Guten Tag, Kunde... König Kunde...

Guten Tag, Kunde...König Kunde...

Da ich's eh eben an meinen Gebrauchtwagen-Verkäufer beim freundlichen Autohaus [Örtlichkeit auf Wunsch des TE gelöscht, Moorteufelchen/MT-Moderation] geschrieben habe, um ihm meine Rückmeldung über den Tiguan-Kauf von vor 4 Wochen zu geben, teile ich mal diese Kundenerfahrung mit Euch. Vielleicht trägt es ja etwas zur Erheiterung, zum Mitleid oder einfach nur zur Vorbereitung des nächsten Kaufs bei - bestenfalls zu allem...

Schreibt gerne mal Eure Stilblüten drunter und lasst uns daran teilhaben. Ich habe da noch so ein, zwei, drei - die aber kürzer wegkommen...

Zur Sache:

Nach gut dreiwöchigem zähen Ringen haben wir jetzt vielleicht fast den Stand erreicht, den es schon ganz zu Anfang hätte geben sollen.

Mein geliebter Tiguan 1 hat nach 13 Jahren und 308.000 km das Zeitliche gesegnet. OK, er war noch nicht tot, aber eine größere Reparatur stand an und wir hatten uns vorgenommen, dann bei diesem Alter zu einem neuen Wagen zu wechseln.

Eigentlich hatten wir wegen des Diesel-Skandals einen dicken Hals und wollten VW nicht weiteres Geld in selbigen werfen. Aber wir waren ansonsten mit unserem Tiger sowas von zufrieden, lieben das Gesamt-Paket und dass man sofort in einem VW/AUDI/SEAT/SKODA sich wohlfühlend zurechtkommt. Und so hatten wir Lust, den Nachfolger zu kaufen. Weil wir aber immer noch nicht wissen, welches DIE Entscheidung bezüglich eines zukunftsweisenden Antriebskonzeptes ist, haben wir uns für einen Gebrauchten entschieden.

Wie der Zufall es wollte, hatte ich kurz vor dem Breakdown des alten Tigers beim Freundlichen um die Ecke einen neuen, gebrauchten gesehen und so waren schon einige Ausstattungsmerkmale "gesetzt". Highline sollte es sein. Mit Pano-Dach, Anhängerkupplung und 190er Diesel. Den R habe ich mal bewusst und etwas traurig aus den Betrachtungen ausgeklammert, weil ich es nicht mit der Literleistung übertreiben wollte.

Das Beuteschema war also schon festgelegt und in der Fahrzeugsuche von Volkswagen waren schnell einige Treffer im ganzen Land gefunden. Da ich in dieser Größenordnung nichts ohne "Anfassen" kaufe und dazu auch nicht zuuu weit fahren wollte, gab es recht schnell eine handhabbare Treffer-Menge und einer in "unserer" Farbe war auch dabei.

Jetzt wurde es also konkret.

Der Freundliche wurde angerufen und mit als Erstes habe ich gefragt, ob die Beschreibung im System wirklich zutreffend sei. Nicht, dass ich umsonst vorbeifahren würde. Dies wurde umgehend und ausdrücklich als geprüft und zutreffend bejaht. Toll!

Also kurzfristig Besuch mit Probefahrt vereinbart. Unproblematisch, begeistert, verliebt...

Am Liebsten hätte er direkt den Vertrag gemacht. Natürlich!

Wir haben uns dann aber doch das Einmal-drüber-Schlafen vorbehalten und verabredet, uns definitiv am Nachmittag des Folgetages zu melden. Den Hinweis auf die schon fast abgefahrenen Reifen haben wir aber schonmal da gelassen. Winterräder seien keine dabei, hieß es.

OK, wir wollen ihn haben. Mitgeteilt und als kleines Entgegenkommen für die Reifen vereinbart, dass er noch Original Tragstäbe für die Reling und eine große Kofferraum-Wendematte dazugibt. Letztere ist Gold wert.

Die Zusendung der Kaufdokumente per E-Mail und deren Rücksendung haben schnell funktioniert und bis hierhin verlief alles „geschmeidig“. Aber dann ging so langsam das los, was mich wahrnehmen ließ, dass ich eigentlich nur noch ein lästiger Bestandteil seines Tagesablaufs sein würde...

