Nackte eAutos mit optionalen Features hochskalieren

In der Automobilbranche wird häufig von Gewinnskalierung gesprochen, also in welchen Konfigurationen oder mit welchen optionalen Features lassen sich die besten Erlöse erzielen. Zunehmende Fahrzeugdigitalisierung schafft neuen Spielraum für Verkaufs-Konfigurationen bis hin zu nachträglichen Updates/Freischaltungen einzelner Features/Assistenten insbesondere bei eAutos bis hin zur Motor-/Akkusteuerung.

Vor diesem Hintergrund eines attraktiven Lockbasispreises stellt sich die Frage, auf wieviele Features mag ein Autobauer beim Verkauf ab Werk vorerst verzichten, um erst in der zweiten oder dritten Runde weitere Erlöse durch optionale Features (u.a. via OTA freigeschaltet) zu erzielen z.B. Navi, mehrfarbige Ambientebeleutung, Head-up-Display, Spurassistenten, Sitzheizung........u.a.m.
Einige solcher Features/Assistenten erfordern jedoch eine Hardwarevorbereitung dessen Nettoentstehungskosten ab Werk zumindest miteingepreist sein werden, was wiederum einen attraktiven Nacktbasispreis erschwert.

In einem anderen Diskussionsfaden
https://www.motor-talk.de/.../...-nehmen-und-weshalb-t6915597.html?...
hatte ich dieses Thema vorgestern OT angerissen und zündete verblüffendes Interesse. Dabei wurde u.a. die Auffassung vertreten, dass es eher betrügerisch wäre, ab Werk teils aufwendig vorinstallierte Hardware mitbezahlen zu müssen, die Funktion jedoch noch „teuer“ freizuschalten ist. Denke, strenggenommen ist dieser Aspekt gar nicht mal unwahr.

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Letztlich landen wir also beim Auto jetzt auch in dem selben Dilemma, das uns beim PC und Handy schon gefangen hält, dem Softwaredilemma.
Da Software rechtlich scheinbar als nicht dingliches Gut eingestuft wird, kann man sie eigentlich nicht kaufen, sondern nur die Nutzungsrechte. Und die können nach Bellieben eingeschränkt sein. Eigentlich bekommt man nur eine BlackBox mit der Aussage, sie tue das, was sie soll, und was der Kunde erwarte.

Wenn ich das im Falle des Autos mal übertrage:

"früher, in der `guten, alten Zeit`" wurden auch Autos noch rein mechanisch gesteuert, mittels Nockenwellen, Steuerschlitzen, Vergaserdüsen, Drosselklappen, Verteilerdosen ... u.s.w.
Wer sich so ein Auto zulegt, dem steht es absolut frei, an seinem Eigentum Änderungen vorzunehmen (TÜV Zulassungsfähigkeit vorausgesetzt), z.B. mit geänderten Nockenwellen, gefrästen Schlitzen, aufgebohrten, oder größeren Düsen (oder gleich nem anderen Vergaser), einer anderen Drosselklappenansteuerung, veränderten Verteilern (bzw. deren mechanische Einstellung). Letztlich hat man da auch die "Programmierung" geändert.

Seit das Ganze nun nicht mehr mechanisch mittels Nocken oder Zahnrädern passiert, sondern mittels elektronischer Module und deren Software, soll man das also nicht mehr dürfen?

Finde ich grenzwertig. Noch schöner die ganzen OTA Geschichten... sicher recht bequem, aber was um alles in der Welt berechtigt den Hersteller, der vor Jahren den Karren gebaut hat, ungefragt aus der Ferne an dessen Software zu spielen, und die Eingriffsmöglichkeiten sind schon gigantisch, wie Tesla demonstriert, oder auch Renault, die bei ausbleibender Akkumiete aus der Ferne einfach den Karren stilllegen können. Oder Zwangsupdates, ich glaube, viele Fahrer der EA 28x waren sehr froh, dass sie das Schwindelupdate nicht einfach OTA auf ihre Steuergeräte bekamen, analog der inzwischen zwangsweise erfolgenden Updates von Windoof oder Android

Irgendwie sorgt das alles dafür, dass mir "mein Auto" eigentlich gar nicht mehr gehört, sondern ich eigentlich nur ein Nutzungsrecht erworben habe.

