Tempomat Probleme! Hier ist die Lösung.
Tempomat Sanierung
Von: MC Robie
Liebe Motortalk Gemeinde, heute stelle ich eine Beschreibung zur Reparatur eines Tempomat Steuergeräts aus der W124 Baureihe ein.
Es gibt verschiedene W124 Baureihen, aber alle haben sie eines gemeinsam, das gleiche Tempomat Steuergerät. Das eine oder andere hat kleinere Abweichungen, aber im Prinzip haben alle dieselbe Schaltung,
Bis zum Jahre 1997 wurden immer dieselben Modelle benutzt, danach gab es eine kleine Schaltkreis Veränderung, die aber nicht nennenswert ist.
Die Steuergeräte haben alle gemeinsam das gleiche Problem, Kondensatoren.
Diese Bauteile neigen im laufe der Jahre zum Austrocknen, eine Innenleben Beschreibung eines Elkos (Elektrolytkondensator) erspare ich mir an dieser Stelle. Ein Blick in Wikipedia
genügt hierfür.
Mögliche Fehler, wie Geschwindigkeit wird nicht gehalten, oder Beschleunigung und Verzögerung funktionieren nicht, sind nur ein paar beispiele.
Was braucht man.
- Einen Elektroniklötkolben mit Masseableitung.
- Eine Antistatikmatte
- Eine Arbeitslupe
- Ein Erdungsband für das Handgelenk
- Neusilber Lötdraht mit 0,6 max. 0,8mm Dicke
- Eine Schale (Elektronikschälchen zum Platinen Ätzen)
- Nitroverdünnung und eine Handbürste mit groben Borsten.
- Vorzugsweise ein Oszilloskop oder ein Digitalmultimeter mit Kapazitätsmessung für kleine Werte. (Kerkos, Elkos, Folkos)
- Eine sehr ruhige Hand
- Elektronikschutzlack zur Versiegelung der Platine.
- Einen kleinen scharfen Seitenschneider. (Elektronikzubehör)
- Eine kleine Spitzzange.
- Einen Prüfstand. Diesen kann man aus Schrottteilen selber bauen. (Stellhebel, Kabelbaum, Bremslichtschalter, Stellglied, Tachoeinheit inkl. Hallgeber, 12V regelbarer Modellbaumotor zum Antrieb des Tachos)
Nachdem das Steuergerät ausgebaut ist, (Meist Fahrerseite neben Lenksäule in Kniehöhe) steckt man das Gerät in den Prüfstand und simuliert eine Fahrt mit 45 KMH. Die meisten Steuergeräte reagieren ab 40 KMH. Nun wählt man am Stellhebel „Beschleunigen“. Das Stellglied müsste nun das angebrachte Potti für den 12V Modellbaumotor bewegen und die Drehzahl müsste steigen, somit auch die Angezeigte Geschwindigkeit im Tacho. Dasselbe bei „Verzögern“. In beiden Fällen muß nach loslassen des Hebels die Geschwindigkeit gehalten werden.
Ein kleiner druck auf den Bremslichtschalter und die ganze Sache muß zum Stehen kommen.
Im Prinzip kann man alle Situationen simulieren, die nötig sind um das Gerät auf Herz und Nieren zu testen. Die einzelnen Kodierstecker spielen dabei keine Rolle, sie dienen zur Modellbestimmung und Fahrverhalten.
Sollte ein Testfahrzeug zur Verfügung stehen ist dies auch ein Möglichkeit das Gerät zu testen, es nur umständlicher, da man ständig das Gerät Umbauen muß und eine gewisse Teststrecke zurücklegt. Des Weiteren kostet dies auch zeit und Sprit.
Macht nun das Gerät gar keine Reaktionen, oder nur eine teilweise Funktion, geht es zur nächsten Phase. Der Deckel am Steuergerät muß nun sehr behutsam an den Seiten mit den eingekerbten Laschen vorsichtig geöffnet werden. Danach kann man die Steuerplatine nach vorne hin herausnehmen.
