Verbrauchsangaben - Berechnung?
Liebe Volvofahrer,
in fast allen VOLVO-Unterforen beschäftigen sich die MT-ler mit dem Verbrauch ihrer Elche. Nicht selten weichen die realen Verbrauchswerte massiv von den von VOLVO angegebenen ab. Wie alle anderen Automobilhersteller gibt auch VOLVO den Verbrauch seiner Fahrzeugen nach der "Richtlinie 1999/100/EG" an und weist darauf hin, dass "[d]ie angegebenen Werte [...] nach den vorgeschriebenen Messverfahren (RL 80/1268/EWG)" ermittelt wurden.
Das Eingeben von "1999/100/EG" und "RL 80/1268/EWG" bei GOOGLE führt mich zu den Websites der verschiedenen Kfz-Hersteller ohne dass ich wüsste, um was für Richtlinien es sich hier eigentlich inhaltlich handelt oder mit welchen "vorgeschriebenen Messverfahren" hier gearbeitet wird. Auch eine Suche hier im Forum war bisher erfolglos. Da ja eine Aussage wie "Ich fahre sehr spritsparend" sicherlich eher eine subjektive Aussage ist, sind objektive Messverfahren natürlich sinnvoll und notwendig.
Weiß jemand von euch etwas über diese objektiven Messverfahren und kann mich (und sicherlich auch andere hier) aufklären? Wenn die (vermutlich auf dem Prüfstand durchgeführten) Messmethoden klar wären (bestimmte Drehzahlbereiche, Geschwindigkeiten??), gäbe es dann vielleicht im Entferntesten die Möglichkeit, die Messmethoden auf der Straße anzuwenden? Eigentlich gibt es ja keine dummen Fragen. Sollte eine dieser Fragen dennoch eine solche sein, bitte ich schon jetzt um Nachsicht😉. Jede kompetente Form der Erhellung ist mir willkommen.
20 Antworten
... vielleicht eine hilfe zum suchen: die offizielle seite der europæischen union (evtl von hier aus). ziemlich merkwuerdig strukturiert, aber ich brauchte letztes jahr den genauen wortlaut einer richtlinie zur liberalisierung des strommarktes und habe es - nach ewigem suchen - tatsæchlich gefunden. sowas geht ja schon mal in deine richtung.
uebrigens sehr interessant, bei sowas mal genau nachzufragen...🙂
lieb gruss
oli
Als Stichwort für die Suche könnte vielleicht der Begriff NEFZ (neuer europäischer Fahrzyklus) eine Hilfe sein. Einen Versuch ist das vielleicht wert.
Gruß
Jörg
Vielen Dank für eure Antworten!
Zitat:
Original geschrieben von Jörg_K
Als Stichwort für die Suche könnte vielleicht der Begriff NEFZ (neuer europäischer Fahrzyklus) eine Hilfe sein.
Das ist er in der Tat!🙂
Wenn ich dieses Dokument des VDA (Verband der Automobilindustrie) richtig verstehe, ist das Verfahren, das in der Richtlinie 80/1268/EWG festgelegt ist, der sog. Drittelmix, ein Verfahren, das "das Fahrprogramm drei Betriebszustände festlegt hatte:
- Einen aus den Vorschriften für die Schadstoffemission übernommenen Fahrzyklus, der den Stadtverkehr mit einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h simuliert.
- Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit von 90 km/h.
- Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit von 120 km/h."
Dieses Verfahren wurde aber - so das Dokument - ab 1996 durch den NEFZ ersetzt, der "1991 Bestandteil der Neufassung der Vorschriften über die Abgasemissionen in Form der Richtlinie 91/441/EWG" wurde. Den Fußnoten in diesem Dokument nach zu urteilen ist die Richtlinie 1999/100/EG eine Neufassung der Richtlinie 80/1268/EWG, die statt des Drittelmixes den NEFZ als Messverfahren vorschreibt. Entsprechend den Vorschriften des NEFZ wird "der Kraftstoffverbrauch bei folgenden Betriebszuständen ermittelt:
- im Stadtverkehrszyklus,
- im Zyklus für die Überlandfahrt,
- im gesamten NEFZ".
Laut dem Dokument des VDA liegt der durch den NEFZ ermittelte Verbrauch ca. 10% höher als der durch den Drittelmix errechnete.
Interessant finde ich, dass der Kraftstoffverbrauch jetzt nicht mehr herkömmlich berechnet wird (wie es jede Autofahrerin/jeder Autofahrer nach dem Tanken macht), sondern dass er aus den ermittelten CO2-Massenemissionswerten errechnet wird, und zwar
- für Diesel betriebene Fahrzeuge nach der Formel KV=MCO2/26,7 und
- für Benzin betriebene Fahrzeuge nach der Formel KV=MCO2/24, (KV=Kraftstoffverbrauch in l/100 km und MCO2=CO2-Massenemission in g/km). Damit fällt ein praktisches Nachvollziehen der KV-Berechnung für Otto-Normal-Autofahrer/innen natürlich leider flach.
