ProViDa, Fluch oder Segen?

Liebe MT-Gemeinde

Die Verkehrspolizei setzt ja bevorzugt auf Autobahnen verstärkt ProViDa-Fahrzeuge mit geeichter Geschwindigkeit ein, da dadurch „Verkehrsverstöße mit ihren spezifischen Daten - insbesondere in Kombination mit einer Videoanlage – beweissicher festgehalten werden können“.

Ich hatte bisher selber Gott sei Dank noch keinen direkten Kontakt mit diesen zivilen Polizeifahrzeugen und kenne diese lediglich aus den Berichten im TV wie z.B. „Schneller als die Polizei erlaubt“ auf Vox.

Mein Eindruck aus den gezeigten Fällen ist, dass dort durchaus nicht Jagd gemacht wird auf die normalen kleinen Verkehrssünder wie Du und ich mit 10 oder 20 km/h zu schnell oder Blinker vergessen, sondern dass hier wirkliche Verkehrsrowdys mit nicht unerheblichen Gefährdungspotential z. B. mit weit überhöhter Geschwindigkeit, dreiste rechts Überholer und Springer oder massive Drängler mit erheblicher Abstandsunterschreitung zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Dabei filmt ProViDa nicht permanent, sondern wird von den Beamten erst im begründeten Verdachtsfall aktiviert, praktisch im Flagranti.

Die gezeigten Fallbeispiele und aufgenommenen ProViDa-Videos machen auf mich einen durchaus authentischen und realistischen Eindruck.
Allerdings scheinen mir in der anschließenden Aufarbeitung die  Gespräche mit den ertappten Verkehrssündern mit dem Aufzeigen ihres Fehlverhaltens und Zeigen des Beweisvideos nicht selten durch Schauspieler nachgespielt zu sein und oft auch vollkommen überzeichnet und populistisch dargestellt zu werden.
Auch die eingespielten manchmal dümmlichen Kommentare können einen tierisch auf den S.. die Nerven gehen. Schade, aber typisch Kravallfernsehen.

Wie ist Eure Meinung, seht Ihr im Einsatz von ProViDa-Fahrzeugen einen echten Beitrag zur Verkehrssicherheit oder ist Eurer Meinung nach hier eher wieder mal Abzocke oder Gängelei im Spiel?

Viele Grüße
FirstFord

Beste Antwort im Thema

Ich finde das ist ein Segen wenn die extrem Raser, oder auch Pistensäue genannt, geschnappt werden. Die kleinen Fische brauchen vor diesen Fahrzeugen keine Angst haben, und das ist auch gut so.

Man beachte, Mittelspurschleicher oder Linksspurpächter, Rechtsfahrgebotnichteinhalter allgemein, sind für mich keine kleinen Fische, die brauchen mal einen Denkzettel in Form einer Geldspende.

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Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider



Zitat:

Original geschrieben von FirstFord


@matzhinrichs
Ja dann lass uns mal ganz einfach nachrechnen:

200 Km/h entsprechen 200.000m/3600sec
d. h. man legt dabei in einer Sekunde über 55 Meter zurück!

Gehen wir mal zunächst vom „günstigen“ Fall aus:
Du hältst bei 200 Km/h den „großen“ Abstand von 50 Meter und Deine Schrecksekunde dauert in Wirklichkeit nur eine halbe Sekunde. Dein Vordermann muss plötzlich unvermittelt bremsen und reduziert damit den Abstand automatisch um weitere wertvolle Meter.
Nach der besagten halben (Schreck)Sekunde und einem Abstand von dann insgesamt weniger als 23 Meter (nehmen wir mal der Einfachheit 20 Meter an) fängst Du erst heftig an zu bremsen an, aus 200 Km/h! Na ob das noch gut geht?😕 
(Bei einer hier angenommenen tatsächlich ganzen Schrecksekunde schon sicher nicht)

Nun der weitaus "weniger günstige“ Fall:
Du hältst bei 200 Km/h den „kleinen“ Abstand von 30 Meter und Deine Schrecksekunde dauert wirklich eine Sekunde. Dein Vordermann muss wieder plötzlich unvermittelt bremsen und reduziert damit den Abstand automatisch um noch weitere wertvolle Meter.
Nach der besagten (Schreck)Sekunde und einem Abstand von dann ………merkst Du was, es hat ja bereits ziemlich heftig gekracht?! 
(Auch bei einer hier angenommenen halben Schrecksekunde reicht es in diesem Fall nie und nimmer.)

