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Barzahlung vs. Finanzierung

Themenstarteram 19. Juni 2007 um 8:33

Ich mache mal einen neuen Thread auf.

Ich mische erst seit kurzem in diesem Unterforum „Finanzierung“ mit. Bin durch Zufall drauf gestoßen und finde das alles höchst interessant, was ich hier lese.

Festgestellt habe ich, dass es natürlich Finanzierungsbefürworter gibt, aber auch –gegner.

Im Lager der Befürworter gibt es diejenigen, die sich aus verschiedenen Gründen für eine Finanzierung entscheiden, sich aber bewusst sind, was sie da tun. Und dann gibt es hier welche, die sich offensichtlich über die Tragweite von Finanzierungen, also einer Kreditaufnahme, nicht im Klaren sind. Speziell für diejenigen möchte ich folgendes Rechenbeispiel aufmachen als Anregung zum Nachdenken:

Nehmen wir an, jemand (Person A) möchte sich ein neues Auto im Wert von 25.000.- Euro kaufen, also typischerweise einen gut ausgestatteten Wagen der Kompaktklasse oder der unteren Mittelklasse, ist ja Wurscht. Könnte auch ein jüngerer Gebrauchtwagen sein, ist egal. Er (oder sie) besitzt bereits einen 6-jährigen Wagen (auch Kompaktklasse) vergleichbarer Ausstattung. Dieser Wagen hat einen Zeitwert von ca. 7.500.- € und steht als Anzahlung für den Neuwagen zur Verfügung. Weitere finanzielle Mittel stehen nicht zur Verfügung, es wurde nichts angespart. Die fehlende Differenz von 17.500.- € soll über 3 Jahre finanziert werden.

Person B möchte genau das Gleiche tun, hat auch den gleichen Gebrauchtwagen, jedoch 17.500.- € bereits angespart und zahlt bar.

Frage: Wie ist der finanzielle Status von Person A und B nach Ablauf von drei Jahren?

Prämissen:

- Es soll nur die Differenz betrachtet werden, d.h. die 17.500.- € Vorsprung, mit der Person B ins Rennen geht, werden anschließend wieder abgezogen.

- Die Ansparung bei Person B war möglich, weil Person B am Anfang der Autokarriere einige Jahre lang Fahrrad gefahren ist, als Person A bereits das erste Auto gefahren hat (…oder B hat einige Jahre lang eine Uraltgrotte gefahren, oder was weiß ich, ist ja egal).

- Beide Personen haben seit jeher ansonsten exakt das gleiche Nettoeinkommen!

- Allerdings wird Person B die nächsten 3 Jahre genau den Betrag, den Person A in die Finanzierung steckt, in einen offenen Immobilienfond mit einer garantierten Rendite nach Steuern von 5% investieren (Ausgabeaufschläge nicht berücksichtig). D.h. die monatliche zusätzliche Belastung soll für beide Personen exakt gleich sein.

- Person B dürfte bei der Verhandlung über den tatsächlichen Kaufpreis als Barzahler Vorteile gegenüber Person A haben. Dies soll hier aber nicht berücksichtigt werden, weil es an der Grundaussage nichts ändern wird.

- Zur Kompensation nehmen wir an, dass im Gegenzug Person A das Fahrzeug zu 0,0% finanzieren kann.

Person A:

- Ausgangsstatus Gebrauchtwagenwert 7.500.- €

- Monatl. Belastung durch Finanzierung: 17.500.-/ 36 = 486.- €

- Status nach 3 Jahren: Gebrauchtfahrzeug mit 50% Restwert= 12.500.- €

- Vermögenszuwachs in 3 Jahren also: 12.500 - 7.500.- = 5.000.- €

Person A hat nach 3 Jahren einen um 5.000.- € verbesserten Vermögensstatus.

Person B:

- Ausgangsstatus Gebrauchtwagenwert 7.500.- € + Eigenkapital 17.500.- €

- Monatl. Sparrate 486.- € in Immobilienfond/ Rendite 5%

- Status nach drei Jahren: Gebrauchtfahrzeug mit 50% Restwert= 12.500.- €.

Kapital im Fond ca. (Zinseszins auf Monatsbasis nicht berücksichtig): ((((486*12*1,05)+486*12)*1,05)+486*12)*1,05 = 19.305,- €. Erhöhung: 19.305,- - 17.500,- = 1.805,- €

- Vermögenszuwachs in 3 Jahren also: 12.500 – 7.500 + 1. 805= 6.805,- €. Unter Berücksichtigung des Zinseszinseffektes auf Monatsbasis ist es sogar noch etwas mehr.

