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Ergebnisse und Fahreindrücke Sicherheitstraing (Intensivkurs) [lang]

Ergebnisse und Fahreindrücke Sicherheitstraining (Intensivkurs) [lang]

 

Moin zusammen,

ich möcht euch kurz meine Impressionen eines ADAC Intensiv-Sicherheitstrainings vorstellen. Intensiv heisst "Wenig Theorie, viel Fahren". Ein normales SHT gemacht zu haben hilft, ist aber nicht Bedingung. Der Kurs war eine bunt gemischte Truppe. Vom Fahranfänger mit 1 Jahr Fahrpraxis mit gesponsorten nagelneuen A3 2.0 FSI und allem Schnickschnack über die Quoten-Hausfrau im Golf IV (ABS, kein ESP) über Touran, C5, Passat hin zu Spasskisten wie Mercedes CLK, 325 CI Carbrio. Am "oberen Ende" gabs auch rollende Sofas wie einen 525 oder 528 und als "Krönung" den Touareg mit dickem, ABT getunten Diesel und einem mental in der Spätpubertät steckengebliebenen Fahrer.

ESP war etwa bei der Hälfte der Fahrzeuge vorhanden. Doch dazu später ;-)

Fahrübungen:

(1) kleiner Slalom zum warmwerden mit 40 auf nassem Asphalt.

Danach: Kontrolle der Sitzposition, der 3er "Poser" durfte erstmal seine Sonnenliege in einen Sitz verwandeln. Nein, ich will nicht wissen wie "lässig" hier jeder seinen Sitz eingestellt hat. Der "Poser" kam mit einem "korrekt konkret" eingestellten Sitz auf einmal auch ohne fliegende Pylone durch den Kurs. Nein, es war nicht nur die verbesserte Blickführung....

(2) Vollbremsung nasser Asphalt bis 50 km/h. Bis auf die Hausfrau im Golf brachte jeder das ABS leidlich sofort zum rattern, auch die Senioren. Diejenigen mit Bremsassistent hätten den nicht gebraucht, die Hausfrau hatte keinen und entsprechend "lustige" Bremswege.

(3) Vollbremsung mit 30-40 auf einer Gleitfläche. Reibwert: angeblich 1/5 von Asphalt, also etwa "frischer Neuschnee bei guten Winterreifen". War lustig und lehrreich, aber eigentlich nur gedacht um sich an (4) und (5) zu gewöhnen. Obwohl es etwa 7 Grad Plus hatte, kamen die Leute mit Winterreifen etwa 3m früher zum stehen als diejenigen ohne. Ich hatte (noch) keine und werd morgen meine WR aufziehen lassen. Allgemein hatten Fahrzeuge mit WR auch bei 7-10 Grad heute bessere Traktion als ohne diese.

(4) Bremsen und lenken auf Gleitfläche vor spontanem Wasserhindernis: Ab hier wurde es lustig. Die Übung wurde mit 35-40 km gefahren, alles ab 42 war für Otto Normal (incl. Aussendienstler mit 70.000 Jahreskilometern) "unpackbar". Hier hab ich das erste (und letzte) mal richtig geflucht - bei 3 Versuchen zweimal die Wasserwand mitgenommen. Beide male "überlenkt" und mit etwas querstehenden Vorderrädern und ratterndem ABS leidlich mittig durch die "Mauer". Die Wasserwand samt Lücke kam spontan hoch, man musste etwa innerhalb einer halben Sekunde reagieren. Da dachte ich noch "Scheisskiste". Einem Passat ging es ähnlich, der hatte auch mit kaum Lenkwirkung zu kämpfen. Bei einem Touran sah man wie das ESP mächtig arbeitete, die Kiste hats aber (auch dank Winterreifen) recht gut geschafft. Meine Frage? Bin ich blöd? Packens die Reifen nicht? Taugt das Fahrwerk für Ausweichmanöver etwa nix?

(5) Und dann kam die Erleuchtung: die selbe Übung, aber diesmal "Ausweichen ohne bremsen" ging _ganz_ leicht. Scheinbar regelt das ABS meines Facelift- Vectra B ('99er) so dicht an den Blockierpunkt (Kammscher Kreis), daß kaum noch Seitenführung möglich ist. Die kleinste Lenkbewegung und man ist "draussen", die Vorderräder stehen quer und haben faktisch Null Seitenführung. Bei neueren ABS der C5/CLS/Touran/Touareg (waren die neuesten Fahrzeuge) wird offensichtlich mehr Seitenführung zugelassen oder die Bremsleistung mit zunehmendem Lenkeinschlag reduziert.

