugen Herren der Verkehrshochsicherheitskommissionen denken, ist es leider nicht.

Schon allein die These der Risikokompensation besagt, je mehr gefühlte Sicherheit ich verspüre, desto mehr wage ich. Macht uns ABS also sorgloser und risikobereiter? Erhöht ABS die Wahrscheinlichkeit schwer zu verunglücken?

Eine Antwort auf diese Fragen, abseits der vermutlich von der Fahrzeugindustrie gesponserten Crashtests, geben uns die Herren Aschenbrenner(!!) und Biehl. Ihre ABS-Forschung aus den 80er Jahren zählt bei einer Münchner Taxiflotte im Durchschnitt mehr Unfälle mit ABS ausgestatteten Fahrzeugen als mit deren Karossengenossen ohne ABS. „Klar doch, in den 80ern war das ABS nicht so ausgefeilt wie heutzutage und brachte daher nicht den erwünschten Effekt!“ denkt sich der kritische Leser. Nix da. Das Taxiunternehmen und unsere beiden Herren nahmen 10 Dosen mit und 10 ohne ABS und rüsteten diese mit Instrumenten aus, welche die Beschleunigung und die Bremskraft messen sollten. Der Niederschlag: Die Taxilenker, welche ABS-Fahrzeuge lenkten, fuhren und bremsten riskanter.

Die Finanzwirtschaft kennt diese Beziehung zwischen Haftung und Sicherheit, die uns mitten auf den aalglatten Boulevard de la Kack dirigiert, nur allzugut. Ihr Name ist: ABS – Asset Backed Securities – der Teufelsparagraf, welcher den Kreditgeber von der Haftung!!! für das faule Darlehen mit dem kreditunwürdigen Opfer befreit. Dieses – ursprünglich für die Finanzsicherheit gedachte – Feature verführte entrückte Finanzhaie erst recht zum Zocken. Folglich steckt nun der Karren im Strassengraben.

Bezweckt die Europäische Union mit der beschlossenen ABS-Pflicht etwa, dass wir riskanter fahren? Mit dem Sensenmann zocken? Sollte es so sein, finde ich diese Institution echt geil. Da sitzen doch noch ein paar vernünftige Leute in den Brüssler Gremien, die klammheimlich uns zum Herbrennen verleiten. Lobbyisten der Wagnis und des erfüllten Lebens.

Für diejenigen, die trotzdem noch an Brüssel zweifeln. Das Youth Bulge Syndrom besagt, dass es nur in den Ländern zu Kriegen kommt, in denen es überschüssige junge Männer gibt. Jetzt wissen wir, warum sich die EU für den Friedensnobelpreis qualifizierte.

merry v-max,
eveleddie

Beste Antwort im Thema

Oh, Hurra, endlich mal wieder ein ABS-Thread! Gabs ja auch noch nie.

Zum Thema: Gibt es zu der angeblichen Risiko-Kompensation auch belastbare Studien oder basiert deine Einschätzung wirklich auf ein paar Taxifahrern?

102 weitere Antworten
102 Antworten

Wer meine Freunde hat braucht keine Feinde mehr 😁

Gabs diese Diskussion eigentlich auch bei der Einführung von ABS für alle bei den PKWs?
Und ich warte noch auf die wilde Diskussion über den ESP-Zwang bei Neuzulassungen.
Gegen NCAP-Crashtest bin ich übrigens auch, da diese ein trügerisches Sicherheitsgefühl vermitteln.

@fruchtzwerg:
Den Eindruck habe ich leider auch manchmal... 😁

Oh je immer das selbe geblubber. 🙄

Kein normaler Mensch fährt mit ABS weniger vorausschauend als ohne.
Kein normaler Mensch bremst im Alltag digital und dauernd ins ABS.
Kein normaler Mensch ist im Straßenverkehr dauerhaft besser als ein modernes ABS.

Die paar Spinner auf die das nicht zutrifft haben auch ohne ABS nicht alle beisammen und sortieren sie früher oder später aus. Irgendwann ist auch mal der ABS Bremsweg zu kurz.

Ähnliche Themen

Es gibt auch Menschen, die von sich denken, dass sie sicher fahren und das auch ziemlich raushängen lassen.

Vielleicht fahren die auch aufmerksamer, dafür sortieren sie aber mit einem solchen Bremsverhalten andere, unschuldige Menschen aus.

Sind also nicht unbedingt die klassischen Spinner. 😁

Mein Gott.... die englische Autofirma Jaguar mußte auf ihren Autos in den 50ern einen Warnaufkleber aufbringen. Grund: Sie hatten Scheibenbremsen, und die nachfolgenden Autofahrer sollten vor der überraschend guten Bremswirkung gewarnt werden, so daß sie mehr Abstand halten konnten. Also, nix neues. Diese Diskussion gabs schon weit vor der Einführung des ABS.

Daß manche Leute technischen Fortschritt als Freibrief für dumme Fahrweisen und unüberlegtes Handeln sehen ist bekannt. Da kann man nix machen, gegen Dummheit ist eben kein Kraut gewachsen. Aber daß deshalb alle anderen darauf verzichten sollen ist nicht einzusehen.

Welche Dummheit?

Alle Menschen sind klug: die einen vorher und die anderen nachher. 😁

Zitat:

Original geschrieben von fruchtzwerg


Selten so einen Müll wie in diesem Blogbeitrag gelesen. Wieso hast du nicht gleich die Sinnhaftigkeit der Helmpflicht in Frage gestellt?

