Frage zu Radlagern HA
Hallo liebe Mitforisten,
habe mich hier neu angemeldet, weil ich eine Frage habe, zu der ich in den bisher geposteten Themen keine rechte Antwort gefunden habe.
Erstmal noch vielen-vielen Dank an alle, die hier ihr Wissen teilen: Ich habe neulich einen kleinen blauen Polo 6N (Bj. 1997, 1,4l Benziner mit 60PS, 176.000km) gekauft für wenig Geld, der entsprechend auch ziemlich vernachlässigt war. Habe schon einigen Kram mit Unterstützung dieses Forums in Ordnung bringen können (verdreckte Drosselklappe, Kühlwassertemp.-Sensor defekt etc.), das ist echt super.
Nun zu meiner Frage: Sie betrifft die hinteren Radlager.
Der Wagen hatte von Anfang an ein dröhnendes Geräusch bei höheren Geschwindigkeiten. Der linke Hinterreifen hatte krasse Abplattungen auf der Lauffläche, offenbar war der Stoßdämpfer völlig hinüber. Habe die Hinterreifen wechseln lassen und die hinteren Stoßdämpfer. Damit ist es besser geworden, aber nicht ganz weggegangen: Er dröhnt immer noch, vor allem bei Geschwindigkeiten zwischen 90 und 110 (sonst nicht oder kaum).
Ich kann nicht genau sagen, ob das Dröhnen wirklich von der Hinterachse kommt; das ist schwer zu lokalisieren. Aber ich habe mal auf die hinteren Radlager getippt, vor allem auf das linke, denn wenn der Reifen schon nicht mehr zu gebrauchen war, hat das Lager ja sicher auch einiges erlebt. Gestern habe ich den Wagen mit dem Wagenheber angehoben und die Hinterräder mit der Hand gedreht: Rechts leichte Schleifgeräusche von der Trommelbremse, sonst nichts - links hingegen ein deutlich rauhes Geräusch. Also das Radlager, oder? (oder zumindest AUCH das Radlager?)
Wenn ich da richtig liege, wären meine Fragen folgende:
1) Ist das typisch, daß ein Radlager nur bei bestimmten Geschwindigkeiten dröhnt? Oder ist es doch vielleicht was anderes? (die vorderen Reifen sind auch nicht mehr dolle)
2) Kann das Radlager einfach nur falsch eingestellt sein? Oder ist es, wenn es mal dröhnt, bestimmt schon hinüber?
3) Nun wollen meine Freundin und ich über Ostern wegfahren mit dem Auto, und das wären insgesamt schon so 1200km. Ich kriege nun vorher aber wohl keinen Termin mehr in irgendeiner Werkstatt und habe keine Presse zum Einpressen der Laufringe. Kann man das riskieren, mit dem Lager noch länger zu fahren?
Ist schonmal jemand mit defektem Radlager so hängengeblieben, daß eine Heimfahrt nicht mehr möglich war? Oder ist jemand schonmal noch zig-tausend Kilometer mit defektem Radlager gefahren?
4) Ich dachte, ich kaufe wenigstens einen Lagersatz und hätte dann für alle Fälle was dabei, falls wir wirklich hängenbleiben. Kann man notfalls unterwegs auch die neuen Kegelrollenlager einfach einsetzen ohne die alten äußeren Laufringe, die in die Bremstrommel eingepresst sind, ebenfalls zu wechseln? Klar, das wäre ein Murks und danach könnte man die neuen Kegelrollenlager wahrscheinlich wegwerfen, aber als Notbehelf, um wieder heimzukommen - hat sowas schonmal jemand gemacht?
Uff, nun ist das ein halber Roman geworden. Also wenn sich einer bis hierher durchgekämpft hat, erstmal dankeschön - und wenn einer ein paar Tipps oder Ratschläge für mich hat, würde ich mich freuen.
Viele Grüße!
13 Antworten
Hallo...ich fasse mich kurz ^^
zu 1.:
Das nennt sich Resonanz und ist wie Du vermutest.
zu 2.:
Wenn das Lager schon im Handbetrieb maahlende Geräusche von sich gibt ist von einem Lagerschaden auszugehen. Ein weiteres Indiz kann Kurvenfahrten zeigen. Bei Belastung ändern sich die Geräusch, werden meist lauter.
Wenn es falsch eingestellt ist wird das Lager auch nach einer Zeit ein Lagerschaden abzeichnen, da es einfach falsch belastet wird. Das Rad darf im kalten Zustand einen Hauch Spiel haben. Richtig eingestellt ist es, wenn die Druckscheibe unter der Zentralmutter mit einem Schreibendreher gerade noch zu verschieben ist. Dabei darf der Schraubendreher nicht an der Außenwand abgestützt werden.
zu 3.:
Ein Einpresswerkzeug braucht es nicht.,Es reicht ein Hammer, einen weichen Einschlagdorn und Gefühl. So wechsel ich die Lager, wenn diese kaputt gehen.
