Verkehrsunfall - wer hat schuld?

Hallo,

mein Bruder hat einen Unfall gebaut und mich interessiert, wer hier schuld hat.

Mein Bruder fährt aus einer Hauseinfahrt raus, und wartet, weil er nach links abbiegen möchte.

Auf der rechten Straßenseite sind ca. 10 Autos, das vorderste Auto bleibt stehen und winkt meinen Bruder rein, sodass er fahren kann.
Als er los fährt, schaut er nach rechts und links ob alles frei ist. Als er nach rechts blickte, sah er noch etwas weiter weg einen Motorradfahrer.

Er fuhr los, und wollte vor das vorderste Auto, das ihn rein gewunken hat, fahren.

Als er in der Mitte der Straße war, fuhr der Motorradfahrer, der zu dem Zeitpunkt noch etwas weiter weg war, ihm vorne rechts rein.

Der Motorradfahrer hatte die 10 Autos, die warteten, links überholt.

Wer hat hier schuld?

Dadurch, dass mein Bruder aus einer Hauseinfahrt raus fahren wollte, hat die rechte Straßenseite Vorfahrt.
Aber das vorderste Auto hat meinen Bruder ja rein gewunken?

Vielen Dank im Voraus.

214 Antworten

Nicht Fakt ist zum einen deine Unterstellung, er sei "ungerührt", also absichtlich, vorsätzlich losgefahren. Des Weiteren die Unterstellung, der Autofahrer habe die Situation zwar tatsächlich korrekt erkannt und sich dennoch willentlich über diese Erkenntnis hinweggesetzt.
Zum anderen deine geschickt abweichende Wortwahl, der Motorradfahrer sei "auf ihn (also den Autofahrer bereits) zugefahren".

Ein sich aus einiger Entfernung dem Ende der Kolonne annäherndes Motorrad ist etwas anderes als ein Motorrad, das erkennbar zum Überholen ansetzt oder sich bereits mitten im Überholvorgang befindet.

Du machst aus der Beschreibung in deiner Wahrnehmung das Zweite daraus und stellst es als unumstößliche abschließende Wahrheit dar, obwohl es weder dem genauen Wortlaut noch der Gesamtbeschreibung gerecht wird.

Da hilft auch deine isolierte und stark vereinfachte Zeile aus dem letzten Posting nicht, um deine vorher getätigten Aussagen wieder zu relativieren. Jeder aufmerksame Leser wird sich dazu seine eigene Meinung bilden können.

Es gibt halt mehr Möglichkeiten als nur dem Autofahrer allein oder nur dem Motorradfahrer allein die 100%-ige Schuld zuschieben zu wollen. Ich schlage mich in keins der beiden Lager, sondern sehe es dazwischen (mit Hauptschuld beim Autofahrer).

Wie die genaue Verteilung der Haupt-/Teilschuld am Ende ausfällt, ja, da können wir wirklich nur mutmaßen, denn eine Glaskugel hat ja niemand von uns. Und die vielen Fälle der Vergangenheit werden sich in irgendeinem Punkt immer unterschieden haben, sodass die Urteile selten exakt gleich ausfallen.

Egal. Mach daraus, was du möchtest. Das letzte Wort zum konkreten Fall da draußen haben ohnhin weder du noch ich, noch sonst jemand hier im Forum.

Einem Motorradfahrer gegenüber sehe ich mich als Autofahrer in einer besonderen Sorgfaltspflicht (Obhutspflicht). Er ist immer in der schwächeren Position, also tue ich alles, um ihn nicht zu gefährden. Das mögen einige ausnutzen, aber es wäre mir neu, dass auf (möglichen) Verfehlungen des Motorradfahrers die Beeinträchtigung seiner körperlichen Unversehrtheit stünde, und dass ich zum Henker auserkoren wäre.

