Braucht die Oldtimerszene eine Verjüngung?

Ich bin 35 Jahre alt. Mein "Jahrzehnt" waren die 90er (und auch etwas die 00er). Aufgewachsen bin ich mit überwiegend Golf II und III, Kadett E, Audi 80 und W124. "Alte Autos" waren zu meiner Kindheit und Jugend solche, die in den 70ern entstanden. Käfer, Enten, W123 usw.

Alles was älter ist hat für mich (BJ. 87) keine Relevanz. Natürlich sind solche Steinzeitautos aus den 50ern oder gar Fahrzeuge aus der Vorkriegszeit auch für mich nett anzuschauen. Aber ich habe keine Verbindung zu ihnen, keine Erinnerungen. Sie sind auch viel zu teuer und gehören ins Museum. Ich werde im Leben nicht verstehen, wieso man 100.000€ für irgendeinen 70 Jahren alten Benz bezahlt. Aber - muss ich das verstehen? Nein, natürlich nicht. Muss ich etwas mit solchen Autos verbinden? Nein, wozu auch! Wieso akzeptieren wir nicht einfach, dass sich alles weiterentwickelt und verschiebt? Ich finde, wir brauchen mehr Toleranz für eine friedliche Koexistenz!

Dass ein Oldtimer immer ein begehrter Klassiker, ein Spekulationsobjekt oder selten und sehr alt sein muss ist doch völlig veralteter Quatsch. Mein Golf 3 ist ein Oldtimer. Nein, kein Youngtimer. Er ist ein Oldtimer. 30 Jahre alt, hat mehr originale Substanz als manch ein restaurierter, unbezahlbarer Mercedes oder Porsche und ist sehr selten geworden. Wie oft es ihn ursprünglich gab? Spielt keine Rolle, da er jetzt selten ist. Er ist nicht teuer? Unwichtig. Er ist nicht besonders? Definitionssache. Ich freue mich über jeden Golf II oder III, Honda Civic, Ford Sierra oder Citroën BX auf der Straße, der in seltenen Originalzustand und mit H-Kennzeichen unterwegs ist. Keiner meine Freunde würde bei einem Opel Kapitän sagen "das war mein erstes Auto", "mir dem habe ich meinen Führerschein gemacht" oder "den hatte mein Vater als Neuwagen, als ich Kind war".

Ist das in Ordnung, dass ich so denke? Klar, genauso wie es völlig okay ist, dass ältere Menschen (oder solche mit mehr Bezug zu älteren Baujahren) dies über die Autos ihrer Jugend sagen und empfinden. Dieses Spiel könnte man auch auf andere Gegenstände oder Musik übertragen. Schallplatten und 70er-Jahre Disko sind Altertum. Kassetten, Walkmen und 90er-Jahre Trash sind Retro.

Und auch ich (und andere Menschen meines Alters) werden irgendwann in der Zukunft akzeptieren müssen, wenn die Enkelkinder mit ihrem Golf 8, Mercedes A-Klassen, Opel Adams und Teslas auf Oldtimertreffen erscheinen und einen Golf 3, eine der letzten Enten aus den 90ern oder einen BMW E30 nur müde belächeln.

So ist der Lauf der Zeit. Ich wünsche mir, dass nicht ausschließlich 70-Jährige aus ihrer konservativen Sicht bestimmen, was ein Oldtimer ist und was nicht. Aber zum Glück bestimmt ja auch das Gesetz. Und laut diesem ist jeder 0-8/15 Wagen mit einigermaßen gutem Zustand ein Oldtimer, wenn die EZ 30 Jahre her ist. Und das ist auch gut so!

294 Antworten

Zitat:

@Px200ELusso schrieb am 2. November 2022 um 09:31:59 Uhr:



Die jungen Leute interessiert das Thema Oldies auch deshalb nicht, weil sie damit keine Historie mehr haben. Die Eltern fuhren/fahren Touran, Kuga, T5 und man selbst hat gar kein Geld für ein Auto oder kann nur ein reines Zweckfahrzeug unterhalten. Außerdem zählt IT, Neues, Modernes heute wieder viel mehr.

