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Wer hat Erfahrungen mit WLA?

Themenstarteram 8. Mai 2006 um 19:15

Hallo,

wer kann mir Empfehlungen zu WLA´s geben? Hab letztens eine schön restaurierte für 6.800,-- Euro auf einem Oldtimermarkt gesehen. War im Army-Look mit vielen Neuteilen und äußerlich in erstklassigem Zustand. Hab damals aber was anderes gesucht und mich leider nicht weiter informiert. Im Internet werden die meisten WLA´s für 10 bis 12.000 Euro gehandelt.

Vor vier Jahren zu DM-Zeiten habe ich einige Bikes im Bereich von 10.000 bis 15.000 DM gesehen.

Meine Frage wäre jetzt, was wären für eine fahrbereite Maschine reelle Preise? Wo liegen Schwächen dieser Modelle auf die man unbedingt achten sollte?

Grüße

HD-Ali

Beste Antwort im Thema
am 9. Mai 2006 um 13:53

Hi,

meine WLA von 1946 hatte keine ausgesprochenen Erscheinungen von Materialermüdung. Dadrinn scheinen sich die neueren Baujahre von Harley ja offenbar zu unterscheiden ... wie auch immer.

Kurz was allgemeines zu dem Ofen:

Die kleinen (45" bzw. 750 ccm) Seitenventiler galten zu ihrer Zeit als extrem robuste und zuverlässige Reisemotorräder. Im Süden waren sie lange Zeit beliebter als die "neumodischen", kopfgesteuerten "Sport"-Harleys, denen man nicht so recht traute.

Unverwüstlich waren sie trotzdem nicht, weil sie keine hohen Dauerdrehzahlen verkraften. Das war bis in die 70er Jahre allerdings nichts außergewöhnliches.

Bei sonst originalen WLs heißt das, daß mit längerer Primärübersetzung bedenkenlos 80-90 km/h bei nicht zu heißem Wetter gefahren werden können.

Für eine etwa originale WLA gilt das allerdings nicht, denn die waren wegen der umfangreichen Ausrüstung sehr schwer und hatten außerdem eine geringere Verdichtung, damit die eifrigen GIs beim Jagen der Krauts den Motor nicht verheizten.

Allgemein können WLs in ziemlich grottigem Zustand sein und immer noch halbwegs gut anspringen. Selbst bei einem Höhenspiel(!) der Kurbellager im Millimeterbereich ist der Motor noch zu starten und gibt sogar noch etwas Leistung ab. Bei fortgeschrittenem Verschleiß der Zylinderlaufflächen wird der anspruchslose Motor auch gerne mal mit 90er Getriebeöl gefüttert, damit der Öltank nicht schon nach 100km leer ist.

Die Aussage "Läuft, rumpelt und fährt." ist also fast nichts wert!

Besondere Probleme fast aller Seitenventiler entstehen durch die mangelhafte Schmierung der Ventilschäfte: Die Schwerkraft treibt das Öl nach unten und von oben kommt keins. Die miserabele Wärmeableitung der Graugußzylinder tut ihr übriges.

Deswegen sind die Alu-Zylinderdeckel, die es seit dem Wettbewerbsmodell WLD gibt, sehr empfehlenswert.

Außerdem sind Black-Malonite-Ventile von Rowe und Graugußführungen ziemlich haltbar und reißen kein großes Loch in die Kasse.

Aprpops: Die Nockenräder neigen bei hohen Laufleistungen zu sogenannter "Pitting-Bildung". Das sind kleinere Ausbrüche aus der Härteschicht, die man besonders an den Nocken selbst findet. Weil die Nockenräder vergleichsweise teuer sind, wird mit Aus-Schweißen und Schleifen sowas gerne "repariert", hält aber nicht dauerhaft. Wenns zu übel wird, leidet die Ölpumpe. Statt der originalen Nockenräder passen auch dievon der K-Sportster. Etwas Leistungssteigerung bei einer extrem gefühlvollen Gashand steckt der Motor noch weg. Besonders das richtig teure Gehäuse ist gefährdet. Hier können nicht nur die Zylinder ausreißen, sondern auch im Bereich der Welle kann das Gehäuse zerbrechen. Die Erfahrung mußten viele machen, die die 900er Sportsterzylinder und auch verdichtungsmäßig nachgerüstet hatten.

