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Thesen zu Brennstoffzellen in Europa - Studenten TU Dortmund

Themenstarteram 14. Januar 2014 um 16:44

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind eine Gruppe von fünf Studenten der Wirtschaftswissenschaften (Master) an der Technischen Universität Dortmund. Im Rahmen des Seminars "Future Technologies" am Lehrstuhl für Dienstleistungs- und Technologiemanagement haben wir uns in den letzten Monaten mit den Chancen und Risiken der Brennstoffzelle auf dem europäischen Markt (Deutschland,Schweiz und Österreich ausgeschlossen) beschäftigt.

Wir haben als Ergebnis unserer bisherigen Untersuchungen fünf zentrale Thesen/Aussagen/Fragen aufgestellt, zu welchen wir gerne IHRE Meinungen, als Experten im Automobilbereich, hören würden. Wir würden uns freuen, wenn Sie zu den unten stehenden Thesen kurz Stellung beziehen könnten und uns Ihre Sichtweise schildern würden. In Ihrem Forum interessiert uns natürlich besonders Frage Nr. 4, aber auch die anderen Fragen wären für uns von Relevanz.

1) „Fehlende europaweite Wasserstoff-Infrastruktur könnte die Marktetablierung von BSZ negativ beeinflussen.“

2) „Viele Produkte mit BSZ sind technisch ausgereift, aber die fehlende Nachfrage verhindert den Markteintritt.“

3) „Wenig Kenntnis der Bevölkerung über BSZ verhindert eine aktive Nachfrage. Kann eine politische Aufklärung die Nachfrage steigern?“

4) „Setzen sich BSZ-Autos kurz- bis mittelfristig am Markt durch?“

5) „Setzen sich BSZ-Systeme zur Energie- und Wärmeversorgung von Häusern und öffentlichen Gebäuden kurz- bis mittelfristig am Markt durch?“

Wir freuen uns auf spannende Meinungen und Diskussionen.

Vielen Dank im Voraus und Grüße aus Dortmund!

TUDortmund

Beste Antwort im Thema
am 15. Januar 2014 um 10:34

So richtig scheint keiner auf Ihren Beitrag anzuspringen, obwohl das Thema hier gut platziert ist. Das kann viele Ursachen haben.

Ich selbst würde mich jetzt nicht als Experte auf einem dieser Gebiete bezeichnen, habe aber beruflich vor einigen Jahren an der Entwicklung einer Mikrobrennstoffzelle mitgewirkt. Ziel war es, mobile Geräte mit BZ auszustatten und deutlich höhere Laufzeiten als mit Akkus zu erreichen. Das hat aber technisch schon nicht so richtig funktionieren wollen. Und inzwischen haben die verfügbaren Akkus Leistungswerte erreicht, mit denen man immer zufriedener sein kann. Wenn man einigermaßen zuversichtlich an die Sache rangeht, werden auch hier noch weitere Fortschritte in den nächsten Jahren zu erwarten sein. Die Kostenfrage stand bei den Mikro-BZ erstmal nicht zur Debatte, wäre vielleicht später aber auch ein K.O.-Kriterium gewesen.

Nun ein paar Worte ("meine Meinung") zum Thema "BZ und Automobil". Etwas mehr Information der Bevölkerung sollte schon erfolgen, aber politische Aufklärung ist hier fehl am Platz. Schließlich handelt sich um eine alternative Technologie, und beim iPhone oder bei den Flachbildschirmen war auch keine politische Aufklärung erforderlich, um diese Produkte zu etablieren.

