"Sollbruchstellen" - gibt es die?

Kurz nach dem Kauf meines derzeitigen Wagens (Audi A5 FSI 3.2 Coupe) hatte ich ein denkwürdiges Gespräch. Der Verkäufer meiner (gebrauchten) Audi-Winterfelgen, selber Fahrlehrer und autoaffin, meinte, Audi hätte bei diesem Modell bewusst sogenannte "Sollbruchstellen" verbaut. In der Folge würden, einem internen (Zeit-) Plan folgend, ab dem achten, spätestens ab dem zehnten Jahr alle möglichen Ersatzteile kaputtgehen.

Da ich mit Technik nur insoweit was zu tun habe, als ich sie bediene, habe ich in dem Moment, als er das sagte, nur mit Staunen und Schock reagiert. Ich weiss natürlich, dass Elektronik heutzutage im Ruf steht, planmäßig und verfrüht den Geist aufzugeben. Aber bedienen sich auch die deutschen Autobauer dieser Mittel?

Was für Kenntnisse und Erfahrungen habt Ihr in diesem Zusammenhang (gemacht)?

Beste Antwort im Thema

Du bist so ein Schlauberger. Vor 70 Jahren gab es andere Prioritäten und den Bedarf gar nicht nach so vielen Autos.
Natürlich hast du auch völlig außer Acht gelassen, dass das Durchschnittsalter der Autos konstant steigt. Schon merkwürdig, dabei sind doch Autos so billig?
Und auch die Neuzulassungen von Privatpersonen betragen heute nur noch 25%. Auch das ist ein eindeutiges Indiz.

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Moin,

Die Methodik und das Ergebnis sind am Ende aber gleich. Und tatsächlich berechnet man die statistische mittlere Lebensdauer - also wirklich eine Wahrscheinlichkeit. Da die Simulationen heute aber schon so gut sind - passt das auch recht gut. Im Endeffekt ist es also das gleiche - der eine sieht es von der Produktions- und Erhaltungsseite, der andere von der Pilotierung und Planungsseite. Am Ende stecken aber die gleichen Überlegungen und Modelle dahinter.

LG Kester

Wie berechnet man die Wahrscheinlichkeit für ein neues Bauteil? Empirisch funktioniert da ja schlecht.

Matches hat einen interessanten Satz geschrieben. Hartz 4 ist so hoch, dass sich das Arbeiten für einige nicht lohnt. Das sollte uns zu denken geben, denn Hartz 4 suggeriert ganz sicher keinen hohen Lebensstandard. Zudem haben die Steuerzahler und zumeist der Betroffene das Geld vorher vom Lohn bereitgestellt.
Wenn ich mal die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, wurden Sozialleistungen massiv eingeschränkt und gleichzeitig sind die Sozialausgaben enorm gestiegen. Sieht man ja gut bei der Differenz Brutto-Netto. Das kommt es natürlich gelegen, dass die Statistik nur den Bruttolohn erfasst.
Im Vergleich zu 1990 habe ich genau drei Dinge mehr im Haushalt: Mikrowelle, Handy Computer. Ob nun deutlich mehr Geld für Konsumgüter versickert. Bei mir zumindest nicht.

Ein Satz vom Statistischen Bundesamt in der Broschüre Verdienste bringt es auf den Punkt:

Zitat:

Nur ein Drittel der Beschäftigten verdient mehr als der Durchschnitt

Das heißt im Umkehrschluß dass 2/3 weniger verdienen. Der durchschnitlliche Angestellre/Arbeiter ist damit nicht ausreichend bezahlt. Das ist die Lohnschere.

Auf Seite 6 findet uhr eine aussagekräftige Grafik. Die meisten Arbeiter mit enormen Abstand zu Besserverdienern und Niedrigverdienern verdienen zwischen 2000 und 3000 Brutto. Das ist die reale Welt im Vergleich zum Durchschnitt.

Moin,

Du kennst die Materialeigenschaften mittlerweile ziemlich gut. Für so ziemlich alles gibt es auch Normen und Datenprofile, die es zu erfüllen gilt. Da braucht es manchmal sehr wenige empirische Daten. Probleme gibt es dann, wenn da durch irgendeinen Fehler eas durcheinander gekommen ist.

Wie angemerkt - da sind wir im Bereich der Dateninterpretation. Zum einen heißt es weder, dass ein Haushalt mit unterdurchschnittlichem Einkommen prekär lebt, noch heißt dies, dass überdurchschnittlich Saus und Braus heißt. Da kommen nämlich noch die Randparameter dazu.

