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Winterthema: Holzkreuze am Strassenrand

Themenstarteram 3. Januar 2010 um 17:29

Diese Thema läßt sich am besten ohne gegebenen Anlaß diskutieren. Daher ist gerade ein guter Zeitpunkt.

Es ist mir schon ein paar mal passiert, dass mich ein solches Gedenkkreuz, mit Foto und allem drum und dran, so abgelenkt hat, dass ich die Kurvenlinie völlig versaut habe, sprich, mich dadurch in eine kritische Situation gebracht habe. Zugegebener Maßen nicht oft, aber immerhin.

Häufig stehen diese Kreuze ja genau dort, wo sich der tragische Unfall ereignet hat. Und meist ist diese Stelle eben gefahrgeneigt. Sonst wäre da ja nix passiert.

Von daher bin ich eigentlich gegen das Aufstellen solcher Kreuze. Zumindest, wenn diese an solchen kritischen Stellen aufgestellt werden.

Vieleicht lasse ich mich auch einfach zu leicht ablenken. Ist euch das auch schon mal passiert oder seht Ihr das vollkommen anders?

Beste Antwort im Thema

Zitat:

damit möchte ich wirklich nicht abwertend klingen, aber ich weiss wirklich nicht was die menschen dazu ermutigt diese kreuze aufzustellen...

Junger Freund, verzeih den Ausdruck, Dummheit ist ein Recht der Jugend - was ich gar nicht abwertend meine (!).

Fälle kein Urteil, ohne dich zu informieren und Hintergründe zu kennen... aber auch ohne ist doch eines klar: Diese Kreuze sind für Menschen, denen der Tod einen geliebten Mitmenschen geraubt hat, eine wichtige Symbolik und haben eine für sie wichtige Funktion. Solche Gefühle, auch religiöse - welche nicht schwer zu erahnen sind - hat man zu achten, meinst Du nicht? ;)

 

Eine kleine Geschichte:

Ich fahre schon jahrelang (10?) fast täglich an einer Stelle vorbei, wo rund 30m neben der dort 4 spurigen Bundesstraße an einem Ackerranken eine kleine Trauerbirke steht. Unter ihren Zweigen blüht ein roter Rosenbusch und ein Kreuz ist zu erkennen, manchmal war ein Öllicht zu sehen. Ein irgendwie mystisch schönes Szenario. Nun, das hat mich nie weiter beschäftigt - auf der Höhe ist eine Einmündung, wirds wohl einen deftig abgeschossen haben - ich sah auch gar nicht mehr bewusst hin.

Letztes Jahr führte mein Blick - warum auch immer - wieder öfter zu dieser Stelle, bis mir auffiel.. das Kreuz war weg. Nunja, wayne.

Aber es beschäftigte mich, immer wieder, zog mich an und so... fuhr ich irgendwann in den Feldweg ein paar hundert Meter danach und spazierte zu dieser eigentümlichen Birke. Unter Gras versteckt, lag das abgefaulte Kreuz, ein halbverblichenes Sterbekarterl dran. Ein jüngerer Mann aus der Gegend, viel war nicht mehr zu erkennen. Ich steckte das Kreuz wieder aufrecht in den Boden und Gedanken wehten durch meinen Kopf....

Diese Birke, diese Rose... jemand muss diesen Menschen sehr geliebt haben, ihn sehr vermisst haben. Was war wohl geschehen? Ein Unfall, ein Suizid? Viele Jahre muss dieser leidende hinterbliebene Mensch dort versucht haben, dem Toten nahe zu sein. Saß er dort, als ich vorbeifuhr? Was mag er gedacht, an was mag er sich erinnert, was mag er gelitten haben? Aber warum endete das? Hat der Mensch dies verarbeitet, hat er ein neues Leben begonnen oder starb er gar selbst? War der Tote vergessen, dachte niemand mehr an ihn und starb er so quasi endgültig?

Und.... warum beschäftigte mich das?

Ich weiß es nicht... ich habe auch nie herausgefunden, was dort passiert ist... ich weiß nur: Es war jemandem wichtig, dass dieser Mensch nicht vergessen wird, dass man an ihn denkt... ich denke an ihn.

Dabei.. bin ich gar kein Kirchenmitglied. Ich bin Buddhist... damit evtl. sogar ein guter Christ... oder was auch immer. Ein Mensch eben... der Menschen mag, respektiert und toleriert.

