Schuldfrage links-Abbieger versus Gegenverkehr
Hatte heute einen Unfall - wollte links abbiegen, Stop Schild vor mir. Bin angehalten, habe links geschaut, rechts, nochmals links. War schlimmes Wetter, Schneeregen, 1,5 Grad deshalb war ich doppelt vorsichtig. Alles frei gewesen. Bin sehr langsam auf die Kreuzung eingefahren (sehr enge Stelle dort), da kam mit einem Mordstempo (50 km/h Plus) ein fremder PKW von links (uneinsichtige Kurve links), rammte mich ohne abzubremsen (keine Bremsgeräusche, keine Bremsspur, kein Verlangsamen des Fahrzeuges) auf der rechten Seite (eindeutig die rechte Seite meines PKW komplett kauptt, nicht die linke), meine Vorderfront verteilte sich über die ganze Fahrbahn, mein Auto (Ford Galxy) wurde 3 Meter zurückversetzt und der fremde PKW (sowas wie ein Golf) fuhr dann auch noch nach links in eine Hofeinfahrt, mehrere Meter und dann nach rechts voll auf eine Hauswand auf. Die Insassin stieg aus - unversehrt - und meint nun ich bin schuld.
Ich bin gerade mit meinem Lebensgefährten den Weg des fremden PKW nochmals abgefahren (wir wohnen hier, ich fahre diese Strecke pro Tag ca. 6 x). Es ist ein extremes Gefälle, ein Berg mit vielen scharfen Kurven, sehr enge Fahrbahn auf der knapp zwei PKW Platz haben). Mir war es unmöglich mehr als 30 km/h dort fahren. Und ich konnte ohne Probleme einige Meter vor der Kreuzung abbremsen (ohne Notbremsung). Es ist mir unklar, wie der fremde PKW so schnell dort fahren konnte und nicht abgebremst hat (ich hatte auch Licht an, man musste mich also sehen). Muss stark abgelenkt gewesen sein, Augen nicht auf der Fahrbahn etc.
Die Frage ist nun - bin ich tatsächlich schuld nur weil ich von einer Fahrbahn mit Stop Schild (ich bin dort zu 100 % stehen geblieben und habe beide Fahrstreifen kontrolliert) nach links eingebogen bin ? Mein Verscherungsvertreter meinte, meine Karten sehen wegen dem Stop Schild nicht gut aus. Außerdem meinte er dass es Ortsgebiet und Tempo 50 ist und die Dame deshalb so schnell fahren darf auch wenn das absurd ist bei den örtlichen Gegebenheiten.
Habe eine Skizze angehängt....
Handelt sich um Österreich falls es da Unterschiede geben sollte was ich aber nicht glaube oder ?
Ganz herzlichen Dank für Eure Antworten !!
Beste Antwort im Thema
Die Vorfahrtsverletzung ist unstreitig. Du haftest daher zunächst einmal voll.
Eine eventuelle Mithaftung der Gegnerin, z.B. wegen des behaupteten Geschwindigkeitsverstoßes, musst Du beweisen.
Das ist in zweifacher Hinsicht schwer:
- Die Argumentation "Ich habe ganz genau geschaut und sie nicht gesehen. Aber sie war zu schnell." ist wenig überzeugend. Entweder hast Du gesehen wie sie schnell angefahren kam, dann hättest Du nicht einfahren dürfen. Oder Du hast sie eben nicht gesehen. Dann kannst Du die Geschwindigkeit kaum beurteilen.
- Geschwindigkeiten zu schätzen ist unheimlich schwer und daher sind die Angaben von Insassen (oder eben von Dir) zur Höhe einer gefahrenen Geschwindigkeit als Beweismittel praktisch unbrauchbar.
Objektive Anknüpfungspunkte wie Bremsspur etc. gab es offenbar nicht.
Selbst wenn es sie gab, hätte die Polizei den Unfall umfassend aufnehmen müssen (Vermessen der Fahrbahn an der Unfallstelle, Bilder der Fahrzeuge in der Endlage, Einmessen der Endlagen usw.), damit ein Sachverständiger eine ungefähre Aussage zu den gefahrenen Geschwindigkeiten machen könnte.
Liegen diese Daten nicht vor, kannst Du Deine Beweisführung ziemlich vergessen.
Alles in allem sieht das nach 100% Haftung zu Deinen Lasten aus.
Also: Einmal schütteln, froh sein, dass keiner verletzt wurde und abhaken.
Hafi
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45 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von Hartz4Fahrer
Im August hatten wir mit dem Firmenwagen ebenfalls einen Unfall und da gab es keinerlei Bremsspuren, obwohl der Fahrer voll auf die Bremse getreten hatte. Selbst der Gutachter konnte nichts festellen. Das ABS hat gute Arbeit geleistet.
Welches Modelljahr hatte der Wagen ? Fahrbahnzustand ?
