Dummer Übermut

Ich bin ein Biker, der stolz darauf ist, die selbst verschuldeten, potentiell kritischen Situationen an einer Hand abzählen zu können.
Im öffentlichen Straßenverkehr gehe ich normalerweise nie an meine Grenzen und ich habe auch kein Problem damit, auf das letzte Drittel Spaß zu verzichten. Agesenkte Metzeler Elefantenohren sind mir mehr als genug.

Heute war ich aber ein Idiot. Serpentinenstrecke am Berg, die ich gut kenne. Hinter mir zwei Tausender. Da dachte ich mir, "jetzt zeigst du mal den schwerfälligenden Tausendern, was eine leichte, handliche 600er in engen Serpentinen so kann. Prompt bin ich schneller gefahren, als ich es wollte und konnte. In einer zu schnell angefahrenen Kurve kamen dann meine fahrerischen Defizite zum Vorschein. Zu lange reingebremst und dann zu spät gelegt. Bzw. Angst vor dem Legen und Bremsen gleichzeitig oder auch zu lange gebremst, hätte eher legen sollen, was weiss ich. Werde ich im nächsten Kurventraining ansprechen.

Resultat: Kam einen Meter auf die Gegenfahrbahn. Wäre da einer gekommen und hätte nicht aufgepasst, wäre ich bei der Gescheindigkeit tot gewesen.

Grandiose Leistung, dass die Tausender es nicht geschafft haben, mich zu überholen. Fast wäre ich dabei draufgegangen für dieses kleine Erfolgserlebnis.

Ich erzähle das hier nur, weil es mich selbst gewundert hat, wie schnell eine gut eingeübte Selbstbeherrschung verloren gehen kann, wenn man an der psychischen Achillesverse erwischt wird. Bei mir war es der Stolz. Das wird mir ein Lehre sein.

Allseits weiterhin gute Fahrt, heute am letzten Tag der Saision war ne Menge los trotz beschissnem Nebelwetter.
Mein Möp is noch bis Ende November angemeldet. 🙂

Beste Antwort im Thema

Ich bin ein Biker, der stolz darauf ist, die selbst verschuldeten, potentiell kritischen Situationen an einer Hand abzählen zu können.
Im öffentlichen Straßenverkehr gehe ich normalerweise nie an meine Grenzen und ich habe auch kein Problem damit, auf das letzte Drittel Spaß zu verzichten. Agesenkte Metzeler Elefantenohren sind mir mehr als genug.

Heute war ich aber ein Idiot. Serpentinenstrecke am Berg, die ich gut kenne. Hinter mir zwei Tausender. Da dachte ich mir, "jetzt zeigst du mal den schwerfälligenden Tausendern, was eine leichte, handliche 600er in engen Serpentinen so kann. Prompt bin ich schneller gefahren, als ich es wollte und konnte. In einer zu schnell angefahrenen Kurve kamen dann meine fahrerischen Defizite zum Vorschein. Zu lange reingebremst und dann zu spät gelegt. Bzw. Angst vor dem Legen und Bremsen gleichzeitig oder auch zu lange gebremst, hätte eher legen sollen, was weiss ich. Werde ich im nächsten Kurventraining ansprechen.

Resultat: Kam einen Meter auf die Gegenfahrbahn. Wäre da einer gekommen und hätte nicht aufgepasst, wäre ich bei der Gescheindigkeit tot gewesen.

Grandiose Leistung, dass die Tausender es nicht geschafft haben, mich zu überholen. Fast wäre ich dabei draufgegangen für dieses kleine Erfolgserlebnis.

Ich erzähle das hier nur, weil es mich selbst gewundert hat, wie schnell eine gut eingeübte Selbstbeherrschung verloren gehen kann, wenn man an der psychischen Achillesverse erwischt wird. Bei mir war es der Stolz. Das wird mir ein Lehre sein.

Allseits weiterhin gute Fahrt, heute am letzten Tag der Saision war ne Menge los trotz beschissnem Nebelwetter.
Mein Möp is noch bis Ende November angemeldet. 🙂

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Ich weiß nicht ob man wirklich stolz darauf sein kann, seinen Reifen auf öffentlichen Straßen abgefahren zu haben.

Es gibt so viele Rennstrecken. Tob Dich doch dort aus. Da hast Du keinen Gegenverkehr.

@TE: Poste doch mal einen Google Maps Link von der Strecke und der fraglichen Kurve.

