Wed Jul 07 22:45:13 CEST 2010 | Vari-Mann | Kommentare (9) | Stichworte: Weber 40 IDF 68/69
Wie die Jungfrau zum Kind bin ich zu den Vergasern gekommen.
Vielleicht kennt ihr das ja,man saust so durch das www und plötzlich stößt man auf eine Verkaufsanzeige.
In meinem Fall gab es eben diese Weber 40 IDF 68/69 über die ich gestolpert bin ,die ja eigentlich jeder will aber kaum einer bekommt,gebraucht ,aber laut Verkäufer sehr guter Zustand(sagen die ja alle).
Noch mal schnell nachgedacht,ok, e-Mail und bestellen bevor ein anderer schneller ist.Geld nach der Antwort des Verkäufers sofort überwiesen .
Dann warten und hoffen das die wirklich i.o.sind.
Einige Tage später kommt ein Paket.Öffnen und dann ganz vorsichtig reinschauen und mit klopfendem Herz die Vergaser auspacken.
Hat der Verkäufer zuviel versprochen.....Nein.
Es sind alle Bauteile dran,kein Riß im Gehäuse,die Düsen noch im Auslieferungszustand und auch keine Vergewaltigungsspuren .Soll heißen das alle Schrauben gut sind ,keine rund oder schon x-Fach geöffnet.Die Flächen der Schraubflansche sauber bis auf einen Abdruck der Scheiben die da mal waren,aber eben nicht verkratzt vermackt oder mit Gewalt festgezogen. Die Dichtflächen zum Saugrohr haben nur einmal eine geringfügige Reinigung mit Schleifpapier erlebt,kaum Kratzer,überwiegend Frässpuren vom herstellen.
Der Karton in dem sie ankamen hat mehrfach Adressen (in Deutschland und auch Italien) drauf .Das sagt doch eigentlich aus das da jemand öfter Pakete hin und her sendet.
Meine vermutung ist das die von Italy nach D gesendet wurden wo ich sie dann eworben habe.Besagt aber auch das die in Würde gealtert sind und dann aller warscheinlichkeit nach von einem Wagen demontiert wurden der sein Leben ausgehaucht hat,warum auch immer.
Also noch nicht verbastelt getunt oder auf Käfer gelaufen.
Super,ich hab die Vergaser die ich wollte in brauchbarem unverbasteltem Zustand.
Als nächstes war eine Bestandsaufnahme dran um rauszufinden was ich an Teilen alles neu brauche.
-Lager -Dichtungen -Drosselklappen -Grundbedüsung für meinen Motor -O-Ringe -Scheiben -Federringe -Saugrohre -Gasgestänge -Luftfilter
Jetzt geht es richtig los !!
Der erste Vergaser wird komplett zerlegt,alles raus was keine Miete zahlt.
Was bleiben darf sind eingepresste Messingteile.
Bei der Bestandsaufnahme hab ich festgestellt das die Drosselklappenwelle ein leichtes Axialspiel hat,das muß auch weg sein hinterher,hat aber leider zu folge das die Drosselklappen ganz gering eingelaufen waren und ich somit nach dem erneuern der Klappen die Umluftregulierschrauben neu einstellen muß.(sollen ja hinterher synchron laufen)
Bei diesem Vergasertyp geht das aber nicht so einfach,die Schrauben sind nicht zugänglich.
Also die Deckel anbohren und raus damit.
3 Umluftregulierschrauben sind raus,aber die 4te bewegt sich keinen mm.(2 pro Vergaser)
Nachdem ich für diese tiefen langen Schlitze die in den Schrauben sind mehrere Schraubendreher angeschliffen habe die aber je nach Material entweder abgebrochen sind in dem Gewindeloch oder sich verdreht haben muß ich nun wohl doch bohren. Wenn das schräg geht oder zu tief ist ist das Gehäuse im Eimer also erstmal an einer guten Lösung basteln. Zu sehen sind die ganzen "Spezialwerkzeuge" die ich benutzt habe um die abgebrochenen reste wieder zu bergen die sich ja logischer weise nicht rausschütteln lassen sondern ausgegraben werden wollen.(verklemmt beim verdrehen oder abreißen)
Ist echt ein gefummel,denn das Gewinde ist M5 was somit ein Kernloch von 4 mm ergibt durch das ca.25mm tief seziert werden muß.
Die nächsten beiden Bilder zeigen die Bohrlösung. Messingröhrchen mit innen 3mm ,aussen 4mm und Bohrer mit 2,8mm.Die Hülse in das Loch zum Gewindeschonen und dann mit der Kleinbohrmaschine und dem Bohrer langsam loslegen.Das Gewinde ist geschont nur wie tief darf ich jetzt bohren ohne was zu beschädigen ?
Ich hab ermittelt wo das Gewinde zu ende ist und habe 2mm tiefer gebohrt.Dann mit einem Rundschleifkopf in das Loch und unten drin langsam im Kreis geschliffen bis die Verbindung vom Gewinde zu der Spitze ,die ja in den Dichtsitz gepresst ist,getrennt ist. Abgetrennte Spitze entnommen
und dann mit einem Gewindebohrer vorsichtig die reste der Schraube rausgebohrt.
So,geschafft,das Vergasergehäuse ist heile und der Dichtsitz auch noch i.o.Hat ja nur einige Wochen gedauert bis jetzt denn eine Stunde am Abend oder mal ne WE Sitzung ist ja schnell rum ohne das man viel geschafft hat.
Jetzt nur noch die neuen Regulierschrauben mit durchgehendem Gewinde versehen ,da die ja für die 70er sind und oben einen Bund haben.
