Neue Bußgelder in Norwegen so hoch, dass sogar die Polizei protestiert
Ich will hier mal was kurioses aus Norwegen berichten. Das Land ist schon lange für hohe Bußgeldsätze bekannt - aber auch dafür, dass ländliche Polizeibüros abgeschafft wurden und die orwellisch titulierte "Nahpolizeireform" Kontrollen (und weitere Polizeiarbeit) in großen Teilen des Landes durch Mangel an ortsnahen Beamten untergraben hat.
Am 01.02. wurden im hohen Norden die meisten Bußgeldpreise um 30% erhöht, trotz Protesten in den politischen Runden davor. Jetzt geht die Polizei massiv an die Öffentlichkeit und kritisiert die neuen Sätze. Oberster Leiter der Verkehrspolizei Smedsrud sagt, dass wir gar nicht wissen, ob höhere Sätze überhaupt einen präventiven Effekt haben. Strafgesetzlich setzt man normal voraus, dass der Bestrafte die Strafe bewältigen kann - hier aber nicht. Damit wird erwartet, dass mehr Sünder ihre Strafe bestreiten, und mehr Sachen im bereits überlasteten Rechtswesen landen.
Wie hoch sind die Sätze? Komplett findet Ihr die hier im Google-übersetzbaren Gesetzestext. Eine Auswahl (ca. Preise):
Bis zu 10 km/h zu schnell in 60er und 70/80er Zonen: 300€
Bis zu 25 km/h zu schnell in 60er Zonen: 1210€
Bis zu 35 km/h zu schnell in 70/80er Zonen: 1450€
Zu geringer Abstand zum Fahrzeug voraus: 970€
Schildfehler, z.B. falsche Richtung in Einbahnstrasse: 780€
Fahrzeug über gesperrte Linie, auf dem Bürgersteig oder Radweg bewegen: 590€
Vorfahrtsvergehen: 970€
Lichtfehler (nicht blinken, falsche Verwendung, kaputtes Licht usw.): 370€
Was sagt Ihr dazu? Hat die Polizei, die trotz allem diese absurden Strafen eintreiben muss, ein gutes Argument?
Lieb Gruss
Oli
221 Antworten
Die Mentalität und die Haltung zum Staat in Skandinavien unterscheiden sich stark zu deutschen Gepflogenheiten. Der Staat und seine demokratisch beschlossenen Gesetze werden als zuverlässig und gut angesehen. Solidarität, Sicherheit, positives Nationalbewußtsein - Patriotismus - stehen hoch im Kurs. Das Wir-Denken dominiert den Egoismus. Regeln, Steuern und Abgaben sind für alle da und sinnvoll und werden transparent dargestellt.
Bei uns dominiert eher die "Man kann x% schneller als vorgeschrieben" Fahren- Mentalität, leichte Steuerhinterziehung und erfolgreich Auswege suchen aus Zahlungspflichten an den Staat gelten als besonders schlau.
Zitat:
@Haasinger schrieb am 18. Februar 2023 um 10:15:16 Uhr:
Lichtfehler..... Wer noch nie ein paar km mit einer defekten Birne unterwegs war bevor er es bemerkt hat werfe den ersten Stein.
Dass es darum gar nicht geht, würde hier wohl schon mehrfach dargestellt. Danke für den Strohmann.
Zitat:
@PeterBH schrieb am 17. Februar 2023 um 21:25:07 Uhr:
"Richtig, bei mir in der verkehrsberuhigten Zone mit Tempo 30 kann es ruhig auch als Einstiegsstrafe 1 Monat Fahrverbot zzgl. ein Monatseinkommen geben."Sorry, aber im verkehrsberuhigten Bereich (dieses schöne blaue Schild mit Haus, Auto, Ball, Kind und einem Erwachsenen) ist nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt. In so einem Bereich hab ich rund 25 Jahre gelebt und bei deinem Vorschlag wäre der Großteil der Anlieger regelmäßig Fußgänger geworden.
... und da ich genau in so einem Bereich gute 30 Jahre lebe, weiß ich das die meisten sich wenigstens deutlich unter 20 bewegen. Und, es ist völlig egal wieviele ihren Führerschein (temporär) abgeben ... die haben es ganz shcnell gelernt. Ich habe auch kein Verständnis für Muttis die sich über "Raser" aufregen wenn das Kind da rumhüpft, sitzen sie selbst im Auto geht es ebenfalls zügig voran. Das Kind ist dann ja gesichert.
Und, es geht nicht nur um Sicherheit. Es geht auch um Lärm (Pflasterung, Gasse) Jeder kennt die Regeln, die Schilder sind wirklich nicht unauffällig ... es gibt für 20m bis 300m keine Ausrede!
In Deutschland ist oft ein Führerschein nicht nur einfach ein Führerschein . Er ist Existenzgrundlage für hart arbeitende Familienväter .
