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Seat Leon 3 (5F) Cupra 290 Test

11.05.2021 21:14    |   Bericht erstellt von 3Xodus

Testfahrzeug Seat Leon 3 (5F) Cupra 290
Leistung 290 PS / 213 Kw
Hubraum 1984
HSN 7593
TSN AMF
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 13800 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 3/2020
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von 3Xodus 4.0 von 5
weitere Tests zu Seat Leon 3 (5F) anzeigen Gesamtwertung Seat Leon 3 (5F) (2012 - 2020) 4.0 von 5
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Einleitung

Gut ein Jahr hat mich der Seat Leon Cupra nun begleitet und leider nähert sich nun der Moment des Abschiedes. Er hat bei mir ein nahezu makelloses Bild hinterlassen. Vor allem Motor, adaptives Fahrwerk und Bedienfreundlichkeit werde ich vermissen.

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Karosserie

4.0 von 5

Der Seat Leon bietet ein angenehmes Platzangebot für Passagiere und Gepäck, woran der Cupra - mit Einschränkung der recht voluminösen Schalensitze (optional verfügbar) - auch nichts ändert. Offiziell können 380 bis 1210 Liter verladen werden. Mit dem variablen Ladeboden (optional verfügbar) bleibt es zwar bei der recht hohen Ladekante, jedoch profitiert man dann vom geringen Stufenversatz sowie von der ebenen Ladefläche bei der geteilt umklappbaren Rücksitzbank, welche sogar über eine Mitteldurchreiche verfügt.

 

Die Sicht nach vorn wird durch die weit außen platzierten Seitenspiegel begünstigt, wodurch ein Sichtfenster zwischen ihnen und der A-Säule entsteht. Der Frontüberhang fällt kurz und flach aus. Insbesondere durch das serienmäßige PDC lassen sich unfreiwillige Kontakte vermeiden.

 

Wirklich gut gefallen mir die Materialen an Sitzbahn und Türverkleidung in Alcantara-Wildleder. Die Sitzwangen sind in Kunstleder mit "Carbon"-Applikationen ausgeführt. Das mit weißer Steppnaht kontrastierte Lederlenkrad fühlt sich auch nach einem Jahr noch wirklich gut an. Einzig die schwarzen Verkleidung in schwarzer Klavierlackoptik, die im gesamten Innenraum verteilt sind, empfinde ich als störend: Kratzeranfällig und schwer zu reinigen.

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Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + angemessenes Platzangebot
  • + gute Verarbeitung
  • + Kofferraum mit variablem Ladeboden (Option)
  • + gute Übersichtlichkeit nach vorn
  • + hilfreiche Heckkamera
  • + Alcantara
  • - breite C-Säule
  • - optionale Schalensitze schränken Fondbereich leicht ein
  • - schwarzer Klavierlack

Antrieb

4.0 von 5

Im Seat Leon Cupra der Generation 5F werkelt der 1984 cm³ große EA888 Gen 3 - und er macht seine Arbeit prächtig! Insbesondere mit hochoktanigem Sprit betankt - es werden mindestens 98 Oktan empfohlen, meinereins vertraute auf 102 Oktan - bietet er reichlich Kraft, Drehfreude und Durchzug. Trotz Otto-Partikel-Filter, welcher die Nennleistung von 221 kW (300 PS) offziell auf 213 kW (290 PS) reduzierte, sind gefühlt mehr als 300 PS anwesend. Manche Messungen vergleichbarer Fahrzeuge verlauten gar mehr als 320 PS. In meinem Fall sorgte es für einen unzweifelhaft guten Durchzugswert von lediglich 12,1 Sekunden von 100 auf 200 km/h. Bis auf 100 km/h vergehen trotz haftsuchendem Vorderradantrieb weniger als sechs Sekunden. Dabei entwickelt der TSI-Motor einen angenehm kernigen Klang, der über einen Sound-Aktuator im Sport- (50 %) oder Cupra-Modus (100 %) unterstützt wird. Im Cupra-Modus wird es meiner Meinung nach nur arg dröhnig. Für mich war daher oft genug der Sport-Modus der willkommende Kompromiss.

