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DAB - Auf dem absteigenden Ast oder die Zukunftstechnolgie?

Audi A6 C6/4F
Themenstarteram 2. September 2007 um 17:25

Hier im Forum sind ja viele der Meinung, dass das digitale Radio (DAB) seine besten Tage schon gesehen hat und in absehbarer Zeit abgeschaltet wird.

Nun gibt es aber eine Weiterentwicklung: DAB Surround.

Lt. diesem Link soll es DIE Zukunftstechnologie sein: Klick mich

Das schöne: Es ist abwärtskompatibel zum bisherigen DAB.

Was meint Ihr: Top oder Flop?

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34 Antworten

Hallo in die Runde,

 

vielleicht kann ich zur Erhellung etwas beitragen, da ich mich beruflich von Senderseite intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen muss. Die DAB-Problematik ist ziemlich schwierig und liegt in den unterschiedlichen Interessen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, den privaten Anbietern, der Endgeräteindustrie, der BNetzA und den Ländern (Politik und Landesmedienanstalten) begründet.

 

Wir haben in Deutschland einen funktionierenden UKW-Markt mit funktionierenden Geschäftsmodellen. Es gibt zudem aufgeteilte Märkte - zwischen den Ländern und den Anbietern im dualen Rundfunksystem (also privat und ö-r). Die Digitalisierung birgt für Rundfunkanbieter Risiken. Beispiel: Gropbritannien. Die Digitalisierung brachte ein Mehr an Programmen, aber die Werbeerlöse blieben weitgehend konstant. Hieraus resultierten höhere Kosten, ohne dass neue Hörer generiert werden konnten oder auch höhere Erlöse erzielt wurden. Dies kann eine extistenzielle Bedeutung für Unternehmen haben.

 

Warum also dieses funktionierende Modell auf´s Spiel setzen? Auf den Automarkt übertragen hieße das: Warum sollte Audi eine Technologie anbieten, bei der die Umstellung viel Geld kostet, ohne dass es einen positiven wirtschaftlichen Effekt gibt und es wirtschaftlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll ist (Beispiel: Audi hat sehr lange mit der Umstellung von Pumpe-Düse auf Common-Rail gewartet).

 

Bislang gab es zudem zu wenig Kapazitäten. Die hier angesprochene Leistungsbeschränkung gilt übrigens nur für den Kanal 12 im Band III. Zudem gab es relativ wenig Kapazitäten. Die sind seit der RRC 06 (Regional Radiocommunication Conference) beseitigt. Es gibt für Deutschland mehrere Szenarien. Man spricht hier von sog. Bedeckungen. Angedacht sind zur Zeit unterschiedliche Varianten. Welche es wird, ist noch nicht ganz klar. Nach DAB+ würde dies in der Theorie bedeuten, dass es ca. 20 bundesweite Kapazitäten, 20 landesweite Kapazitäten und 20 regionale plus Restkapazitäten in Ballungsräumen geben würde plus einen ö-r Multiplex mit 20 Kapazitäten (=80 bis 100 Hörfunkprogramme oder wenn mit DMB in einem Multiplex genutzt weniger Hörfunk, dafür diverse Handy-TV Kanäle oder Datendienste). Plus die jetzigen UKW-Programme. Offene Fragen: Wer betreibt die Multiplexe, gibt es Plattformbetrieb und wenn ja, wer macht es? Jeder kann sich ausrechnen, dass der wirtschaftliche Betrieb von sovielen Programmen kaum noch möglich ist. Für die ö-r werden die Gebühren nicht reichen und den privaten Anbietern fliegen die Geschäftsmodelle um die Ohren. Dazu kommen noch einmal rund 300 Millionen UKW-Altgeräte hinzu, die weitergenutzt werden.

 

Die Politik plant bundesweite Angebote, die auch von den großen Sendergruppen (Regiocast, RTL Radio Deutschland, NRJ, Digital 5) angedacht sind - ob realistisch, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Dazu wird des regionale Angebote geben. Ob es landesweite Programme gibt, ist ebenfalls möglich. 

 

Zum Standard: Der jetzige DAB Standard wird es mit an Sichterheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Dieser basiert auf MPEG 1 Layer 2 und ist reichlich in die Jahre gekommen. Von Ländern und diversen Rundfunkanbietern ist angedacht, dass es für Hörfunk DAB+ (MPEG 4) werden soll. Der vom VPRT geforderte Standard DMB wird kommen, aber eher für Handy´s; ebenso wie DVB-H. DVB-T wird es eher nicht. Wahrscheinlich sind auch sog. Hybrid-Empfangsgeräte. Die Geräte werden künftig updatebar sein, wie z.B. die Terratec und Pure USB-Empfangssticks.

 

Problem: Von den o.g. Technologien (insbesondere DAB+) gibt es noch keine Endgeräte. Es wird zwar diskutiert, dass die jetzigen DAB-Programme vorläufig über den alten Standard ausgestrahlt werden, aber alle neuen Programme via DAB+ kommen.

 

Die Frage, ob Hörfunk (ich würde eher von Audionutzung sprechen) digital wird, würde ich bejahen. Ein Abschalttermin von UKW wird es so nicht geben (auch wenn dies in einigen Landesmediengesetzen steht; allerdings mit "Hintertürchen"). Es wird also analoge Programme von heute auch weiterhin geben und zusätzlich digitale Programme, wahrscheinlich in DAB+ Standard. Sicher ist, dass es der jetzige Standard DAB nicht wird. Ob ich ein DAB-Gerät nach dem derzeitigen Standard ordern würde, lasse ich lieber offen ;-). Dadurch, dass jetzt aber Geräte mit altem Standard in den Markt kommen - so schräg es klingt - wird der Durchbruch von DAB noch schwieriger.

