Nervige Nettigkeit im Straßenverkehr: Das Gegenteil von 'gut' ist 'gut gemeint'

Hallo,

Ich möchte mich hier mal über ein Thema auslassen und mit euch die Punkte diskutieren die ich persönlich an diesem Thema für wichtig erachte: Konkret geht es um die übertriebene Nettigkeit im Straßenverkehr die absolut kontraproduktiv ist und mich nicht nur regelmäßig auf die Palme bringt sondern auch sehr sehr sehr gefährlich ist.

Erste Situation von Gestern:

Wir haben eine Breite Straße mit je zwei Fahrspuren je Richtung. Zwischen den beiden Richtungen ist eine art "Parkstreifen" der auch zum Wenden benutzt werden kann. Kommt man nun auf einer Einmündung an der Straße und möchte auf die anderen Richtungsfahrspuren, so kann man eben diesen Parkstreifen verwenden.

Ich kam eben aus einer solchen Einmündung und wollte abwarten bis alle Autos vorbeigefahren sind, damit ich beide Fahrspuren ohne Gefahr bis zum Parkstreifen überqueren kann. Tja, dann kommt die NETTIGKEIT ins Spiel: Ein Herr in den 50ern hält auf der rechten Fahrspur einfach an und hält den gesamten Verkehr auf um mich vorzulassen. Obwohl ER Vorfahrt hat. Das hat mich irgendwie dazu genötigt schnell zu handeln, denn er wartete schon ungeduldig auf mich. Tja, ich bin gefahren und bin nur knapp einem Unfall auf der zweiten Fahrspur, die ich kreuzen wollte, entgangen.

Die Nettigkeit, die absolut kontraproduktiv ist, hätte beinahe wieder einen Unfall gefordert. Ich will einfach keine übertrieben Nettigkeit erfahren die mich dazu nötigt etwas zu tun was ich nicht will.

Das mit der Nettigkeit kennt ihr bestimmt alle: 20 Meter vor euch will jemand "nett" sein und hält euch die Türe auf obwohl ihr das nicht wollt. Die 20 Meter werdet ihr dann vermutlich (weil ihr euch dazu verpflichtet fühlt) schneller gehen oder sogar laufen, damit der andere nicht zu lange warten muss. So war das eben hier auch.

Zweite Situation, auch Gestern:

Weitere Situation. Am Straßenrand stehen zwei kleine Kinder. Aus Nettigkeit haben dann alle Autofahrer einfach angehalten (mitten auf der Straße) um die Kinder durchzulassen. Ich habe eine Autofahrerin danach auf dem Supermarktparkplatz so dermaßen zusammengeschissen.

Die Kinder lernen doch dass sie nur an die Straße kommen müssen und alles hält sofort an. Die Kinder werden nicht sensibilisiert darauf zu achten ob frei ist, oder eine Ampel zu suchen: Nein - sie lernen alles hält einfach an wenn sie kommen.

Doch was passiert, wenn es mal nicht anhält weil die Leute nicht mehr anhalten sondern einfach nach den Verkehrsregeln fahren? Dann macht es *krach*. Also ich möchte nicht dass meine Kinder durch diese übertriebene Nettigkeit Schaden nehmen.

Beste Antwort im Thema

Ein weiteres klassisches Beispiel ist der Fahrstreifenwechsel, wenn sich ein anderes Fahrzeug auf dem Beschleunigungsstreifen befindet. Ohne Rücksicht auf Verluste wird der Fahrstreifen gewechselt. Soll der der auf der linken oder mittleren Spur abbremsen. Das Schlimme daran ist, dass es mittlerweile dadurch schon zur Forderung geworden ist. Ich wurde schon mehrfach angehupt, weil ich den Fahrstreifen nicht gewechselt habe, was ich zum einen nicht muss und zum Teil auch nicht kann. Ich möchte kein anderes Fahrzeug im Kofferraum haben. Was ursprünglich mal als Nettigkeit gedacht war, ist mittlerweile m.E. zur Gefahr geworden.

Desweiteren vermisse ich das Mitdenken. Wie oft kommt es vor, dass jemand anhält und jemanden einfahren oder links abbiegen lässt. Dabei ist es meist das letzte Fahrzeug, hinter dem dann frei ist. Es macht in diesem Fall überhaupt keinen Sinn. Einfach mal in den Rückspiel schauen, ob das kurze Anhalten überhaupt sinnvoll ist.

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Zitat:

Original geschrieben von BMWRider


Ich auch. Frühzeitig Kette geben und dann hat man anfangs der "Geraden" schon genug Schwung, um sich problemlos einzufädeln.