Mein Fazit: entweder voll bremsen ODER lenken, beides zusammen geht mit dem Vectra B so gar nicht. Erwartungsgemäss hatten Fahrzeuge mit ESP hier deutliche Vorteile und Spasskisten mit kurzem Radstand wie z.B. der CLK haben das locker geschafft. Der dicke Touareg hatte bei typisch 40-42 km/h heftig Schwierigkeiten und hat eigentlich immer einen spassigen Quersteher und/oder die Hälfte der Wassermauer mitgenommen. Bei ca 35 km/h war die Übung für alle leidlich leicht, mehr als 42 hat keiner gepackt. Egal wie neu, welcher Fahrer oder ob Sommer/Winterreifen.

 

(6) noch eine angenehme Überraschung: Kreisbahn. Der Vectra bleibt einfach in der Spur und schiebt völlig neutral bis leicht untersteuernd über alle vier Räder. Ich konnte die Karre ganz leicht mit Gas in der Spur halten. Kein Drift, aber Lenkrad konstant eingeschlagen und mit dem Gaspedal lenken ging. Dem Passat ging es ähnlich, die ESP Kisten haben samt und sonders ohne ESP _heftige_ Unter- oder Übersteuerungseffekte gezeigt. Die BMWs waren ohne ESP lustig am Kreiseln. Der Speedunterscied zwischen "mit ESP" und ohne waren im Schnitt etwa 4 km/h laut Lichtschranke. Sobald es schneller wurde, hat die Physik gegen ESP gewonnen und es ging in die hier asphaltierte Botanik. Erkenntnis: der neue A3 ist trotz Frontantrieb ohne ESP eine Heckschleuder! Der Touareg mit Allrad und dem neuesten ESP war hier unbestritten der Kurvenkönig. Was etwa + 5 km/h gegen den Rest ausgemacht hat, ab da war auch bei der Kiste essig.

 

(7) meine Lieblingsübung, Abfangen des Fahrzeugs auf einer Pneumatikplatte bei 40 km/h auf der Gleitfläche. Der Auslenkimpuls war vom Trainer einstellbar und wurde bei jedem bestandenen Lauf gesteigert. Idee: auch wenns in der Übung geradeaus geht - was macht man wenn in einer langgezogenen Kurve spontan die Traktion hinten weggeht? Leichte Kurve und Hinterräder auf Eis / Matsch -> wir haben ein "spontanes Problem". Oder jemand fährt leicht auf.

Hier muss ich zu meiner Überraschung gestehen, daß der Vectra sich durch solche Aktionen kaum aus der Ruhe bringen lässt. Trotz vollem ca 40kg schweren Gastank in der Reserveradmulde, hier hatte ich etwas Bedenken. Auch der heftigste, einstellbare Impuls der Anlage hat ausser einem derben Ruck bei raschem Gegenlenken nichts gemacht.

Beim Gegenlenken hiess es "locker bleiben", wer erst denkt und dann lenkt hatte verschissen, die Zeit war nicht da. Die korrigierende Lenkbewegung musste locker nach Popometer erfolgen, Blickführung geradeaus und unverkrampfte Haltung war ein MUSS. Sowas unvorbereitet -> Abflug garantiert. Es hatte auch viele beim Rücklenken weggerissen. Also Heck z.B. nach rechts, erfolgreich abgefangen. Es sah erst gut aus. Dann aber zu spät das Gegenlenken aufgegeben und der Wagen ging statt in die linke in die rechte Botanik.

 

Und mir sind in der Gruppe ein paar Dinge sehr deutlich aufgefallen:

(A) Die braven Familienkombis wie der Passat (kein ESP), Touran (ESP) und mein Vectra (kein ESP) haben auch den höchsten Impuls leidlich gut überstanden. Der Touran allerdings trotz Winterreifen und ESP mit heftigem Querstehern, das hätte ohne ESP nix gegeben. Alle Fahrer dieser Gruppe waren wie ich in den 30er Jahren. Der Passat und mein Vectra waren die einzigen Fahrzeuge, die auch den härtesten für PKW zugelassenen Impuls recht unbeeindruckt geschluckt haben. Beide hatten übrigens kein ESP. Je länger der Radstand, desto einfacher schien die Übung.

