Schiebebetrieb

Harley-Davidson

Da fährt man so ziellos durch die Gegend, jedoch lässt man sich das nicht anmerken und tut so, als hätte man ein klar definiertes Ziel. Ich fahre auf der Schnellstrasse. Ich fahre einhundert. Alles passt, 32°C und keine Wolke in Sicht. Alle Sorgen treten für die Dauer der Fahrt in den Hintergrund und das Blubbern des Bigtwins zieht mir die Mundwinkel nach oben.

Plötzlich alles anders. Das Mopped zuckt, mir wird ganz anders – kein Sprit mehr. Mein Benzinhahn ist seit geraumer Zeit defekt, so dass es nur noch eine Stellung gibt – die Reserve. Normalerweise komme ich mit einer Tankfüllung immer 320 km weit. Doch diesesmal war alles etwas anders. Letzte Woche ist meine Schwimmer-kammer übergelaufen, zuerst unbemerkt. Da muß ich wohl einiges verloren haben.

Ganz souverän fahre ich an den Randstreifen. Blöde Gören sehen mir aus den Heckfenstern der elterlichen Autos nach. Sicher fragen sie ihren schlauen Papa, was der Onkel da macht. Papa sagt dann bestimmt, dass der Onkel mit der Harley einen Motorschaden hat, weil ja Harleys immer kaputt gehen. Deshalb muß der Onkel nun schieben. Dämliche Gören.

Schieben musste ich also, das war klar. Klar war aber bis dahin nicht, wo die nächste Tankstelle ist. Also runter von der Schnellstraße. Da ich schon richtig durchgeschwitzt war, habe ich das herunterrollen der Schnellstraßenausfahrt genossen. Als ich unten ankam, wurde mir der Ernst der Situation offenbart. Weit und breit nichts, gut, ein ungenutzter Gewerbehof und ein paar in der Hitze schmorende Straßenschilder. Kein Mensch, kein Baum, nichts was lebt. Mir wurde schnell klar, das ich Wasser dringender brauchte als Benzin. Das die Schnellstraßenabfahrt gleich das Ende der Zivilisation bedeutet, habe ich nicht gewusst.

Gut das es Lederhosen gibt, auch gut das es Bikerboots gibt. Nierengurte und Halstücher sind auch gut. Nur bei dieser verdammten Hitze schiebt man lieber nackt. Nur wenn dich `ne Streife beim Nacktschieben einer Harley sieht, kommt man sicher schnell in Erklärungsnot und findet sich schneller inner Klapse wieder, als einem lieb ist.

Da lass ich doch lieber meine Klamotten an und beginne mein Motorrad in die Leere zu schieben.

Ich schiebe immer noch. Mittlerweile schon den zweiten Kilometer. Aus der Ferne höre ich etwas heranfahren, was wie ein Motorrad klingt. Das klingt nach Hoffnung. Das Schieben hat ein Ende. Mir kann geholfen werden.

Noch immer ist das herannahende Motorrad nicht in Sicht, aber ich denke mir schon aus, mit welchem Betrag oder Dienstleistung ich dem Helfer einen Gefallen tun könnte. Ich bin bereit größere Summen auszugeben, nur wenn man mich aus dieser Misere befreit.

Da, ich kann ihn sehen. Er kommt näher. Ich stelle mein Mopped auf dem Seitenständer ab, warte bis er heranrollt. Ich hebe die Hand - er auch – und fährt weiter. Hat er vielleicht gedacht, ich stehe durchgeschwitzt in der Pampa und warte auf zurückgrüßende Motorradfahrer? Hat er vielleicht gedacht, ich bin ein gefährlicher Rocker, der ihm gleich seine 750er Honda klaut wenn er anhält? Was ging in diesem Augenblick in diesem Menschen vor. Diese und noch mehr Fragen werden sich niemals klären. Nach Hinnahme dieser Erkenntnis schiebe ich weiter. Der Durst nimmt zu, mein Mineralhaushalt gerät gefährlich aus dem Gleichgewicht. Der Schweiß rinnt von meiner Stirn in meine Augen, es brennt. Ich zwinkere immer wieder mit den Augen. Während ich zwinkernd mein Mopped schiebe und dabei laut über die Solidarität unter Motorradfahrern schwafele, fährt der zweite an mir vorbei.

Warum zu Teufel hat der nicht angehalten. Dachte der vielleicht, ich sei ein Motorradschiebender Zwangsneurotiker, der schieben als Therapie vom Doc empfohlen bekommen hat?

Ich schiebe nun den dritten Kilometer. Das Gewicht meiner Karre scheint sich zu verdreifachen. Ich sehe undefinierbare Dinge am Horizont. Meine Lederhose wird zum Feuchtbiotop, aus meinen Boots kommen Schnalzgeräusche. Ich schnalze im Takt der Schritte mit, um in dieser brütenden Mittagshitze nicht den Verstand zu verlieren.

Ich kann nicht mehr. Ich setze mich an den Straßenrand. Gegenüber, in weiter Ferne sehe ich etwas. Es sieht aus wie ein Mensch. Ein Wesen wie ich es bin. Es steht an einem Auto. Ich muß hin. Ich schiebe weiter, ich komme näher. Bei Kilometer vier komme ich an.

Eine junge Frau, etwa in meinem Alter. Sie wäscht ein Auto in der Pampa an einer Pumpe. An dieser Pumpe steht: Kein Trinkwasser. Ich habe Durst, großen Durst. Sie schaut mich an, ich schaue sie an. Ich kann nichts sagen, denn das innere meines Kopfes ist so trocken, dass die Zunge am Gaumen klebt und ich den Rest Kraft zum Atmen brauche. Ich stammele: Benzin. Die junge Frau lächelt und zeigt wissend nach links.