Zitat:

@Puttgegangen schrieb am 1. November 2015 um 11:33:54 Uhr:


Ich weiß nicht ob man wirklich stolz darauf sein kann, seinen Reifen auf öffentlichen Straßen abgefahren zu haben.

Es gibt so viele Rennstrecken. Tob Dich doch dort aus. Da hast Du keinen Gegenverkehr.

Ich hatte den Eindruck, daß der TE genau das betonen wollte:

Zitat:

@Kawasaki-FZ6 schrieb am 1. November 2015 um 00:16:54 Uhr:


Ich erzähle das hier nur, weil es mich selbst gewundert hat, wie schnell eine gut eingeübte Selbstbeherrschung verloren gehen kann, wenn man an der psychischen Achillesverse erwischt wird. Bei mir war es der Stolz. Das wird mir ein Lehre sein.

Die Kombination Rennstrecke und Straße macht Sinn. Ich bin in meinen jungen Jahren eher mal mit der Enduro durch die Botanik gedüst, aber das Prinzip war dasselbe: Üben, wo es Spaß macht, aber ungefährlich ist, damit man im Verkehr von der verbesserten Fahrzeugbeherrschung profitiert und mehr Reserven hat. Das geht übrigens auch mit dem Auto: Im Winter sind wir am Abend oder Wochenende bis zum Geht-nicht-mehr auf leeren Parkplätzen herumgebrettert und haben das Schleudern und Driften geübt. Dieses Austoben macht Spaß und schult. Kann man jedem Anfänger nur empfehlen. Auch wenn heute ABS & Co. den Nutzen verringern.

Gruß Michael

Rennstrecke und Straßenverkehr sind völlig unterschiedliche Dinge. Mit einer hervorragenden Strassenlinie fährt man scheiss Zeiten auf dem Track und mit einer top Tracklinie ist man schnell tot auf der Straße.

Aber weder Track fahren noch austoben waren hier ein Thema. Sicheres Fahren im Straßenverkehr, darum ging es. Und zum sicheren Fahren gehört nun mal, unter allen Umständen auf der eigenen Straßenseite zu bleiben. Vor allem an Kurvenausgängen.

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Das ist es doch! Fahre ich am Limit, kann ich nicht mehr korrigieren. Also verbietet es schon die Vernunft, im Verkehr ans Limit zu gehen. Gehe ich dagegen zum Beispiel beim Schräglagentraining auf einem abgsperrten Platz an meine Grenze, dann kann ich diese mit der Zeit verschieben und habe auf der Straße noch mehr Reserven.

Gruß Michael

Ich kanns nicht glauben, ich bin mit cng einer Meinung 😁 😉

Denn, was hilft es mir wenn ich vom Reifen und Fahrzeug her noch genügend Reserve habe aber der Kopf schon längst zu ist. Da hilft halt nur Training auf nicht öffentlichen Straßen, am besten unter Anleitung. Denn nur wenn ich weiß da geht noch was und in den Bereich auch schon öfters war, werde ich ihn in einer Gefahrensituation auch ausnutzen.

@ TE
Hut ab das so offen zu schreiben..............aber wie du bereits lesen konntest, es passiert jeden irgendwann mal.
In deinem speziellen Fall ist ein Schräglagen-/ Kurventraining sicher nicht falsch, hört sich nach nem typischen Anfängerfehler an. Man glaubt, man ist zu schnell (glaubt man zumindest, so wie ich dich anhand vom Schreiben einschätze wäre es leicht noch gegangen), man meint man muß unbedingt noch weiter bremsen, man kriegt den Tunnelblick (schaut auf die Gegenfahrbahn/ Graben anstatt da hin wo man will).

Nebenbei sei noch erwähnt, probier mal nen anderen Reifen. Es gibt auch welche die kein brutales Aufstellverhalten haben beim Bremsen in Schräglage. Anfangs dachte ich das sei normal, dass man in Schräglage die Bremse nicht mal antippen darf............bis ich mal nen entsprechenden Reifen drauf bekam. Ist ein völlig anderes fahren auf einmal.

Zitat:

@cng-lpg schrieb am 1. November 2015 um 12:56:07 Uhr:


Fahre ich am Limit, kann ich nicht mehr korrigieren. Also verbietet es schon die Vernunft, im Verkehr ans Limit zu gehen.
Gruß Michael

....und es kommt dazu das es extrem anstrengend ist permanent am Limit zu fahren.