(B) Alle Spassmobile mit kurzem Radstand oder Heckantrieb wie der CLK, 3er und 5er BMW, A3, Touareg(!) haben teils heftig gekreiselt. Egal ob ESP oder nicht und der Touareg war fast nagelneu. O-Ton Fahrtrainer: "Wenigstens war kein Smart dabei". Das ESP samt Allrad hat dem Touareg hier nicht viel geholfen.

(C) Fahrzeuge mit Heckantrieb hatten _weit_ mehr Probleme als Fronttriebler. Kreiselkönig von denen, die Gegenlenken versucht hatten: der 325er ohne ESP. Der 5er war trotz ESP kaum besser.

(D) Alle Fahrzeuge mit Fahrern über 55 haben die Übung selten gepackt, egal ob ESP oder nicht. Wenn die reagiert hatten, dann zu spät und zu zögerlich. Die Frau mit ihrem Golf hat in 4 von 5 durchläufen nichtmal ein Gegenlenken versucht, einem "jungen" Rentner mit fast hundert Erdumrundungen (Ex-Aussendienstler) ging es genauso. Der älteste Kursteilnehmer mit seinem C5 hatte aber weniger Probleme als manch jüngerer "Alter". Leider waren nur zwei "Frischlinge" (also unter 25) dabei, die hatten trotz eigentlich guter und teils sportlicher Fahrzeuge heftig Schwierigkeiten und über 50% Abflugquote.

 

Was hab ich aus dem Kurs mitgenommen?

* es hat einen Heidenspass gemacht. 140€ sind gut investiert.

* ich weiss jetzt besser, wie die Kiste reagiert. So wenig Lenkwirkung bei vollem ABS Einsatz hätte ich nicht erwartet. Das musste ich erstmal lernen, in der Praxis wäre das ein teures Lernen gewesen. Ich hätte aber auch heftigere Reaktionen erwartet, da hat mich Kreisbahn und Schleuderplatte sehr positiv überrascht.

* ich trauer ESP nicht hinterher, die durch ESP breitere Grauzone wird _spielend leicht_ durch Übermut und Unvernunft kompensiert. Es kann helfen, aber es vollbringt nur in einem ganz engen Bereich "Wunder". Ein intelligenteres ABS, was die Bremse beim Lenken aufmacht ist wie ich finde weit wertvoller. Allerdings scheinen alle neueren Fahrzeuge mit ESP das zu haben.

* ich halte von Rentnern, Hausfrauen und Pickelzüchtern in "sponsored by Papa" PS-Boliden zukünftig noch mehr Abstand *duck*

 

/GaryK

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7 Antworten

Deine Schilderung hat mich NEUGIERIG gemacht..........werde auch mal so einen Lehrgang buchen..........Trotz , oder gerade weil meine Jahresfahrleistungen von ~ 80.000 km bestimmt gewisse Gewohnheitseffekte mit sich gebracht haben .

Danke für den Bericht !!

 

mfg

Omega-OPA

@Omega-Opa

Mein erstes SHT hatte ich vor 10 Jahren auf einem '85er Civic gemacht. Kein ABS, kein ESP, keine Servolenkung und keine Airbags. Aber 8,25 Kg/PS ;-)

Damals war mir klar, daß ohne ABS lenken und bremsen zusammen physikalisch nicht geht und ähnliche Ausweichübungen waren recht einfach. Daß der Vectra B bei wenig Grip auch nicht zusammen lenken und bremsen mag war eine böse Überraschung, die Spurstabilität und das neutrale, gutmütige und narrensichere Fahrverhalten waren _sehr_ positiv.

Mich würde hier echt interessieren, wie sich der Vectra A und C im Vergleich machen. Das Fahrwerk vom C soll gerüchteweise deutlich besser sein. Du wirst mit deinem Omega samt Heckantrieb eh deinen Spass haben :-)

Mein Omega (500.00 km ) ist ist seit dem 16.09.2004 Vergangenheit :(

Fahre seitdem einen Signum 1,9CDTI , habe damit auch schon wieder 82.000 km gefahren .

Wo hast Du das Intensiv-Sicherheitstrainings absolviert ?

mfg

Omega-OPA

In Gründau-Lieblos. Gibt aber ein gutes Dutzend solcher Zentren in .de. Normale SHTs ohne Ausrückplatte und mit mehr Theorie sowie ein paar anderen Übungen (Lenken + Bremsen in der Kurve...) gibts noch öfter.

