Unterschiede Audi zu BMW
Da ich vermutlich einer der wenigen bin, die innerhalb dieses Jahres zwei Neuwagen unterschiedlicher Hersteller gekauft hat und gebeten wurde mal aufzuschreiben, warum der Wechsel von Audi zu BMW erfolgt ist nachfolgend für die, die es interessiert meine Anmerkungen. Insbesondere vielleicht auch interessant, sollte sich Jemand mit dem Gedanken tragen vielleicht doch einen Audi zu bestellen:
Ich habe Anfang des Jahres einen Audi Q4 40 Edition One in Vollausstattung gekauft. Gründe hierfür waren meine Markenverbundenheit - 11 neue Audi in den letzten 18 Jahren - und der Mangel an Alternativen die für mich, meine Familie und Hund in Frage gekommen wären.
Ich habe auf das Fahrzeug "nur" 8 Monate gewartet und war einer der Erstbesteller. Der Wagen erfüllte zum Zeitpunkt des Kaufs meine Erwartungen und ich startete ins E-Auto Abenteuer. Der Wagen selbst fuhr sich wirklich gut und komfortabel und ich habe anfangs über etliche Fehler hinweggesehen, da mir der Audi Händler versprach, dass Audi kurzfristig Updates zur Verfügung stellen würde um Eigenschaften nachzurüsten die Teil der Produktbeschreibung waren, wie z.B. Routenplanung in der App und nachfolgend die Übertragung ans Auto, Status des Fahrzeugs etc. Leider tat sich bis in den Mai nichts, außer dass der Wagen immer wieder durch zahlreiche Fehlermeldungen und Werkstattaufenthalte auffiel.
Auszugsweise beschäftigten mich folgende Mängel:
- Regelmäßiger Absturz der Serverinfrastruktur bei Audi, dadurch nur sehr unregelmäßige Verfügbarkeit von Fahrzeugdaten in der App
- nur eine Quote von 50 % bei der die Vorklimatisaerung per App klappte
- Regelmäßig Absturz des MMI
- Zahlreiche Fehlermeldungen "Ausfall von Assistenzsystemen" ca. 50 notierte Fehler
- Komplettausfall LTE Verbindung - nur durch Herausziehen von Sicherungen zu lösen
- Regelmäßiger Ausfall der elektrischen Heckklappe
- Immer Wegklicken von Datenschutzmeldungen, da kein Betrieb als Hauptnutzer möglich, dadurch keine Hinterlegung von Favoriten dauerhaft möglich - diese werden immer wieder gelöscht
- Qualität der verwendeten Materialien eher unterdurchschnittlich, da viel Hartplastik mit scharfen Kanten
Das versprochene Update ist bis heute nicht erschienen. Das Fahrzeug war immer wieder in der Werkstatt und diese war komplett überfordert und ahnungslos. Der Service der Hotline bei Audi ist ebenso überfordert und hat eklatante Wissenslücken.
Da eine Ende dieses Audi Desasters nicht abzusehen war, habe ich mich kurzfristig entschieden nach fast 18 Jahren die Marke zu wechseln und bin dabei auf den BMW iX gestoßen. Ich konnte dann kurzfristig einen IX 40 in Komplettausstattung allerdings ohne Komfortsitze in Mineralweiß zu einem wirklich guten Preis kaufen.
Letzten Freitag habe ich diesen aus Sachsen nach Hamburg gebracht und bin bisher 620 Kilometer gefahren.
Mir ist klar, dass man eher den großen E Tron mit dem iX vergleichen muss, deshalb sind meine Eindrücke des Fahrzeugs im Vergleich zum Q4 sehr subjektiv, ändern glaube ich aber nichts an der grundsätzlichen Misere bei Audi.
Verarbeitung Audi im direkten Vergleich eher unterdurchschnittlich
Effizienz des Audi im Stadtverkehr höher vermutlich bedingt durch das hohe Gewicht des IX
Effizienz des Audi auf der Autobahn bei Tempo 120-130 schlechter um ca. 3-4 KW/h auf 100 km
In der Stadt ist der Q4 das klar wendigere Auto, bedingt durch die Größe
Softwarequalität - Da liegen Welten dazwischen. Damit meine ich nicht nur die grundsätzliche Funktionalität (alle Funktionen die bei Audi angekündigt, aber nicht geliefert werden, sind bei BMW vorhanden), sondern auch die in den paar Tagen aufgetretene Stabilität. Ich habe nicht eine Fehlermeldung bekommen, was bei Audi an der Tagesordnung ist.