Da bei den Messverfahren ja alle fahrwiderstandsrelevanten Details sowie individuelle Fahrweisen ausgeklammert werden sollen, um eben objektive Ergebnisse zu erhalten, gibt es für die Ermittlung eventueller Diskrepanzen zwischen Herstellerangaben und tatsächlichem KV wohl nur die Möglichkeit, sein Fahrzeug auf einen Prüfstand zu stellen, die unterschiedlichen Prüfläufe machen und dabei die MCO2-Werte messen zu lassen, um daraus den KV zu errechnen.
warum einfach, wenn ... danke, v50rr, dass du dir die muehe machst, das rauszufinden und dieses wissen mit uns teilst!
Zitat:
Damit fällt ein praktisches Nachvollziehen der KV-Berechnung für Otto-Normal-Autofahrer/innen natürlich leider flach.
ist wirklich der kernsatz... so ein humbug! aber wie genau simuliert man "stadtverkehrszyklus" und "zyklus fuer die ueberlandfahrt"?
lieb gruss
oli
Zitat:
Original geschrieben von oli
warum einfach, wenn ... danke, v50rr, dass du dir die muehe machst, das rauszufinden und dieses wissen mit uns teilst!
Gern geschehen🙂. Übrigens dir und Jörg_K nochmal vielen Dank für die Hilfe zur Selbsthilfe!😉
Zitat:
Original geschrieben von oli
aber wie genau simuliert man "stadtverkehrszyklus" und "zyklus fuer die ueberlandfahrt"?
Das ist immer noch die große Frage! Ich zitiere aus Seite zwei des
o.g. Dokuments:
Zitat:
Während nach der bisherigen Methode der Kraftstoffverbrauch bei betriebswarmem Motor gemessen wurde, beginnt jetzt die Messung unmittelbar nach dem Start des bei Temperaturen von 20 bis 30 Grad Celsius konditionierten Fahrzeugs. Auch für die anderen Betriebszustände unterscheiden sich die Fahrbedingungen deutlich von den bisherigen Fahrten mit konstanter Geschwindigkeit von 90 und 120 km/h; der Bereich zwischen 50 und 120 km/h wird mit Beschleunigungen und Verzögerungen durchfahren.
Wie oft wird denn da beschleunigt und verzögert??😕😕 Es bleiben Fragen über Fragen ...
Vielleicht kann der Gesetzgeber den Hersteller verpflichten, dem Kunden gegenüber den Nachweis zu erbringen, dass auch der Kraftstoffverbrauch seines Fahrzeugs genau den (theoretischen) Herstellerangaben entspricht.
Ich hole diesen Thread noch einmal nach oben, weil ich beim Stöbern auf der Website des ADAC endeckt habe, dass nun Informationen darüber erhältlich sind, was zu tun ist, wenn man den Eindruck hat, dass das eigene Auto mehr Kraftstoff verbraucht als vom Hersteller angegeben. Man hatte mir vor einigen Monaten diese Informationen bereits netterweise zur Verfügung gestellt, aber auf meine Nachfrage darum gebeten, die Zusammenstellung nicht weiterzugeben. Nun aber sind sie ja endlich für jedermann erhältlich. Hier der Link.
Sollte die direkte Verlinkung nicht funktionieren, einfach von der ADAC-Website aus durchklicken: Home > Auto, Motorrad & Oldtimer > Kauf & Verkauf > Wieviel darf mein Auto verbrauchen?
Zitat:
Original geschrieben von V50RR
Interessant finde ich, dass der Kraftstoffverbrauch jetzt nicht mehr herkömmlich berechnet wird (wie es jede Autofahrerin/jeder Autofahrer nach dem Tanken macht), sondern dass er aus den ermittelten CO2-Massenemissionswerten errechnet wird, und zwar
- für Diesel betriebene Fahrzeuge nach der Formel KV=MCO2/26,7 und
- für Benzin betriebene Fahrzeuge nach der Formel KV=MCO2/24, (KV=Kraftstoffverbrauch in l/100 km und MCO2=CO2-Massenemission in g/km). Damit fällt ein praktisches Nachvollziehen der KV-Berechnung für Otto-Normal-Autofahrer/innen natürlich leider flach.Da bei den Messverfahren ja alle fahrwiderstandsrelevanten Details sowie individuelle Fahrweisen ausgeklammert werden sollen, um eben objektive Ergebnisse zu erhalten, gibt es für die Ermittlung eventueller Diskrepanzen zwischen Herstellerangaben und tatsächlichem KV wohl nur die Möglichkeit, sein Fahrzeug auf einen Prüfstand zu stellen, die unterschiedlichen Prüfläufe machen und dabei die MCO2-Werte messen zu lassen, um daraus den KV zu errechnen.