Ich beruhige mich, ich kann wieder sprechen. Ich frage nach der nächsten Tankstelle. Nach links an der nächsten Kreuzung. Ich erwarte nicht, daß mich die Junge Frau zu einer Ausfahrt in ihrem Wagen einlädt. Ich erwarte nur, das sie mich fragt ob ich eventuell Hilfe bräuchte. Weit gefehlt. Andererseits verstehe ich auch die Frau, denn einen zwinkernden Durchgehschwitzen würde ich auch weiterschicken.

Ich schiebe weiter. Bis zur nächsten Kreuzung sollen es etwa dreihundert Meter sein. Ich komme an. Kein Verkehr. Ich schiebe nach links. Ich sehe nichts. Ein Fahrradfahrer nähert sich. Er hat freien Oberkörper und trägt einen Hut. Er lächelt mich freundlich an und sagt: schönes Motorradwetter heute, was? Ich lächele zurück und habe ihn in Gedanken soeben viergeteilt.

Kilometer fünf. Ich kann es nicht glauben. Eine Tankstelle ist in Sicht. Meine Lederhose sieht aus, als hätte ich sie gerade aus der Waschmaschine geholt. Meine Stiefel ebenso.

Ich komme an. Ich bin total fertig. Autofahrer schauen mich an, als wäre ich der letzte im Ziel eines Schiebewettbewerbs. Mitleidige Gesichter, die sagen: Ich hätte geholfen. Ihr könnt mich alle mal.

Ich gehe in zuerst in den Shop und greife mit meinen verschwitzen Griffeln in das Kühlregal. Eine Flasche Wasser für günstige zweifuffzich. Da überlege ich in meiner Situation nicht zweimal. Da ich gut erzogen bin und die Flasche erst nach dem bezahlen öffne, stelle ich mich ungeduldig hinter eine ältere Dame, die sich nicht zwischen zwei Schokoriegeln entscheiden kann. Zum Glück bin ich zu schwach, sonst hätte ich ihr den Gehstock über die Rübe gezogen.

Ich krame meine nasse Geldbörse aus der Gesäßtasche und ziehe einen stinkenden, nassen fünf Euroschein heraus. Die Dame an der Kasse ist sichtlich unangenehm berührt und nimmt mein Geld nur unter brabbelndem Kopfschütteln entgegen. Ja sollte ich ihr etwa erzählen, daß ich mein Mopped fünf Kilometer zwinkernd geschoben habe - und das am liebsten nackt?
Ich gehe raus, schraube meine Tankdeckel ab, halte den Rüssel rein und lass laufen. Vollgetankt ist sie nun. Mein Flüssigkeitshaushalt ist wieder im Gleichgewicht.

Tatsache ist, daß ich meine Rechnung nun mit meiner EC-Karte begleichen muß, da mein letztes Bares für ein Wasser und vier Knusperriegel draufging. Dumm nur, das an der Tanksäule ein Zettel klebt, auf dem steht: Heute leider keine EC-Kartenzahlung möglich.

Ich beginne zu grinsen, dann zu lachen.

Sicher, ich könnte ja auch mein Handy benutzen und meine Frau mit Geld ordern. Nur leider habe ich seit einer Woche kein mobiles Telefon mehr. Es ist mir bei einer Rudertour ins Wasser gefallen. Was mache ich nur?

Wie erkläre ich das der Dame im Shop?

Ich darf das Telefon benutzen. Mein Kumpel ist da. Ich schildere ihm nur meine Geldnot. Er kommt, löst mich aus und ich fahre seitdem immer voll durch die Gegend und grüße auch keinen Motorradfahrer mehr.

Übrigens ist das eine Wahre Geschichte.

Gruss, Jo

Beste Antwort im Thema

Da fährt man so ziellos durch die Gegend, jedoch lässt man sich das nicht anmerken und tut so, als hätte man ein klar definiertes Ziel. Ich fahre auf der Schnellstrasse. Ich fahre einhundert. Alles passt, 32°C und keine Wolke in Sicht. Alle Sorgen treten für die Dauer der Fahrt in den Hintergrund und das Blubbern des Bigtwins zieht mir die Mundwinkel nach oben.

Plötzlich alles anders. Das Mopped zuckt, mir wird ganz anders – kein Sprit mehr. Mein Benzinhahn ist seit geraumer Zeit defekt, so dass es nur noch eine Stellung gibt – die Reserve. Normalerweise komme ich mit einer Tankfüllung immer 320 km weit. Doch diesesmal war alles etwas anders. Letzte Woche ist meine Schwimmer-kammer übergelaufen, zuerst unbemerkt. Da muß ich wohl einiges verloren haben.

Ganz souverän fahre ich an den Randstreifen. Blöde Gören sehen mir aus den Heckfenstern der elterlichen Autos nach. Sicher fragen sie ihren schlauen Papa, was der Onkel da macht. Papa sagt dann bestimmt, dass der Onkel mit der Harley einen Motorschaden hat, weil ja Harleys immer kaputt gehen. Deshalb muß der Onkel nun schieben. Dämliche Gören.

Schieben musste ich also, das war klar. Klar war aber bis dahin nicht, wo die nächste Tankstelle ist. Also runter von der Schnellstraße. Da ich schon richtig durchgeschwitzt war, habe ich das herunterrollen der Schnellstraßenausfahrt genossen. Als ich unten ankam, wurde mir der Ernst der Situation offenbart. Weit und breit nichts, gut, ein ungenutzter Gewerbehof und ein paar in der Hitze schmorende Straßenschilder. Kein Mensch, kein Baum, nichts was lebt. Mir wurde schnell klar, das ich Wasser dringender brauchte als Benzin. Das die Schnellstraßenabfahrt gleich das Ende der Zivilisation bedeutet, habe ich nicht gewusst.

Gut das es Lederhosen gibt, auch gut das es Bikerboots gibt. Nierengurte und Halstücher sind auch gut. Nur bei dieser verdammten Hitze schiebt man lieber nackt. Nur wenn dich `ne Streife beim Nacktschieben einer Harley sieht, kommt man sicher schnell in Erklärungsnot und findet sich schneller inner Klapse wieder, als einem lieb ist.