 

Ich hoffe, dass ich ein wenig zur Aufklärung beitragen konnte und vielleicht gibt es auch ein wenig Verständnis dafür, warum die Sache mit DAB so schwierig ist...

 

 

 

 

Vielen Dank für den hervorragenden Beitrag. Ein konkreter und sauberer Ausblick auf die zukünftige Entwicklung. Das ist halt das 4F Forum :D. Blieb noch eine Frage offen.

 

Wird man zum gegebenen Zeitpunkt die bestehenden DAB Stg. in den Audis per Software "aufrüsten" können oder ist DAB+ gänzlich anders geartet wie der Vorgänger und das Stg. muss ggf. getauscht werden. Und abschließend noch die Frage nach dem geschätzten Zeitraum der Einführung von DAB+. Schließlich muss ich ja ggf. auf das neue Stg. sparen. ;)

 

Viele Grüße und Danke für die Antworten vorab.

Jens.

Themenstarteram 8. September 2007 um 9:34

@campus1974: Vielen Dank für Dein ausführliches und interessantes Posting.

Was syncromaniac anspricht würde mich auch brennend interessieren: Werden jetzige DAB Geräte ohne grösseren Aufwand aufrüstbar sein zu DAB+? Oder wird man das komplette Radio austauschen müssen (oder überhaupt können)?

Die jetzigen DAB Geräte sind nach meinem Kenntnisstand nicht aufrüstbar. Man müßte wohl die Chips oder die Steuergeräte austauschen. Wer die Kosten trägt ist unklar. Ich vermute der Kunde. 

 

Die künftigen DAB+ Endgeräte (auf der IFA gab es erste Ankündigungen) werden abwärtskompatibel sein, also auch mit der alten Codierung klarkommen. Umgekehrt leider nein. Die künftigen Geräte, die auf MPEG 4 basieren, werden auch z.T. updatebar sein. Die Endgeräteindustrie hat erkannt, dass Standards auf Grund der fortschreitenden Entwicklung nicht von Dauer sind (wie UKW über 50 Jahre). Das Fraunhofer Institut arbeitet z.B. am MPEG 7 Standard. Da die Endverbraucher nicht bereit sind, ihre Geräte immer auszutauschen, ist der Weg via Updates durchaus plausibel, da der Endverbraucher dies von seien Computerprogrammen auch kennt.

 

Die neuen Programme sollen in einem Big Bang (dann auch in einem neuen Standard) kommen. Bis dahin dauert es aber noch etwas. Die Länder müssen Anfang 2008 bei der BNetzA ihren Bedarf für Rundfunk anmelden. Hier stimmen sich die Länder zur Zeit mit den privaten und ö-r Veranstaltern ab. Eine Ausschreibung soll Mitte kommenden Jahres erfolgen. Frühester Termin für einen Start soll Mitte 2009 sein. Ich vermute aber eher, dass es später wird.

 

Ein Trost für die Alt-DAB-Gerätebesitzer: Bis dahin wird der jetzige Standard von DAB weiterlaufen. Vielleicht steigt noch der ein oder andere Anbieter aus Kostengründen aus, wenn die Förderung wegfällt. Ob danach die bisherigen Programme, die über den jetzigen Standard ausgestrahlt werden, noch dauerhaft senden, ist unklar - dazu müßte man in die Glaskugel gucken... Also bis Mitte 2009 wird relativ wenig passieren; evt. verschwinden ein paar Programme.

 

Unklar ist mir, warum Audi und  BMW jetzt damit massiv anfangen, auch in den unteren Modellreihen noch den alten Standard zu verbauen. Zumal die Preise (300 bis 450 Euro) recht deftig sind. Endgeräte in GB gibt es ab 29 Pfund; in D ab 79 Euro. Die Chips - selbst die Hybridchips, die DMB, DVB-H und DAB können, sind deutlich günstiger. Die hohen Aufpreise verhindern eine starke Gerätepenetration und zugleich müssen die "early adopters" die Sache ausbaden, da sie auf einer alten Technik sitzen. Leider ist es in der Vergangenheit so gewesen, dass Autohersteller, Endgeräteindustrie, Senderveranstalter, Telekom und Politik munter aneinander vorbei geplant haben. Mit Sicherheit auch eine Ursache dafür, dass DAB bislang eine Mißerfolgsstory war.

 

Sorry, wenn ich keine befriedigende Auskunft geben kann. Ich halte die Entwicklung momentan auch z.T. für nicht wirklich "gelungen".

 

Themenstarteram 8. September 2007 um 13:47

Zitat:

Original geschrieben von campus1974

Die jetzigen DAB Geräte sind nach meinem Kenntnisstand nicht aufrüstbar. Man müßte wohl die Chips oder die Steuergeräte austauschen. Wer die Kosten trägt ist unklar. Ich vermute der Kunde.

Natürlich - wer denn sonst?

Es wäre doch das erste mal, dass der Hersteller für so was aufkommen würde, wieso auch?

Aber nach Deiner Auflistung denke ich, dass man momentan noch beruhigt ein DAB-Gerät kaufen kann.

Und falls man in 4 Jahren den Wagen nicht sowieso austauscht, wird sich ein Update oder Austausch des Endgerätes (in welcher Form auch immer) durch die vorherige "lange" Nutzungsdauer auch rechnen.

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