Da bin ich bei dir.
Das Auto hat für viele auch nicht mehr den Stand, wie es früher war. Liegt auch mit daran, dass es eben sehr viel Einheitsbrei gibt. Liegt mit daran was du sagst, viele interessieren sich einfach nicht dafür. Das Auto steht nur vor der Tür und wird zum fahren genutzt, mehr nicht. Wenn man fährt, regen einen die anderen Autos sowieso auf, es gibt zu viele und sie sind nur im Weg.

Am WoEnde am Auto basteln, damit man am Montag wieder zur Arbeit kann, gibt es heute nicht mehr. Die Technik von heute lässt sowas auch garnicht zu. Die jungen Leute werden mit dem Auto nicht mehr konfrontiert, man dreht den Schlüssel(drück einen Knopf) und tut sich nix, wandert er zum Techniker in die Werkstatt.

Ich denke, allein das alles verändert die Einstellung zum Auto, es wird keine "Liebe" mehr aufgebaut, und dient damit nur der Zweckerfüllung. Hat es eine gewisse Zeit den Zweck erfüllt, wird es getauscht und fertig.

Gruß Jörg.

@63er-joerg
Das hört sich fast so ein bisschen an wie der Abgesang auf den Individualverkehr, was du da schreibst. Sicher, irgendwo hast du da recht. Und viele junge Leute kennen dieses Hochgefühl nicht mehr, endlich frei und selbstbestimmt beliebige Ziele anfahren zu können, das so ein Auto vor Jahrzehnten noch mit sich brachte. Ich weiß noch nur zu gut, wie ich im ersten Jahr nach Führerscheinerwerb und recht schnell mit meinem eigenen Auto innerhalb weniger Monate viele tausend Kilometer abgespult habe, nur um dieses Gefühl der Freiheit, des Unterwegsseins zu genießen. Vielleicht ist heute tatsächlich auch schon ein gewisser Übersättigungsgrad erreicht. Da entwickelt man keine "Beziehung" mehr zu einem Auto.

Aber die Szene wird bleiben, solange die Fahrzeuge in Betrieb sind. Sie wird kleiner, aber aussterben wird sie nicht. Sieht man an Ritterspielen, Heimatmuseen und Mineraliensammler oder Briefmarkensammler. Old und used ist irgenwie immer in

Zitat:

@85mz85 schrieb am 2. November 2022 um 13:52:04 Uhr:


Aber die Szene wird bleiben, solange die Fahrzeuge in Betrieb sind. Sie wird kleiner, aber aussterben wird sie nicht. Sieht man an Ritterspielen, Heimatmuseen und Mineraliensammler oder Briefmarkensammler. Old und used ist irgenwie immer in

Zum Glück.

Zitat:

@85mz85 schrieb am 2. November 2022 um 13:52:04 Uhr:


Aber die Szene wird bleiben, solange die Fahrzeuge in Betrieb sind. Sie wird kleiner, aber aussterben wird sie nicht. Sieht man an Ritterspielen, Heimatmuseen und Mineraliensammler oder Briefmarkensammler. Old und used ist irgenwie immer in

Nein, da wird gar nichts bleiben.

In 20 Jahren ist die Sache durch. Da sind wir Ü70 und kriechen in der Garage noch ein wenig um die Gefährte herum, die wir bis dahin noch herumstehen haben werden und das war´s dann.

Von den ganzen Kids im heutigen Alter von 10-12, die ich über meine Kinder so kenne, interessiert sich genau einer für das Thema Auto und Motorrad. Und der ist für Krach und Leistung.
Meine Tochter fährt gerne auf der hübschen Harley mit.
Kaum einer der Eltern fährt noch ernsthaft Motorrad. Öfter steht so eine potthässliche BMW GS herum, die seit 5 Jahren niemand mehr angeworfen hat und die auch in 30 Jahren kein begehrenswerter Oldie sein wird.

Kultivierte Oldtimer für jedermann wie Alfa Giulia oder auch "Nachwuchs-Autos" wie Alfa 156, Mercedes W204, BMW E36 interessiert die Kids einfach nicht. Setzt man sie in einen W123, wundern sie sich was man in diesem hässlichen, lauten Ding auf den ekelig anmutenden Sitzpolstern soll.