Wie lange ein Lager (noch) hält kann man nicht sagen, da man den Verschleiß hier nicht sieht. Generell wird der Verschleiß immer schneller werden bis es sich auflöst. Ich würde nicht mehr so viel fahren.
Zudem kann der Lagerdorn/Achsstumpf, je nach Lagerschaden, gut warm werden und auch Schaden nehmen.
zu 4.:
Niemals die Teile eines alten Lagers mit denen eines neuen mischen. Das neue Lager kannst du dann gleich wieder in die Tonne kloppen, da die alten Teile aufeinander eingelaufen sind.
Die Lagerringe kann man auch ohne Presse wechseln. Hammer und Dorn reichen vollkommen aus und dann vorsichtig mit kleinen Schlägen rings herum "ping ping ping". Tausch das vor der Fahrt noch aus und fertig. Ist doch schnell gemacht. Nur die Käfige mit den Wälzkörpern tauschen bei alten Lagerringen ist Quatsch, da die Schäden vor allem in den Ringen sind. Wenn das Lager schon so hinüber ist, dass es Mahlgeräusche macht, raus damit und das neue Lager ordentlich einstellen. Vor allem auch auf den Dichtring achten, am besten alles erneuern. Einige Spezialisten haben sich ja durch Murks sogar schon den Achszapfen ausgeglüht.
Hi,
vielen Dank für die schnellen Antworten! Das ist echt super.
Das eine hatte ich natürlich vergessen, zu sagen: Klar hatte ich das mit dem Kurvenfahren ausprobiert (vor vielen, vielen Jahren hatte ich mal einen Lagerschaden am Audi 50, und da war mir das Phänomen noch bekannt) - nur macht das in dem Geräusch keinen merklichen Unterschied. Ok, da es eh nur bei um 100km auftritt, kann man da ja auch nicht endlos enge Kurven fahren... Aber gut, mag ja sein, daß die beide hin sind, nur das eine ein bissel schlimmer schon als das andere. Oder es ist zusätzlich noch was an der Vorderachse los.
Aber die hinteren Radlager bzw. wenigstens mal das linke hintere Radlager zu wechseln, wird jetzt jedenfalls mal kein großer Fehler sein.
Danke für den Hinweis, daß ich das auch ohne Presse hinbekommen werde (glaube gelesen zu haben, daß er vorne hingegen ohne die Presse nicht geht, oder?). Man hat da ja immer so ein wenig Manschetten, an sowas ranzugehen, wo VW eigentlich - laut Reperaturhandbuch - das VW-Werkzeug nr. soundso verwendet.
Also bestelle ich morgen mal ein oder zwei Lager mit Kronensicherung, Splint und Fettkissen und hocke mich dann am MI mal hin. Wenn die Bremstrommel mal runter ist, kann ich die ja auch mit heim nehmen und das Wechseln der Laufringe in Ruhe daheim machen. Sollte schon klappen, aber wenn man so eine Arbeit nicht kennt, ist man oft ein wenig ängstlich. Sollte man nicht immer sein...
Vielen Dank Euch,
schönen Restabend und bis bald (werde Vollzug melden bzw. wenigstens Bericht erstatten...),
Fedor
Das alte Lager (Ring) ist doch das beste "Spezialwerkzeug" zum Einbau des neuen
Lagers. Gut geeignet zum reinklopfen ist auch ein Stück Rundmaterial mit ca. 3cm
Durchmesser aus Kupfer oder Messing (Abfallstück vom Schrottplatz). Beim Ausbau
kriegst du erst mal "fette Finger". Das alte Fett gründlich aus der Bremstrommel
entfernen, geht am besten mit den Fingern. Dann siehst du, dass du die Lagerschalen
an 3 Stellen mit einem kräftigem Durchschlag austreiben kannst.
Gruß
Werner
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So,
danke nochmal für alle Tipps und die Ermutigung: Es ist vollbracht - und hat doch nicht geklappt...
Habe das alles fein auseinandergenommen: Fettkappe ab (ging überraschend gut), alte Lager und alten Wellendichtring raus (der das nicht überlebt hat), und dann mit dem Durchschlag die alten Laufringe ausgetrieben. Alles schön saubergemacht und die neuen Laufringe rein, hat ebenfalls geklappt. Und dann - habe ich festgestellt, daß der Wellendichtring nicht paßt. Der hat ca. 1mm mehr Durchmesser als der alte. War ein Zubehörlager von einer spanischen Firma (ich bin ja hier in Madrid), im Katalog stand eindeutig "Polo 6n bis 1999", und ich hätte nicht im Traum daran gedacht, daß die das Maß von dem doofen Dichtring ändern...
Naja. Nun steht die Kiste provisorisch mit dem alten Dichtring wieder auf vier Rädern - und so bleibt sie erstmal stehen, denn fahren kann ich so ja nicht. Und nach Ostern werde ich hier mal einen VW-Betrieb auftun und fragen, ob die den Wellendichtring einzeln verkaufen. Dann hätte ich das dann kommende Woche rasch fertig...
