Bremsen oder besser nicht?
Hallo Gemeinde,
gestern befuhr ich eine Landstraße mit ca. 85 km/h, hinter mir längere Zeit ein anderer PKW, kaum weiterer Verkehr. Nun, in einer weiten Rechtsbiegung, begann er, mich zu überholen. Wow, habe ich mir gedacht. Und tatsächlich nähert sich plötzlich von vorn aus dem Nichts ein LKW. Ich habe schon den Knall gehört 🙄 Um den Zusammenstoß noch zu vermeiden, bremste ich nun, damit der Überholer noch vorbei kommen könnte. Doch auch er bremste nun, um wieder hinter mich zu wollen. Also habe ich mit meinem Bremsen die Situation eigentlich noch verschärft.
Ja, es ist alles gerade noch mal gut gegangen. Aber wie soll man sich in so einer Situation richtig verhalten? Den Zusammenstoß der beiden anderen schon vor Augen und mit unveränderter Fahrweise durchhalten???
Das ist mir nicht zum ersten Male passiert. Aber ich will nicht die Schuld tragen müssen, wenn andere frontal kollidieren.
Also die Gefühle mal außer acht. Wie müsste ich als Überholter rechtlich betrachtet in so einer Situation richtig reagieren? Lade ich Schuld auf mich, wenn ich meine Geschwindigkeit reduziere?
Es ist ja Verrückten wirklich schon gelungen, den Überholvorgang abschließen zu können, nur weil ich gebremst hatte.
Beste Antwort im Thema
Ist natürlich so ohne dabei gewesen zu sein schlecht abzuschätzen.
Wenn der überholende unmittelbar neben dir, oder vielleicht schon zur Hälfte vor dir ist, ist es sicherlich die richtige Entscheidung zu bremsen, damit er seinen Überholvorgang schneller abschließen kann.
Wenn er geradeerst zum Überholen angesetzt hat, bzw. noch zur Hälfte hinter dir ist, wäre es an deiner Stelle vielleicht schlauer, die Geschwindigkeit zu halten damit der Überholende seine Geschwindigkeit verringern und wieder hinter dir einscheren kann.
Strafbar machst du dich eigentlich in beiden Fällen nicht, wenn du deine Geschwindigkeit verringerst.
Laut StVO §5 Abs.6 ist es nur verboten seine Geschwindigkeit zu erhöhen, während man überholt wird.
Abschließend kann man nur sagen, dass du dich absolut richtig verhalten hast, und ich wohl genauso gehandelt hätte.
Im Endeffekt war es einzig und allein das Fehlverhalten des Überholenden, an einer unübersichtlichen Stelle zu überholen, und somit träge er auch die alleinige Schuld - falls er den Zusammenstoß überlebt.
88 Antworten
Zitat:
@Unkrautvernichter schrieb am 7. Juni 2017 um 14:25:14 Uhr:
Nie bremsen, nur so ist man berechenbar. Wenn der Überholer nicht aus dem Knick kommt oder mal kurze warten kann, muss er eben bremsen. Ist eigentlich ganz einfach.
Sobald die Situation wirklich brenzlig wird, werf ich den Anker, aber so richtig. Wenn sich die beiden anderen dann 50 Meter weiter vorne knutschen, bin ich wenigsten nicht mit von der Partie. Sehe nicht ein, warum ich mich da als primär Unbeteiligter mit reinziehen lassen sollte.
Berechenbar ist man sowieso nie. Woher will der andere wissen, wie ich ticke? Vielleicht vertraut der ja sogar drauf, daß ich bremse um ihn früher einscheren zu lassen. Nichts Genaues weiß man nicht...
Manche haben den Knall sowieso nicht gehört. Gestern war wieder so ein Katastrophentag. An einer Stelle auf der Landstrasse hat mein Vordermann gemeint, noch schnell einen LKW trotz Gegenverkehr überholen zu müssen. An der Stelle hätte ich nichtmal mit dem Motorrad überholt. Was ist passiert? Der LKW ist voll in die Eisen und so konnte der Überholer sein Vorhaben gediegen und in aller Ruhe durchführen 🙄.
Gruss
Jürgen
Also als Übungsfahrt empfehle ich ungarische Bundesstraßen. Dort wird mit 35-200PS alles überholt, was fährt, egal ob der Vordermann unter oder über den vorgeschriebenen 90Km/h fährt.
Wer dort nicht immer bremsbereit und gleichzeitig bereit um evtl doch Gas zu geben ist, hat verloren...
Meine Taktik mit dem vom Gas runter, so weit rechts wie möglich und abwarten, wie sich die Sache entwickelt hat mich bisher von Unfällen bewahrt.
Habe aber auch schon mal eine andere Taktik angewandt, als klar war, daß der Lada hinter mir den Überholvorgang nie und nimmer schafft:
Die 200 PS mobilisiert, im 3ten runter und Vollgas. Dadurch entstand genügend Abstand hinter mir, der Ladafahrer sah sich nicht mehr genötigt zu überholen und zog wieder nach rechts.