Wer den Sinn des Lebens nicht sucht, der vergeudet sein Leben

Rationalisten u.ä. Typen mögen schon taff daherkommen... aber selbst das sollte niemals den Respekt und die Toleranz vor den Gefühlen, Traditionen und dem Glauben/Sinn anderer Menschen ausschalten. Denn dann... dann hast Du verloren.

Hör auf dein Herz, nicht auf kleinliche Ängste vor dem, was man nicht rational verstehen mag. Verstehen muss man es gar nicht, man muss es nur nachfühlen und tolerieren können. ;)

 

 

 

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Themenstarteram 3. Januar 2010 um 20:46

Interessante These. "Schlechtes Gewissen".

Ich krieg grad nicht den Bogen, warum das was mit der möglichen Ablenkung durch ein Holzkreuz, farbiges A4-Bild mit Unterschrift, frisches Blumengesteck und Grableuchte kurz hinter meinem Einlenkpunkt zu tun hat, aber wenn Du meinst.

Und über mein Fahrverhalten grübeln tät ich lieber vor der Gefahrenstelle und nicht in ihr.

Naja, bei schlechtem Gewissen fokussiert man ja eventuell auf äußere Aspekte, die u. U. in irgendeinem Zusammenhang damit stehen könnten.

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke

Hast du diese Menschen in den Gesprächen auch mal nach den Gründen ihres Verhaltens gefragt?

Ja. Zusammengefasst: Übersteigerte Verunsicherung aufgrund sensationsheischender Berichterstattung in den Medien;-)

Sampleman

Die Kreuze an sich stören mich nicht machen mir auch nichts aus.

Allerdings ist es bei uns auch so, dass dazu teilweise auch Grablichter mit dabei stehen.Und dann manchmal auch noch einige Meter neben der Strasse in der Pampa.

Ich bin wegen den roten Funzeln in der Nacht schon mal umgekehrt, weil ich dachte, die liegt ein Zweiradfahrer im Graben.:mad:

Andererseit hab ich die Befürchtung, das deswegen eventuell wirklich mal einer der einen Unfall hatte, einige Stunden unbemerkt im Graben liegen bleibt.

am 3. Januar 2010 um 21:38

was am rand der Kurve Steht interesiert mich nicht

ich achte nur auf den Gegenverkehr und wie der Ashalt aussieht ob schlaglocher oder Dreck

das einzige was mich ablenken kann sind verrückte die mir fast hinten rein fahren und ich vor Schreck schon fast das Bremsen vergesse dann muss ich schon mal Extrem weit runter

und wenn ich doch mal anfange etwas mehr nach rechts und links zu schauen dann fahr ich schon fast im Stehen durch die Kurve

und wenn ich langsam Fertig mit den nerven bin dann einfach mal eine schöne Ecke aussuchen und mal 5 - 30 Minuten einfach absteigen und entspannen

PS: Einmündungen, Tiere und Fußgänger sehe ich natürlich auch noch...

also ich denke man muss entweder ein befürworter solcher kreuze sein, oder eben nicht...

ganz erhlich: ich bins nicht...

ich kann auch nicht verstehen warum die menschen diese kreuze auch nur an straßen aufstellen?

ich habe solche kreuze noch nie im wasser schwimmen sehn oder so...

damit möchte ich wirklich nicht abwertend klingen, aber ich weiss wirklich nicht was die menschen dazu ermutigt diese kreuze aufzustellen...

bei meinen angehörigen würde ich sowas eher gerne für mich behalten...

ich fahre zwar erst seit kurzem motorrad, doch bin ich auch schon in den geschmack von diesen ablenkungsmanövern gekommen...als angehöriger würde ich es nicht verantworten können, wenn dadurch noch jemand in die gleiche situation kommt...

und warum kann man sowas eigentlich nur im straßenverkehr beobachten und nicht bei anderen todesfällen, wo menschen sterben...?

ich finde, man kann seiner verstorbenen auch anders gedenken...

ich denke im hinblick auf solche dummen abschreckungsplakate genauso...

man sollte sich auf die straße konzentrieren können...dadurch vermeidet man unfälle!

MFG

lupaxy

Soviele Kreuze stehen nun auch nicht rum, als dass sie imho für ein ernsthaftes Thema im Sinne von Risiko etc. taugen, egal was man dazu konstruiert.