Ich habe z.B. eine Weile meines Lebens unterdurchschnittlich verdient - war aber definitiv nicht arm, prekär oder in der Situation mir nix leisten zu können. Ich habe sehr günstig gewohnt, konnte am Arbeitsplatz quasi kostenlos essen und trinken (die dazu relevante Umlage war ein "Witz"😉. Mein Vater hingegen hat lange überdurchschnittlich verdient - hatte allerdings vier Kinder und vergleichsweise hohe Mietkosten. Entsprechend kleiner war das freie Einkommen, dass für Dinge neben dem alltäglichen Bedarf vorhanden war.

Die Wahrheit liegt also irgendwo zwischen beiden Annahmen - deshalb sind beide Annahmen eben auch nicht falsch. Beides trifft zu - ein Fahrzeugkauf war für breite Teile der Bevölkerung noch nie so günstig, Autofahren ist für einen breiten Teil der Bevölkerung auch vergleichsweise günstig - aber im Schatten dessen gibt es eben auch den Teil, der damit erhebliche Probleme hat, aber eben teilweise auch enorm auf seine Mobilität angewiesen ist. Zentrales Problem ist aktuell m.M. dass dieser Teil enorm in dieser Situation zementiert ist und kaum positive Entwicklung zu haben scheint.

LG Kester

Die eigentliche Schweinerei ist, das 25 Prozent der deutschen Arbeitnehmer seit Schröders "Reformen" im Niedriglohnsektor arbeiten (müssen). Die Jobcenter zwingen die Menschen dazu. Da ist es doch kein Wunder, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung gefrustet ist.

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Vielleicht etwas Off- Topic aber früher habe ich nicht so viele Menschen gesehen die im Müll nach Pfandflaschen suchen.

Moin,

Auch das kann man dezidierter sehen. Den Niedriglohnsektor gab es vorher auch schon, wird es wohl auch immer geben - den hat Schröder nicht erfunden. Grundsätzlich war die Idee dahinter auch nicht ganz verkehrt und es hat durchaus gut funktioniert. Viele Menschen gehen auch tatsächlich gerne arbeiten, weil es ja durchaus ein sinnvoller Lebensinhalt ist. Das Problem, das sich daraus aber ergibt ist - die Reform hat die Exit-Bedingungen weder definiert noch welche vorgesehen. Entsprechend hat die Wirtschaft diesen Status zementiert - wer drin war, tat und tut sich extrem schwer da wieder rauszukommen. Sieht man extrem im Bereich Leiharbeit - die Idee ist ja - nach X Wochen/Monaten kann/soll der MA übernommen werden - tatsächlich wird er aber ausgetauscht, solange ausreichend Leiharbeiter im Pool zur Verfügung stehen, lediglich die wirklich extrem überdurchschnittlich guten gehen den geplanten Weg - aber die kommen auch meist nicht in diesen Kreis rein. Sprich - alles was als Idee gut ist, kann bei schlechter Planung oder ungünstigen Bedingungen auch schlechte Auswirkungen haben. Allerdings traut sich erschreckender Weise auch kaum wer dran, diese Details nachhaltig zu verbessern.

LG Kester

Ich kann zu dieser Aussage nur bemerken " Wer Express fährt, zahlt Zuschlag ". Bedeutet wer sein Material hart beansprucht, wird einen höheren Verschleiß haben. Motorenentwickler sind in der Lage eine Maximalleistung aus jedem Motor zu holen, die dann für die Standfestigkeit reduziert wird. So ist Chip-Tuning überhaupt erst möglich! Für Fahrwerk und Bremsen kann man das genauso sehen, je brutaler ich damit umgehe, umso höher ist der Verschleiß. mfg.

Zitat:

@AvensisDCAT schrieb am 17. November 2018 um 08:24:36 Uhr:


Vielleicht etwas Off- Topic aber früher habe ich nicht so viele Menschen gesehen die im Müll nach Pfandflaschen suchen.

Liegt vielleicht daran, dass es keines gab. Zumindest nicht für Dosen und Kunststoff.

Zitat:

@AvensisDCAT schrieb am 17. November 2018 um 08:24:36 Uhr:


Vielleicht etwas Off- Topic aber früher habe ich nicht so viele Menschen gesehen die im Müll nach Pfandflaschen suchen.

Liegt evtl. daran, das es bis auf die klassichen Glasflaschen, keine Pfandflaschen gab ...

