Motorstart problembehaftet
Hier wird dringend Hilfe benötigt. Mangeldarstellung in Kurzfom
Es handel sich um einen 200 CDi Bauj. 99 mit 406.000 km keine Taxe. Gepflegt mit guter Ausstattung. Mein Schatz wird als Langstreckenfahrzeug genutzt. Beispiel : Morgens Hamburg Köln nachmittags und in der Nacht nach Oslo ( nicht täglich, kann aber vorkommen )
Jetzt die Mangelbeschreibung :
Nach Warmphase plötzlich Notlaufprogramm mit Max. 3.000 U/min und 115 km/h
Anspringen nach Fahrtende Fehlanzeige. Also orgeln. ADAC geholt, Starthilfe geglückt mit Feststellung Kraftstoffleitungen undicht.
Werkstatt ( spez.Taxen ) alle gummiummantelten Leitungen von vorne erneuert, Lima erneuert weil zu geringen Leistung. Problem das Gleiche.
Wieder Werkstatt: Injektoren erneuert. Problem geblieben
Nochmal Werkstatt: Drallklappen ausgebaut ( wird spez. bei Taxen wohl öfter gemacht ) Problem immer noch vorhanden
Der Motor spring an, läuft 5 sek. und geht aus, dann orgeln, Motor spring nach vielen Startversuchen an und läuft zunächst auf 3 Zylindern mit Trommelgeräuschen in den Lagern des nicht vorhadenen Mitlauf der Zylinders. Zunächst schwankender Lerrlauf.
Der Kraftstoffverbrauch liegt bei bummelig 5,5 Ltr./ 100 km, Kein Ölverbrauch Tanken immer V-Power
Nach Drallklappenausbau Höchstleistung 170 km/h
Ich glaube dass der bestehende Mangel schon öfter vorgelegen hat, sodass es jemanden gibt der weiterhelfen kann.
Der Motor wurde bei jedem Werkstattbesuch ohne Ergebnis ausgelesen
Was tun sprach Zeus, die Götter sind besoffen.
Ich habe in meinem Wahn der Liebe bestimmt schon € 12.000,- reingesteckt ( natürlich nicht nur für das jetzige Problem )
Für sachdienliche Hinweise danke ich im voraus
Christian
10 Antworten
Moin,
die häufigste Ursache für fehlenden Kraftstoff bei den älteren Mercedes Dieseln sind Lecks im Leitungssystem.
Die Diagnose "Pumpe kaputt" ist bei diesen Fahrzeugen meist Unsinn.
Auch der der CDI hat im 611 / 612 / 613 nur die mechanisch angetriebene Vorförderpumpe vorn am Zylinderkopf. Der Kraftstoff wird aus dem Tank bis zur Vorförderpumpe über alle Bauteile hinweg mit Unterdruck angesaugt.
Schon bei kleinen Lecks kommt Luft in das System und der Kraftstoff läuft zum Tank zurück. Kraftstoff tritt meist nicht aus, daher bleibt das Leck unsichbar.
Die O-Ringe zur Abdichtung gibt es als Einzelteil Teilenr. A601 997 06 45 (6019970645), FeBi 38770.
Wenn es noch die ersten Dichtungen sind hast Du vermutlich schon länger Startprobleme z. B. bei über längere Zeit hochstehender Schnauze und / oder kalten Temperaturen.
Auch der Verschlussdeckel des Kraftstofffilters oder der Behälter selbst kann undicht sein, ein feiner Riss genügt.
Der Übergang vom flexiblen Schlauch an der Kraftstoffleitung zum Stutzen am Kraftstoff-Wärmetauscher auf der Ladeluftverteilung ist auch eine Fehlermöglichkeit. Der Schlauch kann durch Alterung vom Ende her einreißen und wenn der Riss bis unter die Schelle reicht wird es hier undicht.
VOR den Arbeiten an den Leitungen den Arbeitsbereich gründlich säubern.
