Neuwagen - Garantieleistung bei Wartung in freier Werkstatt
Hallo,
ich hoffe, dass ich die richtige Kategorie im Forum getroffen habe – wenn nicht, bitte ich einen Moderator den Thread entsprechend zu verschieben.
Ich habe vor ein paar Wochen einen Neuwagen bestellt, der jetzt Anfang September an mich ausgeliefert werden soll. Bei diesem Händler, mit angeschlossener Vertragswerkstatt habe ich bisher immer sämtliche Wartungen und Reparaturen über die komplette Lebensdauer meiner Autos durchführen lassen und war stets sehr zufrieden.
Bis jetzt konnte ich dort morgens mein Fahrzeug abgeben, 200m zu meiner Arbeitsstelle laufen und den Wagen abends wieder abholen. Durch eine berufliche Versetzung ist dies in Zukunft nicht mehr möglich und daher habe ich mich nach Alternativen umgesehen.
Am neuen Arbeitsort gibt es allerdings nur eine freie Meisterwerkstatt, bei der ich heute vorstellig wurde und mich darüber erkundigte, ob denn auch Wartungen an Neufahrzeugen durchgeführt werden. Dies wurde bejaht und mir wurde auch bestätigt, dass egal was der Händler sagt, die gesetzliche Gewährleistung davon nicht betroffen ist, da sämtliche Inspektionen nach Herstellervorgabe ausgeführt werden. Auch beim Öl würde man sehr genau darauf achten, dass die richtige Spezifikation verwendet wird, die die Freigabe vom Hersteller besitzt.
Er wies mich auch daraufhin, dass etwaige Garantieverlängerungen und unter Umständen auch freiwillige Garantieleistungen nur dann erfolgen, wenn der Service in einer Vertragswerkstatt des Herstellers durchgeführt wird.
Soweit so gut, dass die gesetzlichen Regelungen dafür existieren war mir bekannt, aber auf ein paar Fragen meinerseits konnte er mir keine zufriedenstellende Antwort liefern und hier erbete ich mir Hilfe durch das Forum. Vielleicht gibt es ja jemanden, der beide Seiten (freie Werkstatt/Vertragswerkstatt) kennt und zu den folgenden Punkten ein paar verlässliche Antworten geben kann.
Ich wollte von ihm noch wissen, wie er mir garantieren kann, dass er sämtliche Wartungsarbeiten nach Herstellervorgaben ausführen kann. Darauf wurde mir geantwortet, dass man die originalen Wartungspläne in der Werkstattsoftware abrufen kann und in diesem Rahmen die Inspektion dann durchführen würde. Wenn ich mich recht entsinne, handelt es sich bei der eingesetzten Software um Centro Digital.
Weiß jemand, ob diese Wartungspläne wirklich 1:1 den Originalplänen der Hersteller entsprechen?
Des Weiteren wollte ich wissen, ob er an aktuelle Serviceinformation komme, die vom Hersteller an die Vertragshändler herausgegeben werden. Also zum Beispiel, dass ein Softwareupdate notwendig ist oder ein Bauteil vorsorglich getauscht werden muss, ehe ein Defekt auftritt. Die Antwort darauf war, dass in ihren Diagnosetestern eine entsprechende Meldung auftauchen würde, wenn eine entsprechende Maßnahme vorliegt. In diesem Falle würde man mich darauf aufmerksam machen und mich zur Vertragswerkstatt schicken.
Allerdings konnte er mir nicht zusichern, dass in ihren Systemen auch wirklich alle Meldungen auftauchen, da er beim Hersteller selbst keinen Einblick hat und die Daten daher nicht auf Aktualität und Vollständigkeit prüfen kann.
Meine Bedenken sehen nun folgendermaßen aus: Was passiert, wenn ein Schaden an meinem Wagen auftritt, ich dort die Wartungspläne aus der freien Werkstatt vorlege und man sagt, „Wartungspunkt 3B ist dort nicht aufgeführt, daher ist ihr Wagen von der Garantie ausgeschlossen“. Oder „Wenn wir Servicemaßnahme XY durchgeführt hätten, dann wäre der teure Folgeschaden nie entstanden.“
Könnte dies bereits zu einem abgelehnte Garantieantrag führen?
Ich bedanke mich bei jedem, der sich die Zeit nimmt, den doch etwas länger gewordenen Beitrag zu lesen und mir mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@SpyderRyder schrieb am 18. August 2017 um 08:23:30 Uhr:
...
Nicht geklärt ist, wie es mit der Neuwagen-Garantie des Herstellers aussieht. Dazu gibt es aber Garantiebestimmungen, in denen man nachlesen kann, ob der Hersteller auf Wartung in der Vertragswerkstatt besteht oder nicht.
...
Nein, der Hersteller kann da nicht drauf bestehen!
