Radmuttern eingefettet, was nun?

Hallo allerseits,
Ich habe, nach einem Tipp vom Nachbarn die Radmuttern beim linken Vorderrad meiner Frau eingefettet. Danach erst kam mir das seltsam vor und ich habe gegoogelt und gemerkt was das für ein Mist war. Habe die wieder raus gedreht, mit nem Tuch und nett Drahtbürste gesäubert und wieder rein. Kam ich noch was machen um die Gefahr, dass sich die Muttern lösen zu minimieren?

Vielen Dank.
PS. : dem Nachbarn habe ich das schon gezeigt, er war ehrlich erschrocken

73 Antworten

Ja nee ist klar...und bei der Eisenbahn werden keine Winterreifen aufgezogen... 🙄
Gruß jaro

Das behaupten nur Laien aber keine Praktiker

Also ich versuch‘s nochmal, mit meinen Kenntnissen und Möglichkeiten, ein wenig mehr Verständnis in die Diskussion „Radschrauben und Drehmomente“ zu bringen.

Wichtig ist dabei wohl zu verstehen das man die Räder mit dem Drehmoment befestigt, wie es der Hersteller vorschreibt!
Warum ist das so wichtig?
Konstrukteure stimmen Schraubenparameter wie Dimension, Festigkeitsklasse und Klemmlänge auf die erwarteten statischen und dynamischen Belastungen ab. Aus der Mindestklemmkraft und der dafür benötigten Vorspannkraft ergibt sich das passende Anzugsdrehmoment.

Allerdings bleibt nur ein kleiner Teil des benutzten Anziehdrehmoments übrig, um eine ausreichende Vorspannkraft zu erzeugen. Ein grosser Anteil an Drehmoment wird benötigt, um den Reibwiderstand im Gewinde sowie im Konus zu überwinden.
Theoretisch betrachtet gehen bei ungeschmierten Schrauben um die 80 Prozent des Anziehdrehmoments verloren, nur etwa 20 Prozent stehen zur Verfügung, um die Vorspannkraft zu erzeugen. Bei geschmierten Gewinden stehen deutlich grössere Anteile des Anziehdrehmoments zum erreichen der Vorspannkraft zur Verfügung. Reibung im Gewinde und Konus beeinflusst also ganz wesentlich die Festigkeit und Haltbarkeit der Schraubverbindung.

Und genau da liegt die Gefahr wenn die Gewinde geschmiert werden, obwohl es nicht vorgeschrieben wird.
Schmieren verändert die Reibwerte zwischen trocken und geschmiert derart, das man bei gleichem Drehmoment sehr schnell zumindest in den Grenzbereich der maximal erlaubten Materialbelastungen
von Schraube, Felge, Nabe kommen kann. Das kann dann zu „gelängten“ Schrauben führen, die ihre Elastizität verloren haben oder zu Rissen im Felgenloch.
Und dabei gehe ich davon aus, das es erwähnt wird, wenn Radschrauben und Konen geölt, gefettet oder sonst wie behandelt werden sollen. Ist nichts dazu angegeben darf man wohl von sauberen, trockenen Gewinden und Konen bei den Konstruktionsberechnungen ausgehen.

Hier gibt es mal einen Onlinerechner zum Thema

https://www.bossard.com/.../

Die vorhandenen „Reibwerte“ der Verbindung sind also ganz entscheidend.
Im allgemeinen finde ich als Reibungszahl für „geölte“ Gewinde eine Angabe von 0,06 - 0,1 , für trockene Verbindungen werden im Mittel 0,12 -0,14 genannt.

Nimmt man den Rechner zu Hilfe, kann man bei unterschiedlichen Reibwerten gut die erzeugte Vorspannkraft bzw. das maximal zulässige Drehmoment für die gewählte Schraube erkennen.
Angenommen Werte mal für eine DIN Standardschraube, ( Jaa, Radschrauben haben in der Regel Feingewinde oder andere Zugfestigkeiten) aber es soll ja nur die Differenz zwischen trocken/geschmiert deutlich werden.
-Schraube Festigkeitsklasse 10.9
-Gewinde M14
-Maximale Belastung 90% der Streckgrenze
-angenommene Reibwerte Gewinde/Konus trocken 0,14 /geölt 0,08

Damit gibt der Rechner dann für ein „trockenes“ Gewinde (0,14) ein maximal zulässiges Drehmoment von 217 Nm aus, damit die Schraubverbindung nicht überlastet wird.
Da ist zu den üblichen 110Nm - 140Nm Anzugsmoment im PKW Bereich schon ausreichend Reserve vorhanden.
Für das „geölte“ Gewinde, mit einem Reibwert von 0,08, wird dann aber nur noch ein maximal zulässiges Drehmoment von 146 Nm erlaubt. Da ist man, wenn 140Nm (trocken) angegeben wurden, schon dicht an der Belastungsgrenze.