Ich finde die Bezeichnung "Brennstoffzellenfahrzeug" immer sehr irreführend. Klingt nach etwas völlig anderem als das, was es sonst so an Antriebstechnologien gibt. Stimmt aber nicht ganz. Genau genommen ist ein BZ-Fahrzeug nichts weiter als ein Elektromobil mir einem Reichweiterverlängerer (Range Extender, RE). Das heißt, dass wie bei jedem anderen E-Mobil mindestens ein Elektromotor und ein Akku verbaut ist. Die BZ dient als RE. Vorteil: Man kann höhere Reichweiten erzielen, da Wasserstoff (oder Methanol, je nach BZ-Typ) mehr Energie speichern kann als ein großer Akku. Zudem kann man vergleichsweise schnell nachtanken. Die BZ wandelt also direkt chemische in elektrische Energie um, ohne Verbrennung. Der Akku kann kleiner ausfallen, da nicht mehr so viel Energie gespeichert werden muss. Das wirkt sich direkt auf das Fahrzeuggewicht aus. Ohne Akku geht es aber nicht, da eine BZ eher konstanten Strom liefert und nicht dynamisch auf die jeweils geforderte Energiemenge reagieren kann. Letztendlich ist das BZ-Auto so ähnlich wie der bereits verfügbare Opel Ampera oder der künftige BMW i8. Nur dass bei diesen Fahrzeugen der RE ein konventioneller Verbrennungsmotor ist, der mit klassischem Benzin betrieben wird. Und dafür ist die Infrastruktur schon vorhanden. Für die BZ extra eine neue Infrastruktur aufzubauen, wäre sehr aufwändig. Die Entwicklung der Akkutechnologie geht auch weiter. Und man wird sehr schnell feststellen, dass man eigentlich auch ohne einen RE gut auskommt. Für die heute erhältlichen E-Mobile ist das prinzipiell schon der Fall. Ein Aufbau einer geeigneten Ladeinfrastruktur ist bereits im Gange, obwohl sich die Politik trotz aller Versprechen recht passiv verhält. Tesla z. B. baut einfach seine Supercharger überall auf, ohne jemanden bitten zu müssen. Andere europäische Länder denken da auch schon weiter als wir. Leider. Warum also nicht direkt auf die E-Mobilität zugehen und diese forcieren?

Die Preise für Akkus werden ebenso fallen, wie die Leistung sicher steigen wird. Auch die Ladezeiten werden sich weiter reduzieren. In wenigen Jahren wird ein E-Mobil die gleiche Performance aufweisen wie ein Verbrenner, und das bei vergleichbaren Kosten. Wer kauft dann noch einen Wagen mit Verbrennungsmotor? Und von einer BZ will dann bestimmt keiner mehr was hören. Denn die ist nach wie vor sehr teuer.

Seit Jahrzehnten wird in Deutschland schon an BZ-Fahrzeugen geforscht. Und? Es ist kein einziges dieser Autos in Serie gegangen. Schade um das Geld. Vielleicht lohnt sich sowas für den Schwerlastverkehr, wo ganz andere Anforderungen bestehen. Der Treibstoff für die BZ sollte dann aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, was allerdings sehr verlustbehaftet ist. Aber PKWs könnten auf einen RE wohl sehr bald verzichten. Es ist eher die (meist unbegründete) Reichweitenangst, die einen RE rechtfertigt. Und wenn, dann tut es vielleicht auch ein kleiner Benzinmotor. Der könnte dann eventuell gegen ein Akkupaket ausgetauscht werden, wenn wirklich lange Strecken anstehen. Da wird sich noch viel tun. Ich denke, dass es durchaus einige BZ-Fahrzeuge geben wird (z. B. im ÖPNV), aber die Masse wird davon nichts mitbekommen. Die Kosten werden wohl darüber entscheiden.

Auch stationäre BZ für die Energie- und Wärmeversorgung von Häusern und öffentlichen Gebäuden sollten kaum Verbreitung finden. Zwar sind große BZ effizienter (durch andere Technologien), aber warum erst aufwändig Wasserstoff aus Strom gewinnen, den dann zu transportieren, um dann wieder Strom zu erzeugen? Und das mit hohen Verlusten. Lieber gleich den Strom in die Häuser schicken. Der Umweg über Wasserstoff (und damit über die BZ) ist keine gute Lösung. Wenn mal eine ausreichend effiziente Stromspeicherung zur Verfügung steht, dann ist sowieso alles entschieden. Für mobile Anwendungen (Automobil) ist der Einsatz von BZ noch nachvollziehbar, aber den technologischen und ökonomischen Kampf werden wohl andere Systeme gewinnen. Der Umbruch in der Automobilbranche könnte viel schneller erfolgen als manchen hier lieb ist. Vielleicht treten ganz andere Firmen als Fahrzeughersteller auf, die einen völlig neuen Markt aufbauen, z. B. Bosch, Samsung, LG, Apple, Google, … Wer weiß. Eine starke Etablierung der konventionellen E-Mobilität mit der ganzen Vernetzung, verbunden mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, wird die BZ wohl dauerhaft ins Museum verbannen.

Scheegs

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am 15. Januar 2014 um 10:34

So richtig scheint keiner auf Ihren Beitrag anzuspringen, obwohl das Thema hier gut platziert ist. Das kann viele Ursachen haben.

