Ethanol Alkohol ohne Umbau fahren ?
Hallo,
ich habe hier im Forum gelesen, dass man statt Normalbenzin auch Alkohol tanken kann...
Kann ich in meinem E34 525i 24V auch einfach Ethanol tanken, ohne negative Folgen befürchten zu müssen?
Was sagen Eure Erfahrungen?
Welches Verhältnis verträgt mein Motor ohne Probleme?
Danke für Eure Antworten!
Mit freundlichen Grüßen
JO!
Beste Antwort im Thema
Na wenn ich so nett gefragt werd’ 😉
Die größten Erfahrungen mit Ethanol hat man heute in Brasilien. Dort hat man aber lange Zeit auch nur einen Kraftstoff gehabt, der „Gasohol“ heißt, und eine E22 Mischung ist, also 22% Ethanol. Die Fahrzeuge und Motoren dafür sind Standardware. Erst relativ kurz traut man sich mit entsprechender Hardware auch an E85 und sogar E100 (mit Startbenzin) heran. In einigen asiatischen Ländern, wie Thailand, geht man im Moment auf E20 über. Auch das können die meisten Fahrzeuge bis auf ein paar Änderungen in der Motorsteuerung problemlos. E85 ist seit Jahren schon in USA recht verbreitet (und in Europa halt seit Ende der 90er in Schweden). In Amerika kommt man meist mit geringen Änderungen am Ventiltrieb und Kraftstoffsystem aus. Hauptgrund ist die geringe spezifische Belastung der Motoren.
Eines der Hauptprobleme bei höherer Ethanolkonzentration ist die Abgastemperatur. Diese sieht man aber im Kühlwasser oder Öl kaum wieder, weil ja die Energiebilanz des Motors nahezu unangetastet bleibt, die Anteile, die im Öl oder Kühlmittel landen, ändern sich also fast nicht, ebensowenig der Anteil „Nutz“-Energie auf der Kurbelwelle. Einziger Unterschied ist (ähnlich wie bei CNG-/LPG-Motoren, daß das Abgas eine geringere Wärmekapazität hat. Es muß daher, um die gleiche Wärmemenge wie im Benzinbetrieb abzuführen, ein höheres Temperaturniveau einnehmen. Dies führt oft im Vollastbereich zu Problemen am Ventiltrieb, sprich Ventilspielverlust am Auslassventil. Maßgeblich dafür ist in erster Linie die Ventiltriebskonstruktion. Vielfach liest man (auch bei LPG- oder GNG-Anwendungen) von „zu weichen“ Ventilsitzen, das ist aber eigentlich falsch. Entscheidend ist, wie gut der Wärmeübergang an den Zylinderkopf funktioniert und wieviel Ventilspielverlust ein Motor verkraften kann, bevor die Ventile Schaden nehmen. Bei direkt betätigten Tassenstößeltrieben (wie z.B. in einigen Ford-Motoren) ist schon 0.1mm Ventileinschlag kritisch. Rollenschlepphebeltriebe in Verbindung mit hydraulischem Ventilspielausgleich vertragen u.U. bis zu 1mm Einschlag ohne Probleme. Die Leute glauben dann immer, diese Motoren wären für Gas, Ethanol oder was auch immer besser geeignet, weil sie härtere Ventile/Ventilsitze hätten, das ist aber Unsinn.
Ein weiteres Problem ist das Kraftstoffsystem. Es gibt Kunststoffe, die von Ethanol angegriffen werden (es werden Weichmacher herausgelöst und das Zeug wird spröde), andere nicht oder weniger. Was man machen kann, ist sich vom Händler ein paar für sein Fahrzeug passende Dichtungen und Kraftstoffleitungen zu besorgen und ein halbes Jahr oder so in Spiritus einlegen. Was bis dahin hält, hält wahrscheinlich auch länger. Kunststofftanks sind wahrscheinlich kein Problem. Kraftstoffpumpen leiden gern an Elektrolytkorrosion. Ethanol ist ganz gut leitfähig, das heißt die Plus- und Minus-Pole der im Tank „nass“ verbauten Pumpe wirken wie ein galvanisches Element, und Material wird am einen Pol abgelöst und am anderen angepappt. FFV’s umgehen das meist mit einem extra verbauten Wechselrichter und einer wechselstromgetriebenen Pumpe. An der Einspritzleiste kann es zu Korrosionsproblemen kommen, wenn diese aus Aluminium ist, dies kann zu verstopften Düsen führen. Kunststoff- oder Edelstahlrails haben dieses Problem nicht.
