Rechnet sich der Dienstwagen?
Hallo Leute,
ich habe mal eine Frage zu meinem individuellen Fall und ob sich ein Dienstwagen lohnt. Folgende Rahmenbedingungen:
Ich habe einen Arbeitsweg von 58 km one way (kürzeste Strecke). Privat fahre ich eher weniger, da ich ja die ganze Woche arbeite ;-) Ausnahmen sind Urlaubsfahrten an die Ostsee oder das, was jeder halt so privat fährt (Einkaufen, Oma besuchen etc.). Privat fahre ich einen Audi A6 3.0 TDi mit rund 265.000 km auf der Uhr, BJ 2006, der auch schon so seine Zipperlein hat, aber unheimlich Spaß macht und schön groß ist (Stichwort Familie).
Option 1
Ich erhalte eine monatliches Brutto-Entgelt von 5.400 €. Dazu käme ein Dienstwagen, der eine monatliche Leasingrate von 565 € nicht übersteigen darf. Ich kalkuliere mal mit einem Wagen mit einem Listenneupreis von rund 40 T € (soll ja halbwegs gleichwertige Fahrzeugklasse werden).
AG zahlt alles, Wagen darf privat im In- und Ausland privat genutzt werden inkl. Tankkarte. Versteuert wird nach 1%-Methode und 0,03% für den Arbeitsweg.
Lt. Rechner hätte ich einen geldwerten Vorteil für das Fahrzeug von 400 €; für den Weg 696 €. Insgesamt also einen geldwerten Vorteil von 1.096 €. Der Netto-Verzicht pro Monat beträgt also 539,95 €
Netto hätte ich somit 2.649,96 € pro Monat raus.
Option 2
Ich nehme keinen Dienstwagen, erhalte dafür aber ein monatliches Brutto-Gehalt von 5.965 €.
Lt. Rechner erhalte ich dann ein monatliches Netto von 3.463,93 €.
Die Differenz zum Netto mit Dienstwagen macht also 813,97 € aus, was ich monatlich mehr im Portmonnaie hätte.
Nun ist die Frage, was Sinn macht!?
Klar, mein aktueller Wagen ist schon älter und anfälliger und fährt auf Grund der KM-Leistung sicher nicht mehr ewig bei dem Arbeitsweg. Ist dafür aber auch ein schöner Wagen. Muss natürlich alles inkl. Sprit selber zahlen und könnte die Entfernungspauschale und 30 Ct pro dienstlichem Kilometer anrechnen. Für 40 T € Listenpreis erhalte ich jedoch nicht mal einen halbwegs anständig ausgestatten A4 bzw. eher einen halbwegs ordentlich ausgestattenen Skoda Superb oder Octavia als Dienswagen und ich müsste auf runf 540 € Gehalt pro Monat verzichten. Ohne Dienstwagen hätte ich ein ordentliches Netto-Sümmchen, mit dem ich doch sicher einen charmanten Gebrauchten locker unterhalten könnte, oder!? Einen neuwagen würde ich mir privat niemals kaufen.
Wie seht ihr das? Der lange Arbeitsweg killt doch den Dienstwagen-Vorteil, oder sehe ich das falsch?
Beste Antwort im Thema
In diesem Fall killt der weite Arbeitsweg tatsächlich den Dienstwagenvorteil. Vor allem auch deshalb weil Du ja ohne Dienstwagen auch noch ein höheres Bruttogehalt bekommen würdest. Denn letztendlich würde ja der AG die komplette Leasingrate auf Dein Bruttogehalt draufpacken.
Die einzige Möglichkeit, bei der sich ein Dienstwagen bei der Konstellation noch rechnen könnte, wäre ein Plug-In-Hybrid mit mindestens 40 km elektrischer Reichweite, der dann nur zur Hälfte (bei Privatnutzung und Entfernungs-km) versteuert werden muss. Vorausgesetzt dies läßt Dein AG zu.
Denn damit würde sich Dein geldwerter Vorteil auf 548 € halbieren, was Dir dann wohl knapp 200 € Steuern spart und den Nettovorteil ohne Dienstwagen auf rund 620 € schrumpfen liesse.
XF-Coupe
25 Antworten
Zitat:
@ru86 schrieb am 10. März 2019 um 22:46:38 Uhr:
Zur 1.