Am Getriebe deuten Pittings auch auf fortgeschrittenen Verschleiß hin. Dafür ist es extrem einfach aufgebaut und läßt sich ohne Spezialwerkzeuge mit Mechaniker-Grundkenntnissen überholen. Ersatzteile sind auch hier relativ preiswert.

Der originale Linkert-Vergaser ist fast unverwüstlich, leicht einzustellen und funktioniert eigendlich immer allerbestens. ...wenn der abartige Verbrauch nicht wäre. Selbst ein 38er Dellorto ist eine ausgesprochene Sparbüchse dagegen. Mehr als einen 38er würde ich auch bei K-Nockenrädern nicht verbauen.

Mein Tip für eine relativ unproblematische WL, mit der man im normalen Landstraßenverkehr mitschwimmen kann:

Alu-Zylinderkopfdeckel,

gute Ventile in Graugußführungen,

Nockenräder o.k.?

Verdichtung auf etwa 8:1

12-V-Lima aus neuerem Modell?

moderner 36er oder 38 er Vergaser

Abgespeckt! Jedes Kilo zählt, denn es sind ohnehin viele.

Hinterrad mit Scheibenbremse und normalem Kettenrad - Dann sind auch 100km/h Dauer drinn.

Ansonsten viel Spaß.

Wenn Du einen halbwegs haltbaren Oldtimer aus den 30er oder 40er Jahren suchst, aber keine Unsummen ausgeben kannst, liegst Du in etwa richtig.

Über 100 km/h Dauergeschwindiglkeit halten bei diesen Baujahren eigendlich nur absolute Spitzenmodelle aus.

Wenn Du aber Oldtimerflair und für heute zeitgemäße Fahrleistungen suchst, dann laß es. Dann gibst Du ne Menge Geld aus, ärgerst Dich schwarz und hast nichts davon.

so long, rouleur

9 weitere Antworten
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9 Antworten
am 9. Mai 2006 um 6:05

Moin!

Ein entfernt Bekannter von mir hat eine WLA um 9000Euro erstanden...schönes Teil,angeblich runderneuert(Von der Lackierung her sicherlich)Nach ein paar Kilometern komisch klackerndes Geräusch...die Welle war gebrochen.

Das was bei WLAs wohl am häufigsten vorkommt,denke ich mir, ist wegen des meist sehr fortgeschrittenen Alters,Materialermüdung!

Meine E Glide ist ein Tschernobyl Baujahr(20 Jahre alt,heuer)und hier merke ich schon Materialermüdung bei kleineren Teilen(Schrauben reissen ohne grobe Krafteinwirkung ab,etc.)Also ist das bei einer über 50 jahre alten Maschine(Die WLA war ein 1942er Baujahr)doch um einiges wahrscheinlicher.

Sonst weiss ich nix drüber zu berichten...

sunburn

WLA

 

Hi ALi.

die Fa. motor-classics.de in Düsseldorf hat einen Erstklassigen WLA-Schrauber Tel. 0211 3983518 Mob.0163 4141313

 

Jojo

am 9. Mai 2006 um 13:53

Hi,

meine WLA von 1946 hatte keine ausgesprochenen Erscheinungen von Materialermüdung. Dadrinn scheinen sich die neueren Baujahre von Harley ja offenbar zu unterscheiden ... wie auch immer.

Kurz was allgemeines zu dem Ofen:

Die kleinen (45" bzw. 750 ccm) Seitenventiler galten zu ihrer Zeit als extrem robuste und zuverlässige Reisemotorräder. Im Süden waren sie lange Zeit beliebter als die "neumodischen", kopfgesteuerten "Sport"-Harleys, denen man nicht so recht traute.

Unverwüstlich waren sie trotzdem nicht, weil sie keine hohen Dauerdrehzahlen verkraften. Das war bis in die 70er Jahre allerdings nichts außergewöhnliches.

Bei sonst originalen WLs heißt das, daß mit längerer Primärübersetzung bedenkenlos 80-90 km/h bei nicht zu heißem Wetter gefahren werden können.

Für eine etwa originale WLA gilt das allerdings nicht, denn die waren wegen der umfangreichen Ausrüstung sehr schwer und hatten außerdem eine geringere Verdichtung, damit die eifrigen GIs beim Jagen der Krauts den Motor nicht verheizten.

