Türdichtung Fahrerseite 1C9 867 365 7EN
Liebe Community,
nach Auskunft meines VW-Händlers ist das im Titel genannte Teil (Türdichtung Fahrerseite) seit 2012 nicht mehr lieferbar. Eine Alternative wird nicht angeboten.
Hat jemand einen Tipp, was ich machen könnte?
Beim Fahrersitzbezug, den ich 2013 nach seinerzeit 80.000 km erneuern lassen wollte, konnte ich mir mit einem blauen Aufbügel-Flicken behelfen. Die Verfügbarkeit der blau-grauen "en vogue"-Sitzbezüge endete bereits 2011.
An die Gutsherrenart, Produktion und Vertrieb von Ersatzteilen sieben bis acht Jahre nach Produktionsende einzustellen, muss man sich erst einmal gewöhnen.
16 Antworten
Hallo Steamhammer,
vorgestern bin ich ENDLICH dazu gekommen. Bis dahin war ich wegen anderer Projekte Forum-abstinent und hatte daher auch Deine Nachfrage nicht gelesen - deswegen SORRY für die verspätete Antwort.
Vorweg: Es ist eine ziemliche Fummelei, und die Sache mit dem Zusammenfügen hat etwas Improvisation abverlangt. Von daher wünsche ich Euch allen, dass eure Dichtungen möglichst lange halten und ihr möglichst nicht in den Genuss kommt, es mir nachtun zu müssen.
Im Einzelnen:
1) Die Dichtung für das Facelift-Modell mit der anderen Teilenummer passt mechanisch eins zu eins, lediglich fällt die Textur des textilen Teils (in meinem Fall perlgrau) anders aus als bei meinem Vor-Facelift-Modell: Bei der neuen (Facelift-)Dichtung ist die graue Stoffoberfläche mit einer definierten Textur versehen, die so in etwa aussieht wie das Material, aus dem die Dachhimmel der aktuellen Fahrzeuge hergestellt sind. Bei der alten Dichtung war keine Gewebestruktur bzw. -textur erkennbar, und die Stoffoberfläche fühlte sich etwas "flauschiger" an (so wie der Dachhimmel des Fahrzeugs). Allein für sich genommen gefällt mir die Optik der neuen Dichtung sogar besser als die der alten. Als kleines Manko bleibt indes, dass man, wenn man bewusst hinsieht, erkennen kann, dass die Dichtung auf der Beifahrerseite nicht exkate die gleiche ist wie die auf der Fahrerseite.
2) Man muss zahlreiche Verkleidungen de- und anschließend wieder montieren. Beim Demontieren habe ich schmerzhaft feststellen dürfen, dass die Vertragswerkstatt des VW-Autohauses, bei dem ich das Auto seinerzeit (2001) neu gekauft habe, diese schon einmal ziemlich roh abgerissen und wieder montiert hatte, weil zahlreiche Aufnahmen für Spreizniete und -klammern bereits aus- bzw. abgerissen waren. Ich hatte damals den CD-Wechsler nachrüsten lassen, weil dieser im Werk "vergessen" worden ist. Um das Kabel für diesen nachträglich einzuziehen, hat die Werkstatt damals die gleichen Verkleidungen demontieren müssen, wie ich dies nunmehr getan habe. Bezüglich der Verkleidung im Fußraum haben die sich beispielsweise gar nicht erst die Mühe gemacht, nachzulesen, wie der Griff für die Motorhauben-Entriegelung zu entfernen ist, sondern die Verkleidung einfach oberhalb des Griffs durchgebrochen, so dass man sie anschließend um den montierten Griff herum abziehen konnte. Schade, dass es die Verkleidungen allesamt nicht mehr als Ersatzteile gibt.
3) In dem Schlitz, in dem die Dichtung auf den Karosseriefalz aufgesteckt wird, befindet sich ein Streifen grauer, dauerelastischer Dichtungsmasse, die sich anfühlt und riecht wie Plastic-Fermit aus dem Sanitärbereich. Vor dem Montieren der neuen Dichtung hatte ich die von der alten Dichtung zurückgebliebenen Überreste dieser Dichtungsmasse vom Karosseriefalz entfernt. Wenn man keine neue Dichtung mit neuem Dichtungsstreifen einbaut, sondern ein Gebrauchtteil, macht es vielleicht Sinn, die Überreste der alten Masse nicht zu entfernen, sondern lieber gleichmäßig zu verteilen.
