Motorrad verunfallt - dem Fahrer/in den Helm abnehmen?
Hallo!
Ich habe hier eine Frage an die Doktoren, Ärzte, Notärzte, an die, die einen human-medizinischen Abschluss haben.
Ich habe in diesem Jahr, während verschiedener Fahrsicherheitstrainings und in der Fahrschule gehört, dass der Ersthelfer bei einem Motorradunfall dem/der verunglücktem/en Fahrer/in in jedem Fall, natürlich mit der gebotenen Vorsicht den Schutzhelm abnehmen soll.
Die einhellig angebotene Begründung, war immer, falls das Opfer eine blutende Kopfverletzung hat, kann das Innenleben des Helms ohne Probleme sehr viel Blut aufnehmen, ohne dass es Außen sichtbar wird und im schlimmsten Fall könnte das Opfer verbluten, ohne dass es von Außen bemerkt werden würde.
Unabhängig davon, dass ich nicht sicher bin, wie ich in so einem Fall helfen könnte, außer natürlich vorab die Profis über diese Art der Verletzung zu informieren, sei es beim Eintreffen oder noch während der Alarmierung. Selbstverständlich würde ich versuchen eine starke Blutung auch im Kopfbereich zu stillen oder vermutlich besser abzuschwächen durch zudrücken der Wunde oder ähnliches. Aber es geht einem natürlich dann sofort Billder mit grausigen offenen Kopfverletzungen durch das eigene Hirn ...
Ich war kürzlich bei einem Unfall Ersthelfer. Motorradfahrer hatte Anfang der Woche nach dem ersten Regen vorne überbremst, war schwer gestürzt und nicht ansprechbar liegen geblieben. Da andere Leute sich um die Sicherung der Unfallstelle bemühten, einem weiteren konnte ich dazu bringen die 110 anzurufen, habe ich mich um den Verletzten bemüht. Er war nicht direkt bewusstlos, aber auch nicht ansprechbar, reagierte irgendwie mit Lallen / Sprechversuchen auf Ansprache und hatte auch die Augen auf. Offensichtlich war er im Schockzustand, hatte nicht erbrochen und atmete so weit ich beurteilen konnte normal.
Es standen natürlich sofort viele gaffende Schlaubäuche drumherum und waren alle fürchterlich schlau.
Nach kurzer Zeit habe ich entschieden zusammen mit einem weiteren Helfer dem Verunglückten den Helm abzunehmen, was zu Zweit auch ohne größeren Aufwand gelang. Nach kurzer Prüfung war äußerlich klar, dass keine gravierende Verletzung am Kopf war.
Bevor wir noch für eine Schocklage und für Wärme sorgen konnten war dann auch schon der Notarzt da. Einige der rumstehenden/gaffenden Schlaubäuche, die vorher schon lautstark mitgeholfen hatten: "Den Helm darf man aber nicht runter tun ..." informierten dann auch gleich den eintreffenden Notarzt über meine Schandtat.
Mir war es egal nur, blöd, fand ich dann, dass der Dok am Ende zu mir meinte: "Das sei ja wohl völliger Blödsinn gewesen den Helm abzunehmen, aber Dank seines schnellen Eintreffens sei da gerade noch mal größeres Unheil verhindert worden ...
Ich weiß zwar, das man als Ersthelfer eigentlich nie was falsch machen kann, aber verunsichert hat mich es dann doch.
Was ist den die Meinung von Euch Profis?
Ewald
Beste Antwort im Thema
Zitat:
Ja, nein, vielleicht.
Ich bin kein Arzt, aber mache nur jährlich einen umfassenden EH Kurs und meine Gutste als Daktari schmarrt mich auch dauernd insofern zu ( 😛 )... allerdings habe ich im Lauf der Jahre aufgrund meines 8 bis 12h Aufenthalts/Tag in Fahrzeugen auch schon mehreren Opfern geholfen bzw. zweimal den Helm abgenommen (einmal wegen durchschnittenem Kinngurt auf Ersatz verklagt.. das gibts auch).