Die Leitungsanschlüsse und Leitungen gern mit warmem Spüliwasser und Pinsel säubern, mit Druckluft abblasen und den Arbeitsbereich mit sauberen Lappen abdecken.
Eine saubere Aufbewahrungsmöglichkeit für die abgebauten Teile bereitstellen.
Ganz sauberes Werkzeug auf einer ebenfalls mit Lappen abgedeckten Fläche bereitlegen.
Dreck im Kraftstoffsystem ist der Tod für ein Common-Rail System. Jedes Sandkorn, dass durch die engen Passungen der Teile gedrückt wird hinterlässt Kratzer.
Vor dem Kraftstofffilter kannst Du gefahrlos einen Behälter mit sauberem Diesel anschließen und über dem Motor an die senkrecht gestellte Haube hängen. Die Schwerkraft hilft, mit dem "Fallkraftstoff" fällt das Entlüften leichter. (ich nutze dafür einen alten Tank eines Stationärmotors oder Rasenmähers)
Bei tiefen Temperaturen sollte man einen warmen oder mindestens geschützten Ort mit Stromanschluss wählen und die Kunstoffleitungen und Stopfen mit einem Haarfön vorsichtig erwärmen, handwarm genügt.
Bilder des Steckanschlusses in der Anlage.
Der weiße, u-förmige Riegel hat keilförmige Enden und ist im montierten Zustand ganz zurückgezogen, sitzt locker. Wenn er eingeschoben wird spreizt er die Verriegelungsbügel. Wenn man dann mit dem Fingen noch etwas Druck auf den schwarzen Bogen bringt geht die Verriegelung noch etwas weiter auf und mit etwas Drehung, hin und her lässt sich dier Stopfen abziehen. Auf dem Bild erkennt man einen Bruch des schwarzen Bügels, das passiert schnell, ist aber nicht wichtig. Nach dem Öffnen soll der weiße Riegel nicht eingeschoben bleiben, die Kunststoffnasen sollen sich entspannen.
Beim Herausholen der alten O- Ringe den Kunststoff nicht verkratzen.
Neue O-Ringe vor der Montage mit etwas Vaseline einstreichen
Ich warne davor, einen CDI mit Startpilot zu starten!
Die Ventilnadel im Injektor wird zunächst nur von einer Feder geschlossen gehalten.
Erklärungen dazu hier:
Gruß
Pendlerrad
Zitat:
@sparfuchs schrieb am 22. Juni 2025 um 11:41:20 Uhr:
....Nochmal Werkstatt: Drallklappen ausgebaut ( wird spez. bei Taxen wohl öfter gemacht ) Problem immer noch vorhanden...
die Bezeichnung "Drallklappen" meint sicher die Verschlussklappen Einlasskanalabschaltung (EKAS).
Jedes Einlassventil des Vierventilers hat im Zylinderkopf seinen eigenen Einlasskanal. Die vier runden Kanäle werden bei niedrigen Drehzahlen über eine elektrisch gesteuerte Unterdruckdose und Gestänge von jeweils einer Klappe verschlossen. Der Motor saugt dann nur über jeweils ein Ventil pro Zylinder Frischluft an.
Bei höherer Drehzahl gehen die Klappen auf und der durch den Turbolader erhöhte Ladeluftdruck lässt mehr Ladeluft mit hoher Geschwindigkeit einströmen
Wenn nach dem Entfernen der Verschlussklappen alle Einlasskanäle auch bei niedriger Drehzahl offen sind ist die Einströmgeschwindigkeit geringer. Bei niedriger Drehzahl herrscht im Zylinder eine geringe Luftverwirbelung, die Verbrennung wird unsauberer und der Motorlauf im unteren Bereich vermutlich schlechter.
Diese Maßnahme halte ich für Unfug und hat mit Sicherheit keinen positiven Einfluss auf das Startverhalten. Ich würde durch Deaktivierung der EKAS eher einen schlechteren Leererlauf und verzögerte Leistungsannahme erwarten.
