Turbobenziner mit extrem viel Kurzstrecke, danach immer 1x Ruckeln und Qualmen bei Vollgas - warum?

[mat619]

Bereits seit einer Weile beobachte ich ein merkwürdiges, bislang ungeklärtes Phänomen mit dem Fiat Linea 1.4 T-Jet meiner Frau... hoffe jemand von euch kann sich einen Reim darauf machen.

Der Wagen muss ein sehr ungünstiges Fahrprofil erdulden: Über Wochen extrem viel Kurzstrecke (2-3x am Tag ca. 3-10 km), gefolgt von Tagen mit ordentlich langen, mehrstündigen Strecken, bevor der Kreislauf von neuem beginnt. An sich scheint das für ihn kein Problem zu sein, abgesehen natürlich vom suboptimalen Verbrauch und überdurchschnittlicher Belastung der Batterie läuft er einwandfrei - aber:

Immer wenn man nach den Kurzstrecken-Phasen zum ersten mal mit Vollgas beschleunigt, i. d. R. beim Auffahren auf die Autobahn für die langen Strecken, ruckelt er 1x kurzzeitig Leistung verlierend bei hoher Drehzahl und stößt dabei für eine Sekunde ordentlich hellen Qualm aus dem Auspuff aus. Beim erstmaligen Erleben dessen dachte ich mir beim Blick in den Rückspiegel "oh shit, da geht wohl die Kopfdichtung dahin", aber nein: Es bleibt stets bei dem einen Wölkchen und Ruckler! Der Motor rennt anschließend unbeirrt mit voller Leistung auf der Autobahn, qualmt nicht, ruckelt nicht mehr, Verbrauch geht zurück wie man es erwarten würde... alles wunderbar, bis nach der nächsten Kurzstreckenphase. Dann wiederholt sich das Spielchen reproduzierbar. Mein zweiter Gedanke war "Öldichtung vom Turbolader?" aber zumindest schlägt es sich nicht in spürbarem Mehrverbrauch an Öl nieder, wie ich in dem Fall erwartet hätte.

Bei der letzten Inspektion haben wir den Meister unserer echt guten Fiat/Alfa Werkstatt darauf angesetzt, doch er konnte trotz umfangreicher Probefahrten und Begutachtung unter der Haube keine Erklärung finden; bescheinigte dem Motor beste Gesundheit.

Vielleicht hat jemand von euch, der in Motorentechnik fit ist, eine Erklärung dafür?

[nebukatonosor]

Bin zwar keine Motorentechniker aber vom Gefühl würd ich sagen , nach langen Kurzstrecken gejuckel würd ich nicht gleich Vollgas geben. Ich würde den Motor erstmal langsam freibrennen bevor ich Feuer geb.

[mat619]

Keine Sorge, er ist bereits warmgefahren, wenn er auf der Autobahnauffahrt erstmalig Bodenblech abgefordert bekommt. Hat zu dem Zeitpunkt die Durchquerung einer kleineren Stadt und etliche Kilometer Bundesstraße mit 120 km/h hinter sich, auf die er stets behutsam mit etwa Halbgas und maximal ~3500 RPM drauf beschleunigt wird.

[85mz85]

Könnte auch sein, das sich Wasser im Auspuff sammelt und bei der hohen Belastung schlagartig verdampft oder mitgerissen wird, was den Auspuff kurzfristig verengt und einen höheren Abgasgegendruck erzeugt, was der Motor mit Rucken quittiert.

[mat619]

Interessanter Gedanke... Aber kann sich Wasser denn tatsächlich irgendwo im Auspuffsystem über ~15-20 Minuten halten, bei den Abgastemperaturen? Hätte angenommen eher nicht, sind ja doch konstant etliche 100°C da drin, selbst kurz nach dem Start.

Abgasgegendruck erschiene mir plausibel - müsste sich dann doch eigentlich auch in einem schlagartigen Abfall des Ladedrucks vom Turbo bemerkbar machen, weil dessen Überdruckventil kurzzeitig abbläst, oder? Muss mal versuchen die Anzeige dabei zu beobachten.

[Turboloewe]

Ich würde öfter den Olstand kontrollieren: Bei Kurzstreckenbetrieb kann es durch Benzin und Kondenswasser im Öl zu einer "Vermehrung" kommen. Bei der ersten Fahrt mit Erwärmung und höherer Drehzahl verdampfen Benzin und Wasser aus dem Öl wieder und werden über die Kurbelgehäseentlüftung dem Motor auf der Saugseite zugeführt. Da kann auch mal ziemlich viel auf einmal sein, zumal wenn der Ölpegel vielleicht schon deutlich erhöht ist. Dann packt das die Entlüftungsfunktion möglicherweise nicht ganz und Öl oder Wasser kommt z.T. flüssig in die Ansaugung und verursacht Ruckeln und Qualm. Habe ich so an einem Lancia 1,8 Turbo erlebt. Abhilfe: Länger warmfahren vor Volllast und hoher Drehzahl.