Wenn Du helfen willst, ist eine Entscheidung fällig.
Im günstigsten Fall hast Du ein paar Grundlagen für diese parat... aber eine pauschale Antwort gibt es nicht.
Klingt hart - aber besser die falsche Entscheidung als gar keine, denn ggf. steht die Querschnittslähmung gegen den Tod durch Ersticken o.ä.... was dem Opfer lieber ist... wer weiß das schon.
In dem Moment bist Du (absolut und schrecklich) allein mit deinem Gott, der Situation und deiner Entscheidung - so schauts aus.... deine Entscheidung... aber bedenke: Mit etwas Grundwissen oder auch nur Bauchgefühl gibts Du dem Opfer ggf. die einzige Chance die er noch hat und das ist eben nicht immer der "Jackpot".
Danach schmarren alle schlau, das ist keine Kunst.
Respekt vor deiner Entscheidung und dem Willen zu helfen - so einfach ist das nämlich gar nicht und das Geschmarre perlt hoffentlich an dir ab. Und der Notarzt in deinem Fall... bei dem war die eine oder andere Schulung umsonst. Mach dir kein Kopf... von 1000 Klugscheissern stehen im Fall der Fälle 999 nur blöd daneben... Du warst der Eine, der es versucht hat 🙂
Ich könnte jetzt von Atmung und blabla reden... oder meine Gutste an die Tasten lassen... aber imho solltest Du - wenn Du ggf. wieder versuchen willst, ein Leben zu retten - regelmäßig einen EH Kurs besuchen, lernen wie man ggf.eine Wirbelsäule so gut als möglich fixiert (vor dem Helm ab zum Gebet..) und dich vor allem nicht beirren lassen - 99% machen keine Fehler, denn sie lassen andere einfach verrecken bzw. überlassen sie dem Schicksal. DAS ist eine Schande... nicht ein Fehler oder Versagen beim Helfen 😉
Ich weiß, es ist sauschwer und die größte Kunst ist noch nebenbei, die rumstehenden Klugscheisser effektiv anzuweisen... zu einer sinnvollen Unterstützung.
Wenn ich mal ganz offen bin - das waren mit die größten Herausforderungen und Eindrücke meines Lebens (neben dem Erlebnis der Geburt meiner Kinder..), sie haben mich äusserst stark geprägt... mich aufgewühlt und ziemlch demütig gemacht... egal ob real oder nur in dem Moment gedacht: Du hast ggf. ein Leben in deiner Hand... du nimmst die Handlungen anderer unglaublich intensiv und emotional wahr (jahrelang.. ich kann dir jedes noch so kleine Detail jeder Situation exakt beschreiben... heute noch, egal wie lange her) ... und bist so verdammt allein und zweifelnd... lähmende Angst vs. Mensch.
Ich bin auch einmal gescheitert, hab verloren... aber nicht geschenkt... ich akzeptiere das, aber ich steh ihm nicht ohnmächtig und damit hinnehmend gegenüber. Ich versuche mein Glück... sonst hat es ja gar keine Chance - stellvertretend für den, der grad nicht selber setzen kann am Tisch der Lebenslotterie...
Danach? Das Urteil danach? Ist egal... weil du in dem Moment nicht für Anerkennung anderer handelst, nicht für dich selbst... nur für dieses eine, offenbar gefährdete Leben (nichtmal für die Person... das ist der Spiegel zu einem selbst, Symbol der eigenen Endlichkeit... in dem Augenblick der Entscheidung) in dem Moment bist Du Gott oder wem/was auch immer verdammt nahe... Auge in Auge... ganz nah am Sinn? Ja ohne Witz oder Epos... da habe ich geichzeitig "Gott" getrotzt und seine Macht, meine Fehlbarkeit zugleich anerkannt... quasi "Ich geb mein Bestes, lass es richtig sein". Am Ende verlieren wir eh alle, egal wie schlau... nur wer gleich aufgibt, wer es gar nicht versucht (ob sich als Person oder dem Leben per se)... der gibt dem Leben keinen Wert und wird auch keinen drin finden.