Sollte ich hier einem Rechenfehler oder Logikbruch anheim gefallen sein, bitte ich mich entsprechen zu korrigieren.

Nun wiederhole ich nochmal gern Dein Statement
Zitat:“ In der Realität sind meiner (nicht ganz unerheblichen) Erfahrung nach 30-50m bei 200 Km/h gar kein Problem."

Ich kann's nicht fassen, dass der grobe Rechenschnitzer über einen Monat lang unkommentiert geblieben ist, trotz ausdrücklicher Aufforderung.

Du hast vollkommen vergessen, dass der Vorausfahrende sich nicht ohne Zeitverzögerung in eine Betonwand verwandelt, sondern ebenfalls einen Bremsweg hat.

Der Vordermann hat aber schon wertvolle Geschwindigkeit abgebaut wenn der Hintermann gerade anfängt den Bremsdruck aufzubauen. Die Verzögerung läuft bei weitem nicht linear sondern steigt mit abnehmender Geschwindigkeit. Das wird immer verdrängt.

35 Meter von 100 auf 0 bedeutet leider nicht 105 Meter von 300 auf Null.

Während der Vordermann nach der Schrecksekunde nur noch zb. 120 fährt und bereits eine höhere Verzögerung hat, fährt der Hintermann noch mit 200 und einer weitaus geringeren Verzögerung.

Heya,

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


Wenn ich mal auf so ein ProViDa Fahrzeug treffe, muss ich übrigens unbedingt dran denken zu fragen, warum mir außerorts eine doppelt so lange Reaktionszeit wie innerorts unterstellt wird, wenn ich nach den Fahrschulfaustregeln gehe.

ich kenne nur die Formel: Geschwindikeit / 10 * 3, was im übrigen der Strecke entspricht, die Du in einer knappen Sekunde zurücklegst.

Und eine halbe Sekunde Reaktionszeit? Aber nur wenn der Fuß auf der Bremse schon wartet.... ansonsten wohl eher eine gute Sekunde... und was sagt uns das zu Deiner Rechnung?

Elderian

@Dicker
Was du da schreibst ist von vorn bis hinten nicht korrekt, naja fast, eine richtige Information hast du eingebaut.

Ich war so frei den aufzubauenden Bremsdruck in die Reaktionszeit mit einzubeziehen, nicht zuletzt weil ja das Bremslicht des Vordermanns auch schon angeht wenn er die Bremse antippt, nicht erst wenn der volle Druck da ist.
Die wertvolle Geschwindigkeit die der Vordermann in der halben Sekunde mit der wir gerechnet haben abbaut, beträgt 4,5m/s (wie gesagt, man mag mir hier eine konservative Verzögerungsleistung vorwerfen, aber ich hab meine Gründe).
Die Verzögerung verläuft nicht nur linear, sie ist sogar konstant, geschwindigkeitsunabhängig.

Wenn wir die ganze Schrecksekunde und besagte 9m/s^2 annehmen, dann ist der Vordermann mit 168km/h unterwegs - ich bin ehrlich erstaunt, dass du von einem Bremsweg von unter 70m von 200 auf 0 ausgehst (denn das wäre die Konsequenz daraus, inners 1 Sekunde von 200 auf 120 abbremsen zu können) - schön wär's natürlich.

Aber zum Schluss noch was nettes, von 300 auf 0 braucht's wirklich nicht 105m sondern 386m Bremsweg, das ist vollkommen korrekt.

P.S.: Alles natürlich wie immer bei gutem Wetter etc. Auf Eis rutschen wir mehrere Kilometer weit.

@Elderian
Ich spreche von der "Halber Tacho Regel" im Kontrast zur "Einsekunden Regel" innerorts. Die von dir genannte Formel wäre eine gute Sekunde, keine knappe, aber Kleinkram.

