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Volkswagen News

Fahrbericht: Golf GTI 35 Jahre Edition

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Als kleinen Vorgeschmack auf das Fahrevent der MOTOR-TALKer mit dem Golf GTI in der 35 Jahre Edition lud Volkswagen zu einer Testfahrt von Frankfurt zum 24h-Rennen am Nürburgring.

Am Frankfurter Flughafen steige ich aus dem Flugzeug. Wo in Berlin noch die Sonne durch die Wolken schimmerte, sind hier steile Wolkengebirge aufgetürmt. Das verspricht ein regenreicher Nachmittag zu werden. Die freundlichen Mitarbeiter von Volkswagen fangen mich direkt an der Gangway ab und versuchen mir meinen Rollkoffer zu entreißen. Konditioniert durch Berliner Taxifahrer lasse ich mich aber nicht beirren und wuchte mein Handgepäck schön selbst in den Kofferraum des weißen VW Golf GTI (normale Edition), der bereits geduldig auf dem Rollfeld wartet. Kaum losgefahren, sind wir auch schon da. Eine der Lounges am Frankfurter Flughafen dient Volkswagen als Headquarter, um der internationalen Presse den GTI 35 Jahre Edition für einen Tag auszuhändigen. Offensichtlich bin ich nicht der erste, denn schon einige der Schlüssel fehlen. „Meiner“ steht brav ganz links und leuchtet geduldig mit seinem Standlicht. Rolli in den Kofferraum, Fototasche hinter den Sitz und ab geht es.

Testfahrt  Golf GTI 35 Jahre Edition Testfahrt Golf GTI 35 Jahre Edition Gemütlich zuckelt es sich, in strömendem Regen, über die Autobahn. Links taucht der Rhein auf. Eine Burg nach der anderen gibt sich hinter dem Regenschleier zu erkennen. Das ist eindeutig zu viel Wasser, da hätte ich auch mit dem Boot fahren können. Idee: Mittagessen und Regen abwarten. Das Navi soll mir den Weg zum nächsten Restaurant verraten. Ist man iPhone Displays gewohnt, die bei jedem Hauch einer Berührung ihren Dienst verrichten, erscheint einem das Touchdisplay des Navigationssystems als träge und misslaunig. Ein wenig wie ein bockiges Kind, das gern mehrmals gebeten werden will. Also drücke ich mich mit ungewohnter Vehemenz durch die Sonderziele bis zu Restaurants in der Nähe. Da gibt es einige… nachdem ich mich im Schneckentempo durch mittelalterliche Gässchen quäle, Mustangs und alten Damen ausweiche, wird schnell klar, dass kaum eines der Restaurants auch einen Mittagstisch bietet. Zum Glück erbarmt sich einer der Hoteliers, mir einen Tipp zu geben und so sitze ich wenig später am Rhein und verspeise einen Flammkuchen, während das Gewitter sich langsam verzieht.

Tatsächlich habe ich Glück, eine gute Stunde später haben sich die Wolken abreagiert bzw. sind vom Wind weitergetrieben worden. Zurück bleiben vereinzelte Wolkenfetzen und eine leicht regennasse Fahrbahn, die aber angenehm wenig bevölkert ist. Nun gut, nicht so schön wie trocken und sonnig, aber besser als „Weltuntergang“ und Schritttempo. Also zurück in die „Karo-Idylle“ des GTI und ab auf die Spur.

