Unfall verursacht durch Fehlfunktion Assistenzsystem - wer ist Schuld?
Im Moment wird ja schon fleißig diskutiert über autonomes Fahren und wer dann Schuld hat. Aktuell ist es ja noch so, dass der Fahrer immer bereit sein muss aktiv einzugreifen. D.h. ich kann nicht einfach Zeitung lesen und wenn ein Unfall passiert, die Schuld auf das Auto bzw. den Hersteller schieben.
Aber mir geht es gerade gar nicht um das autonome Fahren. Ich habe einen neuen Mercedes bestellt und jetzt per Zufall im Forum erfahren, dass ein Spurhalteassistent serienmäßig dabei ist der sich nicht dauerhaft deaktivieren lässt. Das Problem laut Forum ist, dass es oft zu Fehlfunktionen kommt und der Assistent dann unerwartet eine (Voll)Bremsung durchführt, was die Fahrer natürlich entsprechend erschreckt. So ein ähnliches System gab es vorher schon von Mercedes, ein Auffahrassistent (auch Serienmäßig, nicht deaktivierbar), welcher allerdings nur ein akustisches Signal ausgibt. Kauft man aber das sog. PreSafe System, hat das Auto auch selbständig Vollbremsungen durchgeführt. Teilweise kam es hier auch zu Fehlfunktionen, wenn das Auto etwas als Gefahr einstuft was gar keine ist und dann haben Leute hier im Forum auf leerer Landstraße ebenfalls eine unerwartete Bremsung des Fahrzeugs irgendwie abfangen müssen.
Wenn es in so einem Fall zu einem Unfall kommt, hat dann trotzdem der Fahrer Schuld obwohl das Auto bzw. die Systeme, selbstständig und unerwartet, aktiv in den Fahrprozess eingegriffen haben?
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@Knergy schrieb am 11. September 2019 um 17:46:55 Uhr:
Alleine aus der Hinsicht würde ich da nicht ruhig schlafen können ...
Ich schon, sehr gut sogar.
Es fahren schon zehntausende Autos, LKWs, Busse etc.. mit Assistenzsystemen rum. Es gibt täglich unzählige Unfälle weil Leute gepennt haben, zu dicht aufgefahren sind, zu spät gebremst haben, ... wie viele gibt es die durch Fehlreaktionen eines Assistenzsystems verursacht wurden? Handvoll? Da geht jeder einzelne durch die Foren und die Presse weil die Systeme ja alle so böse und nicht perfekt sind.
Sicherheit ist immer eine Frage der Wahrscheinlichkeiten. Risiko 0 gibt es nicht. Also muss man bei allen Entwicklungen unterm Strich fragen was bringen sie an Vorteilen, was bringen sie an Nachteilen.
Passiert ein Unfall muss man grundlegend erst einmal zwischen Haftung und Schuld trennen, das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Der Halter haftet am Ende aus der Gefährdungshaftung immer damit der Geschädigte seinen Schaden beglichen bekommt. Eine evtl. aufkommende Schuldfrage ist dann ein ganz anderes Thema.
79 Antworten
Vielleicht wäre es gut wenn die Autohersteller ihre Systeme vereinheitlichen würden damit man ohne langes Studium der Betriebsanleitung auch ein Fahrzeug einer anderen Marke sicher bewegen kann.
Kürzlich war ein ausführlicher Artikel über die Helferlein in der Stuttgarter Zeitung. Fazit: Viele ältere Fahrer fühlen sich trotz Einweisung bei der Übgabe ihrer neuen Fahrzeuge derart überfordert dass sie sich an Fahrschulen wenden weil sie mit der modernen Technik absolut nicht klar kommen.
Das scheint mir durchaus realistisch.
Zitat:
@Gerry0309 schrieb am 14. September 2019 um 22:27:19 Uhr:
Vielleicht wäre es gut wenn die Autohersteller ihre Systeme vereinheitlichen würden damit man ohne langes Studium der Betriebsanleitung auch ein Fahrzeug einer anderen Marke sicher bewegenann.
Hallo,
schön und wünschenswert wäre es in der Tat, aber, ich vermute, es wird genau solch Chaos wie bei den Ladesteckern von E-Autos., Werkzeugakkus ... Laserkartuschen geben. Jeder Hersteller macht es - technisch gesehen- nur ein bit anders, verpackt es aber als Alleinstellungsmerkmal, so dass der Nutzer gar nicht auf die Idee kommt, dass es ein Gleiches unter Gleichem sein könnte.
Irgendwann werden wir dafür bezahlen, dass das intelligente Auto uns als Fahrer auserwählt. Dann will ich meinen Wartburg zurück!.)