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Zitat:

@Schwarzwald4motion schrieb am 29. August 2020 um 14:24:12 Uhr:


Tesla Gebrauchtwagen verkaufen die Autos ja in Eigenregie, da ist es doch nur sinnvoll einen niedrigen Verkaufspreis anbieten zu können also ich sehe da überhaupt kein Problem.

Klar, bei Händlern ist es schon etwas anders, wenn Features bei digitalen eAutos nochmals optional gehandelt werden können und definitiv ein neues Instrument der Geschäftsskalierung.

Jedoch gab es selbst in dem genannten Händlerfall einen wirkungsvollen Sturm der Entrüstung bei der Teslafangemeinde (Quelle soeben gefunden):

Zitat:

Aktualisierung: Offenbar hat sich Tesla dem beginnenden Sturm der Entrüstung im konkreten Fall gebeugt. Wie der betroffene Käufer im Forum Tesla Motors Club mitteilte, hat er einen Anruf von einer Tesla-Kundenbetreuerin erhalten, die eine Wiederherstellung der verschwundenen Funktionen zusagte. Zwei Tage später überprüfte er dies und meldete „Alles ist jetzt zurück“.
https://teslamag.de/.../...ionen-aus-verkauftem-model-s-entfernt-26907

Da ging es aber um die Art der Kommunikation, wenn zugesagtes einfach verschwindet.
Man sollte meinen Tesla kommt langsam aus den Kinderschuhen raus aber es dauert wohl noch.

Aber generell finde ich es sehr sehr interessant vielleicht sogar meine Optionen wieder an den Hersteller abzutreten gegen einen Zusatzrabatt o.Ä. beim Neuwagenkauf. Läuft ja eh in die Richtung dass solche Dinge irgendwann immer auch noch als Abo zu haben sind.

@zukunftmobil
Es ist nicht richtig, dass Tesla generell beim Verkauf von Gebrauchtfahrzeugen installierte Softwarepakete wieder stilllegt. Der von dir verlinkte Fall war ein Sonderfall, weil das Fahrzeug aus einer Auktion stammte und wohl versehentlich das Paket aktiviert hatte obwohl nie gekauft (so steht's auch im Artikel), dieser Fehler wurde zwischen der Auktion und dem Verkauf an den neuen Eigentümer bemerkt und korrigiert, was dann zu dem Problem führte.

Aber: Verkauft man einen Tesla privat an jemand anderes wird nichts(!) deaktiviert von Seiten Tesla - und bei den über Tesla verkaufte Gebrauchtwagen weiß man natürlich auch vorher, welche Pakete aktiviert sind und welche nicht. Auch über den Verkauf über Dritte (externe Händler) ist mir kein Fall im deutschsprachigen Raum bekannt, wo sich obiger Fall wiederholt hat - auch wenn er von den Medien als "Skandal" ausgeschlachtet wurde.

Zitat:

@zukunftmobil schrieb am 29. August 2020 um 10:52:56 Uhr:


Bevor bei Tesla ein vollautonomfahrfähiger AP real und legal funktionieren würde, wären jene bereits vollbezahlten Tesla samt AP lange schon wieder auf dem Schrott. Also, ginge ich vor Jahren zu Mediamarkt, würde ich sicherlich nur einen zukunftssicheren TV (HD ready) gekauft haben und keinen anderen, der ein solches Feature nicht könnte.

Ich weiß zwar nicht was genau dieser Punkt mit dem Thema optionale Features und deren Hochskalierung zu tun hat, aber auch da muss ich widersprechen.