In der THEORIE besteht für den Kunden die freie Werkstattwahl, dass schliesst auch die freien Werkstätten ein.
In der PRAXIS wird aber immer wieder von Problemen berichtet, vorallem wenn der Vertragshändler, respektive der Hersteller behaupten, eine Schaden wäre durch fehlerhafte Wartung entstanden. Denn dann lehnen die sich entspannt zurück, und der Kunde wird zwischen Wartungsleistungserbringer (der freien Werkstatt oder Werkstattkette) und dem Hersteller hin- und hergeschickt und aufgerieben. Und bezahl mal ein Gutachten aus eigener Tasche.
Zur Theorie z.B. hier:
Wartung in freier Werkstatt
Ein Fall aus der Praxis:
in meinem Autoforum hatte ein Forenkollege vor einigen Wochen bei unter 40.000 km innerhalb der Garantiezeit einen kapitalen Motorschaden. Die Wartungen hatte er immer nach Vorschrift bei der großen Kette mit den drei Buchstaben machen lassen.
Der Hersteller hatte zunächst behauptet, der Schaden wäre durch einen Ölfilter mit falscher Spezifikation entstanden. Der Kollege hatte zwei, drei Wochen richtig Stress, weder die Werkstattkette noch der Hersteller wollten gerne den schwarzen Peter haben.
Im Endeffekt hatte der Hersteller den Ölfilter als okay eingestuft und den Garantiefall anerkannt, aber das hätte auch anders ausgehen können.
Deshalb: wer keinen Stress im Garantiefall riskieren möchte, der bleibt während der Garantiezeit bei einem Vertragshändler. Auf KULANZ darf man im Schadensfall bei Wechsel zur freien dann aber auch nicht hoffen. Ist alles eine Risikoabwägung, die man nur für sich persönlich entscheiden kann.
52 Antworten
Hmm, das wäre für mich jetzt nur bedingt mit dem vergleichbar, was ich meinte. Selbst wenn die Qualitätssicherung bei BMW wirklich 10x besser wäre als bei Dacia, kannst Du trotzdem den einen 70.000€ BMW haben, der nur in der Werkstatt steht.
Mir ging es jetzt eher um so Dinge wie nicht austauschbarer Akku beim iphone usw.. Also quasi Rahmenbedingungen. Und Autohersteller möchten ihre Kisten halt lieber in ihren Werkstätten gewartet haben. Was da die Verbraucherzentrale mit diesem Monopolschwachsinn will, kann ich nicht nachvollziehen.
achso, ok.
Najagut, nicht (bzw. nur mit hohem Aufwand) austauschbarer Handyakku ist aber nicht nur ein Problem bei Apple.
Ich persönlich denke, das dies dem Umstand geschuldet ist, das Handys immer dünner werden (müssen?) und es somit platzsparender ist, die Akkus fest zu verbauen... austauschen kann man sie zwar praktisch schon, muss aber dazu das halbe Handy zerlegen...
Ich kann die Auto-Hersteller aber irgendwo auch verstehen.
Da kauft sich jemand (nur mal als Beispiel) einen Benz, fährt aus falscher Sparsamkeit zur "Wartung nach Herstellervorgaben" zu einer Freien oder zu ATU, denen fehlt u.U. spezifisches Fachwissen über diverse "Zipperlein" der Autos, was zu verfrühten Defekten führen kann, die wiederum nur von der Markenwerkstatt behoben werden können (z.B. wegen Spezialwerkzeug, Erfahrungswerte der Routiniers).
Dann kommt das grosse Gejammer von wegen Garantie ... warum soll ich als Hersteller für die Arbeit von einer fremden, nicht 100% qualifizierten Werkstatt geradestehen?
Und dann kommen solche Sätze wie "jaaa, wären Sie zu uns zur Wartung gekommen, hätten wir das Problem rechtzeitig erkennen können ..." was imho ja auch irgendwo stimmt.
Ich fahr auch zur Markenwerkstatt, seit ich meinen Avensis habe. Ich habe nicht das Gefühl, dass die grossartig teurer sind als Freie, ich kauf sogar meine Reifen billiger da, als ich sie im Internet bekäme und fahr da ganz unkompliziert über die HU.
Ich hab zu meiner Toyotawerkstatt - auch wenn sie evtl. einen Tacken teurer ist, als irgendeine Freie - mehr Vertrauen, als zu irgendeiner anderen Werkstatt. Ich fühl mich da bestens aufgehoben.
Autos werden immer komplizierter und elektronischer, immer spezieller. Da kann nicht jede Werkstatt jede Marke effizient warten oder reparieren. Das ist irgendwo ärgerlich, aber es ist nunmal so...