 

Ermahnen wollen Hinterbliebene mit Kreuzen äusserst selten, das wäre auch makaber? Sie brauchen eben einen Ort, an dem sie sich mit dem Tod auseinandersetzen können... dort war dieser Mensch zuletzt, dort ist er gestorben, dort wollen sie ihm "nahe" sein - mit etwas Herz ist das imho leicht nachvollziehbar und verständlich.

Es ist Trauerarbeit, es ist Schmerz und dies wegen irgendwelchem konstruierten Pillepallegedöns nicht tolerieren zu wollen... DAS ist pietät- und gefühllos, wie arm im Herz muss man da sein?

 

Als Zeichen für andere ist das auch anders gemeint - wir sterben erst wirklich, wenn keiner mehr an uns denkt... und auf diese Weise soll der Gedanke/das Gedenken an den verstorbenen Menschen bei vielen erhalten bleiben und zufällig Vorbeikommende zum Gebet für diesen angehalten werden.

Das Marterl (Martyros > Blutzeuge) eben - eine rel. alte Tradition, die vielen Zwecken diente und je nach Region anders ausgebildet ist/Bedeutung hat.

In Bayern auch witzig umschrieben:

Hier ruhen unter Fels und Eis,

ein toter Bayer und a Preiß.

Wanderer kommst du des Wegs,

dann bete leis...

...sonst wacht er wieder auf,

der Preiß.

;)

Selbst bei wunderlich überlebten Unfällen werden gerne Marterl mit Votivbioldern aufgestellt.

 

Das Kreuz ist für Christen auch nicht Symbol für den Tod, es stellt in seiner Waagrechten die irdische Existenz dar und in seiner Senkrechten die himmlische... mithin die Verbindung beider, welche durch die Sünde unterbrochen wurde. Jesus stellt diese durch seinen Tod am Kreuz wieder her - es ist also Zeichen der Versöhnung, der Hoffnung (im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung). Ursprünglich war nebenbei das Zeichen XP oder ein Staurogramm das Symbol des Christentums. Jedenfalls ein Zeichen im positiven Sinne.

 

Nun, ich bin Buddhist... und kann trotzdem relig. Glaubensgefühle etc. achten - da sollte sich ein Christ doch leicht tun?

Imho spielt der Glaube da auch keine Rolle (im Kern gehts eh immer ums Gleiche), mit einem Herz in der Brust versteht und akzeptiert man sowas.. Humanität eben.

 

 

 

 

 

 

 

Zitat:

Original geschrieben von lupaxy

also ich denke man muss entweder ein befürworter solcher kreuze sein, oder eben nicht...

ganz erhlich: ich bins nicht...

ich kann auch nicht verstehen warum die menschen diese kreuze auch nur an straßen aufstellen?

ich habe solche kreuze noch nie im wasser schwimmen sehn oder so...

Diese Kreuze sind so genannte Materln und sie haben vor allem in katholischen Gegenden eine lange Tradition. Im Gegensatz zu Deinem Eindruck werden sie nicht nur an Straßenrändern aufgestellt, sondern auch an anderen Orten, wo Menschen auf unnatürliche Art und Weise ums Leben gekommen sind. Ich lebe in Bayern und habe schon Materln für verunglückte Bergsteiger, für Wasserleichen, sogar schon einmal für ein Mordopfer gesehen. Dass die Dinger sich an Straßen häufen, hat sicherlich in erster Linie damit zu tun, dass der Straßenverkehr heutzutage natürlich schon der öffentlich zugängliche Ort ist, an dem die meisten Menschen tödlich verunglücken.

Ich vermute mal, dass viele Menschen in anderen Gegenden vor allem die Sitte des Materlaustellens an der Straße adaptiert haben.

Sampleman

Zitat:

damit möchte ich wirklich nicht abwertend klingen, aber ich weiss wirklich nicht was die menschen dazu ermutigt diese kreuze aufzustellen...

Junger Freund, verzeih den Ausdruck, Dummheit ist ein Recht der Jugend - was ich gar nicht abwertend meine (!).