Es fällt also deutlich auf das sich die maximal zulässigen Drehmomente sich zwischen trocken/geölt massiv unterscheiden und man schnell Gefahr läuft die Schraubverbindung zu Überlasten, wenn man sich nicht an die „gerechneten“ Herstellervorgaben hält.
In die andere Richtung gilt das natürlich auch, wenn man ein „zu ölendes“ Gewinde dann „trocken“ mit den vorgeschriebenen Werten anzieht, erreicht man bei weitem nicht die geforderte Vorspannkraft.

Zusätzlich gilt es zu beachten das die Verbindung Rad/Nabe auch dynamisch zu betrachten ist.
Sie muss bei +50°C ebenso sicher Funktionieren wie auch bei -20°C (also unterschiedliche Materialdehnungen aufnehmen können) sowie auch dynamische Querbelastungen bei Kurvenfahrten o.ä. aufnehmen.

Es ist also nicht zielführend immer wieder auf „ nur geschmiert“ oder „nur trocken“ ist richtig, zu argumentieren.
Man sollte schon mal einen Blick in die BA werfen WAS der Hersteller da vorschreibt. Wenn man dann noch um die Vorgänge in einer Schraubverbindung weiß, kann man sein Risiko ganz gut einschätzen und auch begründen warum man so Arbeitet wie man es eben tut. „Hat immer so geklappt“ ist ein schlechtes technisches Argument.

In der Praxis wird wohl nicht selten mit dem vielfach „erprobten 110Nm bis 140Nm“ gearbeitet. Damit liegt man vermutlich trocken und geölt noch im Toleranzbereich der meisten Verbindungen und es „passiert“ in der Regel genau…..nix.
Das dann aber dank der Zugaben in den Toleranzen der Konstrukteure.

in der Theorie bst Du schon gut aber
mich würde interessieren ob Du auch schon 20 Jahre lang ein und das selbe Auto fährst, die Räder selbst wechselst und noch nie einen Tropfen Öl vermißt hast.

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Das von mir beschriebene sind, zugegebenermaßen, theoretische Grundkenntnisse aus der Verbindungstechnik, hab ich mal reinschnuppern müssen, ist aber auch vielerorts nachzulesen.

Nichtsdestotrotz sollten sie auch in der Praktischen Anwendung, für jeden der Radbolzen mit erklecklichen Drehmomenten befestigt, zumindest bedacht werden.

Und ja ….ich habe viele Jahre an mehreren Familienfahrzeugen ohne Probleme selbst gewechselt, immer trocken weil nichts anderes vorgeschrieben war. Mittlerweile halt ich’s mit „bin zu alt für den Scheiß“🙂

Einmal war eine Felge am Mittenloch festgebacken, aber bei den Radbolzen „noProblem“. Allerdings auch jedesmal die Gewinde trocken gereinigt. Von daher hab ich in diesem Zusammenhang keinen Tropfen Öl vermisst.
Aber da wären wir wieder bei dem technisch schlecht begründetem Argument …..“ nix passiert, daher gut gemacht?“
Das ist mir als „öffentlicher“ Ratschlag im Umgang mit so einer Arbeit „zu dünnes Eis“.

Im übrigen war mein Beitrag als Information zum Thema gedacht, ich wollte niemanden bevormunden …..welche oder ob jemand Konsequenzen daraus zieht…..seine Sache. Nur wissen sollte man um diese einfachen Zusammenhänge, damit man sein Tun einordnen kann.

@kasemattenede
Vielen Dank für beide Beiträge.
Damit kann jeder sein Handeln besser einschätzen!

Ich frag mich echt, was hier mittlerweile für penetrante Leute unterwegs sind.

Das Problem, dass die Radschrauben fest werden oder sich schlechter drehen lassen, hatte ich bisher nur bei älteren Fahrzeugen. Da kann ein Tropfen Öl sicherlich nicht schaden, damit es wieder so dreht wie früher.

Ansonsten hat aber nichts an den Radschrauben verloren, erst recht kein Fett oder son ein Quatsch wie „Metallpaste“ (Kupfer).

Da gabs auch mal ein witziges Video von den Autodoktoren, wo ein Kunde die Radschrauben quasi in Fett eingelegt hatte.
Das sind dann die Vollspaten, die solche Tipps im Internet lesen und die geistig nicht richtig einschätzen können.

Das Ganze hier ist schon eine seltsame Diskussion.
Es gibt nun man technisch bedingte Vorgaben der Hersteller, die Sinn machen, auch wenn das hier mancher Zeitgenosse nicht verstehen kann oder will oder einfach seine BA nicht lesen kann.

Die Mär von dem Tröpfchen Öl oder der Kupfer- bzw. Keramikpaste, was nicht schadet, weil noch nie was passiert ist, sollte man in die Tonne werfen. Alle Mittelchen sind einfach falsch, solange der Hersteller nichts anderes vorschreibt.
"kasemattenede" hat das oben deutlich beschrieben.