Gruss vom Asphalthoppler
Zitat:
@falc410 schrieb am 14. September 2019 um 21:47:40 Uhr:
Ist halt die Frage wie stark der Bremseingriff ist. Ggf ist dann schon der Hintermann in deinem Heck bevor du reagieren kannst. Genau solche Situationen meine ich
Dann war sein Abstand zu gering
Zitat:
@J_Novi schrieb am 15. September 2019 um 07:05:47 Uhr:
Zitat:
@falc410 schrieb am 14. September 2019 um 21:47:40 Uhr:
Ist halt die Frage wie stark der Bremseingriff ist. Ggf ist dann schon der Hintermann in deinem Heck bevor du reagieren kannst. Genau solche Situationen meine ichDann war sein Abstand zu gering
Ja, da gehen aber die Meinungen über die juristische Sicht der Dinge auseinander.
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Zitat:
@Chironer schrieb am 11. September 2019 um 13:41:25 Uhr:
Leider wieder viel Geschwafel und wenig Fakten.
Bsp?: Funktion rauscodieren lassen, so ein Auto nicht kaufen usw. usf.
Wozu brauchst du Urteile?
KFZ -> Gefährdungshaftung. Also haftet erst einmal unabhängig von der nachrangigen Schuldfrage ob Hersteller oder Fahrer der Halter bzw. dessen Versicherung. Wir sind nicht beim autonomen fahren sondern immer noch bei Assistenzsystemen.
Funktion rauscodieren -> BE erloschen. Sicherheitsrelevante Systeme darf man nicht so eben rauscodieren.
Das Thema ist wie damals beim Gurt. Jeder kennt einen der einen kennt ... Letztlich haben im Endeffekt alle Systeme erheblich zur Verkehrssicherheit beigetragen, egal ob Gurt, ABS, ESP, Airbags - auch wenn es bei allen anfangs genug Leute gab die den "neumodischen Schnichschnack nicht brauchen" oder es gar für gefährlich hielten.
Es fahren mittlerweile sicherlich Millionen von Fahrzeugen rum die mit Notbremssystemen versehen sind. Komischerweise finden sich dennoch selbst in Autoforen fast keine Beiträge dazu dass die Syteme einen Unfall verursacht haben. Versicherer geben vielfach Rabatte wenn solche Systeme verbaut sind. Unterm Strich scheinen die wohl doch nicht so schlecht zu sein.
Zitat:
@Moers75 schrieb am 16. September 2019 um 09:14:38 Uhr:
Zitat:
@Chironer schrieb am 11. September 2019 um 13:41:25 Uhr:
Es fahren mittlerweile sicherlich Millionen von Fahrzeugen rum die mit Notbremssystemen versehen sind. Komischerweise finden sich dennoch selbst in Autoforen fast keine Beiträge dazu dass die Syteme einen Unfall verursacht haben. Versicherer geben vielfach Rabatte wenn solche Systeme verbaut sind. Unterm Strich scheinen die wohl doch nicht so schlecht zu sein.Also ich fahre seit 2008 nur noch Fahrzeuge mit diversen Sicherheitssystemen: Spurhalteassistent, Notbremsassistent, ACC, seit ca. 4 Jahren auch Querverkehrswarnung. Ich hatte seither seltsamerweise keinen Unfall ... die Systeme haben ihre Grenzen, natürlich. Die man aber erkennen sollte als aufmerksamer Fahrer - wie @Moers75 schrieb sind es Assistenzsysteme und keine Autopilotsysteme die den Fahrer dazu berechtigen nicht aufmerksam zu sein.
So habe ich auf meinen regelmäßigen Wegen eine Landstraßenkurve mit rot-weißer Warnbeschilderung am Außenrand. Durchfahre ich diese Kurve mit der Warnbeschilderung auf meiner Fahrbahnseite, dann werden die Übergroßen Schilder als Hindernis erkannt auf das ich zu steuere und der Wagen will bremsen. Diese Situation kann man sich als Autofahrer ja nun merken und in gleichartigen Situationen entsprechend reagieren. Eine Vollbremsung ohne Hindernis auf gerader Strecke hatte ich noch nie. Allerdings - und das ist störend - ist unser aktuelles Auto im Paket mit ACC auch mit der Funktion ausgestattet, den evtl einscherenden Verkehr zu erkennen und zu bremsen. Überholt man also mit relativ geringem Tempoüberschuss (zB wegen Tempolimit), dann werden auf der rechten Spur fahrende Fahrzeuge als "einscheren wollend" erkannt und der Wagen bremst. Das nervt - ist aber abschaltbar.
Wenn Schnee ist oder Eisregen der den Sensor zusetzt - dann ist ACC gestört. geschenkt, das lernt man auch irgendwann.