Die halbe Sekunde hab ich direkt von FirstFord übernommen und darum ja explizit betont, dass ich jemandem der die ganze Sekunde braucht zu den 50m bzw. eigtl. 60m raten würde, genau weil's mir geht wie du es sagst, dass ich für die halbe Sekunde die Finger schon am Bremshebel haben muss.
Selbiges tue ich übrigens auch schon bei 20km/h, man möge drüber nachdenken wo und warum.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


@Dicker
Was du da schreibst ist von vorn bis hinten nicht korrekt, naja fast, eine richtige Information hast du eingebaut.

Was ich geschrieben habe, zumindestens wie ich es gemeint habe, war schon richtig, ich habe mich nur um die richtigen Zahlen gedrückt, deshalb habe ich zur Verdeutlichung

Z.B.

120 geschrieben.

Sagen wollte ich damit nur das ich 50 Meter Abstand bei 200 Kmh für grenzwertig bis zu wenig halte.

Von der variablen Bremsverzögerung hast Du leider auch nicht gesprochen.

Zitat:

(Annahme: Beide verzögern mit 9m/s^2

Aber egal.

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Zitat:

Original geschrieben von Diedicke1300



Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


@Dicker
Was du da schreibst ist von vorn bis hinten nicht korrekt, naja fast, eine richtige Information hast du eingebaut.
Was ich geschrieben habe, zumindestens wie ich es gemeint habe, war schon richtig, ich habe mich nur um die richtigen Zahlen gedrückt, deshalb habe ich zur Verdeutlichung Z.B. 120 geschrieben.

Sagen wollte ich damit nur das ich 50 Meter Abstand bei 200 Kmh für grenzwertig bis zu wenig halte.

Von der variablen Bremsverzögerung hast Du leider auch nicht gesprochen.

Zitat:

Original geschrieben von Diedicke1300



Zitat:

(Annahme: Beide verzögern mit 9m/s^2

Aber egal.

glaubts du nicht das wenn jemand 50m bei 200 Abstand hält als geübter Fahrer dann einfach nach rechts ausweicht wo nix ist wenn der Vordermann wirklich voll auf die Bremse latscht.

Wenn ich dir sagen würde mit welch geringen Abständen man noch sicher ausweichen kann würdest du staunen.

Aber ich habe mir trotzdem auch grössere Abstände angewöhnt vor allem wenn rechts und davor auch noch einer oder mehrere sind.

Warum sollte ich auch von variabler Verzögerung sprechen, wenn sie doch nun mal konstant ist?

Oh und Entschuldigung. Ich werde mich in Zukunft bemühen auf das zu reagieren was du meinst, Dicker, nicht was du sagst. Ich find's nur etwas doof, an ner Berechnung rum zu kritteln und sich dann selbst aber nur völlig willkürliche Zahlen aus dem Ärmel zu schütteln. Wenn man meint auch ich hab mich verrechnet oder nen Logikfehler gemacht, dann soll man bitte meinem guten Beispiel folgen und selbst nachrechnen.

Was das Ausweichen angeht, so nahm ich an, dass der Bremsende nen Grund hat um den Anker zu werfen, wie dass sich vorn ein LKW quer über die Farbahn gelegt hat oder so, aber freilich, an sowas sollte man denken.
Na und dann könnte ich als Motorradfahrer ja auch noch sagen: Alles egal, wir fahren versetzt! Aber so egoistisch wollte ich nicht sein. :-)

Zitat:

Original geschrieben von krebsandi


glaubts du nicht das wenn jemand 50m bei 200 Abstand hält als geübter Fahrer dann einfach nach rechts ausweicht wo nix ist wenn der Vordermann wirklich voll auf die Bremse latscht.

Wenn ich dir sagen würde mit welch geringen Abständen man noch sicher ausweichen kann würdest du staunen.

Das einzige wo ich staune ist, wielange ich immer sinnlos im Stau rumstehe, wenn solche Helden wie Du es nicht geschafft haben auszuweichem.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider



Ich kann's nicht fassen, dass der grobe Rechenschnitzer über einen Monat lang unkommentiert geblieben ist, trotz ausdrücklicher Aufforderung.