Es sollte vorher darauf geachtet werden, dass man für diese Arbeiten geerdet ist, da die EPROM (Herzstück mit Steuerprogrammierung) und IC`s sehr empfindlich sind.
Ein Durchmessen des Geräts an den 14 Polen ist für den Laien zu schwer, da kein Schaltplan und Messwerte vorliegen. Ich spare mir hier den Schaltplan einzufügen.
Die Platine kann nun mit Hilfe einer Arbeitslupe auf mögliche „kalte Lötstellen“ sowie Risse oder Brandspuren hin untersucht werden. Bei verschmorten Bauteilen, wie Dioden oder Widerständen, schmeiße ich das Gerät in den Elektroschrott, da bei einer Überspannung zu 90% das EPROM (ITT nicht mehr bestellbar) beschädigt ist.
Die Platine wird nun mit der Lötseite in ein Nitrobad gelegt, darauf ist achten, dass das Nitro nicht über die Platine auf die Bauteile läuft. Sobald der Schutzlack anfängt Blasen zu bilden nimmt man eine Handreinigungsbürste mit groben Borsten und schrubbt nun den Lack vorsichtig ab.
Den Vorgang solange wiederholen, bis der Lack vollkommen entfernt ist.
Nun kann man die einzelnen Kondensatoren auslöten. Mit einer Elektronik Spitzzange bekommt man auch die kleinen Kerko Biester in den Griff beim auslöten. Wichtig die Kerkos müssen alle raus, auch die Folkos.
Um auf die Werte zu kommen gibt es zwei Methoden. Die erste man liest mit einer Lupe die Werte der kleinen Biester ab oder aber man hat ein Multimeter, das einem die Werte mitteilt. Da liegt aber der Hund begraben, denn die Werte verändern sich, je Älter die Biester werden. Also vorher Werte ablesen und aufschreiben.
Die Elkos können bei diversen Elektronikhändlern im Internet bestellt werden, dabei auf Qualität achten, denn Billig ist nicht immer gut.
Eine grobe Liste mit den Werten und die Position der Bauteile findet man hier:
http://www.sternzeit-107.de/modules.php?...
Wichtig:
Nicht alle Geräte sind gleich bestückt! Je nach Baujahr besteht eine Abweichung der Bestückung und Werte.
Nachdem alle Kondensatoren entfernt sind, können nun die neuen eingelötet werden, auf Sorgfalt brauche ich nicht hinzuweisen.
Bevor der Schutzlack aufgetragen wird, empfiehlt es sich das gerät wieder wie oben beschrieben zu testen. War der test OK, dann denn Schutzlack in mehren Schichten auftragen, erst eine Schicht, 15Min warten, dann die nächste Schicht. Beidseitig versteht sich.
Das war es im groben, sollte das Gerät dennoch keinen Mucks von sich geben, dann muß ein Profi ran und sämtliche Bauteile anhand des Schaltplans durchmessen.
Viel vergnügen.
Wem das ganze zu Umständlich ist, der sollte eine Nachricht senden.
Beste Antwort im Thema
Tempomat Sanierung
Von: MC Robie
Liebe Motortalk Gemeinde, heute stelle ich eine Beschreibung zur Reparatur eines Tempomat Steuergeräts aus der W124 Baureihe ein.
Es gibt verschiedene W124 Baureihen, aber alle haben sie eines gemeinsam, das gleiche Tempomat Steuergerät. Das eine oder andere hat kleinere Abweichungen, aber im Prinzip haben alle dieselbe Schaltung,
Bis zum Jahre 1997 wurden immer dieselben Modelle benutzt, danach gab es eine kleine Schaltkreis Veränderung, die aber nicht nennenswert ist.
Die Steuergeräte haben alle gemeinsam das gleiche Problem, Kondensatoren.
Diese Bauteile neigen im laufe der Jahre zum Austrocknen, eine Innenleben Beschreibung eines Elkos (Elektrolytkondensator) erspare ich mir an dieser Stelle. Ein Blick in Wikipedia
genügt hierfür.
Mögliche Fehler, wie Geschwindigkeit wird nicht gehalten, oder Beschleunigung und Verzögerung funktionieren nicht, sind nur ein paar beispiele.