Schon in den letzten Jahren passte die Bestrafung eines monatlichen Entzug der Fahrerlaubnis nicht zu der „Straftat“.
Norwegen und auch die Schweiz etc schiessen schwer über das Ziel hinaus .
Wegen wiederholtem „nicht Blinkens“ soll also einer alleinerziehenden Mutter der Existenzteppich unter den Füßen weggezogen werden ?
Da sollten sich die Norweger mal ganz andere Gesanken machen : Diebstahl und Betrug , häusliche Gewalt und Beleidigung , Missachtung der Schulpflicht etc … das muss doch von unserer moralischen Einschätzung als viel schlimmeres Vergehen einsortiert werden … Seh ich das falsch … dafür kommt dann die Todesstrafe ?
Ich sehe das Autos seit Jahrzehnten immer sicherer werden , ich sehe die Unfallhäufigkeit und die Verkehrstoten ( von denen jeder einzelne einer zu viel ist ) . Es läuft doch insgesamt in die absolut richtige Richtung.
Also frag ich : was soll der Scheiss und warum braucht Norwegen so viel Geld ? Kann ja nichts mit den Autofahrern zu tun haben …
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Zitat:
@dickschiffuser schrieb am 19. Februar 2023 um 13:44:21 Uhr:
In Deutschland ist oft ein Führerschein nicht nur einfach ein Führerschein . Er ist Existenzgrundlage für hart arbeitende Familienväter .
Der perfekte Grund sich genau deshalb an die Regeln zu halten ... gerne auch gültig für noch härter arbeitende Familienmütter.
Und die Regeln wurden nicht nur aus reine monetären sondern tatsächlich auch "Existensgründen" .... sprich zum Schutz gemacht.
Zitat:
Also frag ich : was soll der Scheiss und warum braucht Norwegen so viel Geld ? Kann ja nichts mit den Autofahrern zu tun haben …
Du meinst also wirklich das die Norweger unvermittelt weiter "schlecht" fahren und so den wahren cashflow in die Staatskasse anfeuern?
Also ich denke in erster Linie nicht an die vorsätzlichen "zu schnell Fahrer" sonder an Menschen, die das unabsichtlich tun oder weil sie eben Pech gehabt haben.
Vielleicht versperrt ein LKW zur falschen Zeit die Sicht das Schild das das Tempolimit anzeigt, es ist verschneit oder man ist schlicht abgelenkt oder überfordert. Oder es machen "Bauarbeiter" bei der Beschilderung von Baustellen mist wodurch die Tempolimits ab und an einfach keinen Sinn ergeben. Solche Leute sollte man nicht drakonisch bestrafen. Von mir aus ein Stufensystem bei dem es immer teurer wird, aber pauschal solche Beträge ansetzen finde ich wirklich heftig.
Zitat:
@Haasinger schrieb am 19. Februar 2023 um 14:09:50 Uhr:
Also ich denke in erster Linie nicht an die vorsätzlichen "zu schnell Fahrer" sonder an Menschen, die das unabsichtlich tun oder weil sie eben Pech gehabt haben.
...
Du denkst also an die sehr kleine Minderheit und nicht an die große Mehrheit.
Zitat:
@Diedicke1300 schrieb am 19. Februar 2023 um 14:40:02 Uhr:
Zitat:
@Haasinger schrieb am 19. Februar 2023 um 14:09:50 Uhr:
Also ich denke in erster Linie nicht an die vorsätzlichen "zu schnell Fahrer" sonder an Menschen, die das unabsichtlich tun oder weil sie eben Pech gehabt haben.
...Du denkst also an die sehr kleine Minderheit und nicht an die große Mehrheit.
Wenn ich eine Sache bewerte schau ich mir den Durchschnittstreffer an und die Randgruppen. Eine Regelung zu finden die 80% korrekt bestraft ist sehr einfach. Eine die bei 98% der Fälle funktioniert deutlich komplexer.
Heißt für mich, die alleinerziehende Mutter die vom Kind abgelenkt wurde mit Mindestlohn muss die Strafe genau so hart treffen wie den vorsätlich rasenden Manager mit 1 Mille netto. Das wäre der Idealzustand.
Zitat:
@Haasinger schrieb am 19. Februar 2023 um 15:22:00 Uhr:
Heißt für mich, die alleinerziehende Mutter die vom Kind abgelenkt wurde mit Mindestlohn muss die Strafe genau so hart treffen wie den vorsätlich rasenden Manager mit 1 Mille netto. Das wäre der Idealzustand.
Und wie wäre es umgekehrt, die vorsätzlich rasende Mutter und der abgelenkte Manager ?
Zitat:
@Diedicke1300 schrieb am 19. Februar 2023 um 15:39:57 Uhr:
Zitat:
@Haasinger schrieb am 19. Februar 2023 um 15:22:00 Uhr:
Heißt für mich, die alleinerziehende Mutter die vom Kind abgelenkt wurde mit Mindestlohn muss die Strafe genau so hart treffen wie den vorsätlich rasenden Manager mit 1 Mille netto. Das wäre der Idealzustand.
