W202 C200 Benziner 1995 springt nicht an
Hallo Leute, habe meinen C200 für ca 2 Wo in der Garage gehabt. Jetzt springt er nicht mehr an. Anlasser gut, Batterie gut, Sprit vorhanden. Anlassvorgang störungsfrei, Spannungsabfall an Batterie von 12,4 auf 11,6 V. Batterie also ok.
Benzinpumpe surrt nicht bei Zündung "ein".
Messungen:
Kontakt 85 gegen 86 am Sockel des grünen Benzinpumpen-Relais' im Kofferraum zeigt 3,68 V
Auf der Werkbank zieht das Relais aber erst bei 4,4 V und darüber an (und schließt). Relais ist also ok.
Also reicht ganz offensichtlich die am Sockel anliegende Spannung von 3,68 V nicht aus, um das Relais zu schließen und damit die Benzinpumpe anzutreiben.
Bei Überbrückung der Kontakte 30 und 87 am Relais-Sockel läuft die Benzinpumpe aber und fördert auch nach vorne zum Motor (getestet), allerdings sowohl bei Zündung "ein" als auch bei Zündung "aus". Benzinpumpe also ok.
Frage:
Wieso ist die Spannung am Sockel des grünen Benzinpumpenrelais' so niedrig?
Liegt es an der Motorsteuerung (ECU) 0185450432? (s. Bilder)
Die habe ich ausgebaut. (befindet vorne li im Motorraum unter dem Waschwasserbehälter, angeschraubt am linken vorderen Kotflügel). Trotz Entfernen von 4 Schrauben an den Ecken nach Entfernen der Abdeckungen (es sind 2) ließ sich das Gerät nicht öffnen. Ich konnte das Innenleben also nicht inspizieren.
Am Nippel (s. Pfeil), der einen Unterdruckschlauch aufnimmt, der zum Luft-Ansaugkrümmer am Motor führt, tropfte geringfügig Öl aus. Habe das Öl so gut es ging daraus austropfen lassen und dann die Motorsteuerung wieder eingebaut: keine Änderung.
Stört das Öl in der Unterdruckdose an der ECU die Druckmessung im Ansaugkrümmer? Wird dadurch die Einspritzung und Zündung nicht freigegeben?
Ist es zutreffend, dass man keinen Benzingeruch am Auspuff wahrnimmt, auch wenn kein Zündfunke an den Kerzen vorliegt?
Wird die Zündung durch die ECU (engine control unit) erst freigegeben, wenn Benzin im Zylinderraum ist?
Wer hat eine Idee? Warum springt der Motor nicht an?
mfg
Axel Wirthmann
Beste Antwort im Thema
Liebe Leute, er läuft wieder!
Allen, die sich Gedanken um dieses Problem für mein Auto gemacht haben, nochmals mein großes Dankeschön!
Das kam so:
Nachdem ja klar war, dass am motorseitigen Kabelbaum die Isolierung völlig zerbröselt war und an einigen Stellen, besonders an den Knicken, Schmelzspuren der Kupferdrähte, entstanden durch Kurzschluss, zu sehen waren, habe ich mir bei Kurth Classics (www.kurth-classics-autoparts.de) einen kompletten neuen Kabelbaum besorgt und ihn mit sehr viel Mühe und Schwierigkeiten einbauen können.
Kleiner Hinweis für diejenigen, die das nachmachen wollen: es ist sinnvoll, Stecker um Stecker die Kabel auszutauschen und nicht etwa den alten Kabelbaum vollständig entfernen, um dann den neuen Kabelbaum einsetzen zu wollen.
Die Zugänge zu den Verläufen der Kabel sind sehr schwierig und manchmal nur indirekt mit einem Spiegel einsehbar, und man braucht sehr viel Geduld und Zeit. Das ist besonders bei Muttern schwierig, die nur über eine ca. 40 cm lange Verlängerung mit Kardan-Ansatz anzuschreiben sind, zum Beispiel die Befestigungen der vier Kabel an den beiden Zündspulen von unten.
Eine Steckverbindung war nur durch geduldiges Tasten wieder zu befestigen, weil eine direkte Sicht nicht möglich war, ohne große Teile, wie zum Beispiel den Ansaugkrümmer abzubauen. (Die Frage ist natürlich, was ist zeitaufwendiger, dass Fummeln oder das gezielte Abbauen diverser Aggregate, um an die Schrauben und Muttern anzukommen.)
Ich habe sowohl das Benzinpumpenrelais als auch das Überspannungsschutzrelais erneuert. Beide Teile waren bei Mercedes erhältlich. Dies war in dem Stadium, als ich zunächst die kleineren Investitionen machen wollte.