Im Vergleich der Fahrzeug-Beschreibungen aus dem Volkswagen-Suchsystem und den Kauf-Dokumenten wurden Abweichungen ersichtlich, die ich konkret hinterfragte. Nach vorheriger telefonischer Zusage der Richtigkeit der Beschreibung im Suchsystem, bestätigte mir der Verkäufer nun die Richtigkeit der abweichenden Angaben in den Kauf-Dokumenten.

„Guide & Inform“ Laufzeit 1 Jahr, „Sport-Ausstattung“ und „virtuelles Pedal“ (bei der „Komfortöffnung Heckklappe“) gab es jetzt so nicht mehr. OK, das Erste war wohl nur beim Neuwagen der Fall, das Zweite kann niemand (auch hier nicht) erklären und das Dritte gibt's wohl nur beim Keyless-System. War nicht lebenswichtig und auch nicht wirklich kaufentscheidend. Aber war das schon so etwas wie Kundenfang?

Geschluckt. Die Fahrzeugübergabe klappte schnell und gut, die Anmeldung gerade noch vor der anschließenden Corona-Quarantäne der gesamten Zulassungstelle und wir konnten wieder Tiger fahren.

Nach der Fahrzeug-Übernahme stellten sich dann aber noch Abweichungen dessen tatsächlichen Zustands von der Beschreibung in den Kauf-Dokumenten heraus. Es fehlen 2 USB-Anschlüsse und App-Connect benötigte eine kostenpflichtige Aktivierung.

Außerdem fehlte im Serviceplan der Eintrag der zur Übergabe Anfang März durchgeführten Inspektion.

Keine Beinbrüche. Die fehlenden USB-Anschlüsse können wir verschmerzen, die Inspektion kann nachgetragen werden und die Aktivierung und deren Kosten muss er wohl tragen. Steht ja schließlich in den Kauf-Dokumenten.

Für die App-Connect-Aktivierung, die es wie erwartet für mich kostenlos gab, bin ich dann gerne nochmal unnötig hingefahren. Der vergessenen Eintrag der letzten Inspektion im Serviceplan wurde auch vorgenommen und ich habe noch etwas Geld für den guten AHK-Fahrradträger aus der Aktion dagelassen.

Da ich den Gebrauchtwagen gewerblich nutzen und abschreiben werde, ist zur Nutzung der "1-Prozent-Regel" die Bezifferung seines Listenneupreises wichtig. Danach musste ich dreimal fragen, habe ihn aber dann doch bescheinigt bekommen.

Worauf ich aber rund drei Wochen warten und mehrfach wiederholt bitten musste, war die Aushändigung einer „Fahrzeug-Historie“, also der VW-Computeraufzeichnungen zum Fahrzeug. Ich wollte damit mein berechtigtes Interesse an der Kenntnisnahme bisher erfolgter Wartungen und Arbeiten befriedigen.

Wichtig war die „Fahrzeug-Historie“ für mich auch, da sich aus den Eintragungen im Serviceplan erhebliche Fragen ergaben. Der Wagen ist rund 73.000 km gelaufen und hatte danach den ersten und bisher einzigen Motoröl-Service bei knapp 30.000 km. Mithin (bei Annahme eines längsten Intervalls von 30.000 km oder 2 Jahren - aber wo steht das?) wäre ein Motoröl-Service jetzt also seit mindestens 13.000 km überfällig und es bestünde eine ernsthafte Gefahr eines Motorschadens. Die Meldung des Infosystems zum Motoröl-Service ist ja leider fälschbar. Weiter wären Kraftstoff und Luftfilter sowie der Keilrippenriemen bisher noch nie gewechselt worden. Deren Wechsel-Intervalle sind leider im Serviceplan auch nicht angegeben. Kennt die jemand?

Die Herausgabe der „Fahrzeug-Historie“ wurde mir beharrlich mit Verweis auf „Datenschutzgründe“ verweigert. Welcher Datenschutz? Den Vorhalter kenne ich aus den Fahrzeug-Papieren eh mit Wohnort und Reparaturdaten sind keine schützenswürdigen Personendaten, oder? Die „Datenschutzgründe“ konnten mir auch bisher nicht erläutert werden.

