Wo gibt es noch die autogerechte Stadt

Liebe Gemeinde,

die Diskussionen im Verkehr+Sicherheit Forum werden leider stets von Auseinandersetzungen zwischen Fahrradfahrern und Autofahrern okkupiert. Statt um das eigentliche Thema geht es nach einigen Seiten nur noch darum, ob ein Fahrrad auf der Straße fahren darf oder ob dieses Verhalten eine vermeidbare Behinderung oder Nötigung darstellt oder ob Fahrradwege sicher sind oder nicht.

Ich frage mich: gibt es eigentlich noch autogerechte Städte? Also Städte, in denen die Politik uns Autofahrern wohlgesonnen ist und nicht Autospuren in Radwege umgewidmet werden und nicht Parkplätze in Fahrradständer verwandelt werden, in der nicht Straßen künstlich verengt werden, um den Öffentlichen Nahverkehr zu fördern? Sondern tatsächlich Städte, in denen das Auto nach wie vor in der Stadtplanung präsent ist und die Stadtväter dafür sorgen, dass die Menschen mit dem Auto zum Einkaufen und zur Arbeit fahren können, ohne stundenlang im Stau zu stehen? In denen es tatsächlich noch breite Straßen und ausreichend viele Parkplätze gibt?

Ich kann aus eigener Erfahrung aus einigen Städten wie Hamburg, Berlin, Kiel, Hannover, Köln und München berichten, in der leider der gegenteilige Weg eingeschlagen wird. Dort versucht die Politik, das Auto aus der Stadt zu vertreiben, das mittelfristige Ziel soll wohl die autofreie Stadt sein, in der wir alle mit dem Fahrrad durch die Gegend eiern oder in überfüllten Bussen sitzen.

Drum frage ich: gibt es eigentlich noch die autogerechte Stadt?

Beste Antwort im Thema

Eine Stadt muß mobilitätsfreundlich sein, denn Mobilität gehört zur Lebensqualität. Das ist richtig, aber nicht dasselbe wie Autofreundlichkeit.

Zu jeder Tages- und Nachzeit ausreichende Straßenkapazitäten für das Prinzip Ein-Mann-ein-Auto vorzuhalten samt an jedem möglichen Start- und Zielpunkt möglichst 150 % Parkplatzkapazität (damit man nicht suchen muß) ist in gewachsenen deutschen Städten unmöglich. Es würde derart großflächige Eingriffe erfordern, daß die konsequent "autogerechte Stadt" – die übrigens hauptsächlich ein Wunschbild von Pendlern ist, die in den Speckgürtel gezogen sind – in keinerlei Verhältnis zu den Anforderungen steht, die neben der Mobiltät noch an die Lebensverhältnisse in Städten gestellt werden.

Die sogenannte autofreundliche Stadt wäre in letzter Konsequenz ein Gemisch aus Einfamilienhaussiedlungen und Supermarkt-Großparkplätzen. Es gibt viele Leute, die genau das nicht wollen. Und ich gehöre dazu.

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Zitat:

@Gurkengraeber schrieb am 9. Januar 2017 um 17:38:04 Uhr:


Leider gibts aber immer mehr Menschen wie Dich, so dass ich für die Zukunft schwarz sehe.

Durchaus möglich, dass Erwachsener seine Meinung in den letzten 5 Jahren etwas geändert bzw. angepasst hat.

Zitat:

@Gleiterfahrer schrieb am 10. Januar 2017 um 11:57:42 Uhr:


Durchaus möglich, dass Erwachsener seine Meinung in den letzten 5 Jahren etwas geändert bzw. angepasst hat.

erwachsen geworden?

Na, wohl eher dement ... Na echt. Ich erinnere mich weder weder, worauf sich der "Leichenschänder" bezieht, noch habe ich Lust nachzugucken.