4) Man baut die neue Dichtung nach dem Vorbild der alten ein. Man platziert den Stoß der neuen Dichtung genau da, wo sich auch die Verklebungs- bzw. Vulkanisationsstelle der alten Dichtung befunden hat. Anschließend drückt bzw. schlägt man die neue Dichtung mit geeignetem Material (Gummihammer, Holzquader etc.) gleichmäßig auf den Blechfalz auf. Stellenweise ist etwas Nachdruck vonnöten, damit sich der Blechfalz vollständig in die graue Dichtungsmasse eindrückt. Dabei schiebt man die Dichtung immer etwas zusammen, damit sie gut in die Ecken geht und am Ende (beim Stoß) nicht zu lang wird. Am Ende hat sie genau gepasst. Abschneiden hätte auch nicht funktionieret, weil an den beiden Enden, die schließlich zusammengeklebt bzw. vulkanisiert werden müssen, zwei Metallwinkel eingearbeitet sind.
5) Bezüglich der Frage, wie ich die beiden Enden der Dichtung miteinander verbinden müsste, hatte ich Gelegenheit, mit dem Karosseriemeister unseres VW-Autohauses zu sprechen. Er hat so etwas - dass eine Türdichtung nicht "am Stück" / "im Ganzen", sondern "mit offenen Enden" zum selbst Verkleben geliefert wird - zum ersten Mal gesehen, und wusste spontan auch nicht, wie man damit umgehen sollte. Eine spezielle Serviceanleitung zum Dichtungswechsel gebe es seines Wissens nach nicht. Er würde, wenn er es machen müsste, die beiden Enden mit einer Dichtungsmasse bestreichen, von welcher er mit etwas mitgab. Dabei handelt es sich um eine extrem zähe schwarze Masse. Aufgrund des Umstands, dass sich der Stoß, an dem die beiden Enden der Dichtung zusammentreffen, jedoch relativ nah an der unteren Ecke der befindet, hat das Material von der Biegung noch immer eine derart starke Eigenwilligkeit, dass die beiden Enden nicht plan aufeinander zu bekommen sind, sondern nur "oben" (von wo man auf die Dichtung draufschaut) aufeinanderstoßen, während "unten" (wo die Dichtung auf den Karosseriefalz aufgeschoben ist) bedingt durch den größeren Außenradius ein Spalt von ein paar Millimetern bleiben würde. Also habe ich die Dichtung wieder in einem etwas größeren Bereich um die Stoßstelle entfernt, so dass sie sich möglichst wenig gegen ein bündiges Zusammenstoßen wehren würde, und anschließend versucht, die beiden Hälften mittels Kautschuk-Vulkanisierflüssigkeit miteinander zu vulkanisieren. Tatsächlich gelang dies erst nach mehreren Anläufen, und wirklich schön auch nur im oberen (sichtbaren) Bereich, weil ich den für das Vulkanisieren eigentlich erforderlichen Anpressdruck nicht ausüben konnte. Denn presst man die beiden Seiten zu fest aufeinander, verzieht sich die Form des Dichtungsprofils insgesamt, und zwar am stärksten an den Stellen, die dünn bzw. flexibel sind, während die Stellen des Profils, die zäher sind (auch wegen der eingearbeiteten Metallprofile), sich nicht aus der Form bringen lassen. Also musste ich bei entsprechender Fixierung der beiden Hälften mit mäßigem Druck arbeiten (was für das Vulkanisieren an sich nicht unbedingt förderlich ist). Am nächsten Tag war die Vulkanisierstelle immerhin fest genug, dass die beiden Enden trotz der Biegung durch die Türecke zusammenhielten, ohne dass sich wie zuvor ein keilförmiger Spalt auftat. Für die endgültige und dauerhafte Fixierung sollte schließlich Sikaflex 223 als niedermoduliger Klebstoff sorgen, welches ich im Bereich um den Stoß bzw. die Verbindungsstelle auf den Karosseriefalz aufgebracht hatte. Zuvor hatte ich an der gleichen Stelle wie bei der ab Werk eingebauten Dichtung noch ein Stück schwarzes Gewebeklebeband in das Dichtungsprofil eingebracht.
Insgesamt war schon ziemlich viel Gefrickel dabei, und ich glaube, hätte ich dies vorher gewusst, wäre ich die Sache nicht angegangen und hätte lieber mit den infolge des Risses der alten Dichtung im Bereich der Einstiegsleiste erhöhten Windgeräuschen gelebt.
Bei der Gelegenheit (als die Dichtung und die Verkleidungen draußen waren) habe ich auch noch die eingerissene und gequetschte Abdeckung für den Türfeststeller (1C0 837 267 A; gibt's bei VW Classic Parts) mit erneuert und diesen neu geschmiert.
Moin,
das ist ja mal eine ausführliche und detaillierte Anleitung.
Wer vor der gleichen Herausforderung steht, wird keine Fragen zur Bewältigung mehr haben.
Perfekt!
Gruß......