Was braucht man.
- Einen Elektroniklötkolben mit Masseableitung.
- Eine Antistatikmatte
- Eine Arbeitslupe
- Ein Erdungsband für das Handgelenk
- Neusilber Lötdraht mit 0,6 max. 0,8mm Dicke
- Eine Schale (Elektronikschälchen zum Platinen Ätzen)
- Nitroverdünnung und eine Handbürste mit groben Borsten.
- Vorzugsweise ein Oszilloskop oder ein Digitalmultimeter mit Kapazitätsmessung für kleine Werte. (Kerkos, Elkos, Folkos)
- Eine sehr ruhige Hand
- Elektronikschutzlack zur Versiegelung der Platine.
- Einen kleinen scharfen Seitenschneider. (Elektronikzubehör)
- Eine kleine Spitzzange.
- Einen Prüfstand. Diesen kann man aus Schrottteilen selber bauen. (Stellhebel, Kabelbaum, Bremslichtschalter, Stellglied, Tachoeinheit inkl. Hallgeber, 12V regelbarer Modellbaumotor zum Antrieb des Tachos)
Nachdem das Steuergerät ausgebaut ist, (Meist Fahrerseite neben Lenksäule in Kniehöhe) steckt man das Gerät in den Prüfstand und simuliert eine Fahrt mit 45 KMH. Die meisten Steuergeräte reagieren ab 40 KMH. Nun wählt man am Stellhebel „Beschleunigen“. Das Stellglied müsste nun das angebrachte Potti für den 12V Modellbaumotor bewegen und die Drehzahl müsste steigen, somit auch die Angezeigte Geschwindigkeit im Tacho. Dasselbe bei „Verzögern“. In beiden Fällen muß nach loslassen des Hebels die Geschwindigkeit gehalten werden.
Ein kleiner druck auf den Bremslichtschalter und die ganze Sache muß zum Stehen kommen.
Im Prinzip kann man alle Situationen simulieren, die nötig sind um das Gerät auf Herz und Nieren zu testen. Die einzelnen Kodierstecker spielen dabei keine Rolle, sie dienen zur Modellbestimmung und Fahrverhalten.
Sollte ein Testfahrzeug zur Verfügung stehen ist dies auch ein Möglichkeit das Gerät zu testen, es nur umständlicher, da man ständig das Gerät Umbauen muß und eine gewisse Teststrecke zurücklegt. Des Weiteren kostet dies auch zeit und Sprit.
Macht nun das Gerät gar keine Reaktionen, oder nur eine teilweise Funktion, geht es zur nächsten Phase. Der Deckel am Steuergerät muß nun sehr behutsam an den Seiten mit den eingekerbten Laschen vorsichtig geöffnet werden. Danach kann man die Steuerplatine nach vorne hin herausnehmen.
Es sollte vorher darauf geachtet werden, dass man für diese Arbeiten geerdet ist, da die EPROM (Herzstück mit Steuerprogrammierung) und IC`s sehr empfindlich sind.
Ein Durchmessen des Geräts an den 14 Polen ist für den Laien zu schwer, da kein Schaltplan und Messwerte vorliegen. Ich spare mir hier den Schaltplan einzufügen.
Die Platine kann nun mit Hilfe einer Arbeitslupe auf mögliche „kalte Lötstellen“ sowie Risse oder Brandspuren hin untersucht werden. Bei verschmorten Bauteilen, wie Dioden oder Widerständen, schmeiße ich das Gerät in den Elektroschrott, da bei einer Überspannung zu 90% das EPROM (ITT nicht mehr bestellbar) beschädigt ist.
Die Platine wird nun mit der Lötseite in ein Nitrobad gelegt, darauf ist achten, dass das Nitro nicht über die Platine auf die Bauteile läuft. Sobald der Schutzlack anfängt Blasen zu bilden nimmt man eine Handreinigungsbürste mit groben Borsten und schrubbt nun den Lack vorsichtig ab.
Den Vorgang solange wiederholen, bis der Lack vollkommen entfernt ist.
