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Was ist letzte Preis?

Themenstarteram 21. Januar 2008 um 8:59

Eine kleine Hondageschichte...

„Was ist letzte Preis?“

Ein türkischer Exporthändler guckt kritisch in den Motorraum des Honda (und ich bin mir sicher, der Mann weiß zwar, wie man Autos kauft und verkauft, aber von Technik hat er spürbar keine, aber auch gar keine Ahnung).

„1250!“

„Aaah, nein, das zuviel! Ich Dir geben 900, Collega.“

„Nein. Das ist zuwenig. Ich muß das Auto nicht verkaufen. Ich kann mir das auch hier vor das Fenster hinstellen und es mir die nächsten Monate angucken. Ich habe es überhaupt nicht eilig.“

„1000. Collega, das ist korrekt.“

„Nein. 1250 oder Sie sind umsonst von Dortmund hierher gefahren.“

Ein zweiter Händler taucht auf. Flugs holt der türkische Collega 1250 Euro aus der Tasche und blättert sie auf den Tisch. Na also...

Nach etwas mehr als zwei Jahren und knapp 50 000 Kilometern ist es Zeit Abschied zu nehmen. Und Zeit, eine Bilanz zu ziehen.

Im November 2005 muß ich wegen Nachwuchs leider meinen heißgeliebten Subaru Legacy verkaufen. Mit nur einem Einkommen kann ich mir die Raten nicht leisten.

Aber ich brauche ein Auto. Stöbern im Netz... aha... der wäre doch was...

Dortmund, ein Hinterhof in der Nähe des Hafens. Da steht zwischen total zertrümmerten Nobelkarossen in der hintersten Ecke eines polnischen Exporthändlers einsam ein grauer Honda Accord Aerodeck CB8. 163 000 km, Baujahr 93, 2.2, 150 PS, drei Vorbesitzer, Klima, Airbag, ABS, elektrische Fensterheber, elektrisches Schiebedach, Anhängekupplung, Veloursitze, H&R- Fahrwerk. Innenraum total verdreckt, aber den kann man säubern und alles funktioniert, der Lack ist überraschend gut in Schuß und, nach einem Frontschaden, der aber sehr gut repariert wurde, lachen mich nahezu neue Scheinwerfer, Kühler und Klimakondensator an. Für 1700 Euro darf das Auto mit. Bei ebay begegnen mir für ganz kleines Geld ein paar schicke Sechzehnzöller. Schön... sieht gut aus.

Bilanz zweier Jahre:

Pannen & Reparaturen:

Zweimal, ganz am Anfang unserer Beziehung, lässt der Honda mich im Stich. Ursache dafür ist beide Male ein schwierig zu ermittelnder gemischter Fehler aus einem sporadisch unwilligen Benzinpumpenrelais und einem wackelkontaktenden, defekten Zündverteiler. Das Relais kostet mich bei Honda inklusive Einbau knappe 110 Euro, der Zündverteiler vom süddeutschen Hondaspezialisten Hondaparts nicht ganz 200. Die Zündkabel finden keine Gnade vor meinen strengen Augen (amerikanisch-typischer Bakelit-Mist) und werden durch Silikonkabel ersetzt (100 €).

Besitzer Nummer drei war eine Schlampe. Wartung verschlunzt. Da ich den Zahnriemenwechsel deshalb natürlich nicht nachvollziehen kann, wird der Zahnriemensatz erneuert. Es geht ziemlich eng zu und an Umlenk- und Spannrollen herrscht kein Mangel. Da der Motor überdies eine riemengetriebene Ausgleichswelle hat und mein Schrauber sonst eher nicht an Honda schraubt, ertönt ziemliches Fluchen bei Wechseln der Angelegenheit.

„Was ist mit der Wasserpumpe?“, frage ich.