Ich sehe zwei Dinge in deiner Frage:
- Wie mach ich es richtig?
und
- Habe ich einen Fehler gemacht, trage ich (potentielle) Schuld, soll ich das wieder machen, warum soll ich diese Verantwortung tragen?
Wenn Du jemandem eine Chance schenkst, machst es immer richtig (macht nur einer von vielen Tausend..), es kann einfach nicht immer klappen und Grundfertigkeiten musst dir einfach zeigen lassen und immer wieder üben - das kann kein Text leisten.
Ganz klar - Du hast in der Situation nach deinem Gefühl und Wissen richtig gehandelt... alles danach Geschmarrte ist kalter Kaffee, das hilft nicht rückwirkend und ist als Tadel schlicht unprofessionell dämlich(st).
Wenn es soweit ist, wenn Radi ist... nacha hüift eh nix... aber wenn DU der Hauch einer Chance für nicht Radi jetzt bist... dann wärst nur schuldig, wenn Du ängstlich deine Karte nicht auf den Tisch wirfst. Ja mei.. und wenn es doch noch einen besseren Trumpf gibt... dann ist das eben so 🙂
Also - mach dich schlau, mach Kurse, üb das und spiel es im Kopf immer wieder durch... bewaffne dich im Kampf gegen das Schicksal.. und wenn es ein anderer stellvertretend für dich erleidet. Lass dich nicht von Hinnehmern richten... sie haben kein Recht dazu.
Du hast dich dem Leben gestellt - damit hast Du deinen Kritikern viel voraus... verfeinere es, das kann hier keiner richten bzw. leisten 🙂
Oh je... wieder soooo viele Zeilen. 🙄
Was soll ich machen, ich bin kein Mechanist und werd es auch nicht werden... Empathie und damit viele Zeilen ist halt meine Welt... *argh*
45 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von rudisherrchen
Ich war kürzlich bei einem Unfall Ersthelfer.
...
Es standen natürlich sofort viele gaffende Schlaubäuche drumherum und waren alle fürchterlich schlau.
Ja, imme wieder beliebt... Ich habe mich schon gefragt, ob es unter Affekt fällt, wenn ich einfach mal ein paar von den Wichsern zusammenschlage. Gaffen ist ja schon unangenehm, aber sich in so einer Stresssituation auch noch mit Besserwissern auseinandersetzen zu müssen... Supi toll. Man hofft ja dann immer auf das schnelle Eintreffen der Polizei, dann ist nämlich ganz schnell Ruhe im Karton.
Zitat:
Bevor wir noch für eine Schocklage und für Wärme sorgen konnten war dann auch schon der Notarzt da. Einige der rumstehenden/gaffenden Schlaubäuche, die vorher schon lautstark mitgeholfen hatten: "Den Helm darf man aber nicht runter tun ..." informierten dann auch gleich den eintreffenden Notarzt über meine Schandtat.
Mir war es egal nur, blöd, fand ich dann, dass der Dok am Ende zu mir meinte: "Das sei ja wohl völliger Blödsinn gewesen den Helm abzunehmen, aber Dank seines schnellen Eintreffens sei da gerade noch mal größeres Unheil verhindert worden ...
Tja, wenn er mit seinem weißen Kittel schon ein Gott ist, warum hat er sich nicht umgehend zur Unfallstelle teleportiert? Wenn er im nachinein die ganze Situation beurteilen kann und sowieso immer alles perfekt und richtig macht, wäre das doch wohl das geringste Problem gewesen? Und dann hättest Du auch garnix "dummes" machen können.