Ein weiteres Problem bei Ethanol ist das Öl. Durch die höhere Kraftstoffmenge (bei E85 über 30% Mehrmenge) ist natürlich bei jedem Kaltstart (und auch ein Start im Sommer bei 30°C ist ein Kaltstart) die an der Zylinderwand kondensierende Kraftstoffmenge größer, und damit die Menge, die ins Öl gelangt. Dadurch wird die Viskosität herabgesetzt und es leiden „die üblichen Verdächtigen“ abrasiven Verschleißes darunter, wie Kolbenhemd, Kurbelwellenhaupt- und Pleuellager. Dieser Effekt ist meist zeitlich begrenzt. Alkohol verdampft bei 78°C und somit verflüchtigt er sich auch wieder aus dem Öl, wenn dieses auf Betriebstemperatur kommt (und wird der Ansaugluft über die Kurbelgehäuseentlüftung wieder zugeführt). Aber das Problem besteht bei jedem Start. Hier hilft ein etwas besseres Öl. Die Ford FFV verwenden z.B. statt des Standard 5W-30 ein 5W-40 Vollsynthetiköl. Ebenfalls wird auf die Dauer das Öl in seinen chemischen Eigenschaften eher verschleißen, weswegen FFV’s kürzere Wechselintervalle haben. Sollte man vielleicht beim Experimentieren im Standardfahrzeug beachten. Durchgebrannte Zylinderkopfdichtungen oder Kolbenböden sind eher kein ethanolspezifisches Problem. Dies sind meist Glühzündungs- oder Klopfschäden, darunter leiden Ethanolmotoren kaum.
Die größte Änderung bei FFV-Fahrzeugen ist immer die Motorsteuerung, d.h. die Einspritzmenge richtig zu dosieren, und die Zündung anzupassen. (die Abgastemperatur ist stark von der Zündung abhängig, richtig geregelt werden hier Schäden vermieden, das kann natürlich kein Standardfahrzeug). Vielfach gibt es für horrende Summen sognannte Ethanolumrüstkits. Ich halte das aber für plumpe Abzocke. Es sind einfache Steuergeräte, die die Einspritzmenge erhöhen. Den größten Teil der benötigten Einspritzmengenanpassung regelt aber JEDES Steuergerät über die Lambdaregelung völlig automatisch. Probleme gibt’s nur im Vollastbetrieb, wo die Lambdaregelung meist übergangen wird und das Steuergerät sich etwas hochrechnet. Aber hier kann auch ein Zusatzkit nicht mehr auf ein Lambdasignal zurückgreifen, es spinnt sich also genauso irgendwas zurecht. Vielleicht macht es das etwas genauer als das Originalsteuergerät, und vielleicht erlaubt es auch Vollastmengen, die das Originalgerät schlichtweg nicht kennt, mehr aber auch nicht. Entscheidend ist, daß es – genau wie ein „normales“ (also Nicht-FFV) Steuergerät die Einspritzmenge über eine längere Einspritzzeit korrigiert. Dies kann u.U. zu höherem Verschleiß führen, wenn man zu Zeiten innerhalb der Ventilsteuerzeit einspritzt, wo dies eigentlich nicht vorgesehen ist (und schaden kann, wenn die Einspritzdüse durchs offene Ventil direkt auf die Kolbenwand pinkelt). Echte FFV’s haben größere Einspritzdüsen, die einen höheren Durchfluß haben. Dies beinhaltet aber kein Umrüstkit.
Zusammengefaßt gesagt, kann man mit den meisten Fahrzeugen (natürlich nur Benziner😉 ) etwas um E20 relativ problemlos fahren. Höhere Konzentrationen macht der Motor funktionell meist auch klaglos mit, je nachdem welche Einspritzmenge das Steuergerät bewerkstelligen kann. Was man nicht direkt sieht, ist natürlich der Verschleiß. Ich lese hier öfters „Ich hab E85 probiert und es funktioniert einfach – völlig problemlos“. Aber das sind wohl genau die Leute, die dann bei einem Ventilschaden nach 80Tkm am lautesten jammern. Den Verschleiß kann man natürlich mit einer defensiven Fahrweise entsprechend in Grenzen halten (den eventuellen am Kraftstoffsystem natürlich nicht!). Wer sich also dauerhaft dieser FSK unterziehen kann, kann auch längerfristig Spaß am Schnaps haben. Leider bietet Ethanol etwas mehr Leistung, eine höhere Klopffestigkeit und einen ruhigeren Motorlauf. Das verführt manche… Wer glaubt, er könne Ethanol nutzen, um bessere Fahrleistungen zu erzielen wird dabei sehr viel Spaß haben, aber leider zeitlich begrenzt, und dann wird’s meist teuer. (Im Motorsport ist aber genau das der Grund, aber da kommt's auf Hatbarkeit auch nicht so lange an).