Hinzu kommt, dass deren heutige Traumautos in 20-30 Jahren Elektronikschrott sind bzw. keiner mehr die extrem aufwändigen, aufgeladenen Motoren instand setzen kann.
Was glaubst du passiert mit einem 2022er BMW M3 im Jahr 2052? Der steht dann höchstens als abschreckendes Beispiel für angeberisches Aggro-Design in einem Museum. Mit defektem Antrieb ohne Chance auf Ersatzteile.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass einige der heute attraktiven Oldies noch einige Jahrzehnte überleben werden. Wohlhabende Familien lassen sie halt in der klimatisierten Garage stehen und zeigen Gästen, wie schrullig doch Opa war, der die Dinger sammelte.
Viele werden an Museen gespendet oder an extreme Fans wie Jay Leno verkauft werden, die dann riesige Sammlungen unterhalten.
Der eine oder andere Käfer wird vielleicht sogar in einer Standard-Garage aufgehoben weil man die Form so nett findet.
Aber die breite Masse an Erben wird die alten Kisten nach uns abgeben.

Ich hoffe, meine Tochter hebt wenigstens die Vespa auf. Die kann man sich als Dekoelement zur Not auch in den Erker oder den Wintergarten stellen.
Die Harley wird sicherlich auch noch jemand gut finden und ein paar Jahrzehnte aufheben. Aber die Yamaha XS oder den Ur-BMW-Mini wird man eiskalt entsorgen. Ebenso wie den W204 Diesel, der eigentlich so ein geiles Auto ist.

Für die Pferdekutschen in den Schlossmuseen interessiert sich heute auch keiner mehr. Obwohl vor 150-200 Jahren jeder mal mitfahren wollte.

Wie gesagt, das hat sich eigentlich schon vor 20 Jahren abgezeichnet.
Es sind immer dieselben 20 Modelle, auf denen herumgeritten wird. Ein 911er neben dem anderen, stapelweise 300 SL, ein paar Panteras und Miuras, die feinen 507, einige 108 und die üblichen S-Cabrios aus den 60ern.
Dann die Alfas und Fiat Spider und natürlich Käfer, R4, Ente, Golf 1. Dann kamen ein paar Erdbeerkörbchen BMW E30 (die eh nur als 325i Cabrio interessant sind) und 205 GTI dazu.
Wenn der Poldie mit dem M1 kam, oder mal ein 550er, war das ein Highlight. Davon stehen heute auch viele herum, wo auch immer man die ausgegraben hatte.

Das war schon damals irgendwann mal langweilig.

Heute muss man sich dann ernsthaft 3er Golfs und sonstige Wegwerfautos wie Twingo 1 und Polo als Oldtimer auf Treffen sehen. Da bin ich dann halt raus, denn so etwas steckt man m.E. in die Presse. 1-2 kann man ja im Werksmuseum aufheben, aber das langt dann auch.

EInzelmeinung, ich weiß.

Zitat:

@Blubber-AWD schrieb am 2. November 2022 um 13:25:30 Uhr:


@63er-joerg
Das hört sich fast so ein bisschen an wie der Abgesang auf den Individualverkehr, was du da schreibst. Sicher, irgendwo hast du da recht. Und viele junge Leute kennen dieses Hochgefühl nicht mehr, endlich frei und selbstbestimmt beliebige Ziele anfahren zu können, das so ein Auto vor Jahrzehnten noch mit sich brachte. Ich weiß noch nur zu gut, wie ich im ersten Jahr nach Führerscheinerwerb und recht schnell mit meinem eigenen Auto innerhalb weniger Monate viele tausend Kilometer abgespult habe, nur um dieses Gefühl der Freiheit, des Unterwegsseins zu genießen. Vielleicht ist heute tatsächlich auch schon ein gewisser Übersättigungsgrad erreicht. Da entwickelt man keine "Beziehung" mehr zu einem Auto.