Da lass ich doch lieber meine Klamotten an und beginne mein Motorrad in die Leere zu schieben.

Ich schiebe immer noch. Mittlerweile schon den zweiten Kilometer. Aus der Ferne höre ich etwas heranfahren, was wie ein Motorrad klingt. Das klingt nach Hoffnung. Das Schieben hat ein Ende. Mir kann geholfen werden.

Noch immer ist das herannahende Motorrad nicht in Sicht, aber ich denke mir schon aus, mit welchem Betrag oder Dienstleistung ich dem Helfer einen Gefallen tun könnte. Ich bin bereit größere Summen auszugeben, nur wenn man mich aus dieser Misere befreit.

Da, ich kann ihn sehen. Er kommt näher. Ich stelle mein Mopped auf dem Seitenständer ab, warte bis er heranrollt. Ich hebe die Hand - er auch – und fährt weiter. Hat er vielleicht gedacht, ich stehe durchgeschwitzt in der Pampa und warte auf zurückgrüßende Motorradfahrer? Hat er vielleicht gedacht, ich bin ein gefährlicher Rocker, der ihm gleich seine 750er Honda klaut wenn er anhält? Was ging in diesem Augenblick in diesem Menschen vor. Diese und noch mehr Fragen werden sich niemals klären. Nach Hinnahme dieser Erkenntnis schiebe ich weiter. Der Durst nimmt zu, mein Mineralhaushalt gerät gefährlich aus dem Gleichgewicht. Der Schweiß rinnt von meiner Stirn in meine Augen, es brennt. Ich zwinkere immer wieder mit den Augen. Während ich zwinkernd mein Mopped schiebe und dabei laut über die Solidarität unter Motorradfahrern schwafele, fährt der zweite an mir vorbei.

Warum zu Teufel hat der nicht angehalten. Dachte der vielleicht, ich sei ein Motorradschiebender Zwangsneurotiker, der schieben als Therapie vom Doc empfohlen bekommen hat?

Ich schiebe nun den dritten Kilometer. Das Gewicht meiner Karre scheint sich zu verdreifachen. Ich sehe undefinierbare Dinge am Horizont. Meine Lederhose wird zum Feuchtbiotop, aus meinen Boots kommen Schnalzgeräusche. Ich schnalze im Takt der Schritte mit, um in dieser brütenden Mittagshitze nicht den Verstand zu verlieren.

Ich kann nicht mehr. Ich setze mich an den Straßenrand. Gegenüber, in weiter Ferne sehe ich etwas. Es sieht aus wie ein Mensch. Ein Wesen wie ich es bin. Es steht an einem Auto. Ich muß hin. Ich schiebe weiter, ich komme näher. Bei Kilometer vier komme ich an.

Eine junge Frau, etwa in meinem Alter. Sie wäscht ein Auto in der Pampa an einer Pumpe. An dieser Pumpe steht: Kein Trinkwasser. Ich habe Durst, großen Durst. Sie schaut mich an, ich schaue sie an. Ich kann nichts sagen, denn das innere meines Kopfes ist so trocken, dass die Zunge am Gaumen klebt und ich den Rest Kraft zum Atmen brauche. Ich stammele: Benzin. Die junge Frau lächelt und zeigt wissend nach links.

Ich beruhige mich, ich kann wieder sprechen. Ich frage nach der nächsten Tankstelle. Nach links an der nächsten Kreuzung. Ich erwarte nicht, daß mich die Junge Frau zu einer Ausfahrt in ihrem Wagen einlädt. Ich erwarte nur, das sie mich fragt ob ich eventuell Hilfe bräuchte. Weit gefehlt. Andererseits verstehe ich auch die Frau, denn einen zwinkernden Durchgehschwitzen würde ich auch weiterschicken.

Ich schiebe weiter. Bis zur nächsten Kreuzung sollen es etwa dreihundert Meter sein. Ich komme an. Kein Verkehr. Ich schiebe nach links. Ich sehe nichts. Ein Fahrradfahrer nähert sich. Er hat freien Oberkörper und trägt einen Hut. Er lächelt mich freundlich an und sagt: schönes Motorradwetter heute, was? Ich lächele zurück und habe ihn in Gedanken soeben viergeteilt.

Kilometer fünf. Ich kann es nicht glauben. Eine Tankstelle ist in Sicht. Meine Lederhose sieht aus, als hätte ich sie gerade aus der Waschmaschine geholt. Meine Stiefel ebenso.

Ich komme an. Ich bin total fertig. Autofahrer schauen mich an, als wäre ich der letzte im Ziel eines Schiebewettbewerbs. Mitleidige Gesichter, die sagen: Ich hätte geholfen. Ihr könnt mich alle mal.

Ich gehe in zuerst in den Shop und greife mit meinen verschwitzen Griffeln in das Kühlregal. Eine Flasche Wasser für günstige zweifuffzich. Da überlege ich in meiner Situation nicht zweimal. Da ich gut erzogen bin und die Flasche erst nach dem bezahlen öffne, stelle ich mich ungeduldig hinter eine ältere Dame, die sich nicht zwischen zwei Schokoriegeln entscheiden kann. Zum Glück bin ich zu schwach, sonst hätte ich ihr den Gehstock über die Rübe gezogen.

Ich krame meine nasse Geldbörse aus der Gesäßtasche und ziehe einen stinkenden, nassen fünf Euroschein heraus. Die Dame an der Kasse ist sichtlich unangenehm berührt und nimmt mein Geld nur unter brabbelndem Kopfschütteln entgegen. Ja sollte ich ihr etwa erzählen, daß ich mein Mopped fünf Kilometer zwinkernd geschoben habe - und das am liebsten nackt?
Ich gehe raus, schraube meine Tankdeckel ab, halte den Rüssel rein und lass laufen. Vollgetankt ist sie nun. Mein Flüssigkeitshaushalt ist wieder im Gleichgewicht.