 

Das DSG (DQ381) schaltet im Sport-Modus schnell, aber nie ruckartig. In sportlicher Hinsicht wäre also noch mehr drin gewesen, aber sicherlich ist es förderlich für die Haltbarkeit. Bei niedrigeren Geschwindigkeiten im manuellen Schaltmodus - die Schaltwippen liegen immer zur Hand - fällt das ansonsten treffsichere Getriebe mit leichten Unsicherheiten auf. Einen vollmanuellen Modus gibt es nicht, denn bei zu niedriger Drehzahl wird stets automatisch runter-, bei Erreichen des Drehzahllimits stets hochgeschalten und bei Kickdown der niedrigstmögliche Gang angewählt.

 

Wirklich exzellent funktioniert die Arbeit des Getriebes im Eco-Modus. Dann kuppelt es bei Gaswegnahme ruckfrei aus - im Display erscheint ein "E" -, womit beachtliche Strecken mit Leerlaufdrehzahl ohne Antriebswiderstand gerollt werden können. Über die Schaltpaddel lässt sich das Leerlaufsegeln auch gänzlich ohne Brems- oder Gaspedal steuern: Links zupfen = Einkuppeln, rechts länger ziehen = Auskuppeln. Mir derlei Tricks behaftet, steht Überland die 5 oder gar eine hohe 4 vor dem Komma im Bordcomputer. Und man muss zwingend dazu sagen, dass der Bordcomputer verdammt genau berechnet. Nach meiner Erfahrung liegt die Abweichung irgendwo bei 0,03 bis 0,05 Litern zum angezeigten Wert. So genau kenne ich die Anzeige ansonsten nur vom Audi A4 B9. Wer gern sportlicher fährt und den Eco-Modus meidet, sollte sich mit Verbräuchen zwischen acht und zehn Litern arrangieren. Das ist nur fair, meiner Meinung nach.

 

Insgesamt liege ich bei einem Verbrauch knapp über 7,5 l/100 km, wobei ich mehrfach und wiederholt - eigentlich mit jeder Tankfüllung - den Motor gefordert und bis zur abgeregelten Geschwindigkeit von Tacho 260 getrieben habe. Es war stets eine Freude, den Motor in die höheren Drehzahlen zu jubeln, obgleich er bereits ab 2000 U/min angenehm durchzog und spätestens ab 3000 U/min alle Dämme brechen. Beim Abtouren im mittleren Drehzahlbereich gibt es im Sport- oder Cupra-Modus künstlich arrangiertes Ploppen aus dem Auspuff, welches mal dezenter, mal lauter ausfällt. Bei diesen Fahrleistungen darf sich der Cupra etwas pubertäres Verhalten durchaus erlauben. Optisch sieht man es ihm nämlich ganz und gar nicht an, was in ihm steckt.

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Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + sehr elastischer, drehmomentstarker TSI-Motor
  • + Drehfreude bis 6800 U/min
  • + effiziente Verbrauchswerte
  • + kerniger Motorklang
  • - DSG mit leichten Unsicherheiten
  • - leichte Anfahrschwäche
  • - manuelles Schalten mit leichter Verzögerung und automatischen Eingriffen
  • - mit 50 Litern etwas knapp bemessener Kraftstofftank

Fahrdynamik

4.5 von 5

Ultrawendig und agil ist der Seat Leon 5F als Produkt der Kompaktklasse natürlich nicht, aber die direkte Lenkung fördert zumindest das Gefühl. Über den Fahrmodusschalter lässt sich das Lenkmoment nach eigenen Vorlieben anpassen (Cupra = straff, Sport = moderat straff, Comfort = leichtgängig). Auch wenn sich der Fahrspaß sicherlich noch steigern lässt, so agiert der Cupra hier auf einem hohen Level.

