200 E, M111, über die Alltagstauglichkeit eines fast 20 Jahre alten W124

Mercedes E-Klasse W124

Angeregt durch einen Beitrag , in dem Alfred gefragt hatte, ob man sich tatsächlich trauen kann, mit einem alten W124 in den Urlaub zu fahren, wollte ich mal einen Bericht geben:

Wie man hier lesen kann, hatten wir letztes Jahr für meine Frau einen 200 E mit EZ Ende 92 (nach der techn. Mopf mit Motor M111 136 PS) mit Automatik gekauft. Eigentlich nur übergangsweise gedacht, weil sie Beschwerden im Bewegungsapparat hat. Der 200 E war vorher im Besitz einer sehr alten Dame und hatte bei Kauf nachvollziehbare 79 tkm auf dem Tacho. Wir haben einen KLR nachgerüstet, eine umfassende Inspektion machen und sämtliche Betriebsstoffe wechseln lassen, Traggelenke erneuert und später auch noch die Spur eingestellt. Vor ein paar Monaten wurde die ZKD erneuert, ein Mangel, der bei Kauf als Verdacht vorhanden war, aber mich nicht abhielt. Der 200er hat mit knapp 20 Jahren weniger Rost als mein W210 mit damals 4 Jahren und 60 tkm, nämlich keinen.

Sie fährt das Auto täglich und zwar ganz besonders gerne. Zunächst war der Verbrauch etwas höher als erwartet (10,5/100). Ursache waren sicherlich die winterliche Witterung und dass einige kürzere Stadt-Strecken dabei sind. In den wärmeren Monaten ist der Verbrauch auf etwas über 9 heruntergegangen. Dass er einen dunklen Lack und nur ein Schiebedach hat, macht ihr und den Kindern nichts aus. Wir hatten schon früher einen schwarzen W124 und haben es auch bei Fahrten in den Süden überstanden. Die Scheiben stehen steil, die Wärmeschutzverglasung bringt ein bisschen was und das Gebläse durchlüftet das Auto gut und zugfrei. Das Schiebedach hilft auch, bleibt aber zu, wenn die Kinder CDs hören.

Wir waren jetzt mit dem Auto in Italien. Der Kofferraum ist ja auch bei der Limousine ziemlich riesig, zumal wenn man noch die seitlichen und die Reserveradmulde nutzt. Wir haben es - wie früher - auch ohne Klima überlebt, gut lüften, dann geht das durchaus. Wir hatten außer einem vollen Kofferraum noch einen Dachgepäckträger mit einer Ladung (Schlauchboot), die aerodynamisch ungünstiger ist als eine Dachbox.

Der 200er ist wunderbar gefahren, recht leise und komfortabel. Vor der Abfahrt hatten wir noch neue Michelin Energy aufgezogen (Serienformat 195), weil die alten Reifen zwar noch 80% Profil hatten, aber hart und polterig waren. Mit den Michelin läuft er wie auf Samtpfötchen. Der 200er hat mit vier Personen, vollem Kofferraum und Dachgepäck bei 120-130 km/h in D ca. 9,5 l/100 km verbraucht und in Italien bei rd. 110 km/h 8,3 l/100. Ohne Dachgepäck wären wir ganz sicher noch einen Liter günstiger bei weggekommen (ich frage mich, wo da der Fortschritt des 13 Jahre jüngeren Ford Focus meiner Frau ist). In den Bergen Italiens standen wir an Steigungen auf der Autobahn länger im Stau, die Sonne briet herunter, stop-and-go, für Autos eine Prüfung. Den 200er hat das nicht interessiert. Der vorsorglich ins Gepäck eingesteckte Thermostat blieb, wo er war.

Vor allem nach der Rückkehr machte sich bemerkbar, dass der Motor sich nach langen Jahren mit Rentnerfahrten endlich mal richtig freigefahren hatte. Er fährt und dreht, dass es eine Freude ist. Schon in den Bergen Italiens hatten wir keinerlei Leistung vermisst. Mir ist - obwohl ich selbst auch neuere Mercedes mit erheblich höherer PS-Zahl hatte ! - schleierhaft, wie man die Motorleistung des 200 E für den Alltagsbetrieb als zu niedrig ansehen kann. In der Automatik-Stufe "S" geht es jederzeit flott voran, das Drehmoment war auch bei voller Beladung in Serpentinen völlig ausreichend.

Nach dem Urlaub war er jetzt noch beim Lackierer, um die für Rentnerfahrzeuge typischen Kratzer im Lack beseitigen zu lassen.

So ein feines Auto!