Gruß
Pendlerrad
Hallo Pendlerrad,
vielen Dank für deine Hinweise.
Alle Leitungen sind erneuert worde und sind Furztrocken. Die Injektoren sind neu.
Ich denke so an Luftmengenmesser, Kurbelwellensensor, Nockenwellensensot oder ein belangloses elektrisch angesteuertes Ventil, welches bei der Auslesung des Motors nicht miterkannt werden kann weil nichts hinterlegt ist.
Die Drallklappen werden in de nächsten Tagen mit Ansaugbrücke erneuert.
Freundliche Grüße
Christian
- Eine Leitung, die nur Luft zieht wird außen nicht feucht
- "Alle Leitungen" ist pauschal, muss nicht stimmen. Gehörte der Flexible Schlauch von der Vorlaufleitung zum Kraftstoff-Wärmetauscher auf der Ansaugbrücke auch dazu?
- Es gibt auch noch Weichstoffdichtungen im Bereich zwischen Absperrventil und Eingang Hochdruckpumpe, die sind nicht so leicht zugänglich und werden mit dem Leitungsstück zusammen verkauft.
- Auch das Gehäuse des Kraftstofffilters kann einen Riss haben......
Wie sieht es denn mit den (meistens vorhandenen) Luftblasen in den transparenten Leitungen aus, bewegt sich da was?
Ein Test mit Fallkraftstoff bringt Klarheit, ob es an der Ansaugseite Kraftstoff Probleme gibt.
Es soll schon vorgekommen sein, dass ein O-Ring bei der Montage beschädigt oder "vergessen" wurde. Da die Kraftstoffsäule zum Tank immer für leichten Unterdruck sorgt muss an Lecks vor der Vorförderpumpe kein Kraftstoff austreten.
A 611 078 05 49 BOSCH, AUGER | A6110780549 im AUTODOC Shop
Und die Dichtungen DRV bei 400.000 kann das auch mal neu.
Hallo db-alt,
toller Tipp. Das Druckregelventil wird mit Sicherheit beim Auslesen nicht erfasst.
Ich werde nach entsprechendem Einbau berichten
MfG
Christian
Zitat:
@sparfuchs schrieb am 23. Juni 2025 um 19:22:50 Uhr:
... Das Druckregelventil wird mit Sicherheit beim Auslesen nicht erfasst....
das Druckregelventil ist neben dem Druckgeber eines der zentralen Elemente der Hochdruckregelung und wird selbstverständlich bei der Eigendiagnose des MSG einbezogen.
Mit geeigneter Ausrüstung kann man sich auch die Lifewerte für Raildruck und Ansteuerung Druckregelventil anschauen.
Wenn aber z. B. Luft in das Krafftstoffsystem gelangt wirkt das ganz ähnlich wie ein leer gefahrener Tank.
Luftblasen werden hinter der Vorförderpumpe gemäß der Physik durch Druck kleiner, im Hochdruckbereich noch mals kleiner, sind aber zunächst nicht "weg".
Bis zu einem gewissen Grad kann das Railsystem mit Kraftstoff-Luft-Gemisch durch die Kompression der Blasen trotzdem Druck aufbauen und sich selbsttätig entlüften. Wenn der Mindestdruck erreicht wird gibt es in der Folge auch Injektoransteuerung und entsprechende Einspritzung. Mit Luftblasen ist es aber schwierig, den Motorlauf stabil zu halten.
Ein leer gefahrener Tank ist auch für ein CDI-System kein "Fehlerzustand". So bald der drehende Motor ein plausibles Signal vom Kurbelwellensensor erzeugt wird das Druckregelventil elektrisch angesteuert, verengt den Abflussspalt von der Rail zum Rücklauf und die HDP kann Druck aufbauen.
Das kann man mit den Lifewerten verfolgen und die Ergebnisse beurteilen.