Fälle kein Urteil, ohne dich zu informieren und Hintergründe zu kennen... aber auch ohne ist doch eines klar: Diese Kreuze sind für Menschen, denen der Tod einen geliebten Mitmenschen geraubt hat, eine wichtige Symbolik und haben eine für sie wichtige Funktion. Solche Gefühle, auch religiöse - welche nicht schwer zu erahnen sind - hat man zu achten, meinst Du nicht? ;)

 

Eine kleine Geschichte:

Ich fahre schon jahrelang (10?) fast täglich an einer Stelle vorbei, wo rund 30m neben der dort 4 spurigen Bundesstraße an einem Ackerranken eine kleine Trauerbirke steht. Unter ihren Zweigen blüht ein roter Rosenbusch und ein Kreuz ist zu erkennen, manchmal war ein Öllicht zu sehen. Ein irgendwie mystisch schönes Szenario. Nun, das hat mich nie weiter beschäftigt - auf der Höhe ist eine Einmündung, wirds wohl einen deftig abgeschossen haben - ich sah auch gar nicht mehr bewusst hin.

Letztes Jahr führte mein Blick - warum auch immer - wieder öfter zu dieser Stelle, bis mir auffiel.. das Kreuz war weg. Nunja, wayne.

Aber es beschäftigte mich, immer wieder, zog mich an und so... fuhr ich irgendwann in den Feldweg ein paar hundert Meter danach und spazierte zu dieser eigentümlichen Birke. Unter Gras versteckt, lag das abgefaulte Kreuz, ein halbverblichenes Sterbekarterl dran. Ein jüngerer Mann aus der Gegend, viel war nicht mehr zu erkennen. Ich steckte das Kreuz wieder aufrecht in den Boden und Gedanken wehten durch meinen Kopf....

Diese Birke, diese Rose... jemand muss diesen Menschen sehr geliebt haben, ihn sehr vermisst haben. Was war wohl geschehen? Ein Unfall, ein Suizid? Viele Jahre muss dieser leidende hinterbliebene Mensch dort versucht haben, dem Toten nahe zu sein. Saß er dort, als ich vorbeifuhr? Was mag er gedacht, an was mag er sich erinnert, was mag er gelitten haben? Aber warum endete das? Hat der Mensch dies verarbeitet, hat er ein neues Leben begonnen oder starb er gar selbst? War der Tote vergessen, dachte niemand mehr an ihn und starb er so quasi endgültig?

Und.... warum beschäftigte mich das?

Ich weiß es nicht... ich habe auch nie herausgefunden, was dort passiert ist... ich weiß nur: Es war jemandem wichtig, dass dieser Mensch nicht vergessen wird, dass man an ihn denkt... ich denke an ihn.

Dabei.. bin ich gar kein Kirchenmitglied. Ich bin Buddhist... damit evtl. sogar ein guter Christ... oder was auch immer. Ein Mensch eben... der Menschen mag, respektiert und toleriert.

Wer den Sinn des Lebens nicht sucht, der vergeudet sein Leben

Rationalisten u.ä. Typen mögen schon taff daherkommen... aber selbst das sollte niemals den Respekt und die Toleranz vor den Gefühlen, Traditionen und dem Glauben/Sinn anderer Menschen ausschalten. Denn dann... dann hast Du verloren.

Hör auf dein Herz, nicht auf kleinliche Ängste vor dem, was man nicht rational verstehen mag. Verstehen muss man es gar nicht, man muss es nur nachfühlen und tolerieren können. ;)

 

 

 

Kreuz6
Kreuz5
Kreuz1
am 4. Januar 2010 um 0:55

Hallo tec-doc!

Du sprichst mir aus der Seele. Ich bin auch überzeugt, dass es heute das höchste Gut ist Andere und Anderes zu respektieren.

Warum auch immer jemand ein Marterl aufstellt, ob Kreuz, Stein oder Rosenstrauch, es ist ein Denkmal und da kann man ruhig mal denken, muss man nicht - aber man kann.

Warum muss heute immer zwischen richtig, falsch, erlaubt, verboten, störend oder angenehm entschieden werden.? Warum nicht einfach hinnehmen wie es ist.

Leben und leben lassen!

Wenn sich jemand an so einem Denkmal stört, dann vermutlich deshalb weil er sich nicht damit auseinandersetzen will, vermutlich kommen da irgendwelche Urängste durch, was ich nicht sehe, was ich nicht denke, was ich nicht weiß - das passiert mir auch nicht.

Für mich ist so was dann schlicht eine dumme Einstellung.

Du hast meinen Respekt für deine Trauerbirke-Rosenbusch-Kreuz Aktion!