Deine Aussage ist im ersten Teil absolut richtig. Aber im zweiten Teil baust du eine merkwürdige Argumentationsschleife ein, indem du etwas implizierst, was nie einer gesagt hat. Also hoffst du auf Zustimmung, in dem du eine Aussage unterstellst, die selbstverständlich falsch wäre und die auch zurecht Widerspruch verdient, die aber nie im Raum stand.

Ein User hat hier angebracht, der Biker hätte sich die Vorfahrt erzwungen.

Und das ist Blödsinn. Der Biker wird sich in jedem Fall schwerer verletzen als der PKW Fahrer und schon aus dem Grund nicht draufhalten, sondern alles versuchen den Crash zu verhindern.

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Zitat:

@ackerpower schrieb am 04. Juli 2022 um 16:6:17 Uhr:


Wie die genaue Verteilung der Haupt-/Teilschuld am Ende ausfällt, ja, da können wir wirklich nur mutmaßen, denn eine Glaskugel hat ja niemand von uns.

Was macht dich da so sicher? 😁

@ackerpower:

Der Post 1 vom TE stellt sich wie folgt dar:

Zitat:

Mein Bruder fährt aus einer Hauseinfahrt raus, und wartet, weil er nach links abbiegen möchte.

Auf der rechten Straßenseite sind ca. 10 Autos, das vorderste Auto bleibt stehen und winkt meinen Bruder rein, sodass er fahren kann.

Als er los fährt, schaut er nach rechts und links ob alles frei ist. Als er nach rechts blickte, sah er noch etwas weiter weg einen Motorradfahrer.

Er fuhr los, und wollte vor das vorderste Auto, das ihn rein gewunken hat, fahren.

Als er in der Mitte der Straße war, fuhr der Motorradfahrer, der zu dem Zeitpunkt noch etwas weiter weg war, ihm vorne rechts rein.

Der Motorradfahrer hatte die 10 Autos, die warteten, links überholt.

Da wir Rechtsverkehr haben, muss sich der Winkende auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite aufgehalten haben. Hinter dem Winkenden weitere 4 Autos (wie später korrigiert wurde). Dahinter dann der Motorradfahrer in unbekannter Entfernung, aber als sich nähernd erkannt. - Also gegenüberliegende Straßenseite, ein (links) überholender Motorradfahrer muss mindestens über die Länge aller wartenden Autos sichtbar gewesen sein.

Später wird der Text nochmal ergänzt durch:

Zitat:

Ich weiß nur, dass mein Bruder ganz langsam nach vorne auf die Straße gefahren ist, da er das tun müsste, um um ein parkendes Auto in einer Parklücke vorbeizuschauen. Und dann war der Motorradfahrer schon in seinem Auto drin.

Klingt so wie, als wenn auf der linken Seite ein Fahrzeug geparkt stand und dass der Bruder des TE ganz langsam auf die Straße gefahren wäre. Derweil er den Blick unverwandt nach links gewandt hatte, um so ein sich näherndes Fahrzeug rechtzeitig erkennen zu können. Denn sonst hätte er den sich von rechts nähernden Motorradfahrer lange sehen müssen. Der im Übrigen langsam genug fuhr, um sich bei dem Aufprall nicht zu verletzen.

Noch eine Mutmaßung, wenn ich auch mal eine weitere beisteuern darf: Vielleicht konnte der Bruder des TE den Motorradfahrer gar nicht sehen, weil sich dieser hinter der Mittelsäule des Pkw befand. Er hätte ihn nur dann erkennen können, wenn er den Blickwinkel nach rechts heraus, also seine Position im Sitz verändert hätte. Die breiten Mittelsäulen moderner Pkw sind ein oft vergessenes Thema hinsichtlich der Sicht nach links und rechts aus einem Pkw heraus.

@HeinzHeM Deinem obigen Beitrag stimme ich zu. Die Mutmaßungen zum Ablauf, die du dort äußerst, liegen alle im naheliegenden Bereich, da gehe ich völlig mit. Das das parkende Auto links stand, würde ich aus den Umständen heraus auch so vermuten. Hätte er so angestrengt an einem rechts geparkten Auto vorbeigeguckt, hätte er das Motorrad kommen sehen müssen.