Aber mir hat ACC mit dem Bremsassistenten mal echt den Arsch gerettet - als in der Dämmerung bei Regen ein Fahrzeug ohne Beleuchtung vor mir auftauchte, welches ich selbst nicht rechtzeitig gesehen hätte um einen Aufprall zu vermeiden. Aber die Radarüberwachung hat das Fahrzeug erkannt und die Bremsung eingeleitet (auch zur Überraschung meines Hintermannes), der Unfall wurde vermieden.
Dass der Spurhalteassistent nicht immer und durchgängig alle Spuren erkennen kann - auch klar, wenn die Markierung weg ist kann ich das auch nicht. Tritt eben in diesem Straßenabschnitt der medizinische Notfall beim Fahrer ein ist das eben Pech und auf dem Stand ohne Spurhalteassistent. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Tritt der Notfall an anderer Stelle ein und der Assistent kann wirkungsvoll eingreifen, dann hat er sich gelohnt.
Aber der beste Assistent ist die Querverkehrswarnung beim Rückwärts Fahren. Die hat schon mehreren Radfahrern den Crash oder zumindest die Schrecksituation erspart.
Man kann an jeder Neuerung herum Mäkeln. Ich für mich kann sagen, dass ich ohne Assistenz kein neues Auto mehr haben wollte. Nicht weil ich Zeitung lesen wollte, sondern weil es eben Situationen gibt die man mit seinen Sinnen nicht mehr erfassen kann (siehe Fahrzeug im Regen, siehe Ausparken zwischen Handwerker-Bulli und G-Geländewagen mit Getönten Scheiben). Bei mir haben die Systeme durchweg eine positive Bilanz.
Allerdings muss ich auch sagen, dass es Unterschiede gibt bei den Systemen der Hersteller.
Um es noch mal klarzustellen: der AEB-Assistent hat das Potential um welches es hier geht.
Kein Spurhalte-, Querverkehr- oder sonstiger Assistent. Der haut den Anker rein. Mit mehr oder weniger Vorlauf.
Klar jetzt?
So toll Assistenten auch sein mögen, ich als Programmierer rege mich öfters mal auf, was meine "Kollegen" da teilweise für einen Müll zusammencoden z.B. einfache Sicherheitsregeln ignorieren .. (z.B. Entertainmentsystem mit Internetzugriff und gleichzeitigem Zugriff auf den CAN BUS - Attentate vom heimischen PC aus - ohne Spuren!)
Aber wir sind es halt so gewöhnt, dass der Anwender das Problem (ist) hat, weswegen viel Software die Haftung für Schäden ausschließt - man soll ja immer ein Backup haben, also vergesst nicht, immer ein Backup eures Lebens zu machen! Aber wenns doch schief geht, keine Panik, mit etwas Glück wird euer Tod/Grab/Besetzungswünsche/-Verträge mit einer meiner Software verwaltet!
Mit dem neuen Suzuki Swift haben wir auch so ein Problem. Der Notbremsassistent führt durchaus schon mal Notbremsungen irrtümlich aus.
Nach dieser Beschreibung trägt der Fahrer praktisch immer die Verantwortung: https://korzus-partner.de/.../
Einzige Chance sehe ich hier im Rahmen der Sachmängelhaftung bzw. im Produkthaftungsgesetz. Letzteres kostet sicherlich mehr Mühen und Unsicherheiten und im Endeffekt dann Geld, als einfach den "Schaden" zu akzeptieren.
Hatte denn schon jemand eine Situation in der der Notbremsassistent wirklich sofort und ohne Vorwarnung eine Vollbremsung eingeleitet hat? Ich kenne das eher so das erstmal akustisch gewarnt und leicht gebremst wird und dass die Bremskraft dann (durchaus zügig) immer weiter ansteigt wenn der Fahrer nicht anderweitig reagiert. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit für einen Auffahrunfall dann schon mal deutlich. Kenne aber auch nur den Fall in dem andere Autos erkannt wurden. Bei einem plötzlich erkannten Fußgänger könnte es nochmal anders aussehen.
Bei Starkregen hat der Leon tatsächlich mal gebremst, allerdings nur kurz. Neulich auf der Autobahn bei normalem Regen kam dann die optische und akustische Warnung, ohne Bremsen.
Wenn denn wirklich eine Fehlfunktion oder ein Defekt vorliegt dann haftet der Hersteller über die Produkthaftung. Die Frage ist dann eher ob man das auch beweisen kann.
Erst einmal haftet der Halter aus der Betriebsgefahr gem. § 7 STVG, da ein Fehler in der Beschaffenheit, bzw. Versagen der Verrichtung des Fahrzeuges vorliegt.
Kann mich nicht erinnern, das seitens des KFZ Haftpflichtversicherers gegen den Hersteller Regressansprüche angemeldet wurden.
Will es aber nicht ausschließen.