Tatsache ist, daß ich meine Rechnung nun mit meiner EC-Karte begleichen muß, da mein letztes Bares für ein Wasser und vier Knusperriegel draufging. Dumm nur, das an der Tanksäule ein Zettel klebt, auf dem steht: Heute leider keine EC-Kartenzahlung möglich.

Ich beginne zu grinsen, dann zu lachen.

Sicher, ich könnte ja auch mein Handy benutzen und meine Frau mit Geld ordern. Nur leider habe ich seit einer Woche kein mobiles Telefon mehr. Es ist mir bei einer Rudertour ins Wasser gefallen. Was mache ich nur?

Wie erkläre ich das der Dame im Shop?

Ich darf das Telefon benutzen. Mein Kumpel ist da. Ich schildere ihm nur meine Geldnot. Er kommt, löst mich aus und ich fahre seitdem immer voll durch die Gegend und grüße auch keinen Motorradfahrer mehr.

Übrigens ist das eine Wahre Geschichte.

Gruss, Jo

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alter,geile story!!!!!gut gelacht
aber könnte uns allen irgendwann so gehen

Rofl fast zu komisch um wahr zu sein. Armes Schwein 🙁

Hi bobber......
arme Socke.Werde ab sofort eine Flasche Wasser mitnehmen falls ich dich mal wo treffen sollte....;-)
Kenne das auch mit den "vorbeifahrenden Mopedfahrern". Stand auch mal auf der Landstrasse rum.Nur ich musste zum Glück nicht schieben. Brauchte nur Zündkerzen tauschen. 4 von den "netten" vorbeifahrern haben mich da stehen sehen wobei einer so schnell war das der mich bestimmt nicht gesehen hat. Der hatte sich so schön zwischen der Klarlackschicht seines Tankes und der Verkleidung eingebaut und ist auf das Licht am ende seines Tunnels zugerast. Also ist der entschuldigt.
Leider muss man doch erkennen das die Hilfsbereitschaft unter den Mopedfahrern schwer nachgelassen hat. Auch unter den Harley Fahrern.
Gruß Jochen

Falls das mir mal passiert, hoff ich ein Handy dabei zu haben.......und zwar eins das funktioniert und Guthaben hat....lol. Auf andere warten möcht ich in der heutigen Zeit auch ungerne

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hallo bobber,
eine nette geschichte, selten so gelacht und an eigene erfahrungen gedacht. hab mal mit ner 60/5 und nem leeren 40l tank (schwimmer im vergaser war verklemmt) morgens um 5 uhr in der pampa gesessen.....bis mich ein postpote mit nem fahrrad entdeckt hat, der hat kurzehand seinen weg zur arbeit unterbochen, ist umgekehrt und zurückgeradelt...kam dann etwas später auf nem roller mit nem kanister wieder......

gruß an alle

Hi bobber,
gute Story, erinnert mich an was, aber ich hatte da etwas mehr Glück (beim zweiten Mal!).
Rückfahrt vom Besuch eines Freundes, Schnellstraße, eine Ausfahrt huscht vorbei (da wäre eine Tanke gewesen :-)). Plötzlich Zündaussetzer... Sprit alle. Aber: es gibt ja den Benzinhahn mit Reservestellung, geniale Erfindung! Nach vorn gelangt, Reservestellung ein (wirklich? Hahn ist amerikanisch, wer weis schon wo die die Reservestellung anordnen? :-(). Einige kläglich Zündungen später rolle ich aus. In einer Senke, die nächste Ausfahrt ist OBEN! auf dem Hügel. Es ist Sommer, mehr als 25°C, abends um ca. 21.00h, das Leder ist sowieso schon nass... Schieben bis das Wasser aus den Stiefeln läuft, die "Abfahrt", vom Schnellweg runter, wird geradezu euphorisch genossen. Die mehrere hundert Meter entfernte Tankstelle hat tatsächlich noch auf, es gelingt mir, 6 Fahrspuren und Straßenbahnschienen unfallfrei zu "überschieben", es gibt frischen Sprit, alles ist gut!

Wochen später, obiges Ereignis ist fast schon in Vergessenheit geraten, Rückfahrt von besagtem Freund, diesmal auf einer Strecke parallel zum Mittellandkanal. Kilometerweit schnurgeradeaus, links Kanal, rechts Graben. Sprit alle, Reserve geht wieder nicht (nicht ich war zu blöd ;-), das Überlaufröhrchen im Hahn war lose. Ergo lief aller Sprit durch, nix Reserve, die war auch schon weg wenn das Stottern anfing). Also Schieben angesagt (Leder, Temperatur...muss ich wohl nicht erwähnen, passte wieder mal hervorragend :-().
Schieben tut man normal links vom Moped. Aber: kein Randstreifen an der Straße, ich also mitten auf der Fahrbahn. Nach den ersten "fast" Kontakten mit mordgierigen Autofahrern (oder nur zu blöde? Naja, wer glaubt, daß "seiner" 30cm lang wär, glaubt auch, er habe min. 1m Sicherheitsabstand eingehalten und fegt dabei fast den linken Außenspiegel ab :-() Wechsel der Schiebeseite nach rechts. Ich also jetzt im Grünen, zwischen Graben und Asphalt, Moped gerade noch auf dem Asphalt. Die Autos fahren jetzt noch dichter dran vorbei (irgendein Wettbewerb vielleicht? "wie dicht kann ich an einem geschobenen Motorrad vorbeifahren ohne den Lenker zu berühren?"😉. Ein Hoffnungsschimmer naht von hinten :-(, Grün-Weis. Fahren gemütlich (ich schieb ja nicht schnell, Gell?) hinterher, telefonieren... Irgendwann, Moped ist wohl nicht als geklaut gemeldet, und wer schiebt schon ein geklautes Moped mit Warnblinkanlage nachts über eine einsame Straße, beschleunigen die "Freunde und Helfer?" und entschwinden. Erneute "Angriffe" von Autofahrern... Dann taucht eine Truppe Motorradfahrer auf, hält an, kurze Beratschlagung, einer bleibt bei mir, die anderen düsen los um Sprit zu holen. Kommen wieder, Sprit in einer aufgeschnittenen Öldose (das Mädel, das die Dose hielt, stinkt wahrscheinlich heute noch nach Sprit, da war nicht wenig übergeplörrt). Sprit aufgefüllt, Eskorte bis zur Tankstelle, und "Tschüss". Hatte grad noch Zeit mich zu bedanken, Einladung auf einen Kaffee/Cola, wasauchimmer wurde abgelehnt. Schnell nach hause wollten sie. Ich auch :-)
Den Benzinhahn hab ich dann durch ein Exemplar aus dem Zubehörhandel ersetzt, funktioniert seitdem (ca. 110000km mehr) problemlos.

