Argh, was für ein Dilemma!
Leute, ich bin völlig fertig! Meine Eltern haben sich ein neues Auto gekauft, und ich könnte das "alte" haben. Vielleicht sogar "für ömesonz". Es ist ein Octavia Combi 2.0TDI (140 sehr muntere Pferdchen) von 2006 mit gerade mal 68.000km auf dem Zähler. Momentan fahre ich ihn, aber Liebe sieht anders aus. Er geht zwar ab, wie Sau, das Fahrwerk ist top, und er ist spielend unter 5 Litern zu fahren. Aber mein Gott, was ist diese knallrote Allerweltskiste ein seelenloser Langweiler! Ständig piept irgendwas (Rentnerradar, Gurtwarner), alles ist rundgelutscht und so viel Platz wie mein 7er hat er auch nicht. Dazu müsste ich noch eine AHK nachrüsten.
Meine Vernunft sagt: Jung, die Kiste braucht gerade mal halb so viel Sprit, wie der Elch, und dann auch noch Diesel, hat eine Klimaanlage und ist ab nächstem Jahr ist mein 740 in der gleichen Versicherungsklasse (HP16) wie der tschechische Heizölferrari. Gut, Steuer 308€ statt jetzt 147. Das Auto kommt evtl. als Geschenk daher. Der Elch säuft zwischen 9 und 10 Litern, meist näher an der 10, und ist so lahm, dass man sich jeden Überholvorgang 2x überlegen muss.
Mein Herz schreit geradezu: Ich liebe diesen alten, weißen Kasten! Er sieht geil aus, hat Stil, ist ungemein komfortabel und steht nicht mehr an jeder Ecke. Das Fahrgefühl ist toll: mal dröhnt er, dann vibriert die Kardanwelle, Getriebe und Diff singen leise im Duett, in den unteren 2 Gängen hört man den Lüfter heulen, im Leerlauf die Ventile tickern. Es riecht etwas nach heißem Öl, der Schalthebel schüttelt sich leicht. Der Elch lebt! Er ist leicht und billig zu warten/reparieren und ist den Leuten sympathisch. Altelchfahrer grüßen einander meist sogar. Das passiert mit der roten Tschechenkutsche ganz sicher auch in 20 Jahren noch nicht. Da kommt niemand, und stellt Fragen zum Auto. Wieviel Kilometer, wie alt, ach, so einen hatte ich auch mal,ja, die sind noch richtig solide, Schwedenpanzer, etc. Wir kennen das hier ja wahrscheinlich alle.
Was soll ich bloß machen? Ganz nüchtern mit dem Verstand rangehen, und den gnadenlos rationalen Octavia nehmen? Ein Auto, so spannend wie das Bedienfeld eines Lastenaufzugs, aber immerhin schnell und sparsam? Oder meinen guten, alten 745 behalten, dieses trinkfeste, vorsintflutliche Gefährt mit Charakter, aber eben auch Postkutschentechnik? Ich kann mir spritmäßig den Wagen erlauben, weil ich im Sommer hauptsächlich Motorrad fahre, das Ganze also über's Jahr nicht allzu teuer wird.
Hat jemad einen guten Ratschlag für mich? Vielleicht den Roten nehmen, und einen Altelch in die Garage stellen? Schöne Idee, aber dann habe ich als allein lebender schon 3 Fahrzeuge in meinem Fuhrpark. Lasst mal hören...
Beste Antwort im Thema
Kleines Update in der Sache:
der Octavia wurde hervorragend aufbereitet, sieht fast aus, wie neu, und ist dann in die Werkstatt gegangen, weil ein paar Dinge zu machen waren. Mein Gott, was für eine Großbaustelle! Anlasser im Eimer (wusste ich aber), Achsmanschette rechts außen im Eimer, Scheibenwaschdüsen vorne nicht mehr i.O., Gurtschloss links kaputt (Warner blinkte immer), Zweimassenschwungrad im Eimer (wer hat sich eigentlich so einen Scheiß ausgedacht?). Radio liest keine CDs mehr, ist auch nicht reparabel. Zusammen mit der Inspektion sind wir jetzt bei mal eben geschmeidigen 3340€, und das auch nur, weil ich ihm die neue Kupplung (allein die Scheibe kostet 536 Steine!!!) und den Automaten ausgeredet habe. Nach 69.000km sollte die ja wohl kein Problem sein. Mann, für den Gegenwert dieser Reparatur kaufe ich 3 Autos mit TÜV! Dieser neumodische Schnickschnack macht nur Ärger.