Meiner zuletzt gestern ausführlich per E-Mail übermittelten Sichtweise und meinem Informations- und Nachweisbedürfnis (auch für spätere Kaufinteressenten) bescheinigte mir der Verkäufer sein Unverständnis.

Es "wurden alle Arbeiten durchgeführt die nach Herstellerangaben nötig gewesen sind. Es gibt nix was versäumt wurde." - Aha! Wo ist das dokumentiert und warum bin ich "blöd", wenn ich danach frage? Bestimmt reicht allen außer mir, wenn ich später sagen kann, dass damals der Verkäufer am Telefon gesagt hat, dass er einen Schrauber kennt, der gesagt hätte...

Die nochmals per E-Mail nachgesteuerte nachdrückliche Erläuterung (der nächste Adressat wäre dann VW selbst gewesen) wurde fast postwendend kommentarlos mit der Zusendung der scheinbar lückenlosen „Fahrzeug-Historie“ beantwortet. Na also! Geht doch! Warum nicht gleich so?

Nun, mit Kenntnis des Serviceplans und der „Fahrzeug-Historie“, klären sich einige Aspekte. Es ergeben sich aber auch weitere Fragestellungen.

Der Wagen wurde ursprünglich mit Sommer- und Winterrädern ausgeliefert. Bei der Übergabe an mich waren die Sommerräder montiert. Die vorherige Frage, ob Winterräder dazugehören, war im persönlichen Gespräch verneint worden. Laut „Fahrzeug-Historie“ hat aber am 28.12.2020 eine „Saisonale Rädereinlagerung Basis“ beim Verkäufer stattgefunden. Demnach sollten die Winterräder also noch bei ihm lagern und – als dem Fahrzeug zugehörig – hätte ich sie gern.

Der Wagen bekam Mitte 2017 eine „Hochvolt-Marderabwehranlage“ eingebaut. Eine Information oder Anleitung dazu habe ich nicht erhalten. Könnte das wichtig sein? Wische ich mir gehörig einen, wenn ich den Ölstab ziehe?

Neben dem Austausch von vier Bremsscheiben und deren Bremsbelägen wurde im September 2019 bei rund 57.000 km auch ein Ölwechsel-Service durchgeführt, aber NICHT im Serviceplan eingetragen. Demnach wäre nach meinem jetzigen Kenntnisstand der nächste Ölwechsel-Service spätestens im September 2021 oder bei Erreichen von 87.000 km fällig, falls die Anzeige im Fahrzeug nicht vorher einen Wechsel verlangt - also in Ordnung. Ohne die „Fahrzeug-Historie“ wäre mir dieser mehrfach hinterfragte Umstand verborgen geblieben. Ist das sooo schwer, mir das zugänglich zu machen und zu erläutern?

Anfang März wurde jetzt nach „Fahrzeug-Historie“ bei 72.466 km beim Verkäufer die letzte Inspektion durchgeführt und dabei der Staub- und Pollenfilter ersetzt. Deren Eintrag war zunächst im Serviceplan nicht erfolgt. Beim späteren Nachtragen wurde die Angabe des Austauschs des Staub- und Pollenfilter-Einsatzes fälschlicherweise mit „Nein“ markiert.

Seit Mitte März ist trotz mehrfacher Nachfrage bis gestern unklar geblieben, ob der Wagen seit dem ersten Ölwechsel-Service von Mitte 2018 bei rund 30.000 km einen weiteren erhalten hatte. Falls das nicht der Fall gewesen wäre, wäre der schon lange überfällig und der Betrieb des Motors gefährlich gewesen.

Meine wiederholte Nachfrage zu möglicherweise notwendigen, bisher aber unterbliebenen Wechseln von Dieselkraftstoff-Filter, Luftfiltereinsatz und Keilrippenriemen wurden bisher immer noch nicht beantwortet.