Gruß aus H
Uli

Moin Bobber!

Rattenscharfe Geschichte,!!! 😁
Hoffe ich kriege das mit der Rechtschreibung auf die Reihe, weil die Tränen in den Augen meine Sicht auf die Tastatur wohl etwas verschleiern!!! ..und durch die Krämpfe im Bauch kann ich mich kaum mehr aufrichten um auf den Bildschirm zu schauen...

Trotzdem mein herzliches Beileid ! 😉

Was soll man dazu noch sagen, SHIT HAPPENS, oder WER SEIN KRAD LIEBT, DER SCHIEBT!!

Spaß beiseite, habe vor ein paar Jahren ähnliche Erfahrungen gemacht als ich morgens unter Zeitdruck mit Volldampf nach Kiel musste... Letzte Tanke vor der Autobahn...Vorbei, auf der BAB kommt ja im Notfall auch noch eine, meine Mühle schafft ja in der Regel mindestens 180-200km ohne Tankstopp!

Ich also mit rund 160 Sachen über die A7 Richtung Flensburg/Kiel, plötzlich bei ca. 130km laut km-Zähler, Karre fängt an zu stottern..?! Kann nicht, sein denk ich mir aber was soll´s, keine Zeit darüber nachzudenken, auf Reserve und weiter! Plötzlich fliegt ein Hinweisschid an mir vorbei :
Nächste Tanke 8km! Null Problemo... Weit gefehlt! Unmittelbar nach dem Schild fängt sie schonwieder an zu stottern... verdammte SCH...SE! Was dann passierte brauch ich glaub ich nicht weiter zu erläutern... 🙁 Schnalz, schwitz...

Nur Autos unterwegs, kann doch nicht sein... und als ich da so vor mich hin schiebe düst ´ne Enduro an mir vorbei und geht plötzlich in die Eisen.. ES GIGT SIE DOCH, DIE HILFREICHEN MOPPEDFAHRER!!!
Morgens halb sieben auf der A7 hält ein Bekannter von mir,
seines Zeichens Mehlmütze im Hamburger Raum auf dem Weg zur Arbeit nach Flensburg....(versetzt worden, so´n Mist, was in dieser Situation aber hilfreich war!))

Ob Bekannter oder nicht er hat gehalten!

Allerdings muss ich Euch Recht geben, die Hilfsbereitschaft untereinander hat mittlerweile arg nachgelassen!!! 😠

So long und allzeit genug Sprit im Tank,

sporty883

SUPER STORY!
Darum schiebe ich sie mal nach oben.....🙂

Gruß

Sunburn

vielen dank für deine nette unterhaltung.

grüße
fatty

Zitat:

Original geschrieben von bobber1340


Da fährt man so ziellos durch die Gegend, jedoch lässt man sich das nicht anmerken und tut so, als hätte man ein klar definiertes Ziel. Ich fahre auf der Schnellstrasse. Ich fahre einhundert. Alles passt, 32°C und keine Wolke in Sicht. Alle Sorgen treten für die Dauer der Fahrt in den Hintergrund und das Blubbern des Bigtwins zieht mir die Mundwinkel nach oben.

Plötzlich alles anders. Das Mopped zuckt, mir wird ganz anders – kein Sprit mehr. Mein Benzinhahn ist seit geraumer Zeit defekt, so dass es nur noch eine Stellung gibt – die Reserve. Normalerweise komme ich mit einer Tankfüllung immer 320 km weit. Doch diesesmal war alles etwas anders. Letzte Woche ist meine Schwimmer-kammer übergelaufen, zuerst unbemerkt. Da muß ich wohl einiges verloren haben.

Ganz souverän fahre ich an den Randstreifen. Blöde Gören sehen mir aus den Heckfenstern der elterlichen Autos nach. Sicher fragen sie ihren schlauen Papa, was der Onkel da macht. Papa sagt dann bestimmt, dass der Onkel mit der Harley einen Motorschaden hat, weil ja Harleys immer kaputt gehen. Deshalb muß der Onkel nun schieben. Dämliche Gören.

Schieben musste ich also, das war klar. Klar war aber bis dahin nicht, wo die nächste Tankstelle ist. Also runter von der Schnellstraße. Da ich schon richtig durchgeschwitzt war, habe ich das herunterrollen der Schnellstraßenausfahrt genossen. Als ich unten ankam, wurde mir der Ernst der Situation offenbart. Weit und breit nichts, gut, ein ungenutzter Gewerbehof und ein paar in der Hitze schmorende Straßenschilder. Kein Mensch, kein Baum, nichts was lebt. Mir wurde schnell klar, das ich Wasser dringender brauchte als Benzin. Das die Schnellstraßenabfahrt gleich das Ende der Zivilisation bedeutet, habe ich nicht gewusst.

Gut das es Lederhosen gibt, auch gut das es Bikerboots gibt. Nierengurte und Halstücher sind auch gut. Nur bei dieser verdammten Hitze schiebt man lieber nackt. Nur wenn dich `ne Streife beim Nacktschieben einer Harley sieht, kommt man sicher schnell in Erklärungsnot und findet sich schneller inner Klapse wieder, als einem lieb ist.

Da lass ich doch lieber meine Klamotten an und beginne mein Motorrad in die Leere zu schieben.