Du bist nicht dazu gezwungen, die 1%-Regelung anzuwenden, kannst anstattdessen tatsächliche Kosten versteuern. Wenn man annimmt, dass du für den Sprit 180 Euro brauchst, 100 für Kfz-Steuer+Versicherung und 100 für Service+Reifen, dann bist du bei ~950 pro Monat.
... dann versteuert er 140 € weniger im Monat, macht rund 60 € mehr netto. Dafür würde ich mir kein Fahrtenbuch ans Bein binden.
Zitat:
@ru86 schrieb am 10. März 2019 um 22:46:38 Uhr:
Zur 2.
Lässt sich mit dem AG ein noch höheres Brutto bei Verzicht auf einen Firmenwagen nicht verhandeln?
Ich meine, deine Gehaltserhöhung entspräche genau deiner Leasingrate. Die o.g. Kosten muss dein AG aber auch tragen.
Da du wohl über der Beitragsbemessungsgrenze bist, muss die Firma auf jeden zusätzlichen Euro "nur" 10% Versicherungen zahlen.
Ich fände, dass weitere 200,- Brutto völlig angemessen wären 🙂
Bei dieser Rechnung vergißt Du aber, dass der AG beim Privatwagen für jeden dienstlichen km noch zusätzlich bezahlen muss, was beim Dienstwagen nicht der Fall ist.
XF-Coupe
Zitat:
@XF-Coupe schrieb am 11. März 2019 um 07:16:44 Uhr:
... dann versteuert er 140 € weniger im Monat, macht rund 60 € mehr netto. Dafür würde ich mir kein Fahrtenbuch ans Bein binden.
wenn ich es richtig verstehe, musst du auch nicht
http://www.spesen-ratgeber.de/kostendeckelung/Zitat:
@XF-Coupe schrieb am 11. März 2019 um 07:16:44 Uhr:
Bei dieser Rechnung vergißt Du aber, dass der AG beim Privatwagen für jeden dienstlichen km noch zusätzlich bezahlen muss, was beim Dienstwagen nicht der Fall ist.
Verbraucht ein Dienstwagen keinen Sprit, wenn er dienstlich gefahren wird? Werden dienstlich gefahrene KM bei der Leasingrateberechnung ignoriert? Reifenverschleiß auch nicht vorhanden? 😉
Zitat:
@OceanSoul schrieb am 10. März 2019 um 19:46:39 Uhr:
Meinst du das so?
Genau so meine ich das.
Also rechnen ist immer relativ und hängt davon ab mit was du vergleichst.
Vorweg, wenn dir das Auto nicht wichtig ist als Statussymbol und du mit einem älteren KFZ vergleichst wird es sich nicht rechnen.
Du bist vermutlich Steuerklasse 1 mit einem Satz von 42% bei 58km und 220 Arbeitstagen im Jahr. Du kannst als grob gerechnet 0,42 * 58 * 220 * 0,3 = 1607,76€ von der Steuer zurück bekommen, wenn du eine Steuererklärung abgibst.
Die Differenz macht bei dir also nicht wie vorgerechnet 813,97 € aus sondern: 947,95€
Das kann sich nur halbwegs rechnen, wenn du privat extrem viele km fährst die nicht mit der Arbeit zu tun haben oder du eben extrem Autoaffin bist. Außerdem kann es sich rechnen, sofern du besonders risikoavers bist, denn bei einem Unfall trägt der AG die gesamten Kosten (Wertverlust, Reparatur etc.).
Als Gegenrechnung solltest du mal schauen, wie viel Geld dich dein jetziges Auto konkret kostet. Ich schätze mal grob:
Versicherung + Wartung + Steuer + Sprit macht etwa 380€ Unterhaltskosten im Jahr
Wenn dich dein Auto wie oben errechnet 947,95€ kostet, bleibt eine Differenz von 567,95€ pro Jahr oder 6815 EUR pro Jahr.
Jetzt kannst du ausrechnen, wie lange du ein gebrauchtes Auto, dass dir ggf. ausreicht halten wird und wie viele Monate es braucht, bis es von der Differenz bezahlt ist und überlegen ob du lieber mehr Geld auf dem Konto hast oder eben einen Neuwagen willst.