/GaryK

Hab auch schon mehrere solcher Trainings gemacht, als letztes das "High-Speed" Training am Wachauring (kleine Rennstrecke in Niederösterreich), die dem ÖAMTC gehört. Dort haben wir Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 erreicht und Übungen wie Schleuderplatte mal mit 50-60km/h versucht.

Am Ende des Vormittags hat der Porsche es irgendwann mal geschafft ins Gras zu rutschen (weiß aber nicht mehr bei welcher Übung) und sich dabei irgendeinen Riemen oder so zu beschädigen. So wurde er über Mittag zerknischt abgeschleppt, war aber am Ende wieder da. Ansonsten gabs keine Blessuren, nur ein paar Wasserflecken vom kalkhaltigen Wasser.

Teilnehmerfeld:

Golf-4, Golf-3 Kombi

A4 Allrad

BMW-3 Kombi

Focus RS

Astra-Coupe Turbo (mein Bruder)

911-er Targa

und meine Wenigkeit (vielleicht hab ich noch einen vergessen, aber das waren die, die ich mir so gemerkt habe).

Übungen waren teilweise auch mit niedrigerer Geschwindigkeit.

 

Kreisbahn:

Die Fronttriebler waren meist heftig am untersteuern, die reinen Hecktriebler hatten Mühe, den Hintern dort zu lassen, wo er sein soll, nämlich hinten.

Wir sind dabei immer in 2-er Pärchen gefahren und sollten den Vordermann einholen. Ich hatte aber gegen den Golf-4 keine Chance, der ist einfach schneller rumgekurvt.

Spezialist war unser Porschefahrer, der ist fast jede Runde mal quergestanden und der BMW mußte immer auf ihn warten. Der A4 war trotz Allrad nicht viel schneller als der Rest des Feldes und ist dem RS nicht viel davongekommen.

ESP ausschalten hat eine leichte Verbesserung gebracht, weil damit auch die TC aus ist.

Slalom auf wechselndem Untergrund (rechts rutschig, links nicht):

Trocken noch recht gut zu fahren, naß wurde schnell das ESP aktiv, ohne ESP war es aber auch ohne querstehen zu schaffen, sofern man den Gasfuß (besonders die Hecktriebler) unter Kontolle hatte und die Lenkbewegungen schön rund machte.

Slalom auf gleichem Untergrund, aber naß:

Man wird immer mutiger, aber irgendwann ist bei jedem mal ein Hütchen davongeflogen, Leute die ruhig gelenkt haben und den Gasfuß ruhig gelassen haben sind da recht flott durchgekommen. Der Focus war so ziemlich der schnellste, ist recht wendig.

Vollbremsung bei echtem Aquaplaning (Speed ca. 80-100km/h):

Kaum Unterschiede, es ging hauptsächlich drum, was bei einer Vollbremsung im Wasser passiert. Wassertiefe war so um die 2-3cm würde ich sagen. Am Anfang hat man nur noch Wasser gesehen und die Geschwindigkeit wurde fast nur durch das auftreffen auf das Wasser gebremst, sobald die Räder dann etwas den Asphalt berührten kam man mit schwer arbeitendem ABS recht schnell zum Stillstand. Wichtig: unbedingt geradeaus lenken und nicht einschlagen am Wasser, sonst bekommt das ESP viel Arbeit. Es wurde aber gesagt, daß man ja nicht lenken sollte, sonst ist ein Abflug droht.

Bei der Übung gab es kaum Unterschiede, ABS war überall fest beschäftigt den Wagen runterzubremsen.

Schleuderplatte (ca. 50-60km/h im Endstadion, 40 zum Anfangen):

Die meisten hatten ESP (aber nur wenige konnten es ausschalten):

Die Fahrer ohne ESP hatten sehr zu kämpfen, den Wagen nicht gleich kreiseln zu lassen, das Wasserhindernis weiter vorne wurde fast immer quer genommen.

Mit ESP war es wesentlich einfacher, richtige Dreher gabs eigentlich mit ESP keine mehr. Das Wasserhindernis wurde trotzdem öfters noch leicht schräg erwischt, besonders bei höheren Geschwindigkeiten. Der Vectra reagierte recht träge auf die Lenkbewegung und es war schon einigermaßen schwierig trotz ESP am Wasserhinderniss vorbeizukommen. Ohne ESP hab ich es nur 1x geschafft daß ich den Wagen halbwegs wieder gerade gebracht habe.