Es sind nur nicht alle Autofahrer so routiniert wie Du (und selbstverständlich auch alle anderen MT-User 😉). Es soll auch Leute geben, die tun sich mit dem Einfädeln nicht so leicht.

Was spricht also dagegen, in so einer Situation auf die linke Spur zu wechseln, wenn von hinten nichts kommt? Nur weil einige wenige (!) das tun, ohne in den Rückspiegel zu schauen? Oder anders ausgedrückt: Soll ich nicht mehr am Zebrastreifen anhalten, weil gelegentlich ein Scherzbold so tut, als würde er rübergehen, und dann doch stehenbleibt? Soll ich jetzt keinem mehr die Tür aufhalten, nur weil es den einen oder anderen vielleicht nerven könnte, dass er schneller gehen muss? Soll ich jetzt keinen mehr reinwinken, nur weil in einem von 100.000 Fällen dadurch ein Unfall passiert ist?
Nur weil in ganz wenigen Einzelfällen Freundlichkeit kontraproduktiv sein könnte, heisst das für mich noch lange nicht, dass man zu weniger Freundlichkeit aufrufen muss.

Zitat:

Original geschrieben von StevieMUC


Was spricht also dagegen, in so einer Situation auf die linke Spur zu wechseln, wenn von hinten nichts kommt? Nur weil einige wenige (!) das tun, ohne in den Rückspiegel zu schauen? Oder anders ausgedrückt: Soll ich nicht mehr am Zebrastreifen anhalten, weil gelegentlich ein Scherzbold so tut, als würde er rübergehen, und dann doch stehenbleibt? Soll ich jetzt keinem mehr die Tür aufhalten, nur weil es den einen oder anderen vielleicht nerven könnte, dass er schneller gehen muss? Soll ich jetzt keinen mehr reinwinken, nur weil in einem von 100.000 Fällen dadurch ein Unfall passiert ist?
Nur weil in ganz wenigen Einzelfällen Freundlichkeit kontraproduktiv sein könnte, heisst das für mich noch lange nicht, dass man zu weniger Freundlichkeit aufrufen muss.

Leute, legt doch mal das typische schwarz-weiß-Denken ab. Es spricht nix gegen einen ungefährlichen Spurwechsel. Es spricht nix gegen das Gewähren nicht vorhandener Vorfahrt. Und es spricht auch nix gegen jegliche sonstige Höflichkeiten. Im Gegenteil, ist toll, sollte mehr davon geben.

Es hat auch niemand zu weniger Freundlichkeit aufgerufen (den TE in seiner unnachahmlichen Art mal ausgenommen). Es wurde lediglich dazu aufgerufen, im Vorfeld dieser Freundlichkeit Umsicht walten zu lassen. Nicht mehr und nicht weniger.

Da muss man doch garnicht so ein Tamtam drum machen und gleich wieder die globale Keule rausholen.

Zitat:

Original geschrieben von StevieMUC


Es sind nur nicht alle Autofahrer so routiniert wie Du (und selbstverständlich auch alle anderen MT-User 😉). Es soll auch Leute geben, die tun sich mit dem Einfädeln nicht so leicht.

Was spricht also dagegen, in so einer Situation auf die linke Spur zu wechseln, wenn von hinten nichts kommt?

Dass der Einfädelnde es nie lernen wird. Und genau weil ihm "immer" Platz gemacht wird, wird es eben zur Gewohnheit und er zieht immer raus und verursacht gefährliche Situationen. Es kennt es schließlich nicht anders.

Zitat:

Original geschrieben von StevieMUC



Zitat:

Original geschrieben von BMWRider


Ich auch. Frühzeitig Kette geben und dann hat man anfangs der "Geraden" schon genug Schwung, um sich problemlos einzufädeln.
Es sind nur nicht alle Autofahrer so routiniert wie Du (und selbstverständlich auch alle anderen MT-User 😉). Es soll auch Leute geben, die tun sich mit dem Einfädeln nicht so leicht.

Was spricht also dagegen, in so einer Situation auf die linke Spur zu wechseln, wenn von hinten nichts kommt?

Nichts spricht dagegen. Das lässt sich auch prima eigenverantwortlich entscheiden, ohne neue Reglementierungen. Es gibt außerdem Auffahrten, da ist jeder froh wenn er reingelassen wird - auch die vermeintlichen Besserkönner - garantiert.