Oberhesse

Beste Antwort im Thema

Angeregt durch einen Beitrag , in dem Alfred gefragt hatte, ob man sich tatsächlich trauen kann, mit einem alten W124 in den Urlaub zu fahren, wollte ich mal einen Bericht geben:

Wie man hier lesen kann, hatten wir letztes Jahr für meine Frau einen 200 E mit EZ Ende 92 (nach der techn. Mopf mit Motor M111 136 PS) mit Automatik gekauft. Eigentlich nur übergangsweise gedacht, weil sie Beschwerden im Bewegungsapparat hat. Der 200 E war vorher im Besitz einer sehr alten Dame und hatte bei Kauf nachvollziehbare 79 tkm auf dem Tacho. Wir haben einen KLR nachgerüstet, eine umfassende Inspektion machen und sämtliche Betriebsstoffe wechseln lassen, Traggelenke erneuert und später auch noch die Spur eingestellt. Vor ein paar Monaten wurde die ZKD erneuert, ein Mangel, der bei Kauf als Verdacht vorhanden war, aber mich nicht abhielt. Der 200er hat mit knapp 20 Jahren weniger Rost als mein W210 mit damals 4 Jahren und 60 tkm, nämlich keinen.

Sie fährt das Auto täglich und zwar ganz besonders gerne. Zunächst war der Verbrauch etwas höher als erwartet (10,5/100). Ursache waren sicherlich die winterliche Witterung und dass einige kürzere Stadt-Strecken dabei sind. In den wärmeren Monaten ist der Verbrauch auf etwas über 9 heruntergegangen. Dass er einen dunklen Lack und nur ein Schiebedach hat, macht ihr und den Kindern nichts aus. Wir hatten schon früher einen schwarzen W124 und haben es auch bei Fahrten in den Süden überstanden. Die Scheiben stehen steil, die Wärmeschutzverglasung bringt ein bisschen was und das Gebläse durchlüftet das Auto gut und zugfrei. Das Schiebedach hilft auch, bleibt aber zu, wenn die Kinder CDs hören.

Wir waren jetzt mit dem Auto in Italien. Der Kofferraum ist ja auch bei der Limousine ziemlich riesig, zumal wenn man noch die seitlichen und die Reserveradmulde nutzt. Wir haben es - wie früher - auch ohne Klima überlebt, gut lüften, dann geht das durchaus. Wir hatten außer einem vollen Kofferraum noch einen Dachgepäckträger mit einer Ladung (Schlauchboot), die aerodynamisch ungünstiger ist als eine Dachbox.

Der 200er ist wunderbar gefahren, recht leise und komfortabel. Vor der Abfahrt hatten wir noch neue Michelin Energy aufgezogen (Serienformat 195), weil die alten Reifen zwar noch 80% Profil hatten, aber hart und polterig waren. Mit den Michelin läuft er wie auf Samtpfötchen. Der 200er hat mit vier Personen, vollem Kofferraum und Dachgepäck bei 120-130 km/h in D ca. 9,5 l/100 km verbraucht und in Italien bei rd. 110 km/h 8,3 l/100. Ohne Dachgepäck wären wir ganz sicher noch einen Liter günstiger bei weggekommen (ich frage mich, wo da der Fortschritt des 13 Jahre jüngeren Ford Focus meiner Frau ist). In den Bergen Italiens standen wir an Steigungen auf der Autobahn länger im Stau, die Sonne briet herunter, stop-and-go, für Autos eine Prüfung. Den 200er hat das nicht interessiert. Der vorsorglich ins Gepäck eingesteckte Thermostat blieb, wo er war.

Vor allem nach der Rückkehr machte sich bemerkbar, dass der Motor sich nach langen Jahren mit Rentnerfahrten endlich mal richtig freigefahren hatte. Er fährt und dreht, dass es eine Freude ist. Schon in den Bergen Italiens hatten wir keinerlei Leistung vermisst. Mir ist - obwohl ich selbst auch neuere Mercedes mit erheblich höherer PS-Zahl hatte ! - schleierhaft, wie man die Motorleistung des 200 E für den Alltagsbetrieb als zu niedrig ansehen kann. In der Automatik-Stufe "S" geht es jederzeit flott voran, das Drehmoment war auch bei voller Beladung in Serpentinen völlig ausreichend.

Nach dem Urlaub war er jetzt noch beim Lackierer, um die für Rentnerfahrzeuge typischen Kratzer im Lack beseitigen zu lassen.

So ein feines Auto!

Oberhesse

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Zitat:

Original geschrieben von 87 KW


Eigentlich haste Dich jetzt selbst widersprochen, "was die Sicherheit angeht"

Er: Nach dem Unfall putzmunter, keinerlei Probleme

Ich: Noch Wochen nach dem Unfall Beschwerden

Wo ist da der Widerspruch?

