• Online: 2.828

Mon Nov 04 12:31:38 CET 2013    |    MB Dieselmaster    |    Kommentare (10)    |   Stichworte: 230 S, Lloyd Alexander, Mercedes, Oldtimer, Opel Commodore, Opel Relord, S-Klasse, VW Käfer, W140, Youngtimer

Frühster LUXUS in der Kindheit

Es war das Jahr 1968, als sich mein Vater entschloss einen riesigen Schritt in der privaten Automobilität zu tun. Bis dahin taten ein Lloyd Alexander TS mit 26 PS und kultigen 2 Farben Lack seinen Dienst. Dieser wurde dann von einen Volkswagen Modell Käfer im schnöden Grau, aber mit 40 PS abgelöst. Doch nun sollte alles ganz Anders werden. Denn der Schritt der nun in Angriff genommen wurde ging in Richtung SONDER-Klasse. Gut bis dahin hatten wir sowie so keine Neuwagen und auch der "Neue" war wieder ein Gebrauchter, aber was für einer.
Es war ein Mercedes-Benz, aus dem Jahr 1965 in der Farbe Anthrazit und einen 6 Zylinder Motor, 120 Pferdestärken und einen Automatikgetriebe. Für mich als kleinen Jungen war das alles so aufregend und unglaublich, mein Vater fährt eine S-Klasse. Na ja so hieß er offiziell noch nicht, aber hinten am Heck stand 230 S und darunter das Wort Automatik. Ein Auto für mich wie aus einer anderen Welt, denn im Käfer fuhr ich gerne im Ablagefach hinter der Rückbank gerne mal mit. Jetzt wurde es ganz anders, denn ich bekam den Platz vorne zwischen meinen Eltern, denn der Mercedes war als 6 Sitzer zugelassen und hatte zwischen den Sitzen vorne eine Armlehne die man auch als Sitz nutzen konnte. da war er nun der neue Platz im Auto, freier Blick auf die Strasse und der Blick zu Stern. Jede Fahrt war ein besonderes Erlebnis.
Den Tag meiner Einschulung vergesse ich auch nicht mehr, ich wurde mit einer Staatskarosse zur Schule gebracht und die Jungs aus der Klasse fragten mich was wir denn für ein Auto hätten, einige meinten es wäre ein Mercedes 600, nein ganz so groß war er dann doch nicht. Aber ein S war es alle mal.
Dieser Tag an einen sonnigen Augusttag vor mehr als 40 Jahren, bekam dann noch einen schönen Abschluss, meine Eltern, die Oma und ich sind dann noch in die Lüneburger Heide gefahren.
Diese Bilder durfte ich vor kurzen bei meinen Eltern wieder betrachten, was für eine schöne Erinnerung.
Ebenso die Fahrten in den Urlaub, egal wohin, ob Ostsee oder in die Berge oder auch mal zu den Verwandten in das Saarland, es war immer eine genussvolle Fahrt.
Der Luxus blieb gut 5 Jahre bei uns, bis der gute Stern anfing an leichter Inkontinenz zu leiden, erst ein Tröpfchen Öl in der Garage und langsam immer mehr. Die Ursache war ein Simmerring zwischen Motor und Getriebe. Kleine Ursache, große Wirkung. Der Ölverlust verschlimmerte sich und mein Vater meinte, die Reparatur sei zu Teuer. Was er später öfter bereute.
Also wurde der schöne Stern, gegen einen schnöden Blitz eingetauscht. Kein 6 Zylinderklang mehr, nur noch ein knurriger 4 Zylinder, untergebracht in einen schnöden Opel Rekord D. Mein Platz war fortan auf der Rücksitzbank. Dazu kam dann auch noch eine Handschaltung.
Wie schon erwähnt, es fehlten 2 Zylinder und die Automatik. Dieses wurde dann alles im Februar 1977 korrigiert in Form eines Opel Commodore B. Nun war auch bei mir die Welt wieder in Ordnung, denn der Commodore war in meinen Augen der Beste Wagen bis dahin und eigentlich war und ist er bis HEUTE mein Traum. Eines Tages werde ich mir doch noch einmal einen Commodore B gönnen, am liebsten genauso wie unser war: Weizengelb/Eierschalengelb und innen mit beigen Velours, dazu die Automatik. Ja, das wäre es.

lloyd-alexander-ts
Lloyd-alexander-ts

Mon Nov 04 12:37:09 CET 2013    |    Dortmunder 65

Zitat:

Der Ölverlust verschlimmerte sich und mein Vater meinte, die Reparatur sei zu Teuer. Was er später öfter bereute.

Das kann ich nachvollziehen und jeder der so einen Wagen heute gern hätte!

Mon Nov 04 12:39:18 CET 2013    |    Diesel73

Sehr schöner Artikel 🙂.

Erinnert mich an DAS Auto meiner Kindheit: ein Opel Admiral. Sein Vorgänger war der Kapitän und auch schon nicht schlecht. Aber als mein Opa, Seniorchef in unserem Radio- und Fernseh-Betrieb den Admiral kaufte, wow.
Er war beige, die dicken Polster innen waren weinrot, Holzamarturenbrett, Automatik. Ganz dicke Kiste damals.
Ich durfte auch nur mitfahren, wenn meine Klamotten und ich sauber waren 😁. Essen und trinken in dem Auto waren verboten (gern akzeptiert) und mein Opa fuhr in ausschließlich selbst (mit Lederhandschuhen und seine Schirmmütze). Ich weiß es noch wie gestern 🙂.