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Zitat:
...
Du bist vermutlich Steuerklasse 1 mit einem Satz von 42% bei 58km und 220 Arbeitstagen im Jahr. Du kannst als grob gerechnet 0,42 * 58 * 220 * 0,3 = 1607,76€ von der Steuer zurück bekommen, wenn du eine Steuererklärung abgibst.
Die Differenz macht bei dir also nicht wie vorgerechnet 813,97 € aus sondern: 947,95€...
Soll das die Steuererstattung sein für die Entfernungspauschale bei Nutzung eines privaten KFZ für den Weg zur Arbeit?
Dann kannst du die Summe auch direkt wieder abziehen, denn das erhält er bei Nutzung eines Firmenwagens, der mit 0,03% versteuert wird, auch. Ein Dienstwagen ist KEIN Ausschlussgrund fur das Ansetzen der Entferungspauschale, warum auch? Den Weg zur Arbeit bezahlt der TE ja mit den 0,03%...
(Mal von pauschaler Versteuerung durch den AG mit 15% und Spezialfällen abgesehen)
Zitat:
@Goify schrieb am 10. März 2019 um 20:25:56 Uhr:
Wobei man auch sagen muss, dass es kaum Autos gibt, die man mit 30 Cent/km betreiben kann. Das sind meist Dacia oder die Kleinwagen von PSA, wenn man keine über 10 Jahre alten Fahrzeuge fahren will.
Der TE hat etwa 25.000km Arbeitsweg, da kann man mit einer Gesamtfahrleistung von 30.000 rechnen.
Sein aktueller Audi kostet mehr als 550€ im Monat, sagen wir mal 700€. Das würde dann 28c/km ergeben. Viel günstiger wird sicher schwer in der Klasse. Und warum soll der TDI nicht noch 100.000km halten ?
Es ist eher die Frage, möchte er den Neuwagen aus Status- und Komfortgründen, oder nur ein vernünftiges, zuverlässiges Auto fahren ? Dann kann man sich auch mal abseits der deutschen Premiumhersteller umsehen.
Ich fahre mein Auto wirklich zu Ende, bis die Reparatur keinen Sinn mehr macht. Das ist in der Regel die günstigste Variante, da der Wertverlust wegfällt. So liege ich bisher bei 16-18cent/km all incl.
Nur mit AUDI oder BMW geht das nicht.
Zitat:
@Radubowski schrieb am 15. März 2019 um 15:18:31 Uhr:
Also rechnen ist immer relativ und hängt davon ab mit was du vergleichst.
Vorweg, wenn dir das Auto nicht wichtig ist als Statussymbol und du mit einem älteren KFZ vergleichst wird es sich nicht rechnen.
Du bist vermutlich Steuerklasse 1 mit einem Satz von 42% bei 58km und 220 Arbeitstagen im Jahr. Du kannst als grob gerechnet 0,42 * 58 * 220 * 0,3 = 1607,76€ von der Steuer zurück bekommen, wenn du eine Steuererklärung abgibst.
Die Differenz macht bei dir also nicht wie vorgerechnet 813,97 € aus sondern: 947,95€Das kann sich nur halbwegs rechnen, wenn du privat extrem viele km fährst die nicht mit der Arbeit zu tun haben oder du eben extrem Autoaffin bist. Außerdem kann es sich rechnen, sofern du besonders risikoavers bist, denn bei einem Unfall trägt der AG die gesamten Kosten (Wertverlust, Reparatur etc.).
Als Gegenrechnung solltest du mal schauen, wie viel Geld dich dein jetziges Auto konkret kostet. Ich schätze mal grob:
Versicherung + Wartung + Steuer + Sprit macht etwa 380€ Unterhaltskosten im Jahr
Wenn dich dein Auto wie oben errechnet 947,95€ kostet, bleibt eine Differenz von 567,95€ pro Jahr oder 6815 EUR pro Jahr.
Jetzt kannst du ausrechnen, wie lange du ein gebrauchtes Auto, dass dir ggf. ausreicht halten wird und wie viele Monate es braucht, bis es von der Differenz bezahlt ist und überlegen ob du lieber mehr Geld auf dem Konto hast oder eben einen Neuwagen willst.
das ist ein 2006er 3l diesel. Mein 2l diesel kostet schon etwas über 300€ Steuern im Jahr. Er wird da deutlich(!) drüber liegen.
