Erste Hilfe leisten....
Hallo liebe Autofahrer,
kennt Ihr das auch?
Hoffentlich komme ICH nicht als erster an einen Unfall und muß erste Hilfe leisten.
Oder seht ihr das völlig entspannt und wäret Euch Eurer Sache sicher, daß ihr den Unfallort, die Verletzten und Euch selbst in dieser Außnahmesituation im Griff hättet?
Gruß Berti
Beste Antwort im Thema
Erste Hilfe bedeutet auch professionelle Helfer zu alarmieren. Eine CPR ist anstrengender als man denkt und wenn die Profis nicht alarmiert werden ist jede Erste Hilfe erstmal nicht wirklich Hilfreich (bei schweren VErletzungen).
Ablauf am Unfallort:
- Eigensicherung/Absicherung der Unfallstelle
- Überblick verschaffen, Antworten auf die W Fragen bekommen.
- Profesionelle Helfer alamieren
- Erste Hilfe leisten, stabile Seitenlage, Atmungprüfen, CPR, Druckverband, Atemwege frei machen bei erbrochene, etc. und dabei immer auf den Eigenschutz achten. Handschuhe anziehen, keine Mund zu Mund/Nase-Beatmung bei Blut oder Erbrochenem im Gesicht!!!
Den Puls zu prüfen ist einem Laien nicht anzuraten, bei einem schockierten Patienten ist der periphere Puls sehr schwach und durch die Nervosität wird oftmal der eigene Puls getastet. Atmung kontrollieren und bei Verdacht auf fehlende Atmung mit CPR beginnen.
102 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von Dr Seltsam
Wenn die gnädgen Herrn Professoren ihren Streit um Fachkomptenzen dargelegt haben, hät ich da als Men in the middle auch noch ein paar Fragen 😉Ich bin kein Zivilist, bin aber auch kein Mediziner, stecke mit meiner Ausbildung voll in der Mitte was medizinisches Wissen angeht. Ich bin defakto ausgebildeter PTA ( Pharmazeutisch technischer Assistent ) und studiere momentan im teilmedizinischen Berreich. Weder Fisch noch Fleisch, daher wiegesagt ein paar Fragen:
1. Ich musste bisher einmal den Rettungsdienst rufen. Defakto war eine Radfahrerin über die Haube eines PKWs geknallt weil sie den nicht gesehen hatte in seiner Einmündung. Neben der Adresse habe ich der Leitstelle noch einen knappen Zustandsbericht der Verletzten ( ältere Dame um die 60 nach Sturz mit Fahrrad über die Motorhaube, ansprechbar, keine schwereren Verletzungen außer einer Platzwunde am Kopf, Schock ) gegeben. Bringt denen das was oder hät ich genausogut vom Wetter erzählen können?
Ich denke wenn es beim entgegennehmenden Disponenten so rüberkommt dass Du auch wirklich Ahnung hast von dem was Du erzählst wird es schon einen Einfluss auf die entsendeten Rettungsmittel haben. Üblicherweise haben Leitstellendisponenten auf integrierten Leiststellen auch mind. eine Ausbildung zum Rettungssanitäter bzw. eher Rettungsassistenten und zusätzlich Feuerwehrausbildung und Lehrgänge bis mind. Gruppenführer. Insofern können die anhand Deiner Angaben und Aussagen wahrscheinlich schon beurteilen ob Deine Meldung auch fundiert ist. Ansonsten gibt es natürlich diverse Stichworte die automatisch die Entsendung eines NA bedingen. Ob ein RTH kommt oder nicht ist, zumindest bei uns in der Region, hängt nicht von der schwere der Verletzungen oder dem Stichwort ab sondern einzig und alleine davon ob a) ein bodengebundener NA grad verfügbar ist und b) ob dieser auch in einer angemessenen Zeit den Unfallort erreichen kann. Ist a und/oder b nicht der Fall kommt so oder so ein RTH sofern das Stichwort einen Notarzt erforderlich sein lässt. Vielfach besteht scheinbar die Vermutung das auf einem RTH "bessere" Notärzte Dienst tun. Das ist aber so gesehen Quatsch, die sind einfach "nur" schneller.
Ansonsten einfach die ganz berühmten 5 W´s. Wobei das letzte (WARTEN auf Rückfragen) mit eines der wichtigsten ist. Alles was dem Disponenten eben noch fehlt (evt. auch die Frage nach der Art der Verletzungen) wird der Disponent schon erfragen.