Das ist so ein Thema, dass ich in meiner Generation nicht verstehe und nie verstehen werde. Wie, ganz besonders Akademiker, scheinbar alle Zeit der Welt haben und das richtig genießen, stundenlang auf irgendwelchen Bahnhöfen rum zu stehen und darauf warten, dass ein Zug nach nirgendwo kommt. Man kann da angeblich so toll arbeiten und lesen und Verspätungen sind doch keinerlei Problem. Autofahren ist für diese Leute nur Last, Stau, Ärgernis und dann noch die Sache mit der Umwelt. Entsprechend durfte ich mich schon mal von Generation Dinkelkeks (was wie gesagt meine eigene ist) anzählen lassen, wieso ich als Single meine einen Kombi fahren zu müssen.

Ich hab da manchmal das Gefühl, dass meine Altersgenossen eigentlich auch nichts aus ihrem Leben machen. Den wer keine drängenden Termine hat, nirgendwo hin muss und keinen gefüllten Tag hat der Leerlauf nicht erlaubt, dem kann auch egal sein wann und wie er von A nach B kommt. Den Leuten kann man übrigens auch ansonsten alles auf den Leib hängen, da ist oft keinerlei kritisches Denken oder Protest an Umständen, Lagen und sinnlosen Vorschriften vorhanden. Wenn du sagst ab morgen darf jeder nur noch mit Warnweste und Bauhelm aus dem Haus, hast du morgen tausende neue Bauarbeiter im Straßenbild die dir mit Inbrunst erzählen wie sinnvoll die Aktion ist.

Zitat:

@Px200ELusso schrieb am 2. November 2022 um 15:44:00 Uhr:


[....
Es sind immer dieselben 20 Modelle, auf denen herumgeritten wird. Ein 911er neben dem anderen, stapelweise 300 SL, ein paar Panteras und Miuras, die feinen 507, einige 108 und die üblichen S-Cabrios aus den 60ern.
Dann die Alfas und Fiat Spider und natürlich Käfer, R4, Ente, Golf 1. Dann kamen ein paar Erdbeerkörbchen BMW E30 (die eh nur als 325i Cabrio interessant sind) und 205 GTI dazu.
Wenn der Poldie mit dem M1 kam, oder mal ein 550er, war das ein Highlight. Davon stehen heute auch viele herum, wo auch immer man die ausgegraben hatte.

Das war schon damals irgendwann mal langweilig.

Heute muss man sich dann ernsthaft 3er Golfs und sonstige Wegwerfautos wie Twingo 1 und Polo als Oldtimer auf Treffen sehen. Da bin ich dann halt raus, denn so etwas steckt man m.E. in die Presse. 1-2 kann man ja im Werksmuseum aufheben, aber das langt dann auch.

EInzelmeinung, ich weiß.

Auf der einen Seite "immer dieselben 20 Modelle" und auf der anderen "Wegwerfautos"?

Diese "Wegwerfautos" gehören eben dazu damit es nicht "immer dieselben 20 Modelle" sind.
Was früher R4 und Ente waren war später dann R5 und Twingo und AX und und die untermotorisierten Versionen vom 205 und...

Wenn ich hier so einiges lese,sind einige sehr pessimistisch und haben anscheinend auch noch eine funktionierende Glaskugel... Hut ab. Aber mal ehrlich, selbst wenn es so kommt und keine der nachfolgenden Generationen mehr Bock drauf hat, warum nicht genießen so lange es geht und den Nachwuchs der Bock hat, unterstützen und nicht vergraulen.
Meine Glaskugel ist jedenfalls defekt und daher mach ich mir nicht so sehr den Kopf was ich 20,30,50 oder mehr Jahren ist oder nicht. Und sollten meine Autos in 20 Jahren nur noch zum anschauen gut sein,na dann ist dem halt so,bis dahin hatte ich Spaß damit. Mir sind jedenfalls auch heute noch jüngere bekannt,die sich für Fahrzeuge interessieren...neu und auch alt...und denen auch Alblech Spaß macht,auch wenn sie eine andere Vorstellung davon haben,was alt ist. Solange man nur mit die "Jugend hat kein Bock/Intresse" kommt und auf der anderen Seite "die Alten wollen eh nichts mit uns zutun haben",wird es nicht besser werden.