Das der Autofahrer sich wahrscheinlich nur noch nach links orientiert hat und zudem der Beschreibung nach zwar langsam vorgefahren, aber eben nicht zentimeterweise, wiederholt stoppend sich vorgetastet hat, erklärt auch seine Hauptschuld.

Wenn er sich aber nach vorne gebeugt hat, um nach links etwas zu sehen, dann hätte er auch nach rechts sehen und den Motorradfahrer trotz der B-Säule sehen können (was aber scheinbar bei aller Konzentration nach links versäumt wurde).

Mich wundert nur der Zeitablauf etwas und wieso der Motorradfahrer von alldem nichts mitbekommen haben soll.

Bei mir spielt sich da gerade Kopfkino ab, eher eine Parodie der bisherigen Beschreibung:
In extremer Zeitlupe sehe ich da den Bruder des TE, wie er erst nach links schaut, sich vergewissert, ob die Spur frei ist, wie er anschließend nach rechts schaut und dabei (Achtung ist bewusst übertrieben) am Horizont durch einen Nebel vage die Umrisse eines Motorrads erahnt, wieder nach links schaut, die Hände des anderen Autofahrers ihn immer noch unaufhörlich zum Rausfahren ermutigen, Schnitt auf die noch stehenden Räder, wie diese sich langsam in Bewegung versetzen, Schnitt auf das angespannte, fast schon angstverzerrte Gesicht des Fahrers in Nahaufnahme, wie er mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen nochmal kurz nach rechts schaut, das Motorrad noch immer weit entfernt im Diffusen liegend, nun wieder der konzentrierte Blick nach links, am geparkten Auto vorbeispähend und die Finger krampfhaft das Lenkrad umklammernd. Schweiß läuft ihm von der Stirn. Dann ein letzter Schnitt: Blick nach rechts, schlagartiger Wechsel von Zeitlupe zu Zeitraffer: Motorrad von rechts aus dem Nichts, zack, knall, peng - Crash! Ende! 🙂 🙂 🙂

(Edit: ich möchte mich damit ausdrücklich weder über den TE noch dessen Bruder lustig machen. Ich wollte euch nur teilhaben lassen, was für einen Streifen ich spontan im Kopf hatte. 😉 )

Nachtrag zur Beschreibung unten: So weit liegen wir doch gar nicht auseinander. 🙂

Ich habe einen ganz anderen Film im Kopfkino: Der Bruder des TE sieht den sich von rechts nähernden Motorradfahrer gar nicht, weil dieser hinter der rechten B-Säule verborgen ist. Der Bruder des TE tastet sich langsam vor, um ein sich von links näherndes Fahrzeug rechtzeitig genug zu erkennen.

Für den Motorradfahrer, der mutmaßlich keinerlei Gegenverkehr sah, dürfte es dagegen so ausgesehen haben, als wenn der Bruder des TE ihn noch durchlassen wollte. Der Pkw deshalb so langsam fuhr.

Als der Bruder des TE keinen Verkehr von links kommend sah, wollte er sich zügig in den Verkehr auf der gegenüberliegenden Seite einordnen. Dieses Verhalten dürfte den Motorradfahrer genauso überrascht haben, wie den Autofahrer, der scheinbar unvermittelt folgende Aufprall des Motorradfahrers. Für den Autofahrer muss der Motorradfahrer wortwörtlich quasi aus dem Nichts gekommen sein.

Edit: Daher auch die Mutmaßung des Autofahrers, dass die Geschwindigkeit des Motorradfahrers unangemessen hoch gewesen sein musste. Was sich aber nicht mit dem Schadensbild nach dem Unfall deckt.

Zitat:

Wenn er sich aber nach vorne gebeugt hat, um nach links etwas zu sehen, dann hätte er auch nach rechts sehen und den Motorradfahrer trotz der B-Säule sehen können (was aber scheinbar bei aller Konzentration nach links versäumt wurde).