Zitat:
Original geschrieben von Dr Seltsam
2. In wieweit wäre ich verpflichtet zu helfen bzw haftbar? Wiegesagt, ich bin kraft meines beruflichen Standarts kein 100%iger Laie, weiß also das jemand mit ner Platzwunde am Kopf zwar schlimm aussieht, der Regel nach aber nicht lebensgefährlich verletzt ist (blutet ja gern recht heftig).
Verpflichtet zu helfen ist schlicht und einfach jeder. Kommt er dieser Pflicht nicht nach macht sich ein jeder strafbar und vielleicht auch haftbar.
Je fundierter natürlich Deine medizinische Ausbildung ist desto mehr wird man von Dir eben auch verlangen. Bei einem absoluten Laien ist es noch vertretbar wenn er, außer Notruf absetzen und ggf. Unfallstelle absichern, nichts weiter unternimmt weil er kein Blut sehen kann. Dir hingegen wird man durchaus mindestens abverlangen können dass Du neben Notruf, absichern auch noch die Platzwunde fachgerecht versorgst und die Person betreust und soweit es mit deinen Mitteln ist, monitorst. Das wirst und musst Du können aufgrund Deiner Ausbildung. Verstirbt ein Unfallopfer weil vielleicht ein anwesender Rettungsassistent (in einer Freischicht) vergessen hat dass man vielleicht eine stabile Seitenlage hätte machen müssen wird er seine berufliche Zukunft an den Nagel hängen können und seine private zum Teil auch.
Je mehr Du kannst desto mehr wird Dir im Zweifelsfalle abverlangt werden. Ganz einfach. Und je mehr Du können müsstest desto weniger wirst Du Dich, im extremen Fall, vor einem Gericht rausreden können.
Zitat:
Original geschrieben von Dr Seltsam
3. In wieweit werden solche halben Gestalten wie ich bei Großschadensereignissen "weitverpflichtet"? Nehmen wir mal als krasses Beispiel die Love Parade in Duisburg. Ich hab damals dort gewohnt und war nur deswegen nicht vor Ort ( wohnte direkt um die Ecke ), weil ich an dem Tag frei hatte und schon auf dem Weg nach Köln war als es passierte. Passiert es da, wenn die Sanis merken man ist nicht völlig doof, dass man da gebeten wird zu helfen?Ich verneige mich zutiefst vor den Göttern der Rettungsmedizin und hoffe auf beantwortung meiner impertinenten Fragen 😉
Auch hier: Jeder ist zur Hilfe verpflichtet und im Endeffekt kann ein jeder Bürger von Einsatzkräften (bzw. einem verantwortlichen Einheitsführer) verpflichtet werden zu helfen. Dies kann von der Inanspruchnahme Deines Eigentums bis natürlich zur Inanspruchnahme Deiner selbst reichen. Beispiel: RTH landet auf einem Parkplatz in der Stadt. Ist kein anderes Einsatzfahrzeug schon am Landeplatz kann Dich die RTH-Besatzung durchaus "bitten" diese mit Deinem PKW zum eigentlichen Einsatzort 10 Straßen weiter zu fahren. Diverse andere Rechte Die Dir per Grundgesetz da zustehen stehen in einem solchen Extremfall natürlich hinten an.
Prinzipiell sollte es Dein gesunder Menschenverstand natürlich gebieten dass Du, selbstverständlich hilfst (zumindest als "Ersthelfer"😉. Andernfalls greift alles eben geschriebene. Natürlich kannst Du auch direkt zur Hilfe verpflichtet werden, wenn Du gar nichts machst machst Dich strafbar usw. Aufdrängen und den Helden spielen wollen sollte man sich dabei nicht. Aber ggf. sich erkennbar machen und auf die eigenen Ausbildung hinweisen ist bei MANV in der Erstphase nicht verkehrt.
Danke für die äußerst ausführlichen Antworten 🙂
Werde also in Zukunft, sofern ich an einer frischen Unfallstelle vorbeikomme, bereitwillig als Ersthelfer einspringen. Soferns da noch was zu retten gibt und im Kölner Stadtgebiet dürften die ersten RTWs auf der Fläche stehen, bevor ich auch nur den Verbandskasten aus dem Kofferraum habe.
Du hast als Laie eigentlich alles richtig gemacht.
Wie schonmal gesagt, erst absichern, dann Überblick verschaffen, Rettungsdienst alamieren und dann erste Hilfe an den Verletzten leisten.
Es wird gegafft, statt Hilfe zu leisten. Wenn man helfen will, muss man sich meist durch die Gruppe der Gaffer drängeln und hoffen, das einer derer mithelfen kann, um eine Tür aufzuhebeln, um die Wunden der/des Verletzten versorgen zu können, bis der RTW durch den Stau durch ist..