Zitat:

@Alexander67 schrieb am 2. November 2022 um 16:02:46 Uhr:



Zitat:

@Px200ELusso schrieb am 2. November 2022 um 15:44:00 Uhr:


[....
Es sind immer dieselben 20 Modelle, auf denen herumgeritten wird. Ein 911er neben dem anderen, stapelweise 300 SL, ein paar Panteras und Miuras, die feinen 507, einige 108 und die üblichen S-Cabrios aus den 60ern.
Dann die Alfas und Fiat Spider und natürlich Käfer, R4, Ente, Golf 1. Dann kamen ein paar Erdbeerkörbchen BMW E30 (die eh nur als 325i Cabrio interessant sind) und 205 GTI dazu.
Wenn der Poldie mit dem M1 kam, oder mal ein 550er, war das ein Highlight. Davon stehen heute auch viele herum, wo auch immer man die ausgegraben hatte.

Das war schon damals irgendwann mal langweilig.

Heute muss man sich dann ernsthaft 3er Golfs und sonstige Wegwerfautos wie Twingo 1 und Polo als Oldtimer auf Treffen sehen. Da bin ich dann halt raus, denn so etwas steckt man m.E. in die Presse. 1-2 kann man ja im Werksmuseum aufheben, aber das langt dann auch.

EInzelmeinung, ich weiß.

Auf der einen Seite "immer dieselben 20 Modelle" und auf der anderen "Wegwerfautos"?

Diese "Wegwerfautos" gehören eben dazu damit es nicht "immer dieselben 20 Modelle" sind.
Was früher R4 und Ente waren war später dann R5 und Twingo und AX und und die untermotorisierten Versionen vom 205 und...

Das meine ich ja.
Immer dieselben 20 Modelle und dazu dann die neueren Wegwerfautos.
Der Twingo ist ein Verbrauchsauto und völlig uninteressant als Oldie für mich. Wie Käfer und R4 übrigens auch, aber sei´s drum.
AX finde ich vergessenswert. 205 mit 50 PS ist schon 1991 uninteressant gewesen. Da hat man nur reingeschaut, weil da die hübschen jungen Mädels drin saßen.
Heute ist das der Mini.
Den will aber auch in 30 Jahren keiner mehr. Schon gar nicht mit dem miesen PSA-Motor, der noch nicht einmal 10 Jahre hält, geschweige denn 30.

Zitat:

@Px200ELusso schrieb am 2. November 2022 um 09:31:59 Uhr:


Das beweist perfekt meine These, dass die Oldtimerei aussterben wird.

Denn erstens locken Autos wie Golf 3 oder Mazda 626 nur Leute, die sie damals, als die Autos neu waren, bereits mochten, und zweitens interessieren sich die Kids heute nicht mehr für altes Blech, eben auch weil die attraktiven alten Schätzchen entweder in Sammlergaragen verschwinden oder unfassbar teuer sind.
Mit einem Golf 3 oder einem 1990er Passat kann kaum einer etwas anfangen. Das sind halt öde 90er Jahre Verbrauchsautos.
Die halten übrigens schon bei ganz normaler Wartung und Pflege bis zum "H". Da ist nichts dabei. Weshalb der Golf 3 inzwischen nicht mehr an jeder Ecvke steht? Weil irgendwann um 2005 die Leute Autos mit Klimaanlage, ESP und vernünftigem Licht wollten nund die alten Kisten gen Osten verkauft haben.

Ich fuhr in 1994 einen der allerersten Golf 3 GT von 1991. Das war ein gutes Auto. Aber es ist für mich heute kein Oldtimer. Ebenso wie Peugeot 309, Mercedes 190 oder Golf 2.
Das sind für mich Verbrauchsautos.
Und dabei habe ich sogar eine große Oldtimer-Affinität und selbst einige besessen (Alfa Spider FB, Maserati Merak usw.).
Aber einen Golf 3 möchte ich heute einfach nicht mehr fahren. Dann eher noch einen Golf 1 GTI, wobei auch das ein für mich technisch uninteressanter Frontkratzer ist.