Auch wenn es Müll zu sein scheint, ist er nicht irrelevant. Ja, man kann die Sinnhaftigkeit von Helmpflicht auch hinterfragen. In den USA haben 26 Bundestaaten keine generelle Helmpflicht, 3 Bundesstaaten gar keine. In diesen Staaten gibt es nicht mehr Tote als in denen mit Helmpflicht. Es geht nicht darum zu hinterfragen, ob Helme, ABS, CBS, ect. gute Erfindungen sind oder nicht. Es geht darum zu reflektieren, was diese "Sicherheits"-Vorkehrungen mit uns Motorradfahrern anstellen.

In den 70er Jahren führte die Gurtenplicht in Großbritannien zu weniger verunglückten Lenkern, aber zu mehr verunglückten Beifahrer (hatten damals keine Gurte) und Fussgängern. Diese Effekte darf bzw. muss man ansprechen, wenn man über Verkehrssicherheit diskutiert.

lg,
eveleddie

Dein erfragtes Blogposting zur Helmpflicht von 30.9.2012: "Helmpflicht abschaffen!? "

Zitat:

Original geschrieben von Softail-88


Daß manche Leute technischen Fortschritt als Freibrief für dumme Fahrweisen und unüberlegtes Handeln sehen ist bekannt. Da kann man nix machen, gegen Dummheit ist eben kein Kraut gewachsen.

Das hat alles nichts mit Dummheit zu tun. Es ist das Wesen des Menschen, der so auf den technischen Fortschritt reagiert. Es sind leider nicht nur dumme Broker gewesen, die sich an der Wall Street verzockt haben, weil sie sich wegen

ABS

- Asset Backed Security - zu sicher fühlten. Es ist (leider) menschlich.

lg,
eveleddie

Ich finde es schwierig nur anhand von ABS darzustellen, dass wir uns im Straßenverkehr anders verhalten.

Meiner Meinung nach führen mehrere Faktoren dazu, dass wir uns sicher fühlen und nachlässig werden: Helmpflicht, super Kombis, ABS usw..

Ob das Pflicht-ABS die Nachlässigkeit verstärkt, ist die Frage.

Bei mir persönlich ist es so, dass ich eigentlich immer vorsichtig fahre, aber wenn ich keine Kombi trage bin ich irgendwie doppelt vorsichtig (gefühlt).

Zitat:

Original geschrieben von eveleddie



Zitat:

Original geschrieben von Softail-88


Daß manche Leute technischen Fortschritt als Freibrief für dumme Fahrweisen und unüberlegtes Handeln sehen ist bekannt. Da kann man nix machen, gegen Dummheit ist eben kein Kraut gewachsen.
Das hat alles nichts mit Dummheit zu tun. Es ist das Wesen des Menschen, der so auf den technischen Fortschritt reagiert. Es sind leider nicht nur dumme Broker gewesen, die sich an der Wall Street verzockt haben, weil sie sich wegen ABS - Asset Backed Security - zu sicher fühlten. Es ist (leider) menschlich.

lg,
eveleddie

Du fährst selber eine Maschine mit ABS. Was kannst du denn an dir selber beobachten? Fährst du risikofreudiger als ohne ABS?

@fruchtzwerg:

Man sollte vielleicht unterscheiden zwischen "risikofreudiger fahren" und "sicherer fühlen".
Wenn ich mich sicherer fühle, bin ich unbewusst vielleicht nicht so aufmerksam. Beim risikofreudigen Fahren, drehe ich ja den Gashahn bewusst mehr auf...

Ich könnte also sagen: "Ich fahre nicht risikofreudiger, aber ich fühle mich sicherer."
Durch die Sicherheit, die wir gewinnen, gehen wir unbewusst Risiko ein und werden experimentierfreudiger. Das ist leider so...

@ fruchtzwerg
Zitat:Du fährst selber eine Maschine mit ABS. Was kannst du denn an dir selber beobachten? Fährst du risikofreudiger als ohne ABS? Gute Frage. Es ist natürlich schwer zu sagen, da diese Effekte sehr oft auf ganz subtiler Ebene passieren. Wenn ich aber sehe, wie "leicht" mir eine ABS-Vollbremsung bei z.B. 100km/h gelingt, für die ich ohne ABS etwas mehr mentalen Aufwand brauche. Kann ich diese Risikokompensationsthese zumindest gut nachvollziehen, d.h. fahre ich dadurch eventuell etwas sorgloser in der Gegend herum.

Aber vielleicht gibt es darum diese Untersuchungen, dass Dinge festgestellt werden, die man selbst nicht wahrnehmen kann.

lg, eveleddie

Joa, meine ich ja: du fühlst dich vermutlich sicherer und fährst sorgloser durch die Gegend rum...
Dafür kannste nicht einmal was...

Die Frage ist, ob Unfälle durch die Sorglosigkeit entstehen und ob das ABS im Gegenzug, technisch mehr Unfälle vermeidet.
Ich glaube, dass mehr Unfälle vermieden werden, bin aber trotzdem gegen eine Verpflichtung. Will noch selbst entscheiden können, was ich für ein Motorrad fahre.

Kann ich eigentlich ab 2016(?) auch ein gebrauchtes Motorrad kaufen, das kein ABS hat? Es besteht ja dann eine ABS-Pflicht...

Kannst auch einfach die Sicherung ziehen.

Deine Antwort
Ähnliche Themen