Eine Sache ist seit gestern mal sicher: so lange es geht, werde ich Autos der 80er und 90er Jahre fahren. Kaum Elektronik, konventioneller Antriebsstrang, keine Spielereien. Dafür viel Platz zum Schrauben. Wie soll das mal sein, wenn die heutigen Autos 25 Jahre alt sind? Dann geht da nix mehr, und jede Reparatur an der Technik sorgt für einen wirtschaftlichen Totalschaden! Was für ein Dreck...
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Nee, was dran ist sollte auch funktionieren. Diese Toleranz habe ich nicht so wie ihr. Wenn der Tageskilometerzähler nicht mehr will, meinetwegen, mein erstes Auto hatte nicht einmal einen, aber nicht funktionierende Anzeigen hasse ich, wie die Pest. Zum Glück hat mein 7er schon das Yazaki-KI, das ja sehr zuverlässig ist. Im Sommer war mir das Signalkabel vom Diff abgerissen, das habe ich so schnell wie möglich wieder instandgesetzt. Die Wischer an den Scheinwerfern sind abmontiert (hat der Vorbesitzer schon gemacht, weil die Ihm im Winter immer auf den Streuscheiben festfroren), und der Dachhimmel ist ebenfalls auf fast kompletter Länge lose. Wenigstens hängt er noch nicht in der Fahrgastraum herunter.
Ich mag meinen Elch auch gerne, allerdings nervt mich der hohe Spritverbrauch schon manchmal etwas. Egal, wie ich fahre, zwischen 9 und 10 Liter sind es immer. Näher an der 10 als an der 9. Ein Passat aus der Zeit braucht 2 Liter weniger auf 100, hat aber dafür auch deutlich weniger Stil. Naja, ich habe ja auch noch mein Motorrad, und das braucht exakt halb so viel. Da ich im Sommer fast nur damit unterwegs bin, relativiert sich das über's Jahr gerechnet wieder.
Ich hoffe, dass ich im Frühjahr einen schönen "Neuen" mit B230F finde. Zur Not würde ich auch einen 9er nehmen, aber der 7er gefällt mir besser. Manchmal habe ich auch wieder Lust auf einen 8er, das war ein richtig gutes Auto...
Was ist denn das für ein Fahrmix mit diesem Verbrauch? Meine alten Volvos lagen alle im Schnitt um die 9 Liter (siehe Signatur), da waren aber auch einige richtige alte dabei, wie der 71er 145. Ich lasse mich ansonsten nicht mehr so sehr vom Verbrauch affizieren: So lange der Wagen hält, geringe Extrakosten und wenig Abfall produziert, sind 2-3l extra pro 100km nicht soooo dramatisch. Als ein guter Kumpel sich einen Tesla S holte, um Geld zu sparen, konnte ich ihm vorrechnen, dass alleine seine Zinsen im ersten Jahr, bei damals noch 2,5%, meinen ganzen Jahressprit bezahlen. Obendrein hat er die anderthalb Jahre, die er arbeiten muss, um den Preis des Tesla zu verdienen, in den Hauskredit eingebacken - den er planmäßig volle 20 Jahre abbezahlt. Also lassen wir jetzt mal die Ökologie aussen vor (auch eine zweifelbehaftete Rechnung), grinsen unsere gebrauchte Krücken uns doch an, während wir die nicht für Neuwagen verschwendeten Millionen sinnreich im Aktien- und Forex-Markt vermehren. 😁
Lieb Gruß
Oli
Ich wohne in einem Ballungsgebiet, daher ist relativ viel Stadtverkehr dabei. Landstraßen gibt es hier kaum, also entweder Stadt oder Autobahn. Schneller als 120-130 fahre ich selten, meist eher so um die 110. Ist aber fast egal, da es sich kaum auf den Verbrauch auswirkt. Mit hauptsächlich Autobahn und Landstraßen, wenn ich mal weiter weg unterwegs bin, kriegt man ich auch schon mal ganz knapp unter 9, aber weniger habe ich bisher nicht geschafft, obwohl ich ein recht sparsamer Fahrer bin.