Du hast vollkommen vergessen, dass der Vorausfahrende sich nicht ohne Zeitverzögerung in eine Betonwand verwandelt, sondern ebenfalls einen Bremsweg hat. Rechnet man dessen Bremsweg mit ein, so bleiben bei der halben Sekunde Reaktionszeit und 30 Metern Sicherheitsabstand noch ~2m Abstand übrig wenn beide dann stehen. (Annahme: Beide verzögern mit 9m/s^2 - ich weiß, je nach Auto ist mehr drin, spielt aber hier keine Rolle.)
Das nennt sich dann wie der Film "Hart am Limit", aber nach deiner Rechnung reicht es. Dem der die volle Schrecksekunde braucht sollte man dann halt zu den 50m, ich würde sagen 60m (sonst wird's doch noch ein 35km/h Unfall), raten.
Vollzogen hat sich das Ganze im übrigen inners ~235m inklusive noch einer halben Schrecksekunde und der Wagenlänge des Voranfahrenden.

Da hast Du mich aber bei meiner Berechnung doch tatsächlich bei einer kleinen Unschärfe ertappt, das mit der plötzlichen „Betonwand“ stimmt natürlich in der Regel.

Um nun auf Deine Argumentation und Deine Zahlen im Falle einer angenommenen relativ kurzen Reaktionszeit von einer halben Sekunde einzugehen:
Diese Annahme geht von äußerst irrealen Voraussetzungen aus. Um genau zu sein, du subsumierst in Deiner Reaktionszeit ja auch bereits den aufzubauenden Bremsdruck von etwa 0,2 sec (Schwellzeit) und vernachlässigst dabei auch noch andere relevanten zeitlichen Komponenten wie die Umsetzzeit und die Ansprechzeit. Allein diese 3 Komponenten mit insgesamt ca. 0,45 sec neben der eigentlichen Reaktionszeit erzeugen bei 200 Km/h einen zusätzlichen „verlorenen“ Wirkungsweg von etwa 25 Meter. Der gesamte Anhalteweg errechnet sich dann schließlich auf ca. 220 Meter mit einem reinen Bremsweg von 165 m.
(Bei einer realistischeren angenommenen reinen Reaktionszeit von einer ganzen Sekunde + diese drei Komponenten kommt man gar auf etwa 247 Meter Anhalteweg)

Gehen wir nun mal davon aus, dass nun endlich nach 1,5 sec der eigentliche Bremsvorgang so richtig in Gang kommt, so hat der Vordermann seine Geschwindigkeit in den 1,5 sec bereits von 200 auf 151 Km/h reduziert. Er steht dann also nach weiteren 93 Metern, bei seinem Gesamtbremsweg von 165 m.
Wie sagen es die Österreicher immer: Das geht‘s sich nicht ganz aus! (bei einer halben Sekunde Reaktionszeit und den 30 Metern Sicherheitsabstand (165m zu 220 m Anhalteweg, da fehlen ganze 25 (=30 - 55 Meter!))
So, nun erst mal genug und hoffentlich richtig gerechnet, die Nacht fordert jetzt ihren Tribut.
 

Zuerst: Jetzt sehen die Zahlen korrekt aus.
Dann: Die halbe Sekunde hast ursprünglich du ins Spiel gebracht, den Schuh zieh dir also bitte selbst an, ich hab schon in meinem ersten Post auf 0,5vs1s hingewiesen und das gegenüber Diedicke wiederholt. (Inklusive, dass ich aus den 50m dann eher 60m machen würde.)
Die Umsetzzeit wurde in den Posts über dir ebenfalls bereits angesprochen, mit dem Hinweis, dass ich genau deswegen in bestimmten Situationen mit den Fingern am Bremshebel fahre, was man beim Auto mit dem linken Fuß ebenso machen kann. (Ließe sich noch über Automatik vs. manuelle Schaltung reden.)
Und auch zur Schwellzeit hab ich mich auf Nachfrage geäußert, dass diese realistischer Weise auch beim Vorausfahrenden nach Aufleuchten des Bremslichtes auftritt - oder anders gesagt, würde ich die Schwellzeit explizit betrachten, so müsste ich auch die Anfangsverzögerung des Vorausfahrenden reduzieren. Das "Problem" hier ist, dass die ganze Berechnung ja ursprünglich dafür gedacht ist zu ermitteln, wie lange man braucht um vor einem plötzlich auftauchenden, stehenden Hindernis zu bremsen. Die Kombination hinter einander fahrender VT bringt da eben ein oder zwo Besonderheiten mit sich.

