Geschichte der Technik,warum Bremsflüssikkeit?
Kann mir jemand sagen warum seinerzeit für die Bremsanlage eine spezielle Flüssigkeit "erfunden" wurde?Alle andere Hydraulik läuft wunderbar mit Öl.
Denke im Oldieforum ist das Thema am besten aufgehoben.
20 Antworten
Ich vermute:
Bremsflüssigkeit ist doch auch nur Öl, jedoch für die Bremsanlage ausgelegt,
Ich denke das es schön dünnflüssig sein muß, und sich nicht komprimieren lassen darf.
So wie halt Motoröl die genau für seine Zwecke ausgelegten Eigenschaften hat, so wird es bei der Bremsflüssigkeit nicht anders sein...
Aber genau weiß ich das auch nicht, währe wohl aber eine logisch klingende erklärung... oder 🙂
Meine Vermutung ist, dass die früher keine ölbeständigen Gummis herstellen konnten, bzw. die über eine lange Distanz beständig waren.
Ist ja ein lebenswichtiger Faktor, so eine Bremsflüssigkeit.
Ausserdem gibt es Flüssigkeiten die nicht so den Druck weiterleiten, z.B. ist reines Silikonöl zum Weitertransport nicht so geeignet.
Viskosität spielt auch eine Rolle, sowie der Siedepunkt.
Vielleicht sollte sich auch kein Wasser(aus der Luftfeuchtigkeit) irgendwo absetzten und gefrieren =lahmlegen.
Bremsflüssigkeit besteht zum grössten Teil aus Glykolen, die sind wasserlöslich- zumindest einige davon(Ethylenglykol z.B.) und verhindern sowas.
Allerdings muss man die eben mal wechseln, da sie mit der Zeit hygroskopisch Wasser aufnehmen und den Nasssiedepunkt herabsetzten. Das führt wieder zu einem anderen Problem: der Dampfblasenbildung beim Bremsen.
Was ich so erinnerungsmässig weiss, ist das der Citröen Bj. 78 oder so um die Kante, noch Hydrauliköl für die Bremsanlage nahm, aber Bremsflüssigkeit für die Niveauregelung.
Gab seinerzeit schonmal kernige Probleme wenn das vertauscht wurde.
Aber einen entscheidenden, geschichtlich nachweisbaren Grund weiss ich auch nicht.
Bremsflüssigkeit ist sehr aggressiv und giftig. Es muß schon einen trifftigen Grund haben so ein Zeug einzusetzen. Sie zersetzt normale Gummis und greift Lacke an.
Sie muß sogar hygroskopisch sein, das wirkt korrosionshemmend. Dazu ist die Flüssigkeit über einen weitem Temperaturbereich stabil.
Es gibt auch Bremsflüssigkeiten auf Mineralöl- und Silikonölbasis.
Wahrscheinlich wegen des Wassers kann man kein ATF verwenden (das wäre sonst sicher möglich), da bilden sich dann Tropfen im System und lassen die Bremse rosten.
Natürlich ist Bremsflüssigkeit giftig, aber dazu nur soviel:
In den 80ern gab es einen Weinskandal. Da wurde Ethylenglykol - wegen seinem süssen Geschmack - dem sauren Wein zugesetzt. Ich meine so bis 5%.
Nachzuckern, ausser aus Reserve- war+ist ja verboten.
Schuld waren, wie immer, die Verbraucher, da sie trockenen Wein in den Supermarktregalen stehen liessen, so kam es als Verteidigung locker rüber.
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der Wein wurde mit Glycol "verfeinert" also Frostschutzmittel für die Kühlanlage, Bremsflüssigkeit hätten wohl nur wenige überlebt.
Und Bremsflüssigkeit sollte man wie schon erwähnt regelmäßig wechseln weil sie im Laufe der Zeit Wasser aufnimmt, wieso sie erfunden wurde ist wahrscheinlich ein Geheimnis der Menschheit.
Günter
Zitat:
Original geschrieben von flatfour
Was ich so erinnerungsmässig weiss, ist das der Citröen Bj. 78 oder so um die Kante, noch Hydrauliköl für die Bremsanlage nahm, aber Bremsflüssigkeit für die Niveauregelung.
Gab seinerzeit schonmal kernige Probleme wenn das vertauscht wurde.
Das ist falsch. Alle Citroen mit Niveauregulierung speisen auch die Bremse aus diesem Hochdrucksystem, welches seit ca. 1965 mit LHM (Grün) Flüssigkeit befüllt ist, davor war es LHS (Rot).
Es hatten aber auch die 2CV Enten keine Bremsflüssigkeit wie z.B. DOT4 sondern das grüne LHM Hydrauliköl, welches auch nicht hygroskopisch ist. Wenn man da DOT4 Bremsflüssigkeit reinschüttet könnte es wohl Probleme geben, wie grundsätzlich immer wenn eine doofe Nuß Aufkleber, Warnhinweise und optische Unterschiede der Flüssigkeiten ignoriert und einen falschen Betriebsstoff einfüllt.
@ FEINBESTÄUBER: dann war es so.; wusste ich nur aus den Stammtischgesprächen von früher noch. Da hatte einer so ein Problem im Urlaub gehabt.
@HOHI: Das Glycol was du meinst ist das besagte Ethylenglykol - gleiches ist auch Bestandteil der Bremsflüssigkeit (neben anderen Glycolen und Korrosionsschutzstoffen).
Moin,
Ich glaube das in Bremsflüssigkeit PEGs (Polyethylenglycole) drin sind ... da sagt man zwar auch Glykole zu ... ist aber schon ein bisschen was anderes.