Ich schiebe immer noch. Mittlerweile schon den zweiten Kilometer. Aus der Ferne höre ich etwas heranfahren, was wie ein Motorrad klingt. Das klingt nach Hoffnung. Das Schieben hat ein Ende. Mir kann geholfen werden.

Noch immer ist das herannahende Motorrad nicht in Sicht, aber ich denke mir schon aus, mit welchem Betrag oder Dienstleistung ich dem Helfer einen Gefallen tun könnte. Ich bin bereit größere Summen auszugeben, nur wenn man mich aus dieser Misere befreit.

Da, ich kann ihn sehen. Er kommt näher. Ich stelle mein Mopped auf dem Seitenständer ab, warte bis er heranrollt. Ich hebe die Hand - er auch – und fährt weiter. Hat er vielleicht gedacht, ich stehe durchgeschwitzt in der Pampa und warte auf zurückgrüßende Motorradfahrer? Hat er vielleicht gedacht, ich bin ein gefährlicher Rocker, der ihm gleich seine 750er Honda klaut wenn er anhält? Was ging in diesem Augenblick in diesem Menschen vor. Diese und noch mehr Fragen werden sich niemals klären. Nach Hinnahme dieser Erkenntnis schiebe ich weiter. Der Durst nimmt zu, mein Mineralhaushalt gerät gefährlich aus dem Gleichgewicht. Der Schweiß rinnt von meiner Stirn in meine Augen, es brennt. Ich zwinkere immer wieder mit den Augen. Während ich zwinkernd mein Mopped schiebe und dabei laut über die Solidarität unter Motorradfahrern schwafele, fährt der zweite an mir vorbei.

Warum zu Teufel hat der nicht angehalten. Dachte der vielleicht, ich sei ein Motorradschiebender Zwangsneurotiker, der schieben als Therapie vom Doc empfohlen bekommen hat?

Ich schiebe nun den dritten Kilometer. Das Gewicht meiner Karre scheint sich zu verdreifachen. Ich sehe undefinierbare Dinge am Horizont. Meine Lederhose wird zum Feuchtbiotop, aus meinen Boots kommen Schnalzgeräusche. Ich schnalze im Takt der Schritte mit, um in dieser brütenden Mittagshitze nicht den Verstand zu verlieren.

Ich kann nicht mehr. Ich setze mich an den Straßenrand. Gegenüber, in weiter Ferne sehe ich etwas. Es sieht aus wie ein Mensch. Ein Wesen wie ich es bin. Es steht an einem Auto. Ich muß hin. Ich schiebe weiter, ich komme näher. Bei Kilometer vier komme ich an.

Eine junge Frau, etwa in meinem Alter. Sie wäscht ein Auto in der Pampa an einer Pumpe. An dieser Pumpe steht: Kein Trinkwasser. Ich habe Durst, großen Durst. Sie schaut mich an, ich schaue sie an. Ich kann nichts sagen, denn das innere meines Kopfes ist so trocken, dass die Zunge am Gaumen klebt und ich den Rest Kraft zum Atmen brauche. Ich stammele: Benzin. Die junge Frau lächelt und zeigt wissend nach links.

Ich beruhige mich, ich kann wieder sprechen. Ich frage nach der nächsten Tankstelle. Nach links an der nächsten Kreuzung. Ich erwarte nicht, daß mich die Junge Frau zu einer Ausfahrt in ihrem Wagen einlädt. Ich erwarte nur, das sie mich fragt ob ich eventuell Hilfe bräuchte. Weit gefehlt. Andererseits verstehe ich auch die Frau, denn einen zwinkernden Durchgehschwitzen würde ich auch weiterschicken.

Ich schiebe weiter. Bis zur nächsten Kreuzung sollen es etwa dreihundert Meter sein. Ich komme an. Kein Verkehr. Ich schiebe nach links. Ich sehe nichts. Ein Fahrradfahrer nähert sich. Er hat freien Oberkörper und trägt einen Hut. Er lächelt mich freundlich an und sagt: schönes Motorradwetter heute, was? Ich lächele zurück und habe ihn in Gedanken soeben viergeteilt.

Kilometer fünf. Ich kann es nicht glauben. Eine Tankstelle ist in Sicht. Meine Lederhose sieht aus, als hätte ich sie gerade aus der Waschmaschine geholt. Meine Stiefel ebenso.

Ich komme an. Ich bin total fertig. Autofahrer schauen mich an, als wäre ich der letzte im Ziel eines Schiebewettbewerbs. Mitleidige Gesichter, die sagen: Ich hätte geholfen. Ihr könnt mich alle mal.

Ich gehe in zuerst in den Shop und greife mit meinen verschwitzen Griffeln in das Kühlregal. Eine Flasche Wasser für günstige zweifuffzich. Da überlege ich in meiner Situation nicht zweimal. Da ich gut erzogen bin und die Flasche erst nach dem bezahlen öffne, stelle ich mich ungeduldig hinter eine ältere Dame, die sich nicht zwischen zwei Schokoriegeln entscheiden kann. Zum Glück bin ich zu schwach, sonst hätte ich ihr den Gehstock über die Rübe gezogen.

Ich krame meine nasse Geldbörse aus der Gesäßtasche und ziehe einen stinkenden, nassen fünf Euroschein heraus. Die Dame an der Kasse ist sichtlich unangenehm berührt und nimmt mein Geld nur unter brabbelndem Kopfschütteln entgegen. Ja sollte ich ihr etwa erzählen, daß ich mein Mopped fünf Kilometer zwinkernd geschoben habe - und das am liebsten nackt?
Ich gehe raus, schraube meine Tankdeckel ab, halte den Rüssel rein und lass laufen. Vollgetankt ist sie nun. Mein Flüssigkeitshaushalt ist wieder im Gleichgewicht.