Bei längeren Touren lässt irgendwann bei jedem die Konzentration nach und das führt dann unweigerlich, bei ständigem ausreizen des eigenen Limits, zu Unfällen.

Habe hier bestes Moppedwetter, bin aber irgendwie müde heute. Ich glaube, heute wäre so ein Tag um richtig scheisse und unkonzentriert zu fahren. Ich lass das dann lieber.
Wichtig ist, dass man seine eigenen Grenzen (er-)kennt, und danach handelt. Diese Grenzen liegen nicht nur zwischen 20 und 40° Schräglage, sondern sind auch jeden Tag anders.

Das ist jedem schon mal passiert, oder sogar zweimal, oder.......

Wem nicht, der war bisher immer zu langsam. 🙂😁

Ist übrigens auch interessant hier, wie einige hier dank verbaler Goldwaage doch noch Nuancen finden, um eine Diskussion loszutreten. Eigentlich haben alle recht und der TE hat meiner Meinung nach die richtige Konzequenz aus seinem Fahrfehler gezogen.
Aber man kann natürlich über Binsenweisheiten diskutieren und darüber, was man gesagt, gemeint und tatsächlich geschrieben hat.
Die letzten Posts mal zusammen gefasst:
Jemand, der bei 20° sein Limit hat und dieses ausreizt lebt gefährlich.
Jemand, der sein Limit bei 40° hat und dieses ausreizt lebt auch gefährlich.
Jemand der sein Limit bei 40 ° hat, aber nur bis 20° fährt, der hat reichlich Reserve.

Jetzt kann man aber erwähnen, dass er durch mangeldes Training diese Reserve verliert, wenn er sie nie nutzt.
Er kann natürlich diese Reserve auf der Rennstrecke recht sicher trainieren, aber das ist nicht das Gleiche.
Ja aber .....

Training, Erfahrung und technische Helferlein wie ABS bringen ein Sicherheitsgewinn, wenn sie nicht dazu genutzt werden, die eigenen Grenzen auszudehnen. Man macht es häufig trotzdem, weil man Mensch ist und Motorradfahren nun mal vom Spiel mit der Geschwindigkeit und den dabei auftretenden Kräften lebt.

Dabei ist für mich Selbstreflexion fast wichtiger als fahrerisches Können. Ein Unfall passiert, wenn das eigene Limit überschätzt wird. Für einen selbst ist es egal, ob man mit 70 oder 170 in den Gegenverkehr oder die Leitplanke rauscht. Nur der Kollateralschaden ist bei 170 grösser.

Daher von mir ein Danke an den TE, der diesen wichtigen Punkt der Selbsteinschätzung hier betont. Das geht bei unserer Technikverliebtheit häufig unter.

Tja lieber TE und geschätztes Publikum, da kann ich auch ein ähnliches Erlebnis beisteuern.
Im Juni habe angefangen zu biken, nachdem ich vor 35 Jahren den Schein gemacht hatte. Hatte mir eine nette TDM 900 zugetan. Das Moped Fahren hat mich wirklich gepackt und ich wohne in einer Gegend mit erstklassigen Strecken (Süd Schwarzwald). Bin ziemlich oft mit Freunden in der Region rümgedüst. Und nur an meinem ersten Tag bin ich ungewollt von anderen Biker überholt worden. So dachte ich mir langsam, ich sei ein echtes Naturtalent, der geborene Biker.
Dann plante wir eine 10- tages Tour nach Korsika. Kurz davor bin ich nochmal auf´s Moped, nachdem ich - vielleicht für 2 Wochen - nicht mehr dazu gekommen war. Ich war richtig gierig konnte es nicht erwarten, endlich wieder die Kurven zu spüren. Auf meiner Hausstrecke sah ich dann bald vor mir ein Quad und einen langsamen Biker und dachte mir: alles klar, euch hab´ich gleich! Bin dann zu schnell in eine harmlose Kurve gegangen und auch der Anfahrtswinkel hat wohl nicht ganz gestimmt. Auf jeden Fall musste ich bremsen, gegensteuern, und konnte in die, direkt darauffolgende Kurve nicht mehr einlenken, so dass ich von der Strasse abkam, die Böschung runter. Durch wahnsinniges Glück befand sich vor mir kein Hindernis, es ging nur leicht die Wiese bergab. Ich schätze, ich hatte immer noch 50 - 60 drauf, aber wie durch ein Wunder ist weder mir, noch dem Moped nennenswertes passiert.
Ich habe das wie ein Warnschuss für die bevor stehende Tour nach Korsika gewertet und ich bin dort auch wirklich kontrollierter gefahren. Während der ganzen Tour in diesem Kurvenparadies gab es keine einzige brenzlige Situation.
Auf einer Schwarzwaldtour letztens bin ich in eine Rechtskurve gegangen. Dort kam mir ein recht breiter Traktor entgegen, der auch ziemlich mittig fuhr. Mit Herzklopfen erkannte ich, dass es eng werden könnte. Immerhin konnte ich das Bike noch ein wenig legen (auf die Fussraste) und kam sicher durch die Kurve. Ich hoffe, dass ich diese Reaktion immer abrufen kann und nicht anfangen werde zu bremsen.
Aber vor allem hoffe ich, dass ich sämtliche Parameter - von Strassen- und Kurvenbeschaffenheit, Geschwindigkeit, Fahrtechnik, Gefahreneinschäzung, eigene Verfassung und, und, und immer richtig im Griff habe.
Wünsche ich mir und euch. Gruss, tourio.