Unabhängig davon wie weit man die Autonomiefunktionen und deren Realisierung einschätzt, ist es nicht richtig, dass Tesla hier spekuliert, dass die genannten Fahrzeuge mit gekaufter "FSD-Option" schon wieder auf dem Schrott sind, bevor das Ganze per Update/rechtlicher Zulassung verfügbar ist.

Denn: Seit den letzten Monaten läuft auf Kosten von Tesla eine Umrüstung von älteren Fahrzeugen (siehe Support-Website), die das FSD-Paket gekauft haben, aber deren AP-Rechner noch nicht der neuesten Generation entspricht. Eine solche Hardware-Umrüstung gibt es so bei keinem anderen Hersteller - dort muss man tatsächlich für neue Features ein neues Fahrzeug kaufen.
___

Zum Thema an sich:

Es kann durch die Verschlankung in der Produktion für den Hersteller günstiger sein diverse Ausstattungsmerkmale bereits in jedem Fahrzeug zu verbauen, aber eben nur gegen extra Gebühr freizugeben, als sie individuell nach Kundenwunsch zu verbauen.

Und gerade für Gebrauchtwagenkäufer finde ich das Ganze sehr interessant, weil bei Gebrauchtwagen es ja oftmals doch so ist, dass die Ausstattung nicht 100% auf die Wünsche passt, man aber dann trotzdem das Fahrzeug nimmt, was am nächsten an die eigenen Vorstellungen heranreicht.

Je mehr dann per Software nachträglich freigeschaltet werden kann (Sitzheizung hinten, LED-Ambientelicht, besseres Licht, Navi, etc...), umso besser für den Gebrauchtkäufer. Ich finde dabei gewinnt sowohl der Hersteller/Erstbesitzer - der sein Produkt auch als Gebrauchtwagen entsprechend anpassen und attraktiver machen kann - als auch der Kunde.

Zitat:

@ballex schrieb am 29. August 2020 um 18:32:34 Uhr:


@zukunftmobil
Es ist nicht richtig, dass Tesla generell beim Verkauf von Gebrauchtfahrzeugen installierte Softwarepakete wieder stilllegt. Der von dir verlinkte Fall war ein Sonderfall,

Ja, das hatte ich korrigierend umgehend eigentlich schon eingeräumt. Eher zufällig listete google mir diesen Fall und war mir anfangs zumindest plausibel.

Zitat:

wo sich obiger Fall wiederholt hat - auch wenn er von den Medien als "Skandal" ausgeschlachtet wurde.

Sowas läßt sich hier dann auch schnell klären, zum Glück.

Zitat:

Ich weiß zwar nicht was dieser Punkt mit dem Thema optionale Features und deren Hochskalierung zu tun hat, aber auch da muss ich dir widersprechen.
Unabhängig davon wie weit man die Autonomiefunktionen und deren Realisierung einschätzt, ist es nicht richtig, dass Tesla hier spekuliert, dass die genannten Fahrzeuge mit gekaufter "FSD-Option" schon wieder auf dem Schrott sind, bevor das Ganze per Update/rechtlicher Zulassung verfügbar ist.

Strenggenommen wissen wir alle nicht, wieviele zukünftige AP-Eigenschaften den Teslakäufern eher suggeriert, als dass diese in einem Autoleben noch anwendbar werden. Es ist eben auch Teil des erfolgreichen Marketing von Tesla, einen möglichen Triumph bereits vorwegzunehmen. Immerhin gibt es unter vielen Fachleuten erhebliche Zweifel, dass durchweg vollautonomes Fahren (Level 5) ohne wirkliche „KI“ auskäme. Insofern ist auch eine rechtliche Zulassung auf längere Zeit (binnen Autoleben) vielmehr noch zweifelhaft.

Zitat:

Denn: Seit den letzten Monaten läuft auf Kosten von Tesla eine Umrüstung von älteren Fahrzeugen (siehe Support-Website), die das FSD-Paket gekauft haben, aber deren AP-Rechner noch nicht der neuesten Generation entspricht. Eine solche Hardware-Umrüstung gibt es so bei keinem anderen Hersteller - dort muss man tatsächlich für neue Features ein neues Fahrzeug kaufen.