Ich selbst würde mich jetzt nicht als Experte auf einem dieser Gebiete bezeichnen, habe aber beruflich vor einigen Jahren an der Entwicklung einer Mikrobrennstoffzelle mitgewirkt. Ziel war es, mobile Geräte mit BZ auszustatten und deutlich höhere Laufzeiten als mit Akkus zu erreichen. Das hat aber technisch schon nicht so richtig funktionieren wollen. Und inzwischen haben die verfügbaren Akkus Leistungswerte erreicht, mit denen man immer zufriedener sein kann. Wenn man einigermaßen zuversichtlich an die Sache rangeht, werden auch hier noch weitere Fortschritte in den nächsten Jahren zu erwarten sein. Die Kostenfrage stand bei den Mikro-BZ erstmal nicht zur Debatte, wäre vielleicht später aber auch ein K.O.-Kriterium gewesen.

Nun ein paar Worte ("meine Meinung") zum Thema "BZ und Automobil". Etwas mehr Information der Bevölkerung sollte schon erfolgen, aber politische Aufklärung ist hier fehl am Platz. Schließlich handelt sich um eine alternative Technologie, und beim iPhone oder bei den Flachbildschirmen war auch keine politische Aufklärung erforderlich, um diese Produkte zu etablieren.

Ich finde die Bezeichnung "Brennstoffzellenfahrzeug" immer sehr irreführend. Klingt nach etwas völlig anderem als das, was es sonst so an Antriebstechnologien gibt. Stimmt aber nicht ganz. Genau genommen ist ein BZ-Fahrzeug nichts weiter als ein Elektromobil mir einem Reichweiterverlängerer (Range Extender, RE). Das heißt, dass wie bei jedem anderen E-Mobil mindestens ein Elektromotor und ein Akku verbaut ist. Die BZ dient als RE. Vorteil: Man kann höhere Reichweiten erzielen, da Wasserstoff (oder Methanol, je nach BZ-Typ) mehr Energie speichern kann als ein großer Akku. Zudem kann man vergleichsweise schnell nachtanken. Die BZ wandelt also direkt chemische in elektrische Energie um, ohne Verbrennung. Der Akku kann kleiner ausfallen, da nicht mehr so viel Energie gespeichert werden muss. Das wirkt sich direkt auf das Fahrzeuggewicht aus. Ohne Akku geht es aber nicht, da eine BZ eher konstanten Strom liefert und nicht dynamisch auf die jeweils geforderte Energiemenge reagieren kann. Letztendlich ist das BZ-Auto so ähnlich wie der bereits verfügbare Opel Ampera oder der künftige BMW i8. Nur dass bei diesen Fahrzeugen der RE ein konventioneller Verbrennungsmotor ist, der mit klassischem Benzin betrieben wird. Und dafür ist die Infrastruktur schon vorhanden. Für die BZ extra eine neue Infrastruktur aufzubauen, wäre sehr aufwändig. Die Entwicklung der Akkutechnologie geht auch weiter. Und man wird sehr schnell feststellen, dass man eigentlich auch ohne einen RE gut auskommt. Für die heute erhältlichen E-Mobile ist das prinzipiell schon der Fall. Ein Aufbau einer geeigneten Ladeinfrastruktur ist bereits im Gange, obwohl sich die Politik trotz aller Versprechen recht passiv verhält. Tesla z. B. baut einfach seine Supercharger überall auf, ohne jemanden bitten zu müssen. Andere europäische Länder denken da auch schon weiter als wir. Leider. Warum also nicht direkt auf die E-Mobilität zugehen und diese forcieren?

Die Preise für Akkus werden ebenso fallen, wie die Leistung sicher steigen wird. Auch die Ladezeiten werden sich weiter reduzieren. In wenigen Jahren wird ein E-Mobil die gleiche Performance aufweisen wie ein Verbrenner, und das bei vergleichbaren Kosten. Wer kauft dann noch einen Wagen mit Verbrennungsmotor? Und von einer BZ will dann bestimmt keiner mehr was hören. Denn die ist nach wie vor sehr teuer.

Seit Jahrzehnten wird in Deutschland schon an BZ-Fahrzeugen geforscht. Und? Es ist kein einziges dieser Autos in Serie gegangen. Schade um das Geld. Vielleicht lohnt sich sowas für den Schwerlastverkehr, wo ganz andere Anforderungen bestehen. Der Treibstoff für die BZ sollte dann aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, was allerdings sehr verlustbehaftet ist. Aber PKWs könnten auf einen RE wohl sehr bald verzichten. Es ist eher die (meist unbegründete) Reichweitenangst, die einen RE rechtfertigt. Und wenn, dann tut es vielleicht auch ein kleiner Benzinmotor. Der könnte dann eventuell gegen ein Akkupaket ausgetauscht werden, wenn wirklich lange Strecken anstehen. Da wird sich noch viel tun. Ich denke, dass es durchaus einige BZ-Fahrzeuge geben wird (z. B. im ÖPNV), aber die Masse wird davon nichts mitbekommen. Die Kosten werden wohl darüber entscheiden.

