Gebrauchte Schrauben verbauen, oder doch neue Schrauben kaufen?
Hallo Leute,
bei mir steht ein Differenzialwechsel an. Ich frage mich nun, welche Schrauben ich dabei gegen neue ersetzen soll. Laut Opel-Vorgaben müssen praktisch alle ersetzt werden (12x Antriebswellen an Radnabe, 3x Differenzial an Hinterachskörper, 3x Hardyscheibe an Differenzialflansch, 9x Differenzialdeckel).
Sind außer die letzten alles Dehnschrauben, also laut Opel-Vorgabe zu ersetzen.
Die Schrauben vom Deckel bekommen 60 Nm und die würde ich nicht ersetzen - auch wenn sie eigentlich ersetzt werden sollen. Sind Tensilock-Schrauben. Bei der phobischen Verschraubungsmenge halte ich das dort jedoch für übertrieben.
Aber was ist mit den anderen Schrauben? Ich habe noch nie gelesen, dass hier jemand neue Schrauben beim Diff-Wechsel nahm. Wie haltet ihr es damit? Und wenn ihr die alten weiterverwendet, zieht ihr nur nach Nm-Vorgabe an? Oder überstreckt ihr die Schrauben abermals noch mit der Weiterdreh-Winkelangabe? Oder sichert ihr die mit Schraubensicherung? Oder denkt ihr da - weil es ja weder Bremse noch Lenkung ist - eher gar nicht drüber nach? 😕
Danke und viele Grüße in die Runde,
der olle Emil
20 Antworten
Sicher wollen die auch Teile verkaufen, aber ein wenig mehr als Fünkchen Wahrheit ist schon dran.
Ich verwende die meisten, von dir beschriebenen, alle noch mal, aber es sollte eben nicht so gemacht werden.🙁🙄😉
Es ist eine Sache die jeder für sich selbst entscheiden muß.
Ne Garantie gibt es nie.....
Wo ich grundsätzlich keine Kompromisse mache, das ist eigentlich nur am Motor und da besonders die Kopfschrauben, die NW-Rad Schrauben, der Zahnriemenantrieb (Zentralschraube) und die Befestigungen der Schwungscheibe bzw. die des Flexplates.
Habe bis dato schon mindestens 10 Differentiale getauscht und immer wieder die gleichen Schrauben verwendet. Bis jetzt gabs keine Probleme.Dann müsstest Du ja auch beim Radlagwrwechsel die Schrauben der Antriebswelle erneuern,habe dies bis jetzt noch bei keiner Werkstatt gesehen.
Okay, das beruhigt mich schon etwas, danke für eure Antworten. Wird also nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. 🙂
Ich will aber trotzdem nochmals tiefer nachhaken. Ich würde die gebrauchten Schrauben wohl erst auf die vorgegebene Nm-Angabe anziehen und dann die Hälfte des angegebenen Winkels für neue Schrauben nachziehen (damit die Überstreckung nicht zu intensiv wird, die wurden ja schonmal überstreckt). Klingt das sinnvoll?
Wie verbaut ihr denn die Schrauben beim Wiedereinbau? Zieht ihr frei Schnauze (also grob nach Erfahrung) an? Zieht ihr nach Nm-Vorgabe an? Zieht ihr auch die Weiterdreh-Winkelangaben an? Oder wie macht ihr das?
Ich danke euch!
Zitat:
@olle_Emil schrieb am 30. Mai 2017 um 13:10:07 Uhr:
Wie verbaut ihr denn die Schrauben beim Wiedereinbau?
Da wirst du verschiedene Ansichten geboten bekommen. Die einen interessiert es schlicht nicht - Hauptsache fest - die anderen achten drauf. Ich bin da Pedant; wenn es eine Vorgabe gibt, wird diese auch eingehalten. Wozu hat man sonst das ganze Werkzeug? 😉
Bei den mit Winkel angezogenen Schrauben nutze ich auch neue, außer wenn ich vorher weiß, dass ich diese Schrauben zeitnah nochmal lösen muss, um eine andere Reparatur durchzuführen. Spätestens danach gibt es aber neue. Die paar Euro machen das Kraut dann auch nicht mehr fett, wenn man es mal auf die gefahrenen Kilometer umrechnet.
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Zitat:
@Whobody schrieb am 31. Mai 2017 um 10:09:44 Uhr:
Es würde mich interessieren wieviele Teuros man dabei sparen kann - EURO 12, 24, 36, 42?
Ich höre in deinem Unterton durchaus raus, dass du die Sparerei affig findest. Bei deinen genannten Zahlen wärs das auch, keine Frage. Allerdings hat mein FOH mir für die Schrauben nen Preis von knapp unter 150 EUR genannt. Und das ist schon verdammt weit weg von deinen zuerst vermuteten 12 Euro und zudem 3x so teuer wie das 'neue' gebrauchte Differenzial. 😉
Nichtsdestotrotz habe ich nicht deshalb gefragt, weil ich auf Teufel-komm-raus sparen will (denn dann hätt ich einfach die alten verbaut), sondern weil mich die Meinung anderer interessiert sowie wie sie dabei vorgehen.