So, meine persönliche reine Reaktionszeit (drücken einer Computertaste) liegt bei 0,2...0,3s womit ich genau im Durchschnitt liege, Umsetzzeit hatten wir besprochen, Ansprechzeit eines analogen Hebels (Pedal ist letztlich auch ein Hebel) ist etwas höher als einer digitalen Taste und die Schwellzeit tritt bei beiden auf. Jetzt könnte man noch über moderne Brakes by Wire sprechen, die Gefahrenbremsungen erkennen, Ansprech- und Schwellzeit reduzieren und so den nötigen Sicherheitsabstand verkürzen. Weiterhin kenne ich durchaus Leute, die im Gegensatz zu mir mit 0,15s Reaktionszeit gesegnet sind.

Jetzt sind das alles freilich sehr spezielle Annahmen, aber es ist ja auch ein sehr spezieller Fall, wenn jemand sagt, dass er bei 200km/h mit 30m Sicherheitsabstand Kolonne fahren kann.
Und daher habe ich mir gesagt: Ich kann nicht pauschal die bessere Reaktionszeit und Bremsanlage verneinen, also lasse ich die von dir eingebrachte halbe Sekunde unkommentiert so stehen und verweise nur im Nebensatz auf den Fall, dass man die ganze Sekunde braucht.

Ich sehe hier also meiner Seits keinen methodischen Fehler und bleibe bei "hart am Limit" - selbstredend, das sollte man gar nicht erwähnen müssen, hart am Limit ist nicht für jeden geeignet, darum rechnet die Fahrschule nicht so knapp und darum fährt auch nicht jeder 200.

Immer wieder lustig, die mathematischen Berechnungen für Überhol- u. Bremsvorgänge in jedem zweiten Thread irgendwann wieder zu lesen. Holt ihr vorher dann immer einen Taschenrechner raus?

Der grobe Wert des halben Tachoabstandes als Sicherheitsabstand kann nicht alle, aber 95% der gängigen Situationen abdecken. Für kleinere Bremsaktionen, die vermutlich den größten Teil aller Bremsungen ausmacht, wird i.d.R. vermutlich auch 50% des vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes ausreichen. Das Problem ist aber, dass man trotz aller Erfahrung nicht immer weiß, was sich vor einem entwickeln könnte und auch die Bedingungen sind nicht immer optimal. Und ausgerechnet dann, wenn man gerade mal nicht den Blick nach vorne hat und durch irgendwas abgelenkt ist, dann passierts oder durch Aufprall des Vordermanns erfolgt eine abrupte Abbremsung. Die Sache mit dem Notausgang kann klappen, muss aber nicht, wenn just daneben auch voll in die Eisen gegangen wird.

Diejenigen, die meinen, dass auch ein geringerer Abstand überwiegend ausreicht, können über weite Strecken recht behalten. Aber wie heißt es so schön: Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Und irgendwann reicht es dann eben nicht mehr. Und sei es nur, dass man vielleicht durch eine Bremsung vorher sowieso schon den Sicherheitsabstand reduziert hat und just danach das Unglück passiert. Und noch ein Sinnspruch hierzu: Unverhofft kommt oft.

In der Tat hatte ich den Taschenrechner nicht nur schon neben mir liegen, sondern auch die Formeln bereits eingetippt, weil ich mich am Wochenende ein wenig aus eigenem Antrieb mit Bremswegen und Sicherheitsabständen beim Überholen von LKW befasst hab - so bin ich überhaupt auf das Forum hier gekommen.

Ich halt's auch so, dass ich bei nicht optimalen Bedingungen eben nicht an meine Grenzen gehen kann. Wenn ich auf teilweise geschlossener Schneedecke fahre, dann halt nur so langsam, dass wenn ich umkippe der entgegenkommende LKW noch anhalten kann. Wenn ich unkonzentriert bin und merke ich lasse mich ablenken, dann muss ich eben mehr Sicherheitsabstand lassen (blöd ist immer, wenn man mit nem langsamen Fahrzeug unterwegs ist und nix gegen die aufkommende Monotonie machen kann).
Wenn die Umstände nicht passen, muss man's halt lassen.