Nun kann man die einzelnen Kondensatoren auslöten. Mit einer Elektronik Spitzzange bekommt man auch die kleinen Kerko Biester in den Griff beim auslöten. Wichtig die Kerkos müssen alle raus, auch die Folkos.
Um auf die Werte zu kommen gibt es zwei Methoden. Die erste man liest mit einer Lupe die Werte der kleinen Biester ab oder aber man hat ein Multimeter, das einem die Werte mitteilt. Da liegt aber der Hund begraben, denn die Werte verändern sich, je Älter die Biester werden. Also vorher Werte ablesen und aufschreiben.
Die Elkos können bei diversen Elektronikhändlern im Internet bestellt werden, dabei auf Qualität achten, denn Billig ist nicht immer gut.
Eine grobe Liste mit den Werten und die Position der Bauteile findet man hier:
http://www.sternzeit-107.de/modules.php?...
Wichtig:
Nicht alle Geräte sind gleich bestückt! Je nach Baujahr besteht eine Abweichung der Bestückung und Werte.
Nachdem alle Kondensatoren entfernt sind, können nun die neuen eingelötet werden, auf Sorgfalt brauche ich nicht hinzuweisen.
Bevor der Schutzlack aufgetragen wird, empfiehlt es sich das gerät wieder wie oben beschrieben zu testen. War der test OK, dann denn Schutzlack in mehren Schichten auftragen, erst eine Schicht, 15Min warten, dann die nächste Schicht. Beidseitig versteht sich.
Das war es im groben, sollte das Gerät dennoch keinen Mucks von sich geben, dann muß ein Profi ran und sämtliche Bauteile anhand des Schaltplans durchmessen.
Viel vergnügen.
Wem das ganze zu Umständlich ist, der sollte eine Nachricht senden.
19 Antworten
So, mein Tempomat funktioniert wieder. Habe ein gebrauchetes und laut Verwerter funktionierendes Steuergerät bei einem Verwerter erstanden (genau mein Modell) und heute eingebaut. Das alte Steuergerät hab ich noch. Damit funktionierte nix.
Nun ging es ans Testen: Anfangs Tempomat Hebel oberhalb 60km/h betätigt aber tat nix .. doch plötzlich schlug es an und hielt die Geschwindigkeit. Dies konnte ich noch ein paar mal erfolgreich testen auf der Strecke. Auf dem Rückweg nochmal getestet, funktionierte auch wieder nur fing es diesmal an leicht zu ruckeln. Man kann es sich so vorstellen, als ob man immer ganz kurz das Gadpedal behätugt. Das war noch ein paar mal so mal mehr oder weniger.
Wie gesagt, mit diesem Steuergerät ging der Tempomat erstmalig wieder.
Ohne Tempomat habe ich keinerlei Probleme d.h. Motor läuft immer ruhig, kein ruckeln ... alles ok.
Was kann dieses Ruckeln verursachen? Das Gas Gestänge oder sonst was??
Meinst du es ist wieder das Steuergerät? Bei dem alten ging ja gar nichts.
Mir ist bekannt, dass mit der Zeit die Kondensatoren abrauchen. Dachte eher entweder es geht oder es geht nicht aber anscheinend ist das nicht so. Dann muß ich es wohl wieder retournieren was er zum Glück anbietet.
Was anderes kann es definitiv nicht sein?
Es gibt zwei verschiedene Arten, das Gas zu halten. Die alten Motoren brauchten noch eine mechanische Gasansteuerung, währen die neueren dies elektronisch taten. Ob das Steuergerät dasselbe ist?? Ich bezweifle es.
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Hallo, danke nochmals an den Verfasser. Hab einen Oldtimer W124 300D Limo mit Automatikgetriebe. Dank seiner Anleitung konnte ich das Steuergerät erfolgreich reparieren. Nach Einbau der Elkos ging erst mal nichts, irgendwo habe ich dann gelesen, alle Lötpunkte nachlöten, dass habe ich getan. Wieder getestet und es funktionierte auf Anhieb wirklich perfekt, endlich wieder einen funktionierenden Tempomat an meinem Oldtimer.