Der Schrauber winkt ab. „Bei einem Japaner muß man die nicht tauschen, ist doch kein Opel.“

Als er fertig ist und eine alte Spannrolle von der Werkbank in den Abfall werfen will, liegt unter dieser Spannrolle eine einsame, unschuldige und auf unangenehme Weise sehr neu aussehende Unterlegscheibe. Diese Unterlegscheibe gehört unter die Umlenkrolle, die beim Riemenwechsel als aller erste montiert wird – alles muß wieder raus. Nachts um Elf ist das Auto fertig.

Drei Tage später läuft aus der Wapu ein stetiges Rinnsal Kühlwasser. Mein Schrauber murmelt einen ganz finsteren Fluch wider japanische Autos im Allgemeinen und Honda im Besonderen und demontiert das Geraffel zum dritten Mal. Geht inzwischen ziemlich fix...

Die Kosten weiß ich nicht mehr, waren so um die 500.

Schon beim Zündkabelwechsel zeigt sich, daß die Lösung, jedem Kerzenschacht eine einzelne Gummidichtung im Ventildeckel zu verpassen, suboptimal ist. So fest, daß das dicht wäre, kann man den Deckel gar nicht anziehen. Und darf man auch gar nicht. In drei Kerzenlöchern stand das Öl; bei Riemenwechsel werden die alten Dichtungen wiederverwendet und in Dichtungsmasse eingeklebt. Ist immer noch dicht.

Nach einem Jahr sind Bremsscheiben und Beläge hinten fällig (weil ein Handbremsseil am Bügel am Sattel festgegangen war) und die Beläge vorne.

Insgesamt sechs Sommerreifen verschleiße ich über die fünfzigtausend und fünfmal wird das Öl gewechselt.

Beide obere Querlenker der Vorderachse rumpeln schon beim Kauf. Einen tausche ich gegen ein Teil über einen Bekannten bei ATU – 180 € und die Staubmanschette des Kugelgelenkes ist schon nach zwei Tagen im Eimer. L. Einen kaufe ich für 25 Euro bei ebay, mit gemischten Gefühlen, aber das Ding hält bis heute klaglos durch.

Die Auspuffanlage zerlegt sich nach einem Jahr; rückblickend betrachtet hätte ich sie nicht tauschen, da ich das Auto ja jetzt eh verhöcker, sondern sie nur provisorisch zubraten sollen. Naja. Sie war – ebay sei Dank, billig.

Was ist aktuell kaputt?

Im März müsste der Honda zu HU, einige Macken kündigen sich zusätzlich an und das wird mir insgesamt zu teuer. Bestandsaufnahme zeigt: Die Auspuffkrümmerdichtung ist undicht. Den linken Traglenker der Vorderachse verdächtige ich, ausgeschlagen zu sein, es lässt sich kein Spiel feststellen; aber ich höre ihn poltern. An den Längslenkern der Hinterachse sind die karosserieseitigen Gummimetallager in Auflösung. Alle Koppelstangen der Stabis haben Spiel (sind bei Honda einzelne Gummis, Centartikel). Die Kupplung ist nach 213000 Kilometern noch die erste; und da das Kupplungspedal fast im Armaturenbrett hängt und der Pegel im Behälter übles verkündet, ist sie sicherlich sehr bald fällig. Die Kupplung kriegt man im Zubehör für knapp 200; aber für den Tausch muß der Motor raus. Laut den Mikrofichen meines Schraubers mindestens sechs Stunden Arbeit. Bremsscheiben vorn sind fällig. Und der eigentlich nicht alte Kühler (aus deutscher Produktion) ist am unteren Wasserkasten undicht. Beide äußere Antriebswellenköpfe haben deutliches Spiel. Die hinteren Bremssättel müsste man eigentlich einer Komplettüberholung unterziehen, da die Kolben nicht mehr besonders leichtgängig sind. Die Sommerreifen sind fällig. Ein äußerer Spurstangenkopf hat ein bischen Luft. Das ist nicht gerade wenig Arbeit & Geld.

Und sonst?