Ich bewundere deine Ruhe. Bei einem schwereren Verkehrsunfall anzuhalten und zu helfen, erfordert schon ein gehöriges Maß an Courage. Mit den Arschlöchern außenrum wird es nochmal deutlich belastender. Und dann kommt so einer daher und redet Müll... In dem Moment hätte ich sicher die Beherrschung verloren. Ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber was zu viel ist, ist zu viel.
Zitat:
Ich weiß zwar, das man als Ersthelfer eigentlich nie was falsch machen kann, aber verunsichert hat mich es dann doch.
Was ist den die Meinung von Euch Profis?
Ewald
Ich habe in verschiedenen LSM- und EH- Kursen sowie beim Bund (Helfer im Sandienst, gehört zur Grundausbildung) und beim THW immer gelernt, dass der Helm eher runter soll, wenn der Verunfallte keine eigene Entscheidung mehr treffen kann.
Meine persönliche Meinung: Ich muss helfen können. Das geht mit Helm auf nicht vernünftig. Ich schaue mir den Unfallort an, und wenn ich nicht gerade das Gefühl habe, dass der Verletzte fast zwingend was an der HWS haben muss, nehme ich vorsichtig den Helm runter. Dabei mache ich meines Erachtens tendenziell weniger kaputt, als wenn ich garnix mache.
Von daher, falls mal jemand eine gecrashte CB 500 S mit LU-IH auf dem Kennzeichen findet, neben der ein nicht ansprechbarer Typ in schwarzer Büse- Lederkombi oder sandfarben- schwarzer Rukka- Textilkombi liegt: Bitte runter mit der Murmel und nach kräften helfen. Dankeschön 🙂
Edler Ritter Twindance, sach´doch bitte was dazu, haben die Notärzte nu´ne Flex für´n Helm dabei oder nicht ??? Oder machen die das einfach per Topspin-Vorhand mit´m Exkalibur....😁😕..aua meine Backe...ich spüre die Backpfeife schon....
Meine Meinung ist immer, ne schnelle aber falsche Entscheidung bringt´s nicht, die Kunst ist immer und überall schnell und richtig zu entscheiden, und bloß dass man überhaupt was macht, die Murmel nem Bewußtlosen runterrupfen, der nicht sagen kann, ob der Hals was abgekriegt hat oder nicht, find ich auch nicht gut, wenn 30 Sekunden später der Profi mit ner zarten Helmflex gekommen wäre. Ich habe schon öfters von Wirbelbrüchen gehört, die völlig glimpflich abliefen, weil die Wirbelsäule eben nach dem Unfall nicht belastet wurde und der Verletzte gleich "verschalt" wurde...konnte sogar gleich wieder laufen...wenn der "Depp" bloß nicht in dem Zustand sein Mopped selbst aufgehoben hätte...
Die Frage ist halt, geht stabile Seitenlage auch mit Helm zur Not, dass man nicht an der Kotze oder an der Zunge erstickt, denn das wäre ja höchst und unmittelbar lebensbedrohlich, und könnte man nicht zur Not, vielleicht mit ner speziellen Maske auch durch´s offene Visier durch beatmen. Die Zunge könnte man ja zumindest durch´s offene Visier vielleicht aus dem Rachen fummeln, die Kotze evtl. auch rausräumen, wenn man dabeibleibt und genau aufpasst...aber ICH WEIß DAS NICHT, ICH RATE NUR HERUM.
Aber stabile Seitenlage, also mit Kopf in den Nacken mit angeknakster HWS ist wohl auch problematisch, vermute ich mal....
Was ist besser, schneller und weniger richtig oder weniger schnell aber dafür richtiger entscheiden ???....Mich haben schon viele völlig schwachsinnige aber dafür pfeilschnelle Ärzteentscheidungen (vermutlich auch kriminell korrupt motivierte) öfters fast das Leben gekostet...nicht wegen Notfall, nur wegen hirnverfaultem schreiendem Inkompetenz-Schwachsinn, KV-Abrechnungsprofitgier-Speed-Entscheidungen, nichts weiter...oder eben kriminelle vorsätzliche Fehlentscheidungen, das gibt´s halt auch mal...