Auch in diesem Gebiet muss es sich lohnen, kleine 0,33 Dose 25ct, kleinen PET 25 ct ... gab es nicht, also hat es sich auch nicht gelohnt danach zu suchen.😉😛

Je nach Revier oder vor Veranstaltungen, können da schnell 2 Stellige Euro-Beträge/Stunde BAR/Steuerfrei😎 zusammen kommen.

Hätte man das vor Jahren mit Bierbuddeln ~8ct versucht, da wär kaum was rum gekommen, außer ein Bandscheibenvorfall...😁

Edit, einer war schneller.

Aber zurück zum Thema:
Sollbruchstellen gibt es bei technischen Geräten durchaus. Das hat auch seine Berechtigung. Bei der Elektrik nennt man sowas "Sicherung" die kann ruhig mal durchbrennen, die auszutauschen kostet nicht viel. Aber besser die brennt durch als das damit abgesucherte Bauteil.
Bei mechinschen Bauteilen gibt es sowas auch. Lieber ein kleines Teil schnell austauschen als das das "Große" Bauteil kaputt geht, wohlmöglich mit riesen Folgen. Ein Beispiel kenne ich da im Bereich Drahtseil. Zwischen Seil und Haken sitzt eine sog. Sollbruchstelle. Die hat eine definierte Haltbarkeit (die weit unter der des Drahtseils liegt) und die bricht tatsächlich durch wenn der max. Wert überschritten ist. Dann weiß man 1. das war zuviel und 2. wird das Teil schnell ausgetauscht und alles ist wieder OK und das Seil und der Haken sind noch immer einwandfrei in Ordnung, da sie keiner Überbelastung ausgesetzt waren.
Ansonsten hat jedes Bauteil seine sinnvolle Lebensdauer. Klar könnte man Motoren auf Haltbarkeiten von mehrern Mio. km bauen, die wären dann aber so groß und schwer, das die in ein modernes Auto garnicht passen würden. Dazu kommt noch, das die aufgrund der Masse und Größe unendlich viel verbrauchen würden und entsprechend wenig Leistung hätten. Ein Großteil der Leistung würde ja in der inneren Reibung und in der Massenbeschleunigung verpuffen. Früher (vor 20 Jahren) hatten Autos nur 5 Stellige Tachos, da keiner mit Laufleistungen im 6 stelligen Bereich gerechnet hat. Heute sind 200.000 oder mehr keine Seltenheit.

Haltbarkeit hat nichts mit Größe und Gewicht zu tun. Es kommt auf die verwendeten Materialien an. Der Motor wäre genauso groß, aber extrem teuer.

Zitat:

@StephanRE schrieb am 17. November 2018 um 13:28:47 Uhr:


Früher (vor 20 Jahren) hatten Autos nur 5 Stellige Tachos, da keiner mit Laufleistungen im 6 stelligen Bereich gerechnet hat. Heute sind 200.000 oder mehr keine Seltenheit.

Da hatten Autos auch schon 6-stellige Tachos, außer Kleinstwagen vielleicht...

Mit den 20 Jahren hat er etwas kurz gegriffen.
Das sind ja noch fast Neuwagen und meine 22 jährige C-Klasse zeigt schon digital an. ;-)

Zitat:

@StephanRE schrieb am 17. November 2018 um 13:28:47 Uhr:


... Früher (vor 20 Jahren) hatten Autos nur 5 Stellige Tachos, da keiner mit Laufleistungen im 6 stelligen Bereich gerechnet hat. Heute sind 200.000 oder mehr keine Seltenheit.

eher vor 30 oder 40 Jahren ...

egal ob Golf, Citroen Visa, R 5, usw.:
die ganzen Altautos Baujahr 1978 bis Mitte 80er, deren Rest-TÜV ich (während dem Studium) in den 90er Jahren abgefahren habe, hatten alle 5-stellige km-Zähler

(heute) +/- 20 Jahre alte Renault Laguna, Ford Mondeo, Mazda 626, Nissan Serena und Peugeot 806 der Baujahre 1996 bis 2000 waren/sind alle 6-stellig 😉

Also ich hab jetzt einige Autos gekauft. Vom Japaner bis zum Deutschen. Vom Neuwagen bis zum 3 Jährigen mit 140 tkm. Spätestens bei 180 tkm kamen die Reparaturen. Älter als 230 tkm ist keiner bei mir geblieben und die Trennung ging immer mit einem größeren sich anbahnenden Defekt einher. Anschließend Export.
Die Fahrzeuge werden ziemlich genau für 200 tkm konstruiert. Alles darüber ist Glück und Schrauberfähigkeiten.

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