Karosserie: Das Auto hat exakt eine einzige Stelle, wo sich der Rost eingenistet hat, ein paar Blasen in einer Ecke des rechten hinteren Radlaufes. Ansonsten ist die Rostschutzvorsorge erstklassig. Im Innenraum halten sich die Knistergeräusche eigentlich in Grenzen, Türverkleidungen, Armaturenbrett etc. sehen immer noch erstklassig aus und sind für einen Japaner dieses Baujahres haptisch ziemlich ordentlich gemacht.

Sitze: Ein ungemütlicher Sitz ist für mich mit meinem lädierten Rücken ein No-Go bei einem Auto. Der Fahrersitz des Honda war und ist bequem, straf gepolstert und hat eine sehr gute Lordosestütze.

Federn & Dämpfer: Aus meinem Fahrzeugbrief geht hervor, daß das H&R- Fahrwerk bereits vom Erstbesitzer 1993 montiert würde. Auf dem Dämpferprüfstand zeigen sich die Dämpfer makellos; die Federn sind nicht im mindesten verrostet und somit offensichtlich hochwertig verarbeitet. Lob an H&R.

Motor: Der Ölverbrauch liegt mit etwa einem Liter auf 10000 km im völlig normalen Rahmen.

Getriebe: Die Schaltung ist kein Muster an Exaktheit, die ausgeleierte Kupplung will wirklich ganz durchgetreten sein zum Gangwechsel, aber die Synchronisierung ist intakt und es gibt keinerlei auffällige Geräusche.

Elektrik: Ein sehr positives Kapitel. Obwohl das Auto für sein Baujahr schon ziemlich vollgestopft mit Komfortelektrik etc. ist, zeigt sich diese, abgesehen von den eingangs erwähnten Malaisen des Zündverteilers und des Benzinpumpenrelais bis auf einen Wackelkontakt im Dimmer der Armaturenbrettbeleuchtung als zuverlässig und störungsfrei. ABS, Airbagsystem, Klimaanlage, Schiebedach, Fensterheber und Motorelektronik arbeiten noch immer stoisch zuverlässig vor sich hin. Die Klima hat die Befüllung mit R134a anstelle R12 klaglos verkraftet, leider sind keine Trocknerpatronen (für R12 Anlagen andere Anschlüsse als bei R134) mehr erhältlich.

Fazit?

Gemessen an dem, was ich investiert habe, war der Accord kein Schnäppchen, aber vertretbar. Das Auto war trotz Sportfahrwerk ausreichend komfortabel, mit den 205er Sommerreifen sehr gut zu fahren und mit einem Verbrauch von knapp unter zehn Liter bei recht energischer Fahrweise ok. Ich habe mich in dem Auto wohl gefühlt.

Mein künftiger 93er Subaru Legacy BJF Kombi 2.2 Automatik kostet mich mit 169000 km auf dem Tacho, frischer HU, 215er Reifen auf Felgen vom Impreza GT und neuen Bremsen vorne und hinten: 1700 Euro. ABS, Schiebedach, Klima und Fensterheber hat er auch. Airbag hat er nicht, dafür bringt er den von mir sowieso schmerzlich vermissten Allradantrieb und Sitzheizung mit.

Bei der Preisdifferenz von 1700 zu 1250 Euro wird klar: Für die 450 Euro kriege ich den Accord nicht wieder fit... also, lieber Accord, viel Glück in Deinem nächsten Leben in Marokko...

Grüße: Markus

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6 Antworten

hhhmmm ... und was willst Du uns jetzt mit der Geschichte sagen??? :-P

Wer bei einem Hinterhofhändler ein Auto kauft, ist selber Schuld wenn er so ein Bastler Fahrzeug erwischt. Wenn Du mal alles zusammen rechnest, wie teuer der Wagen war plus die ganzen Reparaturen, hättest Du Dir lieber sofort ein Auto für 3.000€ gekauft bei einem seriösen Händler wo Du auch 12 Monate Garantie hast ...