Warum ich diesen essentiellen Informationen so lange nachlaufen muss(te) und warum der – auch für einen Weiterverkauf – so wichtige Serviceplan nicht korrekt durch die VW-Fachwerkstätten (in Bayern und beim Verkäufer) ausgefüllt worden ist, enttäuscht mich als Kunden sehr. Ich bin bewusst zu einem VW-Partner gegangen, um einen gebrauchten Wagen zu kaufen, weil ich der Hoffnung war, dort in wirklich guten Händen zu sein. Wie sich in den vergangenen Wochen herausstellte, war das nicht uneingeschränkt so. Verschiedene – auch wichtige – Angaben waren falsch, lückenhaft oder gar nicht vorhanden bzw. wurden mir vorenthalten und mir wurde das Gefühl vermittelt, nach dem Kauf wäre ich eigentlich nur lästiger Bestandteil des Tagesablaufs. Auch das enttäuscht mich sehr. Meine Taler waren doch pünktlich, vollzählig und mangelfrei...

Was ich jetzt daraus lerne? Den nächsten Taler gibt es erst, wenn alle meine Fragen im Vorfeld definitiv ausreichend beantwortet und hinreichend belegt worden sind.

Feuer frei!

115 Antworten

Ich hatte im Eingangspost auch geschrieben, dass gerne eigene Erlebnisse geschildert werden dürfen/sollen. Ich lege mal ein anderes, kürzeres nach und bin gespannt, ob ich auch da was falsch gemacht habe... 🙂

Schwiegermama hat einen Audi A2, den alten Alu-Knubbel. Irgendwann beschwerte sie sich darüber, dass er nicht mehr gut heize, sondern nichtmal die stark beschlagenen Fenster freigeblasen bekäme.

Ich solle den Wagen doch bitte mal zur Werkstatt bringen. Dass ich selbst mal einfach einen Blick rein werfe (der Motorraum geht zwar auf, aber das ist für den Endkunden eher nicht vorgesehen), wollte sie nicht.

Gesagt getan.

Ich war nach der Abgabe des Wagens noch nicht ganz zuhause, als der Anruf von der Werkstatt kam. Der Wagen wäre fertig und die Ursache „interessant“.

Der Schrauber fand nach Entfernen der Motorhaube eine mittels Gummiband über dem Lufteinlass der Klimaanlage befestigte Karstadt-Tüte, entfernte sie als nicht serienmäßig vorgesehen - und nahm dann die GFS-geführte Problemsuche und -lösung vor, zu der auch das Ablassen der Flüssigkeit und das Neubefüllen zählte. Kostenpunkt über 100 €.

Ich glaube eigentlich nicht wirklich, dass ich schildern muss, wie ICH mir eine ganz leicht abgewandelte faire Lösung vorgestellt hätte, oder?

Ein Autogeschäft mit einem Kauf beim Metzger zu vergleichen ist schon ein abenteuerliches Konstrukt.

Mir geht es einfach darum wenn ich ein Auto zum Listenpreis beim Händler kaufe bekomme ich nach einem Jahr 40 % unter Liste beim beim gleichen Händler.

Wenn ich vorher aber 20 % Rabatt verhandelt hab krieg ich ebenfalls 40 % unter Liste.

Ich habe die Preispolitik nicht gemacht und kann mich gegen dies nicht wehren. Die einzige "Waffe" die ich habe im Einkauf meinem gegenüber die Hosen bis unter die Knie zu ziehen...

Zusätzlich versucht man den privaten Kunden mit abenteuerlichen Finanzprodukten ein gutes Gefühl zu geben. Gerade ein Fall gehabt wo einem bekannten ein Elektroauto als schnapper verleast wurde wo ich nur den Kopf schütteln kann...

Zitat:

@Sven210779 schrieb am 9. April 2021 um 13:06:07 Uhr:


1. Mir geht es einfach darum wenn ich ein Auto zum Listenpreis beim Händler kaufe bekomme ich nach einem Jahr 40 % unter Liste beim beim gleichen Händler.

2. Wenn ich vorher aber 20 % Rabatt verhandelt hab krieg ich ebenfalls 40 % unter Liste.

3. Ich habe die Preispolitik nicht gemacht und kann mich gegen dies nicht wehren. Die einzige "Waffe" die ich habe im Einkauf meinem gegenüber die Hosen bis unter die Knie zu ziehen...

4. Zusätzlich versucht man den privaten Kunden mit abenteuerlichen Finanzprodukten ein gutes Gefühl zu geben. Gerade ein Fall gehabt wo einem bekannten ein Elektroauto als schnapper verleast wurde wo ich nur den Kopf schütteln kann...

