Bleche einschweissen, Punkten oder durchbraten?
So, hab mir zu Weihnachten n neues Schweissgerät zugelegt, jetzt mal eine Frage an die Karosseriefachleute: Bisher hab ich die Bleche reingepunktet, verschliffen und gut war, kann man die auch mit wenig Strom und viel Draht mit ner Naht reinschweissen oder ist davon abzuraten?
Beste Antwort im Thema
Ich erkläre das vorher von murkspitter gesagte mal genauer.
Das Prinzip ist: 50kg hält ein gut gesetzter Schweißpunkt, dabei hat man noch nicht mal einen Verzug im Blech. 10cm neben dem Punkt kann man das Blech noch locker anfassen, ohne sich die Finger zu verbrennen.
Bei den vielen Punkten die man setzt( u.a. wie Nieten einreihig oder zweireihig), kommt die Punktschweißnaht sehr nahe an die dynamische Festigkeit des rohen, ungeschweißten Bleches.
Das reicht eigentlich auch ab Werk, also neu.😁
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Dünne Bleche werden eben aus dyn. Festigkeitsgründen nie durchgeschweißt; ich verstehe die Leuz auch nicht die Bleche haargenau in ein Loch einpassen und dann rundum zuschweißen.
Bei richtig dicken Blechen geht das wegen dem besseren 3-achsigen Spannungszustand und meist statischen Beanspruchungen, nicht so bei sehr dünnen.
Der Verzug und somit die innere (unsichtbare) Spannung der Bleche ist zu groß.
Nur außerhalb des Fahrzeuges kann man bei Bedarf vorgeformte,schwierige Bleche durchschweißen und sie dann am Ort anpassen und wieder... nur einpunkten.
Die Gefahr das die durchgeschweißte Naht an stark beanspruchten Stellen direkt neben der Naht reißt wegen der Gefügeveränderung über lange Strecken ist gross; bei gepunkteten Blechen ist sie nicht so gross, die können 'arbeiten'.
Man findet bei dem Käfer typischen Karosserieleitfaden von VW auch keine durchgeschweißte Naht, nur in untergeordneten Bereichen als sog. Dichtnaht, also zum Abdichten. Punkt- bei dünnen, Strichpunktnähte bei dickeren Blechen(z.B. Rahmenkopf) u.s.w..
Nur so zur Info zeigt man da auch Schnitte in Karossenteilen, die nur so von VW abgenommen wurden. Die Reparaturbleche (z.B. Innenkotflügel, Holme) die man kaufen kann, sind deutlich einfacher, kleiner in den Abmessungen zum vorgeschrieben VW Schnitt und waren mal vom TÜV statt den o.g. VW-Angaben als Korrosionsreparatur akzeptiert worden; bis heute.
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Rein theoretisch dürfte der TÜV, wenn er das Durchgeschweißte sähe, keine Plakette mehr kleben.
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21 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von alex11673
Hallo Hansdampf,erstmal die Frage (aus persönlichem Interesse) - was für ein Schweißgerät hast Du Dir denn geholt?
Kannst Du mal den Hersteller und den Typ mitteilen und vlt. auch schon ein paar Erfahrungen?!Also flatfour hat wiedermal absolut Recht (woher der auch immer sein Wissen hat ??? :-) ), aber ich bin davon trotzdem abgewichen und hab bei der Restauration meines Käfers beide Varianten angewandt.
Zum Beispiel hab ich Reparaturbleche, die ich mir selber angefertigt habe, komplett durchgeschweißt (teilweise auch autogen, also mit Azetylen und Sauerstoff).
Die kompletten hinteren Seitenteile zum Beispiel habe ich dagegen an den original Schweißpunkten aufgebohrt und die Neuteile dann auch wieder so zusammengesetzt. Schweißpunkte verschliffen und gut war.
Der Aufwand bei den durchgeschweißten Nähten ist jedoch um einiges höher.
Vereinfacht gesagt: Anfangend an irgendeiner Stelle habe ich jeweils einige Heftpunkte gesetzt, um das Blech zu fixieren und habe dann Reih um immer wieder kurze Nähte gesetzt, um die Hitzewirkung an einer Stelle nicht allzu groß werden zu lassen. Den Verzug mußt Du dabei auf alle Fälle im Auge behalten, aber mit ein wenig Übung und ein paar Tricks klappt das wunderbar.
Außerdem kommt es auch auf die Stärke des Bleches an und darauf, ob es ein glattes Blech ist oder eines mit Kanten, Winkeln oder ähnlichem.So habe ich meinen kompletten Käfer von Grund auf erneuert, da sind jetzt vielleicht nur noch 20% der originalen Bleche vorhanden, alles andere habe ich erneuert - damals war ich aber auch noch ein kleiner Perfektionist und Idealist und teilweise noch recht naiv, was die Restauration eines alten Autos betrifft - da hatte ich aber auch noch viel Zeit als Zivi -, und er steht immer noch ohne irgendwelche Rostmacken da - kann also nicht ganz so verkehrt gewesen sein.
Würde es wahrscheinlich auch immer wieder so machen - solltest Du aber situationsbedingt entscheiden.
Viel Spaß mit dem neuen Schweißgerät und allen noch einen schönen zweiten W-Feiertag.