Oder beurteilst du "Sicherheit" nach dem Aussehen der Autos nach einem Unfall?

Sein Auto: Airbags offen, für den Unfall typische Schäden am Auto sowie etwas verzogen Karosserie, perfekte passive und aktive Sicherheit
Mein Auto: Teile am Auto zerbeult, die ganze Energie konnte nicht absorbiert werden, unzureichende passive und aktive Sicherheit

Ich wäre zum Unfallzeitpunkt viel lieber im Kleinwagen gesessen als in meinem W124.

.......Welch sinnvolle Diskussion......

Ohne den genauen Unfallverlauf kann man hier viel rumspekulieren.

Ich trau diesen ganzen 5 Sterne Kleinwagengeschichten nicht weiter als ich sie werfen kann. Dieses ganze Hinkonstruieren auf irgendwelche EU Richtlinien hin ist absoluter Bullshit.

Wenn ich was sicheres haben möchte kaufe ich weder einen Kleinwagen, noch einen Astra H.

Ich fahre seit etwas mehr als zwei Jahren einen 220E und habe dabei mit diesem Wagen ca. 30.000km zurück gelegt.

So lange hatte ich noch kein Auto! Und das sagt eigentlich schon alles.

Ich lebe davon, dass Leute sich neue Autos kaufen und kann mich auch für viele neue Autos begeistern, aber was Mercedes-Benz da vor 27 Jahren auf den Markt gebracht hat ist wirklich ein Meilenstein in der Automobilentwicklung.

Mein 220E mit Automatik braucht übrigens ca. 9 l. im Durchschnitt. Im Sommer gegen 8 l, im Winter auch mal 9,5 l

Und über die Fahrleistungen kann ich mich wirklich nicht beklagen. Und das obwohl ich regelmäßig neue Autos fahre, die das Doppelte oder mehr an Leistung haben.

Gruß

P.S.: Beim Platzangebot (vor allem im Kofferraum) ist meine A-Klasse (W169) dem der 124er Limo aber überlegen.

http://www.youtube.com/watch?v=EysDcrs-GAo <-- :>

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Zitat:

Original geschrieben von schipplock



Aber sonst: ich haette und habe mir die Frage nie gestellt, ob ein W124 alltagstauglich ist; die Taxiunternehmen haben ihn doch auf Herz und Nieren getestet; ich bin einfach davon ausgegangen, dass man damit fahren kann 😉.

Die Alltagstauglichkeit bezweifelt

kein

erfahrener W124/W201-Pilot auch nur ansatzweise - diese (für uns völlig absurde) Frage wird immer nur von Außenstehenden, bzw. Neuwagen-Opfern aufgeworfen...

Meist kommen auch erstmal keine Antworten - man spürt förmlich, wie alle W124-Fahrer völlig perplex darüber sind, wie man die problemlose Alltagsnutzung überhaupt in Frage stellen kann.

Wie sich das schon immer liest, als ob man ein 80 Jahre altes "Schnauferl" im Alltagsbetrieb nutzen will... 😁

Wesentlich berechtigter fände ich die Frage: Sind Neufahrzeuge heutzutage überhaupt noch alltagstauglich?

Wenn mein 190er bei -10° manchmal nach nur einer Anlasserumdrehung anspringt, während die Nachbarn sich da einen aborgeln, hab ich da so berechtigte Zweifel. Ebenso, wenn ich so manch schönes, neues Fahrzeug am Straßenrand auf den Adac warten sehe - irgendwo nicht an/wegzukommen, ist eine Erfahrung, die mir im Lauf der Jahre komplett fremd geworden ist.

Und eines hab ich sowieso gelernt: Zuverlässige Autos gibt man unter keinen Umständen weg und keine Reparatur ist zu teuer - denn man weiß nie, ob das nächste Auto dasselbe leistet.

Ob nun die SicherheitsAUSRÜSTUNG im 124er auf der Höhe der Zeit ist, mag zumindest teilweise bezweifelt werden, womit ich die Fahrzeuge ohne Airbag meine. Ansonsten dürfte die Sicherheit im 124er immer noch ausreichend gegeben sein und da möchte ich wirklich nicht in manch einen Kleinwagen sitzen!😛

nein, man braucht nicht darueber diskutieren, ob der W124 sicher ist; er ist es einfach im Vergleich zu einem Neuwagen der gleichen Klasse nicht mehr. Im Vergleich zu leichteren PKW wird er sicher noch seine "Chance" haben, aber sonst nicht 🙂.

