Fahrzeug einfahren?

Ford

Muß man heutzutage einen Wagen eigentlich noch einfahren? Konkret einen Focus 1.6?

M.f.G.
cyborg2003

24 Antworten

Re: @caes

Original geschrieben von chaoschemiker

>Da Du in meinem Beitrag einige Unstimmigkeisten siehst muss ich es wohl noch konkretisieren:

Ah ja, danke. :-)

>Bestimmt hast auch Du schon Bilder von stark vergrösserten Oberflächen gesehen. Diese sehen unter einem Rasterelektronenmikroskop aus wie ein Gebirge, selbst wenn die Oberfläche mit blossem Auge eigentlich absolut glatt aussieht.

Doch ja, und die Taeler sind mit Oel aufgefuellt, so dass die Gebirge sich nur an ihren Gipfeln beruehren.

>Diese "Gebirge" brechen ab und erzeugen dabei Wärme, das ist die sog. Reibungshitze. Bestes Beispiel dafür sind die Bremsen. Da wird es zeimlich warm und die Beläge und Scheiben werden immer dünner.

Right, in der Praxis ist Reibung meist mit Materialverlust verbunden. Die Erwaermung hat aber auch eine andere Ursache. Die Teilchen kollidieren und nehmen dabei einen physikalischen Kraftstoss dp auf (dp=F*dt=m*dv), wobei das dv kinetische Energie verursacht, die als Reibungswaerme messbar wird. Dies geschieht auch, wenn kein Material abricht und stellt m. W. die Hauptursache der Erwaermung da.

>Der Kohlenstoff des Stahls ist im sog. Kristallgitter des Eisens eingebettet und haftet nicht aussen am Stahl an. Wenn Du ein Stück Eisen in einen Kohlehaufen schmeisst hast Du ja auch noch keinen Stahl.

Wenn die Kohle heiss ist schon. Dann gehen aus dem den Verbrennungsgasen Kohlenstoffatome ins Eisen ueber. Technisch wendet man das beim Haerten von Stahloberflaechen an, z. B. bei Zahnraedern. Diese Oefen heissen glaube ich "Anlassoefen".

Was uns als aufmerksamen Naturwissenschaftlern sofort auffaellt: Auch im Verbrennungsraum fallen reichlich heisse Verbrennungsgase an, die an den Kolbenringen vorbeistreichen. Zudem stehen sie unter irrsinnig hohem Druck, was den Partialdruck und die Konzentration gehoerig in die Hoehe treibt. Kraftstoffe fuer Verbrennungsmotoren unterscheiden sich hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung ihrer Verbrennungsrueckstaende nicht nennenswert von Kohle. Also ein Kohlenstoffangebot darf da schon angenommen werden, und ich halte es fuer sehr zweifelhaft, dieses als geringer als in der Kristallmatrix des Stahls zu veranschlagen.

Darum meine These: Wenn Kohlenstoff in nennenswertem Umfang diffundiert, dann in den Kolbenring hinein, nicht hinaus. Aber auch wenn dem nicht so ist, wuerde sich irgendwann ein Konzentrationsgleichgewicht einstellen und zwar ganz unabhaengig davon, wie ein Motor eingefahren wird, weil immer Reibung stattfindet und ebenso Diffusion (vorausgesetzt, sie findet tatsaechlich statt, was wir vorausgesetzt hatten).

>Deinen Motor schmierst Du bestimmt nicht geschnetzelten Joghurtbechern, obwohl deren Material auch ein "Kohlenwasserstoff" ist. ;-)

Dann will ich mal die kuehne Meinung riskieren, dass sich Kohlenstoff, der sich in einer Eisenkristallmatrix bewegen kann, auch in Verbrennungsgasen, Oelen und Joghurtbechern nicht in Stase verharrt. ;-)

Nur die Kernfrage an all dem ist doch folgende: Tritt das alles (wenn es auftritt) nicht ebenso nach der Einfahrphase auf???

Kohlerische Kohlenwaffelstoffe

Mei hört´s halt auf, - bis einer weint!

Ne, Spaß beiseite, ich dachte schon in diesem Forum wird nur Rechtschreibgefehlert und mit ausgekratzen Kats geprotzt.

Ihr zwei seid ein Genuß, das höbt dös Nevöö gönz erhöblich.

Danke,
Achim

(Und 7 Jahre nach letzter Werkstofftechnik VL wieder was gelernt)

Re: Kohlerische Kohlenwaffelstoffe

Original geschrieben von Tölz-1555

>Mei hört´s halt auf, - bis einer weint!