Es gibt keinerlei Grund, sich nicht an die technischen Vorgaben zu halten. Nur das ist sachlich korrekt.

Die technischen Vorgaben sind aber für Neuwagen und nicht für 15 Jahre alte rostige Autos gemacht.
Da gibts nun mal auch intelligentere Lösungen als alles gleich neu zu kaufen, sprich neue Radnaben und Schrauben und mit Pech dann noch was anderes Festgegammeltes dabei abreißen.

Jo….
sei mir nicht böse….aber diese Argumentation ist doch für diesen Thread Unsinn.

Technische Vorgaben gelten nur für Neuwagen? ….wo steht denn das?
In welcher BA findet man das bspw. das die Anzugsdrehmomente, oder andere Herstellervorgaben nur in den ersten „x“ - Jahren gelten sollen.
Danach gilt dann….. „mach doch was Du willst“ und viel Glück?

Niemand ist hier von „rostigen“ Gewinden ausgegangen, die Werte der Hersteller werden für saubere, rostfreie Gewinde angegeben, egal wie alt das Fahrzeug ist. Das gilt im übrigen auch wenn das „schmieren“ Herstellerseitig vorgeschrieben wird, auch da montiert man saubere, rostfreie Gewinde und schmiert nicht irgendwas auf einen vergammelten Radbolzen.

Eine Intelligente Lösung für beide Fälle, wäre die Gewinde einfach sauber u. rostfrei zu halten, was im übrigen selbst für den ungeübten Schrauber ein leichtes ist, dann muss nicht „ alles neu gekauft werden“.

Und wenn bspw die Radbolzen nicht mehr vernünftig sauber zu bekommen sind oder der Verdacht besteht das sie sonstwie beschädigt sind, macht es Sinn sie zu ersetzen. Das darf dann auch gerne einzeln oder per Rad erfolgen. Das bleibt dann monetär im Rahmen……
Und….mit vernünftigen Radbolzen die Fachgerecht befestigt werden (meinetwegen auch gefettet, wenn so vorgeschrieben ist) beschädigt man keine Radnabe……eher wenn man generell Schmiermittel benutzt OHNE das es der Hersteller vorschreibt.

Aber ich hab mein Pulver zu diesem Thema jetzt verschossen, ich will hier niemanden bekehren.

Also bin ich nicht alleine, auch Marisus verachtet nicht einen Tropfen Öl.
Es wird Keiner verpflichtet zu ölen. Irgendwann kommen man drauf: wer gut schmiert, fährt gut.

So einfach kann es sein: Einfach alles rostfrei halten 😁
Würde den Trick doch nur die Autoindustrie kennen

Zitat:

@agroge schrieb am 5. November 2023 um 14:23:22 Uhr:


Also bin ich nicht alleine, auch Marisus verachtet nicht einen Tropfen Öl.
Es wird Keiner verpflichtet zu ölen. Irgendwann kommen man drauf: wer gut schmiert, fährt gut.

Vor allem trägt derjenige Sorge, der es voraussichtlich wieder öffnen können muss. 😁

5x M14 für ein Rad welches nur dran-gepappt gehalten werden muss ist verdammt viel.
Im Maschinenbau würde man eine 10.9 er mit M14 mit 190 Nm anballern. Solange das Rad plan aufsitzt, lockert sich auch nichts wenn man weniger als die oll üblichen 110 Nm anzieht. Die Reibung wird am Kegel erzeugt und hält damit die Schraube. Deshalb ist das Gewinde unkritisch, der Kegel nicht. Den Kegel fetten wäre gar nicht gut. Obwohl auch da wird das im LKW Bereich gemacht, nur da sitzen die Dinger auch richtig stramm und mehr als 5.

Die Reibung erzeugen Gewinde und Auflagefläche gemeinsam.

Kasemattenede hats doch schon ganz gut erklärt, warum das, ob mit oder ohne Öl/Fett so oft gut geht: Weil bei Radschrauben MASSIVE Sicherheitszulagen bestehen. Wichtig ist hinterher nur, wie stark die Felge auf die Nabe gepresst wird, die Radbolzen sollen das nur technisch realisieren.

Wenn es darum geht, das Rad auf die Nabe zu pressen (und es somit auch am Auto zu halten), und das maximale Drehmoment beim Bremsen und Beschleunigen sicher aufzufangen, arbeitet man hier mit Sicherheitszuschlägen gegen Überlastung bis Faktor 5.

Hat man sonst kaum irgendwo am Auto, da liegen die Sicherheitszuschläge nur im Bereich 1,2 bis 2.

Gegen rostende Stehbolzen helfen übrigens geschlossene Muttern. 16 Jahre Streusalz damals an meinem Kia, die Stehbolzen sahen hinterher trotzdem wie neu aus. Und lassen sich auch von Jahr zu Jahr lösen ohne viel Gefluche.

Da braucht man auch kein Fett.

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