Auch stationäre BZ für die Energie- und Wärmeversorgung von Häusern und öffentlichen Gebäuden sollten kaum Verbreitung finden. Zwar sind große BZ effizienter (durch andere Technologien), aber warum erst aufwändig Wasserstoff aus Strom gewinnen, den dann zu transportieren, um dann wieder Strom zu erzeugen? Und das mit hohen Verlusten. Lieber gleich den Strom in die Häuser schicken. Der Umweg über Wasserstoff (und damit über die BZ) ist keine gute Lösung. Wenn mal eine ausreichend effiziente Stromspeicherung zur Verfügung steht, dann ist sowieso alles entschieden. Für mobile Anwendungen (Automobil) ist der Einsatz von BZ noch nachvollziehbar, aber den technologischen und ökonomischen Kampf werden wohl andere Systeme gewinnen. Der Umbruch in der Automobilbranche könnte viel schneller erfolgen als manchen hier lieb ist. Vielleicht treten ganz andere Firmen als Fahrzeughersteller auf, die einen völlig neuen Markt aufbauen, z. B. Bosch, Samsung, LG, Apple, Google, … Wer weiß. Eine starke Etablierung der konventionellen E-Mobilität mit der ganzen Vernetzung, verbunden mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, wird die BZ wohl dauerhaft ins Museum verbannen.

Scheegs

Zitat:

Original geschrieben von Scheegs

...In wenigen Jahren wird ein E-Mobil die gleiche Performance aufweisen wie ein Verbrenner, und das bei vergleichbaren Kosten...

Dein Wort in Gottes Gehörgang! (Was immer du unter Performance verstehst).

Halte obiges für vollkommen unmöglich. Die Gründe sind hier genannt worden.

Aber Glauben ist nicht verboten, heißt aber auch "nichts wissen".

am 15. Januar 2014 um 12:52

Die eigene Meinung war geftagt

1. ja

2. ja

3. ja

4. nein

5. Ja

Was der Bauer nicht kennt, das fr isst er nicht.

MfG RKM

am 15. Januar 2014 um 14:08

Zitat:

Original geschrieben von Ringkolbenmaschine

Was der Bauer nicht kennt, das fr isst er nicht.

Das heißt auf deutsch, dass man es den Leuten nur richtig einreden muss, wie toll so eine Brennstoffzelle eigentlich ist. Natürlich mit politischer Unterstützung, also durch Wissmann & Co. Das hätten die doch die ganzen Jahrzehnte schon machen können. Aber bitte nicht vergessen zu erwähnen, dass da auch bloß ein böööhses Elektroauto drin steckt.

Welche Produkte sind denn so ausgereift, dass man die sofort einsetzen könnte? Würde mich gern mal interessieren. Wenn keine Nachfrage da ist, wird das schon irgendeinen Grund haben. Die fehlenden H2-Tankstellen werden es nicht allein sein.

am 15. Januar 2014 um 15:25

1) „Fehlende europaweite Wasserstoff-Infrastruktur könnte die Marktetablierung von BSZ negativ beeinflussen.“

 

--> eine solche gibt es, sogar ein Pipelinenetz in ARA sowie lokale Netze in den großen Chemiestandorten. Diese auf Basis Erdgas auszubauen ist schnell machbar.

 

2) „Viele Produkte mit BSZ sind technisch ausgereift, aber die fehlende Nachfrage verhindert den Markteintritt.“

 

Henne <--> Ei // technisch ausgereiftes design ja, produktionstechnisch nein

 

 

3) „Wenig Kenntnis der Bevölkerung über BSZ verhindert eine aktive Nachfrage. Kann eine politische Aufklärung die Nachfrage steigern?“

 

Wenn man etwas an die Wand fahren will, muß man es nur einem Politiker überlassen...........

 

 

4) „Setzen sich BSZ-Autos kurz- bis mittelfristig am Markt durch?“

 

Nein: weil keine Notwendigkeit besteht..........

 

5) „Setzen sich BSZ-Systeme zur Energie- und Wärmeversorgung von Häusern und öffentlichen Gebäuden kurz- bis mittelfristig am Markt durch?“

Nein: weil keine Notwendigkeit besteht.......... und diese Systeme viel zu teuer in Anschaffung und Wartung sind, so daß kein payout möglich ist.

 

Gruß SRAM

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