Es ist ja gut, wenn man versucht, an seine Grenzen zu kommen: Nach dem Motto "Ein bisschen geht immer noch."
Nur sollte man das erst dann tun, wenn man das Gefühl hat, jetzt ginge eigentlich noch etwas mehr.
Aus irgendwelchen Gründen schneller fahren, als man eigentlich im Grunde seines Herzens möchte, geht in die Hose.
Ob das jetzt die Tausender sind, die dich "hetzen", die Gruppe, die eigentlich schneller ist als man selbst, und man dran bleiben möchte, oder der sauwichtige Termin...

Man muss halt das richtige Gleichgewicht finden, zwischen der normalen fahrerischen Entwicklung zum besseren/ schnelleren, und dem Akzeptieren von kleinen Herausforderungen, und dem dummen Ego, welches vom Motorradfahren keine Ahnung hat, und welches dir einreden will, dass Du jetzt unbedingt das Gas stehen lassen musst, um deinen sozialen Rang zu wahren.

Interessante Diskussion um ein Posting, in dem es um nichts anderes geht als um die Einsicht, dass man (nämlich der TE) einen Fehler gemacht hat. An was sich so alles eine Diskussion entzünden kann ist schon bemerkenswert.
Ich kann dazu nur sagen:

1. Glückwunsch zum TE, der den Mut hat, hier öffentlich so einen Fehler einzugestehen.

2. Glückwunsch an den TE, der weiß, WELCHEN Fehler er begangen hat, und auch weiß, was die Ursache seines Fehlers war.

3. Ich wette, diesen Fehler hat hier JEDER schon mal begangen. Übrigens ich auch!😎

4. Ich wette, NICHT JEDER lernt aus seinem Fehler.

5. Ich wünsche allen, dass ihr bei solchen Fehlern mit heiler Haut davon kommt.

6. Ob Schräglage von 20, 30, 40 Grad oder sonst wieviel: Die Diskussion ist obsolet. Entscheidend ist, beim Motorrad fahren GELASSEN zu bleiben. Und genau das hat - so sehe ich das jedenfalls - der TE erkannt. Wenn der Biker mit der 1200-er hinter Dir schneller ist, na gut, dann ist er's halt. Wenn das an Deinem Selbstbewusstsein kratzt, dann gehörst Du auf der Straße nicht aufs Motorrad, sondern dann geh auf die Rennstrecke!

Viele Grüße und allseits gute Fahrt!
Martin

Danke für die bisherigen Antworten, schön dass ich feedback bekommen habe.
Ein paar der gestellten Fragen möchhte ich dann mal beantworten. Ich fahre seit rund 15 Jahren Motorrad, die meiste Zeit davon allerdings selten und mit einer niedrig motorisierte chopper (Intruder 250). Vor ein paar Jahren bin ich dann umgestiegen auf sportlichere Modelle. Und wenn man mit denen ambitionierter fahren will, dann bringt einem die ganze chopper Erfahrung leider nichts. Das ist mein Eindruck. Das sind zwei völlig paar unterschiedliche Arten Motorrad zu fahren. Wenn man 10 Jahre mit einer 25 PS Chopper gefahren ist, die schon bei geringer Schräglage aufsetzt, dann gewöhnt man sich einen bestimmten Fahrstil an und kommt erst gar nicht in den Genuss (und in die Herausforderung) Schräglagen zu trainieren oder sich mit Blickführungstechniken auseinander zu setzen.
Das sind Dinge, die natürlich um so wichtiger sind, um so "sportlicher" man fährt und ich gebe zu, ich tue das inzwischen sehr gerne.