Nur erstaunlicherweise kann oder will - nicht nur hier im Forum - auch niemand wirklich sagen, dass er je irgendwie drüber nachgedacht hat, wie er dabei vorgeht, wieviel Nm da einer Schraube noch zugemutet werden bzw. ob (und wie stark) man die nochmals überstreckt werden, ob man sie dann anderweitig besonders sichern sollte (Schraubensicherung etc.) und dergleichen.
Man liest zwar immer überall "sollten nicht wiederverwendet werden". Wenn man es aber doch macht und wie man dann vorgeht, hat aber noch niemand geschrieben. Und gemacht wird es ja scheinbar recht oft. Man könnte fast den Eindruck bekommen, dass das ziemlich problemlos sei. Aber wo ist der Trick dabei? Und wo sind die Erfahrungsgeschichten über Fails und abgerissene Schrauben etc.?
Dass es keine Garantie gibt und dass man dann einen neuen Unsicherheitsfaktor umherkutschiert, steht dabei natürlich außer Frage.
Zitat:
@olle_Emil schrieb am 31. Mai 2017 um 17:27:20 Uhr:
Nur erstaunlicherweise kann oder will - nicht nur hier im Forum - auch niemand wirklich sagen, dass er je irgendwie drüber nachgedacht hat ...
So erstaunlich finde ich das gar nicht.
Als ambitionierte Hobbyschrauberin habe ich immer den Anspruch besser, sauberer und genauer zu arbeiten als jede Werkstatt.
Somit halte ich mich an die Herstellervorgaben und stelle diese nur in Frage, wenn sie zu meinen Ungunsten ausfallen. Zum Beispiel: Ölwechsel beim Automatikgetriebe.
Wenn ich schon das Geld für einen teuren Drehmomentschlüssel ausgegeben habe, will ich ihn auch nutzen. Vorgaben für eine Wiederverwendung von Dehnschrauben gibt es nicht.
Zitat:
@olle_Emil schrieb am 31. Mai 2017 um 17:27:20 Uhr:
Zitat:
@Whobody schrieb am 31. Mai 2017 um 10:09:44 Uhr:
Es würde mich interessieren wieviele Teuros man dabei sparen kann - EURO 12, 24, 36, 42?
Ich höre in deinem Unterton durchaus raus, dass du die Sparerei affig findest. Bei deinen genannten Zahlen wärs das auch, keine Frage. Allerdings hat mein FOH mir für die Schrauben nen Preis von knapp unter 150 EUR genannt. Und das ist schon verdammt weit weg von deinen zuerst vermuteten 12 Euro und zudem 3x so teuer wie das 'neue' gebrauchte Differenzial. 😉
Nichtsdestotrotz habe ich nicht deshalb gefragt, weil ich auf Teufel-komm-raus sparen will (denn dann hätt ich einfach die alten verbaut), sondern weil mich die Meinung anderer interessiert sowie wie sie dabei vorgehen.
.....
Ich wollte lediglich wissen von welcher Größenordnung wir hier sprechen.
Wie Du meine Frage interpretierst ist allein Deine Sache. - Soll ich Dich in Zukunft vorher fragen, ob ich Dich etwas fragen darf?
Nun mal alle gut und ruhig durch die Hose atmen.
Seine Frage sehe ich als sachlich und gut begründet gefragt an.
Wir leben schließlich in Deutschland und da wird eben auch oft übertrieben schnell weggeschmissen.
Es ging nicht um Geiz ist geil, sondern um Sinn und Unsinn bestimmter Verfahrensweisen.
Die mich ganz nebenbei und das selbst als Meister im Fach, auch manchmal am gesunden Menschenverstand der Ingenieure oder Kaufleute -die solche Auslegungen beschließen und vorschreiben- zweifeln lassen.
Sicherheit ist ne tolle Sache, aber hier in Deutschland stellen sie oft auf die Spitze einer Antenne oft noch ein Hochhaus. Ich weiß wie das in den meisten anderen Ländern gehandhabt wird und wie es früher gehandhabt wurde.
Es gibt -und das hatte ich in meiner Einlassung oben auch schon erwähnt- bestimmte Bereiche am Fahrzeug, Motor, Getriebe und Bremsen, da lasse ich mich auch nie nimmer auf das geringste Risiko ein, aber bei anderen Bereichen arbeite ich (ausschließlich bei meinen Fahrzeugen) sehr gelassen mit den alten Schrauben.
Zenobia, ja so wie du denkst, denken hier sicher die meisten. Wahrscheinlich schrauben wir alle gründlicher, sorgsamer und bedachter an unseren Autos – mehr als ein auf "Zeitdruck" getrimmter Mechaniker es sich je erlauben könnte. Und trotzdessen muss das ja nicht heißen, dass "alte Schrauben verwenden" zwingend ungründlich oder unbedacht ist (grad wegen letzterem ja auch das Thema hier 😉 ).