Ich stell immer gerne blöde Fragen, aber hast Du dafür stichhaltige Belege? Man sollte nämlich klar differenzieren zwischen volkstümlichem "alte Autos sind nicht sicher" und fundierten Experimenten die häufig ganz andere Erkenntnisse bringen unterschieden.

ne, ich kann meine Aussagen mit nichts belegen 🙂. Aber ich gehe einfach davon aus; fuer mich selbst ist das Fakt, aber das soll jeder nehmen, wie er will. Ich fahre trotzdem bis Vmax und wenn es mich erwischt, ist das halt Pech 🙂.

Ach, dass ist doch alles Käse!😁 Es gab mal einen ewig langen Fred über die Sicherheit im 124er. Wo zugegebener Weise einige einer Legende hinterherhingen und andere die Sache nüchterner betrachteten. Entscheident hierfür ist das eigentliche Unfallgeschehen, wo je nachdem der 124er Vor und Nachteile haben kann. Überwiegend sehe ich gegenüber vielen Neuwagen immer noch Vorteile. Denn ich habe lieber ein Schleudertrauma, als dass ich aus der Fahrgastzelle geschnitten werden muss!😁 Ich glaub, GD300 war es damals, der aufgrund mangelnder Werte zur Verformung von größer bemessenen Stabilitätskomponenten sprach, wo am 124er noch nicht gespart wurde. Natürlich kann mehr Steifigkeit auch Kontraproduktiv sein, aber ab einer gewissen Geschwindigkeit und Aufprallwinkel dann nicht mehr! Was habe ich davon wenn alle Energie auf Knautschzonen umgeleitet wird, aber ich hinterher platt wie eine Briefmarke bin?😁

Zitat:

Original geschrieben von Mercedes_GD300


Ich trau diesen ganzen 5 Sterne Kleinwagengeschichten nicht weiter als ich sie werfen kann. Dieses ganze Hinkonstruieren auf irgendwelche EU Richtlinien hin ist absoluter Bullshit.

Da stimme ich dir zu. Zuletzt ist die neue Mercedes C-Klasse durch den "Small Overlap Crashtest" durchgefallen, da die Hersteller ihre Autos auf die bestehenden Crashtests optimiert haben.

Zitat:

Original geschrieben von schipplock


nein, man braucht nicht darueber diskutieren, ob der W124 sicher ist; er ist es einfach im Vergleich zu einem Neuwagen der gleichen Klasse nicht mehr. Im Vergleich zu leichteren PKW wird er sicher noch seine "Chance" haben, aber sonst nicht 🙂.

Von dieser "Chance" konnte ich nichts spüren. Selbst Mercedes lässt den aktuellen Smart gegen eine aktuelle E- und S-Klasse crashen. Der Smart macht eine viel bessere Figur als erwartet.

klar macht der Smart keine schlechte Rolle, für nen Kleinwagen schon sehr stabil.

Aber es kommt vorallem zu 90% auf die Unfallumstände an. Dein Unfall hätte auch genau andersherum ausgehen können.

Das vergisst man immer in Zeiten von Ncap....

Naja sicherer als mein 211'er mit sbc ist er garantiert 😁

Für mich stellt sich nicht die Frage, ob der W124 alltagstauglich ist, sondern was muss ich investieren, damit er alltagstauglich bleibt. Und das sowohl finanziell, als auch zeitmäßig gesehen. Denn der 124er ist nunmal ein altes Auto, und braucht demnach auch mehr Wartung und Pflege, als ein Neuwagen.

Und wenn ich dann kein Selbstschrauber bin, könnte mich das teuer zu stehen kommen. Dann müsste man sich noch die Frage stellen, rechnet sich ein W124 überhaupt rein finanziell, wenn ich nicht die Möglichkeit und das Wissen habe, das Auto selbst zu reparieren.

Zitat:

Original geschrieben von sternfreund74


Für mich stellt sich nicht die Frage, ob der W124 alltagstauglich ist, sondern was muss ich investieren, damit er alltagstauglich bleibt. Und das sowohl finanziell, als auch zeitmäßig gesehen. Denn der 124er ist nunmal ein altes Auto, und braucht demnach auch mehr Wartung und Pflege, als ein Neuwagen.

Diese Erfahrung konnte ich nicht teilen. Mein W124 war viel robuster als mein aktuelles Auto und jede Hinterhofwerkstatt konnte meine alte E-Klasse reparieren. Weiterhin sind die Ersatzteile für den Mercedes recht günstig, mein Modell kannte keine nennenswerten Schwächen und wer sich ein bisschen umhört wird einen guten W124-Bastler kennenlernen, der für ein oder zwei Bierkästen schraubt.

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