Den Fall mit der vorangegangenen Bremsung finde ich eigentlich grade weniger kritisch, weil man dann ja grade langsamer ist als der Vordermann und Abstand aufbaut oder wenn's ganz kurz auf knapp kommt sogar noch auf der Bremse ist.

Und: Wenn man nicht sieht wie sich die Situation vor einem entwickelt, dann hat der Vordermann das gleiche Problem. Da gilt dann die größte Sorge weniger dem Sicherheitsabstand, sondern viel mehr der Geschwindigkeitsdifferenz zum ganzen Rest der Umgebung.

Man muss sich halt klar machen wo die physikalischen und wo die persönlichen Grenzen liegen. Wenn ich mir nie bewusst mache, wo die Grenze ist, dann hab ich auch gar keine Grundlage dafür zu beurteilen wie knapp eine Situation war und wie drastisch ich reagieren muss.
Wenn ich nur die Fahrschulfaustregel kenne, viel zu früh und viel zu heftig bremse weil ich denke das muss so und mir dann der Träumer hinter mir rein kracht, hab ich auch bloß nix gekonnt. Beispiel Stauende: Stotterbremse um den den ich da im Spiegel sehe aufzuwecken, denn ich weiß ja um meine Reserven, und mich drauf vorbereiten mich links oder rechts neben das Auto vor mir zu stellen Falls es nötig wird.
Das geht aber nicht, wenn ich nicht weiß, dass die Regeln und Empfehlungen mit Sicherheitsfaktoren von 3 oder so arbeiten und ich tatsächlich diese Puffer habe.

Ich persönlich würde solche Hochgeschwindigkeitskolonnenfahrten wenn überhaupt ohnehin nur mit Leuten machen die ich kenne. (Bei Zufallsbegegnungen halte ich in dem Fall allein schon Abstand damit er nicht denkt ich will vorbei.) Aber ich kenne halt auch die physikalischen Grenzen und gestehe jedem zu, diese zu nutzen, schließlich soll jeder Führerscheininhaber in der Lage sein, Risiken selbst abzuschätzen - darauf verlasse ich mich zwar nicht wenn's um meine eigene Knautschzone geht, aber ich kann's nicht pauschal absprechen.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


Zuerst: Jetzt sehen die Zahlen korrekt aus.

Danke!

Zitat:

Dann: Die halbe Sekunde hast ursprünglich du ins Spiel gebracht, den Schuh zieh dir also bitte selbst an, ich hab schon in meinem ersten Post auf 0,5vs1s hingewiesen und das gegenüber Diedicke wiederholt. (Inklusive, dass ich aus den 50m dann eher 60m machen würde.)

Stimmt, die halbe Sekunde habe ich zuerst ins Spiel gebracht, und zwar deshalb, um einen qualitativen Vergleich zu einer doppelt so großen Reaktionszeit zu ziehen und um die kühne und verharmlosende Aussage von matzhinrichs bezüglich des Sicherheitsabstandes bei 200 Km/h in Frage zu stellen.

Ich wollte eigentlich daraus auch kein hochwissenschaftliches Essay entwickeln.

Um nun meine qualitative Aussage doch etwas zu untermauern, habe ich mir in Antwort auf Deinen Post doch noch die Mühe gemacht und etwas genauer gerechnet.

Zitat:

Die Umsetzzeit wurde in den Posts über dir ebenfalls bereits angesprochen, mit dem Hinweis, dass ich genau deswegen in bestimmten Situationen mit den Fingern am Bremshebel fahre, was man beim Auto mit dem linken Fuß ebenso machen kann. (Ließe sich noch über Automatik vs. manuelle Schaltung reden.)
Und auch zur Schwellzeit hab ich mich auf Nachfrage geäußert, dass diese realistischer Weise auch beim Vorausfahrenden nach Aufleuchten des Bremslichtes auftritt - oder anders gesagt, würde ich die Schwellzeit explizit betrachten, so müsste ich auch die Anfangsverzögerung des Vorausfahrenden reduzieren. Das "Problem" hier ist, dass die ganze Berechnung ja ursprünglich dafür gedacht ist zu ermitteln, wie lange man braucht um vor einem plötzlich auftauchenden, stehenden Hindernis zu bremsen. Die Kombination hinter einander fahrender VT bringt da eben ein oder zwo Besonderheiten mit sich.