Och schade, wo es doch gerade interessant wurde. ;-)

>(Und 7 Jahre nach letzter Werkstofftechnik VL wieder was gelernt)

Ups, ich hoffe, nicht von mir. Bin ja nur ein Zweifler an den altehrwuerdigen Lehren der Einfahrtheorie-Scholastik. Also ich uebernehm keine Gewaehr. 😁

Also gut, ich gebs auf.
Caes und ich würden sonst noch ein Sonderforum brauchen und soviel Zeit hab ich beim arbeiten auch nicht. Zudem sind Leute die um die Bedeutung von "delta" in Formeln wissen mit Vorsicht zu geniessen ;-)
Am besten lassen wir jedem seinen eigenen "Einfahrglauben" und machens so wie in der Formel1: Ab der 1.Stunde mit kaltem Motor 18.000 U/min und dann alles andere hinter uns lassen.

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nachdem es in den letzten posting technisch ziemlich hochgeistig herging, etwas weniger niveuvolles von meiner seite. 😁
1. ein motor besteht nicht nur aus kolben 😉
2. bin ich weiterhin der meinung, man sollte sein fahrzeug die ersten kilometer vorsichtiger als sonst behandeln sollte - nicht mehr und nicht weniger. D.h. in kaltem zustand wie ein rohes ei behandeln und danach nicht zu oft unter- bzw. übertourig unterwegs sein. "nie vollgas" oder "nie über 4000 U/min" oder ähnliches halte ich aber für übertrieben. Obwohl theoretisch ja vom ersten tag alles perfekt funktionieren sollte, würde ich kein unsinniges risiko eingehen und mich dafür die folgenden jahre schwarz ärgern, so ein auto kostet ja heutzutage einiges an geld....

Original geschrieben von chaoschemiker

>Caes und ich würden sonst noch ein Sonderforum brauchen und soviel Zeit hab ich beim arbeiten auch nicht.

Ehrlich gesagt, wenn am Ende eine Klaerung dabei herauskaeme, waere es mir das sogar wert, aber man ist ja nicht allein auf der Welt... ;-)

>Zudem sind Leute die um die Bedeutung von "delta" in Formeln wissen mit Vorsicht zu geniessen ;-)

*raeusper*
Schlimmer noch, ein Differentialelement "d". Wie hiess es doch immer so schoen: "infinitesimal von Null verschieden". 😁

>Am besten lassen wir jedem seinen eigenen "Einfahrglauben"

Sowieso, Ehrensache, sonst hiesse der Thread z. B. "Nie wieder einfahren", oder "Warum einfahren, wo es doch was viel Besseres gibt", und das wollen wir doch schliesslich nicht...

Zitat:

Schlimmer noch, ein Differentialelement "d". Wie hiess es doch immer so schoen: "infinitesimal von Null verschieden".

Zum Glück hab ich das seit meinem Studium nie mehr gebraucht. Ich vermisse es sehr ...;-)

Einfahren, Ja oder Nein? Das ist hier die Frage!

Eine konkrete Frage an die beiden Disputanten "caes" und "chaoschemiker":

Wat nun? Ich bin so sehr mit meinem kräftezehrenden Bemühen, Euren Fachstreit zu verstehen, beschäftigt, dass ich als Jurist und Techniklaie für meine Frage um wohlwollendes Verständnis bitte: Muss resp. soll ich nun meinen ante portas stehenden Mondeo 2,0 TDCi, 96 kW, Automatik GhiaX einfahren und bejahendenfalls unter Beachtung welcher technischen Gegebenheiten oder Bedingungen?

Gruß, eztam

Re: Einfahren, Ja oder Nein? Das ist hier die Frage!

@eztam

Mein Standpunkt dazu: Auch wenn ich die technischen Ursachen des Einfahrenmuessens nicht recht einsehe, wuerde ich niemandem empfehlen, sein Auto zu dreschen auf den ersten Kilometern. Erwiesen ist ja, dass fabrikneue Oberflaechen sich noch glaetten. Also macht man sicher nichts falsch, wenn man sorgfaeltig einfaehrt. Ob es was bringt, ist eine andere Frage, aber wichtig ist doch, dass es nicht schadet.

Ich persoenlich habe es immer so gehalten, auf die Einfahranweisungen der Hersteller zu pfeifen, andererseits aber auch nicht den Motor ueber Gebuehr zu strapazieren, also z. B. hohe Drehzahlen bei kaltem Motor zu fahren oder niedrige Gaenge hochzudrehen. Von Vollgasfahrten auf der Autobahn habe ich mich aber nie abhalten lassen. Mit diesen "Regeln" habe ich bis jetzt noch keine Motorprobleme gehabt, auch nicht bei hohen Kilometerleistungen.

caes

Genau so habe auch ich es in der Vergangenheit gehalten. Dieser Intention folgend, denke ich, macht man bein Einfahren den denkbar kleinsten Fehler (wenn überhaupt).

Gruß, eztam

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