Bei Daimler kann man sich für teures Geld das WIS und oder EPC für ein Jahr kaufen. Aber welche freie Werkstatt macht das schon? Ansonsten geben die nicht alles heraus, wie ich aus ersten Quelle weiß. Deswegen bin ich leider mit dem aus 2009 an meinen Freundlichen gebunden bis der Rost uns scheidet.
Zitat:
@cocker schrieb am 23. August 2017 um 17:30:42 Uhr:
Ich kann die Auto-Hersteller aber irgendwo auch verstehen.
Da kauft sich jemand (nur mal als Beispiel) einen Benz, fährt aus falscher Sparsamkeit zur "Wartung nach Herstellervorgaben" zu einer Freien oder zu ATU, denen fehlt u.U. spezifisches Fachwissen über diverse "Zipperlein" der Autos, was zu verfrühten Defekten führen kann, die wiederum nur von der Markenwerkstatt behoben werden können (z.B. wegen Spezialwerkzeug, Erfahrungswerte der Routiniers).
Dann kommt das grosse Gejammer von wegen Garantie ... warum soll ich als Hersteller für die Arbeit von einer fremden, nicht 100% qualifizierten Werkstatt geradestehen?
Genau so sieht es aus. Natürlich verkomplizieren hier die Hersteller auch bewußt, um es den Freien schwerer zu machen. Aber wie gesagt, niemand muss einen Neuen aus München fahren. Mit dem Gebrauchten vom Balkan kommt man sicherlich auch von A nach B.
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Doppelpost
Zitat:
@cocker schrieb am 23. Aug. 2017 um 17:30:42 Uhr:
Und dann kommen solche Sätze wie "jaaa, wären Sie zu uns zur Wartung gekommen, hätten wir das Problem rechtzeitig erkennen können ..." was imho ja auch irgendwo stimmt.
Nicht immer. Mein Opel war seinerzeit immer beim Vertragshaendler und jede Wartung wurde mitgemacht. Dennoch haben sie mir nach 6 Jahren den fuer dieses Modell typischen versteckten Rost verschwiegen.
Bei den Verhandlungen beim urspruenglichen Kauf des Wagens hat der Haendler sogar noch davon gesprochen, dass zwar jeder Opel von ihnen gewartet werden muss, wenn das ein Kunde will (also auch Kaeufe aus dem Internet). Fuer ihn gaebe es aber dennoch zwei Klassen. Ich fuehle mich nun der zweiten angehoerig, trotzdem ich bei ihm direkt gekauft habe. Die "Herstellergarantie" war selbstverstaendlich im konkreten Fall auch unbrauchbar. Also was soll dann der Mist.
War aber wie gesagt Opel und ist nicht unbedingt auf andere uebertragbar.
Zitat:
@R 129 Fan schrieb am 24. August 2017 um 08:08:57 Uhr:
Bei Daimler kann man sich für teures Geld das WIS und oder EPC für ein Jahr kaufen. Aber welche freie Werkstatt macht das schon?
Macht eine Freie nur wenn es sich lohnt, zb wenn sich eine Freie auf Mercedes spezialisiert.
Eher aber arbeiten Freie bei diesem Punkt mit Markenhändlern zusammen und lassen da auslesen wenn sie nicht weiterkommen.
Bei einem Bekannten ist es schon so weit das die Vertragswerkstatt Kunden mit speziellen Problemen oder älteren Autos zu Ihm schicken. Im Gegenzug fährt er halt auch dorthin zum Auslesen der Fehlerspeicher wenn er nicht weiterkommt. Halt ein Nehmen und Geben.
Problematisch wird es wenn eine Werkstatt einfach weiterwurstelt obwohl ihnen die relevanten Infos fehlen, führt dann nicht selten zu teuren Reparaturen.
Zitat:
@Gurkengraeber schrieb am 23. August 2017 um 15:46:21 Uhr:
Mir ging es jetzt eher um so Dinge wie nicht austauschbarer Akku beim iphone usw..
Wenn sich Leute von 2 Schräubchen abhalten lassen den Akku zu wechseln ... 🙄
Ist aber letztlich das gleiche Problem wie beim Auto. Wer es kennt tauscht beim iphone in 2min den Akku, wer es nicht kennt verteufelt das sch... Gerät wo der Akku angeblich nicht tauschbar ist.
Die eine freie Werkstatt kennt das jeweilige Modell oder gibt auch mal ein paar € aus um sich die Herstellerinfos zu besorgen, bei der anderen fehlen dann mal die jeweiligen Infos und/oder die Bereitschaft sich die zu holen. Problematisch ist es immer für den Laien da man das der Werkstatt nicht von außen ansieht. Daher kann man auch gut verstehen dass Hersteller für ihre freiwilligen Garantieleistungen die Bedingung nach der Vertragswerkstatt stellen. Mal ganz abgesehen davon dass die Inspektion in der Markenwerkstatt auch indirekt dazu dient die Kosten für die Garantie abzufedern.