Den anderen erging es mit ausgeschaltetem ESP ähnlich, Dreher und Querstehen waren vorprogrammiert, es gelang jedoch immer wieder mal den Wagen einzufangen.

Vollbremsung in der Kurve (aus ca. 100-110):

Man sollte erfahren was passiert, wenn man in eine Kurve kommt die enger wird bzw. man merkt, daß die Geschwindigkeit zu hoch für die Kurve ist. Beispiel: Autobahnabfahrt, deren Kurve sich gegen Ende zuzieht.

Zum Üben sind erstmal immer 4 beim Trainer mitgefahren, es war da schon schwierig, wirklich die 100km/h zu erreichen (Fiat Bravo). Einlenken in die Kurve, Räder beginnen vorne wegzurutschen, Trainer geht voll in die Eisen, Wagen zieht leicht nach innen und steht. Das alles auf nasser Fahrbahn! Mögliche Kurvengeschwindigkeit: ca. 80km/h wäre möglich ohne zu bremsen, 100km/h ist eindeutig zu viel.

Bei den ersten paar Versuchen bremst man immer schon vor dem Rutschen, also zu früh, nach einigen Versuchen kommt man dann endlich an den Punkt wo man untersteuernd der (in der Mitte der Piste gedachten) Leitplanke bedrohlich nahe kommt. Also in die Eisen und siehe da, mit ABS (ESP war eigentlich nicht notwendig) zieht jeder Wagen leicht nach innen und kommt schlußendlich zum Stillstand. Es gab keinen einzigen (auch nicht ohne ESP), der ins Schleudern kam, allerdings sollte man laut Trainer die Übung nicht ohne ABS machen, das bringt nämlich einen garantierten Abflug. Den hätte der Porschefahrer bald nach innen gemacht, die Porschebremse scheint also recht gut zu "beißen".

Die Krönung war dann am Ende der "Handlingkurs", wo der Rundkurs für 1 Stunde (jeweils 30min in jede Richtung) frei befahren werden durfte (alles was der Wagen hergibt). Regeln dafür: Überholen nur auf der Start/Zielgerade (ca. 400m) und auch das nur wenn der Vordermann rechts blinkt und sich ganz rechts hält (was aber eigentlich alle gemacht haben). Wer eine Pause wollte, der sollte einfach in die Box fahren und konnte von der Boxenmauer aus zuschaun.

Es haben dann alle mal sehr kräftig Gas gegeben und versucht, das Gelernte auch gleich umzusetzen. Die erreichte Höchstgeschwindigkeit war so zwischen 100 und 130 am Ende der Gerade, das Verhalten aller Teilnehmer sehr fair. Drum hat es auch ne Menge Spaß gemacht. Interessant zu sehen war, daß die reine Motorleistung alleine nicht alles ist, der Porsche war in den Kurven eher noch ein Hinderniss, weil er Mühe hatte, das Hinterteil im Zaum zu halten. Der schnellste war eigentlich der Focus, mein Bruder war mit dem Astra-Coupe Turbo auch nicht viel langsamer. Ich hatte in den Kurven mit der TC zu kämpfen, die mir einige an Geschwindigkeit gekostet hat, nach dem Ausschalten des ESP war ich dann etwas schneller, der Vectra hat aber immer noch über die Vorderachse geschoben und so bin ich meist mit wegen Vollgas durchdrehenden Rädern aus der Kurve gekommen. Geschwindigkeit am Ende der Geraden war so um die 110-115km/h. Gefahren wurde auf nasser Fahrbahn, dadurch waren die in der Kurve zu erreichenden Geschwindigkeiten etwas geringer, was laut Trainer eine Schonung der Reifen zur Folge hat.

Spaß gemacht hat es trotzdem. Die meisten waren wie gesagt schon fast gleich schnell, wirklich abgeschlagen war eigentlich nur der 90PS Golf-3, ich war kaum langsamer als die 30-40PS stärkeren BMW, Audi und Golf-Fahrer (Allrad und Mehrgewicht machen schon auch was aus).