Ich fahre jeden Morgen auf eine Bundesstraße auf, die einen Beschleunigungsstreifen hat. Die Zufahrt beinhaltet eine scharfe Kurve und einige, die meinten vor der Kurve bereits "Kette" geben zu müssen rutschten auf die Bahn - dort sind schon folgenschwere Unfälle passiert. Trotzdem werde ich dort regelmäßig bedrängt, wenn ich langsam fahre - mich orientiere und den herannahenden Verkehr beobachte und schonmal die Lücke suche. Auf dem Beschleunigungsstreifen gebe ich selbstverständlich Gas und passe meine Geschwindigkeit an. Auch identifiziere ich unsichere Lenker vor mir und lasse mich weit zurückfallen, um einen Puffer zu haben. Was machen die Besserkönner hinter einem dann? Richtig, sie drängeln, da sie die Lage nicht einschätzen können. :-(

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gelöscht

Zum "Besserkönnen" gehört natürlich auch, die Geschwindigkeit der Auffahrt anzupassen. Und den Abstand zum Vordermann frühzeitig zu erhöhen. 🙄

Zitat:

Original geschrieben von Bleman



Zitat:

Original geschrieben von StevieMUC


Es sind nur nicht alle Autofahrer so routiniert wie Du (und selbstverständlich auch alle anderen MT-User 😉). Es soll auch Leute geben, die tun sich mit dem Einfädeln nicht so leicht.

Was spricht also dagegen, in so einer Situation auf die linke Spur zu wechseln, wenn von hinten nichts kommt?

Dass der Einfädelnde es nie lernen wird. Und genau weil ihm "immer" Platz gemacht wird, wird es eben zur Gewohnheit und er zieht immer raus und verursacht gefährliche Situationen. Es kennt es schließlich nicht anders.

Richtig so! Als Erziehungsbeauftragter muss man den Rotzlöffeln mal eine Lektion erteilen. Und wer nicht pariert kriegt eins mit der Lichthupe auf die Finger.

Zitat:

Original geschrieben von raser1000


Richtig so! Als Erziehungsbeauftragter muss man den Rotzlöffeln mal eine Lektion erteilen. Und wer nicht pariert kriegt eins mit der Lichthupe auf die Finger.

😁 Ich hab jetzt mal zu Deinen Gunsten angenommen, dass Du den Ironiesmiley vergessen hast, und auf danke geklickt.

Zitat:

Original geschrieben von raser1000


Richtig so! Als Erziehungsbeauftragter muss man den Rotzlöffeln mal eine Lektion erteilen. Und wer nicht pariert kriegt eins mit der Lichthupe auf die Finger.

Mach wie du es denkst. Schaffen wir doch die StVO ab, denn allein mit Rücksicht und Nettigkeiten würde doch alles auch so funktionieren.

Ich wünsche dir viel Glück, dass dir nicht einmal jemand den Wagen zerschießt, weil du nicht mehr bremsen oder ausweichen kannst. Dann siehst du bestimmt einen Hundenblick und bekommst die Aussage: "Ich wurde doch aber bisher immer reingelassen.". Wenn derjenige nie mitbekommt, dass er ein Fehlverhalten an den Tag legt, dann kann er es auch nicht ändern. Und irgendwann wird es dann einmal richtig gefährlich.

Wenn ich auf meiner Spur bleibe, dann verhalte ich mich vorschriftsmäßig. Das hat auch nichts mit Nötigung und Erziehung zu tun.

Zitat:

Original geschrieben von Bleman



Zitat:

Original geschrieben von raser1000


Richtig so! Als Erziehungsbeauftragter muss man den Rotzlöffeln mal eine Lektion erteilen. Und wer nicht pariert kriegt eins mit der Lichthupe auf die Finger.
Mach wie du es denkst. Schaffen wir doch die StVO ab, denn allein mit Rücksicht und Nettigkeiten würde doch alles auch so funktionieren.

Ich wünsche dir viel Glück, dass dir nicht einmal jemand den Wagen zerschießt, weil du nicht mehr bremsen oder ausweichen kannst. Dann siehst du bestimmt einen Hundenblick und bekommst die Aussage: "Ich wurde doch aber bisher immer reingelassen.". Wenn derjenige nie mitbekommt, dass er ein Fehlverhalten an den Tag legt, dann kann er es auch nicht ändern. Und irgendwann wird es dann einmal richtig gefährlich.

Wenn ich auf meiner Spur bleibe, dann verhalte ich mich vorschriftsmäßig. Das hat auch nichts mit Nötigung und Erziehung zu tun.