338 Antworten
Die Steuer wird seit einigen Jahren auch auf den Alkoholanteil berechnet und nicht nur wie früher auf den Mineralölanteil. Das machte das unattraktiv.
Mein Bruder führ seinen M274 testweise mit versch. Mischungen bis zu 70% E85, 30% E10 und 2l Wasser. Das war dem Motor dann doch etwas zuviel und die MKL leuchtete auf. Aber bei 50:50 und ohne Wasser geb es kein Problem.
Es gibt vom M274 eine Multifuel-Ausführung, nicht in Deutschland, die verkraftet bis zu 100% Alk.
Zitat:
@Slosh schrieb am 6. September 2018 um 16:24:10 Uhr:
Zitat:
@mozartschwarz schrieb am 6. September 2018 um 15:46:16 Uhr:
Quelle für die 75%? Ansich wäre vergälltes Ethanol steuerbefreit. Zumindest von der Branntwein bzw. Energiesteuer.Weisst du denn nicht, warum es kein E85 mehr gibt? Weil es ab vorletztem Jahr (oder war es letztes?) wie Benzin besteuert wurde und damit unrentabel geworden ist! Es wurde NICHT verboten! Da kannst du jeden Tankstellenbetreiber fragen, der es früher im Angebot hatte.
Laut dieser Seite wären es 61% Steuern. Immer noch astronomisch.
Wer redet von E85 bei Preisen für Kaminethanol bzw E100? Heute unterliegt lediglich an der Tankstelle gemischtes E85 als Treibstoff der Energiesteuer.
Zitat:
@Slosh schrieb am 6. September 2018 um 18:49:31 Uhr:
Zitat:
@Provaider schrieb am 6. September 2018 um 16:46:03 Uhr:
Wir hatten auch mal eine Zeit wo wir keine energiesteuer auf e85 hatten . Trotzdem war es nie so günstig wie in F.Weil da noch andere Steuern draufkamen ... E85 war ja nicht steuerbefreit, sondern steuerbegünstigt.
Der Ethanolanteil war Energiesteuerbefreit. Auf den Ethanolanteil kam nur die Umsatzsteuer. Der Benzinanteil wurde mit der Energiesteuer belegt, Festbetrag pro Liter, und dann kam auf die Gesamtsumme die Umsatzsteuer.
Zitat:
@mozartschwarz schrieb am 7. September 2018 um 00:10:05 Uhr:
Zitat:
@Slosh schrieb am 6. September 2018 um 16:24:10 Uhr:
Weisst du denn nicht, warum es kein E85 mehr gibt? Weil es ab vorletztem Jahr (oder war es letztes?) wie Benzin besteuert wurde und damit unrentabel geworden ist! Es wurde NICHT verboten! Da kannst du jeden Tankstellenbetreiber fragen, der es früher im Angebot hatte.
Laut dieser Seite wären es 61% Steuern. Immer noch astronomisch.
Wer redet von E85 bei Preisen für Kaminethanol bzw E100? Heute unterliegt lediglich an der Tankstelle gemischtes E85 als Treibstoff der Energiesteuer.
Das ist kann nicht sein. Ansonsten könnte ja jeder den Stoff hier zu Weltmarktpreisen einführen und verkaufen. Natürlich ist da die Energiesteuer drauf.
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Nö. Ein 5L Kanister Add blue kostet bei Aral über 10€. An der Säule kostet das Zeugs 60ct/L. Beim Ethanol ist das nocht anders. Allein was es kostet ein Schiff entladen zu lassen usw
Da kommt steuerlich evtl Zoll und Umsatzsteuer drauf, mehr nicht nach meinem Wissen.
Zitat:
@mozartschwarz schrieb am 7. September 2018 um 10:17:01 Uhr:
Nö. Ein 5L Kanister Add blue kostet bei Aral über 10€. An der Säule kostet das Zeugs 60ct/L. Beim Ethanol ist das nocht anders. Allein was es kostet ein Schiff entladen zu lassen uswDa kommt steuerlich evtl Zoll und Umsatzsteuer drauf, mehr nicht nach meinem Wissen.
Zoll gibts keinen in der EU.