In meinem Fall gibt es eine deutliche Bremsspur. Etwas schwächer zu beginn, als ich "nur" geradeaus gebremst habe, wesentlich stärker als nach dem Aufprall noch die seitlichen Bewegungskomponenten (Pingpong zwischen Mittelleitplanke und Sattelzug) dazu kamen. Ich habe den Werkstattmeister danach gefragt, da mich die Bremsspuren auch gewundert haben. Er hat mir darauf hin erklärt, dass die ABS-Systeme der neuesten Generation eben keine "Schnellstotterbremse" mehr machen sondern die Raddrehzahl im Übergangsbereich zwischen Haft- und Gleitreibung haben. In diesem Bereich dreht sich das Rad gerade so eben noch (Lenkfähigkeit bleibt also erhalten), es gibt aber schon Gummiabrieb.
Der Wagen war ein Ford Focus BJ 2009. Der Fahrbahnzustand war trocken und die Geschwindigkeit gut 50 km/h.
Zitat:
Original geschrieben von Hartz4Fahrer
Der Wagen war ein Ford Focus BJ 2009. Der Fahrbahnzustand war trocken und die Geschwindigkeit gut 50 km/h.
Dann komm mal mit dem Auto vorbei und ich zeig dir was der für schöne Bremsspuren erzeugen kann

Je nach Untergrund gibt es bereits ab Bremsverzögerungen von 6m/s² sichtbare Bremsspuren, also weit unterhalb des ABS-Regelbereichs oder der Blockiergrenze. Schwer wird es nur bei Nässe oder auf Beton wo es kaum sichtbare Spuren gibt.
Zitat:
Original geschrieben von Hartz4Fahrer
Der Wagen war ein Ford Focus BJ 2009. Der Fahrbahnzustand war trocken und die Geschwindigkeit gut 50 km/h.
2 Möglichkeiten kann ich mir hier vorstellen:
1. Die Regelparameter des ABS-Systems sind bei Tempo 50 anders als bei 190
2. Im A6 wird ein leistungsfähigeres (teureres) ABS-System verwendet als im Focus
Ich kenne mich bei Ford nicht so aus. Wichtig für die "Modernität" des ABS-Systems ist aber das Modelljahr, nicht das Baujahr. Wenn der Focus BJ 2009 bereits seit 2004 auf dem Markt ist, sind auch seine Systeme Stand 2004.
Gut, bei Tempo 190 haben wir das noch nicht getestet aber hier im Beispiel ging es ja auch um Stadtverkehr
Da muss es eben nicht unbedingt Bremsspuren geben. Der Focus ist BJ 09 und müsste 07 oder 08 das Facelift bekommen haben, keine Ahnung, ob da auch technisch am ABS etwas geändert wurde.
Zitat:
Original geschrieben von Hartz4Fahrer
keine Ahnung, ob da auch technisch am ABS etwas geändert wurde.
Mit dem ABS hat das nichts zu tun sondern rein mit den Kräften die auf den Reifen wirken. Ab einer gewissen Grenze gibt´s halt Gummiabrieb.
Zitat:
Original geschrieben von Meik´s 190er
Mit dem ABS hat das nichts zu tun sondern rein mit den Kräften die auf den Reifen wirken. Ab einer gewissen Grenze gibt´s halt Gummiabrieb.
Doch, auch. Je optimaler das ABS an die Blockiergrenze heranregelt (ohne diese zu überschreiten), desto mehr Gummiabrieb gibt es auch. Ältere ABS-Systeme haben immer um diese Grenze "herumgeregelt", also quasi sehr schnell blockiert und wieder losgelassen. Moderne ABS-Systeme treffen diese Grenze eben recht genau.
Man ist an dieser Kreuzung gezwungen, weiter nach vor zu fahren, sonst sieht man nicht, ob rechts einer kommt. Von rechts kommen die Fahrzeuge mit oft hoher Geschwindigkeit, weil direkt vor der Kreuzung die Ortseinfahrt beginnt und vorher Tempo 100 ist. D.h. ich muss, um überhaupt eine Einsicht zu haben, weiter nach vorne fahren und dort halten. An dieser Stelle ist die Einsicht nach links nicht 70 m, vielleicht 30 oder so maximal.
Ändert aber nichts an deinem Problem
Habe noch etwas gesehen, weil ich nochmals bei der Stelle war: der fremde PKW hatte ein Zebrastreifen Warnschild. Direkt vor der Kreuzung ist auch ein Zebrastreifen und da bleibt daneben auch der Schulbus stehen, bei dem Kinder aussteigen. Außerdem hat sie mich (siehe auch Bild) beim Abbiegen schon sehr früh gesehen, früher als ich sie sehen konnte.
Ändert das etwas ???
Zitat:
Original geschrieben von Feuerregen
Ändert das etwas ???
bitte die "richtige" antwort ankreuzen...
[ ] stand dort ein bus?
[ ] stand dort ein wartepflichtiger pkw?
[ ] stand dort am zebrastreifen ein fußgänger?
Zitat:
schon sehr früh gesehen, früher als ich sie sehen konnte.
da waage ich sehr stark zu bezweifeln...
bevor der
(links sitzende)fahrer des vorfahrtberechtigten pkw deine fahrerseite sieht, siehst du bereits die stoßstange des vorfahrtberechtigten pkw's!