Mon Nov 04 12:44:07 CET 2013    |    MB Dieselmaster

Das mit den Handschuhen kenne ich von meinen Vater auch. Er hatte extra braune Autofahrerhandschuhe.

Essen und Trinken war auch in der S-Klasse TABU!

Diese sahen denen im Bild ähnlich.🙂


Mon Nov 04 14:04:15 CET 2013    |    Lewellyn

Vaddern wechselte damals von Kadett A auf BMW 2800.
Was für ein Sprung. Mit knappen 200 gab es 1972 noch keine Gegner auf der Bahn. Leider hatten wir den nur 2 Jahre und er würde durch einen Dienstwagen in Form eines T2 ersetzt.
Fahrdynamisch natürlich kein Fortschritt, aber als Kind damals die große Freiheit. 2 Sitzbänke zum aussuchen waren auch geil.

Mon Nov 04 18:12:43 CET 2013    |    PS-Schnecke27822

Lloyd Alexander TS war das erste Auto, in dem ich als Kleinstkind mitgefahren bin.
Wir haben uns zu fünft darin überschlagen (auf der BAB Nähe Braunschweig), sind aber sicher auf den Rädern wieder gelandet, nur eben entgegen der Fahrtrichtung.
Da die BAB Anfang der 1960er Jahre, zumal in dieser grenznahen Ecke, noch ziemlich leer war, ist nichts passiert.
Ursache war ein Fahrerfehler von Opa (ESP gab´s damals ja noch nicht, er hat geträumt und anschließend das LR verrissen).
Die Ära Lloyd ging dann zuende, es folgten div. VW-Modelle (Käfer, 1600, Golf etc., dazwischen war mal der erste Audi 80).

Mon Nov 04 19:41:37 CET 2013    |    MB Dieselmaster

Daher auch der Spruch:

Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd.
Wer das Leben über hat, fährt Goliath.
Wer endlich sterben will, fährt Gogomobil.

Mon Nov 04 20:46:55 CET 2013    |    dickschiffsdiesel

Den Goliath - und Goggo - Spruch kannte ich noch gar nicht !🙂😁 Der Lloyd Alexander TS ist heute seltener als ein 230 S
Würde man so etwas heute noch bekommen - wenn lediglich der Simmerring getauscht werden müsste...

Mon Nov 04 22:29:40 CET 2013    |    Federspanner52988

Wir hatten in auch einen Lloyd Alex, allerdings nur mit 13 PS, als Kombi und mit Schiebefaltdach, der dann später, 1965, geschäftsbedingt, durch einen VW Typ 3 (Scheißkarre) ersetzt wurde.
Hätte gern den Lloyd.
Norbert

Tue Feb 11 16:14:31 CET 2014    |    HeinzHeM

Zitat:

Wir hatten in auch einen Lloyd Alex, allerdings nur mit 13 PS, als Kombi und mit Schiebefaltdach, der dann später, 1965, geschäftsbedingt, durch einen VW Typ 3 (Scheißkarre) ersetzt wurde.

Hätte gern den Lloyd.

Einspruch, Euer Ehren: den Lloyd Alexander gab es nur mit 19 PS oder mit 25 PS als Lloyd Alexander TS. Beide mit 596 ccm-Viertakt-Motor. Außerdem war noch das Einstiegsmodell Lloyd 600 lieferbar, u.a. mit nur einem 3-Gang-Getriebe und ohne Kofferraumklappe.

Der Lloyd mit 13 PS hieß Lloyd 400, genauer LS 400 weil es ja der Kombi war. Der 400'er hatte einen Zweitaktmotor mit 386 ccm. Und war schlicht das Vorgängermodell 😉

Tue Feb 11 16:41:56 CET 2014    |    HeinzHeM

Der Lloyd Alexander galt zu seiner Zeit schlicht als "übermotorisiert". Hatte der olle Borgward doch für den Lloyd 600/Alexander mit seinen 19 PS das Fahrwerk einfach vom Lloyd 400 mit 13 PS übernommen. Ja, ursprünglich war es sogar für den Lloyd 300 mit gerade einmal 10 PS entwickelt worden 🙄

Dann setzte er beim Alexander TS noch einen drauf indem er diesem statt der hinteren Pendelachse der anderen Modelle eine neue schraubengefederte Hinterachse an gezogenen Längslenkern spendierte. Leider geriet die Abstimmung derselben zu weich und verlieh damit dem Alexander TS ein vielfach kritisiertes "schwammiges" bzw. "indifferentes" Fahrverhalten.

War zuvor der Spruch "Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd" vor allem auf die mit Kunstleder bezogene Sperrholzkarosserie bezogen worden, so erhielt der Spruch durch die zahlreichen Unfälle der Lloyd 600 und Lloyd Alexander nun eine ganz andere, weitaus makabere Dimension.

Die Käufer waren auch nicht dumm und honorierten das entsprechend: hatte der Vorgänger Lloyd 400 noch jahrelang Platz 3 in der Zulassungsstatistik inne gehabt, so sanken die Verkaufszahlen jetzt rapide und insbesondere gegenüber dem genialen Fiat 600/NSU-Fiat Jagst bekam er keinen Fuß mehr auf den Boden - Verzeihung, ich meinte: kein Rad mehr auf die Straße 😉

Deine Antwort auf "Frühster LUXUS in der Kindheit"