Stimmt! Ich habe hier ja auch versucht, diese zu berücksichtigen.

Zitat:

So, meine persönliche reine Reaktionszeit (drücken einer Computertaste) liegt bei 0,2...0,3s womit ich genau im Durchschnitt liege, Umsetzzeit hatten wir besprochen, Ansprechzeit eines analogen Hebels (Pedal ist letztlich auch ein Hebel) ist etwas höher als einer digitalen Taste und die Schwellzeit tritt bei beiden auf. Jetzt könnte man noch über moderne Brakes by Wire sprechen, die Gefahrenbremsungen erkennen, Ansprech- und Schwellzeit reduzieren und so den nötigen Sicherheitsabstand verkürzen. Weiterhin kenne ich durchaus Leute, die im Gegensatz zu mir mit 0,15s Reaktionszeit gesegnet sind.

Ich weiß nicht welche Quelle über die durchschnittliche Reaktionszeit eines Menschen Du herangezogen hast.

Wiki schreibt jedenfalls dazu durchaus nachvollziehbar:

"In Computertests lässt sich die Reaktionszeit bei manchen Versuchspersonen durch einen Ankündigungsreiz auf bis zu 0,2 Sekunden reduzieren. Durch diesen Ankündigungsreiz baut sich im Gehirn ein im EEG messbares elektrisches Bereitschaftspotenzial auf. Diese erhöhte Reaktionsbereitschaft kann aber nur für ca. eine halbe Minute im Gehirn aufrechterhalten werden und müsste dann neu „gestartet“ werden. Es ist also völlig unrealistisch und im höchsten Maße gefährlich anzunehmen, im Straßenverkehr ununterbrochen eine erhöhte Reaktionsbereitschaft aufrechterhalten zu können. 2 Sekunden Sicherheitsabstand sind für eine sichere Fahrt unerlässlich. Eine Sekunde ist die durchschnittliche Reaktionszeit, wenn man nicht erhöht reaktionsbereit ist und die zweite Sekunde dient zum Ausgleich von Bremswegunterschieden, die durch unterschiedliche Bereifung, Bremsanlagen, Bremstechnik des Fahrers etc. bedingt sind. Nehmen Sie Ihren Abstand daher persönlich."  

Zitat:

Jetzt sind das alles freilich sehr spezielle Annahmen, aber es ist ja auch ein sehr spezieller Fall, wenn jemand sagt, dass er bei 200km/h mit 30m Sicherheitsabstand Kolonne fahren kann.
Und daher habe ich mir gesagt: Ich kann nicht pauschal die bessere Reaktionszeit und Bremsanlage verneinen, also lasse ich die von dir eingebrachte halbe Sekunde unkommentiert so stehen und verweise nur im Nebensatz auf den Fall, dass man die ganze Sekunde braucht.

Ich bin grundsätzlich der Auffassung, dass ein Sekunde Reaktionszeit für einen Normalfahrer (wie auch für mich) über einen mehr als nur kurzen Zeitraum das absolute Minimum darstellt, deshalb bin ich für eher

etwas mehr

als weniger Sicherheitsabstand. Daran muss ich mich auch selbst immer wieder neu erinnern.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


...

Den Fall mit der vorangegangenen Bremsung finde ich eigentlich grade weniger kritisch, weil man dann ja grade langsamer ist als der Vordermann und Abstand aufbaut oder wenn's ganz kurz auf knapp kommt sogar noch auf der Bremse ist.

Jede Situation ist anders. I.d.R. bremst in einer Kolonne Dein Vordermann vorher und Du bemerkst es aufgrund des Reaktionszeitraumes erst später, bremst vielleicht auch weniger stark ab. Wupps hat sich der Abstand verringert. Gerade geben beide wieder Gas, schon die nächste Bremssituation. Ich will hier nichts mutwillig konstruieren. Wir wissen aber, es gibt solche Situationen, wenn vielleicht auch nicht alltäglich.