Der Kabelbaum war allerdings so offensichtlich defekt, dass dessen Erneuerung (ca. 500 €) auf jeden Fall durchgeführt werden musste.
Alles hat nicht zum Ziel geführt.
Ein wichtiges Indiz ganz zu Anfang auf einen Fehler im Motorsteuerungsgerät war die Tatsache, dass bei Stellung Zündung „ein“ die Benzinpumpe nicht lief. Dass sie in Ordnung war, wurde durch den Trick der Überbrückung der Kontakte 30 und 87 am Sockel des grünen Benzinpumpenrelais‘s bewiesen. Das aber bei Zündung „ein“ die Spannung an den Kontakten 86 und 85 des Sockels des Benzinpumpenrelais’s schwankend zwischen 3,6 und 4,7 V war, war ein weiteres wichtiges zielführendes Indiz auf einen Fehler in der Stromversorgung des Relais’s.
Ein weiteres wichtiges Indiz war, dass an den Zündkerzen kein Zündfunke zustande kam. Natürlich hatte ich sämtliche Kabelverbindungen geprüft und ja auch schon die Kabel zu den Zündspulen erneuert. Auch die Zündkerzen hatte ich erneuert , die waren aber in Ordnung.
Einen Fehler im Kurbelwellensensor konnte ich ausschließen, weil ich die auftretenden Spannungsspitzen am Stecker zum Motorsteuerungsgerät positiv testen konnte.
Die übrigen Sensoren wie Luftmengenmessung, Motortemperatur etc. spielen für den Startvorgang keine entscheidende Rolle.
Nachdem nun quasi im Ausschlussverfahren alles überprüft war blieb als einziges noch das Motorsteuerungsgerät selbst.
Ich habe mich dann für ein Neugerät bei Mercedes deshalb entschieden, weil bis dahin nicht sicher war, ob es wirklich am Motorsteuerungsgerät liegt. Und wenn ich ein im Austausch überholtes Gerät gekauft und eingebaut hätte, und der Wagen nicht angesprungen wäre, hätte zumindest der Verdacht bestanden, dass die Reparatur nicht sachgerecht ausgeführt worden wäre. Da die Kosten ca. 60 % des Neugerätes ausgemacht hätten, habe mich also für das neue Gerät entschieden.
Die Lieferung war problemlos, die Original Gerätenummer war zwischenzeitlich durch eine Nachfolgenummer ersetzt worden.
Mit großer Spannung habe ich dann den sehr einfachen Einbau des neuen Motorsteuerungsgerätes vorgenommen und - der Wagen sprang sofort an, nach ein/zwei Umdrehungen wie gewohnt! Ein grosses Hurra und die Korken knallten!
Die Theorie ist, die völlig zerbröselte Isolierung im motorseitigen Kabelbaum hat einen Kurzschluss verursacht, der die Elektronik des Motorsteuerungsgerätes zerstört hat. Und zwar entweder beim Abstellen des Autos in der Garage oder aber beim ersten Anlassversuch nach der Rückkehr aus meinem Urlaub.
Gutes Ergebnis ist, dass die sensiblen Teile nun erneuert sind und er besser läuft als zuvor. Besonders der Leerlauf ist stabil und die Rücksteuerung von anfänglich 1000 Umdrehungen bis auf 700 sobald der Motor warm genug ist funktioniert jetzt einwandfrei.
Und da der Wagen (bis auf kleine Roststellen in den unteren Kotflügelbereichen) in den Bereichen der Achsen, im Kofferraum, und jetzt natürlich im Motorraum, im Innenraum und den Sitzen Tipp top in Ordnung ist, sehe ich weiteren 200.000 km mit diesem einmaligen Mercedes Produkt gelassen entgegen.
Insgesamt habe ich an Bargeld ca. 1800 € reingesteckt und zusätzlich viele, ja sehr viele Stunden handwerklicher Arbeit und kaum zählbare Stunden Internet- und Literaturrecherche (z.B „Jetzt helfe ich mir selbst“ von Dieter Korp und auch Haynes Service and Repair Manual C200 enthält, das allerdings auf Englisch ist, aber zusätzliche ergänzende Informationen und Tipps enthält).
Nochmals mein Dankeschön an die Runde! Bitte um Nachsicht, wenn ich zwischenzeitlich etwas ungeduldig war!
Wenn jemand Fragen zu Einzelheiten dieser Geschichte hat, gerne beantworte ich diese.