1. den Wertverlust hat er nunmal.
2. würde man nur Listenpreise zahlen können, wäre der Verfall evtl geringer und der Restwert bei 60% - wer weiß
3. die Händler haben auch nicht das Handeln im Verkauf erlaubt. Aber es muss doch dann auf der anderen Seite genauso legitim sein, dass der Partner Dir die Hosen so weit runter zu ziehen wie es geht? Warum soll das nur für eine Seite gelten?
4. siehe 3. Merkt man aber an, dass sparen und bezahlen evtl cleverer ist, wird man ja oft als dumm bezeichnet. Wer sich nicht informiert, vergleicht und auf unbekanntes Terrain begibt ist eben Opfer. Der hat doch seinem Partner nur die Hose unters Knie gezogen, wie Du es auch machen wolltest?

Genau den Wertverlust hat er nun Mal, den kann ich nicht beeinflussen. Wohl aber den Preis den ich zahlen kann und will und genau da ist der Punkt.

Wenn mir ein Händler ein Produkt teuer verkauft und mir es später wieder billig abkaufen will um mir wieder ein teures Produkt zu verkaufen sollte einer der bei klarem Verstand ist das kein zweites Mal machen ;-)

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Zitat:

@bergischland schrieb am 9. April 2021 um 12:58:49 Uhr:


Ich glaube eigentlich nicht wirklich, dass ich schildern muss, wie ICH mir eine ganz leicht abgewandelte faire Lösung vorgestellt hätte, oder?

Doch.

Du wärst doch von den ersten der allererste, der sich drüber aufgeregt hätte, wenn das bloße Entfernen der Tüte nicht zum Erfolg geführt hätte.

Ca. 10% der Kunden sind Pflegefälle, denen man niemals irgendetwas recht machen kann. Man wünscht sie dem Mitbewerb an den Hals und hofft inständig, davon verschont zu bleiben - aber die Statistik ist gnadenlos. 😁

Der halbwegs gute und erfahrene Verkäufer / Kundendienstler / Account Manger ... muss natürlich auch mit den Pflegefällen klarkommen, sonst ist er fehl am Platz.

Zitat:

@bergischland schrieb am 9. April 2021 um 12:58:49 Uhr:


Ich hatte im Eingangspost auch geschrieben, dass gerne eigene Erlebnisse geschildert werden dürfen/sollen. Ich lege mal ein anderes, kürzeres nach und bin gespannt, ob ich auch da was falsch gemacht habe... 🙂

Schwiegermama hat einen Audi A2, den alten Alu-Knubbel. Irgendwann beschwerte sie sich darüber, dass er nicht mehr gut heize, sondern nichtmal die stark beschlagenen Fenster freigeblasen bekäme.

Ich solle den Wagen doch bitte mal zur Werkstatt bringen. Dass ich selbst mal einfach einen Blick rein werfe (der Motorraum geht zwar auf, aber das ist für den Endkunden eher nicht vorgesehen), wollte sie nicht.

Gesagt getan.

Ich war nach der Abgabe des Wagens noch nicht ganz zuhause, als der Anruf von der Werkstatt kam. Der Wagen wäre fertig und die Ursache „interessant“.

Der Schrauber fand nach Entfernen der Motorhaube eine mittels Gummiband über dem Lufteinlass der Klimaanlage befestigte Karstadt-Tüte, entfernte sie als nicht serienmäßig vorgesehen - und nahm dann die GFS-geführte Problemsuche und -lösung vor, zu der auch das Ablassen der Flüssigkeit und das Neubefüllen zählte. Kostenpunkt über 100 €.

Ich glaube eigentlich nicht wirklich, dass ich schildern muss, wie ICH mir eine ganz leicht abgewandelte faire Lösung vorgestellt hätte, oder?

Klar, wünschenswert wäre natürlich ein kostenloser Service gewesen. Andererseits hat der Mitarbeiter die Werkhalle blockiert, den Wagen geprüft, die Tüte entfernt und die Füllstände kontrolliert / ggf. nachgefüllt. Er hat also den Wagen geprüft. Warum sollte er Dir dies "schenken", zumal ja offensichtlich jemand an dem Wagen gebastelt hat? Er kann ja nicht wissen, ob Du evtl. selbst der "Tütenunhold" warst?