Die Gefahr dabei ist, daß man nicht immer weiß, was unter der Haube anderer schlummert und es dann doch kracht...
In beiden Fällen ist aber immer ein unkalkulierbarer Faktor dabei: Der Gegenverkehr. Spielt dieser nicht mit oder erkennt die Situation nicht rechtzeitig, kann man machen was man will, dann kracht es und zu 99% ist man selbst auch noch davon betroffen...
HTC
Zitat:
@uhu110 schrieb am 8. Juni 2017 um 01:31:29 Uhr:
Hallo, Unkrautvernichter,
Zitat:
@uhu110 schrieb am 8. Juni 2017 um 01:31:29 Uhr:
Zitat:
@Unkrautvernichter schrieb am 7. Juni 2017 um 14:25:14 Uhr:
Nie bremsen, nur so ist man berechenbar. Wenn der Überholer nicht aus dem Knick kommt oder mal kurze warten kann, muss er eben bremsen. Ist eigentlich ganz einfach.
die Empfehlung, nie zu bremsen, ist gefährlicher Unsinn.
Sehe ich nicht so, der Überholer hat sich dem Verkehrsgeschehen anzupassen. Passt es, ist alles gut, passt es nicht, so muss er entscheiden beschleunigen oder bremsen.
Siehe §1 Stvo !
HTC
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"Nein, ich esse meine Suppe nicht !"
Irgendwann wird er aber essen weil er Hunger bekommt.
Genauso ist es mit dem bremsen, irgendwann bremst jeder, spätestens wenns um eigene Leben geht.
Nur schade das ihm das Leben Dritter egal ist.
Zitat:
@Unkrautvernichter schrieb am 8. Juni 2017 um 08:24:02 Uhr:
Richtig, dagegen hat der Überholer 1a verstoßen.
Und du auch, also Teilschuld.
Nicht nur das sehen, was man sehen will, sondern objektiv das Gesamtgefüge betrachten und selbstkritisch die eigenen Fehler zuerst betrachten, denn die Fehler anderer kann man nicht korrigieren/beeinflussen, seine eigenen Unzulänglichkeiten dagegen schon.
Der Grundgedanke und gleichzeitig der große Vorteil eines Forums ist, daß man Sachverhalte analysieren und sich selbst dadurch optimieren kann, es geht nicht darum, den anderen Teilnehmern zu zeigen, daß sie falsch liegen oder daß es Hinweise auf die Richtigkeit der eigenen Aussage gibt.
Das macht uns alle unterm Strich zu besseren und sicheren Fahrern, die fähig sind über die Fehler anderer hinweg zu sehen und diese zu kompensieren.
Das schaffen nicht mal 100 Sicherheitstrainings 🙂
HTC
Zitat:
@Unkrautvernichter schrieb am 7. Juni 2017 um 14:25:14 Uhr:
Nie bremsen, nur so ist man berechenbar. Wenn der Überholer nicht aus dem Knick kommt oder mal kurze warten kann, muss er eben bremsen. Ist eigentlich ganz einfach.
Dies. Weder bremsen noch schneller werden. Einfach nur so weit wie möglich an den rechten Rand. Wenn der LKW das auch so macht, wird es auf den meisten Landstraßen gerade so reichen, dass alle drei an einander vorbei kommen. Ausnahmen wird es natürlich immer geben, logo. Den gesunden Menschenverstand sollte man nie ausschalten.
"Schuld" wäre bei einem Unfall allerdings auch der Überholer gewesen. Nur was nützt einem das wenn einer tot auf der Straße liegt, jeder hat ja irgendwo ein Gewissen.
Ich würde einfach mal behaupten das du zwar keine Schuld kriegen würdest wenn die Sache anderst ausgegangen wäre, jedoch aus meine persönlichen Sicht hast du durchaus Schuld. Würdest du 100 fahren wie es erlaubt ist auf Landstraßen (ich gehe mal davon aus bei der Straße da nichts von einem Tempolimit geschrieben wurde) kommt es evtl. gar nicht erst zu einem Überholvorgang. Das der andere natürlich die übersichtlichen Strecken ausser Acht lässt und in einer Kurve überholt kannst du natürlich nichts dafür.
Zitat:
@Gurkengraeber schrieb am 8. Juni 2017 um 10:49:12 Uhr:
Zitat:
@Unkrautvernichter schrieb am 7. Juni 2017 um 14:25:14 Uhr:
Nie bremsen, nur so ist man berechenbar. Wenn der Überholer nicht aus dem Knick kommt oder mal kurze warten kann, muss er eben bremsen. Ist eigentlich ganz einfach.Dies. Weder bremsen noch schneller werden. Einfach nur so weit wie möglich an den rechten Rand.
Rein von der Logig her, ein einfaches Scenario voraus gesetzt, wenn man soweit wie möglich nach rechts geht, kann es nicht falsch sein zusätzlich zu bremsen, es ist eine zusätzliche Maßnahme dem Überholer das wiedereinordnen vorzeitig zu ermöglichen, der freie Raum in der Mitte bleibt gleich.