Grüße
Axel Wirthmann
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57 Antworten
Ja Leute die Reihenfolge ist Kurztest, den angezeigten Fehlern nach gehen,Messungen durchführen und zwar nur die die mit dem Fehler in Verbindung stehen;Bauteile erneuern,Endprüfung.
Ja und das lässt sich nicht mit einem 50 euro OBD-Tester machen denn die alte Kiste hat noch K-Line.
Wo steht denn das Auto. Gibt auch Foristen die den auslesen können.
Danke für diese Infos, Bernd.
Das MSG ist wirklich gut gegen Feuchtigkeit geschützt, so wie ich das hier vor mir sehe (zwei Abdeckungen).
Nicht so wohl das KWS, das, so vermute ich, sich irgendwo im Fahrtwind (oder im Fahrtwindschatten) irgendwo unten am Motor befindet.
Stimmt das, und wo kann ich das lokalisieren?
@ dbfuchs
Danke für die Info.
Ich sehe im Internet OBD Angebote zwischen 320 EUR und 60 EUR. (Du sagst, "die alte Kiste hat noch K-Line"; was heißt K-Line? Bj 1994 ist zwar alt, die Kiste ist aber sonst noch gut in Schuss.)
Bedeutet "K-Line", dass ich mit der billigeren Version des OBD Testers auskomme?
Was räts't Du mir zu kaufen?
mfg
Axel
Nein, du kommst mit keinem OBD Tester da rein.
Wo steht denn nun das Fahrzeug?
Wenn du bei Stuttgart bist, kann ich dir den auslesen.
Hat noch kein KWS Ausfall beim M 111 aber bitte.
@ dbfuchs
Dein Bild mit dem KWS zeigt aber nicht den M111 meines Autos (W202.020 Bj 1994)
Kann mir jemand sagen, wo ich den KWS bei diesem Motor finde?
Nein das zeigt keinen 111 sondern einen V6 der Einbauort ist aber der gleiche.
Hi,
Bei den Messungen müssen beide Stecker gesteckt sein, sonst wird das nichts.
Bis jetzt kann ich sagen das zum Zeitpunkt der Messung an
PIN A10, der Dauerplus vorhanden ist
PIN A2, der Zündungsplus (über das Zündschloß) vorhanden ist
Jedoch weiß ich nichts über PIN
A5, hier misst du nur Spannung wenn du startest
A8, hier misst du nur kurzzeitig Spannung wenn beide Stecker gesteckt sind und die Zündung eingeschaltet wird.
So wie BMWBernd320d schon gesagt hat, tippe ich auch auf eine kalte Lötstelle im MSG, jedoch so lange man nicht die notwendigen Messungen hat kann man nichts genaues sagen.
grüße
chris
Mit einer Taschenlampe und evtl. nem Spiegel wäre der Sensor längst gefunden.
Das Steuergerät gehört ausgelesen.
Ich habe dich bereits gefragt wo das Fahrzeug steht.
In der Nähe von Stuttgart könnte ich dir weiterhelfen.
So, das war jetzt das letzte Mal das ich darauf hingewiesen habe.
Am besten das MSG ausbauen, öffnen und mit einer guten Lupe und viel Licht die Platine nach matten, angelaufenen, korrodierten Lötstellen absuchen. In der Regel wird man bei den Leistungstransistoren an der Minusseite fündig.
Ahm, die Batterie ist voll geladen und auch nicht mehr die erste?? 12 Volt Spannung an der Batterie sind keine Garantie für eine stabile Bordspannung!
Hallo BMWBernd,
Im Grunde genommen hast du mit der Idee des nachlötens recht!
Aber: Das PMS ist zugeklebt!
Beim erwärmen und vorsichtigen Hebeln ist es aufzubekommen. Leider ist die Platine mit einer Silikonartigenmasse komplett eingegossen, und beim öffnen des MSG'S zerstörst du es sowieso. Die Kontakte sind mit ganz feinen Drätchen mit der Platine verbunden, das bekommste nie wieder zusammen.
Spätestens dann wird ein neues PMS fällig..
Grüsse
An den eingegossenen Steuergeräten kann zumindest nichts an den Lötstellen korrodieren. Falls da wirklich was defekt sein sollte, bekommt man die beim Verwerter schon für kleines Geld, man muss dann lediglich das eigene MSG auf das andere umclonen, damit die VIN und Steuersoftware die gleiche wieder ist.
Zitat:
@BMWBernd320d schrieb am 3. April 2019 um 18:28:18 Uhr:
umclonen, damit die VIN und Steuersoftware die gleiche wieder ist.
😁
Ja genau...
Und die wird beim Motorstart wo abgefragt? - siehste...