 

Allgemein ist die Abstimmung sehr solide und sicher abgestimmt - vor allem mit dem ESC (Stabilitätskontrolle) im Standardmodus. Etwas quirliger wird es mit ESC Sport. Dann allerdings nerven die Warnleuchten im Cockpit und die Fahrassistenzsysteme (Notbremsassistent, Lane Assist) an Bord werden nicht weiter unterstützt. Die elektronisch gesteuerte Vorderachsdifferenzialsperre weiß ein Untersteuern in der Regel gut zu verhindern, während bei kurzer Gaswegnahme gern mal das Heck leicht eindreht. Alles easy kontrollierbar und daher so entspannt - auch auf der Rennstrecke.

 

Und das ist dann auch das Stichwort, wenn es um die Beschleunigung geht. Hell yeah, da geht was! Selbst im absoluten Serienzustand kleistert der Durchzug selbst mir als verwöhnten Möchtegern-Rennfahrer ein Grinsen ins Gesicht. Inwiefern hier guter Sprit (Ultimate 102) einen Anteil hat, überlasse ich dem Reich der Fabeln und Märchen. Da es stets ein gutes Gefühl gab und ich nichts von der Performance missen wollte, blieb es dabei. Getrübt wird die schiere Antriebskraft lediglich von der stark eingeschränkten Traktion. Bis in den dritten Gang hinein kann die Vorderachse - je nach Untergrund und Reifen - überfordert sein. Ab knapp unter 100 ist dieses Manko allerdings in Rauch aufgelöst und es geht sehr stramm bis 230 km/h. Dann wird der 6. Gang angewählt und der Cupra kämpft sich auf abgeregelte Tacho 260 (GPS 256-264 km/h). Der 7. Gang dient einzig und allein der Drehzahlsenkung und Spritersparnis.

 

Was gut nach vorn geht, muss auch wieder zum Stehen kommen. Und ja, das tun sie durchaus. Den Bremsen fehlt es jedoch etwas an Bissigkeit. Bei längeren Standzeiten neigen sie leider zum Festgammeln, was durch Feuchtigkeit massiv beschleunigt wird. Bei den hinteren Bremsscheiben, die chronisch unterfordert werden, können sich recht zügig Riefen bilden.

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Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + sehr direkte Lenkung
  • + agiles Fahrverhalten
  • + sehr sicher abgestimmtes Fahrwerk mit leichtem Lift-off-Oversteer
  • + Bremsen mit ausreichendem Druckpunkt und Verzögerung
  • - eingeschränkte Traktion
  • - Qualität der Bremse ausbaufähig

Komfort

3.5 von 5

Das DCC-Fahrwerk ist - ich hatte es eingangs schon erwähnt - eines der größten Punkte, die ich vermissen werde. Die Spreizung fällt hier deutlich größer aus als noch beim Ibiza. Die härteste Stellung ist auch wirklich straff, während die komfortabelste Stellung einen angenehmen Komfort mit nur noch leichter Stuckerneigung bietet. Eine Sänfte wird der Cupra mit der serienmäßigen 19"-Bereifung nie, aber man kann eigentlich nicht darüber klagen. Die Zahnfüllungen bleiben drin.

 

Einen Teil des Komforts erfüllen außerdem die für mittelschlanke Personen wie mich wunderbar passenden Schalensitze. Nein, es sind nur offiziell Schalensitze, denn die Wangen sind aus einem sehr weichen, dehnbaren Material geschaffen. Hat man nicht gerade einen BMI von 30 oder mehr, sitzt man bequem und ungepresst darin. Auch längere Strecken (ca. 500 km) halte ich gut darin aus, obwohl eine Lordosenstütze fehlt und mein Rücken sehr wehleidig ist.