Aus der CO2-Emission lässt sich direkt auf den Kraftstoffverbrauch zurückrechnen, das macht nur die Messung einfacher (wenn die CO2-Emissionen ohnehin gemessen werden, muss nicht noch extra der verbrauchte Kraftstoff bestimmt werden). Ist aber kein Hindernis im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit.
Fahrwiderstandsrelevante Kenngrößen gehen sehr wohl in die Verbrauchsermittlung am Prüfstand ein. Die Messung findet auf einem Rollenprüfstand statt, der Fahrwiderstand als Funktion der Fahrgeschwindigkeit wird zuerst in einem Ausrollversuch ermittelt und dann als Bremsmoment in Abhängigkeit von der simulierten Geschwindigkeit an den Rollen des Prüfstands aufgebracht.
Die individuelle Fahrweise wird selbstverständlich nicht berücksichtigt, aber das ist ja der Sinn einer standardisierten Messung.
Den exakten Prüfzyklus weiss ich nicht mehr (ich müsste da jetzt meine alten Uni-Unterlagen hervorkramen), ganz grob gibt es einen Innerorts-Prüfzyklus, bei dem oft gebremst und beschleunigt wird und der Wagen oft auch im Stillstand im Leerlauf läuft und einen Überland-Zyklus, bei dem öfter mit halbwegs konstanter Geschwindigkeit gefahren wird. Die Maximalgeschwindigkeit im Überlandzyklus ist - wenn mich meine Erinnerung nicht trügt - 120 km/h, deutsche Autobahn-Verhältnisse werden also auch hier nicht erfasst.
Die Durchführung eines solchen Prüfstandslaufs kostet einige 1000 Euro - eine Verpflichtung der Autohersteller, den Zyklus auf Wunsch des Kunden für jedes einzelne Fahrzeug kostenlos durchführen zu lassen würde die Fahrzeugpreise wohl beträchtlich erhöhen.
Zitat:
Original geschrieben von V50RR
Ich hole diesen Thread noch einmal nach oben,
Danke! 🙂
Interessant und absolut praxisfremd finde ich, dass die Fahrzeuge bei 50km/h im 3. Gang gefahren werden.
Das hätte mein Opa, wenn er denn einen Führerschein hätte, mit einem alten Audi 80 - Mitte der 70er - mit 4.Gang-Getriebe wohl auch so gemacht... 🙁 😉
Gruß
Martin
Zitat:
Original geschrieben von XC70D5
Interessant und absolut praxisfremd finde ich, dass die Fahrzeuge bei 50km/h im 3. Gang gefahren werden.
Gesetzt den Fall, du hättest keine Rentnerschaltung, in welchem Gang würdest du denn bei 50 fahren?
Es wäre sicher interessant unter welchen Bedingungen die 50 eingehalten werden müssen. Wenn ich in der Stadt fahre und viel los ist auf den Straßen, dann macht der 3. sicher Sinn. Wenn ich km-lang auf einer Bundesstraße durch einen Ort ohne Ampeln und Kreuzungen fahre, dann kann ich (je nach Motor) sicher auch den 4. oder 5. nehmen.
Also, wer weiss exakt wie das gemeint ist?
Gruß Tom
ps: schicker Avatar! 🙂
Der genaue Fahrzyklus kann folgendem Dokument entnommen werden:
http://www.cemt.org/pub/pubpdf/NOx%202006E.pdf
Auf Seite 12, Figure 1 ("Vehicle speed, acceleration and gear use versus time for the NEDC"😉 ist das Diagramm mit dem Fahrzyklus dargestellt.
Zitat:
Original geschrieben von boisbleu
Gesetzt den Fall, du hättest keine Rentnerschaltung, in welchem Gang würdest du denn bei 50 fahren?
ps: schicker Avatar!
Im 4., wo sonst!?
Danke, aber erkennt man ja kaum 😉
Gruß
Martin
Zitat:
Original geschrieben von XC70D5
aber erkennt man ja kaum 😉
Kommt darauf an, wie alt man ist...
Depeche Mode?
Zitat:
Original geschrieben von Elk_EN
Kommt darauf an, wie alt man ist...
Depeche Mode?
SOOOO alt bist Du? 😛 😉
Gruß
Martin
Zitat:
Original geschrieben von XC70D5
SOOOO alt bist Du? 😛 😉
Fühle mich in bester Gesellschaft... 😛😉
Das war definitiv ein Plattencover (Ja, ich weiss noch, was das ist).
Ohne Sehhilfe lesbar ...
So wie ich das sehe, gehen aber die Luftwiderstandskräfte in die Messung nicht ein.
Bei V<50 zu verschmerzen.
Aber bei V>70?
edit:
@g_larson
Oder findet zuvor der Ausrollversuch aus entsprechend hohen Geschwindigkeiten statt?
😕