Und beim Adblue ist es doch klar, da bezahlt man den Kanister. Bereitstellung per Zapfsäule ist viel billiger.
Weltmarkt ist aber nicht EU, evtl heißt nicht zwangsläudig das... Beim Rest sagst du ja nun schon selbst woran es liegt...
Was las ich hier, in Kaminethanol sei ein Vergällungsmittel enthalten, was für motorische Zwecke ungeeignet wäre?
Das Auto läuft damit aber wunderbar.
Zitat:
@ventomat121 schrieb am 8. September 2018 um 01:58:06 Uhr:
Was las ich hier, in Kaminethanol sei ein Vergällungsmittel enthalten, was für motorische Zwecke ungeeignet wäre?
Das Auto läuft damit aber wunderbar.
Das Vergällungsmittel heisst so, weil es einem den menschlichen Genuss des Alkohols vergällen soll. Dem Motor ist das ganz egal.
Ist irgendein Bitterstoff. Das enthaltene Wasser ist für motorische Zwecke auch eher ungeeignet aber halt auch nicht schlimm.
Zitat:
@Slosh schrieb am 6. September 2018 um 11:43:56 Uhr:
Zitat:
@Provaider schrieb am 6. September 2018 um 08:52:41 Uhr:
Im Frankreich kostet E85 zwischen 0,69-1,x€ der Liter. Jetzt weißt du was Marge ist 😉
Ja ein Tanker voll kaufen und der Preis sinkt.Es sind die Steuern, Leute. Nicht die Marge. Der Staat kassiert 75% Steuern auf den Ethanolpreis des Weltmarktes - Mineralölsteuer (obwohl es kein Mineralöl ist), Alokoholsteuer, Mehrwertsteuer, Ökosteuer uns was weiss ich noch alles. Und deswegen wird E85 auch nicht mehr angeboten in DE ... erlaubt wäre es, aber es sind so viele Steuern draufgeschlagen, dass es sich nicht rentiert.
Hallo,
da ich regelmäßig in Frankreich bin, habe ich seit 50.000 km nur noch E85 im Tank.
Preis pro Liter liegt in der Gegend, wo ich tanke, bei 42 - 60 Cents.
Veränderungen am Auto habe ich nicht vorgenommen.
Im Winter muss man beim Kaltstart zwei Mal den Anlasser betätigen.
Im unteren Drehzahlbereich je nachdem etwas weniger Durchzug, ab 3500 U/min auf deutschen Autobahnen aber schneller.
Gruß
Axel
Jetzt kommen wir in D langsam auch wieder in Preisregionen vom E10 wo sich das Spiritus kaufen lohnt.
Bei ca. 1,60€/l E10 zu 1,30€/l E100.
Da ist es eine Überlegung wert sich wieder 1000-2000 Liter zu ordern.
Eben noch 1,47€ für E10 gesehen.
Aber ich hätte nichts dagegen mit etwas anderem auf E20-E30 zu Strecken.
Was soll ich wo kaufen?
Also würde ich gerne E10 tanken und nach knapp über 100km 5-10l Ethanol nachfüllen.
Kaminethanol gibt's doch in Netz zu bestellen...
E100 bei den Energieprofis für 1,42€/L bei Abnahme von 30L in 3 10L Kanistern.
Sonst wüsste ich noch Höfer Chemie oder Kaminethanol.com
Eigentlich schon traurig, wohin die Politik mit ihrem blinden Aktionismus, die Leute treibt. Erst ist Ethanol ganz super, dann ganz böse weil Biosprit = Biosprit und bekanntlich ist Biodiesel ja auch böse und am schluss schafft man Ethanol ab und behält Biodiesel bei. Zwar wäre E gut für die Umwelt, aber ist halt schlecht für die Steuereinnahmen und die sind eindeutig wichtiger.
Resultat ist, dass Kaminethanol vertankt wird, bei dem von CO2 neutraler (möglichst) Herstellung natürlich nichts mehr zu merken ist (abgesehen von den Transportwegen und Gebinden).
Da bleibt einem nur das Kopfschütteln.
Bei uns ist es ja nicht besser.... zwar ist der E Anteil im Sprit nach wie vor steuerbefreit, aber diesen Anteil steckt sich Agrola (schweizer Tanstellenbetreiber mit E85 Monopol) direkt und komplett in die Tasche.
Gut wohne ich so nah an der französischen Grenze. Da entgeht nicht nur den Tankstellen ihr Geschäft, da geht das Geld für einen grossen Einkauf, alle zwei Wochen, auch noch ins Ausland.