Solch seltsames Verhalten zu Lasten der Verletzten, mit Verstoß gegen § 323c erlebt man öfter auf der A2 oder A39.
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Zitat:
Original geschrieben von Hartgummifelge
Es wird gegafft, statt Hilfe zu leisten. Wenn man helfen will, muss man sich meist durch die Gruppe der Gaffer drängeln und hoffen, das einer derer mithelfen kann, um eine Tür aufzuhebeln, um die Wunden der/des Verletzten versorgen zu können, bis der RTW durch den Stau durch ist..
Solch seltsames Verhalten zu Lasten der Verletzten, mit Verstoß gegen § 323c erlebt man öfter auf der A2 oder A39.
Nicht nur dort. vor zwei Jahren hab ich für ein paar Hundert Meter Stau mit dem Rettungswagen über 5 Minuten gebraucht weil die Deppen nichts besseres zu tun hatten als nach vorne zum Unfall zu laufen und zu gaffen. Um den Weg für das EInsatzfahrzeug frei zu machen mussten die dann erstmal den ganzen Weg zurück zu ihrem Auto laufen. So lange stand ich im Leerlauf mit angezogener Handbremse und laufendem Presslufthorn 😁 mitten im Stau und hab gewartet 🙄
Gruss
Jürgen
Hallo!
Da will ich doch auch mal meine Erfahrung mit dem Thema zum Besten geben.
Ich fahre schon seit 18 Jahren Auto und nie gab es eine Situation wo ich erste Hilfe hätte
leisten müssen. Bis zum November 2011.
Da war ich in Neuseeland unterwegs und auf einer Landstraße für vor mir ein kleiner Campervan.
Ab und zu fuhr er etwas zu weit links um dann wieder in die Mitte der Spur zu fahren. Auf einmal
fuhr er dann links in die Böschung und überschlug sich.
Ich hatte viel Abstand gehalten und hatte kein Problem hinter dem Wrack anzuhalten.
Dann schaute ich erstmal nach, was los war. Nach und nach krabbelten 4 Jugendliche aus dem Fahrzeug,
einer war darunter mit dem Bein eingeklemmt.
Glücklicherweise waren 3 nur leicht verletzt soweit ich das da sehen konnte und ich hatte ein Jahr zuvor für
einen Job ein einwöchiges Training in "Wilderness medicine" gemacht. Daran erinnerte ich mich auch
und wollte anfangen die Verletzen zu versorgen (Hilfe rufen ging nicht, es gab kein Handynetz).
Da musste ich dann feststellen, dass in neuseeländischen Autos keine Verbandskästen sind.
Also nahm ich was ich im Campervan fand. Es dauerte so 10 minuten bis weitere Autos anhielten und nach einer Weile waren genug Leute da, um den Van anzuheben. Der Eingeklemmte konnte sich selber aus dem Fahrzeug befreien, hatte aber eine stark blutende Verletzung am Bein. Da habe ich das Bein abgebunden, um die Blutung zu stoppen.
Bis der Hubschrauber kam dauerte es so 1,5 Stunden der Krankenwagen war nach 2,5 Stunden da.
Das dauerte so lange, weil man von der Unfallstelle bis zum nächsten Telefon rund 30 Minuten fuhr.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das in diesem Kurs Gelernte so schnell anwenden würde.
Nur mit dem Wissen aus den lebensrettenden Sofortmaßnamen am Unfallort, die ich für den Führerschein gemacht hatte, hätte ich wohl ziemlich ratlos dagestanden.
Grüße
Jens
Oha - das sind Erfahrungen, die kein Mensch wirklich machen will. Aber manchmal kommt es halt so. Ich habe mal im zarten Alter von 14 Jahren den großen (zweitägigen) Ersthelferkurs gemacht (gab es in Rahmen des Kinderferienprogramms gratis). Da waren iirc noch drei oder vier noch jüngere Kinder dabei - so etwa 11 Jahre alt. Einiges wie dekorative Verbände könnte ich sicher nicht mehr. Aber das Abbinden mit allem, was greifbar ist, habe ich nur dort gelernt - und seitdem nie mehr erklärt bekommen.
Mit dem Abbinden von Arm- oder Beinstümpfen, oder von Armen oder Beinen nach Arterienriss ist es nicht getan, man muss die Uhrzeit notieren, wann die Blutungen gestoppt wurden.
Sonst kann der Doc für Tot des Patienten sorgen, wenn er den Blutstau auflösen will.