Zu den Themen Service kann ich bei BMW naturgemäß nichts sagen, aber der Service bei Audi war bemüht aber komplett überfordert. Ich habe jetzt einmal beim Kundensupport von BMW angerufen und es ist tatsächlich Jemand mit Verstand am anderen Ende an die Leitung gegangen. Unglaublich ;-)
Nach meinen Erfahrungen der vergangenen Monate, kaufe ich im Leben kein Fahrzeug mehr aus dem VW Konzern. Die ganze Softwareinfrastruktur ist ein absolutes stümperhaft anmutendes Chaos. Jeder der interessiert ist, mag gerne mal ins Nachbarforum Audi Elektro schauen, da sind alle Dinge die ich hier so gelesen habe eher "Fehlerchen".
Das Thema Verfügbarkeit von Teilen ist vermutlich aktuell das Problem jedes größeren Herstellers und ich kann auch hier den Unmut der Besteller verstehen, insbesondere wenn bestellte Fahrzeuge im reduzierten Leistungsumfang angeboten werden.
Das Design von Audi finde ich nach wie vor prima, der Rest ist aber mittlerweile zum Fürchten.
Ich bin naturgemäß noch am Anfang beim "Erlernen des BMW" und mir sind schon ein paar Dinge aufgefallen, die Audi definitiv besser macht - z.B. Bedienung adaptiver Tempomat über eigenen kleinen Lenkstockhebel- statt der fummeligen Knöpfe am Lenkrad des BMW. Auch finde ich einige Bereiche im BMW eher schwierig zu verstehen - So gelingt es mir nicht den Effizienz Modus dauerhaft voreinzustellen?
Die Anzahl der Updates der vergangenen Monate lässt mich aber erwarten, dass Dinge vielleicht noch angepasst werden.
Jetzt hoffe ich nur, dass mir ein ähnliches Theater wie bei Audi in den kommenden Monaten erspart bleibt.
Euch allen eine Gute Fahrt
Gruß aus Hamburg
Thomas
13 Antworten
Danke für diese sehr aufschlussreichen Einsichten. Ich bin auch nach langer Hinhaltetaktik wegen Teilemangels (2 Jahre auf Fahrzeug warten, allerdings PHEV) auch bei BMW gelandet und dachte für den BEV wieder zu Audi zu wechseln. Wenn ich aber diese Softwareprobleme hier lese, sollte man wohl die nächsten Jahre eher einen Boden um Audi herummachen. Schade.
Danke für den aufschlussreichen Bericht. Bei einer Sache muss ich allerdings widersprechen: hatte mal als Leihwagen einen Audi A6 und fand den Tempomaten gegenüber meinem damaligen 5er BMW sehr kompliziert und auch schlechter bedienbar. Da finde ich die Lösung am Lenkrad wesentlich besser.
Das ist reine Gewöhnungssache. Ich finde die BMW Lösung auch schöner. Fahrer von Fahrzeugen aus dem VW Konzern kommen mit dem separaten Hebel besser klar. Schenkt sich in der Praxis sicher nichts.
Ich finde die Tempomat-Bedienung über Lenkrad-Tasten unpraktisch, weil man jedesmal hinschauen muss. Und zum Übernehmen der aktuellen Geschwindigkeit absurderweise verschiedene Tasten drücken muss, je nachdem ob der Tempomat vorher "ganz aus" oder "halb aus" war.
Dabei hatte BMW auch mal eine gute Tempomat-Bedienung im E90 & Co - mit einem Hebel, den man blind betätigen konnte. Und wo der vorherige Zustand beim "Übernehmen" keine Rolle gespielt hat. Erst bei späteren Baureihen sind sie leider wieder zu den Lenkrad-Tasten wie bei E39 & Co zurückgegangen.
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@theister Danke Dir für den sehr aufschlußreichen Bericht. Ich wünsche Dir mit dem Neuankömmling viel Spaß und knitterfreie Fahrt!
Ich denke, dass der Q4 e-tron (ich war initial verwirrt, weil das Suffix "e-Tron" der Modellbezeichnung nicht erwähnt war) unter vielen Kinderkrankheiten der MEB-basierten Fahrzeug leiden musste. Er fährt ja vom selben Förderband in Zwickau wie ID.3, ID.4 usw. Letztlich hat er mit Ausnahme des Infotainment-Systems auch die identische Basis. Ich hatte den Q4 e-tron auch mal in die engere Wahl gezogen. Aber so wichtig warm wurde ich mit dem Design und der fühlbaren Qualität im Innenraum nicht (Viel Hartplastik, deutlich mehr Pseudo-Pianolack). So ist es dann schließlich bei mir ein iX3 geworden, nachdem ich mich aus mehreren Gründen aus den Fängen einer IONIQ 5-Bestellung befreit hatte.