Ich würde NIEMALS bei diesen Ölaugen oder Osteuropäern (bin selber einer *g*) ein Auto kaufen. Das ist normal das die für wenig Geld ein Haufen Schrott verticken ... Also Finger weg, weil man denkt "Oh, schön billig, ist wohl ein großes Schnäppchen" .... und schwups zahlt man das drei- oder vierfache später für die Reparaturen drauf :-P

Geiz ist nicht immer geil :-P ... nur mal so als Tipp ...

So long ...

Themenstarteram 21. Januar 2008 um 11:24

Naja, naja,

ganz so ist es dann doch nicht, ich bin vom Fach, wenn es um Autos geht und die beiden Querlenker und der Zahnriemen waren beim Kauf bereits preislich einkalkuliert. Elektronikfehler kann man nicht kalkulieren - das war einfach Pech. Das verklemmete Handbremsseil ist ein typischer Accord(CB7, CB8)mangel, wie ich inzwischen weiß. Der Rest sind Verschleißteile, die im Laufe von fünfzigtausend Kilometern halt anfallen.

Vor zwei Jahren habe ich nirgendwo bei mobile oder beim Scout ein vergleichbares Auto mit ähnlicher Ausstattung gesehen, das auch nur annähernd für 3500 zu haben gewesen wäre. Mittlerweile sind mehr gut ausgestattete Modelle in die Jahre gekommen, deshalb ist jetzt die Auswahl größer. Aber bei seriösen Händlern sind solche Angebote immer äußerst dünn gesäht und Verschleißteile umfasst keine Gebrauchtwagengarantie, alles Übrige anteilig, prozentual in Abhängigkeit von der Laufleistung.

Was ich mit der Geschichte sagen will? Dies hier ist das Hondaforum, es geht um meinen Honda und meine Beurteilung des Fahrzeugs Accord CB8/CB7, für jemanden, der sich für so ein Auto interessiert, mit ein paar Teilepreisen und ein paar Schwachpunkten. Also auch ein bischen Kaufberatung. (Z.B: Man wechsle beim Zahnriemenwechsel die Wapu mit ...)

Grüße: Markus

am 21. Januar 2008 um 21:15

nur daß man von dem fragment, was du gekauft hast nicht auf die restlichen zurückschließen kann. ich hab 3 jahre bei honda geschraubt, aber ein auto in so einem desolaten zustand (selbst mit deutlich mehr km) ist mir da nicht untergekommen.

der war halt schon ruiniert, bevor du ihn gekauft hast. schade drum, gerade weil es ein sehr seltenes modell ist denke ich. hätte mir auch fast einen geholt mich dann aber für die nachfolger limo entschieden, weil die angebotenen alten aerodeck ziemlich runter waren oder über 300tkm auf der uhr hatten.

ed6

Themenstarteram 22. Januar 2008 um 8:06

Hi,

vom Nachfolger hatte ich mir auch welche angeschaut, aber die waren alle dermaßen rostig, daß ich von denen Abstand genommen habe. Außerdem gefällt mir der CB8 besser und mit den 5000 (?) Stück, die nach Deutschland importiert würden, ist er super exclusiv. :-) Ich habe in der Zeit, die ich das Auto gefahren habe, gerademal zwei andere Leute mit so einem Aerodeck getroffen.

Der desolate Zustand ist ja nicht auf einmal eingetreten. Die vielen Fahrwerksmängel zum Schluß (Das Fahrwerk war mit Ausnahme der beiden oberen Querlenker beim Kauf ja in Ordnung.) führe ich auf die Tieferlegung und die breiten Schlappen zurück. Außerdem hatte ich oft einen Anhänger am Auto hängen, was den Verschleiß auch deutlich beschleunigt. Als Zugfahrzeug würde ich mir auch nie wieder ein tiefer gelegtes Auto kaufen. Wie oft ich irgendwo aufgesetzt habe, vor allem mit der Anhängerkupplung und dem Mittelschalldämpfer, habe ich gar nicht gezählt. Und wenn der Anhänger voll war und die Stützlast wirklich mal in Richtung 75 kg ging, war jede Bodenwelle ein funkensprühendes Ereignis.

Grüße: Markus

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