Wegen der "Fanszene", die inzwischen fast nur noch aus Graubärten mit überrestaurierten, stinkteuren MB 108, 300 SL und Porsche 911, oder aus Bulli-Treibern besteht, die andere ständig ungefragt über irgendwelche Originalitätsdetails belehren die einen jungen Schrauber nicht interessieren, bin ich raus und gibt es auch kaum noch Nachwuchs.
Wir haben hier zwar noch alte Autos, aber das findet alles im Bekanntenkreis statt. Treffen besuche ich nicht. Mit den typischen Angebern die noch nicht einmal einen Vergaser einstellen können, rede ich gar nicht mehr.

Inzwischen fahre ich eigentlich nur noch Motorrad, wenn es um Altfahrzeuge geht. Da ist die Szene sehr viel offener und netter.

Die jungen Leute interessiert das Thema Oldies auch deshalb nicht, weil sie damit keine Historie mehr haben. Die Eltern fuhren/fahren Touran, Kuga, T5 und man selbst hat gar kein Geld für ein Auto oder kann nur ein reines Zweckfahrzeug unterhalten. Außerdem zählt IT, Neues, Modernes heute wieder viel mehr.
Wie in den 70ern. Da wollte auch keiner Oldtimer, alle wollten ständig neue Autos, mehr Power und bald auch weniger Verbrauch. Deshalb gibt es auch kaum noch Autos aus den 60ern. Alles weggerostet oder wegen eigentlich handlebarer Schäden verschrottet.

Wenn ich mir nun ansehe, wer heute wie mit den für mich persönlich interessanten Fahrzeugen unterwegs ist, möchte ich Mustang, 911, Alfa GT, Maserati Indy, Mercedes 280 SEL 4.5 u.ä. eigentlich gar nicht mehr haben.

Eher kann ich mir noch einen Pantera und daneben einen Rekord B Coupé mit Power vorstellen. Da steht hier auch einer, auf den ich eigentlich Bock hätte. Aber die Zeit mag ich dann auch momentan nicht investieren.

Aber das ist natürlich nur meine rein persönliche Ansicht, die auf keinen Fall dazu beitragen soll, irgendwem die Freude an seinen alten Autos zu vergällen.

Die Abwrackprämie hat leider viele alte Schätzchen dahin gerafft.

Zitat:

@MrMinuteMan schrieb am 02. Nov. 2022 um 15:59:50 Uhr:


Den Leuten kann man übrigens auch ansonsten alles auf den Leib hängen, da ist oft keinerlei kritisches Denken oder Protest an Umständen, Lagen und sinnlosen Vorschriften vorhanden. Wenn du sagst ab morgen darf jeder nur noch mit Warnweste und Bauhelm aus dem Haus, hast du morgen tausende neue Bauarbeiter im Straßenbild die dir mit Inbrunst erzählen wie sinnvoll die Aktion ist.

Warum kann man eigentlich nur einmal "Danke" drücken?

🙂

Zitat:

@kawastaudt schrieb am 2. November 2022 um 16:46:36 Uhr:



Zitat:

@MrMinuteMan schrieb am 02. Nov. 2022 um 15:59:50 Uhr:


Den Leuten kann man übrigens auch ansonsten alles auf den Leib hängen, da ist oft keinerlei kritisches Denken oder Protest an Umständen, Lagen und sinnlosen Vorschriften vorhanden. Wenn du sagst ab morgen darf jeder nur noch mit Warnweste und Bauhelm aus dem Haus, hast du morgen tausende neue Bauarbeiter im Straßenbild die dir mit Inbrunst erzählen wie sinnvoll die Aktion ist.

Warum kann man eigentlich nur einmal "Danke" drücken?
🙂

Das ist auch der Grund, warum quasi mein ganzer Freundeskreis nur aus Leuten besteht, die teilweise erheblich älter sind als ich. Ich kann mit diesen ganzen Glücksbärchis die selbst noch einen schweren Schulbusunfall schönreden würden wenn es politisch korrekt ist, einfach nichts anfangen.

Mit denen ist auch keine Aktion sinnvoll zu machen, den wer immer nur rumschlackert wie eine Fahne im Wind und keinerlei Kritik an den Umständen betreibt (oder diese Kritik sogar noch aktiv unterbindet), ist auch als Helfer, Freund und Projektteilnehmer nicht brauchbar weil dort einfach keinerlei Grundlage existiert die irgend etwas nach vorne bringen kann. Immer auf dem Arsch sitzen und "es ist alles gut so wie es ist" singen, bringt nichts und niemanden nach vorne.