Wir haben auch schon Kunden gehabt, wo ein Servicetechniker wegen Anlagenstillstand ganz dringend nach Italien fliegen musste. Letztendlich hat das wegklicken der Fehlermeldung, dass auf C:/ zu wenig Speicherplatz ist, nebst dem Leeren des Papierkorbes am Anlagenrechner dann mit Reisekosten über 2.000,-€ gekostet.
Kulanz ist nett, aber manchmal muß man halt auch mal "Schmerzensgeld" verteilen, sonst nimmt der Kulanz-Wunsch einfach Überhand.

Frage: Seid Ihr in der Werkstatt mit dem A2 Stammkunde? Regelmäßige Wartungen, usw? Wenn nicht, warum sollte die Werkstatt dann anders reagieren?

Zitat:

@bergischland schrieb am 9. April 2021 um 12:48:03 Uhr:


Wenn auch vielleicht im Gebrauchtwagenhandel nicht der große Gewinn zu erzielen ist, scheint sich das Gesamtpaket aus Neuwagen- und Zubehör-, sowie Gebrauchtwagenverkauf und Service als Mischkalkulation zu lohnen. Jedenfalls signalisieren das die mir bekannten Vertrags-Häuser deutscher Marken. Und in einer Mischkalkulation muss man eben auch die schlechteren Deals hinnehmen.

Sieh es eher so...

Die Gebrauchtwagen sind oftmals die Fahrzeuge, die der Händler in Zahlung genommen hat um einen Neuwagen überhaupt verkauft zu bekommen. Der Kunde des Neufahrzeugs will sich einerseits nicht die Arbeit machen den alten Wagen selbst zu verkaufen und andererseits will er aber noch einen anständigen Preis dafür.

Diese Gebrauchtwagen muss der Händler wieder loswerden, weil sie Platz wegnehmen. Dafür wird eine geringe Marge akzeptiert (Etwas Arbeit mit der aufbereitung hat er ja auch und muss Gewährleistung geben). Bei Leasingrückläufern ist es das gleiche Spiel.

Ganz alte Inzahlungnahmen landen auf dem LKW gen Osten.

Der Händler hat also eigentlich gar kein Interesse daran deutlichen Gewinn mit den Gebrauchten einzufahren...er will sie möglichst schnell wieder vom Hof haben.

Zitat:

@bergischland schrieb am 9. April 2021 um 12:58:49 Uhr:


Der Schrauber fand nach Entfernen der Motorhaube eine mittels Gummiband über dem Lufteinlass der Klimaanlage befestigte Karstadt-Tüte, entfernte sie als nicht serienmäßig vorgesehen - und nahm dann die GFS-geführte Problemsuche und -lösung vor, zu der auch das Ablassen der Flüssigkeit und das Neubefüllen zählte. Kostenpunkt über 100 €.

Ich glaube eigentlich nicht wirklich, dass ich schildern muss, wie ICH mir eine ganz leicht abgewandelte faire Lösung vorgestellt hätte, oder?

Es war die einzige Lösung. Denn die geführte Fehlersuche MUSS er machen. Das ist Vorabe des Herstellers. Mein Händler musste tatsächlich eine Diagnose laufen lassen, damit die Garantieversicherung den klemmenden Handschufachdeckel bezahlt... da ist nichts elektrisches dran, aber es war vorgeschrieben. Und die Diagnose wurde auch von der Garantie gezahlt (auch knapp 100€).
Es gab für die Werkstatt schlicht keine Wahl auf die geführte Fehlersuche zu verzichten. Hätte die Tüte zu einem Folgefehler geführt, der nicht entdeckt wurde, wäre es sehr ärgerlich geworden und man hätte der Werkstatt unterstellt nicht sauber zu arbeiten.

Und 100€? Die Preise legt bei Vertragswerkstätten der Hersteller fest... der Werkstattbetreiber hat keinen Einfluss mehr darauf.

Natürlich wäre es interessanter gewesen dass der Serviceberater VOR Auftragsannahme die Motorhaube kurz öffnet, die Tüte sieht, rausnimmt und alles ist wieder gut. Nachdem der Auftrag geschrieben wurde geht das nicht mehr.