Dementsprechend habe ich dann nach dem Umstieg Fahrischerheitstrainings gemacht, Wieder-Einsteigertraining, Perfektionstraining und ein Kurventraining. Das Kurventrainng habe ich mit einer alten ER5 gemacht.

Beim Kurventraining habe ich festgestellt, das mein Problem nicht das eigentliche technische Umsetzen, sondern das Misstrauen in die Umgebungsbedingungen ist. Im Kurventraining hatten wir eine Kreisbahn, bei der ich ohne Probleme mit den Fußrasten Kreise in den Asphalt gezogen habe, in Schräglage über lose Bretter gefahren bin usw. Am Ende meinte der Trainer, dass ich was die Schräglage angeht mit der ER5 nicht weiter gehen dürfe, das Ende der Fahnenstange sei, zumindest bei dem Mopped, erreicht.

Diese Erfahrung aber in den Alltag zu überführen, bereitet mir Schwierigkeiten. Auf dem ADAC Übungsplatz wusste ich, dass der Asphalt der Kreisbahn eine optimale Mikro und Makrorauhigkeit hat, dass der Fahrlehrer überprüt hat, dass nichts auf dem Asphalt liegt und auch sonst die Bedingungen passen für das was verlangt wurde. Als er das Brett hingeschmissen hat und meinte, wir sollen in Schräglage darüber fahren, habe ich zwar geschluckt, das dann aber auch gemacht, weil ich mir sicher war, dass das, was ich machen soll, safe ist.

Mein Problem ist, dass ich den öffentlichen Straßen gegenüber ein übertrieben hohes Misstrauen gegenüber bringe. In meinem Kopf gehen unbewusst immer solche Ängste ab wie, "der Belag könnte schlecht sein". "Es könnte Splitt oder Sand liegen, den ich nicht erkennen kann", "es könnte weicher oder nasser oder großer Bitumenflickwerk auftauchen" "wenn es neblig ist, könnte sich der Nebel auf die Straße legen und sie "feucht" machen" und so weiter und so fort.

Mein größtes Vertrauen habe ich noch im Hochsommer bei brütend heißen Temperaturen und wenn viele Biker unterwegs sind. Dann vertraue ich der Straße und dem Grip am Meisten.

Aber selbst da stelle ich dann fest: wenn ich an so einem Tag eine Gruppe von "Schnellfahrern" mit SSPlern begegne. Denen klebe ich dann sehr gerne am Hintern und mache die ambitionierten Schräglagen alle mit, ohne das mulmige Gefühl bezüglich Haftungsverlust. Ganz einfach weil ich weiß, dass wenn 4 Motorräder vor mir mit Tempo X durch die Kurve kamen, die Straße dann in Ordnung ist und ich mit dem selben Tempo normalerweise auch hinter her komme.

Ich empfinde es an sich nicht falsch, immer damit zu rechnen, dass mal Rollsplitt liegen kann, dass der Belag abgescheuert sein kann oder dass ein Bitumenfleck weich oder nass ist. Deswegen, wie gesagt, reicht es mir, die Metzeler Elefantenohren nur anzusengen und nicht den ganzen Elefanten wegzufahren. Was mich aber nervt ist, dass ich mir damit zukzessive antrainiere, diese Grenze nie zu überschreiten. Und wenn ich dann, wie in einer Notsituation, wie im Ausgangsposting geschildert, es nicht schaffe, in dieser einen Situation auf diese Befürchtungen zu Scheißen, weil es in dem Moment einfach notwendig ist, dann habe ich ein echtes Problem.

Ich glaube, wenn ich extreme Schräglagen nicht regelmäßig trainiere, dann "verlerne" ich, sie im Notfall auszunutzen. Zumindest ist das meine Erklärung, warum es nach dem Schräglagentraining eine Weile lang ging und jetzt nicht mehr so recht. Für nächstes Jahr habe ich zwei Schräglagentrainings eingeplant, eines ist schon gebucht.