Zitat:
Original geschrieben von Hannes1971
Doch, auch. Je optimaler das ABS an die Blockiergrenze heranregelt (ohne diese zu überschreiten), desto mehr Gummiabrieb gibt es auch. Ältere ABS-Systeme haben immer um diese Grenze "herumgeregelt", also quasi sehr schnell blockiert und wieder losgelassen.
Sagen wir so, die Spuren sehen anders aus. Bei neuen ABS-Systemen ist es eine durchgehende Spur, bei älteren Systemen sieht man noch die Regelung, sprich starke Spur mit Lücken oder schwächeren Bereichen dazwischen.
Wenn man die Fotos von der Kurve und der Unfallstelle sieht würde ich mal so grob auf maximal 2 Sekunden tippen die der Vorfahrtsberechtigte noch weg war als du angefahren bist. Wäre er weiter weg gewesen hättest du schon im anderen Winkel und deutlich weiter auf der Straße gestanden und er hätte die Zeit gehabt zu bremsen. Vom Schaden her bist du ihm ja fast in die Seite gefahren und noch nicht der dir seitlich - in die linke! - Seite. Hat also den Anschein als wenn du angefahren bist als der Gegner kaum 30-40m weg war, also noch klar im Sichtbereich.
Dabei war von uns keiner, alles halt als Einschätzung aufgrund der Darstellung von dir.
Dem Photo nach hat man meiner Meinung nach genug Zeit die Fahrbahn zu überqueren. Beleuchtete PKWs sind noch viel früher zu sehen.
Zitat:
Bin sehr langsam auf die Kreuzung eingefahren (sehr enge Stelle dort),
Und genau das macht man eben nicht bei solchen Bedingungen.
Außerdem glaube ich nicht, daß man durch diese enge Kurve mit deutlich mehr als 50 km/h fahren kann. Dein Opfer war eine Frau und wie wir alle wissen, können Frauen Entfernungen schlecht einschätzen. Ich vermute, sie hat nicht bemerkt, daß du so weit auf der Fahrbahn stehst.
Alles andere als zu 100% Schuld würde mich sehr wundern.
Zitat:
hättest du schon im anderen Winkel und deutlich weiter auf der Straße gestanden und er hätte die Zeit gehabt zu bremsen
Ich bin mitten auf der Straße gewesen, mein Auto wurde nach dem Unfall leider weggeschoben (nachdem es mein erster Unfall ist und ich ziemlich geschockt war, war ich leider zu blöd, darauf zu bestehen, dass die Unfallstelle genau vermessen wird, mein Fahrzeug nicht von irgendwem weggeschoben wird und auch meine ganzen Autoteile nicht gleich von der Fahrbahn gekehrt werden)Außerdem glaube ich nicht, daß man durch diese enge Kurve mit deutlich mehr als 50 km/h fahren kann.Zitat:
Vom Schaden her bist du ihm ja fast in die Seite gefahren
Das andere Fahrzeug ist direkt von vorne auf mich zugekommen. Ich habe schon geschrieben es ist auf die Gegenfahrbahn in Panik ausgewichen und hat deshalb meine rechte Seite gerammt. Wäre es auf richtigen Spur geblieben wäre ich ziemlich sicher verletzt bzw. mein kleiner Sohn links hinten.
Ich bin natürlich deshalb langsam gefahren weil da ein STOP Schild ist und ich gerade angefahren bin.
Das geht schon aber nur wenn man lebensmüde fährt.
Dein Opfer war eine Frau
Entschuldige was soll das ? Erstens bin ich selber eine Frau und zweitens was heißt mein "Opfer" ??
Und wie sieht es aus, wenn diese Frau z.B. mit 50 km/h - was viel zu schnell für die Kurve und die Wetterverhältnisse ist - telefonierend um die Kurve gebogen ist, überhaupt nicht geschaut hat, dann panikartig das Lenkrad verrissen hat, mich gerammt hat, noch mehr in Panik in eine Hofeinfahrt gefahren ist (dort hielten sich auch Menschen auf) und weil sie nicht ins Haus direkt fahren wollte rechts auf eine Mauer aufgefahren ist ???
Wäre sie dann immer noch mein "Opfer" ??
Tja, was wäre wenn? Das wäre dann auch ein blöder Unfall und ein ein neuer Thread hier im Forum.
Nützt Dir aber nichts für Deinen Fall, denn der war eben so, wie er war (und wie Du ihn uns geschildert hast).
Und da spricht nunmal alles dafür, dass Du einfach kurz unaufmerksam warst und den Unfall verursacht hast.
Meik hat´s doch jetzt auch noch schön erklärt. Selbst nach den wenigen Informationen, die wir hier haben, sieht es nicht nach einer -beweisbaren- Mitschuld aus.
Übrigens: Hieß Deine Unfallgegnerin eigentlich zufällig Sabine Schmitz?
Dann könnte ich mir nämlich vorstellen, dass sie diese Kurve mit deutlich über 50 km/h nimmt.
Ansonsten eher nicht.