Person B hat nach 3 Jahren einen um 6.805.- € verbesserten Vermögensstatus.

Person B steht also nach 3 Jahren um 6.805,- - 5.000,- = 1.805.- € besser da als Person A, obwohl Person A zu 0,0% finanziert hat!

 

Über einen längeren Zeitraum betrachtet sähe das Ganze noch ganz anders aus, da aufgrund des Zinseszinseffektes sich Person B mit seinem finanziellen Status exponentiell vom Status der Person A entfernt. Obige Rechnung ist zudem sehr konservativ. Die Realität dürfte so sein, dass das Ergebnis noch mehr zu Gunsten von Person B ausfällt.

Der Vermögenszuwachs von Person A wird außerdem ziemlich genau durch die Inflation aufgefressen, d.h. er wird sich aufgrund der Tatsache, dass er jetzt 5.000,- € mehr hat, nächstes Mal keinen besseren Wagen leisten können. Sein Neuer wird vorauss. nämlich ca. 30.000,- € kosten.

Nochmal gesagt: Beide Personen verdienen das gleiche, fahren das gleiche Auto und haben ansonsten etwa die gleichen Aufwendungen im Leben.

Ich will nicht die Finanzierung verteufeln! Man kann ja schließlich auch auf die Idee kommen, obwohl man das Eigenkapital hat, trotzdem zu finanzieren (hab’ ich selbst auch schon gemacht), weil man am Kapitalmarkt bessere Zinsen (wie im Beispiel) oder am Aktienmarkt bessere Kurse erwartet, oder weil man z.B. liquide bleiben möchte. Das sollte aber denjenigen vorbehalten sein, die sich mit dieser Zockerei auskennen.

Für mich ist Finanzierung aber jedenfalls immer ein temporärer Vorgang, und niemals eine Dauerlösung (nach dem Motto: von einer Finanzierung in die nächste).

Die Bänker unter Euch mögen mir meine oberflächliche Rechnung verzeihen; es soll ein Anschauungsmodell sein. Ich bin Elektrotechniker.

 

So…und jetzt nehmt mich auseinander!!!!!!!

Gruß

Stuby

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49 Antworten

Zitat:

Original geschrieben von DeTomasi

..Barkauf würde ich nur jmd. empfehlen der sonst nichts mit seinem Geld anzufangen weiß!! ...

.. cooler Spruch. Damit solltest du dich mal bei der Schuldnerberatung bewerben.;)

Anstelle eines bar gekauften PKWs, der dann auch von Anfang wirklich mir gehört, empfielst du mir also:

- Einmal Schulden für einen Neuwagen zu machen, der schnell an Wert verliert und auf Jahre Verpflichtungen mit ungewissem Ausgang (Rückgabe ohne Nachforderung) einzugehen.

- Nochmal Schulden zu machen und eine Wohnung anzuzahlen und wieder auf Jahre (oder Jahrzehnte) Verpflichtungen mit ungewissem Ausgang (Wertentwicklung) einzugehen

Im Gegensatz dazu rätst du von Immobilienfonds ab, wobei das ja nur ein Verlustgeschäft wäre, wenn sich die Immobilienpreise schlecht entwickeln.

Tut mit leid, dass überzeugt mich nicht. Hier wurde ja scho oft über Sinn und Unsinn von Finanzierung und Leasing für Privatpersonen gesprochen. Über eine Sache war man sich eigentlich im Klaren: Ganz gleich ob geleast, finanziert oder bar bezahlt - ein Auto kostet immer etwa gleich viel. Die Gefahr der geringen Leasing- oder Finanzierungsraten ist nur die, dass man seine finanziellen Möglichkeiten überschätzt.

Und eine Sache sollte auch klar sein: Sein Erspartes kann man immer nur einmal ausgeben und da macht es doch eher Sinn, sein Bargeld für die kurzlebigen Dinge auszugeben (Auto) auszugeben und das Schulden machen besser auf wertbeständige Dinge (Wohnung, Haus) zu beschränken.

Michael

am 11. Oktober 2007 um 12:04

Zitat:

Und eine Sache sollte auch klar sein: Sein Erspartes kann man immer nur einmal ausgeben und da macht es doch eher Sinn, sein Bargeld für die kurzlebigen Dinge auszugeben (Auto) auszugeben...

... anstatt für etwas wovon man dann sein ganzes Leben was hat!