Zitat:

@debiler schrieb am 9. Januar 2017 um 15:28:22 Uhr:


Als Umgebungs-Stuttgarter habe ich dazu eine ganz eindeutige Meinung: kein Mensch braucht eine "autogerechte" Stadt. Es müssen allerdings vernünftige Alternativen beritgestellt werden, um eine Stadt mobil zu halten. Genau das ist nämlich das Riesenproblem in Städten wie Stuttgart. Ich schildere mal meine Situation:

Ich fahre genau ein Mal die Woche nach Stuttgart. Montag Abends zum Basketballtraining. Ist auch alles trotz hohem Verkehrsaufkommen ganz gut machbar, denn ich brauche von meiner Arbeitsstelle (ca. 10km außerhalb) bis zur Sporthalle ca. eine halbe Stunde. Nach dem Training fahre ich in ca. 20 Minuten nach Hause.
So weit, so gut. Würde ich stattdessen die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, wäre ich mehr als doppelt so lange unterwegs und dank des "großartigen" Preismodells einen Zehner los. Zudem kommt es aufgrund regelmäßiger Verspätungen der Bahnen auch öfter dazu, dass man den Anschluss verpasst und dann halt noch mal eine halbe Stunde wartet. Sorry, aber das rechnet sich halt hinten und vorne nicht. Es macht eben nur dann Sinn, das Auto stehenzulassen, wenn man dadurch entweder Zeit oder Geld (oder im optimalen Fall beides) sparen kann. Ist aber leider zumindest hier nicht der Fall.

Der ÖPNV kann sich schlecht jeden anpassen und die besten Uhrzeiten treffen, um zur arbeit zu kommen finde ich es ast rein, natürlich sollte man immer die beste Verbindung suchen. Ich bin auch eine Zeitlang wo zwischen Bus ankunft und Bahn abfahrt knapp 5 Minuten dazwischen lagen, trotzdem in der Zeit (6-Monate) wo ich mit der Verbindung gefahren bin, hab ich nicht einmal den Zug verpasst. Glücklicherweise ^^
Man muss nun mal die Fakten in die Hand nehmen und sagen Stillstand ist nicht so Gesund wie Bewegung. Und ganz "nebenbei", das Beste, Unnötige 5km Autofahrten zu unterlassen, dankt dir die Welt...

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Autogerecht ist eh so eine Sache. Autogerecht für die Autos vor 20 Jahren oder in 20 Jahren? Denn da ist gerade viel in Bewegung.

Zitat:

@VWPassathighline schrieb am 13. Januar 2017 um 15:12:30 Uhr:



Zitat:

@debiler schrieb am 9. Januar 2017 um 15:28:22 Uhr:


Als Umgebungs-Stuttgarter habe ich dazu eine ganz eindeutige Meinung: kein Mensch braucht eine "autogerechte" Stadt. Es müssen allerdings vernünftige Alternativen beritgestellt werden, um eine Stadt mobil zu halten. Genau das ist nämlich das Riesenproblem in Städten wie Stuttgart. Ich schildere mal meine Situation:

Ich fahre genau ein Mal die Woche nach Stuttgart. Montag Abends zum Basketballtraining. Ist auch alles trotz hohem Verkehrsaufkommen ganz gut machbar, denn ich brauche von meiner Arbeitsstelle (ca. 10km außerhalb) bis zur Sporthalle ca. eine halbe Stunde. Nach dem Training fahre ich in ca. 20 Minuten nach Hause.
So weit, so gut. Würde ich stattdessen die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, wäre ich mehr als doppelt so lange unterwegs und dank des "großartigen" Preismodells einen Zehner los. Zudem kommt es aufgrund regelmäßiger Verspätungen der Bahnen auch öfter dazu, dass man den Anschluss verpasst und dann halt noch mal eine halbe Stunde wartet. Sorry, aber das rechnet sich halt hinten und vorne nicht. Es macht eben nur dann Sinn, das Auto stehenzulassen, wenn man dadurch entweder Zeit oder Geld (oder im optimalen Fall beides) sparen kann. Ist aber leider zumindest hier nicht der Fall.

Der ÖPNV kann sich schlecht jeden anpassen und die besten Uhrzeiten treffen, um zur arbeit zu kommen finde ich es ast rein, natürlich sollte man immer die beste Verbindung suchen. Ich bin auch eine Zeitlang wo zwischen Bus ankunft und Bahn abfahrt knapp 5 Minuten dazwischen lagen, trotzdem in der Zeit (6-Monate) wo ich mit der Verbindung gefahren bin, hab ich nicht einmal den Zug verpasst. Glücklicherweise ^^
Man muss nun mal die Fakten in die Hand nehmen und sagen Stillstand ist nicht so Gesund wie Bewegung. Und ganz "nebenbei", das Beste, Unnötige 5km Autofahrten zu unterlassen, dankt dir die Welt...

Lies doch noch mal, was ich geschrieben habe. Es geht mir gar nicht darum, eine optimal auf mich zugeschnittene Lösung zu bekommen.