Auch mein iX3 ist nicht frei von Fehlern. Er stand bereits 2x in der Werkstatt, weil die Telematik-Steuereinheit nach 2 Monaten teilweise ihren Geist aufgegeben hatte und Remote-Befehle nur noch dann annahm, wenn das Fahrzeug gerade nicht schlief. Jetzt bin ich seit mehreren Wochen in einem Ping-Pong-Spiel ungebetener Gast zwischen BMW und Telekom, weil ich seit dem Wechsel der Steuereinheit und dem Wechsel der dort eingebauten eSIM den Hotspot nicht mehr nutzen kann und sich Telekom und BMW den schwarzen Peter in Bezug auf die Aktualisierung der eSIM-Daten hin- und herschieben. Der Ausgang des Matches ist noch ungewiss.
Zum Tempomat: Audi verfolgt hier das identische Bedienkonzept wie bei Škoda (oder besser gesagt hat sich Škoda hier Audi zum Vorbild genommen). Ich finde persönlich die BMW-Lösung besser. Man kann in meinen Augen den Tempomaten wunderbar bequem mit nur einem Finger bedienen, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen und ohne einen oder 2 Finger für die Bedienung des zusätzlichen Lenkstockhebels (wie bei Audi) abzustellen. Mein linker Arm liegt meistens auf der linken Seitenverkleidung, die Hand liegt dann ohne Mühe direkt über dem Tempomat-Bedienzentrum. Die gute Qualität des Driving Assistant-Professionals, der zulässige Höchstgeschwindigkeiten zuverlässig erkennt und sie übernimmt, ermöglicht es mir, nur durch regelmäßigen Druck auf "Set" das gesamte System z.B. nach einem manuellen Bremsvorgang wieder zu aktivieren. Nur selten muss ich die Geschwindigkeit mit der Wippe verändern. Sowohl die Bedienung wie auch die Regelungsqualität empfinde ich gerade auf langen Strecken als sehr angenehm.
Wie ist Dein Eindruck in Bezug auf den Driving Assistant Professional im direkten Vergleich zur Lösung bei Audi? Was ist besser, was nicht so gut gelöst?
Hallo!
Ich hatte für drei Jahre einen Audi A8 mit dem Lenkstockhebel Tempomaten. Ich weiß nicht mehr, wie vielen Autofahrern vor mir ich die Lichthupe in den Rückspiegel geknallt habe, nur weil ich den Tempomaten aktivieren wollte, aber den falschen Hebel erwischt hatte. Blind bedienen war da bei mir nicht drin. Da lobe ich mir die Tasten am Lenkrad. 🙂
CU Oliver
Zitat:
@motor_talking schrieb am 2. November 2022 um 08:30:24 Uhr:
Ich finde die Tempomat-Bedienung über Lenkrad-Tasten unpraktisch, weil man jedesmal hinschauen muss.
Also das sehe ich komplett anders. Ich habe doch schon meine Hände am Lenkrad und hinschauen muss ich da auch nicht mehr. Für den Extrahebel muss ich ja die Hand vom Lenkrad nehmen, was ich wesentlich umständlicher finde. Aber man gewöhnt sich sicher an beides.
Zitat:
@Za4aTourer schrieb am 2. November 2022 um 09:17:05 Uhr:
Zitat:
@motor_talking schrieb am 2. November 2022 um 08:30:24 Uhr:
Ich finde die Tempomat-Bedienung über Lenkrad-Tasten unpraktisch, weil man jedesmal hinschauen muss.
Also das sehe ich komplett anders. Ich habe doch schon meine Hände am Lenkrad und hinschauen muss ich da auch nicht mehr. Für den Extrahebel muss ich ja die Hand vom Lenkrad nehmen, was ich wesentlich umständlicher finde. Aber man gewöhnt sich sicher an beides.
Volle Zustimmung.
Wir hatten eine Zeit lang ein A5 Cabrio, und eines der nervigsten Dinge daran war dieser **** Tempomat-Hebel. Völlig unnötig und umständlich zu bedienen. Beim iX3 habe ich *ALLE* Assistenzsysteme unter dem Linken Daumen. Egal ob Tempomat, Abstandsregelung, Lenkassistent. Die Tasten sind konturiert und lassen sich blind drücken.
Ein Freund fährt einen A8 und findet auch diesen Audi-Hebel super, weil er den mit der linken Hand gut erreichen/Bedienen kann (er verzweifelt aber auch im iDrive - ist halt anders zu bedienen als das MMI). Scheint also Geschmacksache zu sein. Ich finde den Extra-Hebel jedenfalls nur unnötig kompliziert.