Und rein damit.......denkste,nu sind die zu kurz,nichts mehr zum kontern,ich bin vom Reifen gefallen(da sitz ich drauf) und danach zum Sofa und Bier gekrochen.
Aber auch da gibt es eine Lösung wenn man in ruhe darüber nachdenkt.Ich hab M5 X 40 mm Schrauben besorgt in 8.8 mit durchgehendem Gewinde und die dann um einige Ecken bei einem Ausbilder für Dreharbeiten mit der passenden Spitze(nach Muster) versehen lassen.
Jetzt nur noch die Kontermutter drauf und endlich einschrauben,kürzen und mit Schlitz versehen.Aber warum eigentlich einkürzen? Am Sechskant kann man doch viel besser drehen als an so nem kleinen Schlitz.Also bleiben sie erst mal lang und können ja wenn der Platz nicht reicht immer noch gekürtzt werden.
Der nächste Schritt ist das reinigen des Gehäuse.Jede Bohrung jede Fläche wird bearbeitet mit feinstem Schmirgelpapier(600) und weichen Drahtbürsteneinsätzen der Minibohrmaschine.Aber ja kein Material abtragen nur reinigen. Alle Bohrungen mit Nitroverdünnung und Bremsenreiniger reinigen und durchblasen,durchblasen und reinigen,bis der Arzt kommt,das muß sauber sein sonst ist hinterher wieder Ärger vorprogrammiert beim einstellen und fahren.
Flächen vorsichtig abziehen(planen)
Auch die Dichtflächen der O-Ringe nicht vergessen denn wenn es da durchsaugt läuft der hinterher nicht.
So wird es gemacht.
So soll es sein.
Jeder Vergaser hat 6 von den O-Ring Dichtflächen ,jeweils 2 für die Leerlaufgemischregulierschraube die Pumpendüse für die Beschleunigerpumpe ,und noch die für die Schlauchanschlüsse der Unterdruckabnahmestelle zum Synchronisieren.
Für heute reicht es mir :Fortsetzung folgt ! |
Thu Jul 08 09:04:38 CEST 2010 | Motortown
Hi Vari
WoW super und auch sehr unterhaltsam geschrieben. Mein Kompliment! Desweiteren auch sehr lehrreich... Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung........
Gruß....Mario
Thu Jul 08 09:11:56 CEST 2010 | Duftbaumdeuter15101
moin vari
schöner blog...klasse bilder ... richtig was fürs schrauberherz
freu mich schon auf deine schrauberberichte
vg andy
Fri Jul 09 13:54:10 CEST 2010 | AHS IMP 1
Den Tagebuchstil finde ich toll.
Und so super aufgebaut. das ist ja fast besser als wenn man live zuschaut.
Jetzt muss ich schnell Teil2 anschaun.
Uwe
Fri Jul 09 14:06:45 CEST 2010 | Vari-Mann
Danke euch !
Viel Spaß bei Teil 2
Aber laß dir Zeit ,ich hab 7 Wochen gebraucht vom ersten zerlegen bis fertigstellung.
Sun Jul 11 23:45:57 CEST 2010 | Spurverbreiterung15113
Wieso eigentlich keine Ultraschall reinigung?
Mon Jul 12 19:11:51 CEST 2010 | Vari-Mann
Les mal die Kommentare von Teil 2 !
Mon Sep 27 12:10:28 CEST 2010 | Reiwei
Hallo Vari-Man,
Dein Blog mit der Überholung der Weber kommt für mich gerade richtig! Werde in den nächsten Woche auch das Thema angehen. Habe festgestellt, daß der eine Vergaser Luft zieht und zwar an der DKW und den Lagern. Die Lager sitzen nicht stramm im Gehäuse sondern haben etwas Spiel. D.h., ich kann bei eingebautem Zustand die DKW ganz leicht, vielleicht um 0,2-0,5mm vertikal/horizontal bewegen. Auf der DKW liegen die Lager gut an aber müssen die Lager nicht auch stramm in das Gehäuse passen?
Gibt es vielleicht einen Trick oder ist einfach das Gehäuse nicht mehr OK. Große Verschleißspuren kann ich jedoch nicht feststellen. Ich habe mir auf Verdacht ersteinmal neue Lager bestellt.
Für jeden Tipp bin ich dankbar
Reiwei von linken Niederrhein
Wed Sep 29 19:14:23 CEST 2010 | Vari-Mann
Wenn die neuen Lager (hoffentlich geschlossenen) etwas Spiel im Gehäuse haben kannst du mit Körnerschlägen(klein und leicht) die du rundrum im Gehäuse setzt(8-10) wieder Spannung reinbringen.
So ein kleiner Körnerpunkt sorgt ja am Rand seines Loches für erhabenes Material das dann wieder den inneren Durchmesser "verkleinert" und somit das Lager klemmt.
Aber gleichmäßig sollten sie schon sein von der Schlagkraft wie auch von der verteilung her.
Setze die Punkte aber erst wenn du das Axialspiel eingenordet hast ,denn wenn die Lager X Mal über die Punkte gepresst werden dann wird die "klemmung" auch wieder geringer.
Etwas Spiel können die Lager an sich auch haben wenn sie alt sind,dann bewegt sich das innere(drehende) Teil durch Verschleiß im Aussenring.Wenn da auch noch etwas in den neuen ist,....ist es eben so.
Vari-Mann
Thu Sep 30 10:55:28 CEST 2010 | Reiwei
Hallo Vari-Mann,
danke für den Tipp, werde die Sache mal so angehen und später weiter berichten!
MfG
Reiwei
Deine Antwort auf "Weber 40 IDF 68/69 überarbeiten"