Entsprechend haben die auch keinerlei Wert für die Oldtimerszene. Das ganze lebt von aktivem Handeln, Austausch, gegenseitiger Hilfe und schnellen Aktionen wenn mal wieder irgendwo ein alter Alfa schnell aus einer Scheune muss, weil das Gebäude in drei Tagen abgerissen wird. Mit Generation "konnte nicht kommen weil mein Zug nicht kommt", bist du da natürlich aufgeschmissen.

Interessante Diskussion!

Mein Standpunkt dazu: es gibt weder das eine noch das andere Extrem. Höchstens Tendenzen, die Dekaden der Objekte betreffend. Ich selbst bin Jahrgang '65, habe also zu Fahrzeugen der 60er und 70er eine ganz andere Beziehung als meine beiden Söhne. Die stehen auf Rekord E, Omega A um mal 2 Exemplare stellvertretend zu erwähnen, welche in ihrer Kindheit "emotions-bildend" wirkten. Was auch völlig normal ist und eine unmittelbare Folge nach sich zieht. Nämlich den Antrieb durch emotionale Verbundenheit mit den Objekten der Kindheit und Jugend.
Ich wohne im Land Brandenburg, bin aber familiär bedingt auch oft im Meck-Pomm und würde mich ohne Übertreibung als in der Ost-Auto-Szene als 'gut vernetzt' bezeichnen. Dort kann ich diese Verjüngung sehr oft beobachten. Es gibt auf Treffen viele junge Leute die sich ein altes Ost-Fabrikat liebevoll zurecht gestrickt haben weil es nach der Wende eben nicht entsorgt wurde und die Großeltern eben einen solchen Wagen zu der Zeit noch nutzten. Ob nun Trabant, Wartburg oder der gute alte B-1000 Bus. Oder die Simson-Reihe, Schwalbe, Tatran-Roller, IWL und diverse MZ-Motorräder. Selbst Traktoren pflegen die. Die einfache Technik, gute Verfügbarkeit und ein (meist) entspanntes Preis-Niveau eint sie alle. Zudem ist die Hilfsbereitschaft groß.
Ein unbedingter Originalitäts-Fetischist darf man allerdings nicht sein, erlaubt ist was gefällt und "geht". Aber ich finde das nicht schlecht, Hauptsache der Laden bleibt bunt! "Gusseiserne", die mit ihren "das ist jetzt aber nicht original, so gab es das nicht, das gehört nicht so" Sprüchen die Leute vergnatzen gibt es zum Glück immer weniger. Wer es 100 % original will solls machen, ist auch schön aber bitte auch tolerabel bleiben. So sehe ich das.

Ich selbst schraube nach vielen Opel-Jahren inzwischen fast nur noch an Russen-Technik (Niva, UAZ, etc).
Auch da ist vom Altersquerschnitt so gut wie alles vertreten.
Was ich meide: Treffen, auf denen "die üblichen" Exemplare gehypt werden, also 107er, Sambas, der dreißigste 911er, uninteressant für mich weil satt gesehen. Deswegen habe ich aber trotzdem Respekt und Anerkennung auch für deren Eigner übrig, soviel Mühe und monetären Einsatz zum Erhalt aufzuwenden. Wobei ich mir bei dieser Fraktion schon eher eine gewisse Notwendigkeit für eine Verjüngung vorstellen kann. Welche allein schon aus fiskalischen Gründen eine dicke Hürde darstellen mag. 😉

@MrMinuteMan

Gut geschrieben!

Mein Auszubildender hat sich jetzt einen W123 zugelegt. Weil er es cool findet.
Und es gibt nur Oldtimer. Auch ein Ford T oder Opel Laubfrosch war mal ein Massenauto. Und heute freut sich fast jeder, wenn ein solches Teil in Aktion sieht.

Mein Golf 3 bekommt jetzt einen kleinen Bruder. Habe für meine Frau einen Peugeot 205 mit dem 88PS-Motor besorgt. Der bekommt nächstes Jahr das H 🙂