Bei uns ist im Münchner Süden, 2009 im Herbst, in der Zeit während ich den A gemacht habe, eine junge Frau mit Ihrem Trike unter einen LKW gerauscht und war sofort tot. Wochenlang hat man noch die Unfallspuren, Öl, Kratzer, etc. gesehen. Jetzt steht in der Nähe im Feld ein Marterl mit Kerze.

Finde ich gut! Es ist weder störend noch beunruhigend, sondern wenn ich da vorbeifahre weiß ich was dort geschehen ist und hoffe dass der Freund, der Mann, der Vater, die Freundin, die Mutter dadurch und dort vielleicht Trost finden. Warum nicht?

Mahnung? Vielleicht auch! Und was soll daran schlecht sein? Ich bin sicher kein perfekter Biker und daher um jede Erfahrung bei der mir nichts passiert ist, froh! Ich lerne jeden Tag immer noch was dazu.

Wenn ich an dieser Stelle vorbei komme, ertappe ich mich manchmal, dass ich nach vorne schaue und feststelle: Jetzt bist Du verdammt nahe wieder am Vordermann dran und ich halte wieder etwas mehr Abstand!

Ewald

am 4. Januar 2010 um 8:29

Jetzt frag ich mich doch, ob ich blind bin - oder ob in anderen Gegenden unserer schönen Republik mehr Kreuze aufgestellt werden? Im tiefsten Bayern war ich bisher jedenfalls eher weniger unterwegs, habe mich da - sowohl mit dem Auto als auch mit dem Krad - eher auf den Südwesten beschränkt / beschränken müssen. Und mir fallen echt wenig Kreuze auf, obwohl ich speziell in Waldgebieten ständig das Straßenumfeld nach Viechern abscanne und so eigentlich auch Kreuze sehen müsste.

Mal noch eins an die Adresse der Lästerbacken: Es ist zwar manchmal erstaunlich, von was manche Leute abgelenkt werden können. Aber hat nicht jeder von uns irgend einen schwachen Punkt? Irgend etwas, durch das er sich besonders ablenken lässt? Ich verdrehe mir zum Bleistift regelmäßig den Kopf nach Raubvögeln. Nicht, weil ich ornithologisch besonders engagiert wäre, im Gegenteil. Aber diese elegante, kräftige Erscheinung... Da muss ich einfach hingucken.

Dass ich dadurch noch keinen Ärger hatte, liegt wohl daran, dass ich in anspruchsvollen Streckenabschnitten nicht wild durch die Gegend, sondern auf und neben die Straße schaue. Und da findet man eben für gewöhnlich keine Milane, Bussarde und Falken. Aber Kreuze... Wenn man dann auf dem Motorrad am Kurveneingang auch nur kurz abgelenkt ist, versaut es einem schon gewaltig die Linie.

Von daher kann ich das Thema recht gut verstehen. Dann von den Kreuzen zumindest nicht begeistert zu sein, hat für mich unter diesen Prämissen nichts mit Intoleranz zu tun.

Zitat:

Dann von den Kreuzen zumindest nicht begeistert zu sein, hat für mich unter diesen Prämissen nichts mit Intoleranz zu tun.

Warum gerade von Kreuzen? Wie siehts aus mit Bushäuserln, gelben Pipelinepfahlen, Rastbänken, Wanderern oder im Ausland evtl. einem Säulenkaktus? :confused:

Der nächste Jeck hat dann einen Faible für Eichhörnchen oder Jurakalkbrocken - sprich, sollten wir evtl. die Straßen mit hohen Wänden einsäumen?

Mir wird ganz flau im Magen, da stellts mir die Haare zu Berge... wenn ich höre, dass jemand zwar mit dem Bike wie Rossi ums Eck pflügt... aber wegen eines Kreuzes oder sowas die Kontrolle verliert - da sollte er evtl. besser langsamer durch die Welt (jaja, das ist eben die Welt) gondeln? :eek:

 

Ist es vielleicht eher so... dass manche ein ungeklärtes Verhältnis zu Kreuz und Tod haben? Vom Tod "nichts wissen wollen"? Heile Welt? Oder beim Biken mit Risikoverdrängung "arbeiten"? Muss darauf der Rest der Welt wirklich "Rücksicht" nehmen oder liegt der Fehler nicht eher bei diesen Leuten selbst? Was wollen wir denn noch ausblenden, damit unsere Welt eine schöne, heile Welt ist - alte Menschen, Gebrechen, Armut... oder tun wir das sogar schon tlw.? Denkt mal drüber nach... :)

 

Und nein - zunächst hat es nichts mit Ignoranz oder Dummheit zu tun, das stimmt.