Die "Beschriftung" war Teil der Lektion. Mit einer "zu früh" geöffneten Abbindung sollte es kein Problem geben - das müsste jeder Profi in den Griff bekommen.
Das Abbinden wurde in so ziemlich jedem meiner bisherigen (>10) Ersthelferkurse erklärt - allerdings immer als "ultima ratio", also als allerletzte Möglichkeit, wenn sonst nichts mehr hilft.
Zitat:
Original geschrieben von Berti V.
Hallo liebe Autofahrer,kennt Ihr das auch?
Hoffentlich komme ICH nicht als erster an einen Unfall und muß erste Hilfe leisten.
Oder seht ihr das völlig entspannt und wäret Euch Eurer Sache sicher, daß ihr den Unfallort, die Verletzten und Euch selbst in dieser Außnahmesituation im Griff hättet?Gruß Berti
jetzt wo ich dein beitrag lese hab ich echt ein schlechtes gewissen.
ich denke auch so wie du, hoffentlich komme ich dann, wenn ich nur noch unterstützend helfen kann, also nicht gerade als erster.
ich fahre schon gut 30 jahre und bei beginn ein erste hilfe kurs. ich muß was machen.
fatal und rücksichtslos, man sieht es immer wieder in berichten ist, fahrzeughalter fahren weiter.
weil ihnen ihre unkenntnis bei hilfe einholt oder sie schlicht kein bock haben. wer weiß.
selbst hätte ich probleme wenn mir ein mensch mit leiden gegenüber wäre, ich würde wohl selbst umkippen. man mag das lächerlich finden, aber ich bin ehrlich.
viel spass noch.........😉
Bitte bedenkt dass das Abbinden von Extremitäten heute in Ersthelfer-Kursen eigentlich schon gar nicht mehr gelehrt wird !
ERSTES Mittel der Wahl sollte immer ein Druckverband sein (und hochlagern selbstverständlich). Ggf. noch das Abdrücken. (Unterschätzt aber den Kraftaufwand dafür gerade in den unteren Extremitäten nicht). Auch eine Amputationsverletzung blutet, zumindest in der Anfangszeit, nicht extrem, dafür hat Mutter Natur schon gesorgt :-) und in der Regel ist in unseren Landen dann doch in angemessener Zeit ein RTW vor Ort sodass ein Abbinden nicht erforderlich ist.
Ein Abbinden sollte durch Laienhelfer am Besten gar nicht erfolgen. Es sei denn man ist wirklich irgendwo in Neuseeland in der Pampa und andere Möglichkeiten scheitern.
Zitat:
Original geschrieben von NeuerBesitzer
Bitte bedenkt dass das Abbinden von Extremitäten heute in Ersthelfer-Kursen eigentlich schon gar nicht mehr gelehrt wird !
ERSTES Mittel der Wahl sollte immer ein Druckverband sein (und hochlagern selbstverständlich). Ggf. noch das Abdrücken. (Unterschätzt aber den Kraftaufwand dafür gerade in den unteren Extremitäten nicht). Auch eine Amputationsverletzung blutet, zumindest in der Anfangszeit, nicht extrem, dafür hat Mutter Natur schon gesorgt :-) und in der Regel ist in unseren Landen dann doch in angemessener Zeit ein RTW vor Ort sodass ein Abbinden nicht erforderlich ist.
Ein Abbinden sollte durch Laienhelfer am Besten gar nicht erfolgen. Es sei denn man ist wirklich irgendwo in Neuseeland in der Pampa und andere Möglichkeiten scheitern.
Das ist auch richtig so, so wurde es uns auch in diesem einwöchigen Kurs beigebracht. Nur in meinem Falle half der Druckverband nicht, da sah ich dann keine andere Möglichkeit als mich im Abbinden zu versuchen.
Wär das nicht am AdW gewesen sondern in der Stadt, dann wären vermutilch auch die Profis schneller da gewesen und ich hätte das Abbinden bleiben lassen. Der Kraftaufwand war schon enorm, ich hatte da einen Ast zur Hilfe genommen und war doch erstaunt wie lange man da drehen musste bevor die Blutung stoppte.
Ok, mir ging auch durch den Kopf, was ist wenn ich da jetzt nen Fehler mit mache. Aber letztendlich hat es dem Verletzten geholfen.
Klar, die Retter habe ich darüber informiert, ich habe versucht zu jedem Verletzten denen einen rudimentären SOAP Report zu geben. Naja, war schon Glück, dass die anderen 4 mit Schürfwunden davongekommen sind.
Hm, und passiert ist der Unfall weil der Fahrer eingeschlafen ist.
Grüße
Jens