Ein Dienstwagen wäre in Deinem Fall ein Neuwagen mit entsprechend aktuellem Sicherheitsstandard und der entsprechenden Zuverlässigkeit. Der Vergleich eines solchen Autos mit einem Altwagen aus rein finanzieller Sicht vernachlässigt den (nicht bezahlbaren) Vorteil der Sicherheit und der Zuverlässigkeit. Dein Auto muss Dich nicht nur zur Arbeit, sondern auch zum Kunden bringen. Der immer älter werdende Altwagen hat nicht nur steigende Kosten, sondern auch ein steigendes Ausfallrisiko. Mit zunehmendem Alter wird so ein Fahrzeug irgendwann nicht mehr tragbar für den beruflichen Einsatz.
Wenn es Dir wirklich um eine ausschließlich finanzielle Optimierung der Situation geht, dann würde ich auch die Wahl Deines bisherigen Fahrzeugs in Frage stellen. Ein alter A6 3.0 TDI ist für den seltenen privaten Einsatz auf Langstrecken nicht die finanziell optimale Wahl 😉
Eine weitere Frage ist, welche Flexibilität Du dir für die Zukunft vorstellst. Bleibt Dein Fahrprofil stabil oder kann es sein, dass Du nun doch zunehmend Privatfahrten machst? Ein Dienstwagen würde Dir diese Flexibilität zum Paschalpreis geben, was Dein bisheriges Auto nicht tut.
Moin, stehe gerade selber vor genau dieser Entscheidung. Habe mir gerade die Variante zwei mit überlegt und auch beim Arbeitgeber abgefragt: Zusicherung des Leasinggebers, den Wagen nach drei Jahren direkt zu kaufen.
Da du ohnehin eine "alte Gurke" fährst: frage das mal ab. Dann hättest du einen Wunschneuwagen und verschiebst nur deinen Gebrauchtwagenkauf auf ein Auto mit deiner Ausstattung. Besser geht nicht. Aber, Auto wird wohl einen Nummer kleiner. Darfst du evtl. die Leasingrate gering höher nehmen, indem du privat z.B. 50Eur hinzulegst? Erlauben manche Arbeitgeber.
Steuer:
1.wenn du den Dienstwagen fährst darfst du beim Finanzamt dennoch am Jahresende 30c je km Entfernungspauschale Wohnung-Arbeit geltend machen. Da bekommst du also ordentlich zurück.
2. Wenn du im Monat max. 15 Tage zum Büro fährst mit dem Dienstwagen kannst du am Jahresende für diesen Monat die 0,03% Besteuerung des Arbeitsweges zurück fordern. Klappt gut im Dezember und Ferienmonaten, reicht auch eine Woche krank. Kommen schnell 3-4Monate zusammen, die Geld zurück möglich machen. Nachteil: musst du glaubhaft nachweisen. Nicht immer zwingend durch Fahrtenbuch, aber da ist jedes Finanzamt anders.
Zu1. und 2. Solltest du dich aber mal an ein Steuerbüro wenden. Klärung und ja, Steuererklärung noch komplizierter.
Gruß
Toko
Zitat:
@Tokoloko schrieb am 29. April 2019 um 21:29:47 Uhr:
2. Wenn du im Monat max. 15 Tage zum Büro fährst mit dem Dienstwagen kannst du am Jahresende für diesen Monat die 0,03% Besteuerung des Arbeitsweges zurück fordern. Klappt gut im Dezember und Ferienmonaten, reicht auch eine Woche krank. Kommen schnell 3-4Monate zusammen, die Geld zurück möglich machen.
0,03%/Monat zurückfordern, dafür 0,002%/Tag zahlen
Mache ich in den Monaten, wo ich überwiegend mit dem Rad ins Büro fahre.
Zitat:
Nachteil: musst du glaubhaft nachweisen. Nicht immer zwingend durch Fahrtenbuch, aber da ist jedes Finanzamt anders.
Hat meins gar nicht rumgezickt: im Sommer 1 mal die Woche mit dem Auto, der Rest mit dem Fahrrad.