Aber wenn ich durch das Bahnfahren ausschließlich Nachteile habe, dann macht es eben leider keinen Sinn. Die S-Bahn ist teurer, dauert für mich mehr als doppelt so lang und ist eben ganz und gar nicht zuverlässig, vor allem zur Rush-Hour. Wenn ich mit den öffentlichen zur Arbeit fahren würde, wäre ich mit Hin- und Rückweg 2 Stunden lang unterwegs im Vergleich zu den insgesamt 40 Minuten, die ich mit dem Auto brauche. Und wesentlich teurer ist es leider auch.

Zitat:

@debiler schrieb am 19. Januar 2017 um 15:46:04 Uhr:



Zitat:

@VWPassathighline schrieb am 13. Januar 2017 um 15:12:30 Uhr:


Der ÖPNV kann sich schlecht jeden anpassen und die besten Uhrzeiten treffen, um zur arbeit zu kommen finde ich es ast rein, natürlich sollte man immer die beste Verbindung suchen. Ich bin auch eine Zeitlang wo zwischen Bus ankunft und Bahn abfahrt knapp 5 Minuten dazwischen lagen, trotzdem in der Zeit (6-Monate) wo ich mit der Verbindung gefahren bin, hab ich nicht einmal den Zug verpasst. Glücklicherweise ^^
Man muss nun mal die Fakten in die Hand nehmen und sagen Stillstand ist nicht so Gesund wie Bewegung. Und ganz "nebenbei", das Beste, Unnötige 5km Autofahrten zu unterlassen, dankt dir die Welt...

Lies doch noch mal, was ich geschrieben habe. Es geht mir gar nicht darum, eine optimal auf mich zugeschnittene Lösung zu bekommen.

Das war auch nicht auf dich direkt bezogen, sondern nur Allgemein dazu geäußert. Wäre ja schön, wenn es für Jeden so eine optimal zugeschnittene ÖPNV Lösung gäbe.

Zitat:

@Gurkengraeber schrieb am 9. Januar 2017 um 17:38:04 Uhr:


Leider gibts aber immer mehr Menschen wie Dich, so dass ich für die Zukunft schwarz sehe. Aber es ist wie es ist. Im Verhältnis zu den Problemen in anderen Teilen der Welt werden wir es auf lange Sicht noch sehr gut haben hier, also warum aufregen. 🙂

Vielleicht deshalb, weil die Probleme in anderen Teilen der Welt auch unsere Probleme sein können? Im abgesoffenen Houston lässt sich aktuell besichtigen, wohin die autogerechte Stadt führen kann:

Zitat:

Zu schnell gewachsen ist in Wahrheit nicht Houston an sich, sondern die Zahl vollständig versiegelter Flächen. Das innere Stadtgebiet besteht zu fast zwei Dritteln aus Straßen und Parkplätzen. 65 Prozent aller verfügbaren Flächen sind für Autos reserviert. Allein für Parkplätze gehen 25 Prozent drauf. Für Parks 2,5 Prozent.
(...)
Der allgegenwärtige Asphalt und Beton verschärfen die Probleme, die Extremwetterlagen verursachen, besonders in den USA. In vielen US-Städten gibt es klare gesetzliche Vorgaben, wie viele Parkplätze jemand einrichten muss, der Wohn- oder Geschäftsräume baut. Also wird ständig weiterasphaltiert. Und wenn Wasser nirgends versickern kann, dann steigt das Überschwemmungsrisiko.

Quelle: Spiegel Online

Wer will so eine Stadt?

In Deutschland hat sich die Verkehrsfläche von 1992 bis 2015 um 10,1 % vergrößert. Es kamen 1660 km² hinzu (Quelle: Statistisches Bundesamt). Zum Vergleich: Rügen hat eine Fläche von 926 km². Immerhin, der Trend zur Versiegelung ist hierzulande inzwischen nicht mehr ganz so stark ausgeprägt wie früher.

MfG, Tazio1935

Versiegelte Fläche ist aber nicht gleich mehr Verkehrsraum/Straße. Auch ein Radfahrer fährt lieber auf Asphalt oder Betonpflaster. Fussgänger sind auch dankbar, wenn der Weg zum Markt ohne Gummistiefel gegangen werden kann.
Abgesehen davon lassen sich solche Flächen auch leichter reinigen.
Was ich damit sagen will: Versiegeln von Flächen muss nicht automatisch bedeuten, dass eine Stadt autogerecht gebaut wird.

