Facom Werkzeug

Hallo!

Von meinem Vater habe ich einiges an Facom Werkzeug bekommen, welches er seit den 80er Jahren zusammenkaufte. Das macht einen qualitativ hochwertigen Eindruck.
Egal ob Hammer, Zange, Schraubenzieher oder Maulschlüssel alles ist noch so gut wie neu.
Fast überall steht "France" drauf.
Nun habe ich mir via Ebay ein paar Maulschlüssel nachgekauft. Dort steht nicht mehr France drauf, selbst der Schriftzug "Facom" ist verschwommener, obwohl es Neuware ist.
Stellt diese Firma die Produkte nun auch in Asien her? Kommt überhaupt noch etwas aus Frankreich?
Habt Ihr Erfahrungen mit der Qualität neuer Facom Werkzeuge? Sie sind ja furchtbar teuer...

Vielen Dank für Eure Antworten,

Olli

Beste Antwort im Thema

Hallo Olli,

wenn Du älteres Facom-Werkzeug aus den 80er Jahren von Deinem Vater bekommen hast, kannst Du dich glücklich schätzen! Würde ich hüten wie meinen Augapfel, sowas bekommst Du heute nicht mehr!
Das macht nicht nur einen hochwertigen Eindruck, meiner Meinung nach gibts nichts Besseres. Snap-on kenne ich nicht, aber die Facom-Qualität bis Mitte der Neunziger dürfte schwer zu übertreffen sein.

Ja, früher stand fast auf jedem Werkzeug France drauf, und ich glaube, bei Facom hatte man allen Grund, stolz darauf zu sein.

Dann wurde Facom Ende der Neunziger vom Finanzinvestor Fimalac geschluckt, der von Industrie im Allgemeinen und von Werkzeugherstellung im Besonderen Null Ahnung hatte. Es folgten wildes Aufkaufen von Konkurrenten, Entlassung alter, erfahrener Manager zugunsten von jungen Uni-Absolventen, die alles besser wußten, der Bau eines neuen Logistigcenters, das wegen Fehlplanung nie in Betrieb ging und noch mehr Manager-Glanzleistungen.
Als dann große Stammkunden aus der Industrie und auch zahlreiche Händler zur Konkurrenz wechselten, der Marktanteil wie auch der Gewinn in den Keller gingen, hatte Fimalac nur noch das Ziel, möglichst schnell wieder an die Gewinnzone zu kommen, um Facom wieder zu verkaufen. 2006 war es dann soweit: Stanley, heute Stanlea Black und Decker, kaufte für ein paar lächerliche hundert Millionen den einst stolzen Werkzeugmacher Facom, und krönte damit seine Werkzeug-Billigmarken.

Schon vor dem Verkauf hatte Fimalac einige Werke in Frankreich dichtgemacht und die Mitarbeiter entlassen. So etwa das Werk in Villeneuve-le-Roi. Dort wurden die meisten Schlüsselserien hergestellt. Dabei hatte Facom viel in die Technik des Kaltschmiedens (auch für die Forschung) investiert. Dabei wurden mit starken Pressen die Schlüssel hergestellt, ohne Sie vorher erhitzen zu müssen. Damit sparte man sich einige Arbeitsgänge, und das Finish (z.B. auch die Beschriftung) waren perfekt und gleichmäßig.

Heutige Produktionsstandorte:
- die meisten Schlüssel (Gabel/Ring/Ring-Ratsche): Taiwan
- die meisten Knarren und Drehmomentschlüssel: USAG/Italien (Facom-Tochterfirma, Spitzenqualität
- Nüsse: ???
- Rollgabelschlüssel: China?
- Schraubendreher/Zangen: Frankreich
- Werkstattwägen: Frankreich
Bei den Produktionsstandorten gibt es ständig Änderungen, deshalb kann sich obige Liste ständig ändern. Aber das die Produktion je wieder nach Frankreich kommt, darf bezweifelt werden...

Im Katalog F87 steht unter einem Bild, daß selbst Schlüssel mit geringen Abweichungen nicht zum Verkauf kommen, sprich eingeschmolzen werden. Wenn man heute bei manchen Schlüsseln die Schrift kaum erkennen kann, ist das wohl nicht so schlimm... Habe selbst mal so einen Gabelschlüssel bekommen, war nicht zu ertragen! Glaube auch nicht, daß es sich um eine Fälschung handelt, die wäre wahrscheinlich besser!
Facom stellt vieles nicht mehr selbst her, sondern kauft zu, wie so viele Andere auch...Die Preise sind deswegen aber nicht zurückgegangen, ganz im Gegenteil!