Es gibt sicher viele Mediziner die deutlich mehr Segelkurse oder Club Med Tauchkurse machen als Fortbildungen....da liege ich doch sicher richtig....und dann eine pfeilschnelle Entscheidung ohne jeglichen Notfall oder Notwendigkeit...nur wenn das Skalpell schon drinsteckt, geht der Abgrund seinen Weg...ähem geht der Weg in den Abgrund...nur so am Rande.
PS: Wäre schön, wenn ein wahrer Profi mal was dazu sagte, einige wenige gibt es sicher....twindance verriet doch mal, dass er Notarzt war oder ist.
denn: ICH HABE KEINE AHNUNG VON DER MATERIE
Zitat:
Original geschrieben von Kawa_Harlekin
PS: Wäre schön, wenn ein wahrer Profi mal was dazu sagte,
Na, der Metalmaster hat doch schon was geschrieben. Oder zählt für dich jemand, der im Rettungsdienst gearbeitet hat, nicht als Profi? Einen ausgebildeten Humanmediziner haben wir hier glaube ich nicht, wenn Du auf so jemanden wartest.
Doch, natürlich zählt für mich ein sehR erfahrener Rettungshelfer/Rettungssanitäter sehr als Voll-Profi, aber der Metalmaster sagte, dass der Notarzt im wesentlichen den Helm auch nicht anders runterzieht, als der Ersthelfer. Das kann ich gar nicht glauben, ich meine wirklich mal gehört zu haben, die würden das schnell mit ner Flex machen.
Wenn nicht, pack ich mir gleich ne Akkuflex ins Bordwerkzeug...
Gruß
PS: Geht´s schon wieder los mit dem Ritter Online-Maulwurf, das "R" oben stand schon da...und schwupps wars weg....hier ist´s ja zum lachen, aber wenn die Vitalfunktion-PC´s eines Notarztes genauso spinnen, wie meiner, dann gut´ Nacht....
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Na, von Flex hab ich noch nie was gehört. Was ja aber nix heißen muss.
Nochmal zum Thema Hilfeleistung die Wikipedia, ist lang und keine leichte Kost, aber ganz interessant:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtliche_Aspekte_bei_Hilfeleistung
Naja...von einer Felx hab ich auch noch nichts gehört....hört sich für mich aber höchst abenteuerlich an. Hat aber nichts zu bedeuten😉
Ich habe meinen letzten EH-Kurs 2006 gemacht, und da haben wir das Thema ausgiebig diskutiert. Die Philosophie der Kursleiterin war die, dass so viele wie möglich Entscheidungen nach dem "Wenn-Dann"-Schema ablaufen sollen, d.h. wenn bestimmte Faktoren vorliegen, dann macht man dies, wenn bestimmte andere Faktoren vorliegen, dann macht man anderes.
Bei der ersten Hilfe am Unfallort hat der Ersthelfer im Grunde zwei primäre Ziele: Dafür sorgen, dass schnell kompetente Hilfe kommt und dafür sorgen, dass das Unfallopfer lang genug lebt, um mit dieser Hilfe was anzufangen.
Dabei wird allgemein das Kriterium "Am Leben bleiben" höher eingeschätzt als das Kriterium "körperlich unversehrt bleiben". Wenn man zum Beispiel einem Unfallopfer eine Herzmassage verpasst und ihm dabei (gar nicht so unwahrscheinlich) die Rippen bricht, dann hat man richtig gehandelt und kann anschließend deswegen auch nicht rechtlich belangt werden. Und selbst wenn man als Ersthelfer einen Fehler macht, den ein Rettungssanitäter nicht gemacht hätte, kann man dafür nicht belangt werden, es sei denn, es war Vorsatz. Für unterlassene Hilfeleistung dagegen schon.