Müsste man mal in die Statistik gucken, welcher Anteil am gesamten Zuwachs auf die Rad- und Gehwege entfällt. Ich rechne so mit Zehntelprozentpunkten.

Zitat:

@Gleiterfahrer schrieb am 4. September 2017 um 08:30:03 Uhr:


Was ich damit sagen will: Versiegeln von Flächen muss nicht automatisch bedeuten, dass eine Stadt autogerecht gebaut wird.

Stimmt, da hast Du Recht. Auch neue Autobahnen, Bundes- und Landstraßen außerhalb von Städten zählen zu versiegelten Flächen, fallen aber ebenfalls nicht unter "autogerechte Stadt".

Aber umgekehrt kann man sagen, dass eine autogerechte Stadt zwangsläufig mit viel undurchlässigen Flächen (Asphalt und Beton) einhergeht. Damit steigt die Gefahr von Schäden durch Überschwemmungen.

Das lässt sich sogar im Kleinen beobachten. Die angehängten Bilder habe ich im Juli per Zufall in Berlin gemacht, an einer ganz normalen, harmlosen S-Bahn-Unterführung. Da ist keine große Senke, obwohl die Fotos anderes vermuten lassen. Es gab Starkregen, Wasser konnte nicht ablaufen. Kenne die Stelle einigermaßen, sowas habe ich früher nie dort beobachtet.

Zitat:

@Erwachsener schrieb am 4. September 2017 um 09:48:31 Uhr:


Müsste man mal in die Statistik gucken, welcher Anteil am gesamten Zuwachs auf die Rad- und Gehwege entfällt. Ich rechne so mit Zehntelprozentpunkten.

Vermute, dass es mit einer bundesweiten Statistik schwierig wird, weil das Sache der Kommunen ist. Gefunden habe ich das hier:

Zitat:

Drei Prozent der Berliner Verkehrsflächen stehen den Radfahrern zur Verfügung, und das, obwohl der Anteil des Radverkehrs in Berlin auf 15 Prozent gestiegen ist. Pkw-Fahrer dagegen können 58 Prozent des Straßenraums nutzen, nämlich 39 Prozent auf den Fahrbahnen und 19 Prozent als Flächen zum Parken. Doch nur noch durchschnittlich 33 Prozent der Wege in der Stadt werden mit dem Pkw zurückgelegt.
Quelle: Die Welt

MfG, Tazio1935

2017-07-22-nr01
2017-07-22-nr02
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Weder kann ich dem TE mit der Forderung nach der "autogerechten Stadt" beipflichten, noch den ganzen Öko-Romantikern, die die gesamte Welt am liebsten in Plexi vergießen und zu ihrem Schutz hinter den Ofen setzen möchten.

Doch die Frage ist schon interessant: Wo muss man sich als Autofahrer nicht schief anschauen lassen? Wo hat man nicht das Gefühl, Verkehrsführung wird als Schikane betrieben?

Zitat:

@tazio1935 schrieb am 4. September 2017 um 11:09:23 Uhr:


...Drei Prozent der Berliner Verkehrsflächen stehen den Radfahrern zur Verfügung, und das, obwohl der Anteil des Radverkehrs in Berlin auf 15 Prozent gestiegen ist. Pkw-Fahrer dagegen können 58 Prozent des Straßenraums nutzen, nämlich 39 Prozent auf den Fahrbahnen und 19 Prozent als Flächen zum Parken. Doch nur noch durchschnittlich 33 Prozent der Wege in der Stadt werden mit dem Pkw zurückgelegt.
Quelle: Die Welt

Autos sind auch viel, viel größer als Fahrräder. 😛

Zitat:

@Blubber-AWD schrieb am 6. September 2017 um 17:34:09 Uhr:


Doch die Frage ist schon interessant: Wo muss man sich als Autofahrer nicht schief anschauen lassen? Wo hat man nicht das Gefühl, Verkehrsführung wird als Schikane betrieben?

Praktisch überall.

Zitat:

@Erwachsener schrieb am 6. September 2017 um 20:44:12 Uhr:



Zitat:

@Blubber-AWD schrieb am 6. September 2017 um 17:34:09 Uhr:


Doch die Frage ist schon interessant: Wo muss man sich als Autofahrer nicht schief anschauen lassen? Wo hat man nicht das Gefühl, Verkehrsführung wird als Schikane betrieben?
Praktisch überall.

Das halte ich für ein Wahrnehmungsproblemchen. 😉

Und selber so?

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