Während die Straßen trocknen, mache ich mich zwischen den Ortschaften etwas vertrauter mit den Dämpfereinstellungen… „Komfort, Sport, Komfort, Sport… Sport!“. Tatsächlich ist die Abstimmung der Dämpfer zwar spürbar, aber die Unterschiede halten sich dann doch in Grenzen. Sicher ist Komfort etwas weicher, aber für viele - meine Frau würde sicher dazu zählen - eben immer noch „zu hart“. Dafür ist es aber eben auch ein GTI und kein Phaeton. Am Ende siegt für mich „das Brett“, denn trotz Bodenwellen und Schüttelei stellt sich das Gefühl ein, so mehr von der Straße zu spüren. Vielleicht brauchen wir das ja heute nochmal :)

So schön die Straße entlang des Rheins ist, so wenig fordert sie aber Triebwerk, Fahrwerk und Fahrer. An der Loreley geht es mit der Fähre auf die andere Seite und damit endlich ins "Spaßland". Die Eifel zeigt sich von ihrer typischen Seite. Tief hängende Wolkengebilde, Sonneninseln, tiefe Wälder und steile, langgezogene Straßen durch endlos scheinende Wiesen und Felder. Endlich! Auf den gewundenen Straßen ist kaum eine Menschenseele unterwegs... umso besser. Die gutmütige Zuckelei hat ein Ende und ich gebe dem roten Blitz die Sporen.

Die schmale Straße schlängelt sich durch das Halbdunkel eines Tannenwaldes. Hier ist noch Vorsicht geboten, die Straße ist noch nass, aber hinter dem Tannenwald scheint die Sonne und der Asphalt ist getrocknet. Erwartungsfroh blubbert der Auspuff, der Motor röchelt in den unteren Gängen, das Getriebe giert nach dem nächsten Gang und der Turbo begleitet das Motorkonzert mit lautem „chiiiiiiiiii…..pffffftt“. Die Kurven fließen ineinander, das bergige Eifelland ist wie geschaffen für den kurvenhungrigen GTI. Der Allrad eines Golf R fehlt zwar das eine oder andere mal, aber das straffe Fahrwerk und die sehr direkte Lenkung lassen keinen Kontrollverlust befürchten. Nur selten blinkt die ESP Leuchte nervös und nimmt etwas Leistung zurück. Bevor man zu sehr in den Bann der Kurvenjagd gezogen wird, bremst ein Ortseingangsschild wieder auf gefühlte Schrittgeschwindigkeit. Die beschaulichen kleinen Ortschaften liegen nichtsahnend in der Nachmittagssonne und dösen vor sich hin. Das Röhren des nahenden GTI scheucht aber nur die Vögel auf, Menschen sieht man kaum.

Für meinen Geschmack könnte der Jubi-Golf noch mehr Krach machen. Das rotzige Schnaufen beim Gangwechsel und das Brüllen des 235 PS starken TSI klingt gut, aber zu verhalten. Zivilisiert eben, weich gewaschen für die Allgemeinheit… „freundinnenkompatibel“… aber Krach ist eben nicht alles. Spaß macht er schon, der „Kleine“. Wirkt agil, spritzig und bodennah, die Sitze geben mit ihrem Karomuster nicht nur eine gute Figur ab, sondern bieten auch ausreichend Seitenhalt, um sich bei schneller Kurvendurchfahrt nicht an die Tür lehnen zu müssen. Überhaupt ist das Design im Cockpit dezent in rot/schwarz gehalten und lenkt nicht ab. Die Bedienung ist gewohnt und – volkswagentypisch - solide.

Auch wenn der GTI in seiner 35 Jahre Jubiläums-Edition keine neuen Wege geht, macht er Spaß. Wer einen reinrassigen Sportler erwartet, liegt falsch. Natürlich ist der Golf ein Golf und damit das Jedermannsauto… er muss Allgemeingefälligkeit atmen. Natürlich steht GTI aber auch für die jungen Wilden und den Wunsch nach dem Hauch des Besonderen. Und natürlich muss auch nach 35 Jahren das GTI-Erlebnis erfahrbar sein. Egal, diese Fusion der sportlichen Gewöhnlichkeit lasse ich mir aber gern gefallen. So viel steht fest: zu begeistern vermag er. :)

Und für alle die noch mehr Bilder wollen...

(tk)

Quelle: MOTOR-TALK.de

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