Es hat in jedem Fall viel Spaß gemacht und man hat wieder ein bißchen was gelernt wie der Wagen an der physikalischen Grenze reagiert. Werde in jedem Fall wieder mal so ein Training machen und kann soetwas jedem empfehlen, besonders wenn man auf ein neues Auto umsteigt.

@JB

Komisch, deine Erfahrungen zur Schleuderplatte hab ich halt ganz anders wahrgenommen. Ich bin die Platte mit irgendwas um 45 km/h gefahren (Anweisung Trainer für ALLE) und hatte ohne ESP keine ernsthaften Probleme. Allerdings ging es auch "nur" um das Abfangen der Kiste und nicht noch ums Ausweichen vor einer Wasserwand. Wie es bei Tempo 50/60 aussieht? Keine Ahnung. Etwas haariger, aber prinzipiell nicht so viel anders. Die "Rennstrecke" am Ende wäre sicher lustig geworden, aber mit 115 PS und 1.4t samt faktischem Überholverbot hätte ich dem Rest eurer Truppe den Spass verdorben.

Bezüglich ESP: wie alt waren die Fahrer bei deinem Kurs? Bei "meinem" ist mir halt aufgefallen, daß ESP mangelnde Reaktionsfähigkeit des Fahrers nicht kompensieren kann. Und auch keine mangelnde Fahrpraxis wie beim Anfänger mit seinem neuen A3 samt ESP.

Egal wie, es war lustig und wirklich jeder hat was aus dem Training mitgenommen.

Mit 45km/h geht das mit der Schleuderplatte noch halbwegs, bei 50-60 wirds dann aber schon recht schwierig, besonders wenn man noch irgendwie versucht zusätzlich am Hindernis vorbeizukommen.

Vielleicht ging das mit einem B-Vectra etwas besser als mit dem C.

Also Überholverbot war kein Problem, so oft wurde nicht überholt, die meisten waren fast gleich schnell, nur die ganz starken Autos (Porsche, Focus und Astra-Coupe Turbo) kamen öfters mal zum Überholen auf der Geraden, wirklich behindert wurden sie dabei nicht. Es war ja offiziell kein Rennen sondern nur ein "Handlingkurs", es gab diverseste Kurven die teilweise enger, teilweise weiter wurden, Bergauf- und Bergabpassagen, Kurvenkombinationen und teilweise unterschiedlich rutschige Fahrbahnbeläge, also recht anspruchsvoll besonders in den ersten Runden, danach wurde versucht, die Kurve mit dem einen oder anderen km/h mehr noch zu kriegen, in der Botanik war eigentlich keiner, den Porsche hats in ner sehr scharfen Kurve irgendwann mal quergestellt weil er einen zu nervösen Gasfuß hatte, aber das war's schon.

Die Fahrer waren im Bereich von ca. 20-50 Jahren, die Reaktionsfähigkeit war eigentlich noch recht gut bei allen. Die Zielgruppe für das Training waren eher sportliche/flottere Autofahrer, es gab keine Frau in der Gruppe (Beifahrerinnen mal ausgenommen). Es haben eigentlich alle versucht ans Limit zu gehen, wo das war wurde meist vom Auto vorgegeben.

Daß man nicht zu langsam reagieren sollte (trotz ESP) haben auch alle mal probiert, da konnte keiner mehr was machen und jeder hat sich schön gedreht oder zumindestens nett quergestellt.

Nach dem "Rennen" gabs für ein paar Euro Zuzahlung noch die Möglichkeit mit nem Evo mitzufahren, den hat der Trainer gefahren, allerdings eher showmäßig, also die meiste Zeit quer in der Kurve. Das Ding geht trotzdem geil ab mit dem Allrad, hab da auch gefilmt, wie auch beim Rest des Trainings. Meine Videokamera läßt sich optimal mit der Kopfstütze vom Beifahrer einklemmen und ist dort auch bei den groben Schleuderaktionen geblieben :-) ).

Ich hab in jedem Fall was mitgenommen, z.B. das mit der Vollbremsung in der Kurve, das hab ich ein paar Wochen später wirklich bei ner Autobahnabfahrt gebraucht, dort war es plötzlich naß und ich mußte wirklich gröber in die Eisen, um die Betonleitwand nicht abzubekommen. Ohne dieses Wissen wäre ich nicht voll draufgegangen und hätte zumindestens nen neuen Kotflügel gebraucht (der wahrscheinlich das doppelte des Trainings kostet).

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