Zusammenfassend: Das was früher den Stolz von Facom ausmachte, nämlich Drehmomentschlüssel, Knarren, Rollgabelschlüssel, Gabelschlüssel, Gabel-Ring-Schlüssel, Pfeifenkopfschlüssel, die Spitzenqualität aus eigenen Werken in Frankreich, ist heute größtenteils Geschichte und wird zugekauft.

Habe für mich die Konsequenz gezogen, fast nur noch alte Facom-Qualität zu kaufen (ebay), ansonsten einen guten Händler suchen, der ordentlich Rabatt gewährt (10% sind kei Rabatt!). Denn trotz aller Veränderungen ist Facom für mich immer noch einer der Besten!

Freundliche Grüße

P.S. Falls Du etwas von Deinen Werkzeugen nicht brauchst, laß es mich wissen!

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Zitat:

@Olli TSI schrieb am 5. August 2013 um 12:19:38 Uhr:


Hallo 2CV6Club,

Vielen Dank für Deinen tollen Beitrag. Das ist sehr traurig, was so hinter den Kulissen dieser Traditionsfirma ablief.🙁
Du hast Recht. Wenn man die alten Maul- und Ringschlüssel in die Hand nimmt, dann ist die Oberfläche, wie bei einer Münze. Kann man schwer beschreiben, aber der Unterschied zu den nachgekauften Schlüsseln ist sicht- und fühlbar.
Sämtliche Kästen aus den 80er Jahren (Nußkasten und Transportkasten) sind noch aus Metall, mit toller Lackqualität.
Heute scheint fast jeder Werkzeugsatz bei Facom in einem Plastikkasten zu stecken, und auf den Nüssen steht auch nicht mehr France drauf.😕
Also hebe ich am besten alles gut auf und freue mich, daß ich noch Ware habe, die (laut der Rechnungen) aus dem Zeitraum 1985 bis 1992 stammt, zumal alles kaum benutzt ist und ladenneu aussieht.

Viele Grüße,

Olli

Zitat:

@Olli TSI schrieb am 5. August 2013 um 12:19:38 Uhr:



Zitat:

Original geschrieben von 2CV6Club


Hallo Olli,

wenn Du älteres Facom-Werkzeug aus den 80er Jahren von Deinem Vater bekommen hast, kannst Du dich glücklich schätzen! Würde ich hüten wie meinen Augapfel, sowas bekommst Du heute nicht mehr!
Das macht nicht nur einen hochwertigen Eindruck, meiner Meinung nach gibts nichts Besseres. Snap-on kenne ich nicht, aber die Facom-Qualität bis Mitte der Neunziger dürfte schwer zu übertreffen sein.

Ja, früher stand fast auf jedem Werkzeug France drauf, und ich glaube, bei Facom hatte man allen Grund, stolz darauf zu sein.

Dann wurde Facom Ende der Neunziger vom Finanzinvestor Fimalac geschluckt, der von Industrie im Allgemeinen und von Werkzeugherstellung im Besonderen Null Ahnung hatte. Es folgten wildes Aufkaufen von Konkurrenten, Entlassung alter, erfahrener Manager zugunsten von jungen Uni-Absolventen, die alles besser wußten, der Bau eines neuen Logistigcenters, das wegen Fehlplanung nie in Betrieb ging und noch mehr Manager-Glanzleistungen.
Als dann große Stammkunden aus der Industrie und auch zahlreiche Händler zur Konkurrenz wechselten, der Marktanteil wie auch der Gewinn in den Keller gingen, hatte Fimalac nur noch das Ziel, möglichst schnell wieder an die Gewinnzone zu kommen, um Facom wieder zu verkaufen. 2006 war es dann soweit: Stanley, heute Stanlea Black und Decker, kaufte für ein paar lächerliche hundert Millionen den einst stolzen Werkzeugmacher Facom, und krönte damit seine Werkzeug-Billigmarken.

Schon vor dem Verkauf hatte Fimalac einige Werke in Frankreich dichtgemacht und die Mitarbeiter entlassen. So etwa das Werk in Villeneuve-le-Roi. Dort wurden die meisten Schlüsselserien hergestellt. Dabei hatte Facom viel in die Technik des Kaltschmiedens (auch für die Forschung) investiert. Dabei wurden mit starken Pressen die Schlüssel hergestellt, ohne Sie vorher erhitzen zu müssen. Damit sparte man sich einige Arbeitsgänge, und das Finish (z.B. auch die Beschriftung) waren perfekt und gleichmäßig.