Wenn Du vor Dir einen Einfädler bemerkst, in den Rückspiegel siehst, bemerkst dass frei ist, den Blinker setzt und auf die linke Spur wechselst verhältst Du Dich vorschriftsmäßig! Es gibt keine Regel nicht zu diesem Zweck die Spur wechseln zu dürfen. Wenn Du die Absicht hast, den Einfädler zu schulmeistern und deswegen auf Deiner Spur bleibst, verhältst Du Dich nicht vorschriftsmäßig, sondern verstößt gegen §1 StVO. Es gibt keine Regel die vorsieht, dass Du andere mit irgendwelchen Maßnahmen belehren darfst.

Zitat:

Original geschrieben von raser1000


Wenn Du vor Dir einen Einfädler bemerkst, in den Rückspiegel siehst, bemerkst dass frei ist, den Blinker setzt und auf die linke Spur wechselst verhältst Du Dich vorschriftsmäßig! Es gibt keine Regel nicht zu diesem Zweck die Spur wechseln zu dürfen.

Es gibt aber auch keine Vorschrift, wie einige meinen, dies zu tun. Ich mache dies auch, nämlich dann, wenn es die Situation erfordert, wie z.B. ein kurzer Beschleunigungsstreifen und ein auffahrender Lkw.

Zitat:

Original geschrieben von raser1000


Wenn Du die Absicht hast, den Einfädler zu schulmeistern und deswegen auf Deiner Spur bleibst, verhältst Du Dich nicht vorschriftsmäßig, sondern verstößt gegen §1 StVO. Es gibt keine Regel die vorsieht, dass Du andere mit irgendwelchen Maßnahmen belehren darfst.

Ich behalte meine Geschwindigkeit bei, so dass der Einfädelde die Möglichkeit hat zu beschleunigen oder sich zurückfallen zu lassen. Ich belehre und behindere ihn dadurch in keiner Weise und sehe auch keinen Verstoß gegen §1 der StVO. Wechselt jedoch einer die Spur und es droht zu einem Crash zu kommen, dann dürfte es gerechtfertigt sein die Hupe zu verwenden, um ihn auf die Gefahrensituation aufmerksam zu machen.

Zitat:

Original geschrieben von Bleman



Dass der Einfädelnde es nie lernen wird. Und genau weil ihm "immer" Platz gemacht wird, wird es eben zur Gewohnheit und er zieht immer raus und verursacht gefährliche Situationen. Es kennt es schließlich nicht anders.

Erlebe ich auch auf jeder Autobahnfahrt, oft gepaart mit Mittelfinger und Hupe wenn man nicht sofort Platz macht.

Zitat:

Original geschrieben von Bleman



Zitat:

Original geschrieben von raser1000


Wenn Du vor Dir einen Einfädler bemerkst, in den Rückspiegel siehst, bemerkst dass frei ist, den Blinker setzt und auf die linke Spur wechselst verhältst Du Dich vorschriftsmäßig! Es gibt keine Regel nicht zu diesem Zweck die Spur wechseln zu dürfen.
Es gibt aber auch keine Vorschrift, wie einige meinen, dies zu tun. Ich mache dies auch, nämlich dann, wenn es die Situation erfordert, wie z.B. ein kurzer Beschleunigungsstreifen und ein auffahrender Lkw.

Ahh... so ist's richtig. Absolut vorbildlich und rücksichtsvoll. Ich bin stolz auf Dich und diesmal gibt es auch nichts mit dem Rohrstock auf die Finger. Man kann auch anderen Autos das Einfädeln erleichtern, das ist dann die nächste Lektion.

Ob ich dem auf die AB Auffahrenden dies erleichern kann hängt ganz von der momentanen Gesamtverkehrssituation an. Manchmal möglich manchmal eben nicht. Ich find es gar nicht so problematisch.
Habe pro Jahr mindestens 2x 500 km AB zu fahren. Dabei habe ich noch nie Probleme gehabt.
Sowohl als Auffahrender als auch als auf der AB befinlicher.

Zitat:

Original geschrieben von wkienzl


Ob ich dem auf die AB Auffahrenden dies erleichern kann hängt ganz von der momentanen Gesamtverkehrssituation an. Manchmal möglich manchmal eben nicht. Ich find es gar nicht so problematisch.
Habe pro Jahr mindestens 2x 500 km AB zu fahren. Dabei habe ich noch nie Probleme gehabt.
Sowohl als Auffahrender als auch als auf der AB befinlicher.

Das ist ja logisch. Aber wenn möglich macht man das doch und erleichtert dem Einfädler die Aufgabe, warum denn nicht? Der Kritiker ist Paragraphenreiter und pocht auf die StVO, Rücksicht steht im ersten Satz und einen Lehrauftrag hat er nicht.

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