Alex
Ich hab mir n Güde 190 Kombi zugelegt, is preislich noch im Rahmen und hat eigentlich alle funktionen die man braucht, jedoch muss man sich an das Menü erstmal gewöhnen. Hab erstmal n paar Versuche mit Blechen gemacht und das ganze sauber einzustellen, vorallem der Drahtvorschub ist gewöhnungsbedürftig. Toll an dem Ding ist das 4 meter Schlauchpaket, da brauchst net immer mit dem Gerät rumrücken sondern kannsts inner Ecke stehen lassen. Nach ausprobiern von 2 verschiedenen Gasen haben wir das beste Ergebniss mir Argon erzielt, im alten hatte ich ein Mischgas. Also fürn Privatgebrauch ists vollkommen ausreichend, n bissl blöd is nur die Erstmontage der Räder, da musst schon zu zweit oder dritt ran, sonst wird das nix
Mit Argon bekommst du ein etwas kälteres Schweissbad, etwas feinschuppiger und es spritzt weniger. Das andere Gas wäre Corgon 18... Argon mit etwa 18% CO2. Mit letzterem wird der Einbrand im Blech höher... das ist für etwas dickere Bleche als unser normales 0,8mm Blechle. Bei dünnen Blechen wird reines Argon für etwas schönere Nähte sorgen... ist aber nicht so besonders billig.
Hallo Hansdampf.
Argon ist in diesem Falle aber nicht das richtige Gas. Das Schweißen von normalen Blechen ist besser mit einem Mischgas 82/18 Argon/CO2. Ist auch günstiger. Der aktive Anteil verbrennt unerwünschte Bestandteile im Schweißbad wie z.B. Öl und Wasserstoff. Das schwimmt dann als Schlacke oben auf.
@Martin
Wenn wir hier schreiben das man bedenkenlos durchgehende Nähte schweißen kann, gibt es immer wieder Leute die den rostigen Schweller einfach glatt links und rechts rausschneiden und dann stumpf mit durchgezogenen Nähten wieder einschweißen. Schlimmer wäre noch der Rahmentunnel, womöglich der Rahmenkopf!!!!!! Du und ich und noch ein paar Leute mehr wissen wie man es machen muss bzw. wo es erlaubt ist, ganz viele andere aber nicht.
@all
Leute, wenn er am Auto schweißen wollt oder müsst, es gibt ganz tolle Bücher über Restaurationen am Auto, dort ist alles sehr gut beschrieben. Das alles hier zu erläutern ist echt mühsam, wir sind ja keine Schriftsteller.
Besonders hervorzuheben sind hier die Sonderhefte Restaurieren 1 und 2 von Oldtimer Praxis, da steht wirklich alles haargenau drin!!! Und im Rahmen einer Resto ist das auch durchaus erschwinglich.
Gruß Jürgen
Ich muss morgen mal schaun was auf der alten Flasche draufsteht, auf jedenfall ists schon so das mit Argon es schöner und besser läuft. Ich brat ja eigentlich nix mit mehr wie 0,8mm, von daher wirds schon passen, in Zukunft werden wir eh den Punktschweisser mehr verwenden, da wos möglich ist. Will halt einfach weniger verschleifen, zu dicke Punkte sind einfach ätzend.
Mit Rein-Argon kriegste aber die dicken Buckel!
Das hängt mit der Oberflächenspannung des Gases zusammen. Außerdem ist der Einbrand nicht tief, was bei dünnen Blechen nicht so tragisch wäre, aber mit mehr Draht und mehr Strom brennste wiederum Löcher rein.
Für dicker Bleche ab 2mm ist Rein-argon leidlich ok für MAG.
Wirklich beste Gase für MAG Geräte bei normalen Stählen sind Ar/CO2 oder sogar noch besser Ar/CO2/O2; das letzte hat 5% O2 drin. Das hilft bei dreckigen Blechen.
Da musste nur 0,05s kürzer draufhalten😉 als mit Ar, dafür haste aber einen sehr flachen Buckel.
Wenn du mir nicht glaubst, schnapp dir zwei 2mm Bleche und leg da 'ne Kehlnaht hin. Die ist mit Rein AR eine einzige bucklige, konvex aufgestülpte lange Raupe.
Mit den o.g. Mischgas haste eine schöne konkave Kehlnaht wie sie sein soll.
Man hört übrigens womit man schweißt. Mit Mischgasen ist es etwas lauter.
Zitat:
Original geschrieben von Für Papa
@all
Leute, wenn
Hast ja recht. Die Hefte hab' ich auch. Aber manchmal hilft das einfach nicht weiter, weil nur auf das eingegangen wird, was man "immer schon so gemacht hat". Wenn es irgendwo Traditionalisten gibt, dann im Bereich Oldtimer & Co.
Z. B. habe ich durch Ausprobieren mit meinem WIG-Chinakracher das
in diesem Dokumentbeschriebene Verfahren erneut und genau so "erfunden". Das erzählt einem kein Mensch, erst wenn man es kennt, kann man gezielt danach suchen.
Deswegen fragen wir die "Auskenner" so gerne 🙂
Grüße,
Michael
Sehr interessant, kannte ich auch noch nicht. Ich nehme immer ein MAG Gerät für sowas. WIG funktioniert nur bei wirklich sauberem Blech, sonst gibt es Poren. Ich fände das zu umständlich. Aber wie ich schon geschrieben hab, jeder wie er will, Hauptsache das Ergebnis ist gut.
Ich arbeite als Schlosser/Schweißer in einer Edelstahlbude, jeden Tag mit WIG, kann also damit umgehen.
Um die relativ harten MAG Punkte zu glätten nehme ich eine Schruppscheibe oder einen pneumatisch angetriebenen Fräser, damit nimmt man nicht so viel Material neben dem Punkt weg.
Zur Not habe ich auch eine Punktschweißzange, aber die kommt nur sehr sehr selten zum Einsatz, weil die viel zu schwer und unhandlich ist.
Gruß Jürgen