Um ein Unfallopfer am Leben zu erhalten, muss man dafür sorgen, dass zwei Dinge funktionieren:
1. der Herzschlag
2. die Atmung
Man kommt also angerannt, und da liegt einer mit einem Helm auf dem Kopf.
Frage 1: Ist er ansprechbar? Das kann man herausfinden, indem man ihm nicht zu zimperlich an der Schulter rüttelt. Man kann ihn auch (wenn man da rankommt) kneifen, die Haut zwischen Schlüsselbein und Schulter lässt sich sehr gut zwischen zwei Fingern zwirbeln. Wer da nicht schreit oder reagiert, der ist weg.
Frage 2: Wenn einer weg ist, was könnte dann sein? Entweder sein Kreislauf ist zusammengebrochen, dann muss der Helm runter, der Mann muss beatmet werden, außerdem braucht er eine Herzmassage. Oder er atmet nicht mehr, weil irgendwas in seinem Rachen steckt, dann muss der Helm runter, damit man da rankommt. In beiden Fällen wird der Mann innerhalb von Minuten sterben, wenn man über das Helmabnehmen nachdenkt und nix tut. Da ist es dann schon egal, ob das Genick gebrochen ist oder nicht. Oder der Mann atmet, ist aber nicht bei Bewusstsein, dann muss er (nach Überprüfung, ob Atemweg frei ist) in die stabile Seitenlage gebracht werden, der Kopf muss überdehnt werden - das geht nicht mit Helm, also muss der Helm runter. Außerdem kann man mit Helm auf sehr schlecht überprüfen, ob einer schnauft oder nicht.
Nach Aussage der Kursleiterin gibt es kein sinnvolles Szenario, bei dem das Helmdrauflassen die Überlebenschancen eines bewusstlosen Unfallopfers erhöht. Deshalb Helm runter.
Ist der Mann bei Bewusstsein, dann kann er selbst entscheiden, was er will, und daran kann man sich dann ja halten. Aber einer, der bei Bewusstsein ist, der bleibt es meistens auch bis der Arzt kommt.
Sampleman
Ich finde es richtig klasse, dass dieses Thema so viel ernsthaften Zuspruch findet. Zum Thema Gaffer gibt es viele Geschichten. Ich gehöre Grundsätzlich zu denen die zum Unfallopfer eilen würde und den anderen Aufgaben gibt wie "ruf ma die Polizei, stell ma Warndreieck auf etc"., denn das Handeln ist das Wichtigste nicht das Befolgen medizinischer Facheinweisungen 😉. An eine Flex kann ich mich in der KTW-Ausrüstung nicht erinnern, geschweige denn, dass man darauf ausgebildet wurde 😉. Vlt. mit der einer Knochensäge? 😁 Denkt dran, dass in 99% der Fälle erstmal Rettungssanis anwesend sind, keine Notärzte, und die behandeln und stabilisieren das Opfer bis die Ärzte mit dem Notarztwagen eintreffen und übernehmen. Kann mir kaum vorstellen das die anfangen mit einer Flex herum zu hantieren, zumindest nur äußerst selten 😕. Aber egal. Ich denke, dass hier im Groben die richtige Einstellung herrscht: "Handeln"! Gerade die psychologische Betreuung des Opfers und auch der Anwesenden spielt eine wesentliche Rolle. Dazu gehört auch die Ablenkung. D.h. fängt an ein Anwesender auf die Verletzungen zu reagieren wie z.B. "Mein Gott, dass sieht aber nicht gut aus!", weg mit ihm. Aber sagt nicht "Haun se ab" sondern verteilt Aufgaben auch wenn sie überflüssig sind. Schickt sie Decken holen, die Straße absichern, den verkehr runter bremsen oder was auch immer, aber weg von der Unfallstelle oder aber bezieht sie direkt mit ein sofern möglich. Schwätzer am Unfallort sind überflüssig. Verhaltet euch gegenüber dem Opfer immer positiv. Fangt nicht an mit "Ist nicht so schlimm. Wird schon wieder. Kannst dir ja ein neues Mopped holen.". NIEMALS auf den Unfall ansprechen. Auch nicht ständig fragen "Gehts dir gut, tut was weh?". Unterhaltet euch mit dem Opfer und versucht hintergründig zu