Allgemein können WLs in ziemlich grottigem Zustand sein und immer noch halbwegs gut anspringen. Selbst bei einem Höhenspiel(!) der Kurbellager im Millimeterbereich ist der Motor noch zu starten und gibt sogar noch etwas Leistung ab. Bei fortgeschrittenem Verschleiß der Zylinderlaufflächen wird der anspruchslose Motor auch gerne mal mit 90er Getriebeöl gefüttert, damit der Öltank nicht schon nach 100km leer ist.

Die Aussage "Läuft, rumpelt und fährt." ist also fast nichts wert!

Besondere Probleme fast aller Seitenventiler entstehen durch die mangelhafte Schmierung der Ventilschäfte: Die Schwerkraft treibt das Öl nach unten und von oben kommt keins. Die miserabele Wärmeableitung der Graugußzylinder tut ihr übriges.

Deswegen sind die Alu-Zylinderdeckel, die es seit dem Wettbewerbsmodell WLD gibt, sehr empfehlenswert.

Außerdem sind Black-Malonite-Ventile von Rowe und Graugußführungen ziemlich haltbar und reißen kein großes Loch in die Kasse.

Aprpops: Die Nockenräder neigen bei hohen Laufleistungen zu sogenannter "Pitting-Bildung". Das sind kleinere Ausbrüche aus der Härteschicht, die man besonders an den Nocken selbst findet. Weil die Nockenräder vergleichsweise teuer sind, wird mit Aus-Schweißen und Schleifen sowas gerne "repariert", hält aber nicht dauerhaft. Wenns zu übel wird, leidet die Ölpumpe. Statt der originalen Nockenräder passen auch dievon der K-Sportster. Etwas Leistungssteigerung bei einer extrem gefühlvollen Gashand steckt der Motor noch weg. Besonders das richtig teure Gehäuse ist gefährdet. Hier können nicht nur die Zylinder ausreißen, sondern auch im Bereich der Welle kann das Gehäuse zerbrechen. Die Erfahrung mußten viele machen, die die 900er Sportsterzylinder und auch verdichtungsmäßig nachgerüstet hatten.

Am Getriebe deuten Pittings auch auf fortgeschrittenen Verschleiß hin. Dafür ist es extrem einfach aufgebaut und läßt sich ohne Spezialwerkzeuge mit Mechaniker-Grundkenntnissen überholen. Ersatzteile sind auch hier relativ preiswert.

Der originale Linkert-Vergaser ist fast unverwüstlich, leicht einzustellen und funktioniert eigendlich immer allerbestens. ...wenn der abartige Verbrauch nicht wäre. Selbst ein 38er Dellorto ist eine ausgesprochene Sparbüchse dagegen. Mehr als einen 38er würde ich auch bei K-Nockenrädern nicht verbauen.

Mein Tip für eine relativ unproblematische WL, mit der man im normalen Landstraßenverkehr mitschwimmen kann:

Alu-Zylinderkopfdeckel,

gute Ventile in Graugußführungen,

Nockenräder o.k.?

Verdichtung auf etwa 8:1

12-V-Lima aus neuerem Modell?

moderner 36er oder 38 er Vergaser

Abgespeckt! Jedes Kilo zählt, denn es sind ohnehin viele.

Hinterrad mit Scheibenbremse und normalem Kettenrad - Dann sind auch 100km/h Dauer drinn.

Ansonsten viel Spaß.

Wenn Du einen halbwegs haltbaren Oldtimer aus den 30er oder 40er Jahren suchst, aber keine Unsummen ausgeben kannst, liegst Du in etwa richtig.

Über 100 km/h Dauergeschwindiglkeit halten bei diesen Baujahren eigendlich nur absolute Spitzenmodelle aus.

Wenn Du aber Oldtimerflair und für heute zeitgemäße Fahrleistungen suchst, dann laß es. Dann gibst Du ne Menge Geld aus, ärgerst Dich schwarz und hast nichts davon.

so long, rouleur

am 9. Mai 2006 um 15:32

@roleur:Guter Beitrag!

Da hab ich jetzt einiges gelernt!

Muchas gracias

sunburn

Themenstarteram 9. Mai 2006 um 18:30

Hallo Leute,

vielen Dank für die Tipps. Vor allem rouleur. Das war ja recht interessant. Mich fasziniert der Sound und die Technik dieser alten Teile und ich cruise eh meist gemütlich, dem Klang lauschend über Landstraßen. Daher denk ich, daß ich schon Spaß an so einem Oldie haben könnte.