Tatsache ist, daß ich meine Rechnung nun mit meiner EC-Karte begleichen muß, da mein letztes Bares für ein Wasser und vier Knusperriegel draufging. Dumm nur, das an der Tanksäule ein Zettel klebt, auf dem steht: Heute leider keine EC-Kartenzahlung möglich.

Ich beginne zu grinsen, dann zu lachen.

Sicher, ich könnte ja auch mein Handy benutzen und meine Frau mit Geld ordern. Nur leider habe ich seit einer Woche kein mobiles Telefon mehr. Es ist mir bei einer Rudertour ins Wasser gefallen. Was mache ich nur?

Wie erkläre ich das der Dame im Shop?

Ich darf das Telefon benutzen. Mein Kumpel ist da. Ich schildere ihm nur meine Geldnot. Er kommt, löst mich aus und ich fahre seitdem immer voll durch die Gegend und grüße auch keinen Motorradfahrer mehr.

Übrigens ist das eine Wahre Geschichte.

Gruss, Jo

Hallo,Jo

sowas ist mir auch mal vor vielen Jahren Passiert ,hatte allerdings einen Zündspulen schaden Handy gabs zu der Zeit noch nicht ,die Organspender sind an mir vorbei alle Grüssend aber angehalten hatte keiner .Nur ein Harleyfahrer dem habe ich ein paar telefonnummern gegeben um ein paar kumpels von mir anzurufen um mir zu helfen .Seitdem Grüße ich auch keinen mehr.

Zitat:

Original geschrieben von Black Beauty 88



Zitat:

Original geschrieben von bobber1340


Da fährt man so ziellos durch die Gegend, jedoch lässt man sich das nicht anmerken und tut so, als hätte man ein klar definiertes Ziel. Ich fahre auf der Schnellstrasse. Ich fahre einhundert. Alles passt, 32°C und keine Wolke in Sicht. Alle Sorgen treten für die Dauer der Fahrt in den Hintergrund und das Blubbern des Bigtwins zieht mir die Mundwinkel nach oben.

Plötzlich alles anders. Das Mopped zuckt, mir wird ganz anders – kein Sprit mehr. Mein Benzinhahn ist seit geraumer Zeit defekt, so dass es nur noch eine Stellung gibt – die Reserve. Normalerweise komme ich mit einer Tankfüllung immer 320 km weit. Doch diesesmal war alles etwas anders. Letzte Woche ist meine Schwimmer-kammer übergelaufen, zuerst unbemerkt. Da muß ich wohl einiges verloren haben.

Ganz souverän fahre ich an den Randstreifen. Blöde Gören sehen mir aus den Heckfenstern der elterlichen Autos nach. Sicher fragen sie ihren schlauen Papa, was der Onkel da macht. Papa sagt dann bestimmt, dass der Onkel mit der Harley einen Motorschaden hat, weil ja Harleys immer kaputt gehen. Deshalb muß der Onkel nun schieben. Dämliche Gören.

Schieben musste ich also, das war klar. Klar war aber bis dahin nicht, wo die nächste Tankstelle ist. Also runter von der Schnellstraße. Da ich schon richtig durchgeschwitzt war, habe ich das herunterrollen der Schnellstraßenausfahrt genossen. Als ich unten ankam, wurde mir der Ernst der Situation offenbart. Weit und breit nichts, gut, ein ungenutzter Gewerbehof und ein paar in der Hitze schmorende Straßenschilder. Kein Mensch, kein Baum, nichts was lebt. Mir wurde schnell klar, das ich Wasser dringender brauchte als Benzin. Das die Schnellstraßenabfahrt gleich das Ende der Zivilisation bedeutet, habe ich nicht gewusst.

Gut das es Lederhosen gibt, auch gut das es Bikerboots gibt. Nierengurte und Halstücher sind auch gut. Nur bei dieser verdammten Hitze schiebt man lieber nackt. Nur wenn dich `ne Streife beim Nacktschieben einer Harley sieht, kommt man sicher schnell in Erklärungsnot und findet sich schneller inner Klapse wieder, als einem lieb ist.

Da lass ich doch lieber meine Klamotten an und beginne mein Motorrad in die Leere zu schieben.

Ich schiebe immer noch. Mittlerweile schon den zweiten Kilometer. Aus der Ferne höre ich etwas heranfahren, was wie ein Motorrad klingt. Das klingt nach Hoffnung. Das Schieben hat ein Ende. Mir kann geholfen werden.

Noch immer ist das herannahende Motorrad nicht in Sicht, aber ich denke mir schon aus, mit welchem Betrag oder Dienstleistung ich dem Helfer einen Gefallen tun könnte. Ich bin bereit größere Summen auszugeben, nur wenn man mich aus dieser Misere befreit.

Da, ich kann ihn sehen. Er kommt näher. Ich stelle mein Mopped auf dem Seitenständer ab, warte bis er heranrollt. Ich hebe die Hand - er auch – und fährt weiter. Hat er vielleicht gedacht, ich stehe durchgeschwitzt in der Pampa und warte auf zurückgrüßende Motorradfahrer? Hat er vielleicht gedacht, ich bin ein gefährlicher Rocker, der ihm gleich seine 750er Honda klaut wenn er anhält? Was ging in diesem Augenblick in diesem Menschen vor. Diese und noch mehr Fragen werden sich niemals klären. Nach Hinnahme dieser Erkenntnis schiebe ich weiter. Der Durst nimmt zu, mein Mineralhaushalt gerät gefährlich aus dem Gleichgewicht. Der Schweiß rinnt von meiner Stirn in meine Augen, es brennt. Ich zwinkere immer wieder mit den Augen. Während ich zwinkernd mein Mopped schiebe und dabei laut über die Solidarität unter Motorradfahrern schwafele, fährt der zweite an mir vorbei.

Warum zu Teufel hat der nicht angehalten. Dachte der vielleicht, ich sei ein Motorradschiebender Zwangsneurotiker, der schieben als Therapie vom Doc empfohlen bekommen hat?