Zitat:

Wenn man nicht sieht wie sich die Situation vor einem entwickelt, dann hat der Vordermann das gleiche Problem. Da gilt dann die größte Sorge weniger dem Sicherheitsabstand, sondern viel mehr der Geschwindigkeitsdifferenz zum ganzen Rest der Umgebung.

Und was machst Du, wenn Deinem Vordermann jemand vors Auto zieht, er kracht rein und Du hast dahinter zu wenig Abstand? Nicht alltäglich? Stimmt! Aber sowas passiert.

....

Die durchschnittliche Zeit hab ich auch von Wiki, aus dem Artikel zum Bremsweg oder so, glaub ich. Entspricht aber auch so in etwa den Werten die die Leute in nem Spieleforum beim Vergleichen so hatten.

Die erhöhte Reaktionsbereitschaft halbminütlich wieder herzustellen halte ich bei der beschriebenen Situation für nicht weiter schwer. Ständige Bremsbereitschaft, sofort angehende Alarmglocken sobald ein Fahrzeug Richtung oder Geschwindigkeit ändert etc. Da hat man eigentlich genug Anstoßreize. (Ist ja das gleiche wie wenn man alleine 300 fährt, da muss man auch aufpassen.)
Was die zwote Sekunde angeht: Mit der Erklärung ist mir jetzt auch klar warum innerorts nur 1s, da wird dann einfach der Bremsweg im Vergleich zum Reaktionsweg vernachlässigt (1,5s Bremsweg vs. 3...6s Bremsweg bei jeweils 1s Reaktionsweg). Dafür hab ich ja auch explizit gleiche Verzögerungen angenommen. Oder anders gesagt: Ich sollte tunlichst sicher gehen, die besten Bremsen zu haben. Umgekehrt heißt das übrigens auch, dass ich hinter nem klapprigen Transporter oder LKW dichter auffahren kann, wenn ich gute Bremsen/Reifen hab.

Wenn man sich lieber etwas mehr Zeit zusichert, vor allem für längere Streckenabschnitte ohne erneute Ankündigungsreize, dann ist das völlig richtig und ich würde auch niemanden Memme schimpfen der sich 3s nimmt. Ich bin da nur in beide Richtungen - im Rahmen der Physik - tolerant.

Wenn vor mir jemand in Richtung meines Vordermann's rüber zieht, dann werfe ich natürlich den Bremsfallschirm und hoffe eine Lücke zwischen den hoffentlich nicht optimal verzögernden Trümmerteilen zu finden.
Genau wie ich hoffe rechtzeitig die Kupplung ziehen zu können wenn mir bei 200 der Motor fest geht - auch nicht alltäglich, aber passiert.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider



Die erhöhte Reaktionsbereitschaft halbminütlich wieder herzustellen halte ich bei der beschriebenen Situation für nicht weiter schwer. Ständige Bremsbereitschaft, sofort angehende Alarmglocken sobald ein Fahrzeug Richtung oder Geschwindigkeit ändert etc. Da hat man eigentlich genug Anstoßreize. (Ist ja das gleiche wie wenn man alleine 300 fährt, da muss man auch aufpassen.)

Das das nicht klappt sieht man zB in jeder Rennserie. Die Fahrer sind hochkonzentriert,durchtrainiert,kennen Strecke, Fahrzeug und Kollegen in und auswendig und trotzdem passieren Unfälle weil sie nicht schnell genug reagieren können.

Jetzt zu erwarten das 08/15 Fahrer(innen) sich regelmässig in kurzen Abständen aber auf lange Zeiträume immer wieder in Alarmbereitschaft versetzen obwohl ihnen Gott und die Welt durch den Kopf gehen und sie eventuell Hundemüde sind ist wohl weiter weg von der Realität als der Mond von der Erde. Wenn man sich die Kollegen und Kolleginen in den anderen Autos anschaut stellt man wohl eher fest das die mit den Gedanken überall sind aber nicht beim Strassenverkehr.

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