Ja find ich auch das macht wirklich Sinn! :confused:

Ach ja, und wg. Zahlungsschwierigkeiten... Es ist natürlich auch nicht so schlimm wenn man des Haus / die Wohnung unterm Hintern weggepfändet bekommt, man hat ja dann ein abbezahltes Auto worin es sich bestimmt super wohnen lässt! :p

Naja, is ja eigentlich wurscht, es muss ja jeder selber wissen für was er sein Geld gern ausgibt... ich schreib ja niemanden vor was er machen soll... is ja nur meine Sicht der Dinge!

Ach und wg. den Immo-Fonds hast du mich wohl auch falsch verstanden - oder ich habe mich nicht exakt genug ausgedrückt. Ich habe selbst eine solche Anlage und bin auch sehr zufrieden damit. Aber ich lass des auch mal ~10 Jahre laufen. Und kfr. ist des nicht nur NICHT ZU EMPFEHLEN, sondern schlicht und ergreifend die FALSCHE ANLAGEFORM, sowas muss mind. 5-6 Jahre laufen!!!

Zitat:

Original geschrieben von DeTomasi

Zitat:

Und eine Sache sollte auch klar sein: Sein Erspartes kann man immer nur einmal ausgeben und da macht es doch eher Sinn, sein Bargeld für die kurzlebigen Dinge auszugeben (Auto) auszugeben...

... anstatt für etwas wovon man dann sein ganzes Leben was hat!

Ja find ich auch das macht wirklich Sinn! :confused:

Ach ja, und wg. Zahlungsschwierigkeiten... Es ist natürlich auch nicht so schlimm wenn man des Haus / die Wohnung unterm Hintern weggepfändet bekommt, man hat ja dann ein abbezahltes Auto worin es sich bestimmt super wohnen lässt! :p

.. ja sicher wäre es schön, wenn man alles bar bezahlen könnte. Zumindest bei einer Immobilie ist das für den Otto-Normal-Verbraucher aber Illusion. Ohne Schulden läuft da nichts. Im Normalfall bleibt bei der Wohnung oder dem Haus aber immer ein stabiler Gegenwert. Beim Auto eher nicht.

Vor 4 Jahren wäre es absolut richtig gewesen, einen Golf zu finanzieren und für die dann vorhanden Barmittel VW-Aktien zu kaufen. Das Geld hätte sich versechsfacht und es wäre ein neuer Wagen und die Grundlage für eine Wohnung drin gewesen. Wer hat das gemacht?? Also ich habe mir keinen Golf gekauft.;)

Michael

am 14. Oktober 2007 um 17:18

Man könnte auch sagen, gebt euer ganzes Bargeld bis auf 2 EUR aus, und Tippt dann mit den letzten 2 EUR die Ihr noch habt, die Sechs Richtigen im Lotto:D Dann seid Ihr Millionäre und habt keine Geldsorgen mehr!

Finanzieren oder Privat Leasen ist immer die Schelchteste Möglichkeit, den am Ende bezahlt man deutlich mehr, Ich führ jetzt nicht alle Gründe auf. Bezahlen muß man am Ende immer, egal welches System man wählt;)

Durch die ganzen Finanzierungen/möglichkeiten verlieren viele Leute den Durchblick, und kaufen sich Dinge die Sie sich nicht leisten können.

Zitat:

Original geschrieben von michael60

.. ja sicher wäre es schön, wenn man alles bar bezahlen könnte. Zumindest bei einer Immobilie ist das für den Otto-Normal-Verbraucher aber Illusion. Ohne Schulden läuft da nichts. Im Normalfall bleibt bei der Wohnung oder dem Haus aber immer ein stabiler Gegenwert. Beim Auto eher nicht.

Vor 4 Jahren wäre es absolut richtig gewesen, einen Golf zu finanzieren und für die dann vorhanden Barmittel VW-Aktien zu kaufen. Das Geld hätte sich versechsfacht und es wäre ein neuer Wagen und die Grundlage für eine Wohnung drin gewesen. Wer hat das gemacht?? Also ich habe mir keinen Golf gekauft.;)

Michael

Ich habe damals auch noch den Golf stehen gelassen und (unter anderem) lediglich VW Optionen und Zertifikate gekauft, wenn man es richtig anstellt ist das auch die beste Art ein Auto zu erstehen, indem man nur das Recht kauft es zu evtl. mal zu kaufen... Man muss nur die Zeitpunkte richtig abpassen, vor allem bei dem zuerst geschilderten Part, dies war in den letzten 5-6 Jahren keine wirklich Kunst, in Zukunft wird's schon haariger...

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