Ich schiebe nun den dritten Kilometer. Das Gewicht meiner Karre scheint sich zu verdreifachen. Ich sehe undefinierbare Dinge am Horizont. Meine Lederhose wird zum Feuchtbiotop, aus meinen Boots kommen Schnalzgeräusche. Ich schnalze im Takt der Schritte mit, um in dieser brütenden Mittagshitze nicht den Verstand zu verlieren.

Ich kann nicht mehr. Ich setze mich an den Straßenrand. Gegenüber, in weiter Ferne sehe ich etwas. Es sieht aus wie ein Mensch. Ein Wesen wie ich es bin. Es steht an einem Auto. Ich muß hin. Ich schiebe weiter, ich komme näher. Bei Kilometer vier komme ich an.

Eine junge Frau, etwa in meinem Alter. Sie wäscht ein Auto in der Pampa an einer Pumpe. An dieser Pumpe steht: Kein Trinkwasser. Ich habe Durst, großen Durst. Sie schaut mich an, ich schaue sie an. Ich kann nichts sagen, denn das innere meines Kopfes ist so trocken, dass die Zunge am Gaumen klebt und ich den Rest Kraft zum Atmen brauche. Ich stammele: Benzin. Die junge Frau lächelt und zeigt wissend nach links.

Ich beruhige mich, ich kann wieder sprechen. Ich frage nach der nächsten Tankstelle. Nach links an der nächsten Kreuzung. Ich erwarte nicht, daß mich die Junge Frau zu einer Ausfahrt in ihrem Wagen einlädt. Ich erwarte nur, das sie mich fragt ob ich eventuell Hilfe bräuchte. Weit gefehlt. Andererseits verstehe ich auch die Frau, denn einen zwinkernden Durchgehschwitzen würde ich auch weiterschicken.

Ich schiebe weiter. Bis zur nächsten Kreuzung sollen es etwa dreihundert Meter sein. Ich komme an. Kein Verkehr. Ich schiebe nach links. Ich sehe nichts. Ein Fahrradfahrer nähert sich. Er hat freien Oberkörper und trägt einen Hut. Er lächelt mich freundlich an und sagt: schönes Motorradwetter heute, was? Ich lächele zurück und habe ihn in Gedanken soeben viergeteilt.

Kilometer fünf. Ich kann es nicht glauben. Eine Tankstelle ist in Sicht. Meine Lederhose sieht aus, als hätte ich sie gerade aus der Waschmaschine geholt. Meine Stiefel ebenso.

Ich komme an. Ich bin total fertig. Autofahrer schauen mich an, als wäre ich der letzte im Ziel eines Schiebewettbewerbs. Mitleidige Gesichter, die sagen: Ich hätte geholfen. Ihr könnt mich alle mal.

Ich gehe in zuerst in den Shop und greife mit meinen verschwitzen Griffeln in das Kühlregal. Eine Flasche Wasser für günstige zweifuffzich. Da überlege ich in meiner Situation nicht zweimal. Da ich gut erzogen bin und die Flasche erst nach dem bezahlen öffne, stelle ich mich ungeduldig hinter eine ältere Dame, die sich nicht zwischen zwei Schokoriegeln entscheiden kann. Zum Glück bin ich zu schwach, sonst hätte ich ihr den Gehstock über die Rübe gezogen.

Ich krame meine nasse Geldbörse aus der Gesäßtasche und ziehe einen stinkenden, nassen fünf Euroschein heraus. Die Dame an der Kasse ist sichtlich unangenehm berührt und nimmt mein Geld nur unter brabbelndem Kopfschütteln entgegen. Ja sollte ich ihr etwa erzählen, daß ich mein Mopped fünf Kilometer zwinkernd geschoben habe - und das am liebsten nackt?
Ich gehe raus, schraube meine Tankdeckel ab, halte den Rüssel rein und lass laufen. Vollgetankt ist sie nun. Mein Flüssigkeitshaushalt ist wieder im Gleichgewicht.

Tatsache ist, daß ich meine Rechnung nun mit meiner EC-Karte begleichen muß, da mein letztes Bares für ein Wasser und vier Knusperriegel draufging. Dumm nur, das an der Tanksäule ein Zettel klebt, auf dem steht: Heute leider keine EC-Kartenzahlung möglich.

Ich beginne zu grinsen, dann zu lachen.

Sicher, ich könnte ja auch mein Handy benutzen und meine Frau mit Geld ordern. Nur leider habe ich seit einer Woche kein mobiles Telefon mehr. Es ist mir bei einer Rudertour ins Wasser gefallen. Was mache ich nur?

Wie erkläre ich das der Dame im Shop?

Ich darf das Telefon benutzen. Mein Kumpel ist da. Ich schildere ihm nur meine Geldnot. Er kommt, löst mich aus und ich fahre seitdem immer voll durch die Gegend und grüße auch keinen Motorradfahrer mehr.

Übrigens ist das eine Wahre Geschichte.

Gruss, Jo

Hallo,Jo

sowas ist mir auch mal vor vielen Jahren Passiert ,hatte allerdings einen Zündspulen schaden Handy gabs zu der Zeit noch nicht ,die Organspender sind an mir vorbei alle Grüssend aber angehalten hatte keiner .Nur ein Harleyfahrer dem habe ich ein paar telefonnummern gegeben um ein paar kumpels von mir anzurufen um mir zu helfen .Seitdem Grüße ich auch keinen mehr.

wenn wir das alle so machen,

wird es wahrscheinlich die längste seite der welt!!

😁

3 Jahre alt , aber saugut , immernoch , ich b😁eiß gleich in die Tischkante vor Lachen .

es wäre vieleicht gut, uns an der nase zu nehmen. denn der nächst der schiebt könnte man selbst`s sein(wünsch ich natürlich keinem von uns!!). wenn ich einen motoradfahrer schiebend oder stehen am strassenrand sehe würde ich stehen bleiben; und natürlich helfen!!!  wenn das jeder macht, ist dem einen oder anderen sicher geholfen. es wäre schon gut wenn wir zusammenhalten würden.
joe 

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