Das Sichtfeld ändert sich auch dann, wenn der Autofahrer nicht im rechten Winkel aus der Hofeinfahrt auf die Straße unterwegs war. Wenn er stattdessen bereits etwas nach links gezogen hätte, sodass er sich schneller auf der Gegenfahrbahn hätte einordnen können. Und er besser nach links hätte raussehen können.

Zitat:

@windelexpress schrieb am 4. Juli 2022 um 16:45:42 Uhr:


Ein User hat hier angebracht, der Biker hätte sich die Vorfahrt erzwungen.

Und das ist Blödsinn. Der Biker wird sich in jedem Fall schwerer verletzen als der PKW Fahrer und schon aus dem Grund nicht draufhalten, sondern alles versuchen den Crash zu verhindern.

Auch wenn ich diese These des Erzwingens nicht vertrete, auszuschließen ist nix.
In meinem alten Heimatort gab es mal einen schweren Unfall.
Frontalzusammenstoß zweier PKW.
Lt. Zeugen ist ein PKW halb auf die Gegenfahrbahn geraten. Ein PKW aus dem Gegenverkehr ist auch über die Mitte gezogen....Unfall. Warum weiß man das es ein provozierter Unfall war ?
Der PKW der als Zweiter über die Mitte gezogen ist hat vorher penetrant Lichthupe gegeben. "Weg da, du gehörst auf Deine Spur"

Kann ich nachvollziehen, mach ich beim Motorradfahren regelmäßig. Besonders gerne, wenn mir so ein 40-Tonner entgegenkommt...

Mal im Ernst, die Motorradfahrer, die das machen, wirst du so ziemlich alle auf dem Friedhof besuchen können.

Zitat:

@PeterBH schrieb am 4. Juli 2022 um 19:38:41 Uhr:


…..

Mal im Ernst, die Motorradfahrer, die das machen, wirst du so ziemlich alle auf dem Friedhof besuchen können.

Deshalb schrieb ich im ersten Satz ?

Zitat:

@HeinzHeM schrieb am 4. Juli 2022 um 15:04:39 Uhr:


@ackerpower: Ich habe Fakten aufgelistet, Du hast gleich wieder Mutmaßungen miteinfließen lassen. 😉

Fakt ist, daß weder ein Motorradfahrer, noch ein Autofahrer aus den hintersten Reihen überholen wenn nicht sicher ist, warum der Verkehrsteilnehmer vorne anhält oder langsamer fährt !
Und jeder normal denkende Motorradfahrer, der Wert auf seine Gesundheit, bzw. Unversehrtheit legt, bringt hier etwas Geduld mit.
Scheinbar ist aber das schnellere Vorankommen deutlich wichtiger und Ich sehe das fas täglich, daß es viele Motorradfahrer gibt, die ungeduldig werden, wenn es statt mit 100 nur mit 90 Km/h voran geht und man wegen Gegenverkehr nicht überholen kann.

Mhmm ... nee, ich schreibs doch nicht.

@Geisslein: Und Deine Sichtweise der Situation haben jetzt gefälligst alle zu haben? Weil die für Dich normal erscheint?

Es kommt nicht nur auf die individuelle Sichtweise, sondern auch auf den Blickwinkel und die erkannte Situation an. Für einen Autofahrer in seinem Wagen und einen Motorradfahrer ergeben sich gänzlich unterschiedliche Bilder. Genauso können die Handlungen der verschiedenen Personen gänzlich unterschiedlich interpretiert werden.

Im "Normalfall" wartet der Wartepflichtige solange, bis die Situation eindeutig ist. Auch Handzeichen anderer Autofahrer entbinden nicht von der eigenen Sorgfaltspflicht. Und immer schön darauf achten, dass man auch seine komplette Umgebung und das Verkehrsgeschehen sehen kann. Das mag zwar langweilig erscheinen und wird ggf. Zeit kosten, verhindert aber zuverlässig die meisten Unfälle.

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