Der Teufel ist ein Eichhörnchen...
Viele Grüße und schöne Ostertage an alle,
Fedor
Hast du den Wedi vor dem Einbauversuch gut gefettet? Die Dinger gehen manchmal
schon ein bißchen zäh rein. Maße stehen normalerweise drauf. Selbstverständlich
kannst du das Ding auch einzeln kaufen. Auch im freien Zubehörhandel. Mit den
Maßangaben, die auf dem alten Wedi stehen.
Gruß Werner
Hi Werner,
den Dichtring richtig reinzuhauen, das hab ich gar nicht versucht - 1mm mehr, das schien mir zuviel Übermaß. Die ersten sachten Schläge haben den gar nicht beeindruckt. Selbst wenn ich den irgendwie reingewürgt gekriegt hätte, das wäre ja nie dicht geworden. Der alte Wellendichtring war auch aus Blech (also außen), und innen eben der Gummi mit der Feder drin. Der neue war außen aus Kunststoff. Ob der sich vielleicht eingepaßt hätte? Aber der Kunststoff schien mir zu zäh für sowas.
Wäre die Maßdifferenz geringer gewesen, dann hätte ich es schon mal versucht mit Gewalt, aber 1mm ist doch ein bissel arg, oder? Ich werd nochmal bei diversen Online-Teilekatalogen recherchieren, ob es da nicht doch verschiedene Ausführungen gibt, daß die irgendwann im Laufe der 6n1-Bauzeit mal was an den Trommeln verändert haben. Ihr wißt nichts davon?
Bah, gibt es eben nächste WOche nen neuen DIchtring, und dann fehlt ja nur noch der, und dann Radlager einstellen und fertig.
Ach so: In dem Radlagersatz war kein Fett dabei gewesen und die hatten in dem Laden auch kein Wälzlagerfett da. Da habe ich dann das schwarze Fett genommen, das normal für die ANtriebsgelenke ist - das ist ja eh hochwertiger, oder? Kann ich das nehmen?
Viele Grüße,
Fedor
Zitat:
Ach so: In dem Radlagersatz war kein Fett dabei gewesen und die hatten in dem Laden auch kein Wälzlagerfett da. Da habe ich dann das schwarze Fett genommen, das normal für die ANtriebsgelenke ist - das ist ja eh hochwertiger, oder? Kann ich das nehmen?
Viele Grüße,
Fedor
Bloß nicht, das Gelenkwellenfett (schwarz) ist für Gelenkwellen, das Wälz/Gleitlager (gelb) für Radlager. Dann haben die ne Lebensdauer von ca 5000 Km. Kenn einige, die es genommen haben, und Radlager danach wieder Erneuerungsbedürftig. Die Dichtringe sind manchmal etwas widerspenstig, und flutschen wieder raus. Entweder reih um mit dem Hammer reinklopfen oder große Nuß und dann reinschlagen.
th
Hi th,
danke für Deine Anmerkung. Wieder was gelernt. Blöderweise habe ich das schwarze Fett schon drin - also echt jetzt das alles wieder auseinandernehmen und auswaschen mit Spiritus und normales Wälzlagerfett rein? Ist das so ernst mit der Unverträglichkeit oder ist das ein Grenzfall?
Habe ein wenig darüber gegoogelt, angeblich sind die Graphitplättchen in dem Gelenkwellenfett störend beim Schmieren der Wälzlager (glatte Oberflächen), vor allem aber wohl bei Nadellagern (da wirds dann wohl zu eng und die Graphitplättchen verstopfen den Fettfluß). Es gibt andererseits auch ein paar Leute in verschiedenen Foren, die sagen, sie nehmen das auch für die Radlager.
Ich glaube zwar inzwischen schon, daß das nicht das richtige Fett am richtigen Ort ist, aber daß die Lager dann so rasch hinüber sein sollen und es liegt nur am Fett?
Mal sehen, vielleicht lasse ich es jetzt doch drin und gucke mal, was passiert - Experiment über die Anwendung von Gelenkwellenfett in Radlagern, wo es eigentlich nicht hingehört... Bin dieses doofe Radlager inzwischen nämlich ziemlich leid geworden... :-(
Aber danke für alle Hinweise. Beim nächsten Mal spätestens werde ich diesen Fehler nicht mehr machen...
Ciao,
f
probier einfach aus, so teuer sind die Radlager ja nicht und wenns nicht hinhaut ist es nur eine halbe Stunde Arbeit...
Guten Abend allerseits
Ich greif das Thema nochmal auf...
Ich hab einen 99er Polo und muss demnächst die bremse hinten auf machen und möchte bei der Gelegenheit die Radlager reinigen und neu fetten.
Meine Frage: Kann mir jemand sagen welches Fett dafür geeignet ist?
Reicht LM mehrzweckfett oder gibt es da was spezielles?
Danke im voraus
Gruß Jan
Perfekt... Danke für den Tipp