Sicherlich hat es auch etwas mit in solchen Situationen Allgemeiner Überforderung bzw. mangelndem Training zu tun. Ich habe das wunderbare Buch "Die obere Hälfte des Motorrades" und das Übungsbuch dazu gekauft und gelesen/durchgearbeitet.

Einige Wichtige von den dort beschriebenen Techniken sind bei mir leider immer noch bewusststeinspflichtig, heisst, dass ich sie bewusst machen muss und sie noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind. Dazu zählt insbesondere die Blicktechnik. Kopf in die Waagerechte bringen und Blick ganz ans Ende der Straße anstelle des Traktorfahrerblickes. Fahre ich in gemächlichem Tempo, klappt das wunderbar, fahre ich ambitioniert, dann merke ich, dass mein Blick immer wieder hin und herklappt zwischen vor dem Motorrad und dem Horizont. Irgendwie habe ich einfach Probleme dabei, den Blick "oben" zu lassen, nur noch aus den Augenwinkeln zu sehen, was sich direkt vor meinem Motorrad abspielt.
Es fühlt sich irgendwie "unsicher" und "falsch" an, den direkten Straßenverlauf vor dem Motorrad nur aus den Augenwinkeln zu sehen. Aber ich vertraue darauf, dass das Sinn macht, was dort geschrieben steht, denn das Selbe habe ich bisher von allen Fahrtrainern gehört.

So viel dazu.

Ein Anderer meinte, ich solle ein google earth screenshot anhängen. Das hatte ich mir ganz am Anfang auch gedacht. Aber die Stelle ist völlig harmlos und nichts besonderes. Aber wahrscheinlich war genau das Problem.

Hier mal der Link:
https://www.google.de/.../48%C2%B025&?...

Ich kam von oben. Man erkennt eine 180 Grad Kurve, die man mit bewusst niedrigem Tepo nehmen muss, weil sie ziemlich eng ist. Ich behaupte mal, in die wäre ich nie zu schnell gefahren, weil ich weiß, das ist die gefährlichste Stelle der Strecke und da konzentriere ich mich immer genau auf alle Parameter. Passiert ist es aber an der roten Markierung. Tja.

Btw. Falls jemand in der Gegend wohnt und wirklich gut fährt und viel Praxis hat, dann würde ich mich freuen, im Rahmen von ein paar "Lern-Ausfahrten" mal ein Bischen von dem zu lernen. Hinterherfahren und beobachten hilft schon viel. Habe momentan leider keine Gruppe, in der ich mit fahren könnte bwohl ich weiß, dass das sehr hilfreich wäre.

Selbst Profis, Rennfahrer, tun sich leichter wenn Sie einer Führungsperson folgen als wenn Sie die Führung haben.
Und was Dir passiert ist ist auch schon Motorradtestern passiert. So hat mal Einer einer Zeitschrift bei einer Testtour mit schweren Tourenmaschinen trotz Sozia in den Alpen Berauf immer mehr das Tempo forciert bis Er einen Porsche 911 nicht nur eingeholt hatte sondern Überholt und Ihm davon fuhr.
😁 Oben auf dem Pass hat Er dann von jubelnden Engländern einen Sonderpreis bekommen, die Jungs waren mit ihren Sportwagen in den Alpen unterwegs und machten auf dieser Passstraße eine Sonderprüfung. Ergo hat sich selbst ein erfahrener Motoradtester gewissermaßen zu einem Rennen verführen lassen.
Fazit aber war das die BMW 1600GTL trotz voller Beladung und als Tourer nicht nur sehr Handlich ist sondern auch noch gewaltigen Dampf hat. Einem Porsche Bergauf zu folgen und einzuholen ist das Eine, aber Überholen und davonfahren ungleich Schwerer.

So lange man aus seinen Fehlern lernt ist Alles gut, man sollte Sie nur nie zweimal machen.

😁 Auf der Alb finden sich einige solcher Stellen. Da sollte man aufpassen Wem man folgt, denn wenn da Einer jede Kurve mit Namen und Geburtdatum kennt könnte sein das Er so schnell ist das man selbst den Abflug macht wenn man auch eine Kiste fährt die an sich besser geeignet wäre.
Ein ehemaliger Vereinskollege eines Arbeitskollegen hat auf der Alb mit seinem Tourer gerne Sportfahrer gejagt. Der Typ ist auch im Jahr 50-60000km mit dem Motorrad gefahren und gerne mal eine abendliche Tour über die Alb.

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