Aber oft sind die Unfallscenarien auch komplexer, hinterher ist es dann natürlich einfach die Aktion festzulegen welche den Unfall verhindert hätte.
Oft handeln Unfallbeteidigte auch rein instinktiv, ein Reflex also, es geht meist so schnell das da keiner Zeit hat zu überlegen.
Und wer sagt das er nie bremsen würde hat entweder keine Ahnung was so auf der Straße abgeht, oder handelt vorsätzlich auch mit dem Ergebnis einen Unfall zu provoziert zu haben.
Frage an die Überzeugten Nichtbremser:
Bremst ihr in anderen Situationen auch nicht für VTs die gerade einen Fehler machen ?
Hallo, Opelkult,
Zitat:
@opelkult schrieb am 8. Juni 2017 um 11:00:27 Uhr:
....... jedoch aus meine persönlichen Sicht hast du durchaus Schuld. Würdest du 100 fahren wie es erlaubt ist auf Landstraßen (ich gehe mal davon aus bei der Straße da nichts von einem Tempolimit geschrieben wurde) kommt es evtl. gar nicht erst zu einem Überholvorgang.
stimmt genau, und die Frauen, die sexy gekleidet waren und dann belästigt oder gar vergewaltigt wurden, hatten auch alle eine Mitschuld, richtig?
Sorry, aber wenn ich so etwas höre, geht bei mir die Hutschnur hoch.
Wir reden hier nicht von einem Fahrer, der andere bewusst und absichtlich durch extrem langsame Fahrweise provoziert, sondern von jemandem, der mit 85 km/h auf eine Rechtskurve zufährt.
Kannst Du von Deinem Schreibtisch aus beurteilen, ob man da gefahrlos schneller fahren kann oder ob der TE Gründe hatte, etwas langsamer als erlaubt zu fahren?
Eine zHg von 100 km/h bedeutet, dass man nicht schneller als 100 fahren darf, aber es steht nirgends, dass man mit 100 fahren muss.
Viele Grüße,
Uhu110
Kleine Einschränkung:
Es steht auch, daß man nicht grundlos die zHG unterschreiten darf, so daß der Verkehrsfluß behindert wird...
HTC
Zitat:
@uhu110 schrieb am 8. Juni 2017 um 11:42:23 Uhr:
Wir reden hier nicht von einem Fahrer, der andere bewusst und absichtlich durch extrem langsame Fahrweise provoziert, sondern von jemandem, der mit 85 km/h auf eine Rechtskurve zufährt.Kannst Du von Deinem Schreibtisch aus beurteilen, ob man da gefahrlos schneller fahren kann oder ob der TE Gründe hatte, etwas langsamer als erlaubt zu fahren?
Also für mich hört es sich an, dass der TE die ganze Zeit schon 85 gefahren ist. Nicht um jemanden bewusst zu ärgern, aber es wäre durchaus möglich gewesen schneller zu fahren. (siehe Zitate unten)
Natürlich MUSS man nicht 100 fahren, nur weil man es darf. Aber bei einer freien Landstraße ohne viel anderen Verkehr oder andere Gefahrenquellen erschließt sich auch mir nicht, warum man nicht 100 fahren sollte.
Ändert aber nichts daran, dass dem TE in der konkreten Situation des Überholmanövers keine Schuld aufgrund von "zu geringer" Geschwindigkeit zugeschoben werden kann.
Zitat:
@Hausgrund schrieb am 7. Juni 2017 um 13:30:30 Uhr:
gestern befuhr ich eine Landstraße mit ca. 85 km/h, hinter mir längere Zeit ein anderer PKW, kaum weiterer Verkehr.
Zitat:
@Hausgrund schrieb am 7. Juni 2017 um 17:49:52 Uhr:
Und wegen den 85 km/h. Die betreffende Landstraße ist ganz wenig befahren mit vielen Geraden. Derjenige hätte schon längst vorher gefahrlos überholen können. Und wenn 100 erlaubt sind, dann muss ich das nicht als meine Geschwindigkeit vorgeben, wenn ich kein Hindernis darstelle.
Zitat:
@HTC schrieb am 8. Juni 2017 um 11:49:07 Uhr:
Kleine Einschränkung:Es steht auch, daß man nicht grundlos die zHG unterschreiten darf, so daß der Verkehrsfluß behindert wird...
HTC
Was aber im Falle eines Unfalls keine Pluspunkte für den Überholer bringen würde wenn er eindeutig der Unfallverursacher wäre, und ebenso keine Minuspunkte für den Überholten.
Zitat:
@HTC schrieb am 8. Juni 2017 um 11:49:07 Uhr:
Kleine Einschränkung:Es steht auch, daß man nicht grundlos die zHG unterschreiten darf, so daß der Verkehrsfluß behindert wird...
HTC
Richtig, aber es gibt genug Landstrassen da kann man kaum 100 fahren wenn man die Ecke nicht so gut kennt. Bei uns in der Gegend bin ich auf Landstrassen oft nur mit 80 - 90 unterwegs weil die Strecke einfach zu kurvenreich, zu schmal oder zu unübersichtlich ist.