erfahren ob alles ok ist. Erzählt von euch, z.B. "Mensch, ich fahr auch Motorrad....ich fahre eine blablabla". das schafft Vertrauen und Ruhe. Haltet vor allem das Opfer davon ab seine "Wunden" zu sehen. Ist der rechte Arm offen gebrochen, dann kniet auch links daneben. Liegt die Maschine recht, dann kniet auch links neben ihn, um seinen Blick davon abzulenken. dann zählt die Situationspyramide, die mit der Wichtigkeit der Dinge steigt. Ist er bei Bewusstsein, Helm auf lassen und betreuen. Dabei unauffällig die Gesamtsituation abchecken. D.h. z.B. Blickkontakt mit dem Opfer und unterhalten, dabei mit einer Hand die Beine abtasten und auf eine Reaktion des Opfers achten. Reagiert das Opfer auch auf festere Drücken des Oberschenkels schlecht, schlecht oder garnicht oder berichtet auch über keinerlei Schmerzen, so ist ein schwerer Schock evtl. sogar eine Wirbelsäulenverletzung mit Lähmung möglich. Spürt das Opfer seine Beine offensichtlich und scheint auch die Wirbelsäule nicht stark verletzt zu sein weiter betreuen, bei Schockverhalten Füße leicht erhöht lagern. Bei Bewusstlosigkeit Helm runter, Vitalfunktionen checken, falls nötig Beatmen, bei Herzstillstand Reanimieren. Sollte das Opfer noch atmen, aber nicht bei Bewusstsein sein, stabile Seiten lage und Vitalfunktionen überwachen. Aber das aller Wichtigste kennt ihr ja, ruhigbleiben und Lage überblicken. All das Wissen bringt nix, wenn ihr panisch umhertänzelt und das Opfer euch sagt was ihr machen müsst 😉
Gebe zu, habe das mit der "Helm-Flex" auch schon sehr lange nicht mehr gehört, in Ersthelfer-Kursen waren Motorradfahrer auch eigentlich nie ein spezielles Thema. Aber vor ca.25 Jahren bei meinem ersten EH-Kurs wurde das mal gesagt, wohl so´n Ding, mit dem man auch nen Gips aufsägt....in den Schädel darf natürlich keiner reinsägen, wie sie einem öfters wohl beim Gips-abnehmen mal ins Bein reinschnitzen mit dem Ding. Wenn´s ewig dauert, ist´s natürlich auch nix.
Wie gesagt, ich habe keine Ahnung von der Materie und lasse mich sehr gerne belehren.
Gruß
Ich mein es in keinster Weise kritisch 😉. Ich finde es super, dass es soviele Interessierte für dieses Thema gibt. Schließlich kann man jederzeit auf solche Leute angewiesen sein. Ich war froh, dass bei meinem Crash sofort Helfer da waren, auch wenn ich sofort aufstehen kann und sagte ich hab nix. Als der komplette Einsatzzug (Polizei, Notarzt, Rtw etc.) ankam dachte ich mir, gut dass die Leute sich so um einen kümmern. Ich kann und will auch niemanden belehren. Ich bin auch beruflich kein Unfall-Sani, aber beim roten Kreuz wurden wir im Krankentransport/Rettungsdienst für solche Situationen ausgebildet um korrekt handeln zu können. Damit will ich nur sagen, nicht der Beruf kann einen zum Lebensretter machen, sondern das was man dabei lernt und was einem der eigene Menschenverstand sagt. Es ist nicht schön helfen zu müssen, aber schön helfen zu können 😉. Gesunder Biker sind mir auch lieber 🙂. Daher wünsch ich allen ne unfallfreie Fahrt und auch, dass niemand einen Verunfallten finden muss
Zitat:
Original geschrieben von Kawa_Harlekin
Gebe zu, habe das mit der "Helm-Flex" auch schon sehr lange nicht mehr gehört, in Ersthelfer-Kursen waren Motorradfahrer auch eigentlich nie ein spezielles Thema. Aber vor ca.25 Jahren bei meinem ersten EH-Kurs wurde das mal gesagt, wohl so´n Ding, mit dem man auch nen Gips aufsägt....in den Schädel darf natürlich keiner reinsägen, wie sie einem öfters wohl beim Gips-abnehmen mal ins Bein reinschnitzen mit dem Ding.