Interessant ist, dass die Fahrweise insgesamt fast nichts mit dem Verbrauch zu tun hat. 8,9 war Minimum, 10,5 das Maximum auf den letzten 22.000 km. 110 oder 160, viel Stadt oder viel Autobahn, voll beladen oder leer, mit oder ohne Anhänger, völlig gleichgültig. Immer zwischen 9 und 10 Liter. Die 10,5 waren fast ausschließlich Stadtverkehr.
Das ist natürlich in Deiner Gegend anders. Dünn besiedelt, Landstraßen, kaum dichter Stadtverkehr, kaum Ampeln. Da würde ich meinen wahrscheinlich auch dauerhaft unter 9 bewegen können...
Hi gaston,
also einen 8er hattest du ja schon und daher weißt du sicherlich auch, dass die ein bisschen teurer als die 7er oder 9er sein können 🙂
Ich möchte meinen aber auch nicht mehr missen. Ich weiß nicht ob du noch mitliest, aber es gibt bei uns jetzt auch einen neuen Zugang Namens Linjard. 🙂
LG, Tim
Alles klar...ergibt Sinn! Mein seliger '77er 242 hat ja mal auf eisiger, zur Vorsicht mahnender Strasse, bei konstant 70 km/h über mehrere hundert Kilometer unter 6 Liter verbraucht. Da ist die Maschine aber auch gerade so rund gelaufen und Rollwiderstand war ja, wie gesagt, so gut wie keiner da. 😁 Nachts, ohne Verkehr.
Fährst Du den Wagen auch ab und zu mal aus? Mit meinem leicht untermotorisierten Honda habe ich mir inzwischen eine recht binäre Fahrweise angewohnt, und ich komme regelmässig über 6000 Touren. Scheint dem Wagen nichts auszumachen - und der Verbrauch wird davon auch nur unwesentlich beeinflusst (innerhalb 10-15% im Vergleich zur zarteren, aber etwas weniger vorausschauenden Fahrweise meiner OHL).
Lieb Gruss
Oli
@Tim
Kann ich nicht sagen. der 855 war extrem zuverlässig, leise, komfortabel und brauchte zudem fast einen Liter weniger, als mein jetziger 7er, trotz des dicken 2.5ers und deutlich besserer Fahrleistungen. Reparaturen hatte ich kaum. 1x Koppelstangen und 1x Spurstangen, 1x Zahnriemen und Ventilschaftdichtungen in 3 Jahren. Die Stoßdämpfer hinten kosteten bei Skandix zusammen keine 100€, und gewechselt habe ich sie selbst. Nicht einmal Bremsbeläge. Das war schon ziemlich OK für ein Auto, das ich erst mit knapp 210.000 auf de Uhr gekauft hatte.
@oli
Nee, ich fahre ihn selten aus. Dadurch, dass meine Freundin und ich eine Beziehung von 145km einfach führen, kriegt er aber regelmäßig Auslauf. Im Normalfall 110-120km/h, beim Überholen schon mal 130-140, selten schneller. Einmal habe ich ihn gescheucht. Da lief er auf gerader Strecke knapp 180, bergab 195. An der Stelle habe ich aber etwas rausgenommen, weil ich dem alten Herrn die Treterei mit seinen seinerzeit schon 330.000 auf der Uhr nicht mehr so zumuten wollte. Wenn ich Bock habe, lasse ich ihn schon mal mit 140-150 ein bisschen laufen. Der Motor mag das offensichtlich, denn er läuft dabei schön ruhig. Vorausschauend fahre ich sowieso immer.
Interessant: der Yazaki-Tacho ist extrem genau. Tacho 110 sind echte 109, das bleibt auch in den höheren Geschwindigkeitsbereichen so. Auch 140 sind echte 139, etc. Ab 160 ist er dann ganz genau. Da muss man bei Tempolimits schon mal etwas mehr aufpassen... 😁