Weiß jemand ob mit so einem Bike auch ein Zweipersonenbetrieb möglich wäre? Habe bisher nur einmal einen Zweisitzer gesehen.

Grüße

HD-Ali

am 9. Mai 2006 um 22:44

@666sunburn

servus 666sunburn. wenn das keine metamorphose vom cb1 zum 666sunburn ist. das web ist doch klein.

ralph

am 10. Mai 2006 um 4:36

Moin Ralf!

Ja, das Web ist klein:-)Hier ist einfach die beste Anlaufstelle für Probleme mit/Tipps für die Harley(Aber das wirst Du ja selbst wissen;-)

Greets

sunburn

am 10. Mai 2006 um 7:28

Hi Ali,

Du fragst, wie es mit Zweipersonenbetrieb aussieht.

Motorisch ist das halbwegs unproblematisch. Je nach Verdichtung, Nocken und Vergaser bringt eine gut überholte WL etwa 23 bis knapp 30 PS. Mehr als das bedeutet den schnellen, unweigerlichen Tod des Motorgehäuses. - Das zweitteuerste Einzelteil an dem Ofen. Etwa 15 - 20 PS kann man ja nach den Betriebsbedingungen als Dauerleistung abverlangen. Auf den ersten Blick hört sich das für zwei Leute extrem knapp an und erinnert einen an die eigenen Mopedzeiten.

Der langhubige Motor ist aber sehr durchzugsstark, weswegen man im 3. Gang auch mit 2 Personen noch etwas Reserve für kleinere Steigungen hat. Wegen der vergleichsweise hohen Schwungmasse baut der Motor an kurzen Steigungen nicht gleich so schnell ab, wie z.B. eine 250er mit ähnlicher Leistung.

Weil Du mit zwei Leuten auf Autobahnen kaum die Actros-Tempomatgeschwindigkeit von 88 km/h halten kannst, wirst Du ständig von LKWs gejagt, und wirst bald lieber Nebenstrecken fahren, was zum nächsten Problem führt. Der Sitzkomfort auf einem Pad direkt über dem Hinterrad ist miserabel. Es gab gefederte Soziussitze, die den Denfelds auf BMWs ziemlich ähnlich sind. Bei Umbauten wird das aber nicht unbedingt zum Gesamterscheinungsbild passen ...

Wenns geht, würde ich es mir deswegen verkneifen. Auch wenns ansonsten schadlos machbar ist.

Noch was wegen Landstraßen:

Die Kugellager in den Radnaben und am Lenkkopf haben eigendlich immer etwas Spiel. Dazu kommt oft Spiel in den 'Rockern' der Springergabel. Das führt zu einem extrem teigigen Fahrverhalten. Der serienmäßige 5.00-16 vorne läuft jeder Unebenheit nach und Du hast Mühe, mit der wackeligen Gabel die Richtung zu halten.

Abhilfe sind Radnaben mit Kegelrollenlagern - passt in Verbindung mit Big-Twin-Rockern und -Achse vorne. Daran passen entsprechend Trommel- oder Scheibenbremsen, die mehr bringen, als die pimpeligen, eingespeichten "Schuhchremedosen". Außerdem ist der Umbausatz auf Kegelrollen-Lenkkopflager empfehlenswert. Für die Gabel gibts einen Rep-Satz. Bessere Spurtreue bringen sonst noch 19- oder 21"-Räder vorne.

Mit einem 21er kommt sie vorne etwas höher, was gleichzeitig mehr Bodenfreiheit bringt. In langgezogenen Kurven kann man damit noch gut Feuer geben. - Macht Spaß.

so long, rouleur

am 14. Oktober 2009 um 21:24

Moin Gemeinde,

mal schaun, ob wir den alten Artikel wieder aktiviert kriegen.

Bei mir hat sich gerade zur Fatty eine Flatty gesellt. Kann mir das auch nicht erklären, aber jetzt steht sie da.

Mal was ganz triviales für die erste Ausfahrt, leider finde ich beim Stöbern darauf keinen Hinweis:

Schmeißt ihr ein Additiv in den Tank, oder nehmt ihr einfach das, was aus der Säule kommt??

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