Kawa, da ham'se Dich verladen😁
Eine "Gips-Flex" sieht zwar aus wie eine große Dremel mit Flexscheibe, aber die Scheibe dreht sich nicht, die vibriert nur. Und durch die Vibration bricht der Gips auf. Meistens ist zwischen dem Gips und dem eingegipsten Bein o.ä. ohnehin noch eine Lage Mullbinde, aber selbst wenn die "Flex" auf die Haut kommt, richtet sie da keine Schäden an. Das habe ich selbst am eigenen Leib mehrfach ausprobieren "dürfen". Ob man mit einem solchen Teil auch einen Helm aufgesägt bekommt, weiß ich nicht, könnte durchaus sein. Ich glaube allerdings, dass geübte Rettungssanitäter einen Helm schneller und schonender ohne das Werkzeug abbekommen.
Sampleman
Danke sampleman, 😁, wär´ ja nicht das einzige Mal dass ich "verladen" worden wäre, aber vielleicht das erste Mal damals...und ich dachte noch, Mensch, wenn der da jetzt zu tief reinflext...😁, aber angeritzte Haut beim Gipsabnehmen hab´ich schon gehört, ob die Trennscheibe nun hin und her wackelt oder sich dreht.😕
Dass ein geübter Rettungssanitäter die Murmel schnell und schonend runterbringt, glaube ich gerne, ...bloß ich selbst kriege immer den Helm kaum runter ohne mir den Kopf halb abzureißen...😁, wenn dann so ein Ding einen zu fest sitzenden Integral-Helm vielleicht schnell halbieren kann, wäre vielleicht gar nicht so abwegig.
Gruß🙂
Servus miteinander,
seht mal bitte hier nach.
bei Google, unter: Erste Hilfe - Helm abnehmen
Gruß
Frank
Nach den mehrfachen Rufen - da isser.
Zum Ersten -der beschrieben Kollege Notarzt war ´ne Pfeife, RudisHerrchen hat es richtig gemacht. Jeder Ersthelfer hat Lob verdient, in diesem speziellen Fall gleich doppelt. Bei unklarer oder definitiv eingetrübter Bewusstseinslage kommt der Murmelschoner runter, fertig. Es besteht erhebliche Aspirationsgefahr (Verlegung der Atemwege) oder vielleicht sogar Wiederbelebungsnotwendigkeit. Blöd, wenn man dann erstmal mit Helm anfängt! Lieber mit geknickter Halswirbelsäule leben, als mit unversehrter HWS tot! Außerdem wird im öffentlichen Straßenverkehr die HWS-Verletzung überschätzt. Wichtig ist aber, bei der Helmabnahme die HWS durch VORSICHTIGEN Zug zu stabilisieren. Was wesentlich anderes macht der Notarzt auch nicht, nur dass er noch den sogenannten Stiffneck vorher anlegt, eine profane Halskrause.
Ahh der Meister hat gesprochen😉
Stimmt, das hatte man uns auch im EH Kurs gesagt, dass heutzutage nicht mehr viele Motorradfahrer nach nem Unfall eine HWS Verletzung haben. Das läge hauptsächlich daran, dass die Murmeln im laufe der Zeit um einiges besser geworden sind.