Das ist interessant zu lesen, dass Tesla einem möglicherweise „zweifelhaften Eindruck“ durchaus entgegenwirkt.

Und verstehe mich nicht falsch, Tesla hier ausgesuchterweise angreifen zu wollen. Tesla ist lediglich ein praktisches Beispiel für optionale Features, weil genialerweise OTA von Beginn an Standard war und natürlich wird es viele Nachahmer geben.

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Zitat:

@zukunftmobil schrieb am 29. August 2020 um 19:57:48 Uhr:


Strenggenommen wissen wir alle nicht, wieviele zukünftige AP-Eigenschaften den Teslakäufern eher suggeriert werden, als dass diese in einem Autoleben noch anwendbar werden.

Auf der Website wird ja recht genau beschrieben, was möglich sein soll bzw. schon möglich ist - alles darüber ist dann "Bonus" und hängt dann mitunter auch an rechtlicher Genehmigung, aber auch darauf wird ja hingewiesen. Ich will das Thema hier aber auch nicht weiter vertiefen, weil das zu weit weg vom Thema der Freischaltung optionaler Features führt - der AP ist ja nur eines dieser Features, die diesbezüglich OTA upgegradet werden können.

___

An sich ist das Ganze ja auch kein Thema, was nur E-Autos betrifft...der Antrieb ist von dem Prinzip "Funktion verbaut - gegen Bezahlung freigeschaltet" ja unabhängig. Es ist eher so, dass mehr oder weniger zufällig dieses Thema aktuell parallel zur weiteren Verbreitung von E-Autos stattfindet - grundsätzlich geht das ja aber auch bei Verbrennern, es ist vielmehr die steigende Digitalisierung/Vernetzung des Fahrzeugs an sich, dass solche "Modul-Lösungen" möglich werden lässt.

Noch interessanter wird dieses Thema der nachträglichen oder besser noch "situationsbezogenen" Freischaltung natürlich bei solchen Dingen wie Auto-Abos, die hier im Thread schon angesprochen wurden.

Sprich heute bei Sonne das Cabrio, nächste Woche im Bergurlaub das SUV und jedes Fahrzeug hat die gleiche Bedienung und die gleichen Features, weil ich die einmal beim Hersteller als Paket gekauft habe. Bei einem anderen Kunden wird das Fahrzeug dann aber ein "ganz anderes", weil der vielleicht nur die günstigere Aboversion ohne Allrad, Kurvenlicht und Sitzheizung hinten bestellt hat.

Ähnliches ist beim Thema Carsharing denkbar...nur die Farbe müsste man eben noch auf Knopfdruck anpassen können, das wird aber wohl noch eine Weile dauern. 😉

Denke durchaus, flexible „Modullösungen“ bei Mietstationen könnten interessant skalierbare Zusatzgeschäfte ermöglichen. Schiebedach, Sitzheizung, Ambientebeleuchtung, Navi gegen Aufpreis aktiv oder nicht.
Ggf. wahlweise kostet lediglich die Featureaktivierung je einen Basisaufpreis, dann wird nach aktiven Minuten abgerechnet. Jedoch dürfte es bei den Servicestationen keinen großen Extraaufwand geben, denn manpower kostet neben läßtiger Wartezeit durchaus.

Die vorbestellte Konfiguration würde z.B. bei Abholung binnen Sek selbsterledigend auf den paratstehenden Wagen aufgespielt - fertig. Wer stark beschleunigt, bei Kurvenfahrten übers Limit erhöhte Wagenneigung erreicht, wird verschleißbedingt sekundengenau mehr zur Kasse gebeten. Von Grund auf sind S-Modelle unbedingt teurer, weil diese sicherlich weniger Wagenneigung generieren. 😁

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