Und wie wäre es umgekehrt, die vorsätzlich rasende Mutter und der abgelenkte Manager ?
Auf diesen nutzlosen, provokativen Schundbeitrag werde ich nicht antworten.
Hast du aber bereits.
Ich würde mich freuen, wenn die Debatte mal etwas sachlicher weiter gehen würde.
Zitat:
@Haasinger schrieb am 19. Februar 2023 um 14:09:50 Uhr:
Also ich denke in erster Linie nicht an die vorsätzlichen "zu schnell Fahrer" sonder an Menschen, die das unabsichtlich tun oder weil sie eben Pech gehabt haben.
Vielleicht versperrt ein LKW zur falschen Zeit die Sicht das Schild das das Tempolimit anzeigt, es ist verschneit oder man ist schlicht abgelenkt oder überfordert. ... Solche Leute sollte man nicht drakonisch bestrafen.
Wenn es Umstände gibt, die das Fehlverhalten erklären (Schild nicht einsehbar, falsch aufgestellt, etc), wird man es sicher im Widerspruch angeben können. Wird halt jemand entscheiden, ob und wie hoch dann die Strafe angesetzt wird.
Aber wie willst du als Ordnungsbehörde generell zwischen "vorsätzlich" und "unabsichtlich" unterscheiden? Auch der vorsätzliche Fahrer kann ja behaupten "sorry, war ein Versehen". Und kommt dann mit kleinerer Strafe davon? Damit verpufft die Erziehungsmassnahme.
Auch wer abgelenkt oder überfordert ist, sollte sich besser an die Verkehrsregeln halten. Tempolimits könnten ja einen Grund haben, das Mißachten von Vorfahrtsregeln kann andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Und ja, Fehler machen wir alle mal. Aber wer häufiger abgelenkt oder überfordert ist, sollte über seine Verkehrstauglichkeit nachdenken!
Zitat:
@Glg11 schrieb am 19. Februar 2023 um 16:17:25 Uhr:
Und ja, Fehler machen wir alle mal. Aber wer häufiger abgelenkt oder überfordert ist, sollte über seine Verkehrstauglichkeit nachdenken!
Vollkommen richtig. Deswegen sollte ein einzelner Fehler nicht direkt die Existenz niedriger Einkommensgruppen bedrohen. Die Initialstrafe sollte spürbar sein, aber auf keinen Fall so sehr ins Geld gehen dass Grundbedürfnisse leiden könnten, und die Gefahr sehe ich hier durchaus.
Und zum Thema Verkehrstauglichkeit - wir haben in DE theoretisch ja ein ganz passables System, ab einer gewissen Relevanz Punkte, ab gewisser Anzahl Punkte Führerscheinentzug. Auch wenn die Summen manchmal etwas niedrig erscheinen. Vorsätzlichkeit ist bei uns indirekt über die Punkte geregelt, ab einer gewissen Vegehensgrenze geht man von Absicht aus und bekommt eben den Punkt bzw. einen Führerscheinentzug.
Das Optimum wären wahrscheinlich Tagessätze gekoppelt mit einem Punktesystem.
Am meisten tun mir allerdings die Beamten leid. Die dürfen dann entscheiden ob mündliche Verwarnung oder Weltuntergang, und dementsprechend werden die Menschen auch reagieren.
Zitat:
@Haasinger schrieb am 19. Februar 2023 um 16:08:10 Uhr:
Zitat:
@Diedicke1300 schrieb am 19. Februar 2023 um 15:39:57 Uhr:
Und wie wäre es umgekehrt, die vorsätzlich rasende Mutter und der abgelenkte Manager ?
Auf diesen nutzlosen, provokativen Schundbeitrag werde ich nicht antworten.
Warum ? Ich wollte dich zum nachdenken anregen. Du hast doch „abgelenkt“ und „vorsätzlich“ klischeehaft ins Spiel gebracht.
Ich halte es für unwahrscheinlich schwer festzulegen bzw. zu ermitteln welcher Betrag nun wem „weh tut“. Gerade Menschen mit wenig oder keinem Einkommen müssten hier ihre Lebensumstände frei legen. Die abgelenkte Mutter die du ins Spiel gebracht hast kann ohne Einkommen ein hohes Vermögen haben weil z.B. ihr Mann der vorsätzlich rasende Manager ist.
Einfach zu sagen jemandem ohne Einkommen tuen 1000 Euro mehr weh als jemandem mit gutem Einkommen ist Quatsch. Auch Menschen mit gleichem Einkommen kann der gleiche Betrag unterschiedlich weh tun.
Wo wird übrigens derjenige eingestuft, der zwar ein hohes Einkommen hat, aber die monatlichen Zahlungsverpflichtungen dieses überschreiten.