So lange Undichtigkeiten im Vorlauf nicht durch entsprechende (einfache) Tests ausgeschlossen wurden erhöht unnötiges Auswechseln von Bauteilen nur die Gefahr, zusätzliche Fehler einzubauen.
Es wäre nicht der erste OM611, bei dem wegen ungenauer Fehleranalyse eine teure und risikobehaftete Fehlerbeseitigung am Hochdrucksystem erfolgt.
Versorgung mit Fallkraftstoff, der vor dem Kraftstoff-Wärmetauscher eingespeist wird wurde bereits vorgeschlagen. Da der Kraftstofffilter hierbei mitbenutzt wird ist Verschmutzung ausgeschlossen. (Behälter einen Meter über Motor aufhängen)
Wenn man über entsprechende Ausrüstung verfügt kann auch mit einer Dieselentlüfterpumpe am Rücklaufanschluss der Vorförderpumpe gesaugt werden. Nach einiger Zeit muss blasenfrei Kraftstoff abgesaugt werden können.
Gruß
Pendlerrad
Hallo Pendlerrad,
vielen herzlichen Dank für deine unfangreichen Bemühungen. Für die Mängelbeseitigung habe ich schon viel Geld ausgegeben.
Wenn ich mit deiner Argumentation in der Werkstatt ankomme, werde ich erschossen.
Aber deine Ausführungen enthalten soviele Denkanstöße, welche ich so ein -bei ein umsetzen werden.
Icvh glaube wenn es so weitergeht mit meinem Lieblingsauto, wird er verkauft. Ich wäre zwar traurig, aber mein Auto auch. Wir sind seit Neukauf eine Einheit und wollten es auch bleiben
Viele Grüße
Christian
Mit geeigneter Ausrüstung kann man sich auch die Lifewerte für Raildruck und Ansteuerung Druckregelventil anschauen.
Ja Richtig und da hängt es doch bei so "Freibeuter Buden"
Zitat:
@sparfuchs schrieb am 23. Juni 2025 um 20:23:31 Uhr:
...Wenn ich mit deiner Argumentation in der Werkstatt ankomme, werde ich erschossen....
möglicherweise ist es ein teurer Fehler, sich von so einer Werkstatt abhängig zu machen.
Es gibt vermutlich auch in Deiner Region noch freie Werkstätten oder auch Bastelvereinigungen, die in Absprache zu den einfachen, aber bei diesem System aussagekräftigen Überprüfungen wie Fallkraftstofftest, Druckmessung Niederdruckkreis oder Entlüftungsprüfung in der Lage sind.
Den Zustand des flexiblen Schlauchs vom Vorlauf zum Wärmetauscher kann jeder beurteilen, es ist nur viel Arbeit, da ran zu kommen.
Wenn dann sicher ist, dass kein kostengünstig zu beseitigender Fehler vorliegt wäre für mich der nächste Schritt eine aussagefähige Diagnose mit Anzeige der Lifewerte für
- Ansauglufttemperatur (die wird im Luftmassenmesser ermittelt und ist neben Kühlflüssigkeitstemperatur ein wichtiger Wert für Berechnung der Startmenge Kraftstoffeinspritzung) und
- dem Aufbau des Raildrucks in Abhängigkeit von der Startdrehzahl und Startzeit.
- den zugehörigen Ansteuerwerten des Druckregelventils
Ein präventiver Austausch der Injektoren z. B. ohne Leckölmessung und ohne vorherige Ermittlung der Korrekturwerte Leerlaufregelung mit geeigneter Diagnoseausrüstung ist für mich auch unfachmännisch.
Leckölmessung nach MB-Vorschrift, bei 4500 1/min max 150 mL je Injektor, nicht Vergleich untereinander, Mindestmenge gibt es auch nicht!
Details zu Leckölmessung OM 611:
Von Werkstätten, die für viel Geld ohne entsprechende Diagnose Teile tauschen wirst Du abgezogen.
Gruß
Pendlerrad