Kurt hat so ziemlich auf den Punkt gebracht, was ich denke. Besser hätt ich es nicht formulieren können. Es kann schlicht nicht sein, dass die Schrauben bei einer vernünftigen Zweitverwendung sofort eine so elementare Gefahr darstellen. Vernünftig heißt in meinen Augen, dass man die Nm-Anzugsmomente nicht überschreitet und eben auch die Winkelangaben nicht abermals voll auskostet. Wo letzteres dann doch extrem wichtig ist (Zylinderkopf, Fahrwerk, ...), gehts halt nicht ohne neue Schrauben (zumindest, wenns richtig und perfekt werden soll).
Ich denke, so kommt man dann in den Bereich derjenigen Belastung, der die Schraube bereits zuvor ohnehin ausgesetzt war. Die auf die Verbindung einwirkende Kraft sollte nahezu gleich sein, und die Dehnung dürfte nicht viel mehr sein als das, was die Schraube zu 100% in jedem Fall und mit definitiver Sicherheit sowieso aushalten muss.
So sind zumindest meine heutigen Gedanken dazu. Gestern habt ihr mich aber so kirre gemacht, dass ich tatsächlich im Netz gekramt hab und nun doch den kompletten Satz neue Schrauben bestellt hab... allerdings für bewältigbare 65 EUR. Ich werde aber vor/nach dem Aus- und vor/nach Wieder-Einbau dann trotzdem mal die Länge der alten Schrauben messen... zumindest an einer werd ich das mal checken (wenn ich es denn nicht vergesse).
Was ich im Übrigen beim Kramen im Netz lernen konnte (ob das korrekt ist, weiß ich nicht, klang aber plausibel): es gibt "unterschiedliche" Arten von Dehnschrauben. Einerseits solche wie bspw. im Zylinderkopf, die sich schon beim Einbau eingeplant überdehnen und so ein definiertes Anpressmoment (verzeiht mir meine Bezeichnungen, falls diese Worte nicht allzu korrekt sind) für die Verbindung nicht zu überschreiten erlauben. Andererseits gibts wohl aber auch solche, die sich bei Wärmeausdehnung von Materialien mitdehnen und beim Abkühlen aber wieder zurücklängen und innerhalb dieser Temperaturgrenzen und Strecklängen aber das gleiche Anpressmoment auf die Verbindung halten (also sie reißen nicht, wenn sie gestreckt werden und 'schrumpfen' auch wieder zurück ... Stichwort Elastizität?) Aber danach habe ich nicht weiter gesucht... hatte dann ja den Sack Schrauben bestellt. 🙄
Und @Whobody: Ich hab das nicht persönlich genommen. Wollt nur zum Ausdruck bringen, dass da in meinen Augen durchklang, du sähst das als sinnloses Sparen an der definitiv falschen Stelle bei den paar Cents für die Schräubchen oder sowas in der Art. Also nö nix vorher fragen, alles gut. 😎
letzte Zeile jetzt: verzeiht mir meine riesigen Texte. Danke fürs Trotzdem-Lesen. 😛
Sinn und Zweck eines solchen technischen Forums ist es, neben der reinen Hilfeleistung und Hinweisgebung, natürlich auch technische Zusammenhänge zu besprechen, erläutern und versuchen diese auf einen für uns günstigen, gültigen, für alle nachvollziehbaren Nenner zu bringen.
Die schliche Auseinandersetzung bringt allen hier etwas.
Da sind die langen Texte sogar lieber gesehen und sind besser zu unserer Klärung des Sachverhalts auf unserem Niveau geeignet, als ein Hinweis / Link auf irgend eine hoch wissenschaftliche Webseite (die meist hoch-komplex, letztlich zerredend und oft in jedem Kopf ein Kuddelmuddel hinterlassend sind), auf die man sich berufen will.
Mich begeistert die sachliche Argumentation und Interpretation diverser Meinungen und Fakten der unterschiedlichen User hier, genau so wie eine sachliche Kritik an oft unverständlichen Sachverhalten.
Also Danke für deine abschließenden Ausführung in deine Gedankengänge, zu deinem ursprünglichen Thema.
Ich wollte viele andere Themen würden auch mit einem solchen Fazit enden.
Ich hole den Tread mal aus dem Archiv und puste schnell den Staub weg... 🙂
Mich würde interessieren, wo kriegt man vernünftige Informationen a) über die verwendeten Schrauben am Bauteil x (Maße, Festigkeitsklasse, mit/ohne Schaft/Flansch etc.) und b) über die vorgesehenen Anzugsdrehmomente?
Die Drehmomente stehen oft in den diversen Büchern à la "so wird's gemacht", aber alles ist dort ja auch bei weitem nicht angeführt. Und die Schrauben selber sind ja auch in den Teilekatalogen nur rudimentär (M12x80) beschrieben. Und wegen jeder Schraube extra zum FOH laufen (der an Schraubertagen sowieso zu hat) wird ja wohl auch nicht jeder.
Woher weiß ich also im Vorfeld, bevor das halbe Auto zerlegt ist, welche Schrauben genau zu besorgen sind? Gibt es da irgendwelche (verfügbare) Unterlagen, Werkstattbücher oder weiß der Kuckuck was?
Und habt ihr gute Quellen wo man die dann auch bekommt?
Gruß, Sepp