OK. Ich muss doch erklären, was ICH mir als naheliegende, zielführende und fair bepreiste Werkstattleistung vorgestellt hätte.

Nach Kundenschilderung, die ich natürlich nach Möglichkeit überprüfe, stelle ich fest, das hinten nichts rauskommt, das vorne nicht reingeht. Dass die Tüte da nicht hingehört, dürfte jedem sofort klar sein und dass nach Entfernen dieses Verschlusses hinten schon wieder was rauskommt, da vorne auch wieder was reingeht, lässt sich sehr naheliegend vermuten und einfachst nachprüfen. Die Viertelstunde abzurechnen hätte ich als fair empfunden.

Dass wohl der Wagenwäscher zuletzt am Motor war, ist die wahrscheinlichste Lösung, der wollte sich den Schuh aber nicht anziehen.

Eine GFS-geführte Geschichte einschließlich des Ablassens und Neubefüllens durchzuziehen, sehe ICH als Armutszeugnis - egal ob wegen Unfähigkeit, Unwilligkeit oder Geldschneiderei.

Lies oben nochmal (überschnitt sich wohl).
Die Werkstatt hatte gar keine Wahl als den Auftrag so abzuarbeiten und abzurechnen, wie der Hersteller es vorschreibt.

Klima geht nicht -> GFS

Was gegangen wäre:
Serviceberater schaut mit dir kurz am Fahrzeug und sieht die Tüte. Macht sie ab, du probierst kurz ob es geht. Danach 10€ in die Kaffeekasse und fertig. Aber das geht nur solange noch kein Auftrag erteilt ist. Da hättest du jedoch proaktiv auf den Serviceberater zukommen müssen mit diesem Vorschlag... er muss darauf aber nich eingehen.

Warum sollte der Wagenwäscher eine Plastiktüte über die Luftansaugung ziehen? Das macht keinen Sinn. Die Haube ist üblicherweise geschlossen bei der Wäsche. Eine Motorwäsche ist (meistens) nicht erlaubt. Der ansaugkasten hat ausserdem einen Wasserablauf..also ist abdecken gar nicht notwendig.

Ansaugung "abdichten" ist eher ein Fall für "Mir ist im Winter so kalt im Auto...ich lass die kalte Luft draussen"

Fiktiv:

"Ich habe meinen Wagen wegen einer nicht arbeitenden Heizung zur Fachwerkstatt gebracht. Ich konnte Ihn nach einer Stunde wieder abholen, der Meister erzählte was von einer Plastiktüte, die da nicht hingehörte. Hat mich 20,-€ gekostet. Leider stellte sich dann heraus, dass dies nicht der einzige Grund war. Durch die Verstopfung hatte sich xyz ereignet (denkt Euch was aus), wodurch dann YZX beschädigt war. Ich musste also noch einmal in die Werkstatt, musste mir dafür noch einen extra Tag Urlaub nehmen nur weil der inkompetente Meister nicht eine vernünftige Funktionskontrolle gemacht hat, nachdem er die Tüte entfernt hat. So ein Trottel!"

Ende der fiktiven Geschichte

Hättest Du das als besser gefunden? Hier hätte jeder aufgestöhnt. Aber Du beschwerst Dich, WEIL er einen vernünftigen Job gemacht hat. Das ist ein riesen Unterschied.

Zitat:

@WeissNicht schrieb am 9. April 2021 um 13:49:05 Uhr:


Lies oben nochmal (überschnitt sich ...

Ja, überschnitt sich. Danke!

Die Kaffeekassenvariante wäre die „partnerschaftliche“ gewesen. Noch besser wäre Schwiegermama auf meinen Vorschlag eingegangen. Motorwäsche war damals vorher mal erfolgt.

Dieses, wie auch noch weitere Beispiele - die ich mir aber jetzt schenke - sind es, die Kunden von Vertrags-Werkstätten zu guten freien treiben - sehe jedenfalls ich so. 🙂

Die freien Werkstätten müssen sich halt nicht an die Herstellervorgabe halten... besser ist es natürlich, wenn sie es machen und dann auch "nach Herstellervorgabe" in ihre Rechnungen schreiben dürfen.