Man sieht etwas, was man nicht kennt oder was einem pers. evtl. Unbehagen bereitet und was man nicht "einsortieren" kann.. ok, soweit normal. Nun gibts zwei Wege... man informiert sich über die Sache oder man nimmt sie eben hin. Kommt man pers. nicht damit klar, weil man ein gestörtes Verhältnis zu einem völlig normalen Teil des Lebens hat, muss man an SICH arbeiten... denn warum sonst sollte man jedesmal dabei erschrecken oder hinstieren?

Etwas nicht wissen ist nicht Dummheit, sich ggf. nicht der Möglichkeit des Lernens bedienen ist aber dumm und zuweilen ignorant.

 

Hat man sich darüber informiert... und immer noch ein Problem und will anderer Traditionen, Gefühle und Glauben nicht achten... dann reden wir langsam von Intoleranz, ja.

Informiert man sich gar nicht erst... reden wir langsam von Dummheit, richtig.

Und hat man ein pers. Problem mit Traditionen anderer bzw. realen Teilen des Lebens... und will diese aus der Welt verbannen statt an sich zu arbeiten... dann von Ignoranz, leider.

 

Wie gesagt - ich bin kein Katholik, aber ich respektiere den Glauben anderer und befasse mich sogar mit diesem. Es verwundert mich etwas, dass ausgerechnet wohl auch selbst Christen mit ihrem eigenen Glauben und seinen Traditionen ein Problem haben oder diese gar nicht kennen.

Ferner sei an GG Artikel 4 Punkt 1 und 2 erinnert... :)

 

Und aufgschaut... in Bayern, Teilen Österreichs, dem Alpenraum und katholisch geprägten Gegenden können einen auch (idR größere) Feldkreuze, Wetterkreuze, steinerne Bildstöcke oder gar ganze Kapellen an Wegesrändern "erschrecken" und ans Leben erinnern. Joa.. stehen auch oft in Kurven etc.... wir haben eben ne Menge davon :)

Es sind Traditionen, welche bis ins Mittelalter zurückreichen, dort dienten sie auch als Warnung vor Pestgräbern und als wichtige "Orientierungspunkte" (sind heute noch oft auf Wanderkarten verzeichnet).

 

Lest ruhig mal bisserl über Marterl nach, allgemein und wenn ihr wo vor Ort seid. Das ist sehr kurzweilig, man erfährt viel über die Gegend und oft sind Marterlsprüche sogar sehr amüsant. Und wer nicht beten mag.. das ist nicht schlimm, immerhin "denkt" man dort an den Verstorbenen und so schließt sich ein Kreis.

 

Hier liegt begraben mein Weib, Gott sei Dank

Ewig hat sie nur mit mir gezankt.

Drum lieber Wanderer geh weg von hier,

sonst steht sie auf und zankt mit Dir.

 

 

 

 

 

Zitat:

Original geschrieben von tec-doc

Ist es vielleicht eher so... dass manche ein ungeklärtes Verhältnis zu Kreuz und Tod haben? Vom Tod "nichts wissen wollen"? Heile Welt? Oder beim Biken mit Risikoverdrängung "arbeiten"? Muss darauf der Rest der Welt wirklich "Rücksicht" nehmen oder liegt der Fehler nicht eher bei diesen Leuten selbst? Was wollen wir denn noch ausblenden, damit unsere Welt eine schöne, heile Welt ist - alte Menschen, Gebrechen, Armut... oder tun wir das sogar schon tlw.? Denkt mal drüber nach... :)

Kleiner Hinweis: Nur weil andere Leute nicht Deiner Meinung sind, bedeutet das ja noch nicht zwingend, dass sie nicht genügend darüber nachgedacht haben;-)

Nun aber zum Punkt: Wenn ich meine "Irritation" über Todeswarnungen am Straßenrand mit den seelischen Bedürfnissen der Hinterbliebenen eines Unfallopfers in Relation setze, dann ist es durchaus so, dass ich sage: Sollen sie machen, wenn sie das brauchen. Ich als Agnostiker rege mich ja auch nicht mehr darüber auf, dass man in Bayern an jeder Ecke einen toten Mann am Kreuz hängen hat.