BMW hat beim iX in meinen Augen einen Rückschritt bei der Bedienung des Driving Asisstant Professional im Lenkrad getan. Ich kann verstehen, dass man die Bedienung etwas vereinfachen wollte, indem man sich von der Limiter- und Res-Cancel-Taste getrennt hat, die wahrscheinlich nur ein Teil der Fahrer regelmäßig nutzen (ich gehöre nicht dazu).
Dass man den Abstand aber nur noch über eine Menü-Einstellung ändern kann, finde ich ehrlich gesagt absolut unverständlich.
Auch verstehe ich nicht, warum man beiden Lenkradtasten unbedingt Pseudo-Pianolack-Optik verpassen musste. So sieht man in den Tasten immer seine Fettfinger verewigt.
Hatte der E60/61 nicht noch den Hebel-Tempomaten? Im F11 hatte ich dann die Tasten am Lenkrad. Ich bin mit beiden Varianten problemlos klargekommen und jede Lichthupe war immer Absicht. 😉
Davon würde ich die Wahl des Autos nicht abhängig machen. Da kann ich das mit der Software schon viel mehr nachvollziehen. Wenn das bei Audi nicht ordentlich funktioniert ist das jeden Tag nur Frust beim Losfahren.
Jep, die E60/E61 hatten Hebel. Fand ich damals schon an meinem E61 relativ unpraktisch.
Aber das Empfinden, ob man den Hebel als Vor- und Nachteil empfindet, ist natürlich immer ein Stück weit subjektiv. Wenn man streng nach Ergonomie-Kriterien geht, dürfte jedoch die Tasten-Bedienung im Vorteil sein. Man kann zur Bedienung der Asisstenzsysteme stets die Hände am Lenkrad lassen, und zwar genau dort, wo sie auch hingehören (außer beim Umgreifen).
Durch die Platzierung und Haptik der Tasten mit Hervorhebungen lassen sich zudem die wichtigsten Funktionen (Set, Wippen für Geschwindigkeit sowie Abstand) nach etwas Eingewöhnung praktisch blind bedienen. Gut durchdacht ist es auch, dass die Tasten links platziert wurden, um eine Bedienung mit den linken Arm auf der Seitenverkleidung zu erleichtern.
Ich wollte mir Ursprünglich auch einen Q4 Etron nehmen. Hatte aber so viel ärger mit meinem Golf VII und wurde dermaßen von VW verarscht das ich mir selbst sagte jetzt gibt es eine lange Zeit nichts mehr von VAG.
Ich wollte zwar einen SUV diesmal aber da VAG drausen war und der iX zu teuer (will immer den stärksten mit voller Hütte) ist es bei mir der i4 geworden und für den Übergang ein i3.
Zum Thema Tempomat. Mein 7er Golf hatte den genau wie BMW am Lenkrad. Mir gefällt diese Lösung am Lenkrad 100x besser als mit extra Hebel.
Ich denke ich werde mich an die Knöpfe gewöhnen, aber der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und nach langen Jahren mit Lenkstockhebel passte die Ergonomie für mich perfekt. Die Bedienung des adaptiven Tempomat mit der einfachen Möglichkeit direkt am Lenkrad die Entfernung einstellen zu können, finde ich bei Audi besser gelöst.
Im Hinblick auf den Rest kann ich aber nur sagen, dass Audi softwareseitig Jahre hinter BMW zurückliegt. Allein die Assistenzsysteme im BMW reagieren viel feiner und gleichmäßiger. Im Q4 war ich ständig von Phantombremsungen betroffen und es wurden Hindernisse erkannt, die nicht vorhanden waren. Zudem beschleunigt der Q4 in Kurven relativ stark, sobald der Vordermann aus dem Winkel herausfährt etc.
Großes Ärgernis beim Q4 war für mich zudem, dass Audi nur scheinbar die MEB Plattform übernommen hat. Die Audi Ingenieure waren wohl der Meinung, das sie etliches besser können, was darin mündet, dass einzelne Steuergeräte aus der Vorgängergeneration eingebaut wurden die nicht OTA fähig sind. Während VW für den ID3 und ID4, sowie Skoda für den Enyag irgendwann auf den Knopf drückt und eine neue Version freigibt ruft Audi alle Fahrzeuge in die Werkstatt. Wer soll das glauben und wie wollen sie mit so einer antiquierten Technik gegen Tesla bestehen?
Jetzt freue ich mich erst mal über den neuen Wagen, der sicherlich nicht perfekt ist und bei dem mir schon einige Dinge auffallen, aber ich habe auch gar nicht den Anspruch alles in Perfektion zu erleben, ich möchte nur nicht für dumm verkauft werden, insbesondere weil es Audi nicht interessiert sich um Fehler von Kunden zu kümmern die schon gekauft haben.