Heutige Produktionsstandorte:
- die meisten Schlüssel (Gabel/Ring/Ring-Ratsche): Taiwan
- die meisten Knarren und Drehmomentschlüssel: USAG/Italien (Facom-Tochterfirma, Spitzenqualität
- Nüsse: ???
- Rollgabelschlüssel: China?
- Schraubendreher/Zangen: Frankreich
- Werkstattwägen: Frankreich
Bei den Produktionsstandorten gibt es ständig Änderungen, deshalb kann sich obige Liste ständig ändern. Aber das die Produktion je wieder nach Frankreich kommt, darf bezweifelt werden...

Im Katalog F87 steht unter einem Bild, daß selbst Schlüssel mit geringen Abweichungen nicht zum Verkauf kommen, sprich eingeschmolzen werden. Wenn man heute bei manchen Schlüsseln die Schrift kaum erkennen kann, ist das wohl nicht so schlimm... Habe selbst mal so einen Gabelschlüssel bekommen, war nicht zu ertragen! Glaube auch nicht, daß es sich um eine Fälschung handelt, die wäre wahrscheinlich besser!
Facom stellt vieles nicht mehr selbst her, sondern kauft zu, wie so viele Andere auch...Die Preise sind deswegen aber nicht zurückgegangen, ganz im Gegenteil!

Zusammenfassend: Das was früher den Stolz von Facom ausmachte, nämlich Drehmomentschlüssel, Knarren, Rollgabelschlüssel, Gabelschlüssel, Gabel-Ring-Schlüssel, Pfeifenkopfschlüssel, die Spitzenqualität aus eigenen Werken in Frankreich, ist heute größtenteils Geschichte und wird zugekauft.

Habe für mich die Konsequenz gezogen, fast nur noch alte Facom-Qualität zu kaufen (ebay), ansonsten einen guten Händler suchen, der ordentlich Rabatt gewährt (10% sind kei Rabatt!). Denn trotz aller Veränderungen ist Facom für mich immer noch einer der Besten!

Freundliche Grüße

P.S. Falls Du etwas von Deinen Werkzeugen nicht brauchst, laß es mich wissen!

Hallo 2CV6Club,

bin zufällig auf den Beitrag "Facom" Werkzeug gestoßen, da ich einen Vergleich der Qualität gesucht habe. Hatte bis dato nur Rohrsteckschlüssel (Pfeifenkopf, sehr schwere Ausführung) von Stahlwille gefunden. Die sehen meinem Satz von Facom recht ähnlich.

>P.S. Falls Du etwas von Deinen Werkzeugen nicht brauchst, laß es mich wissen!<

Bevor ich es anderweitig anbiete, bei Interesse einfach melden:
10 Teilig Facom OGV 75 France "R" Pfeifenkopf 24,22,19,17,15,14,13,11,10,8
Gekauft bei Hoffmann so ca. Anfang, Mitte 90er. Aus meiner Erinnerung nie benutzt.

Durch Teilauflösung meiner Werkstatt sind die und andere Werkzeuge nun im Angebot. (Stahlwille Maul Motor 10, Stabil 20 Ring tief gekröpft. Open Box 13...)

Bei Interesse gerne Bilder

Gruß

Eugen

Wisst ihr zufällig noch mehr pber Belzer?

Gibt es unter dem Namen Bahco noch die gleiche Belzer Qualität zu kaufen?

Die haben Produkte mit dem Werkstoff Vanadium-Extra im Programm

Zitat:

@Do-it-myself schrieb am 15. Oktober 2015 um 10:39:37 Uhr:


Wisst ihr zufällig noch mehr pber Belzer?
http://www.werkzeug-forum.de/19/?...
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Danke,

aber das hatte ich mir schon durchgelesen.

Mich würde interessieren, ob jemand Bahco Werkzeug besitzt mit dem Werkstoff Vanadium-Extra. Und wie zufrieden derjenige damit ist.

Was bitte ist Vanadium-Extra ?
Als Werkstoff in keiner Werkstoffliste geführt.

Das kann ich auch nicht sagen, deswegen auch die Nachfrage hier.

Ich weiß nur das die Firma Belzer diesen Werkstoff verwendet hat und nun Bahco einige Produkte mit Vanadium-Extra anbietet.

Ich besitze einen alten Belzer Schlitz Schraubendreher, Klinge ähnlich eines Phasenprüfers, auch aus dem Werkstoff Vanadium-Extra.
Er ist unzerstörbar, da verbiegt sich nichts.

Nun wollte ich fragen ob es an der Qualität des Werkstoffes liegt und inwiefern die Bahco Produkte, mit Vanadium-Extra, auch so robust sind?

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