Die Vertragswerkstätten kommen aus diesem Käfig nicht raus...sobald der Auftrag erteilt ist.

Mit einer Plastiktüte rechnet keiner, da sind technische Fehler naheliegender. Daher wird der Serviceberater von sich aus auch gar nicht erst auf die Idee kommen kurz mal zu schauen. 100€ ist dabei auch sehr human. Die Werkstatt wird da sicherlich einen Weg gefunden haben die Arbeitspositionen so zu wählen, dass es zum Auftrag passt und dennoch günstig blieb. Ich müsste nun nachsehen, aber mit 100€ kommt man bei einer GFS inkl. Klimawartung normalerweise nicht aus.

Und ganz ehrlich... was hättest du gemacht, wenn sie gesagt hätten, der Innenraumlüftermotor sei defekt und muss für teuer Geld neu... Du hättest dies glauben müssen und anstandslos bezahlt, wenn die Werkstatt diesen dann auch tatsächlich getauscht hätte (und das Altteil präsentiert hätte). Klar, es wäre Betrug gewesen, aber den hättest du nicht nachweisen können.

Zitat:

@bergischland schrieb am 9. April 2021 um 13:58:56 Uhr:



Dieses, wie auch noch weitere Beispiele - die ich mir aber jetzt schenke - sind es, die Kunden von Vertrags-Werkstätten zu guten freien treiben - sehe jedenfalls ich so. 🙂

Du fragst nach Meinungen zu Beispielen. Wenn die nicht so ausfallen, wie erwünscht, wendest Du dich enttäuscht ab und "schenkst" Dir weitere Beispiele.

Gut, kannst Du machen, ist ein freies Land. Bleibt also mehr Platz für Erlebnisse anderer Mitforisten.

Zitat:

@fire-fighter schrieb am 9. April 2021 um 13:56:02 Uhr:


Fiktiv:

...

Ende der fiktiven Geschichte

Hättest Du das als besser gefunden? Hier hätte jeder aufgestöhnt. Aber Du beschwerst Dich, WEIL er einen vernünftigen Job gemacht hat. Das ist ein riesen Unterschied.

Zwischen diesen beiden Extremen gäbe es ja durchaus auch noch die ein oder andere praktische Variante.

Man könnte reden und Aufträge lassen sich auch stornieren, ob einvernehmlich so oder gegen Bearbeitungsgebühr. DAS wäre mir lieber gewesen.

Zitat:

@bergischland schrieb am 9. April 2021 um 14:05:25 Uhr:



Zitat:

@fire-fighter schrieb am 9. April 2021 um 13:56:02 Uhr:


Fiktiv:

...

Ende der fiktiven Geschichte

Hättest Du das als besser gefunden? Hier hätte jeder aufgestöhnt. Aber Du beschwerst Dich, WEIL er einen vernünftigen Job gemacht hat. Das ist ein riesen Unterschied.

Zwischen diesen beiden Extremen gäbe es ja durchaus auch noch die ein oder andere praktische Variante.

Man könnte reden und Aufträge lassen sich auch stornieren, ob einvernehmlich so oder gegen Bearbeitungsgebühr. DAS wäre mir lieber gewesen.

Merke: Eine Werkstatt (egal ob Vertrag, oder frei) ist ein Gewinnorientiertes Unternehmen. Mitarbeiter müssen bezahlt werden, der Eigentümer will auch leben. Es ist nun mal kein Wohlfahrtsunternehmen. Klar, man kann viel Kulanz zeigen. Am Ende ist man zwar beliebt ("Da musste hin, die machen ALLES gratis!"😉 aber letztendlich dann bankrott.
Der Wille zu Kulanz steigt proportional zu deiner Bindung zu dieser Werkstatt. Bist Du langjähriger Stammkunde, machst alle Wartungen dort, lagerst Deine WR dort ein, lässt alle Reparaturen da machen und gibst evtl. sogar mal Trinkgeld, dann bist Du ein gerne gesehener Kunde, der dann bei Lappalien auch mal Kulanz bekommt.
Vielleicht war die Werke sogar kulant und hat nur die Diagnose berechnet? Hätte die Rechnung vielleicht noch höher sein können? (Inkl. Stundensatz, usw.)?

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