 

Die Bedienung erfolgt über ein großes Touchdisplay, über welches man per Touch in die einzelnen Untermenüs kommt. Direktwahltasten wie beim Ibiza fehlen leider und so außerdem auch der Drehknopf für den Kartenzoom. Will man nun den Zoom verändern, wird es fummelig. Der Bildschirm bleibt nicht lange sauber. Auch die Sprachbedienung ist nicht ohne Mängel. Manche Instruktionen versteht die nette Dame trotz Hochdeutsch einfach total falsch, weshalb manchmal nur ein genervtes "Abbruch" hilft. Einzig die Anweisung "nach Hause" könnte man auch volltrunken und mit Dialekt diktieren. Die Heimadresse wird zu 100 % sicher angesteuert.

 

Leichte Klapper- und Knarzgeräusche konnte sich mein Fahrzeug nicht verkneifen, aber extrem nervig war es nie. Im Zweifel hat es der Motor oder die Soundanlage überspielt.

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Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + relativ weit gespreiztes DCC-Fahrwerk
  • + bequeme, haltstarke Schalensitze
  • + simple, strukturierte Bedienung
  • - teilweise unfähige Sprachbedienung
  • - leichtes Knistern und Klappern

Emotion

4.5 von 5

Der Seat Leon 5F ist nun schon so lange am Markt - seit Ende 2012 (Facelift Anfang 2017) - und mir gefällt er immer noch blendend. Dem etwas beliebig designten Nachfolger wiederum kann ich relativ wenig abgewinnen. Der Leon der dritten Generation kleidet sich sehr sportlich-elegant im halbdunklen, farblich akzentuierten Magnetic-Grau und ist damit im Straßenbild auch kein wirklich seltener Anblick. Wer auffallen will, liegt damit falsch. Einzig die ab Modelljahr 2019 verwendeten kupfernen Logos geben dem Kenner ein unmissverständliches Zeichen. Der CUPRA-Schriftzug fällt bei dunklem Lack nicht gerade ins Auge und auch das CUPRA-Logo an der Front fällt in Schwarz (ehemals hell mit rotem Akzent) kaum auf.

 

Das Image ist schwer zu bewerten, da aus dem einstigen Seat nun eine eigenständige Marke wird, die im Angesicht der kupfernen Elemente bereits der letzte Cupra Leon unter dem Markennamen Seat bereits nach außen gestrahlt wird. Zwei ovale Endrohre verkünden von der Potenz, wobei dies heutzutage eben auch nicht mehr wirklich etwas bedeutet. Für manche bleibt es ein Seat - ein billiger VW. Aus meiner Sicht ist Seat aber einfach das schönere, emotionalere Gegenstück.

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Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + bewährte Technik, emotionaler Auftritt
  • + immer noch frisches Design
  • + auch noch mit OPF etwas Klang, um auf die rund 300 PS aufmerksam zu machen
  • - im weitesten Sinne eine verkannte Größe

Unterhaltskosten

Verbrauch auf 100 km 7,5-8,0 Liter
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - Zündkabel durch Marderbiss (2x) (128 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Wer den Spagat aus Vernunft und Fahrfreude sucht, wird beim recht ausgefeilten Seat Leon Cupra fündig. Er bietet längs wie quer genug Fahrspaß und Temperament, ohne Platzangebot und Fahrkomfort zu vernachlässigen. Auch der Verbrauch spielt sich bei ausgewogener Fahrweise im günstigen Level ab. Die Bedienung ist - typisch VW - nahezu ohne Fehl und Tadel.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Bei falscher Behandlung oder unprofessionellem Tuning kann der EA888 seine Probleme bieten - der übliche Kolbenstegbruch oder weitere Schäden stünden dann auf der Agenda und der Fahrspaß wäre vertagt. OPF und DSG scheinen dem Leon Cupra zwar nicht wirklich zu schaden - ohne OPF und mit Handschaltung ist jedoch ein noch höherer Fahrspaß zu erwarten.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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