MFG Kester
nur kopiert...aber trotzdem aufschlussreich:
Bremsflüssigkeiten bestehen in der Regel aus Polyglykolverbindungen. Seltener und in Spezialfällen (Oldtimer, Armee usw.) kommen Silikonflüssigkeiten und Mineralöle zum Einsatz. Der Siedepunkt beschreibt die Eigenschaft der versiegelten, neuen Bremsflüssigkeit; der Nass-Siedepunkt beschreibt die Eigenschaft am Ende des Lebenszyklus. Während der Benutzung wird der beschriebene Temperaturbereich vom Siedepunkt bis zum Nasssiedepunkt beschritten. Die üblichen Bremsflüssigkeiten haben Siedetemperaturen von 205 °C (DOT 3), 230 °C (DOT 4) oder 260 °C (DOT 5.1). Nasssiedepunkte gem. DOT Spezifikation: DOT 3 - 155 °C, DOT 4 - 170 °C und DOT 5.1 - 180 °C.
Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das heißt, Bremsflüssigkeit nimmt Wasser auf, z. B. aus der Luft (Luftfeuchtigkeit).
Oft wird das Wasseraufnahmevermögen als Nachteil der Bremsflüssigkeiten angegeben, doch dieses Verhalten der Flüssigkeit ist notwendig um sicherzustellen, dass niemals Wasser in Tropfenform im Bremssystem vorliegt. Das aufgenommene Wasser wird vollständig gelöst, und somit wird eine Tropfenbildung verhindert. Freie Wassertropfen führen zu örtlicher Korrosion und würden bei niedrigen Temperaturen gefrieren.
Der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit muss stets ausreichend hoch sein, da durch Blasenbildung bei Erhitzung die Bremse ausfallen kann. Aufgenommenes Wasser senkt den Siedepunkt der Bremsflüssigkeit. Die Siedetemperatur von Bremsflüssigkeiten kann in Werkstätten gemessen werden.
Polyglycole = viele Glycolsorten kann ich noch nachvollziehen
Polyethylenglycol = nee, eher nicht. PEG ist was für die Medizin.
Diese chemische Gruppe(der Bremsflüssigkeit) heisst chemisch "mehrwertige Alkohole".
Dazu gehört das Äthandiol,Ethylenglycol = landläufig Glycol
und Glyzerin = Propantriol, das übrigens auch ein Bestandteil der Br.-flüssigkeit ist.
Glyzerin und Glykol haben beide einen süsslichen Geschmack
Moin,
Polyglycole oder PEGs ist chemisch das gleiche. Die einzige Möglichkeit ein Glycol oder allg. einen mehrwertigen Alkohol zu polymerisieren ist die Veretherung über die Hydroxygruppe.
Also wie folgt :
HO-[(CH2)n-O]z-H
Ob du das ganze jetzt noch verzweigst oder noch ne weitere Hydroxygruppe dazubaust, ändert an der grundsätzlichen chemischen Einstufung nichts.
MFG Kester
Hey, da will's aber einer wissen,gell?🙂
Die Herstellung erfolgt bei uns über die Polymerisation von Ethylenoxid( ein überaus kritischer Stoff) seit fast 50 Jahren.
Ein gängiges Verfahren; deins weniger.
Oder meinst du Veresterung? Da biste bei Polyester.
Als ich damals mal meine betr. Ausbildung genoss, mussten wir Rückstell-Proben ziehen u.a.für ATE ,aber auch für Glysantin und und und..
Wofür wohl?? Genau, ATE nahm DE-Glycol für Bremsflüssigkeit.
Moin,
Ich WEISS wie man PEGs synthetisiert ... Das ändert aber nichts daran, wie das ENDPRODUKT aussieht und das man sie grundsätzlich in kleinen Kettenlängen auch aus den Monomeren herstellen kann.
Schematisch :
HO-R-O-R-O-R-x
Ein POLYETHER, kein Polyester, denn das wäre ganz klar eine Gruppe die wie folgt aussieht :
R-O-CO-R-X (oder umgekehrt -CO-O-)
Und Glysanthin ist KÜHLERFROSTSCHUTZ, das dort Ethylenglykol drin ist ... und zwar monomer ... ist nicht sehr erstaunlich.
Fazit : Polyglykole und Polyethylenglycole sind chemisch erstmal weitgehend gleich. Das Ethylen definiert im Grunde nur das R und ist Stammvater der gesamten Gruppe (wobei Glykol erstmal nur der Trivialname für Ethylenglycol ist und mittlerweile als Synonym für eine ganze Gruppe an Diolen verwendet wird) . Wie schon gesagt, an der chemischen Natur der Verknüpfung ändert sich nichts ob ich das ganze jetzt verzweigt mache oder noch eine dritte Hydroxyfunktion einführe. Damit verändere Ich lediglich die Eigenschaften des Polymerendproduktes in die eine oder die andere Richtung (Löslichkeit, Hydrophilie, Siedepunkt, Festpunkt etc.pp.)
Der Begriff PEGs ist einfach nur ein Sammelbegriff für alle Möglichen Polymerisationsprodukte von und mit Ethylenglycol. Das bezieht auch Block, Pfropf und Copolymere mit ein. Ist nur ne Familienbezeichnung.
(Was jetzt im Grunde aber nichts mehr mit der Bremsflüssigkeit zu tun hat, sondern reine Chemie ist)
Gruß Kester
(im übrigen Diplomchemiker *Fg*)