Kritischer sehe ich dagegen die Propaganda der Verkehrswacht am Straßenrand. Ein Plakat, auf dem etwas steht, ein Rudel weißer Hozkreuze in hoher Massierung, das erheischt meine Aufmerksamkeit (deshalb wurden die Dinger ja auch dort aufgestellt). Ich habe aber auf dem Motorrad keine Aufmerksamkeit zu verschenken, schon gar nicht an eine Organisation, die sich die Vermeidung von Verkehrsunfällen auf die Fahne geschrieben hat. Ich empfinde die permanenten Belehrungen a la "Fahr vorsichtiger, sonst stirbst Du" als ebenso unnütz wie belästigend. Ich glaube, ich fahre schon vorsichtig genug.

Dazu kommt, dass viele dieser Aktionen unter dem Gesichtspunkt des Kommunikationsdesigns her völlig unterirdisch ausgeführt sind. Es gibt Verkehrswacht-Propagandaplakate, bei denen man sekundenlang hinguckt, bis man endlich weiß, was sie einem eigentlich sagen wollen - und manchmal begreift man es auch gar nicht. Ich vermute mal, dass da haufenweise öffentliche Gelder auf Verbandsebene an irgendwelche Mitglieder verschoben werden, die sich dann diese Teile zusammenmauscheln.

In Deutschland gibt es - anders als in vielen anderen Ländern - ziemlich strenge Regeln, was das Aufstellen von Werbetafeln entlang der Fahrbahn angeht. Ich finde das gut, und ich möchte, dass das so bleibt, egal ob für McDonalds oder für Senioren in offenen Roadstern geworben wird.

Sampleman

am 4. Januar 2010 um 11:08

Zitat:

Original geschrieben von tec-doc

Warum gerade von Kreuzen? Wie siehts aus mit Bushäuserln, gelben Pipelinepfahlen, Rastbänken, Wanderern oder im Ausland evtl. einem Säulenkaktus? :confused:

Du hast Telefonzellen vergessen. Wegen den Dingern sind schon genug Unfälle passiert... Allerdings gehäuft, nachdem sie von Quitsche- Post- Gelb auf Telekomgrau mit rosa Hütchen umgestellt wurden. Ja, das Leben an sich ist halt nur dann einigermaßen übersichtlich, wenn man nicht zu schnell unterwegs ist. Sowohl auf der Straße als auch ganz allgemein.

Trotzdem bleibt die Frage, warum Gedenkstellen direkt an der Straße mitten in der Gefahrstelle anstatt vornedran sind.

Zitat:

Ist es vielleicht eher so... dass manche ein ungeklärtes Verhältnis zu Kreuz und Tod haben? Vom Tod "nichts wissen wollen"? Heile Welt? Oder beim Biken mit Risikoverdrängung "arbeiten"?

Lewellyn hat nicht geschrieben, dass er erschrickt. Nur dass er abgelenkt ist. Und mal ganz davon abgesehen - und auch ein wenig off topic, weil die Kreuze mir eben entweder nicht begegnen oder zumindest nicht auffallen - ich kläre meine Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, im Vorfeld. Wenn ich auf dem Bock sitze, brauche ich ganz sicher niemanden, der mich an meine Sterblichkeit erinnert. Würde mir ein wenig den Spaß versauen. Wenn ich denn die Kreuze sehen würde...

Zitat:

Ferner sei an GG Artikel 4 Punkt 1 und 2 erinnert... :)

Öh... Religionsfreiheit? Moment, Dr. Google... ja. Schande, irgendwann wusste ich das mal auswendig :( Okay, jetzt fangen die Interpretationen an. Ich interpretiere Marcus' Beiträge so, dass er dafür plädiert, die Kreuze von in der Gefahrenstelle nach vor die Gefahrenstelle zu verlegen. Und damit gehe ich grundsätzlich d'accord. Und sehe auch keine Kollision mit der freien Religionsausübung.

Es ist wohl auch kaum sinnvoll, das aufstellen von Kreuzen, Blumengebinden und Bildern an Unfallstellen gesetzlich zu reglementieren, was ja die logische Forderung eines "Anti-Kreuz-Jüngers" wäre. Aber vielleicht kommt mal jemand hier in die unangenehme Situation, so etwas einrichten zu wollen und kann als Anregung hier mitnehmen, das ganze örtlich so zu gestalten, dass andere Verkehrsteilnehmer quasi "rechtzeitig irritiert" werden? Das wäre dann ein Mahnmal im weltlichen wie im spirituellen Sinne.

llla

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